Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Titelgeschichte über CLIL und Sprachunterricht.
    Wochenmagazin »ff« verbreitet Unwahrheiten

    Sprache und Sprachunterricht sind in Südtirol sehr emotionale Themen […] — und über nichts wird hierzulande so kenntnisfrei geredet wie über Spracherwerb.

    Ein interessanter und wahrscheinlich gar nicht so abwegiger Befund, den ff-Autor Georg Mair in seine dieswöchige Titelstory (»So schwere Sprachen«) einflicht. Eine wünschenswerte Konsequenz daraus wäre gewesen, sich einen Überblick über die tatsächliche Situation in Südtirol anzueignen, bevor man sich an den Computer setzt und einen Artikel darüber schreibt. Geschehen ist dies aber wohl höchstens in überschaubarem Umfang, wenn Mair in einem einzigen Absatz so viele leicht widerlegbare Vorurteile unterbringt, wie etwa hier:

    Helfen ein Jahr in der zweiten Schule, neue Richtlinien für den Sprachunterricht oder Projekte wie Clil, bei dem zwei Fächer auf Englisch oder Italienische [sic] unterrichtet werden, wenn es auf dem Land keinen Kontakt zwischen den Sprachgruppen gibt? Die letzten Italiener weggezogen, Carabinieri, die Deutsch sprechen, Ämter, auf denen man sich leicht in der eigenen Muttersprache durchschlagen kann, und im Landtag eine starke deutsche Opposition, die “los von Rom” will.

    Laut Volkszählung 2011 wächst der Italieneranteil in fast allen Bezirken unseres Landes. »Carabinieri, die Deutsch sprechen« und »Ämter, auf denen man sich leicht in der eigenen Muttersprache« durchschlagen kann, gibt es immer seltener: Laut Astat-Sprachbarometer 2014 gab es bezüglich Zweisprachigkeit im Amt nicht nur keine Verbesserung, sondern im Lauf von nur zehn Jahren gar eine dramatische Verschlechterung. Was die starke Opposition, die »los von Rom« will, mit den Sprachkenntnissen zu tun haben soll, ist schleierhaft. Das Sprachbarometer belegt jedenfalls, dass selbst die deutschsprachigen SüdtirolerInnen Italienisch (noch vor Deutsch) für die wichtigste Sprache halten, um in Südtirol zu leben. Und wenn man eine Sprache für wichtig hält, wird man sie wohl kaum vernachlässigen.

    Denn die Selbstverständlichkeit, sich in der eigenen Muttersprache verständigen zu können, hat zu einer weit verbreiteten Einsprachigkeit geführt.

    Auch hierzu hat das Sprachbarometer 2014 eine Antwort parat: Im Vergleich zu 2004 sind die Zweitsprachkenntnisse deutlich besser geworden — sprachgruppenübergreifend. Mair liegt also wieder falsch.

    “Die Haltung, wir brauchen die zweite Sprache nicht mehr”, sagt etwa der Sprachwissenschaftler Franz Lanthaler, bis zu seiner Pensionierung Englischlehrer an einer Meraner Oberschule, “macht sich vor allem bei deutschsprachigen Südtirolern breit.” Lanthaler nennt als abschreckendes Beispiel eine Meraner Oberschülerin, die bei der Matura sagte: “Io andare a …”

    Eine Quelle für Lanthalers verallgemeinernde Behauptung wird nicht genannt. Einzelfälle sind vielleicht recht einprägsam, aber sicher nicht repräsentativ.

    Immerhin deckt Mair in seinem Beitrag auf, dass Südtiroler CLIL-Lehrer nur eine 150-stündige Ausbildung absolvieren (Standard wären 500 Stunden) und dass immer noch keine Daten über Erfolg und Misserfolg der CLIL-Methode vorliegen, deren Evaluierung man einer römischen Erziehungswissenschaftlerin übergeben hat. Trotzdem scheint die aktuelle Titelgeschichte eine weitere verlorene Chance zu sein, mit der nötigen Akribie und Sachkenntnis an die Materie heranzugehen. Einmal mehr werden falsche Vorurteile unter die Leute gebracht, was einer sachlichen Diskussion nicht wirklich zuträglich ist.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07



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  • Senator schießt kapitalen Autonomie-Bock.
    Zentralstaat zum Freiwild erklärt

    +++ Achtung, Achtung! +++ Die Südtirolautonomie hat wieder einmal eine substanzielle Aufwertung erfahren, womöglich wird der Konvent nun überflüssig. Wie Senator Karl Zeller (SVP) mit verständlicher Genugtuung mitteilt, hat die Zwölferkommission nämlich eine Durchführungsbestimmung genehmigt, wonach Südtirol sogar die jagdbaren Tierarten selbst festlegen kann.

    Hurra! Eine kaum zu überschätzende Errungenschaft für dieses Land, dessen altes Autonomiestatut von 1972 (Artikel 8) die Jagd zu den primären Kompetenzen zählt.

    Also, nochmal für alle Ungläubigen zum Mitschreiben: Das Land Südtirol kann fortan in seinem primären Zuständigkeitsbereich selbst entscheiden, welche Arten während der Jagdzeit erlegt werden dürfen. Es muss dafür nur ein positives Gutachten des staatlichen Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale (ISPRA) einholen, dann noch ein positives Gutachten des italienischen Landwirtschaftsministeriums und schließlich das Einvernehmen des italienischen Umweltministeriums. Sozusagen hat Rom quasi nix mehr zu sagen. Und… nun ja… natürlich muss für die Maßnahme die wissenschaftliche Notwendigkeit vorliegen. Yes – we – can!

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02 03



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  • Selbstbestimmung für Kurdistan?
    Präsident Barzani beruft sich auf Schottland, Katalonien und Québec

    Masud Barzani, Präsident des zu Irak gehörenden Teils von Kurdistan, hat gestern die Anberaumung eines nicht bindenden Referendums über die Eigenstaatlichkeit Kurdistans angekündigt. Ein genaues Datum nannte er nicht; es sei jedoch seine feste Absicht, die Befragung noch vor den US-Präsidentschaftswahlen abzuhalten, die im November stattfinden werden.

    Wenn die Kurden darauf warten, dass ihnen andere die Unabhängigkeit als Geschenk überreichen, werden sie sie [die Unabhängigkeit] nie erlangen.

    — Masud Barzani

    Barzani unterstrich, dass ein positiver Ausgang nicht direkt zu einer Unabhängigkeitserklärung führen werde. Vielmehr wolle man der Welt zeigen, dass der Wunsch nach einem eigenen Staat besteht, um dann auf dieser Grundlage mit allen beteiligten Akteuren in Verhandlungen zu treten.

    Kurdistan erfüllt — genauso wie Schottland, Katalonien, Québec und andere — alle geographischen, geschichtlichen und menschlichen Voraussetzungen [für die Unabhängigkeit]. Wie die Menschen in diesen Gebieten das Recht haben, über ihre Zukunft zu entscheiden, steht dies auch den KurdInnen zu, darüber gibt es nichts zu diskutieren.

    — Masud Barzani

    Im Jahr 2005 hatten sich in einer nicht offiziellen, selbstverwalteten Befragung bereits rund zwei Millionen Kurden für einen eigenen Staat ausgesprochen. Nach Barzanis gestriger Mitteilung hat die irakische Regierung bereits mitgeteilt, dass die dortige Verfassung keine einseitige Abspaltung vorsehe.

    Ein Referendum findet auch im Rahmen eines friedlichen und modernen Prozesses statt, um mehr Frieden in der Region zu schaffen und denen ihre Rechte zurückzugeben, die ihrer beraubt wurden. Dies wird ohne Gewalt und durch Verständigung und Dialog geschehen und wird niemanden gefährden.

    — Masud Barzani

    Siehe auch: 01



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  • Convenziun: N memorandum ladin.
    »Vorschläge für ein politisch-kulturelles Programm zugunsten der ladinischen Volksgruppe«

    Der laufende Südtirolkonvent ruft verschiedenste politische, gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Akteure auf den Plan, die den TeilnehmerInnen ihre Anregungen für die Überarbeitung des Autonomiestatutes zukommen lassen. So ist nun auch ein umfassendes »ladinisches Memorandum« erschienen, das wir hier in voller Länge wiedergeben.

    Zu den beiden Verfassern:

    • Dr. Lois Trebo ist Schullehrer in Ruhestand, seit den 70er Jahren in ladinischen Kulturvereinen tätig, Autor mehrer Bücher über Volks- und Brauchtum sowie unzähliger Beiträge in der ladinischen Wochenzeitung Usc di Ladins.
    • Dr. Erwin Valentini war in den 70er Jahren Universitätsprofessor in Leuven (Flandern) und hat anschließend fast 30 Jahre lang in Luxemburg mit der Europäischen Kommission im Bereich der automatischen Übersetzung in mehreren Sprachen gearbeitet. Ende der 90er Jahre hat er die Leitung des SPELL (Servisc per la planificazion y elaborazion dl lingaz ladin) übernommen und das Projekt 2003 mit der Veröffentlichung von Grammatik und Wörterbuch des Ladin Standard abgeschlossen.


    Präambel
    Ursachen des Rückgangs der ladinischen Sprache

    Die Bedürfnisse der ladinischen Volksgruppe sind weitgehend bekannt, wie auch die Maßnahmen, die dazu geeignet wären, der progressiven Schwächung der ladinischen Sprache entgegenzuwirken. Hier seien einige Ursachen, die für den Rückgang der Sprache verantwortlich sind, erwähnt:

    • Zersplitterung Ladiniens in verschiedene politisch-rechtliche Körperschaften: 2 Regionen, 3 Provinzen, 5 Talgemeinschaften; dies trägt zum Auseinanderdriften der ladinischen Täler bei (z.B. Sprachnormierung).
    • Es fehlt ein politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum in Ladinien.
    • Unterschiedliche sprachliche, kulturelle und schulische Ausrichtung der ladinischen Täler.
    • Sprachpolitische Verselbstständigung der verschiedenen Idiome mit Bildung lokaler Identitäten.
    • Es fehlt die politische Anerkennung einer Einheitssprache.
    • Großer Einfluss der anderssprachigen Medien und des Verlagswesens.
    • Ladinien fehlt, im Gegensatz zu den anderen Volksgruppen, ein sprachliches Hinterland, aus dem es wesentliche Kulturgüter (z.B. Sprach- und Schulmittel, Literatur, Fernsehprogramme, usw.) schöpfen könnte, was vor allem für die Modernisierung und den Ausbau der Sprache nützlich wäre.
    • Mangelhafte Präsenz des Ladinischen im öffentlichen Leben und im privatwirtschaftlichen Bereich.
    • Zuwanderung Anderssprachiger.
    • Abwanderung von Ladinern.
    Ein gesamtladinischer Ansatz ist erforderlich

    Die ladinischen Täler Val Badia, Gherdëina, Fascia, Fodom mit Col St. Lizia und Anpezo bilden trotz ihrer teilweise unterschiedlichen politischen, sozialen und kulturellen Ausrichtung einen einheitlichen Kultur- und Sprachraum. Die Erhaltung und Förderung der ladinischen Sprache und Kultur verlangt deshalb grundsätzlich einen ganzheitlichen Ansatz; Teillösungen, wenn sie nicht Teil eines ganzheitlichen Förderungskonzeptes sind, sind sogar dazu geeignet, die bestehende Zersplitterung zu verstärken und somit den Zusammenhalt Ladiniens zu gefährden. Die ladinische Kulturpolitik muss deshalb danach streben, einen weitgehend einheitlichen rechtlichen Rahmen für alle ladinischen Täler zu schaffen, als Voraussetzung für eine einheitliche Handhabung der Rechte und Bedürfnisse der ladinischen Volksgruppe. Die statutarischen Rechte der Ladiner Südtirols (Badia und Gherdëina) und des Trentino (Fascia) sollen langfristig vereinheitlicht und den Ladinern Venetiens (Fodom, Col St. Lizia und Anpezo) zuerkannt werden. Dies könnte gewährleistet werden, wenn die drei ladinischen Gemeinden Venetiens an Südtirol angeschlossen würden. Die Wiedervereinigung ist eine Grundforderung, die die ladinische Bevölkerung in den entscheidenden Momenten ihrer Geschichte erhoben hat:

    • 1918: Forderung des Selbstbestimmungsrechts durch die ladinischen Bürgermeister;
    • 1946: Kundgebung auf dem Sellajoch gegen die Zersplitterung und für die Wiedervereinigung der Ladiner;
    • 2007: Referendum in den ladinischen Gemeinden Venetiens für deren Anschluss an Südtirol.

    Diese historische Forderung umzusetzen, sollte eine vorrangige Aufgabe der Politik und insbesondere der Lia di Comuns Ladins (Verband der ladinischen Gemeinden) sein.

    Rechte, Forderungen, Bedürfnisse

    Es muss klar unterschieden werden, welche Rechte den Ladinern laut Gesetz (Verfassung, Autonomiestatut, Durchführungsbestimmungen, etc.) zustehen und welche Forderungen sich aus dem allgemeinen Prinzip der Gleichstellung der drei Sprachgruppen und des Schutzes der Sprachminderheiten ergeben. Was die gesetzlich verankerten Rechte betrifft, soll deren Umsetzung eingefordert werden, wenn nötig mit gerichtlicher Hilfe; Förderungsmaßnahmen zugunsten von Sprache und Kultur sollen in Rahmen des politischen Dialogs zwischen Minderheit und Mehrheit beantragt und konkretisiert werden. Seitens der Politik werden jedoch nicht nur Ankündigungen von allgemeinen Grundsätzen und guten Absichten erwartet, diese müssen auch in die Tat umgesetzt werden. Die Bedürfnisse der ladinischen Minderheit dürfen nicht nach einem rein numerischen Proporz gemessen werden, sie sind teilweise anders und verhältnismäßig viel größer als diejenigen der anderen zwei Volksgruppen in Südtirol. Übrigens gilt das Prinzip, dass eine Demokratie danach bewertet wird, wie sie mit den Bedürfnissen ihrer Minderheiten umgeht.

    A. Politische Maßnahmen zugunsten der Ladiner
    A.1 Gesamtladinien
    1. Die autonomen Länder Südtirol und Trentino und die Region Venetien sollen sich in Rom für den Wiederanschluss der drei ladinischen Gemeinden von Belluno an Südtirol stärker einsetzen; der im Jahre 2007 bei einer Volksabstimmung in den drei Gemeinden bekundete Wille (über 80% für den Anschluss) darf nicht ignoriert werden; das 1923 von den Faschisten begangene Unrecht der Aufteilung der Ladiner soll endlich aus der Welt geschafft werden; das Thema müsste in Rom zur Sprache gebracht und auf die Tagesordnung des Parlamentes gesetzt werden.
    2. Im Rahmen der laufenden Parlamentsreform bzw. der Wahlgesetze und des Autonomiestatutes soll die Errichtung eigener Wahlkreise für die 18 Gemeinden und 3 Ortschaften des ladinischen Territoriums angestrebt werden.
    3. Die autonomen Länder Südtirol und Trentino und die Region Venetien sollen gesamtladinische Initiativen und Organisationen fördern und eine Infrastruktur schaffen, die zu einer breiteren Zusammenarbeit zwischen den Tälern und zu einer Stärkung der politischen und kulturellen Einheit Ladiniens führen können.
    4. Die Lia di Comuns Ladins soll mit konkreten Befugnissen und Mitteln ausgestattet werden. Sie soll sich dafür einsetzen, dass den Ladinern aller Täler die gleichen Rechte zuerkannt werden.
    5. Die autonomen Länder Südtirol und Trentino und die Region Venetien sollen die Union Generela di Ladins dla Dolomites als kulturelle Vertreterin aller Dolomitenladiner im Sinne des Art.3.1. des Minderheitenschutzgesetzes 482/1999 und auch als Ansprechpartnerin der Lia di Comuns Ladins anerkennen, nach dem Muster der Lia Rumantscha in Graubünden.
    6. Die ladinischen Passstraßen sollen durch bauliche Maßnahmen so gesichert werden, dass sie das ganze Jahr befahrbar sind. Die Einführung einer allgemeinen Maut oder anderer Verkehrsbeschränkungen führt nur zu einer zusätzlichen gegenseitigen Abschottung der ladinischen Täler und der Ladiner.

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  • CPI: Gewalt und systematische Verharmlosung.

    Autor:a

    ai

    |

    1 Comentâr → on CPI: Gewalt und systematische Verharmlosung.

    Vor wenigen Tagen soll ein Stadtviertelrat der faschistischen CasaPound (CPI) einen Jugendlichen krankenhausreif geschlagen haben. Das will die Polizeieinheit DIGOS herausgefunden haben.

    Die rechtsextremistische Organisation leugnet den Vorfall zwar und stellt sich demonstrativ hinter den Beschuldigten, es war aber nur eine Frage der Zeit, bis Derartiges — wieder! — vorfällt. Der mutmaßliche Täter, Davide Brancaglion, soll bereits am Hinterhalt beteiligt gewesen sein, bei dem im vergangenen März drei linke Jugendliche von mehreren Neofaschisten brutal zusammengeschlagen worden waren. Der spätere Stadtviertelrat soll einen gerichtlichen Vergleich abgeschlossen haben.

    Wie ist es möglich, dass offen demokratiefeindliche und einschlägig Verurteilte — ohne nennenswerten Widerstand der anderen Parteien — in unseren demokratischen Institutionen sitzen? Der ehemalige Gemeinderat Andrea Bonazza ist gar wegen Wiederbetätigung vorbestraft.

    Bolzano Antifascista, an der Organisation der gelungenen antifaschistischen Kundgebung vom 23. Jänner in Bozen beteiligt, kritisiert nun die auflagenstarke Tageszeitung A. Adige scharf für ihre verharmlosende Berichterstattung. Das Blatt habe — so die Antifaschisten in einem Facebook-Eintrag — die »Entschuldigung« der Neofaschisten wiedergegeben, wonach der verprügelte Jugendliche dabei gewesen sei, eine Wand zu besprühen. Als ob dies irgendetwas rechtfertigen könnte. Außerdem verweise der A. Adige mehrmals auf die Unschuldvermutung — die zwar aus gerichtlicher Sicht gelten muss, aber bei einem Politiker im Rahmen einer politisch motivierten Tat kaum gerechtfertigt ist — und verschweige gleichzeitig systematisch die Vorstrafen des Verdächtigten.

    hatte den A. Adige schon mehrmals für seine gezielt verharmlosenden Darstellungen kritisiert, im Rahmen derer die Neofaschisten sogar als Mitterechtsbewegung bezeichnet wurden. Zudem hatten wir auch die Verantwortung derjenigen »Intellektuellen« und Politiker angeprangert, die trotz dieser unleugbaren Tatsache weiterhin mit dem Tagblatt zusammenarbeiten.

    Doch auch ein seinem Selbstverständnis nach progressives Medium wie Salto hat es kürzlich geschafft, eine Pressemitteilung von CasaPound weitgehend unkritisch zu übernehmen, in der im Zusammenhang mit der Prügelei die angeblich positiven Seiten der neofaschistischen Bewegung (und des beschuldigten Stadtviertelratsmitglieds) in den Vordergrund gestellt werden.

    Heute schließlich schaffte es der A. Adige gar, unkommentiert Teile aus einem skandalösen Dokument des italienischen Innenministeriums zu zitieren, das die politische »Arbeit« von CasaPound unglaublicherweise in hohen Tönen lobt, während die Schuld für Ausschreitungen auf die linken Gegenbewegungen geschoben wird. Dies, während die Neofaschisten in Südtirol immer ungenierter ihre Gewaltexzesse ausleben.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08



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  • Open Spaces: Kommet doch all’.

    Autor:a

    ai

    |

    14 Comentârs → on Open Spaces: Kommet doch all’.

    Wie Markus Lobis (Demos Brixen) war auch ich am Samstag bei der Konventveranstaltung in Bruneck, weil ich den Termin in Brixen nicht wahrnehmen kann. Anders als der ehemalige Gemeinderat bin ich aber leider außerstande, genaue (und despektierliche) Angaben zu geografischer Herkunft und Vereinszugehörigkeit der Teilnehmerinnen zu machen.

    Doch Lobis’ Einschätzung, dass Selbstbestimmungsgegnerinnen und Progressive (zu) dünn gesät waren, teile ich voll und ganz — wobei ich wohltuend feststellen konnte, dass diese beiden Gruppen nicht deckungsgleich sind. Nicht nur wegen der Anwesenheit von lern.

    Ob Bruneck für die weiteren Veranstaltungen des Konvents repräsentativ war, kann man natürlich nicht voraussagen. Die Vielfalt an Positionen, die in der Südtiroler Gesellschaft zweifelsfrei vorhanden sind, war am Samstag jedoch ganz sicher nicht angemessen abgebildet. Das gilt übrigens auch:

    • für die unterschiedlichen Sprachgruppen, wobei wenigstens mehrere Ladinerinnen aus dem unteren Gadertal ihren Weg nach Bruneck gefunden haben;
    • für die Geschlechter, da nur sehr wenige Frauen anwesend waren.

    Die Teilnehmenden ob ihrer angeblichen oder tatsächlichen »Organisiertheit« zu verurteilen, halte ich für keine wirklich gute Idee. Wäre die Gruppe der, nennen wir es konservativen Selbstbestimmungsbefürworterinnen, nicht gekommen, hätte man die Brunecker Veranstaltung ohne weiteres in einer Telefonzelle abhalten können.

    Erstaunlich und bedauerlich ist vielmehr, dass sich die Befürworterinnen von mehrsprachigen Schulexperimenten, der Beibehaltung faschistischer Ortsnamen oder des Verbleibs beim Nationalstaat Italien offenbar kaum aus ihren warmen Stuben locken lassen, um in einem partizipativ-demokratischen Prozess mit Andersdenkenden in einen konstruktiven Dialog zu treten.

    Es wäre schön, wenn sie diese nahezu einmalige Gelegenheit in Brixen, Meran, Neumarkt, La Ila und Bozen wahrnehmen würden.

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Südtirol mitgestalten.
    Themen des Südtirolkonvents

    Hier im Lichte des laufenden Südtirolkonvents der Versuch einer Zusammenfassung jener Forderungen, die wir während der letzten Jahre erhoben haben und deren Formulierung möglicherweise zur Überarbeitung des Autonomiestatuts gehören sollte. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Hierarchie.

    • Anerkennung der Euregio und Ermöglichung grenzüberschreitender Institutionen (einschließlich demokratisch legitimierter Landtage);
    • Möglichkeit der freien Delegierung von Landeszuständigkeiten an die Euregio;
    • Überführung der derzeitigen Region in die Euregio;
    • Anerkennung der Selbstbestimmung der ladinischen, ehemals zu Tirol und zur Diozöse Brixen gehörenden Gemeinden von Souramont (Anpezo, Col, Fodom) und Ermöglichung der Angliederung;
    • Einrichtung eines Selbstverwaltungsorgans der LadinerInnen (nach dem Vorbild des Comun General de Fascia oder — besser — des Conselh Generau d’Aran) mit der Möglichkeit der Einbeziehung von Souramont und Fascia;
    • Zusammenfassung von Gherdëina und Badia (sowie Souramont zum Zeitpunkt der Rückgliederung) zu einer Bezirksgemeinschaft sowie Verpflichtung, die Selbstverwaltung der LadinerInnen zu achten (etwa bei der Neugliederung der Tourismusvereine);
    • Gebot der Förderung von Zusammenarbeit mit anderen ladinischen Regionen (Graubünden, Friaul);
    • Ausnahme Südtirols aus der nationalen »Suprematie« (»nationales Interesse«) und Abschaffung der Unterwerfung primärer Zuständigkeiten an die allgemeinen Reformen der Republik;
    • Verankerung einer Selbstbestimmungsklausel über die staatliche Zugehörigkeit Südtirols;
    • Definition direktdemokratischer und deliberativer Mitbestimmungsinstrumente;
    • Primäre Zuständigkeiten:
      • Kultur;
      • Schule (auch als eine der Voraussetzungen für eine mehrsprachige Schule), Bildung, Universität, Wissenschaft und Forschung;
      • Umwelt;
      • Landwirtschaft;
      • Jagd und Fischerei;
      • Wirtschaft und Finanzen;
      • Öffentliche Sicherheit und Polizei, einschließlich Gerichtspolizei;
      • Arbeit und Arbeitsmarkt;
      • Regulierung des Bankwesens;
      • Energie;
      • Kommunikationswesen;
      • Internationale Kooperation und Entwicklungshilfe;
      • Gesundheitswesen und Sozialsysteme;
      • Lebensmittelsicherheit;
      • Justiz;
      • Handel, einschließlich Außenhandel;
      • Reglementierung des Universalpostdienstes;
      • Führung und Reglementierung von Berufsverzeichnissen;
      • Orts- und Flurnamensgebung, ohne Einschränkungen (eventuell mit Delegierung an die Gemeinden);
      • Sport, einschließlich Bildung eines unabhängigen olympischen Komitees und Schaffung von international antretenden Teams;
      • Tarif- bzw. Kollektivverträge;
      • Integration und Inklusion von ZuwanderInnen;
      • Umsetzung von EU-Recht;
      • Gemeindeordnung;
    • Wenigstens sekundäre Zuständigkeit in der Außenpolitik;
    • Wenigstens ergänzende bzw. bereichsweise Zuständigkeit im Zivil- und Strafrecht;
    • Steuer- und Finanzhoheit;
    • Sozialfürsorge (Übernahme NISF);
    • Konsumentinnenschutz, einschließlich der Mehrsprachigkeit;
    • Definition der Aufgaben, die den Gemeinden obliegen;
    • Vollständige Demilitarisierung Südtirols, Übergang militärischer Liegenschaften in Südtirol in Landesbesitz;
    • Transparenz und Korruptionsbekämpfung;
    • Abschaffung des Regierungskommissariats;
    • Gebot der Förderung deutschsprachiger Minderheiten in anderen Regionen des Staates sowie der Vernetzung (eventuell Einrichtung von Stipendien fürs Studium an der Universität Bozen);
    • Gebot der Unterstützung nationaler Minderheiten in anderen Staaten;
    • Materieller Übergang der Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Autobahn, Bahninfrastruktur, Flugplatz…) an das Land und Übernahme der betreffenden Zuständigkeiten;
    • Mögliche Verankerung des Kollegialitätsprinzips (in der Landesregierung, evtl. auch in den Gemeinden etc.);
    • Verpflichtung des Landes zur Gemeinwohlorientierung und zur Förderung regionaler Kreisläufe;
    • Landesbezeichnung:
      • Umbenennung der »Autonomen Provinz Bozen – Südtirol« in »Land Südtirol« (unter anderem in Anerkennung der Tatsache, dass sich Italien von den gewöhnlichen Provinzen verabschiedet hat);
      • Änderung der offiziellen italienischen Landesbezeichnung in »Sudtirolo« (oder zumindest die Einführung dieser Bezeichnung neben der bestehenden);
    • Ausnahme sämtlicher in Südtirol anwesender Institutionen und anderer Akteure, die Staatsflagge zu hissen; Ausnahme der Südtiroler BürgermeisterInnen von der Verpflichtung, die Trikolore umzuhängen;
    • Abschaffung der Einschränkung, wonach nur der italienische Wortlaut von Gesetzen rechtswirksam ist;
    • Eigenständige Definition öffentlicher Feiertage;
    • Ermöglichung von affirmative action (positiver Diskriminierung);
    • Eventuelle Regionsbürgerschaft bzw. Ansässigkeitsklauseln (zum Beispiel für den Immobilienerwerb);
    • Gebot zur Dezentralisierung der Landesdienste;
    • Gleichstellung der ladinischen Sprache im Landtag;
    • Anspruch auf Gebrauch der ladinischen Sprache gegenüber der Landesverwaltung;
    • Verpflichtung des Landes, Mehrsprachigkeit auch über gesetzliche Zwänge hinaus zu fördern (zum Beispiel in Verhandlungen mit privaten Akteuren, durch Förderungen etc.);
    • Wege der Autonomiereform (Statutshoheit, Partizipation);
    • Schaffung eines paritätisch beschickten Richterorgans zur Klärung von Streitigkeiten zwischen Staat und Land (statt des Verfassungsgerichts);
    • Übertragung der Zuständigkeit zur Umsetzung der Autonomie an den Landtag (keine staatlichen Durchführungsbestimmungen).


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