Autorinnen und Gastbeiträge →

VKE: Fauxpas (mit Schleife).

Autor:a

ai

Das Landespresseamt veröffentlichte heute ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie Karin G., »Bürgermeisterin« der »Kinderstadt Mini-Bozen«, Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) die Ehrenbürgerschaft ihrer Gemeinde verleiht.

Bürgermeisterin: VKE-Kinderstadt.

Wie das Bild zeigt, wurde die »Bürgermeisterin« vom Verein für Kinderspielplätze und Erholung (VKE) mit einer Trikoloreschleife ausgestattet, wie sie für italienische Bürgermeister typisch ist. Allerdings mussten die Autonomieväter dazumal vehement darum kämpfen, dass die Südtiroler Bürgermeister — im Sinne unserer Besonderheit im Nationalstaat — statt einer solchen Schleife eine Kette mit dem Gemeindewappen tragen dürfen; daher sind das Verhalten des VKE, aber auch die offensichtlich unkritische Haltung Durnwalders, als Rücksichtslosigkeit einzustufen.

Einige Überlegungen zur Staatsflagge wurden bereits hier veröffentlicht.



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

21 responses to “VKE: Fauxpas (mit Schleife).”

  1. hunter avatar
    hunter

    ok. das mit der flagge mag jetzt nicht die grandioseste idee gewesen sein. aber man sollte nicht zu kritisch sein und immer das haar in der suppe suchen. besonders nicht bei projekten wie der kinderstadt, die eigentlich voll und ganz in unserem sinne ist. ich war zwei mal dabei und die sache ist ganz großartig. dort spielen kinder aller sprachgruppen, kinder von migranten, ältere und jüngere usw. friedlich miteinander, es wird ein wunderbarer sprachenmix gesprochen. an einer ecke hört man deutsch. an der anderen italienisch. die kinder gebrauchen beiden sprachen mit einer beeindruckenden leichtigkeit und selbstverständlichkeit. die beschilderungen, die die kinder anbringen sind zweisprachig, man kann in den ”ämtern” immer in seiner muttersprache sprechen usw. im prinzip eine superaktion, der man nicht wegen eines kleinen ”fauxpas” ihre strahlkraft nehmen und ihr positives image verderben sollte. selten werden für die bozner kinder derart kreative und funktionierende begegnungspunkte geschaffen wie in der kinderstadt.

    1. Flo avatar
      Flo

      Als “Fauxpas” würde ich das sicher nicht bezeichnen. Man kann vieles anziehen, aufsetzen oder tragen, so das man auch bei einem Kind wie in diesem Fall sieht, dass es einen Bürgermeister repräsentiert. Wie wärs z.B. mit der europäischen Flagge anstatt die der Staatsmacht gewesen?!
      Wehret den Anfängen! Ist zwar eine ziemlich abgedroschene Aufforderung, passt in diesem Fall aber wie die Faust aufs Auge…

    2. hunter avatar
      hunter

      frage an die daumen nach unten:
      wer war schon mal in der kinderstadt bzw. hat ein “visum” für sie bekommen?
      natürlich ist die kinderstadt nicht über jede kritik erhaben. meine befürchtung ist allerdings, dass man als “fanatiker” rüberkommt, wenn man bei all den tollen dingen, die in bei diesem projekt passieren, diesen einen etwas unglücklichen aspekt herausstreicht. da stimmt irgendwie die relation nicht.
      das ganze erinnert mich an michaela biancofiore und die europeade. die überwältigende mehrzahl derjenigen, die bei der europeade in bozen dabei waren, waren sich einig, dass es ein gelungenes und friedliches fest der völkerverständigung war. die organisatoren bemühten sich, alle befindlichkeiten zu berücksichtigen. die broschüren lagen allesamt in mind. 3 sprachen auf. es wurde in allen stadtvierteln getanzt, die moderation war mehrsprachig usw. alles was michaela biancofiore zur europeade zu sagen hatte, war, dass es eine respektlosigkeit gewesen sei, dass nicht alle gruppen auch auf italienisch begrüßt worden seien. mit dieser kritik stand sie wie eine idiotin da, da eigentlich alle eine riesefreude mit der europeade hatten – gleich ob deutsch- oder italienischsprachig. mit der kinderstadt verhält es sich meines erachtens ähnlich. die machen (fast) alles richtig. vom dreisprachigen logo bis zur zusammensetzung des publikums und des programms.

      1. Rosanna avatar
        Rosanna

        Ich zähle nicht zu jenen, die systematisch Daumen nach unten verteilen, aber ich frage mich doch, wer auf die Idee kam, diesem Kind einfach die Tricolore umzuhängen (die übrigens ganz augenscheinlich nicht von den Kindern selbst gebastelt wurde – hat die also jemand extra gekauft, ist sie ein Überbleibsel des Alpini-Aufmarsches … was soll das alles … ?).
        Deswegen muss man sicher nicht gleich das ganze Projekt anschwärzen und missbilligen, aber ich frage mich doch, ob diese Aktion nicht ein falsches Zeichen ist. Meiner Meinung nach sollte man Kinder nicht mit Staatsinsignien “dekorieren”. Das Wappen von Bozen für diesen Zweck wäre noch ok, aber selbst die Südtiroler Fahne fände ich bei ähnlichen Anlässen unangebracht.

      2. Ida avatar
        Ida

        Die Trikoloreschleife wurde anscheinend selber von den Kindern gebastelt!

      3. Rosanna avatar
        Rosanna

        Sagt wer … ?
        Selbst wenn, darum allein geht es ja auch nicht, wer hat sie angeleitet, wer hat den Stoff besorgt, wer ist auf die Idee gekommen … ?
        Sieht jedenfalls nicht nach einem spontanen Kinder-Einfall “jetzt basteln wir uns die tricolore aus Omas alten Leintüchern aus :-)

        Und wie gesagt, ich finde es ist einfach vor allem fies, einem Kind das umzuhängen und es damit zum LH zu schicken, quasi als Botschafter der “italienischen Stadt” Bolzano. Und dann geht das ganze an die Medien …

      4. hunter avatar
        hunter

        ich kann mir gut vorstellen, dass die kinder die schleife in eigenregie gebasteltet haben. oberster grundsatz der kinderstadt ist, dass erwachsene nicht mitreden oder eingreifen dürfen. sie dürfen die kinderstadt ohnehin nur mit sondergenehmigung betreten. sämtliche interne organisation übernehmen die kinder selbst.
        wenn also die kinder auf die idee gekommen sind, die schleife zu basteln, da sie das vielleicht im fernsehen gesehen haben, dass bürgermeister oder generell politiker (wie z.b. der staatspräsident) so etwas tragen, dann haben sie das halt einfach gemacht. ich denke nicht, dass sich 7- bis 13-jährige der bedeutung solcher symboliken bis in die letzte konsequenz bewusst sein müssen bzw. können. ganz bestimmt werden kinder in der kinderstadt nicht für politische zwecke missbraucht. bitte lassen wir die kirche im dorf.

      5. hunter avatar
        hunter

        die kinder halten in ihrer stadt auch wahlen ab. ist das dann auch politischer missbrauch? und müssen wir ihnen bei diesen wahlen vorschreiben, wie sie ihre kampagnen zu führen haben, damit diese “politisch korrekt” sind?
        das sind kinder – herrgott noch einmal. sie führen die kinderstadt ja nicht als faschistische diktatur und verherrlichen keine verbrecher. sie haben sich der symbolik eines demokratischen eurpäischen staates bedient, weil sie diese symbolik halt kennen. freilich ist diese wahl aus erwachsener südtiroler sicht nicht ganz widerspruchsfrei. aber das ist ein kleiner aspekt innerhalb eines sonst komplett unpolitischen projekts (aus erwachsener sicht, mein ich). bitte verpolitisieren wir nicht auch noch solche dinge wie die kinderstadt. das ist kontraproduktiv.

        wie gesagt, es war vielleicht auch nicht 100-prozentig korrekt, dass bei der europeade nicht alle gruppen auf deutsch UND italienisch in bozen willkommen geheißen wurden. aber die gesamte veranstaltung – die, wie auch die kinderstadt, auf der anderen seite weit mehr zur verständigung und zum zusammenleben beigetragen hat – auf diesen umstand zu reduzieren (wie das biancofiore getan hat), ist idiotisch.

      6. Rosanna avatar
        Rosanna

        O.k. hunter, ich gebe mich geschlagen, es war wahrscheinlich so:
        Das Kinderstadtparlament hat nach einem Ideenwettbewerb in einer demokratischen Abstimmung die Herstellung einer Tricolore für Repräsentationszwecke bei offiziellen Veranstaltungen (z. B. Audienz beim LH) beschlossen.
        Als zweiter Punkt stand die Einführung einer Taschengeld-Steuer auf der Tagesordnung, um die beschlossene Maßnahme finanzieren zu können. In weiterer Folge erging der Auftrag die entsprechenden Materialien auf dem freien Markt zu erwerben (mit der Auflage nur glänzenden Stoff auszuwählen), eventuell wurde für diese heikle Mission ein nicht der Kommune zugehöriger Erwachsener ausgesandt, der allerdings nur unter strikten Auflagen handelte und bei der Entscheidungsfindung nicht involviert war – dieser hatte u. U. auch noch für die Bereitstellung einer Nähmaschine zu sorgen.

        Zu kritisieren wäre also höchstens, dass es sich bei der Tricolore um ein durch Kinderarbeit entstandenes Produkt handelt – und zwar nicht made in Indien oder Bangladesh, sondern mitten in Mitteleuropa!

        Übrigens: Es gibt in der Kinderstadt noch weitere Fahnen, neben einer weiteren Tricolore darf großzügigerweise auch eine europäische hängen. Ein Bozner Stadtwappen habe ich nicht gefunden.
        http://minibz.vke.it/ContentView.aspx?Lang=de-DE&Nid=10516

        Abschließend doch noch meine Frage: Darf es denn nicht wenigstens eine Kinderstadt ohne nationale Symbole geben?

      7. hunter avatar
        hunter

        @ rosanna

        einverstanden. die sind dann mit der kinderstadt-währung losgezogen und haben stoff gekauft. :-)

        noch einmal. ich möchte diesen vorfall nicht überbewertet wissen angesichts dessen, was die kinderstadt leistet. ich finde, dass die relation von pranger und “verbrechen” (wenn man das gesamte projekt betrachtet) nicht stimmt.

        wenn z.b. in der kinderstadt eines der kinder sein eisgeschäft oder sein reisebüro mit trikolore-fahnen schmückt um kunden anzulocken, sollten wir dann die kinderstadt an den pranger stellen, da sie nationalistisches gedankengut fördert. mir geht das irgendwie zu weit. es kommt mir so vor, als ob diese fahne für manche das absolut böse repräsentiert – nur weil sie mitunter auch missbraucht wird.
        ich bin selbst antinationalist und würde mir zb. bei einem fussballspiel nie irgendwelche fahnen auf die wangen malen. gleichzeitig bin ich aber tolerant genug, jemandem, der dies tun möchte (auch wenn es ein kind ist), dies nicht zu verbieten oder er bzw. sie deswegen nicht zu kritisieren.

      8. Rosanna avatar
        Rosanna

        die sind dann … losgezogen und haben stoff gekauft.

        Ja, hunter, es gibt angeblich Stoff, aus dem die Träume sein sollen – und Stoff aus dem Alpträume der Menschheit entstanden … von ersterem verstehe ich nicht viel, zu zweiterem gehört eine Prise Fahnen sicher irgendwie dazu.
        In diesem Sinne, träum was Schönes …

  2. hunter avatar
    hunter

    http://www.tageszeitung.it/2013/06/27/die-trikolore-kinde/

    sehr ähnliche argumentation, die frau klotz da fährt. ob das zufall ist?
    ich frage mich auch, was durnwalder hätte tun sollen. das kleine mädchen kommt bestimmt voller stolz, dass sie bürgermeisterin von mini-bz ist und voller aufregung, den landeshauptmann treffen zu können ins palais widmann und der lh ist dann so “kritisch”, wie es eva klotz fordert und sagt: “meine kleine, wenn du nicht diese schleife ablegst, empfang ich dich nicht!”

    1. pérvasion avatar

      sehr ähnliche argumentation, die frau klotz da fährt. ob das zufall ist?

      Zufall? Inwiefern?

      ich frage mich auch, was durnwalder hätte tun sollen.

      Der LH hätte dem Mädchen freundlich erklären können, warum Bürgermeister in Südtirol (gewöhnlich) keine solche Schleife tragen. Dann hätte er ihr vielleicht noch versprechen können, ihr eine Bürgermeisterkette zukommen zu lassen. So viel pädagogisches Feingefühl trau’ ich dem Luis schon zu, dass er das hinbekommt, ohne der Kleinen irgendwas von ihrem Stolz zu nehmen…

    2. Rosanna avatar
      Rosanna

      Ich würde Durnwalder deswegen nicht groß kritisieren, aber gerade der Umstand, dass man ein Kind als Botschafterin mit einem nationalen Emblem ausschickt, hat für mich einen üblen Beigeschmack.

  3. hunter avatar
    hunter

    ich wusste ja, dass ich von meinem besuch in der kinderstadt 2009 noch irgendwo fotos rumliegen habe.

    auch damals haben die bürgermeisterin und ihre vize selbstgebastelte schleifen getragen: trikolore mitsamt meraner wappen in mini-bozen. interessante kombination.

    dies beweist meines erachtens, dass hinter der episode kein fehlverhalten des vke oder gar “politischer missbrauch” von kindern steckt. durnwalder eine “unkritische haltung” vorzuwerfen, halte ich in diesem zusammenhang daher ebenfalls für übertrieben. (wobei man nur anhand eines fotos auch nicht wissen kann, ob er zu dem mädchen nicht gesagt hat: “in südtirol tragen bürgermeister normalerweise eine kette. ich schenk dir für’s nächste mal eine”)

    die kinder möchten einfach nur wie “echte” bürgermeister aussehen – offizialität ausstrahlen sozusagen – und “verkleiden” sich dementsprechend. wie das kinder halt so tun. darüber, welche implikationen diese verkleidungen in der erwachsenenwelt haben, machen sie sich – zum glück bzw. hoffentlich – keine gedanken.

    1. pérvasion avatar

      Vielleicht hast du ja, obschon du hier schon vieles beschrieben hast, noch Lust, einen Artikel über all die positiven Aspekte des »inklusivistischen« Kinderstadtmodells* zu schreiben… womit sich die Kritik an der Schleife auch in einen ausgewogeneren Kontext stellen ließe.

      *) die ich auch nicht kannte und die mich weit mehr beeindrucken, als der »Fauxpas«

      1. hunter avatar
        hunter

        da gibts nicht viel zu erzählen. kinder aller sprach- und herkunftsgruppen können sich anmelden und gemeinsam stadt spielen.

    2. Rosanna avatar
      Rosanna

      Ach, hunter, eigentlich wollte ich einen Schlussstrich ziehen, aber du schaffst es mich zu provozieren.
      So wichtig ist die Sache zwar nicht, diese Dinger auf deinen Bildern sind offensichtlich selbstfabriziert. Aber wenn die Tricolore beim “offiziellen Termin” mit Durnwalder selbstgebastelt ist, komme ich persönlich vorbei und fresse sie wie den sprichwörtlichen Besen (habe Fahnen sowieso zum Fressen gern).

      Warum hat man denn eigentlich nicht diese lustigen Dinger auf den Fotos da genommen?

      Übrigens angesichts der Behauptung, dass Erwachsene in der Kinderstadt quasi wie Extracommunitari behandelt werden, ist die hochrangige politische Präsenz beachtlich. So und jetzt äußere ich mich nicht mehr weiter zu dieser Kinderstadt, denn in der Erwachsenenwelt geht es kindisch genug zu, wie man u. a. daran erkennen kann, dass ein Bürgermeister eine ganze Stadt in ein Fahnenmeer verwandeln ließ, um militanten Gästen zu gefallen.

  4. niwo avatar
    niwo

    Ich gebe zu, dass ich das Projekt VKE Kinderstadt nicht (gut genug) kenne. Ich glaube mich aber daran zu erinnern, vor etlichen Wochen einen Kurzartikel gesichtet zu haben, der darüber berichtete, dass Napolitano der Kinderstadt eine Tricolore spendiert hat. Bitte um Korrektur, sollte meine Erinnerung trügen.
    Sollte dies nicht der Fall sein, dann die Frage: was bezweckt Napolitano mit dieser Geste?

  5. costa avatar
    costa

    Wenn die Kinder alles “allein” getan haben sieht man, dass die Erwachsene schlechte Vorbilder sind. Es ändert sich gar nichts!

  6. m.gruber avatar
    m.gruber

    Nicht auszudenken, was hier zu lesen gewesen wäre, wenn die Bürgermeisterin eine Krone getragen hätte.

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL