Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Andrea Abel zur L2-Entwicklung.

    Autor:a

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    7 Comentârs → on Andrea Abel zur L2-Entwicklung.

    Nachdem er behauptet hatte, die »Wahrheit« sei, dass »die Italiener« heute etwas besser Deutsch sprechen als vor einigen Jahren, während es bei »den Deutschen« umgekehrt sei, forderte mich Gabriele Di Luca auf, zur Bestätigung Kontakt mit den Autorinnen der Kolipsi-Studie aufzunehmen.

    Ich habe nun also Frau Andrea Abel und Frau Chiara Vettori angeschrieben und von ersterer folgende Antwort bekommen:

    Studien, die umfassende Aussagen über die Veränderung der L2-Kompetenzen erlauben, gibt es nicht.

    Auf meine erneute Nachfrage

    Vorausgeschickt, dass es – wie Sie schreiben – keine Studien gibt, die eine umfassende Aussage darüber gestatten: Wie würden Sie die Entwicklung einschätzen? Würden Sie sich eine (wenngleich nicht 100% wissenschaftlich gestütze) Aussage zutrauen?

    antwortete sie (wissenschaftlich tadellos):

    Die Aufgabe von WissenschaftlerInnen ist es, wissenschaftlich und empirisch fundierte Antworten auf relevante Fragen zu liefern und eben nicht sich Spekulationen hinzugeben.

    Ich habe jetzt also erneut die Bestätigung: Es gibt in einem mehrsprachigen Land wie Südtirol keine belastbaren Daten über die Veränderung der Zweitsprachkompetenzen.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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  • Krankes Gesundheitssystem.

    Autor:a

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    31 Comentârs → on Krankes Gesundheitssystem.

    Seit einer schweren Krankheit vor 20 Jahren muss ich im Zwei- bis Vier-Wochen-Rhythmus die Gerinnung meines Blutes kontrollieren lassen. Bislang habe ich das noch immer im Stubaital gemacht und das funktionierte so:
    Ich gehe — egal an welchem Wochentag irgendwann zwischen 7 und 19 Uhr — zu meinem Hausarzt. Ich muss weder den Arzt sprechen, noch im Wartezimmer Platz nehmen, sondern gehe direkt nach Registrierung meiner E-Card in ein kleines Zimmer, wo mir eine Assistentin in den Finger stupft und ein paar Tropfen Blut entnimmt. Dann kommt dieses Blut in einen so genannten »Coagu-Check« und ich hab binnen 30 Sekunden das Ergebnis. Wenn dieses innerhalb des therapeutischen Bereichs liegt, bleibt die Dosierung meines Medikaments automatisch gleich und ich brauche nicht zum Arzt. Ich trage den Wert selber in meinen Ausweis ein und verlasse im Regelfall und im Durchschnitt nach fünf Minuten die Praxis. Nebenbei erwähnt: Ich bin ganz normal pflichtversichert. Bezahlt habe ich für die Bluttests jedoch noch nie einen einzigen Cent.
    Als Alternative gäbe es noch die Möglichkeit, sich kostenlos ein Schnelltestgerät zu leihen und die Bluttests selbst durchzuführen.
    Da ich nun etwas seltener im Stubaital bin, habe ich mich entschlossen, den Blutwert ab jetzt in Südtirol kontrollieren zu lassen und das funktioniert so:
    Obwohl ich diesen Test nach derzeitigem medizinischen Wissensstand für den Rest meines Lebens machen werde müssen, darf ich jedes Mal wenn eine Blutprobe bevorsteht (also alle zwei bis vier Wochen) meinen Hausarzt aufsuchen (vier Mal in der Woche nur vormittags von 8 bis 12 Uhr oder einmal nachmittags von 16 bis 19 Uhr möglich). Aber nicht etwa, um dort den Test zu machen, sondern um mir eine Überweisung zu holen, mit der ich mich dann entweder zum Sprengel (Blutabnahme zweimal in der Woche von 8 bis 9 Uhr möglich) oder ins Krankenhaus (täglich von 7.30 bis 12 Uhr) begeben muss. Dort sitze ich dann nach zweimaliger Anmeldung (Hauptanmeldung an der Pforte und dann noch einmal im Blutlabor) mit einer Nummer im Warteraum und harre der Dinge bis mir venös eine Ampulle Blut abgezapft wird. Ergebnis bekomme ich aber noch keines. Dieses leitet der Sprengel oder das Krankenhaus nämlich erst am Nachmittag an den Hausarzt weiter, den ich dann neuerlich aufsuchen muss (an einem anderen Tag versteht sich), damit dieser die Dosierung in meinem Ausweis vermerkt. Für das ganze Prozedere, bei dem einige Stunden draufgehen, darf ich dann auch noch bezahlen. (Ironie am Rande: Mein Hausarzt verfügt – im Gegensatz zu vielen anderen Südtiroler Hausärzten – sogar über einen Schnelltester. Dieser sei aber nur für Notfälle. Regelmäßige Tests würden nicht rückerstattet, sondern müssten komplett in Rechnung gestellt werden.) Um wenigstens einen Teil der Kosten zu sparen, musste ich mir jetzt eine Überweisung für die Gefäßchirurgie ausstellen lassen, wo man mir eine so genannte »Ticketbefreiung« (dass man für medizinische Leistungen ein »Ticket« benötigt, war mir auch neu) ausstellte, die ich alle drei Jahre erneuern muss, obwohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass mir nicht spontan eine neue Hohlvene nachwächst.
    Neben der Entmündigung der Patienten und Hausärzte sind es vor allem die Absurdität des bürokratischen Prozedere und der damit einhergehende Zeit- und Kostenaufwand, die mich sprachlos machen. Wieso muss ich für etwas, das ich in satter Regelmäßigkeit voraussichtlich den Rest meines Lebens machen muss, jedes einzelne Mal eine Überweisung holen? Ganz als ob ich mir meine Krankheit im Zwei-Wochen-Rhythmus immer wieder bestätigen lassen muss. Warum wird der Test nicht von den Hausärzten gemacht? Warum wird der viel weniger zeit- und kostenaufwändige Schnelltest nicht rückerstattet? Wieso muss ich um eine »Ticketbefreiung« regelmäßig im Krankenhaus ansuchen? Warum muss ich überhaupt für etwas bezahlen, das eine chronische Erkrankung betrifft? Wieso braucht es drei Gänge (Hausarzt, Blutlabor, Hausarzt) für einen Routinebluttest? Warum kann ich mich nicht selbst testen bzw. zumindest selbst dosieren, solange der Wert im therapeutischen Bereich liegt? Hat irgendwer plausible Antworten für mich oder ist das alles einfach nur krank?

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06



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  • Krankes Kammernsystem.

    Autor:a

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    15 Comentârs → on Krankes Kammernsystem.

    Eines meiner Betätigungsfelder war und ist der Journalismus. Meinen ersten Journalistenjob hatte ich bei den Tiroler Bezirksblättern und das funktionierte so:
    Journalist ist ganz im Sinne der Pressefreiheit und ähnlich wie Künstler und Schriftsteller in Österreich – sowie meines Wissens in allen anderen Ländern Europas – ein freier Beruf. Das heißt, dass man im Gegensatz zu beispielsweise einem Elektriker zur Ausübung keinen Befähigungsnachweis braucht. Journalismus ist ein freies Gewerbe. Wenn man journalistisch tätig ist – sprich bei einer Zeitung, dem Radio oder dem Fernsehen beschäftigt ist – dann ist man Journalist.
    Diesen meinen Beruf wollte ich auch in meiner neuen Heimat Südtirol ausüben und das funktioniert so:
    In Italien ist Journalist kein freier Beruf. Es wird eine Journalistenprüfung verlangt und die Eintragung in die Journalistenkammer ist obligatorisch. Detail am Rande: Die rund 100 Euro jährlichen Mitgliedsbeitrag muss ich auch zahlen, wenn ich in besagtem Jahr gar nicht journalistisch tätig bin, denn sonst erlischt meine Mitgliedschaft. Jedenfalls kann Italien mir als EU-Bürger aufgrund des freien Dienstleistungsverkehrs nicht die Ausübung meines Berufes untersagen, wenn ich in einem anderen EU-Land zur Ausübung dieses Berufes befähigt bin. Also hat die italienische Journalistenkammer das elenco straniero eingeführt. Um in dieses Verzeichnis eingetragen zu werden, braucht man eine residenza im Ausland und ein domicilo in Italien. Beides ist auf dem Anmeldeformular von der jeweiligen Wohnsitzgemeinde zu bestätigen. Als ich mir auf meiner Gemeinde in Südtirol das domicilio bestätigen lassen wollte, wurde mir mitgeteilt, dass man dies nicht könne, da das Prinzip des domicilio bereits 2004 (wenn ich mich richtig erinnere) abgeschafft worden sei. Es gäbe nur mehr residenza. Die Journalistenkammer fordert also Unmögliches. Zudem müsste ich, wenn ich meinen Lebensmittelpunkt in Südtirol habe, hier eine residenza anmelden. Dann wiederum könnte ich aber nicht in das elenco straniero eingetragen sein, denn mit der Einschreibung bestätige ich, über keine residenza in Italien zu verfügen. Es gibt also keine Möglichkeit, dass ich als Nordtiroler in Südtirol legal meinen Beruf ausübe. Entweder breche ich das Meldegesetz oder das Journalistengesetz. Hip Hip, Hurra! Die Helden von der Journalistenkammer sind übrigens nicht die einzigen, zu denen sich die Abschaffung des domicilio nach beinahe 10 (!) Jahren noch nicht rumgesprochen hat. Als ich noch als Pendler registriert war und über den Südtiroler Sanitätsbetrieb um einen Betreuungsauftrag für Leistungen der Tiroler Gebietskrankenkasse ansuchte, verlangte der Sanitätsbetrieb, dass ich mir von meiner Gemeinde in Südtirol ein domicilio bestätigen lasse. Diese Bestätigung wurde aus bereits bekannten Gründen verweigert. Seitdem weiß ich dafür, was eine Eigenerklärung ist.

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Krankes Steuersystem.

    Autor:a

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    16 Comentârs → on Krankes Steuersystem.

    Ich bin in meinem Leben den unterschiedlichsten Broterwerben nachgegangen. Ich war und bin unselbständig beschäftigt und gleichzeitig auch selbständig tätig. Zudem erlaube ich mir im »vereinten Europa« grenzüberschreitend zu agieren. Meine Steuererklärung habe ich bislang in Österreich gemacht und das funktionierte so:

    Ich logge mich via Internet in meinen Steuerakt bei Finanz-Online ein und klicke auf »Erklärung«. Alle meine Einkünfte aus unselbständiger Arbeit sind dort bereits vermerkt. Ich kann jetzt im Online-Formular zusätzlich noch etwaige Abschreibungen (private Pensionsversicherung, Lebensversicherung, Kirchenbeitrag und dergleichen) eintragen. Weiter unten gibt es ein Feld »Ausländische Einkünfte«. Dort trage ich die CUD-Daten ein. Weiters findet sich ein Feld »Einkünfte aus selbständiger Arbeit«. (Da sich meine selbständige Arbeit auf unter 30.000 Euro Umsatz beläuft, gelte ich als Kleinunternehmer und muss keine doppelte Buchführung, sondern nur eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung machen. Ich bin auch nicht vorsteuerabzugsberechtigt sondern verrechne mittels Honorarnoten nach dem Umsatzsteuerbruttosystem.) In das Feld »Einkünfte aus selbständiger Arbeit« trage ich also die Summe meiner Honorarnoten ein. Darunter führe ich meine Betriebsausgaben an (Büroaufwand, Telefon- und Internetspesen, Fahrtspesen, Taggelder usw.). Daraus errechnet sich dann mein Gewinn aus selbständiger Arbeit. Zusammengerechnet mit den unselbständigen und ausländischen Einkünften ergibt das mein Jahreseinkommen. Zuletzt klicke ich auf »Vorausberechnung« und es zeigt mir an, wie viel Steuern ich auf Basis der eingegebenen Daten zu bezahlen hätte. Wenn alle Daten korrekt sind, klicke ich auf »Senden«. Im Regelfall und im Durchschnitt dauert dieses Prozedere eine Viertelstunde bis zwanzig Minuten und kostet mich keinen Cent. Wenn keine Beanstandungen oder Prüfungen von Seiten des Finanzamts kommen, flattert binnen zwei bis vier Tagen mein Steuerbescheid in meine Mailbox. Geschichte erledigt.
    Da mein Lebensmittelpunkt mittlerweile in Südtirol ist, bin ich auch verpflichtet hier meine Steuererklärung zu machen und das funktioniert so:
    Statt Online-Konto habe ich Zettelwerk und selber machen kann ich meine Steuererklärung nicht – es sei denn ich eigne mir das Wissen dazu in einem Universitätsstudium an. Also gehe ich, wie mir geraten, zum »Patronat« des KVW. Dort ist man angesichts meiner Kombination aus selbständiger und unselbständiger Beschäftigung gepaart mit österreichischen Einkünften etwas überfordert. Man könne mir nicht weiterhelfen. Das sei zu kompliziert. Ich versuche mein Glück also bei der Gewerkschaft. Auch dort sieht man sich nicht aus, meinen – ach so komplizierten – Fall korrekt zu erklären. Wenigstens bekomme ich ein paar erhellende und mich fast vom Hocker hauende Informationen. Wenn ich eine normale Arbeitnehmerveranlagung, die mich rund 100 Euro kosten täte, machen würde (hab jetzt vergessen wie dieses »Modell« – gemeint ist wohl ein Formular – heißt) könnte ich zwar meine Honorarnoten angeben, nicht aber meine Betriebsausgaben. Das heißt, die Einkommensteuer würde auf den Umsatz (!) und nicht auf den Gewinn berechnet. So einen Schwachsinn hab ich überhaupt noch nie gehört. Beispielsweise habe ich für die Uni Innsbruck als Selbständiger Kurse organisiert. Vielfach hab ich diese Kurse jedoch nicht selber geleitet. Abzüglich eines kleinen Honorars für den Organisationsaufwand ging also das Geld, das mir die Uni bezahlt hat, direkt an denjenigen weiter, den ich engagiert habe, den Kurs zu leiten. Von 2.000 Euro zahle ich 1.900 an jemanden anderen aus und behalte 100. In meine Steuererklärung kämen aber 2.000 Euro, obwohl ich nur 100 verdient habe. Außerdem müsste ich meine österreichischen und italienischen Honorarnoten separat erklären, hieß es; die einen in Österreich, die anderen in Italien. Als ob es bei selbständiger Arbeit steuerrechtlich einen Unterschied machen würde, in welchem Land mein Auftraggeber sitzt. Hätte ich einen Auftrag von einem Chinesen angenommen, müsste ich diese Honorarnote dann in China erklären, oder wie? Das war zu viel des Schwachsinns für mich. Mit dem Rat, ich könnte es ja mal bei der Agentur der Einnahmen probieren oder mich sonst an einen Wirtschaftsberater wenden, verließ ich unverrichteter Dinge die Gewerkschaft. Um auch meine Betriebsausgaben geltend machen zu können, müsste ich nämlich eine Erklärung für Selbständige machen. Ein Service, das weder KVW noch Gewerkschaft anbieten. Ich muss jetzt also die Dienste eines Wirtschaftsberaters in Anspruch nehmen. Da ich unselbständig Vollzeit beschäftigt bin und ich die selbständigen Arbeiten spaßeshalber nebenher mache und diese sich auf nur rund 2.000 Euro Gewinn belaufen, wird mich die ganze Geschichte wahrscheinlich mehr kosten als ich verdient habe. Sowas motiviert ungemein. Ich versuch jetzt noch mein Glück bei der Agentur der Einnahmen, bevor ich einem Wirtschaftsprüfer hunderte Euro in den Rachen werfe für etwas, das ich bisher selbst und zum Nulltarif in 15 Minuten erledigt habe. Oder hat jemand einen Tipp für mich?

    Siehe: 01 02 03



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  • Dammbruch in der EU?

    Autor:a

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    8 Comentârs → on Dammbruch in der EU?

    Algirdas Butkevicius.

    Nach dem Erfolg der Via Catalana, dem katalanischen Weg in die Unabhängigkeit, bei dem Katalonien vor wenigen Tagen eine 400 Kilometer lange, friedliche Menschenkette von Norden nach Süden durchzog, gibt es erste Risse im EU-weiten Damm: In einem Fernsehinterview mit der katalanischen Nachrichtenagentur ACN sprach sich der litauische Premierminister, Algirdas Butkevicius, für die Selbstbestimmung aus — ein Recht, das allen Ländern zustehe. Er zeigte sich erfreut, dass sich die Katalanen von den Balten hätten inspirieren lassen, die nach dem Fall der Berliner Mauer eine 600 Kilometer lange Menschenkette durch Estland, Litauen und Lettland gezogen hatten, um die Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu fordern. Die UNESCO hatte die Kundgebung später zum immateriellen Erbe der Menschheit erklärt.

    Litauen hat derzeit den Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaft inne. Die spanische Regierung lud nach Veröffentlichung des Interviews die litauische Botschafterin zu sich und bat ihn um Erklärungen über die Äußerungen Butkevicius’.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05



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  • Niveau-Limbo.

    Autor:a

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    8 Comentârs → on Niveau-Limbo.

    Hier braut sich derzeit ein nicht ungefährliches Gemisch zusammen. Auf der einen Seite hat gerade die klassische Arbeiterschicht derzeit ganz stark das Gefühl, zu den Modernisierungsverlierern zu gehören, weil sie nicht mehr mit dem Einkommen auskommt. Über diese im Grunde klassisch linken Themen wie Jugendarbeitslosigkeit oder zu geringes Einkommen wird nun ein klassisches Rechtsthema gestülpt. Denn die einfache Lösung, die hier propagiert wird, lautet: All diese Probleme verschwinden, wenn wir weggehen von diesem Staat – ob in Richtung Freistaat bis hin zur Selbstbestimmung.

    Gernot Gruber (Meinungsforschungsinstitut Gruber & Partner) in einer Analyse auf Salto

    Das Zitat spiegelt das Niveau und gleichzeitig das Dilemma wider, mit dem Diskussionen zu diesem Thema in Südtirol zu kämpfen haben. Egal ob man Befürworter oder Gegner dieses Prozesses ist — die Frage ist in jedem Fall einen schwerwiegende. Daher tut es not, dass — allen voran — Politiker und »Experten« präzise formulieren und politikwissenschaftliche Begrifflichkeiten und Konzepte im Kontext korrekt verwenden. Nur so kann auch in der Bevölkerung ein klares Bild erwachsen, worüber wir hier überhaupt sprechen. Ein derart willkürlicher Umgang mit Begriffen wie »Freistaat«, Selbstbestimmung — aber auch »rechts« und »links« ist fatal und perpetuiert das zumindest wissenschaftlich-argumentative tiefe Niveau, das der Tragweite des Diskutierten nicht würdig ist.

    Siehe auch: 01 02



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  • Die Geburt eines neuen Mythos?

    Autor:a

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    29 Comentârs → on Die Geburt eines neuen Mythos?

    Die TAZ lässt Südtiroler Landtagskandidaten zu Wort kommen, gestellt wurde unter anderem folgende Frage:

    Warum können die italienischen Südtiroler kaum Deutsch?

    Erstaunliche Antworten kommen von Cornelia Brugger (PD) und Mauro Minniti (la Destra):

    Die junge Generation der Italiener spricht aufgrund ihrer Ausbildung heute besser Deutsch als umgekehrt. Sie werden mehr gefordert und erkennen die Wichtigkeit der Mehrsprachigkeit. Den deutschen Schülern wird gelernt [sic], dass aufgrund der italienischen Krise Englisch wichtiger sei.

    — Cornelia Brugger

    Diese Behauptung ist falsch. Die Italiener können heute viel besser Deutsch als die Deutschen Italienisch. Die Situation hat sich umgekehrt. Man braucht nur in die Täler hinauszugehen, wo die Menschen ein sehr schlechtes Italienisch sprechen.

    — Mauro Minniti

    Merkwürdig ist nicht nur, dass eine Linke und ein Neofaschist de facto dieselbe Antwort geben, sondern vor allem, dass diese Aussagen allen verfügbaren Daten widersprechen.

    So sagt uns das letzte Astat-Sprachbarometer, dass die Südtirolerinnen (alle Südtirolerinnen aller Muttersprachen) durchschnittlich nur unwesentlich schlechter Italienisch sprechen, als Deutsch. Nachdem über zwei Drittel der Südtirolerinnen deutscher Muttersprache sind, ist das nur dadurch zu erklären, dass diese im Durchschnitt wesentlich besser Italienisch sprechen, als ihre italienischen Mitbürgerinnen Deutsch. Es gibt — in einem Land mit klarer deutschsprachiger Mehrheit — sogar fast dreimal soviele Menschen, die gar kein Deutsch sprechen (11% der Bevölkerung), wie solche, die gar kein Italienisch sprechen (4%).
    Was den Spracherwerb am Arbeitsplatz betrifft, stellt das Astat fest, dass dort 72% der Deutschsprachigen ihre Zweitsprachkenntnisse verbessern konnten, während dies umgekehrt nur auf 45% der Italienerinnen zutrifft.
    Die Kolipsi-Studie, mittels derer Zweitsprachkenntnisse an Südtiroler Oberschulen ermittelt wurden, kommt zu einem ebenso klaren Ergebnis: 28% der italienischen Oberschülerinnen sprechen Deutsch auf einem elementaren Niveau (A2), während nur 4% der deutschsprachigen Schülerinnen derart schlecht abschnitten. Rund die Hälfte aller Schülerinnen beider Sprachgruppen (47% der Italienerinnen und 44% der Deutschsprachigen) befinden sich im Schwellenniveau (B1), während die Deutschsprachigen in den beiden höheren Niveaus (B2 und C1) mehr als doppelt so hohe Anteile verzeichnen, wie ihre italienischen Kolleginnen.

    Besorgniserregend ist, dass der PD von Cornelia Brugger wahrscheinlich wieder Regierungsaufgaben übernehmen und dann wohl Schulpolitik aufgrund falscher Annahmen machen wird.



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  • Schwedin ≠ Schwedin.

    Autor:a

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    9 Comentârs → on Schwedin ≠ Schwedin.

    Ich gebe es zu: Nicht nur die SVP ist blauäugig, wenn sie glaubt, es gebe in Europa keine Grenzen — ich war es noch mehr, da ich der TAZ geglaubt hatte, Marie Måwe hätte keine Chance mehr, noch vor der Landtagswahl italienische Staatsbürgerin zu werden. In meiner Naivität hatte ich völlig unterschätzt, wozu die Südtiroler Mehrheitspartei in Sachen Korruption und Freunderlwirtschaft inzwischen fähig ist. Ist das also der neue Stil, den wir von Arno Kompatscher erwarten dürfen?

    Klaus Egger (Grüne), der mit einer Schwedin vermählt ist, berichtet, dass es im Normalfall (laut amtlicher Auskunft!) mindestens 19 Monate dauert, bis eine Untertanin Carl Gustafs die italienische Staatsbürgerschaft erhält. Frau Måwe, die wohl etwas gleicher ist, als normale BürgerInnen, wartete nur wenige Wochen. Gewiss wäre anderen Parteien, die nicht in Rom vertreten sind, eine derartige — eines Rechtsstaats unwürdige — Sonderbehandlung nicht zuteil geworden.

    Normalerweise müsste sich dieser Vorfall für die SVP in einen Bumerang verwandeln, hüten wir uns aber vor noch mehr Blauäugigkeit. Zumindest eine Randnotiz verdient die ironische Tatsache, dass die Partei, die einst angetreten war, Südtirol von Italien zu entkoppeln, nun aktiv dahin arbeitet, andere Europäer zu italienischen Staatsbürgern zu machen. Aber das ist natürlich dem Wahlrecht geschuldet, dem sich keine Partei entziehen kann, auch nicht eine, die die Existenz von EU-Innengrenzen leugnet.



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