Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Unbequeme Forderungen in einer reifen Demokratie.
    Quotation

    Anlässlich der Vorstellung von Kann Südtirol Staat? beim Meraner OstWestClub am 2. August hat die Burggräfler Zeitung (BAZ Nr. 16/2023) ein Interview mit dem Politikwissenschafter Matthias Scantamburlo geführt. Ein Auszug:

    Wenn der Staat eine Abspaltung nicht zulässt und man keine internationale Anerkennung erhält, lässt sich kaum etwas tun, außer sich weiterhin dafür einzusetzen. In einer Demokratie sollte aber ein grundsätzlich politisches Problem wie die Herausbildung eines alternativen Staatsprojekts nicht allein mit Rechtsmitteln gelöst werden. Der Rechtsstaat ist ein wesentliches Element liberaler Demokratien. Allerdings ist es ein Armutszeugnis, die Demokratie auf die Einhaltung von Regeln zu reduzieren. Demokratie ist auch ein Ideal der kollektiven Selbstverwaltung, bei dem politische Entscheidungen auf den Präferenzen der Bürger basieren sollten. Bei einer solchen unbeweglichen Position befinden wir uns vor einem Mehrheitsnationalismus (dem italienischen), der die Einheit der Nation nicht auf dem Konsens seiner Bürger vertritt, sondern auf einer von vornherein gegebenen Legalität. Also ein Nationalismus, der sich vom Konzept der liberalen Nation abwendet und sich in dieser Frage auf einen antidemokratischen Weg begibt. Eine reife Demokratie muss in der Lage sein, eine unbequeme Forderung wie die Abspaltung eines Territoriums zu bewältigen.

    Scantamburlo lehrt an der Universidad Carlos III de Madrid und hat im Buch das Kapitel Strategien zur Erreichung der Unabhängigkeit bearbeitet.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08 09



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • L’indipendentismo rimosso di Michela Murgia.
    Quotation

    Autor:a

    ai

    |

    1 Comentâr → on L’indipendentismo rimosso di Michela Murgia.
    Quotation

    Michela Murgia è stata un’indipendentista sarda. La cosa sembra quasi essere sfuggita ai media italiani. Il settimo capitolo del suo Viaggio in Sardegna (Einaudi, 2008), lo dice chiaramente, la sua candidatura come presidente della Sardegna (2014) lo testimonia, e le sue dichiarazioni anche più recenti mostrano come sino alla fine lei sia rimasta un’indipendentista. Nella sua ultima intervista sul Corriere della Sera dichiarava: Gli scrittori postcoloniali, che hanno avuto successo non nella loro lingua originaria ma in quella dominante del colonizzatore, tendono a cercare un terzo spazio, una terza patria. (…). Per me, che sono sarda e scrivo in italiano, è la Corea».

    Questo è un pensiero profondamente indipendentista. Il suo stesso essere una scrittrice sarda, come ha detto sino all’ultimo momento, è stato svalutato in molte cronache italiane, e solo pochi giornali hanno ricordato che le canzoni scelte da lei stessa per terminare il suo funerale siano state A diosa (nota come No potho reposare) e Deus ti salvet Maria. Michela Murgia sosteneva che fosse impossibile spiegare l’indipendentismo sardo agli italiani, o ai continentali che dir si voglia. Che non è separatismo, né una qualche forma di leghismo, ma ha un carattere generale o, se si vuole, intersezionale. È chiaro che la cultura italiana non ha parole per dirlo se non inquadrandolo in un esoticismo da strapazzo, o rimuovendolo. Eppure, l’indipendentismo sardo dice molto dell’Italia.

    Mi sembra necessario tentare di instaurare un dialogo, proprio partendo dalla rimozione pubblica dell’indipendentismo di Michela Murgia, che non è stata semplicemente un’indipendentista, ma probabilmente la migliore leader indipendentista che la Sardegna abbia mai avuto, e non certo solo sul piano intellettuale.

    da Sarda prima di tutto – Murgia l’indipendentista del sociologo Alessandro Mongili su Domani del 24 agosto 2023

    Vedi anche: 01 02 03 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Stauder und die Frecce.

    Autor:a

    ai

    |

    1 Comentâr → on Stauder und die Frecce.

    Im Namen der Plattform Heimat in der SVP kritisiert der Bürgermeister von Lana, Harald Stauder, einen am Monatsende geplanten Auftritt der italienischen Heereskunstflugstaffel in Südtirol. In einem sensiblen Gebiet wie dem unseren — das Argument könnte von sein — sei eine derartige Vorführung nicht angebracht, so Stauder. Seine ablehnende Stellungnahme rundet er mit ökologischen und wirtschaftlichen Begründungen ab.

    Dreimal sollen die Frecce Tricolori am 25. September die Landeshauptstadt überfliegen und dabei die italienischen Nationalfarben an den Himmel malen.

    Einerseits kann ich nur erfreut sein, dass eine solch unpassende Show endlich öffentlich problematisiert wird. Doch andererseits muss man Stauder leider auch seine totale Unglaubwürdigkeit vorwerfen. Denn während er in diesem Fall vor dem nationalistischen — ja kolonialistischen — Beigeschmack der Übung warnt, war ihm im Fall des Burschenschaftertreffens in Algund die ethnische Sensibilität unseres Landes so egal, dass er die Rechtsextremen gern in seine Gemeinde eingeladen hätte. Und auch sonst nimmt er es mit der Rücksicht auf andere, zumal Minderheiten, keineswegs so ernst.

    Dass die Partei, für die er nun in den Landtag einziehen möchte, eine Koalition mit den neofaschistischen Brüdern (deren Parteiname übrigens eine klare Bezugnahme auf die blutrünstige, antiösterreichische Nationalhymne ist) bis dato nicht ausschließen will, lässt sich mit der von Stauder geforderten Sensibilität ebensowenig in Einklang bringen. Der Forderung seines Parteikollegen Andreas Unterkircher angeschlossen hat er sich meines Wissens ja auch nicht.

    Siehe auch: 01 02 || 01 02 03 04



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Warum ein mehrsprachiges Parlament wichtig ist.
    Bewusstseinsbildung und Lerneffekt

    Mit der neuen Legislatur soll im spanischen Kongress die Mehrsprachigkeit Einzug halten: Zusätzlich zu Kastilisch werden die Abgeordneten im Plenum und in den Kommissionen des Unterhauses dann — wie schon im Senat — auch Baskisch, Galicisch oder Katalanisch sprechen dürfen. Von der katalanischen Nachrichtenagentur ACN befragt, haben mehrere Sprachwissenschafterinnen auf die nicht zu unterschätzende Bedeutung dieses Schrittes hingewiesen, die weit über reine Symbolik und auch über die individuellen Rechte der Abgeordneten hinausgeht. Sowohl Emili Boix, Professor der Universitat de Barcelona als auch seine Kollegin Cristina Gelpí und der UNESCO-Professor für Sprachpolitik Vicent-Climent Ferrando (beide von der Pompeu-Fabra-Universität) waren sich einig, dass diese Neuerung ein wichtiger Beitrag zur Normalisierung der Mehrsprachigkeit im Staat sein wird.

    Die gelebte Mehrsprachigkeit im Parlament wird Bürgerinnen der einsprachigen Regionen regelmäßig den plurinationalen Charakter des spanischen Staates vor Augen führen. Das gilt insbesondere auch für Abgeordnete und Journalistinnen, die nicht aus den mehrsprachigen Gebieten stammen, denn ihnen wird dann quasi täglich die sprachliche Vielfalt ins Bewusstsein gerufen — was auch ihre gesetzgeberische bzw. journalistische Arbeit positiv beeinflussen kann.

    Die Bürgerinnen der baskisch-, galicisch- und katalanischsprachigen Gebiete erfahren hingegen, dass ihre Sprachen auch außerhalb ihrer Regionen ernstgenommen werden und gleichberechtigt bestehen können

    Die befragten Wissenschafterinnen gaben jedoch auch zu bedenken, dass es sich bei der Plurilingualisierung des Parlaments nur um einen ersten Schritt handeln könne, auf den zum Beispiel auch die Gleichstellung der Sprachen in der Staatsverwaltung folgen müsste.

    In Italien könnte die Einführung der Mehrsprachigkeit im Parlament ebenfalls einen wichtigen Lerneffekt für Bürgerinnen, Abgeordnete und Medienvertreterinnen (vgl. 01 02 03) entfalten, doch eine entsprechende Forderung wurde meines Wissens noch gar nie artikuliert. Im Gegenteil: Selbst in den meisten Regionalparlamenten ist der Gebrauch der jeweiligen Landessprachen verboten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 | 05 06 || 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Medizinstudium in Österreich: Bereit sein, Teil der Lösung zu werden.

    In einem Faktencheck des Profil zum ORF-Sommergespräch mit SPÖ-Chef Andreas Babler geht es unter anderem um den Ärztinnenmangel, den es in Österreich — ganz ohne Proporz und Zweisprachigkeitspflicht — ebenfalls gibt. Dabei kommt unter anderem Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) zu Wort, der empfiehlt, das Medizinstudium künftig nur noch für jene kostenlos zu halten, die anschließend auch tatsächlich dem österreichischen Gesundheitssystem zur Verfügung stehen.

    Lösen könnte man das über eine Studiengebühr – und nur wer sich verpflichtet, nach der Promotion in Österreich als Arzt oder Ärztin zu arbeiten, kriegt ein Stipendium.

    – Thomas Czypionka im Profil

    Damit, so die Überlegung, könnte die Zahl der Ärztinnen im Land erhöht werden, ohne neue Studienplätze schaffen zu müssen, die laut österreichischem Rechnungshof übrigens mehr als eine halbe Million Euro kosten — pro Ausgebildeter.

    Südtirolerinnen sind in Österreich bekanntlich inländischen Studierenden gleichgestellt, wenn sie die Matura an einer deutschen oder ladinischen Schule abgelegt haben — ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum Minderheitenschutz. Mit Wien sollte aber rechtzeitig ausgehandelt werden, dass die Gleichbehandlung auch aufrecht bleibt, falls ein Modell umgesetzt wird, wie es Czypionka vorschlägt.

    Dass Österreich Maßnahmen ergreifen wird, um sein Gesundheitssystem zu schützen, scheint derzeit fast unausweichlich. Medizinstudentinnen sollten jedoch auch dann von etwaigen Studiengebühren befreit werden, wenn sie sich dazu verpflichten, in Südtirol zu arbeiten.

    Für die Ausgestaltung dieser Gleichstellung bieten sich freilich unterschiedliche Modelle an. So könnte zum Beispiel allen Studierenden an österreichischen Medizinfakultäten grundsätzlich angeboten werden, sich zur Arbeit in einem der beiden Länder (Österreich + Südtirol) zu verpflichten. Oder aber Studierenden aus Österreich und Südtirol wird nur angeboten, sich zur Arbeit im jeweiligen Heimatland zu verpflichten, um von der Studiengebühr befreit zu werden.

    Dazwischen gäbe es theoretisch noch weitere Möglichkeiten: Südtirolerinnen, die sich für Österreich als Arbeitsort entscheiden, könnten zum Beispiel ein geringeres Stipendium erhalten als die, die sich ausdrücklich zur Rückkehr nach Südtirol verpflichten.

    Ähnliche Regelungen hat das Land Südtirol ja bereits für die eigenen Stipendien eingeführt. Doch falls sich Österreich für ein System entscheidet, wie es Czypionka vorschwebt, könnte das für Südtirol sehr schnell zur Katastrophe oder zu einem deutlichen Gewinn (tertium non datur) werden — je nachdem ob wir es schaffen, Teil der Lösung zu werden.

    Nicht zuletzt könnte die Einführung eines derartigen Systems ein wichtiger Beitrag dazu sein, den Ärztinnenmangel auch in Südtirol abzumildern, ohne immer wieder nur den Minderheitenschutz zurückzuschrauben.

    Siehe auch: 01 02 03 04



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL