Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Tiefstes Mittelalter.

    Autor:a

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    9 Comentârs → on Tiefstes Mittelalter.

    In einem früheren Artikel hatte ich mich über zwei Dinge beklagt, an die ich mich in Südtirol einfach nicht gewöhnen möchte. Zum einen ist dies die Standardabsicherung der Stromanschlüsse auf 3 kW, zum anderen der Umgang mit Persönlichkeitsrechten in den Medien bzw. generell mit dem rechtsstaatlichen Prinzip der Unschuldsvermutung.

    Eine Reihe konkreter Anlassfälle hat nun wiederum meine Aufmerksamkeit auf diese beiden mittelalterlich anmutenden Missstände gelenkt. Gleichzeitig habe ich noch andere interessante Beobachtungen gemacht. Zeit für einen weiteren Sammelsurium-Artikel mit dem Charme eines Omnibusgesetzes.

    Unter Strom
    Am 11. Juni 2014 hat der Südtiroler Landtag mehrheitlich beschlossen, dass sich die Parlamentarier in Rom – die Südtiroler Autonomie reicht nämlich nicht so weit, um die Stärke von Stromanschlüssen selbst festlegen zu dürfen – für eine Erhöhung der Grundleistung von 3 auf 4,5 kW starkmachen mögen, bei gleichbleibendem Grundentgelt versteht sich. (Zur Erinnerung: der Standardanschluss in Nordtirol liegt bei 6 kW, in Deutschland angeblich gar bei 13 kW).

    Da seit diesem Beschluss mittlerweile einige Monate ins Land gezogen sind, ohne dass man in der Angelegenheit Bahnbrechendes hätte vernehmen können, hat die freiheitliche Abgeordnete Tamara Oberhofer in einer Anfrage einmal nachgehakt, um sich über den Stand der Dinge zu informieren. Die Anfrage wurde am 29. Jänner 2015 eingebracht und am 2. Februar an den zuständigen Landesrat Richard Theiner weitergeleitet. Für die Beantwortung der Anfrage ist eine Frist von 30 Tagen vorgesehen. Heute (27. März 2015), gut einen Monat nachdem die Frist verstrichen ist, ist auf der Internetseite des Landes nach wie vor noch keine Antwort abrufbar. Ein paar stichprobenartige Kontrollen haben mir dann gezeigt, dass das Verstreichenlassen besagter Fristen mehr Norm denn Ausnahme ist. Ob dies ein respektloses Versäumnis der Landesregierung ist, ob diese sich bisweilen eine Verlängerung der Frist erbittet, ohne dass dies auf der Webseite aufscheint oder ob die Antworten mit großer Verzögerung erst online gestellt werden, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Denkbar wäre natürlich auch – wofür man beinahe Verständnis aufbringen könnte – dass sich die Landesregierung grundsätzlich weigert, Anfragen, die in Comic Sans verfasst wurden, zu bearbeiten. Eine weitere stichprobenartige Kontrolle hat nämlich ergeben, dass die Freiheitlichen in aller Tatsächlichkeit viele ihrer Schriftstücke im Landtag im Kindergeburtstagseinladungsstil verfassen.

    Anfrage

    Wir halten fest:
    In Südtirol ist die Absicherung von Standardstromanschlüssen halb so hoch wie im nördlichen Landesteil. Das “in den Keller gehen, um die Sicherung wieder einzuschalten”, kennt man dort nicht.

    Südtirol verfügt nicht über die Zuständigkeit, den Richtwert für diese Anschlüsse selbst festzulegen.

    Die Landesregierung benötigt mehr als zwei Monate, um die Frage zu beantworten, ob die SVP-Parlamentarier in der besagten Angelegenheit bereits mit der römischen Regierung Kontakt aufgenommen haben.

    Die größte Oppositionspartei im Lande verfasst Landtagsanfragen in einer Schriftart, die für Comic-Sprechblasen erfunden wurde und bestätigt damit den Eindruck, dass die Landtagspolitiker, was Professionaltiät betrifft, sprichwörtlich auf Kindergartenniveau agieren.

    Am Pranger
    Das zweite Thema lässt hingegen überhaupt keinen Spielraum für Humor. Wie – mittlerweile nicht mehr nur – in italienischen bzw. Südtiroler Medien mit Persönlichkeitsrechten und Unschuldsvermutung umgegangen wird, ist beschämend und schockierend. Anlässlich des jüngsten Mordfalles in Bozen, werden der volle Name, unverpixelte Fotos und Facebook-Einträge der Tatverdächtigen (bis zur rechtskräftigen Verurteilung gilt jede(r) als unschuldig) gnadenlos publik gemacht. Ein solcher Pranger ist für besagte Person, die sich als Mordverdächtige in jedem Fall in einer psychischen Ausnahmesituation befindet, eine unvorstellbare Belastung. Ein solche Pranger ist existenzbedrohend. Man stelle sich vor, ein Gericht stellt in weiterer Folge fest, dass die Frau die Tat gar nicht begangen hat. Den “Makel” wird sie ihr Leben lang nicht mehr los.

    Dass die Tageszeitung diesbezüglich wenig Skrupel hat und sich boulevardesquer als der tiefste Boulevard gebärdet, ist bekannt. Dass aber auch ein selbsternanntes “Qualitätsmedium” wie salto.bz sensationsgeil dem mitteralterlichen Pranger frönt, ist bestürzend. Noch dazu, wo sich das besagte Medium in jüngster Zeit als Retter der journalistischen Ethik aufspielt, nachdem das Boulevardblatt “Österreich” einen Rittner Eishockey-Goalie fälschlicherweise als Schläger identifiziert und in einem Artikel mit Foto und Namen an den Pranger gestellt hat.

    Im Zuge der Flugzeugkatastrophe in Frankreich fielen dann endgültig sämtliche Schranken und Hemmungen was journalistische Ethik anbelangt. “Österreich” und “Krone” veröffentlichten ein unverpixeltes Bild, welches jedoch gar nicht den im Verdacht stehenden Co-Piloten, sondern einen völlig unbeteiligten Mann ähnlichen Namens, zeigt. Il Giornale zieht fragwürdige Vergleiche zur Costa Concordia. Nicht wenige Medien verzichten auf Unkenntlichmachung bei der Abbildung von Angehörigen der Opfer.

    Mats Schönauer 01 02 von bildblog.de dokumentiert das mediale Fiasko penibel und bringt jene Problematik, die man in abgeschwächter Form auch auf den Bozner Mord übertragen kann, auf den Punkt:

    Was in den vergangenen Tagen passiert ist, ist in weiten Teilen, in sehr weiten Teilen kein Journalismus mehr, sondern eine Jagd. Eine Jagd nach Informationen und Bildern, die für das Verständnis des Geschehens komplett irrelevant sind.



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  • Politisch motivierte Gewalt: Raus!

    Autor:a

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    1 Comentâr → on Politisch motivierte Gewalt: Raus!

    Am Dienstag vergangener Woche wurden in der Landeshauptstadt drei linke Jugendliche von mindestens sechs Mitgliedern der neofaschistischen CasaPound Italia brutal zusammengeschlagen. Nachvollziehbare Gründe für die Aggression, die über die politische Zuordnung der Opfer hinaus gehen, scheint es nicht zu geben. Laut übereinstimmenden Medienberichten hätten die drei jungen Männer versucht, den Rechtsextremisten zu entkommen, ohne ihrerseits Gewalt anzuwenden.

    CasaPound betreibt seit Jahren einen eigenen Sitz in der Südtiroler Landeshauptstadt, hat bereits mehrere Kundgebunden veranstaltet und mit mäßigem Erfolg an politischen Wahlen teilgenommen. Bei den anstehenden Bozner Gemeinderatswahlen wollten die Neofaschisten Bürgermeisterkandidat Giovanni Benussi unterstützen, der ebenfalls schon öfter durch rechtsextremistische Positionen aufgefallen war. Die Antifa Meran weist seit Jahren darauf hin, dass CasaPound in Bozen zu große Freiräume gewährt werden.

    Ein wahrlicher Skandal ist zum Beispiel, dass diese extremistische Organisation, die außerhalb Südtirols (auch im benachbarten Trentino) schon zahlreiche Gewaltakte vollbracht hat, von Landesinstitutionen nicht nur nicht bekämpft, sondern auch noch mit öffentlichen Geldern unterstützt wird. Dies gilt insbesondere für die rechtsextremistische Buchhandlung CasaItalia, die CasaPound zuzuordnen ist und deren Sitz sogar vom Land Südtirol gefördert wird. Spätestens nach der jüngsten gewaltsamen Aggression an zwei linken Jugendlichen sollten den Verantwortlichen endlich die Augen aufgehen: Wir fordern, CasaItalia mit allen Mitteln den Wobi-Mietvertrag zu kündigen. Vereine wie diese bereiten dem Neofaschismus und politisch motivierter Gewalt in Südtirol den Nährboden.



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  • Landeselternbeirat: Suggestive Umfrage?

    Autor:a

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    31 Comentârs → on Landeselternbeirat: Suggestive Umfrage?

    Der Landesbeirat der Eltern der deutschen Schule in Südtirol hat im Februar und März 2015 eine Umfrage durchgeführt, deren Ergebnisse am Samstag, 23. März 2015 präsentiert wurden.

    Die Zahlen
    Bei über 50.000 Teilnahmecodes, die an den deutschen Schulen und Kindergärten über die SchülerInnen bzw. Informationsfächer verteilt wurden, nahmen 12.877 Eltern an der Umfrage teil. Dies entspricht einer Beteiligung von etwas mehr als 25% der Eltern.
    Von den Initiatoren wird die Umfrage als repräsentativ bezeichnet. Diesbezüglich muss aber angemerkt werden, dass es sich um keine Umfrage handelte, bei der die TeilnehmerInnen nach statistischen Kritierien gewichtet oder sonst nach einem statistisch repräsentativen Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Es unterlag der eigenen Entscheidung der Eltern, daran teilzunehmen oder nicht teilzunehmen. Knappe 75% nahmen an der Umfrage nicht teil. Wir wissen nicht, was die Gründe hierfür sind.

    Was wurde gefragt?
    Hauptschwerpunkte der Befragung waren neben dem Schulkalender und dem Italienisch-Unterricht einige eher allgemein gehaltene Fragenblöcke zu den Kompetenzen, die in Zukunft für die Kinder wichtig sind oder zu Fächergruppen, die intensiviert werden sollten.

    Wie war die Umfrage aufgebaut?
    Die Befragung folgt keiner einheitlichen Methodik.
    Bei den Fächergruppen Deutsch/Literatur, Sport/Kreatives/Handwerkliches/Musisches, Geschichte/Geographie, Mathematik/Informatik/Naturwissenschaften wurde innerhalb einer Sammelfrage danach gefragt, ob sie im Vergleich zur aktuellen Situation auf einer Skala von 1 bis 5 weniger wichtig als bisher, gleichbleibend oder in Zukunft stärker gewichtet werden sollten.
    Zum Deutschunterricht wird zusätzlich gefragt, ob der Unterricht auf Hochdeutsch auf einer Skala von 1 bis 5 zu umfangreich, genau richtig oder in zu geringem Umfang angeboten wird.
    Bei allen oben erwähnten Fächergruppen wird ermittelt, ob hinsichtlich der quantitativen Wichtungen an den Stellschrauben gedreht werden soll.
    Bei der Frage nach dem Italienischunterricht scheint der Beirat bereits davon ausgegangen zu sein, dass Handlungsbedarf besteht. Einzig bei dieser Frage, in abgeschwächter Form auch bei der Frage nach dem Englischunterricht, waren konkrete Antworten vorgegeben.

    Bei der Abstimmung verfestigte sich ein bestimmtes Gefühl, an einer Umfrage teilzunehmen, die methodisch nicht sehr ausgereift ist und die bei bestimmten Fragen einen eindeutig suggestiven Charakter annimmt. Wollte man speziell hinsichtlich des Italienischunterrichtes durch die Fragestellung ein bestimmtes Ergebnis erzielen?

    Italienischunterricht
    Folgende Antworten standen zur Auswahl:

    Deutsch – Italienisch
    Wie ist Ihre Meinung zum Erlernen der italienischen Sprache?

    • Verschiedene Fächer auch in italienischer Sprache unterrichten (max. 50% der Unterrichtszeit)
    • Mehr Schüleraustausch/Partnerschulen, schulübergreifende Projekte mit italienischen Schulen
    • Mehrsprachige Schule: deutsche und italienische Schulen sollen mittelfristig zusammengelegt werden
    • Aktuelle Situation beibehalten

    Elternumfrage - Ausschnitt.

    Es waren Mehrfachnennungen möglich, was die Ergebnisse zusätzlich verwirrender gestaltet. Das System verhinderte zudem nicht widersprüchliche Kombinationen, wie die gleichzeitige Auswahl von Beibehaltung der aktuellen Situation und mehrsprachige Schule.
    Die naheliegendste Wahlmöglichkeit, nämlich die Verbesserung der pädagogischen und didaktischen Qualität des Italienischunterrichts, stand gar nicht zur Verfügung. Landauf und landab wird über die dürftigen Früchte des Italienischunterrichts gejammert und laut Kurt Rosanelli, dem Vorsitzenden des Landesbeirates der Eltern, sei dies dem Schulamt auch hinlänglich bekannt.

    Wollte man möglicherweise mit der Umfrage einer bestimmten Berufsgruppe nicht zu nahe treten? Macht das Ergebnis ohne diese Antwortmöglichkeit bzw. eine spezielle Frage zur Zufriedenheit mit der pädagogisch-didaktischen Qualität im Italienischunterricht überhaupt Sinn?
    Ohne eine solche Frage wissen wir schlicht und einfach nicht, was die Erwartungen der Südtiroler Eltern hinsichtlich des Italienischunterrichtes sind.
    War man sich dieses Regiefehlers in der Fragestellung sogar bewusst? Kurt Rosanelli äußerte sich auf Rai Südtirol am 23.03.2015 (ca. 8.20 Uhr) dahingehend, dass

    es zu wenig kompetente ItalienischlehrerInnen gibt und dass, laut den Ergebnissen, 3/4 der Befragten besseren und nicht mehr Italienischunterricht wünschen. […] Wir haben ganz dezidiert nicht Immersionsunterricht gemeint und haben ihn deshalb auch nicht abgefragt.

    Am Ende des Interviews zieht die Journalistin im Widerspruch zum Interview, aber wohl in Bezug auf die Abstimmungsergebnisse das Fazit

    dass die Eltern einen moderneren Unterricht wünschen und mehr Italienisch.

    Was sollte man daraus lernen?

    1. Bevor eine derart delikate Materie, die für das Fortbestehen einer Minderheit zentral ist, Thema einer Umfrage wird, sollte wissenschaftlich der Status Quo erhoben werden. hat schon häufig die mangelnde Datengrundlage kritisiert, wenn es um das Thema Mehrsprachigkeit geht.
      Konkret muss vor einer solchen Umfrage, zumindest was den Sprachunterricht und die Sprachkompetenz betrifft, erhoben werden, ob der Italienischunterricht pädagogisch und didaktisch den Anforderungen eines modernen Fremdsprachenunterrichts entspricht und auf welchem Niveau Südtirols SchülerInnen tatsächlich stehen. Weiters müssen auch die Hochdeutsch- und Englischkenntnisse ermittelt werden. Erst wenn diese Basisdaten vorhanden sind, ist es sinnvoll, eine Umfrage zu lancieren.
      Zudem müssten etliche Fragen bzw. vorgegebene Antworten in einen weiteren Kontext über potentielle gesellschaftliche Auswirkungen gesetzt werden (siehe auch Punkt 3).
    2. Offenbar ist dem Schulamt das mangelhafte pädagogisch-didaktische Niveau des Italienischunterrichtes bekannt. Welche Maßnahmen wurden bisher ergriffen? Inwieweit wird im Schulamt überlegt vom sogenannten “Zweitsprachenansatz” zu einem “Fremdsprachenansatz” zu gelangen? Ein Problem stellt die mangelnde Kontinuität bei der Besetzung von Stammrollenstellen, besonders in Landgemeinden dar. Verfügt Südtirol hier überhaupt über die entsprechenden Zuständigkeiten um zeitnah wirksame Verbesserungen umzusetzen?
      Erwartet man sich rein durch eine Ausweitung des Italienischunterrichtes über CLIL-Fächer eine pädagogisch-didaktische Verbesserung? Liegt in diesem Ansatz nicht ein Widerspruch?
    3. Schule ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Die Meinung der Eltern (an der Umfrage haben sich ca. 25% der Eltern beteiligt) bildet hinsichtlich der Schulentwicklung einen wichtigen Teil der Gesellschaft ab, aber die Eltern sind nicht der einzige Akteur, der ein Interesse daran hat. Einige Beispiele: Der Unterricht von CLIL-Fächern bis max. 50% würde bei konsequenter, flächendeckender Umsetzung bedeuten, dass im Extremfall 30% der deutschsprachigen LehrerInnen ihren Job verlieren.
      Südtirol hat nach wie vor keine primäre Kompetenz im Schulbereich. Bis dato erweist sich Südtirols Autonomie als zu schwach, um tatsächlich eine gleichberechtigte Mehrsprachigkeit zu garantieren. In vielen Bereichen folgt der Gebrauch der Sprache (z.B. Gerichtswesen, Etikettierung, vorherrschende Geschäftssprache in international agierenden Konzernen) einer nationalstaatlichen Logik. Wird im Schulwesen an den Stellschrauben gedreht, führt dies im nationalstaatlichen Kontext, dem Südtirol ausgesetzt ist, möglicherweise zu irreversiblen Entwicklungen. Die Praxis an der Uni Bozen und an der Claudiana, wo zwar gerne die perfekte Drei- bzw. Mehrsprachigkeit propagiert wird, zeigt heute schon genügend Anzeichen, dass im Zweifelsfall tendenziell weniger Fächer auf Deutsch unterrichtet werden, als dies offiziell der Fall sein sollte. Ist dies eine Blaupause für Immersions- oder CLIL-Modelle im nationalstaatlichen Kontext?
      Warum werden in diesem Zusammenhang nicht auch Konzepte wie etwa das asymmetrische katalanische Immersionsmodell thematisiert? Dieses könnte bei behutsamer Umsetzung und entsprechenden Garantien durchaus die individuellen Anforderungen nach verbessertem Spracherwerb mit dem gesamtgesellschaftlichen Anspruch nach Schutz der autochthonen Minderheitensprachen und Absicherung vor allgegenwärtigen nationalstaatlichen Automatismen vereinbaren.
    4. Neben der Diskussion um einen besseren Spracherwerb gibt es auch andere wichtige Themenbereiche, die notorisch vernachlässigt werden. Beispiele:
      • Kompetenzen im naturwissenschaftlichen, mathematischen Bereich, die nicht unwesentlich sind, wenn wir von Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Kontext sprechen, einschließlich der
      • Sensibilisierung von Mädchen und jungen Frauen für naturwissenschaftliche Fächer;
      • Rolle der (deutschen) Schule hinsichtlich der Integration und Inklusion von neuen SüdtirolerInnen. Ob und wie das Thema Immigration bewältigt wird, wird in naher Zukunft zu einem wesentlichen gesellschaftlichen Erfolgsfaktor zählen.

    Abschließend soll noch festgehalten werden, dass es einigermaßen erstaunt, dass derart zentrale Themenbereiche nicht innerhalb eines professionell organisierten und einer gesellschaftlich breit ausgerichteten Plattform diskutiert und entwickelt werden. Für Schnellschüsse und mediale Eintagsfliegen ist das Thema viel zu wichtig.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05



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  • Drei Reisepässe (ein Nationalstaat).

    Autor:a

    ai

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    20 Comentârs → on Drei Reisepässe (ein Nationalstaat).

    DreiSepässe.

    • Belgischer Reisepass: Viersprachig Niederländisch, Französisch, Deutsch, Englisch. Die Deutsche Sprachgemeinschaft bildet rund 0,7% der Bevölkerung Belgiens.
    • Schweizer Reisepass: Fünfsprachig Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch, Englisch. Rund 0,4% der Schweizerinnen sind RätoromanInnen.
    • Italienischer Reisepass. Einsprachig. Rund 0,5% der italienischen Staatsbürgerinnen gehören der deutschen Sprachgruppe an. Andere Sprachen wie Friaulisch und Sardisch werden von noch wesentlich mehr Bürgerinnen gesprochen.

    Vor Jahren hatte sich SVP-Senator Oskar Peterlini vergeblich dafür eingesetzt, dass der italienische Reisepass auch die deutsche Sprache angemessen berücksichtigt.

    Aber natürlich handelt es sich nur um eine symbolische Angelegenheit — die hier abgebildeten Reisepässe sind nämlich symptomatisch für den Umgang der jeweiligen Länder mit sprachlicher Vielfalt. Eine reine Symptombekämpfung ist also nicht mit der Lösung des zugrundeliegenden Problems (die strukturelle Einsprachigkeit von Nationalstaaten) zu verwechseln.

    Dass der italienische Reisepass wiederum ganz typisch für einen Nationalstaat — und kein Alleinstellungsmerkmal für Italien — ist, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Neue Eigenständigkeit.
    Quotation

    Autor:a

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    4 Comentârs → on Neue Eigenständigkeit.
    Quotation

    Man wird sehen, ob unsere Vorstellungen im Rahmen der italienischen Verfassung Platz haben. Wenn nicht, wird es die Grundlage für eine neu zu definierende Eigenständigkeit unseres Landes sein.

    Stephan Lausch, Initiative für mehr Demokratie, im Rahmen der Landesversammlung, über die Landessatzung, sinngemäß



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  • Schließung Geburtshilfe Innichen.

    von Pro Krankenhaus Innichen

    Kein Kind wird mehr das Licht der Welt in Innichen erblicken. Zumindest nicht auf unserer Geburtenstation. Doch noch schmerzlicher als dieses jähe Ende ist das destruktive Kalkül, mit dem diese Schließung heraufbeschworen wurde.

    Jahrzehntelange ausgezeichnete Auf- und Ausbauarbeit wurde innerhalb kürzester Zeit zunichte gemacht. Wie stolz waren wir alle auf unser Krankenhaus und seine zertifizierte Geburtsabteilung! Und nun ist alles nur mehr Vergangenheit — »mit der Schließung der Geburtenstation Innichen stirbt ein Teil von uns allen«, um es mit den Worten eines jungen Vaters auszudrücken.

    Die Entscheidung von vergangenem Montag, dem 09. März 2015, war eine erzwungene, aber bestimmt von Niemandem in Innichen oder dem Oberpustertal gewollte Entscheidung! Die aktuelle personelle Unterbesetzung, welche letzten Endes zur Schließung der Abteilung führt, scheint gerade zum richtigen Zeitpunkt eingetroffen zu sein. Zufall? Die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die restlichen Abteilungen an unserem Spital sind indes mehr als ungewiss. Der Anfang vom Ende? Eine Schließung in Etappen?

    Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass in den letzten Jahren gezielt auf diese Situation hingearbeitet worden ist. Eine systematische Demontage nicht nur der Geburtenstation, sondern vielmehr eine bewusste und verantwortungslose Dezimierung und Zerlegung des Gesundheitssystems auf dem Lande, verantwortungslos jedem und jeder einzelnen BürgerIn gegenüber. Werden die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden? Oder werden es gar diese Personen sein, die das Zukunftsprofil für unser kleines Spital erarbeiten und vorantreiben sollen?

    In den letzten Jahren sind von Seiten der Politik sehr viele Versprechungen gemacht worden — eingehalten wurden bisher allerdings keine, angefangen von den baulichen Aspekten bis hin zu den versprochenen personellen Veränderungen und Aufstockungen. Mit einer Ausnahme: das, von uns von Anfang sehr kritisch und ablehnend gesehene, Doppelprimariat für die Abteilung Gynäkologie/Geburtshilfe ist realisiert worden – mit welch »einschlagendem« Erfolg, sehen wir jetzt an der aktuellen Situation dieser Abteilung in Innichen.

    Auf einen Umstand weisen wir noch mit Nachdruck hin: Es dürfte eigentlich den Verantwortlichen in Politik und Sanität nicht verborgen geblieben sein, dass eines der gravierendsten Probleme im Südtiroler Gesundheitsswesen die fehlenden Ärzte sind. Diese Situation wurde sicherlich noch verschärft durch das jahrelange Schlechtreden von Leistungen an den kleinen Krankenhäusern, die Aushöhlung von Diensten und Strukturen und die damit einhergehende Verunsicherung von PatientInnen und Bediensteten und nicht zuletzt durch die onkologische Zertifizierung, aber auch durch die ausufernde Bürokratie und die sogenannte »Spending Review«. Letztere war und ist den Verantwortlichen in Politik und Sanität, so hat es den Anschein, gar nicht so ungelegen – oder wie ist es sonst zu verstehen, dass der Bettenabbau im selben Zug mit der Schließung der Geburtsabteilung in Innichen wieder zum Thema für Landesrätin Stocker wird?

    Wir fordern mit Nachdruck eine zeitnahe, klare, im Landesgesundheitsplan verankerte Definition aller Dienste, die in Zukunft in den Südtiroler Krankenhäusern angeboten werden.

    Für Innichen geht es im Besonderen:

    • um den von der Politik bereits zugesicherten Erhalt der beiden bettenführenden Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie/Orthopädie;
    • um die Beibehaltung der Ersten Hilfe in der derzeitigen Form, mit Notarztdienst und Fachärzten in Hintergrundbereitschaft;
    • um die rasche Umsetzung des Frauengesundheitszentrums wie im Konzept vorgesehen, den Erhalt der Gynäkologie und den Aufbau des Hebammensprengels;
    • um den Erhalt der Pädiatrie: Wie werden die Kinder im Hochpustertal künftig versorgt? Der nächste Kinderarzt außerhalb des Krankenhauses befindet sich in Olang;
    • um die rasche Umsetzung der seit längerem geplanten und versprochenen Adaptierungsarbeiten der Operationssäle;

    Die Glaubwürdigkeit von Politik und Sanität werden wir an diesen Entscheidungen messen.

    Eines zeichnet sich bereits jetzt deutlich ab: dass die Entscheidungen, die für die kleinen Krankenhäuser getroffen werden, sich auch unmittelbar auf die größeren Häuser auswirken.

    Mit deutlichen Folgen für die betroffenen Patienten. Die Situation an der Geburtenstation in Bruneck ist ein erstes Beispiel dafür.
    Eine Schlacht ist leider verloren — der Einsatz für unser Krankenhaus und eine wohnortnahe Grundversorgung geht weiter!



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  • Clementis unerhörtes Nein zu Manci.

    Autor:a

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    11 Comentârs → on Clementis unerhörtes Nein zu Manci.

    Gestern Abend hat der Gemeinderat von Bozen die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Trentiner Antifaschisten Giannantonio Manci beschlossen. Der Republikaner der ersten Stunde erlag zu keinem Zeitpunkt den Verlockungen des Regimes und bekämpfte es aktiv. Kurz vor Kriegsende wurde er 1944 von der Gestapo verhaftet. Um sich der bevorstehenden Folter zu entziehen, stürzte er sich aus dem Fenster des Gestapo-Sitzes in Bozen in den Tod.

    Nur drei der Anwesenden stimmten laut GR Tobe Planer (Grüne/Projekt Bozen) nicht für die Ehrenbürgerschaft, nämlich die Gemeinderäte Clementi, Warasin und Palla (alle SVP). Während sich die beiden letzteren der Stimme enthielten und ihre Entscheidung auch nicht näher kommentierten, stimmte Clementi dagegen — mit einer schauderhaft zynischen Begründung: Einem Selbstmörder solle man keine Ehrenbürgerschaft verleihen. Mit Mördern wie dem SS-Obersturmführer Josef von Aufschnaiter hat Clementi vermutlich nicht so große Schwierigkeiten — jedenfalls ist mir sein Engagement für die Umbenennung der ihm gewidmeten Bozner Schule nicht bekannt.



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  • Laives, lezioni di nazionalismo.

    Autor:a

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    67 Comentârs → on Laives, lezioni di nazionalismo.

    leifers_flaggehissen

    A Laives/Leifers ieri, in occasione del 154° anniversario dell’unità d’Italia si è svolta una cerimonia per celebrare la «Giornata dell’unità nazionale, della Costituzione, dell’inno e della bandiera», organizzata dal Comune (governato da PD ed SVP) assieme alla sezione locale dell’Associazione Nazionale degli Alpini (ANA).

    Secondo quanto è dato apprendere hanno partecipato all’evento

    il comandante delle Truppe Alpine, generale Federico Bonato, autorità  in rappresentanza del Commissariato del Governo e della Questura di Bolzano, la sindaca Liliana Di Fede [PD], il vicesindaco Bruno Ceschini [SVP!], l’assessore [alla cultura!] Dino Gagliardini [PD], diversi consiglieri comunali, una folta rappresentanza dell’Arma dei Carabinieri e del Corpo degli Alpini e numerosi rappresentanti delle associazioni combattentistiche e d’arma.

    Quel che però sconcerta maggiormente è che alla «festa», culminata in un alzabandiera con tanto di canto dell’inno nazionale, svoltasi nel piazzale del passaggio scolastico (!) Maria Damian, avrebbero partecipato un centinaio di studenti delle scuole dell’obbligo (!) Gandhi, Franzelin (di lingua tedesca) e Filzi. Da quanto individuabile dalle foto pubblicate dal Comune sarebbero stati proprio alcuni di loro a issare le bandiere.

    Nel suo discorso la sindaca Di Fede, appartenente a un partito che si dichiara autonomista e di centrosinistra, avrebbe affermato che pur parlando lingue diverse «siamo tutti italiani».

    Ritengo profondamente disgustoso e assolutamente inaccettabile che un Comune sostenga e partecipi attivamente all’indottrinamento politico e militare, di stampo nazionalista, degli alunni, cui oltretutto sarebbero stati distribuiti opuscoli informativi dai militari. A maggior ragione ciò è scandaloso in una terra dalle sensibilità eterogenee come il Sudtirolo.

    Vedi anche: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02 03



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