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  • Geflüchtete: Überleben mit 43 Euro im Monat.

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    0 Comentârs → on Geflüchtete: Überleben mit 43 Euro im Monat.

    Damit hier nicht jemand auf den Gedanken kommt, dass die Geflüchteten aus der Ukraine inzwischen das ihnen gesetzlich zustehende Geld vom Staat bekommen haben, nur weil ich länger nichts mehr darüber geschrieben habe: Dem ist nicht so.

    Schon mehrmals hatte ich auf über eine Frau mit zwei Kindern im Pflichtschulalter berichtet, die im April nach Südtirol gekommen war. Sie hatte ihren Antrag auf finanzielle Unterstützung fristgerecht am 20. Mai eingereicht, bekam das Geld für April und Mai (je 300 Euro) aber erst Ende Juni. Der Betrag für die Kinder (je 150 Euro pro Kopf und Monat) war nicht dabei.

    Noch heute kann ihr niemand sagen, ob sie dieses Kindergeld, auf das sie einen rechtlichen Anspruch hat, jemals bekommen wird. Bis vor kurzem galt die Ungewissheit auch für die 300 Euro, die ihr für den Monat Juni hätten überwiesen werden sollen.

    Doch am 15. Oktober erhielt sie aus heiterem Himmel eine Mitteilung, wonach ihr dieser Betrag nun endlich ausgezahlt wird. Von der Unterstützung für die Kinder war darin nach wie vor keine Rede.

    Zusammengefasst: Die Frau hat für sich und ihre Kinder bis jetzt insgesamt 900 statt der von der Regierung versprochenen 1.800 Euro bekommen. Im Durchschnitt sind das weniger als 43 Euro pro Nase und Monat, mit denen die dreiköpfige Familie hätte in Südtirol überleben sollen. Kein Wunder, dass viele — vermutlich die Mehrzahl — der ukrainischen Geflüchteten, die wir hier kennengelernt hatten, inzwischen wieder in die Ukraine zurückgekehrt sind, wo sie nach den jüngsten russischen Angriffen auf zivile Infrastruktur, wenn nicht dem Tod so zumindest einem äußerst ungewissen Winter entgegensehen.

    Die Frau, von der ich hier berichte, hat das Glück, dass ihr Mann in der Heimat noch arbeitet und ihr jeden Monat etwas Geld überweisen kann — von einem Kriegsgebiet ins reiche Südtirol.

    Von uns nimmt sie schon länger kaum noch etwas an, vermutlich weil sie es entwürdigend findet. Das kann ich (wenigstens teilweise) nachvollziehen.

    Umso beschämender finde ich aber, wie wenig institutionelle (finanzielle) Solidarität Geflüchtete in Italien und auch in Südtirol erfahren. Im Grunde wird alles dafür getan, dass sie ins Kriegsgebiet zurückkehren müssen.

    Siehe auch: 01 02 03 || 01



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  • Italien feiert 80 Jahre Schlacht von El Alamein.

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    2 Comentârs → on Italien feiert 80 Jahre Schlacht von El Alamein.

    Die Schlacht von El Alamein, wo Nazis und Faschisten gemeinsam kämpfend vom britischen Heer geschlagen wurden, jährt sich am 26. Oktober zum 80. Mal. Die italienischen Streitkräfte ließen sich auch heuer die Gelegenheit nicht entgehen, den Anlass zu feiern — und zwar wie immer (01 02) nicht etwa die Tatsache, dass die Heere der beiden totalitären Regimes in die Knie gezwungen wurden, sondern dass die italienischen Faschisten angeblich mit großem Heldenmut und vorbildlicher Hingabe gekämpft haben sollen.

    Zum runden Anlass hatte diesmal die Fallschirmspringereinheit Folgore aus Pisa den Oberschulen der gesamten Provinz sogar den Vorschlag unterbreitet, Militärs in den Schulklassen einen Vortrag über die angeblichen Heldentaten des faschistischen Kolonialheeres halten zu lassen. Zudem waren die Schülerinnen im Rahmen eines Open day in die Gamerra-Kaserne geladen, wo ihnen militärische »Tugenden« wie Pflichtbewusstsein, Opferbereitschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl nähergebracht werden sollten — die es den Angehörigen der damaligen Folgore ermöglichten, ihr Leben für zwei totalitäre, menschenfeindliche Regimes zu opfern.

    Medienberichten zufolge beteiligten sich mehrere Schulen an dem Projekt.

    Offiziell präsentiert wurde zum 80. Jubiläum aber auch das vom Heeresverlagshaus herausgegebene Comic Mancò la Fortuna non il valore – Eroismo italiano nel deserto egiziano di El Alamein1Es fehlte das Glück, nicht die Tapferkeit – Italienischer Heldenmut in der ägyptischen Wüste von El Alamein, dessen Titel bereits von den völlig inexistenten Anstrengungen zu einer wie auch immer gearteten kritischen Geschichtsaufarbeitung kündet.

    Dazu passt die Aussage von Armeekorpsgeneral Salvatore Camporeale im Rahmen der offiziellen Feierlichkeiten, wonach

    Inspiration und Vorbild, die die heutigen Fallschirmspringer nachahmen müssen, um ein Höchstmaß an Effizienz, Organisationsfähigkeit und Professionalität zu erlangen, in den Taten verborgen liegen, die im Sand von El Alamein vollbracht wurden, wo tausende Männer bis zur äußersten Opferbereitschaft, mit beharrlichem und heroischem Widerstand, zahlenmäßig und technologisch überlegenen Kräften entgegentraten.2Übersetzung von mir. Original: »L’ispirazione e l’esempio che i paracadutisti di oggi debbono seguire per raggiungere il più elevato grado di efficienza, organizzazione e professionalità si possano individuare nelle gesta compiute tra le sabbie di El Alamein, dove migliaia di uomini si sono opposti fino all’estremo sacrificio, con una caparbia ed eroica resistenza a forze numericamente e tecnologicamente soverchianti.«

    — Armeekorpsgeneral Salvatore Camporeale

    Dies ist der fruchtbare institutionelle Boden, auf dem der italienische Neofaschismus so prächtig wächst und gedeiht.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 || 01 02

    • 1
      Es fehlte das Glück, nicht die Tapferkeit – Italienischer Heldenmut in der ägyptischen Wüste von El Alamein
    • 2
      Übersetzung von mir. Original: »L’ispirazione e l’esempio che i paracadutisti di oggi debbono seguire per raggiungere il più elevato grado di efficienza, organizzazione e professionalità si possano individuare nelle gesta compiute tra le sabbie di El Alamein, dove migliaia di uomini si sono opposti fino all’estremo sacrificio, con una caparbia ed eroica resistenza a forze numericamente e tecnologicamente soverchianti.«


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  • Unterbergers sprachliche Unterordnung.

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    1 Comentâr → on Unterbergers sprachliche Unterordnung.

    Der nationalistische Druck intoleranter italienischer Journalistinnen (01 02) hat letztendlich seine Wirkung nicht verfehlt: Wie die TAZ berichtet, hat sich Senatorin Julia Unterberger (SVP) am Ende der Beratungen mit Staatspräsident Sergio Mattarella diesmal bewusst zuerst auf Italienisch und erst dann auf Deutsch an die Medienvertreterinnen gewandt, »um Polemiken zu vermeiden.« Also vorauseilend, und das zu einem Zeitpunkt, da Italien eine rechtsextreme Regierung bekommt.

    Andererseits — und diesen Seitenhieb kann ich mir an dieser Stelle leider nicht verkneifen — müssen wir ja schon froh sein, dass es Unterberger überhaupt für nötig hält, sich in Rom auch auf Deutsch an die Medien zu wenden. Andere Vertreterinnen ihrer Partei, wie der Vizebürgermeister der Landeshauptstadt, finden das ja inzwischen schon in Bozen überflüssig.

    Siehe auch: 01 02 || 01 02 03 04 05



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  • Mussolini in der Ehrengalerie.

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    0 Comentârs → on Mussolini in der Ehrengalerie.

    Das italienische Ministerium für Wirtschaftsentwicklung feiert heuer das 90jährige Bestehen des Gebäudes, in dem es untergebracht ist. Palazzo Piacentini wurde nach Plänen des Architekten Marcello Piacentini, der unter anderem das Bozner Siegesdenkmal geplant hatte, errichtet und am 30. November 1932 als Sitz des faschistischen Korporationsministeriums eröffnet.

    Italien 2022

    Aus diesem Anlass gab das von Giancarlo Giorgetti (Lega) unter Ministerpräsident Mario Draghi geführte Ministerium ein Buch heraus — und ließ in den Räumlichkeiten des Palazzo eine Ausstellung und eine Ehrengalerie mit sämtlichen Ministern seit 1932 einrichten. Allen voran: natürlich Diktator Benito Mussolini, was läge näher?

    Dagegen wehrte sich einer seiner Nachfolger, Pier Luigi Bersani vom PD, indem er die Entfernung seines eigenen Fotos aus der Galerie verlangte, da er nicht in einer Reihe mit Mussolini erscheinen wolle.

    Minister Giorgetti reagierte verständnislos und verwies darauf, dass ein Porträt des Diktators auch am Sitz des Regierungschefs, dem Chigi-Palast hänge und dass Mussolini nun einmal der erste Korporationsminister war. Schlussendlich lenkte das Ministerium jedoch ein und kündigte an, das Porträt des Faschistenführers wieder zu entfernen, um Polemiken und Instrumentalisierungen zu unterbinden — nicht etwa, weil man den Fehler eingesehen hat.

    Senatspräsident Ignazio Benito La Russa (FdI) bezeichnete den Rückzieher als Ausdruck der Cancel culture.

    Was mit dem Porträt im Chigi-Palast passieren wird, ist indes ungeklärt. Offenbar hatten damit schon die bisherigen Regierungschefs kein Problem, dann wird sich wohl auch eine etwaige Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (FdI) nicht daran stören.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 || 01 02



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  • Sport und Minderheitensprache.

    Autor:a

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    2 Comentârs → on Sport und Minderheitensprache.

    Wenn sich ein Südtiroler Spitzensportler deutscher Muttersprache öffentlich so an einen anderen Südtiroler Spitzensportler deutscher Muttersprache wendet…

    Ausschnitt Facebook-Eintrag Jannik Sinner

    …was ist da — nicht zuletzt angesichts der (auch sprachlichen) Vorbildfunktion, die der Sport hat — genau schief gelaufen?

    Natürlich spricht jede/r in der Sprache, die er/sie bevorzugt. Mir geht es aber ganz ausdrücklich nicht darum, jemandem vorzuschreiben, wie er/sie zu sprechen hat, sondern diese doch unnatürliche Sprachwahl zu konstatieren und zu hinterfragen.

    Es gibt hier offenbar — auch angesichts der Tatsache, dass das keineswegs ein Einzelfall, sondern einigermaßen repräsentativ ist — einerseits ein sprachliches »Machtgefälle« (vgl. 01 02 03) und andererseits wohl auch Mutlosigkeit. Oder, was noch schlimmer wäre: Desinteresse.

    Wir können uns eine ganz einfache Frage stellen: Würden sich Sportlerinnen auch dazu veranlasst sehen, einseitig auf ihre Muttersprache zu verzichten, wenn sie statt für den Nationalstaat für ein mehrsprachiges Südtiroler Team (vgl. 01) antreten würden?

    Siehe auch: 01 02 03 04 05



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  • Distanzierung vom Antifaschismus.
    Italien

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    1 Comentâr → on Distanzierung vom Antifaschismus.
    Italien

    In Rom hat die antifaschistische Zivilgesellschaft auf die Wahl von Ignazio La Russa (FdI) zum Senatspräsidenten reagiert.

    So haben Unbekannte die Botschaft »I. La Russa – Garbatella verabscheut dich – – Antifa«1Übersetzung von mir. Original: »I. La Russa – Garbatella ti schifa – ★ – Antifa« auf den Rollladen des FdI-Büros im Stadtviertel Garbatella gesprüht. In denselben Räumlichkeiten hatte sich früher der MSI-Sitz befunden, in dem Parteichefin Giorgia Meloni ihre ersten politischen Gehversuche als Mussoliniverehrerin machte.

    Auf einem Banner, der in der Nähe des Kolosseums aufghängt wurde, war hingegen »Willkommen Präsident La Russa – Der Widerstand geht weiter!«2Übersetzung von mir. Original: »Benvenuto presidente La Russa – La resistenza continua!« zu lesen, wobei die Antifa-Gruppe Cambiare Rotta darauf den Namen des Senatsvorsitzenden kopfüber geschrieben hat.

    Der fünfzackige Stern in der Garbatella wurde von Medien und Ermittlerinnen unter anderem als Symbol der Roten Brigaden interpretiert — und somit die Botschaft als potenzielle Gewaltandrohung eingeordnet. Warum ist mir ehrlich gesagt schleierhaft, da unter dem Stern ausdrücklich »Antifa« (und nicht etwa »B.R.«) steht. Der fünfzackige Stern, der übrigens auch im -Logo enthalten ist, gilt als Symbol der Linken und der Internationalistinnen, bisweilen auch als Symbol von (linken) Unabhängigkeitsbefürworterinnen.

    Dass der Name von La Russa auf dem Transparent von Cambiare Rotta verkehrt herum geschrieben wurde, ist eine verbreitete Art, auf das Ende des Faschismus (mit dem kopfüber an einer Tankstellenüberdachung baumelnden Benito Mussolini) anzudeuten.

    Die parlamentarische Linke (oder was von manchen dafür gehalten wird), einschließlich PD-Chef Enrico Letta, ließ die Gelegenheit, sich ungebeten vom Antifaschismus zu distanzieren und Ignazio La Russa ihre Solidarität auszusprechen, nicht ungenutzt verstreichen. Als ob der lahme Widerstand dies erfordert hätte. Mit der Abgrenzung von Nationalismus und Faschismus tun sich dieselben Akteure erfahrungsgemäß leider etwas schwerer.

    Siehe auch: 01 02 03 || 01 02 03

    • 1
      Übersetzung von mir. Original: »I. La Russa – Garbatella ti schifa – ★ – Antifa«
    • 2
      Übersetzung von mir. Original: »Benvenuto presidente La Russa – La resistenza continua!«


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  • Politische Bildung: Marsch auf Rom.
    Veranstaltungshinweis

    Unter dem Titel

    Der “Marsch auf Rom” – damals und heute

    findet am 27. Oktober von 17.00 bis 19.00 Uhr via Zoom eine Onlineveranstaltung der Bundeszentrale für Politische Bildung statt.

    Es sprechen und diskutieren:

    • Prof. Dr. Aram Mattioli von der Univeristät Luzern. Er ist unter anderem Autor des Buches »Viva Mussolini!« Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis.
    • Jörg Seisselberg, ARD-Studio Rom.
    • Die Journalistin und Publizistin Birgit Schönau moderiert.

    Vor 100 Jahren marschierte Benito Mussolini mit seinen sogenannten Schwarzhemden auf Rom zu – die Regierung trat zurück und an ihre Stelle trat der gebürtige Norditaliener als faschistischer Führer und Diktator. Bis heute erinnern an vielen Orten im Land Denkmäler an seine Herrschaft, die Gewalt und Tod mit sich brachte, jedoch noch immer verklärt wird. Und alljährlich kommen seine alten und jungen Anhänger an seinem Geburtsort zusammen, um seiner zu gedenken.

    Politisch übernahmen nach seinem Tod 1945 neue Akteure sein Erbe – in jüngerer Vergangenheit nicht nur seine Enkelinnen Alessandra und Rachele Mussolini, sondern auch die Partei Fratelli d’Italia.

    Die einhundertste Jahrung ist Anlass, auf das faschistische Italien zurückzublicken und zu fragen, wie das Erbe Benito Mussolinis und seiner “Schwarzhemden” bis heute überdauert.

    – aus der offiziellen Ankündigung

    Hier geht es zur Anmeldung für die kostenfreie Veranstaltung.



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