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  • Schön das Siegesdenkmal beleuchten.

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    Was könnte der Landtagsabgeordnete einer neofaschistischen Partei so machen, außer in jeder Gemeinde Südtirols einen Erinnerungsort für die angeblichen »Märtyrerinnen« des italienischen Imperialismus zu fordern? Zum Glück gibt es da noch ein weiteres, dem angeblichen Sieg im Ersten Weltkrieg gewidmetes Denkmal, das sich ebenfalls stets der Aufmerksamkeit faschistoider Kräfte erfreut, weil es so schön mit Mussoliniköpfen und Liktorenbündeln verziert ist.

    Geht es nach den Wünschen von Marco Galateo (FdI), soll das Bauwerk, das nicht nur die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung beleidigt, sondern auch den Verstand und die demokratische Grundordnung, schöner beleuchtet werden.

    In einer Landtagsanfrage (Nr. 2529/23) bezeichnet er das Faschistenwerk als eine »Attraktion« für Touristinnen und Bürgerinnen, die es sicher gern auch einmal nach Sonnenuntergang »genießen« möchten, da tagsüber nicht genug Zeit dafür ist — und weil Skulpturen eben im Dunkeln eine besondere »Faszination« entwickelten.

    Für Energieeinsparung und Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung hat der Recke zwar großes Verständnis, doch: die Kunst! Und nicht zuletzt: die Sorge um die Sicherheit!

    Außerdem — meint er — könnte man doch die Beleuchtung auf der Rückseite des Bauwerks ausschalten und stattdessen die Vorderseite beleuchten. Daraus schließe ich Schelm, dass die Sicherheitslage auf der Talferbrückenseite wesentlich besorgniserregender sein muss als im Park hinter dem Denkmal.

    Wäre FdI nicht staatsweite Regierungspartei mit gar nicht schlechten Aussichten auf einen Eintritt in die nächste Landesregierung, könnte man diese kaum verschleierten Wiederbetätigungsversuche auch mit einem Lachen quittieren. So aber muss man sie mit zunehmender Sorge betrachten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02



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  • Bern: Ein Wandbild als Vorbild.

    Autor:a

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    Im öffentlichen Auftrag erschaffen die beiden sozial engagierten Künstler Eugen Jordi und Emil Zbinden 1949 an der Berner Schule Wylergut ein illustriertes Wand-ABC. Es besteht aus asymmetrisch angeordneten Bildkacheln, deren Inhalt jeweils einem Buchstaben des Alphabets zugeordnet ist: A wie Affe, E wie Esel, K wie Kuh. Neben hauptsächlich Tieren kommen auch Menschen vor, jedoch handelt es sich dabei stets um rassistische Fremdbezeichnungen (Buchstaben I und N) und stereotypisierende Darstellungen (zusätzlich Buchstabe C), die sich auf nichtweiße Gruppen beziehen. Nach Jahrzehnten der Gleichgültigkeit wird diese Tatsache nunmehr seit Jahren thematisiert und problematisiert. Zunächst werden die betreffenden Kacheln verdeckt, dann noch 2020 von Unbekannten mit schwarzer Farbe übermalt.

    Da sie das denkmalpflegerisch als »erhaltenswert« eingestufte Wandbild »mit hoher malerischer Qualität« gerade in einem Schulgebäude für inakzeptabel hält, schreibt die Stadt Bern im Sommer 2019 einen transdisziplinären Wettbewerb aus, um Wege für die Kontextualisierung zu finden.

    Gemeinsamer Lernprozess

    Schlussendlich gewinnt auf einstimmige Empfehlung der Jury »Das Wandbild muss weg!«, ein Projekt, das die vollständige Entfernung des Kunstwerks aus dem Schulhaus und seine Überbringung ins Bernische Historische Museum BMH fordert. Dort sei der geeignete Ort für eine öffentliche Debatte über strukturellen Rassismus und Kolonialismus — nicht an einer Primarschule mit einer immer diverseren Schülerinnenschaft. Seit März 2021 wird auf die Abnahme hingearbeitet, die bis 2024 abgeschlossen sein soll. Der gesamte Prozess wird — auch im Netz — für alle nachvollziehbar dokumentiert, begleitend finden Workshops für Lehrkräfte (aus denen Lehrmaterialien für alle Berner Schulen entstehen sollen) und öffentliche Veranstaltungen statt.

    Auch Eugen Jordi und Emil Zbinden waren geprägt vom Imperialismus und Rassismus der Nachkriegszeit in der Schweiz – in Sprache, Darstellung und Weltsicht. Selbst wenn sie keine rassistische Absicht hatten, muss das Wandbild aus heutiger Sicht als rassistisch gelesen werden. Uns ist wichtig zu betonen: Wir sind alle rassistisch sozialisiert, weil unsere koloniale Vergangenheit in unsere gesellschaftlichen Strukturen heute hinein wirkt. Wir wollen keine Fingerzeige machen, sondern aufzeigen, wie wir gemeinsam gegenüber unserer rassistischen Sozialisierung sensibler werden können, um bewusst gegen Rassismus in seinen vielfältigen Formen anzugehen.

    — Projekt »Das Wandbild muss weg!«

    Das Projekt umfasst ferner eine gesellschaftliche und schulinterne Auseinandersetzung. Den »Erinnerungs- und Verlernensprozess« soll im Dialog mit rassismusbetroffenen Menschen und den Erbinnen der Künstler eine temporäre künstlerische Installation an oder neben der vom Wandbild hinterlassenen Leerstelle begleiten.

    Siehe auch: 01 02



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  • Schule: Elitäre versus echte Mehrsprachigkeit.
    Quotation · Andrea Abel im Podcast von Wolfgang Mayr

    Ich muss sagen, dass ich einigermaßen skeptisch bin in Hinblick auf diese Zusatzangebote, die jetzt immer wieder im Gespräch sind, die häufig unter dem Label »mehrsprachige Schule« laufen. Also im Prinzip ist das, was jetzt so in der Diskussion ist — eine mehrsprachige Schule oder ein mehrsprachiger Schulzug mit Deutsch-Italienisch-Englisch oder sogenannte mehrsprachige Angebote für Deutsch und Italienisch — das sind ja noch nicht mehrsprachige Angebote, das sind zwei- bis dreisprachige Angebote und die werden eigentlich der Mehrsprachigkeit, die in der Schule vorhanden ist, einfach nicht gerecht.

    Ich denke, dass mittlerweile diese Diskussionen um zweisprachige Schulzüge usw. fast schon ein Anachronismus sind. Ich bin der Meinung, dass wir uns viel stärker darauf konzentrieren sollten, wie wir der echten Mehrsprachigkeit in den Klassen gerecht werden. Dass es Zusatzangebote geben kann, für zweisprachige Kinder Deutsch-Italienisch oder für andere Gruppen, die gerne an eine Privatschule gehen möchten, in [der] auch Deutsch, Englisch und Italienisch angeboten wird — eine Art europäische Schule — oder was auch immer, ist gut und recht und funktioniert sicher auch gut. Aber aus meiner Sicht sind das tatsächlich Eliteangebote, und was wir damit erreichen ist eine zusätzliche Segregation. Nämlich denke ich, dass das eher Tür und Tor dafür öffnet, dass eine Bildungselite sich dafür entscheidet, solche Bildungsangebote wahrzunehmen, während dann sozusagen in anderen Schulsprengeln [bzw.] Schulzügen, die [echte] Mehrsprachigkeit noch stärker zunimmt. Und bestimmte Arten von Schulflucht sehen wir ja jetzt schon. Es gibt Kinder aus dem Bozner Bildungsbürgertum, die wandern an die Pestalozzi-Schule oder an irgendwelche Schulen [ab], wo es Angebote gibt mit bestimmten pädagogischen Schwerpunkten [gibt] — Stichwort Reformpädagogik, Montessori-Angebote oder an anderen Schulen Angebote mit einem Musikschwerpunkt usw. Das sind lauter Angebote, die insbesondere von einer Bildungselite wahrgenommen werden. Teilweise, weil sie tatsächlich überzeugt sind, dass ihre Kinder besonders musikalisch begabt sind und diesen Schwerpunkt verfolgen sollen; ein zweiter Grund ist allerdings auch der, dass eine bestimmte Bildungselite bewusst Schulen oder Schulzüge vermeiden möchte, in denen die Mehrsprachigkeit zunimmt. Und ich denke, da brauchen wir ganz andere Zugänge zur Mehrsprachigkeit, einen Ausbau der Mehrsprachigkeitsdidaktik, damit möglichst keine Schülerinnen zu kurz kommen, in ihrer sprachlichen aber auch sonstigen Bildung.

    Andrea Abel, Sprachwissenschafterin (Eurac/Uni Bozen), im hörenswerten SaltoPodcast von Wolfgang Mayr mit dem Titel »Welche Schule braucht das Land?« – Transkription und Hervorhebungen von mir

    Serie I II III

    Siehe auch: 01 02 03 04 05



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  • FdI will Karsthöhlendenkmale in allen Südtiroler Gemeinden.
    Revisionistische Agenda

    Marco Galateo von den neofaschistischen Fratelli d’Italia (FdI), der für seinen Parteikollegen Alessandro Urzì in den Landtag nachgerückt ist, will, dass in jeder Südtiroler Gemeinde ein Gedenkort für die Opfer der Karsthöhlen und für die Vertriebenen aus Julien und Dalmatien errichtet wird. Dazu hat er jetzt im Landtag eine Anfrage (Nr. 2538/23) an die Landesregierung hinterlegt.

    Für FdI sind die Opfer der Karsthöhlen geradezu eine Obsession, da ihnen die damit verbundenen Geschichtsverdrehungen die Möglichkeit bieten, Opfer des Faschismus und Opfer des Widerstands (und somit auch Faschismus und Widerstand selbst) auf eine Stufe zu stellen (vgl. 01).

    Galateo kann sich nicht nur auf die höchst fragwürdige Anerkennung des »Karsthöhlenmassakers« durch den italienischen Staat berufen, sondern beispielsweise auch auf die Tatsache, dass die von Mittelinks geführte Südtiroler Landeshauptstadt seit Jahren viel Geld und Aufmerksamkeit in den Karsthöhlen-Revisionismus investiert.

    Im Vorspann zu seiner Anfrage gibt der FdI-Mann zudem bekannt, dass auch die Stadt Meran auf Vorschlag der Neofaschisten beschlossen habe, den »Märtyrerinnen« und den Vertriebenen eine Stele oder eine Erinnerungstafel zu widmen — wohingegen Brenner und Neumarkt ähnliche Vorschlägen von Rechts abgelehnt hätten.

    Hierzu bemängelt der Landtagsabgeordnete, dass es weiterhin erst- und zweitklassige Opfer gebe, was tief in seine eigentlichen Absichten blicken lässt (vgl. 01). Auf der anderen Seite stellt er in den Prämissen seiner Anfrage »Kriminelle, Partisanen und titinische Kommunisten« auf eine Stufe — und bringt auch noch geschickt die bei Rechtsextremen beliebte, um ein Vielfaches aufgeblasene Opferzahl von 20.000 unter, die keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhält.

    Auf die Antwort der Landesregierung darf man gespannt sein.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 || 01 02 03



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  • Italienischer Landwirtschaftsminister spricht von »Umvolkung«.
    Extremistischer Kampfbegriff

    Der Schwager von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und italienische Landwirtschaftsminister, Francesco Lollobrigida (beide FdI), ist heute im Rahmen eines Gewerkschaftskongresses (Cisal) auf das Thema des Geburtenrückgangs eingegangen. Dabei nahm er auf die rechtsextreme und rassistische Verschwörungstheorie der »Umvolkung«1Original: »sostituzione etnica« Bezug.

    Konkret sagte er, der Wohlfahrtsstaat müsse die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie sicherstellen (wobei er, dessen Partei die italienische Sprache per Gesetz von Anglizismen säubern möchte, das Wort Welfare benutzte). Der »Umvolkung«, die darin bestehe, dass andere angesiedelt werden, weil die Italienerinnen wenige Kinder kriegen, dürfe man sich nicht geschlagen geben, so der Minister.

    Diese Aussage verteidigte er später auch gegen die heftige Kritik anderer politischer Parteien, sodass nicht von einem Ausrutscher die Rede sein kann. Andere hochrangige Vertreterinnen der Fratelli verteidigten die Worte von Lollobrigida.

    Giorgia Meloni hatte sich in Vergangenheit ebenfalls als Anhängerin dieser politisch eindeutig konnotierten, extremistischen Verschwörungstheorie zu erkennen gegeben. Ihre diesbezüglichen Äußerungen, wonach es einen solchen Plan gebe, gehen aber (soweit mir bekannt) auf Zeiten zurück, als sie keine Regierungsverantwortung innehatte. Nun ist auch dieses Tabu gebrochen.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 || 01 02 03 04

    • 1
      Original: »sostituzione etnica«


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  • Der Kommissar umgeht.
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    Für den Wiederaufbau der Morandi-Brücke in Genua gab es einen, für Olympia-Infrastrukturprojekte gibt es welche, für andere Vorhaben ebenso. Es ist paradox: Zuerst ersinnt die Politik hochkomplexe und hochbürokratische Prozeduren, um Betrügereien zu unterbinden, dann werden ebendiese Prozeduren mit Sonderkommissaren ausgehebelt, weil nichts weitergeht.

    – Chefredakteur Christian Pfeifer in SWZ Nr. 14/23



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  • Sprachliche Rahmenbedingungen für Immersion.

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    Ich möchte hier noch einmal aus Lernen in der Fremdsprache – Grundzüge von Immersion und bilingualem Unterricht von Henning Wode (1995) zitieren, einem Buch, auf das ich erst kürzlich von einer Befürworterin der mehrsprachigen Schule in Südtirol hingewiesen wurde.

    Wode umreißt1auf Seite 43 des Buches die sprachlichen Rahmenbedingungen für IM/BIU (Immersion bzw. bilingualen Unterricht) in Europa und klärt damit einige wichtige Punkte:

    Wer in Frankreich Englisch, Deutsch oder Spanisch als L2 lernt, wird kaum befürchten, seine französische Identität zu verlieren. In Frankreich stellen die Frankophonen die Majorität, in Deutschland die Deutschsprachigen, in Großbritannien die Anglophonen.

    – Henning Wode

    In Südtirol ist häufig die verständnislose Frage zu vernehmen, warum denn mehrsprachige Schulen in Innsbruck, Trient oder München Realität sind (allerdings in welchem Umfang?) und gerade in einem mehrsprachigen Land wie dem unseren nicht. Wie paradox es für manche auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag, sind die Risiken eben — wie auch Henning Wode nahelegt — gerade in einsprachigen Gebieten wesentlich geringer, da das sprachliche Umfeld klar definiert und gefestigt ist. Minoritäten haben hingegen zu befürchten, ihre Sprache und ihre Identität zu verlieren. Darauf haben wir auch hier auf schon öfter hingewiesen (vgl. 01 02 03).

    Die im Hinblick auf IM und BIU besonders wichtigen Differenzierungen sind:

    • Majoritätensprachen: Sie werden von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen. Meist sind sie auch die offiziellen Landessprachen, z.B. Englisch in Großbritannien, Französisch in Frankreich oder Dänisch in Dänemark. Nur wenige Länder haben, wie die Schweiz oder Belgien, mehrere offizielle Landessprachen.
    • Minoritätensprachen: Sie werden von einer Minderheit gesprochen und sind meist keine offizielle Landessprachen. Zu unterscheiden sind:
      • Bodenständige (autochthone) Sprachen: Sie sind schon über viele Generationen in der betreffenden Gegend heimisch, z.B. Friesisch, Niederdeutsch oder Dänisch in Schleswig-Holstein, Gälisch in Schottland oder Bretonisch in Frankreich. Manche offiziellen Landessprachen können gleichzeitig bodenständige Minoritätensprachen in anderen Ländern sein, so Dänisch in Deutschland, Deutsch in Frankreich oder Deutsch in Dänemark.
      • Eingewanderte (allochthone) Sprachen: Meist sind sie durch Arbeitsmigranten in die jeweiligen Länder gekommen, z.B. Türkisch in Deutschland, Varianten des Arabischen in Frankreich, romanische Sprachen in Skandinavien oder Deutschland.

    – Henning Wode

    Hier wird klar definiert:

    • Die Majoritätensprache ist — außer in konstitutiv mehrsprachigen Ländern wie Belgien und Schweiz — die offizielle Landessprache, in Südtirol somit eindeutig Italienisch. Das muss neuerdings ganz besonders unterstrichen werden, da erneut versucht wird, die Majoritäten- als die eigentliche Minderheitensprache darzustellen.
    • Minoritätensprachen sind — wiederum mit Ausnahme der bereits genannten Fälle — keine offiziellen Landessprachen. Dies trifft auch auf Deutsch in Italien zu.
    • Autochthone Minoritätensprachen können gleichzeitig andernorts offizielle Landessprachen sein, ausdrücklich wird auch Deutsch genannt, das in Dänemark oder Frankreich (bzw. Italien) eine Minoritätensprache ist, während es in Deutschland oder Österreich eine Landessprache ist. Auch diese ausdrückliche Klärung ist nicht unbedeutend, da in Südtirol schon behauptet wurde, Deutsch könne grundsätzlich nirgendwo als Minderheitensprache betrachtet werden, da es in Europa von vielen Millionen Menschen gesprochen wird. Gerade das Beispiel Frankreich (bzw. Elsass) zeigt aber, dass die vielen Millionen Sprecherinnen in Europa kein hinreichender Schutz vor Assimilierung in einem Nationalstaat darstellen, genausowenig wie übrigens die weltweite Frankophonie verhindern konnte, dass Französisch im Aostatal marginalisiert wurde.
    • 1
      auf Seite 43 des Buches


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  • Sechserkommission: Grüne über Wahl von Urzì entrüstet.

    Die Südtiroler Grünen sind — wie ich auch — über die gestern erfolgte Wahl von Alessandro Urzì (FdI) zum Vorsitzenden der Sechserkommission und die »wohlwollende« Enthaltung der SVP bei der entsprechenden Abstimmung empört.

    Das überrascht mich zugegebenermaßen ein wenig, da die Grünen erst kürzlich im Landtag nicht nur die angeblichen Rechte des Neofaschisten verteidigt, sondern auch aktiv für Urzì gestimmt hatten, als es darum ging, den Vorsitzenden des U-Ausschusses WirNëusNoi zu wählen.

    Man könnte nun natürlich sagen, dass der U-Ausschuss nicht so sensibel für die Autonomie ist wie die Sechserkommission. Das ist richtig. Andererseits ist die Sechserkommission aber auch ein paritätisches Gremium zwischen römischer Zentral- und Südtiroler Landesregierung. Erstere steht nunmal — wofür man Südtirol kaum verantwortlich machen kann — unter rechtsrechter Führung und hat die Personalie Urzì nicht nur ernannt, sondern nach anfänglicher Uneinigkeit letztendlich auch für den Vorsitz vorgeschlagen.

    Damit will ich keineswegs sagen, dass die SVP keine Möglichkeiten gehabt hätte, sich stärker von dem Rechtsaußen abzugrenzen, gegen ihn zu stimmen oder gar die (für mich unverständliche) Gepflogenheit in Frage zu stellen, wonach der Vorsitz einem von Rom ernannten Mitglied der italienischen Sprachgruppe zusteht — was die Auswahl auf nur zwei der sechs Vertreterinnen einengt.

    Ganz im Gegenteil: Ich hätte mir ein solches widerständiges Vorgehen von der Sammelpartei nicht nur erhofft, sondern aufgrund ihrer Geschichte eigentlich auch erwartet. Die Kuschelei mit den Faschistinnen ist meiner Meinung nach gänzlich inakzeptabel und insbesondere für ein Land wie Südtirol besorgniserregend.

    Allerdings verstehe ich eben auch nicht, wie sich all jene, die Urzì schon im Landtag nicht Einhalt gebieten und isolieren wollten, nun (künstlich) über seine Wahl zum Vorsitzenden der Sechserkommission echauffieren können. Für mich wirkt es leider etwas unglaubwürdig, aufgesetzt und vorgeschoben.

    Aber vielleicht irre ich mich und nicht nur die Grünen haben ihre Einstellung zu diesem Thema tatsächlich und grundsätzlich geändert. Dann hoffe und wünsche ich mir, dass sie zumindest im Umgang mit dem Nachfolger von Urzì im Landtag anders verfahren als sie es mit ihm selbst (auch kürzlich) vorgemacht hatten.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01



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