Autorinnen und Gastbeiträge →

FAQ.
Häufige Fragen und Einwände

[Italiano]

A) Das Projekt.

  • A1) Was will eigentlich?
  • A2) Seid ihr für die Selbstbestimmung oder für die Unabhängigkeit?
  • A3) Was ist der Unterschied zwischen Selbstbestimmung und Unabhängigkeit?
  • A4) Warum braucht es zur Umsetzung des von vorgeschlagenen Modells die Unabhängigkeit? Wäre es nicht auch mit der Autonomie realisierbar?
  • A5) Unabhängigkeit = Egoismus?
  • A6) Ist »unbedingt« für die Unabhängigkeit?
  • A7) Was sind eurer Meinung nach die konkreten Vorteile/Folgen der Selbständigkeit?
  • A8) Seid ihr fremdenfeindlich?
  • A9) Seid ihr italiener:innenfeindlich?
  • A10) Seid ihr italienfeindlich?
  • A11) Warum gründet ihr nicht eine Partei und/oder kandidiert (um zu sehen, wie viele eure Ideen teilen)?

B) Grenzenlos demokratisch!

  • B1) Eure Vorschläge sind nicht verfassungskonform.
  • B2) Südtirol wurde mit dem Blut der italienischen Soldaten (mit dem Blut »unserer Väter/Großväter«…) erobert.
  • B3) In Europa kann man keine neuen Grenzen ziehen. Es gibt keine Grenzen mehr.
  • B4) Sezessionismus ist eine Gegenbewegung zur europäischen Einigung.
  • B5) Was bedeutet Unabhängigkeit im heutigen Europa?
  • B6) Was unterscheidet den von euch vorgeschlagenen Staat von einem Nationalstaat?
  • B7) Warum nicht abwarten, bis sich die EU in ein Europa der Regionen wandelt? Warum nicht das Ende der Nationalstaaten abwarten?
  • B8) Glaubt ihr wirklich, dass die Unabhängigkeit automatisch zur Überwindung der Nationalismen führen wird?
  • B9) Ihr wollt eine »Nation ohne Nation«? Das wäre doch nichts weniger als die Quadratur des Kreises!
  • B10) Wäre ein allgemeines, demokratisches Selbstbestimmungsrecht nicht der direkte Weg in die Kleinstaaterei?
  • B11) Nehmen wir an, Südtirol wäre unabhängig: Was würde passieren, wenn sich ein Teil davon wiederum abspalten möchte?
  • B12) Italien hat uns auch viel Positives gebracht, z.B. unsere Esskultur bereichert.
  • B13) Warum versucht ihr nicht, gemeinsam mit anderen Selbstbestimmungs- und Unabhängigkeitsbefürworter:innen im Land (Freiheitliche, Süd-Tiroler Freiheit usw.) eine Allianz zu bilden?
  • B14) Warum seid ihr gegen eine »Rückkehr« Südtirols zu Österreich?
  • B15) Was wenn sich die Mehrheit der Südtiroler:innen für eine Angliederung an Österreich aussprechen würde?
  • B16) Die Österreicher:innen wollen euch sowieso nicht haben. Ihr seid die »Terroni« des deutschen Sprachraums.

C) Nicht wirklich!

  • C1) Gibt es denn keine wichtigeren Probleme als die Selbstbestimmung?
  • C2) Uns geht es doch gut! Warum sollten wir uns von Italien abspalten?
  • C3) Ihr sagt, dass ihr für die Unabhängigkeit Südtirols von Italien seid, aber das italienische Geld nehmt ihr gerne.
  • C4) Südtirol nimmt mehr Geld von Italien, als es an Italien abgibt — ihr seid also undankbar. Ohne Italien wäre Südtirol nie so wohlhabend geworden, wie es heute ist.
  • C5) Warum Unabhängigkeit? Die Südtiroler:innen aller Sprachgruppen sind heute freier als je zuvor.
  • C6) Laut Völkerrecht steht die Selbstbestimmung nur Kolonien und unterdrückten Minderheiten zu.
  • C7) Nicht die kollektive Selbstbestimmung ist wichtig, sondern die individuelle Selbstbestimmung jeder einzelnen Bürgerin, jedes einzelnen Bürgers.
  • C8) Wer sich für die Selbstbestimmung einsetzt ist ein:e Antiautonomist:in. Sie verliert daher auch die Berechtigung, an der Fortentwicklung der Autonomie mitzuwirken.
  • C9) Das -Projekt ist wunderbar — es setzt aber eine sehr aufgeklärte Gesellschaft voraus und wird deshalb eine Utopie bleiben.
  • C10) Ihr habt ein fertiges, starres und unverhandelbares Modell entwickelt, womit es unmöglich ist, sich auf Diskussionen einzulassen.
  • C11) vergleicht Südtirol manchmal mit der Schweiz, doch in der Schweiz leben die Sprachgemeinschaften in jeweils einsprachigen Kantonen.
  • C12) Die Südtiroler:innen sprechen gar kein richtiges Deutsch, niemand im deutschen Sprachraum versteht sie. Sie haben daher nichts mit einem wie auch immer gearteten deutschen Kulturraum zu tun.
  • C13) Ihr behauptet, überparteilich zu sein, ergreift dann aber doch immer wieder Partei!
  • C14) Ihr werft anderen Medien vor, parteiisch zu sein — dabei seid ihr es doch selbst.

D) Miteinander oder gar nicht.

  • D1) Bei einem Selbstbestimmungsreferendum würde die Mehrheit über die Minderheit bestimmen (»drüberfahren«).
  • D2) Wie kann verhindert werden, dass sich zahlenmäßige und sprachliche Mehr- und Minderheiten (Frage D1) entsprechen, dass also »die Deutschen« über »die Italiener« entscheiden?
  • D3) Was geschieht im unabhängigen Südtirol mit der italienischen und der ladinischen Minderheit?
  • D4) Die Italiener:innen hängen aber an Italien.
  • D5) Wenn es euch hier nicht gefällt, dann geht doch nach Österreich (bzw. woanders hin)!
  • D6) Was ist eine postethnische Gesellschaft? Setzt sie den postethnischen Menschen voraus?
  • D7) ‘Postethnisch’ gibt es nicht. Die Ethnie ist eine der am tiefsten verwurzelten menschlichen Eigenschaften.
  • D8) Ich glaube nicht, dass die Trennung nach Sprachgruppen in einem unabhängigen Südtirol überwunden werden kann. Es wäre besser, wenn wir hier und jetzt daran arbeiten.

E) Fürchtet euch nicht!

  • E1) Die Forderung nach Selbstbestimmung ist ein gefährliches Experiment.
  • E2) Die Selbstbestimmung, also die Abhaltung einer Volksabstimmung über die Zukunft Südtirols, wäre eine zweite Option!
  • E3) Die Selbstbestimmung ist ein zweischneidiges Schwert: Wenn sich die Bevölkerung in einer Abstimmung gegen die Unabhängigkeit entscheidet, wird uns Italien auch noch die Autonomie wegnehmen.
  • E4) Das Beispiel Jugoslawien sollte uns gelehrt haben, wohin Unabhängigkeitswünsche führen können (Balkanisierungsgefahr).
  • E5) Südtirol ist doch zu klein, um als eigenständiges Land zu überleben.
  • E6) Südtirols Wirtschaftskraft reicht nicht aus, um als unabhängiges Land zu überleben.
  • E7) Südtirol müsste anteilsmäßig die italienischen Staatsschulden übernehmen, könnte diese aber niemals abzahlen.
  • E8) Würde Südtirol nicht aus der EU fliegen?
  • E9) Müsste ein unabhängiges Südtirol nicht die Eurozone verlassen?
  • E10) Ich möchte nicht in einem unabhängigen Land leben, in dem eine einzige Partei so viel Macht hat.
  • E11) Ich will mich doch nicht von Freiheitlichen und Süd-Tiroler Freiheit regieren lassen.



Domande e obiezioni frequenti.

A) Il Progetto.

  • A1) Quali sono i fini di ?
  • A2) si batte per l’autodeterminazione o per l’indipendenza?
  • A3) Qual’è la differenza fra autodeterminazione e indipendenza?
  • A4) Per quale ragione pensate che la realizzazione del modello di necessiti dell’indipendenza? Non sarebbe attuabile anche all’interno dell’autonomia?
  • A5) Indipendenza = egoismo?
  • A6) Siete favorevoli all’indipendenza ad ogni costo?
  • A7) Quali, secondo voi, sono i vantaggi e le conseguenze concreti dell’indipendenza?
  • A8) Siete xenofobi?
  • A9) Siete antiitaliani?
  • A10) Odiate l’Italia?

B) Democrazia senza confini!

  • B1) Le vostre proposte sono incostituzionali.
  • B2) Il Sudtirolo è stato conquistato con il sangue dei soldati italiani (con il sangue dei nostri padri/nonni…).
  • B3) In Europa non si possono creare nuovi confini. I confini non esistono più.
  • B4) Il secessionismo è contrario all’unificazione europea.
  • B5) Che significato può avere l’indipendenza nell’Europa odierna?
  • B6) Che cosa distingue lo stato da voi proposto da uno stato nazionale?
  • B7) Perché non attendere che l’UE si regionalizzi? Perché non aspettare la fine degli stati-nazione?
  • B8) Davvero siete convinti che l’indipendenza comporti autmaticamente il superamento dei nazionalismi?
  • B9) Una nazione senza nazione? Ma sarebbe la quadratura del cerchio!
  • B10) Un diritto di autodeterminazione generalizzato e democratico non porterebbe direttamente a un mondo di microstati?
  • B11) Ammesso che il Sudtirolo diventi uno stato indipendente: che cosa succederebbe se una sua parte volesse secedere a sua volta?
  • B12) L’Italia ha portato cose positive al Sudtirolo, ad esempio ne ha arricchito la cucina.
  • B13) Perché non vi alleate con altre forze sudtirolesi favorevoli all’autodeterminazione e/o all’indipendenza (Freiheitliche, Süd-Tiroler Freiheit ecc.)?
  • B14) Per quale ragione siete contrari a una riannessione del Sudtirolo all’Austria?
  • B15) E se la maggioranza delle/dei sudtirolesi si esprimesse a favore di un ritorno all’Austria?
  • B16) Gli austriaci non vi vogliono. Siete i «terroni» dell’area tedesca.

C) Veramente… no!

  • C1) Ma non ci sono problemi più urgenti dell’autodeterminazione?
  • C2) Stiamo così bene! Perché dovremmo separarci dall’Italia?
  • C3) Dite che siete favorevoli all’indipendenza dall’Italia ma i soldi italiani li prendete volentieri.
  • C4) Il Sudtirolo riceve più soldi dall’Italia di quanti ne paga — siete degli ingrati. Senza l’Italia il Sudtirolo non sarebbe mai diventato così benestante.
  • C5) Perché volete l’indipendenza? Le/I sudtirolesi oggi sono più liberi che mai.
  • C6) Secondo il diritto internazionale l’autodeterminazione è riservata alle colonie e alle minoranze oppresse.
  • C7) Non è tanto importante l’autodeterminazione collettiva, quanto quella individuale di ogni cittadina e cittadino.
  • C8) Chi si impegna per l’autodeterminazione è un antiautonomista. Perde quindi il diritto a impegnarsi per lo sviluppo dell’autonomia.
  • C9) Il progetto di è ottimo — ma presuppone una società molto illuminata ed è quindi destinato a rimanere un’utopia.
  • C10) propone un modello predefinito, inflessibile e non trattabile, quindi è inutile discuterne.
  • C11) Spesso su si leggono paragoni con la Svizzera, ma in Svizzera le comunità linguistiche vivono separate in cantoni monolingui.
  • C12) Le/i sudtirolesi non parlano tedesco e nessuno nei paesi di lingua tedesca li capisce. Non hanno nulla a che fare con l’area culturale tedesca.
  • C13) Vi dichiarate apartitici — ma siete comunque di parte!
  • C14) Accusate i media di essere faziosi, ma lo siete anche voi!

D) Tutti insieme o nulla.

  • D1) In caso di referendum di autodeterminazione la maggioranza deciderebbe sulle sorti della minoranza.
  • D2) Come si può evitare che maggioranza e minoranza numerica coincidano con maggioranza e minoranza linguistica (domanda D1) e che quindi «i tedeschi» decidano sugli «italiani»?
  • D3) Che cosa accadrebbe con le minoranze italiana e ladina nel Sudtirolo indipendente?
  • D4) Le cittadine e i cittadini di lingua italiana sono attaccate/i all’Italia.
  • D5) Se qui non vi piace andatevene in Austria (oppure: altrove)!
  • D6) Che cos’è una società postetnica? Presuppone l’uomo postetnico?
  • D7) Il ‘postetnicismo’ non è realizzabile. L’etnia è una delle caratteristiche umane più profondamente radicate.
  • D8) Non credo che la separazione fra i gruppi linguistici possa venire superata in un Sudtirolo indipendente. Sarebbe meglio perseguire questo fine qui e ora.

E) Senza timori!

  • E1) L’autodeterminazione è un esperimento pericoloso.
  • E2) L’autodeterminazione ovvero l’indizione di un referendum sul futuro del Sudtirolo sarebbe una ripetizione delle opzioni.
  • E3) L’autodeterminazione è un’arma a doppio taglio: Se la popolazione in un referendum si esprimesse contro l’indipendenza, l’Italia ci toglierebbe anche l’autonomia.
  • E4) L’esempio della Yugoslavia dovrebbe averci insegnato a cosa portano le velleità indipendentiste (pericolo di balcanizzazione).
  • E5) Il Sudtirolo è troppo piccolo per sopravvivere come entità indipendente.
  • E6) La forza economica del Sudtirolo non è sufficiente a garantirci la sopravvivenza come stato indipendente.
  • E7) Il Sudtirolo dovrebbe accollarsi la sua parte del debito sovrano italiano, ma non sarebbe in grado di estinguerlo.
  • E8) Ma il Sudtirolo non sarebbe espulso dall’UE?
  • E9) Il Sudtirolo indipendente dovrebbe lasciare la zona Euro?
  • E10) Non voglio vivere in una terra indipendente nella quale un unico partito ha un tale potere.
  • E11) Non voglio farmi governare da Freiheitliche e Süd-Tiroler Freiheit.



A1) Was will eigentlich?

In aller Kürze: Wir wünschen uns ein mehrsprachiges, nicht mehr ethnozentrisch ausgerichtetes Südtirol, dem europäischen Einigungsprozess verpflichtet und losgelöst von jeglichem Nationalstaat. Vergleiche hierzu unter anderem das -Manifest sowie die Fragen A4, A7 und B6.

A2) Seid ihr für die Selbstbestimmung oder für die Unabhängigkeit?

spricht sich in erster Linie für die Selbstbestimmung aus. Das heißt, die Bevölkerung soll die Möglichkeit bekommen, in einem partizipativen Verfahren und anschließend in einer Abstimmung frei über ihre Zukunft zu befinden (Unabhängigkeit/Verbleib bei Italien/anderes Szenario). Sollte es zu einem derartigen Beteiligungsverfahren kommen, wird sich für die Unabhängigkeit Südtirols vom Nationalstaat Italien einsetzen, weil wir davon überzeugt sind, dass diese Lösung mit Abstand die bessere für unser Land wäre. Wir könnten dann frei und im Konsens darüber entscheiden, wie wir uns ein tatsächlich friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben der Menschen in Südtirol vorstellen. Rom und Wien können unsere Probleme nicht lösen, weil sie einerseits sehr spezifisch sind und andererseits in einem nationalstaatlichen Rahmen — selbst mit einer Teilautonomie, wie wir sie heute haben — gar nicht dauerhaft lösbar sind. Vergleiche auch Frage A3 und Frage A6.

A3) Was ist der Unterschied zwischen Selbstbestimmung und Unabhängigkeit?

Die Selbstbestimmung ist ein Akt bzw. ein Prozess, mittels dessen man zum Beispiel über den politisch-institutionellen Rahmen eines Gebiets befinden kann. Sie kann sich in einer Volksabstimmung, in einem parlamentarischen Entscheid oder in einem partizipativen Prozess — bzw. einer Kombination dieser Verfahren — äußern.
Die staatliche Unabhängigkeit ist (neben der innerstaatlichen Autonomie, der Angliederung an einen anderen Staat usw.) eines der möglichen Ziele, die man im Rahmen eines Selbstbestimmungsprozesses verfolgen (und möglicherweise erreichen) kann.

A4) Warum braucht es zur Umsetzung des von vorgeschlagenen Modells die Unabhängigkeit? Wäre es nicht auch mit der Autonomie realisierbar?

Minderheiten werden unserer Auffassung nach in einem Nationalstaat nie ohne Risiken auf Schutzmechanismen verzichten können, die jedoch ihrerseits die Trennung zwischen den Sprachgruppen perpetuieren und reproduzieren.
Die Autonomie steht uns Südtiroler:innen zu, weil wir uns vom übrigen Staatsvolk unterscheiden, also, weil wir »national« nicht dazugehören. Dies ist also ein dauernder Ansporn dafür, dass sich »Deutsche« und »Ladiner:innen« möglichst von ihren Mitbürger:innen italienischer Sprache abgrenzen. Schließlich wird die Legitimierung für diese Autonomie hinfällig, sobald wir uns nicht mehr hinreichend vom Staatsvolk unterscheiden. Diese Tatsache ist freilich keine gute Voraussetzung für ein entkrampftes Miteinander.
Um ein neues Gesellschaftsmodell umzusetzen, brauchen wir den nötigen Handlungsspielraum direkt vor Ort — doch die Autonomie benötigt immer eine übergeordnete Absicherung. Absicherung bedeutet einerseits Sicherheit, doch — wie wir wissen — im Gegenzug auch Starrheit: Selbst wenn wir auch im Lande einverstanden sind, wir können am Rahmen, den das Autonomiestatut vorgibt, alleine nichts ändern, sogar Feinjustierungen bedürfen der Zustimmung aus Rom und Wien.

Wenn wir vom -Modell sprechen, schwingt ferner natürlich immer auch eine Zukunftsvision für Europa mit: Wir wünschen uns ein Europa der Regionen, das nach dem Subsidiaritätsprinzip aufgebaut ist und den heutigen Club der Nationalstaaten ablöst. Natürlich entscheiden nicht wir hier in Südtirol alleine, wie das Europa von morgen aussieht, aber wir können es auf Augenhöhe mit allen anderen mitgestalten.

A5) Unabhängigkeit = Egoismus?

Der Unabhängigkeitswunsch auf egoistischen Prämissen fußen, doch unsere Motive sind völlig andere. Wir wollen nicht mehr Geld, sondern mehr Verantwortung übernehmen und uns gesellschaftlich weiterentwickeln: Das -Manifest spricht ausdrücklich die innere und äußere Solidarität an, wobei letzteres bedeutet, dass wir auch in Zukunft — nach Möglichkeit in größerem Umfang als heute — ärmeren Regionen unter die Arme greifen wollen. In der EU geschieht dies automatisch über den europäischen Finanzausgleich, in der restlichen Welt über Kooperation und Entwicklungshilfe. Zudem könnte Südtirol u.U. — wie die Schweiz oder andere neutrale Länder — eine internationale und interregionale Vermittlungsrolle bei Konflikten wahrnehmen.

A6) Ist »unbedingt« für die Unabhängigkeit?

Nein, den Unabhängigkeitswunsch knüpfen wir sehr wohl an Bedingungen. Er ist unserer Auffassung nach in jenem Maße gerechtfertigt, wie die Grundlage für ein besseres Zusammenleben, die Mehrsprachigkeit und ein funktionierendes, solidarisches Gemeinwesen geschaffen werden kann. Einen Sprung ins Ungewisse lehnen wir ab: Parallel zur Loslösung vom Nationalstaat Italien sollte über einen verbindlichen Verfassungsentwurf abgestimmt werden, der sicherstellt, dass die Entwicklung in die erhoffte Richtung geht. Dass die Südtiroler:innen die sprichwörtliche »Katze im Sack« kaufen und blind einem völlig planlosen oder dem Zusammenleben abträglichen Unabhängigkeitsmodell zustimmen, ist ohnehin schwer vorstellbar, da die Mehrheit eine Verschlechterung des Istzustandes (in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher Hinsicht) wohl nicht mittragen würde. Vergleiche auch die Fragen B8 und B13.

A7) Was sind eurer Meinung nach die konkreten Vorteile/Folgen der Selbständigkeit?

  • Die Unabhängigkeit (Gegenteil von Abhängigkeit) hätte die Aufhebung eines seit Jahrzehnten künstlich aufrecht erhaltenen Ausnahmezustandes zur Folge: Dieser Ausnahmezustand ist im starren, unbeweglichen Autonomiestatut festgeschrieben und durch gegenseitiges Misstrauen sowie Trennung zwischen den Sprachgruppen gekennzeichnet. Er ist das politische Kapital ganzer Politikerscharen und innerhalb eines Nationalstaates kaum und nur unter großem Risiko zu überwinden.
  • Der politische Ausnahmezustand ist außerdem durch das Wahlverhalten nach Sprachgruppen gekennzeichnet. Eine Sammelpartei wäre in einem unabhängigen Südtirol nicht mehr rechtfertigbar, Ideale und politische Projekte hätten Vorrang vor dem ethnischen Zusammenhalt, eine lange überfällige Normalisierung der politischen Landschaft wäre die Folge.
  • Es bestünde endlich die Chance und die Notwendigkeit, unsere Probleme vor Ort zu lösen. Die Südtiroler Politik wäre voll verantwortlich für ihr Handeln. Heute wird die Verantwortung für negative Entwicklungen — mehr oder minder gerechtfertigt — auf äußere Umstände und Akteur:innen abgeschoben.
  • Der Abschluss eines sozialen Paktes (zur Konsens- und Vertrauensbildung) zwischen den Sprachgruppen wäre unumgänglich.
  • Der besonderen Situation Südtirols könnte in jeder Hinsicht Rechnung getragen werden, da es sich um einen konstitutiv mehrsprachigen Willensstaat (ähnlich der Schweiz) und nicht mehr um den äußersten Zipfel eines Nationalstaates handeln würde: Südtirol muss seine spezifischen Bedürfnisse — die außerlandes nur sehr schwer nachvollziehbar und vermittelbar sind — in sämtlichen Lebensbereichen in den Mittelpunkt stellen.
  • Der angebliche oder reale »äußere Feind« in Form des Nationalstaats Italien käme abhanden und damit die Rechtfertigung für zahlreiche anachronistische Schutzmaßnahmen, die für eine Minderheit unverzichtbar sind, aber die freie gesellschaftliche, kulturelle und politische Entfaltung einschränken.
  • Der sogenannte Service Public (öffentlicher Dienst) könnte wesentlich effizienter gestaltet werden; Südtirol könnte sich von Italiens Justiz, Post, Bahn, Bürokratie u.v.m. endgültig und mit großem Vorteil für alle verabschieden.

A8) Seid ihr fremdenfeindlich?

Nein. Das -Manifest spricht ausdrücklich von einer territorialen Lösung, die jeden hier lebenden Menschen als Südtiroler:in definiert, und zwar ungeachtet von dessen Herkunft, Sprache, Hautfarbe und Religion.

A9) Seid ihr italiener:innenfeindlich?

Nein. anerkennt ausdrücklich die mehrsprachige Vergangenheit und Gegenwart Tirols und betrachtet sie als einen für die Zukunft zu bewahrenden und auszubauenden Wert.

A10) Seid ihr italienfeindlich?

Nein. Die Ansicht, dass eine Zukunft ohne Zugehörigkeit zu einem Nationalstaat unserem Land wesentlich bessere Entfaltungsmöglichkeiten bieten würde, hat nichts mit einer wie auch immer gearteten Italienfeindlichkeit zu tun. Die Kontakte und den Austausch mit Italien könnte ein unabhängiges Südtirol jedoch anders als jetzt unvoreingenommen und unbelastet führen und nach Möglichkeit eher ausbauen als einschränken, und zwar als gleichberechtigter Partner – wie im Übrigen mit allen anderen Nachbarregionen und -staaten.

A11) Warum gründet ihr nicht eine Partei und/oder kandidiert (um zu sehen, wie viele eure Ideen teilen)?

Wir verstehen unser stets ehrenamtliches Engagement als Beitrag zur Diskussion und zur Willensbildung bzw. als Lobbyarbeit für eine Idee — nicht unähnlich einem Think Tank. Politische und demokratische Beteiligung geht weit über die Teilnahme an Wahlen hinaus, Bürger:innen können darin unterschiedlichste Rollen wählen und wahrnehmen. Nicht jede:r hat die zeitlichen Ressourcen, die charakterlichen Eigenschaften und die Motivation, die für ein direktes wahlpolitisches Amt nötig sind. Und nicht zuletzt lassen sich politische Ideen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ messen oder einordnen.

Die Mehrheitsfähigkeit einer Idee sagt nichts über ihre Berechtigung und Güte aus. Sie muss sich ggf. noch entwickeln und wachsen. Soziale Errungenschaften (wie zum Beispiel die Gleichstellung homosexueller Menschen) wurden meist auch nicht von einem Tag auf den anderen erzielt, sondern anfangs nur von einer Minderheit gefordert und teils viele Jahre lang mit massiv bekämpft. Dementsprechend kann der Zeitpunkt, an dem eine Idee in die politische Arena getragen oder gar eine Fragestellung zur Abstimmung gebracht wird, eine entscheidende Rolle spielen.

Dessen ungeachtet muss sich nicht jede:r politische Akteur:in, Kommentator:in, Denker:in, um zur Teilnahme am öffentlichen politischen Diskurs, in welcher Form auch immer, legitimiert zu sein, einer Wahl stellen (und sollte auch nicht immerfort dazu gedrängt werden). Genausowenig wie übrigens jede:r Kommentator:in, Expert:in oder Trainer:in im Sportbereich ständig dazu aufgefordert wird, selbst sportlich tätig zu werden.



B1) Eure Vorschläge sind nicht verfassungskonform.

Verfassungen sind keine Naturgesetze. Sie wurden von Menschen geschrieben und können in einer Demokratie auch wieder von Menschen abgeändert werden. Auch das Wahrecht für Frauen war zum Zeitpunkt, als die entsprechende Forderung erhoben wurde, nicht gesetzes- bzw. verfassungskonform. Daher sollten politische Visionen nicht bloß den derzeitigen rechtlichen Rahmen, sondern vielmehr das Ziel eines verbesserten Gemeinwesens im Blick haben. Sollten unsere Ziele (derzeit) noch verfassungswidrig sein, müssen ggf. Wege gefunden werden, dies auf friedlichem Weg zu ändern.
Ewigkeits- und Einheitsklauseln in Verfassungen sind jedoch demokratiepolitisch generell bedenklich. hält es vielmehr mit einem Leitspruch der katalanischen Grünen: Die Legalität ist nicht unveränderlich und muss sich dem demokratischen Willen anpassen — nicht umgekehrt.

B2) Südtirol wurde mit dem Blut der italienischen Soldaten (mit dem Blut »unserer Väter/Großväter«…) erobert.

Solch martialische Blut- und Boden-Argumente sind uns fremd — und wir lehnen sie als undemokratisch ab. Blut und Gewalt erhöhen die Legitimation einer Grenzziehung nicht, sondern mindern sie. Und es wäre aus demokratischer Sicht unannehmbar, dass mit Blut errichtete Grenzen im Europa des 21. Jahrhunderts nur mit weiterem Blutvergießen geändert werden können.

Übrigens: Auch in Libyen oder Eritrea sind viele italienische Soldaten gestorben. Dennoch gehören diese Gebiete heute nicht mehr zu Italien.

B3) In Europa kann man keine neuen Grenzen ziehen. Es gibt keine Grenzen mehr.

Dass es in Europa keine Grenzen mehr gäbe, ist eine stark verkürzende Darstellung. Vielmehr wurden die Grenzkontrollen großteils abgeschafft und auch sonst die Auswirkungen von Grenzen abgemildert. Trotzdem sind die Auswirkungen, die Staatsgrenzen auf unser tägliches Leben haben, weiterhin groß: Wesentliche Rechte und Pflichten, Steuern und Tarife, die Schulsysteme u.v.m. werden von den Staaten nach wie vor unterschiedlich geregelt.
Selbst wenn es jemals zu einem europäischen Bundesstaat kommen sollte, wären Grenzen zwischen den Gebieten (Staaten, Länder oder Regionen…), aus denen dieser Bund besteht, erforderlich; schließlich ist undenkbar, dass für das gesamte Gebiet von Lappland bis Sizilien und von der Algarve bis zum Schwarzen Meer eine einzige Zentralregierung zuständig ist und einheitliche Regeln erlässt. Das heißt: Wie durchlässig und überwindbar die Grenzen in Zukunft auch werden mögen, wir werden sie (zum Zwecke der Verwaltung) immer brauchen. Die Verschiebung einer innereuropäischen Verwaltungsgrenze wird jedoch voraussichtlich umso einfacher und problemloser, je mehr Europa zusammenwächst. So gesehen ist der »Abbau« von Grenzen ein Argument, das nicht gegen, sondern für eine flexiblere Handhabung von Grenzanpassungen spricht.

B4) Sezessionismus ist eine Gegenbewegung zur europäischen Einigung.

Nicht notwendigerweise. Es kommt auf den ideologischen Unterbau der Unabhängigkeitsbefürworter:innen an. Beispielsweise sind die sezessionistischen Kräfte in Schottland und Katalonien (anders etwa als die rechtspopulistische und xenophobe Lega oder der rechtsradikale Vlaams Belang) sehr EU-freundlich gesinnt und würden ihre Grenzen vermutlich weit durchlässiger gestalten als die Staaten, von denen sie sich lossagen möchten. Tendenziell sind Kleinstaaten mehr an europäischer Integration interessiert und auf sie angewiesen als große Flächenstaaten. Sezessionismus im Rahmen der EU ist eigentlich EU-Föderalismus.

B5) Was bedeutet Unabhängigkeit im heutigen Europa?

Unabhängigkeit im Rahmen der EU bedeutet, keinen Schritt in die Ungewissheit zu tun. Und es bedeutet, dass wir über unsere Zukunft selbst entscheiden, es sei denn in jenen Bereichen, die wir im Rahmen der Union mit anderen teilen. Nicht zuletzt bedeutet es aber auch, in der Union mehr zu zählen und anderen Regionen ein Vorbild zu sein – wodurch ein föderalistisches und solidarisches Entwicklungsmodell Auftrieb erlangen könnte.

B6) Was unterscheidet den von euch vorgeschlagenen Staat von einem Nationalstaat?

Ein Nationalstaat (lat. »natio« = Geburt) erhebt den Anspruch, seine Bevölkerung sei hinsichtlich eines angeborenen Merkmals homogen — meist handelt es sich um Sprache und Kultur. Diesem »Ideal« zufolge würden etwa Frankreich alle Menschen französischer Sprache und Kultur oder die Niederlande alle Menschen niederländischer Sprache und Kultur in einem Staat vereinen. Dieser Auffassung nach, die im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, legitimieren eine einheitliche Sprache und Kultur die Gründung eines eigenen Staates in Abgrenzung zu anderssprachigen und -kulturellen Staaten. Diese Fiktion erschafft gleichzeitig dort »nationale Minderheiten« (und sehr häufig einen gewollten oder ungewollten Assimilierungsdruck), wo die Bevölkerung sich sprachlich-kulturell von der mehrheitlichen Staatsbevölkerung unterscheidet. Ebenso entstehen dadurch territoriale Dispute (bis hin zum Krieg), wo sich Gebiete nicht eindeutig einer Sprachgemeinschaft zuschreiben lassen und folglich von mehreren beansprucht werden. Diesem veralteten Modell, das eine kulturelle »Reinheit« vorgaukelt, die es in Wirklichkeit fast nirgendwo (und schon gar nicht im Zentrum Europas) gibt, stellen wir ein demokratisches und pluralistisches gegenüber: Jedes Gebiet, dessen Bevölkerung — ohne Anspruch auf Homogenität aufgrund von angeborenen Eigenschaften — sich demokratisch selbst regieren möchte, soll unserer Auffassung nach ein Recht darauf haben. Dieser Ansatz beugt Ungerechtigkeiten im Sinne von Fremdbestimmung genauso vor, wie es den »Inklusivismus« fördert: Denn wenn angeblich objektive (angeborene!) Eigenschaften entscheiden, wer »dazugehört« und wer nicht, ist dies stets eine Grundlage für Diskriminierung und Ausschluss.

B7) Warum nicht abwarten, bis sich die EU in ein Europa der Regionen wandelt? Warum nicht das Ende der Nationalstaaten abwarten?

Wo soll dieser Prozess beginnen, wenn nicht in jenen Regionen, in denen die vorherrschende nationale Logik am deutlichsten versagt? Südtirol ist prädestiniert, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen. Anstatt sich in ein gemachtes Nest zu setzen, könnte unser Land zur politischen Avantgarde in Sachen Regionalisierung Europas zählen. Die Nationalstaaten, die in der EU nach wie vor das Sagen haben, haben aus reinem Selbsterhaltungstrieb kein Interesse an ihrer eigenen Demontage. Sie werden sich nicht freiwillig und ohne Druck selbst abschaffen.

B8) Glaubt ihr wirklich, dass die Unabhängigkeit automatisch zur Überwindung der Nationalismen führen wird?

Das glauben wir selbstverständlich nicht. Die Unabhängigkeit kann dieses Potenzial nur dann entfalten, wenn wir es schaffen, Regeln und Mechanismen für das eigenständige Südtirol festzulegen, die es uns erlauben, das Land außerhalb des nationalistischen (oder nationalstaatlichen) Rahmens zu positionieren. Das ist freilich kein leichtes Unterfangen, da das Konstrukt der »Nation«, so jung es auch ist, die Denkweise der Menschen durchdrungen hat. Ein Schritt in diese Richtung ist die Formulierung eines -Verfassungsvorschlags, welcher mögliche rechtliche Rahmenbedingungen für ein »postethnisches« Land (vgl. Frage B9) aufzeigt. Doch nur, wenn die Bevölkerung sich in einem Volksentscheid zur Unabhängigkeit frei und vor allem bewusst für einen derartigen Weg entscheidet und ihn auch großmehrheitlich aktiv mitträgt, kann diese Entwicklung gelingen. Selbst der -Verfassungsvorschlag muss mit dem Einbau gewisser Fristen der Tatsache Rechnung tragen, dass sich die Gesellschaft erst allmählich daran gewöhnen wird, dass ethnische (bzw. nationale) Merkmale in rechtlichen Belangen und im öffentlichen Leben in den Hintergrund treten.

B9) Ihr wollt eine »Nation ohne Nation«? Das wäre doch nichts weniger als die Quadratur des Kreises!

Die »Nation ohne Nation« ist nichts anderes als ein Wortspiel, um das Ziel zu beschreiben, das verfolgt. Es ist jedoch weit weniger paradox, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Schließlich spielt der Satz mit zwei völlig unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs »Nation«: Im ersten Fall ist Nation ein Synonym für »Staat«, während es im zweiten Fall eine Gemeinschaft von Personen, die von Geburt an natürliche und kulturelle Eigenschaften gemeinsam haben beschreibt. Wenn man also sagt, dass eine »Nation ohne Nation« vorschlägt, heißt dies in Wirklichkeit nichts anderes, als dass dieses Projekt auf einen »Staat« hinarbeitet, welchem nicht der philosophische »Nationenbegriff« (vgl. Frage B6) zugrunde liegt. Es gibt übrigens bereits zahlreiche Beispiele für Staaten, die keine Nationen im engeren Sinne sind — und die sind so unterschiedlich wie die Schweiz, Luxemburg oder die Vereinigten Staaten von Amerika. Südtirol müsste natürlich keines dieser Modelle kopieren, sondern wäre ein weiteres, völlig eigenständiges Beispiel eines nicht national definierten Staates.

B10) Wäre ein allgemeines, demokratisches Selbstbestimmungsrecht nicht der direkte Weg in die Kleinstaaterei?

Grundsätzlich sind weder die Klein-, noch die Großstaaterei gut oder schlecht, beides hat seine Berechtigung und beides hat Vor- und Nachteile. Heute sind Kleinstaaten, zum Beispiel aufgrund leicht zugänglicher Märkte, wesentlich besser überlebensfähig, als noch vor 50 Jahren. Mittelalterliche Kleinstaaterei ist mit Regionalität innerhalb eines europäischen Verbundes nicht vergleichbar. In einigen Belangen/Kennzahlen sind kleinere Einheiten den größeren sogar tendenziell überlegen. Trotzdem wird es sinnvolle Größenbeschränkungen zur Abspaltung kleiner Gebiete geben, die aber die jeweiligen Bürger:innen selbst am besten beurteilen können. Wie in der Antwort auf Frage B11 beschrieben, wird die allgemeine Verfügbarkeit des demokratischen Selbstbestimmungsrechtes »paradoxerweise« sicherstellen, dass Abspaltungswünsche in vielen Fällen erst gar nicht entstehen.

B11) Nehmen wir an, Südtirol wäre unabhängig: Was würde passieren, wenn sich ein Teil davon wiederum abspalten möchte?

Wenn sich ein Teil Südtirols — Ladinien, der mehrheitlich italienischsprachige Teil oder irgendein anderer Bezirk — wiederum selbständig machen möchte, sollte dies selbstverständlich gestattet werden. fordert ein demokratisches Recht auf Selbstbestimmung, womit die Bürger:innen frei darüber befinden dürfen, welchen institutionellen Rahmen und welche Regierungsform sie sich geben möchten. Dies sollte in einer etwaigen Südtiroler Verfassung auch ausdrücklich festgehalten werden.
Stünde den Menschen das Recht auf Selbstbestimmung tatsächlich konkret zur Verfügung, wäre dies unserer Auffassung nach die beste Garantie für ein gutes und dauerhaftes Zusammenleben. Wenn jede Region und jeder Bezirk in letzter Konsequenz die Möglichkeit zur Abspaltung hat, wird es im Interesse der Gesamtheit sein, niemanden zu benachteiligen. Hätte Südtirol laut italienischer Verfassung heute ausdrücklich ein Recht auf Selbstbestimmung, wäre das Interesse des Staates groß, Konflikte fair auszutragen, Autonomiebestimmungen nicht einfach zu missachten, Zuständigkeiten nicht einseitig aufzukündigen und mit dem Land auf Augenhöhe zu verhandeln.

B12) Italien hat uns auch viel Positives gebracht, z.B. unsere Esskultur bereichert.

Das ist richtig. Doch bei einer Loslösung von Italien würden Nudeln, Pizza, italienischer Kaffee u.v.m. nicht automatisch verschwinden. Diese Bereicherung hat bereits im Habsburgerreich begonnen, ist im Laufe der letzten Jahrzehnte weitergegangen und würde im Rahmen der EU bestimmt nicht unterbrochen. Der italienische Kanton Tessin in der Schweiz ist kulturell wesentlich italienischer als Südtirol, obwohl er nicht zu Italien, ja nicht einmal zur EU gehört. Der kulturelle Austausch benötigt keine gemeinsame Zugehörigkeit zu einem Staat.

B13) Warum versucht ihr nicht, gemeinsam mit anderen Selbstbestimmungs- und Unabhängigkeitsbefürworter:innen im Land (Freiheitliche, Süd-Tiroler Freiheit usw.) eine Allianz zu bilden?

Wir finden eine Gesprächsbasis mit allen Akteuren im Land, die sich innerhalb des demokratischen Grundkonsenses bewegen — somit auch mit den Freiheitlichen und der Süd-Tiroler Freiheit. Da aber die Selbstbestimmung und vielmehr noch die Unabhängigkeit für uns kein Selbstzweck, sondern konkrete Mittel zur Verwirklichung einer postethnischen/postnationalen und föderalen Vision sind (vgl. Frage A6), gibt es einige unverhandelbare Standpunkte, an die wir eine konkrete Zusammenarbeit knüpfen:

  • Antirassismus, Antifaschismus, Antitotalitarismus: An Akteuren, mit denen wir zusammenarbeiten, dürfen keine Zweifel aufkommen, dass sie sich nicht eindeutig von Rassismus, Faschismen und Totalitarismen distanzieren bzw. diese sogar aktiv bekämpfen. Es wäre zum Beispiel fatal, mit Vereinen oder Parteien (auch nur punktuell) gemeinsame Sache zu machen, die zwar für die Selbstbestimmung, aber gleichzeitig xenophob sind.
  • Bekenntnis zur europäischen Einigung: Es geht nicht darum, dass sich Akteure, mit denen wir zusammenarbeiten, zur heutigen EU, sondern grundsätzlich zu einem Prozess der europäischen Einigung bekennen. Kritik am derzeitigen, aus demokratischer Sicht teils kritikwürdigen und auf eine Gemeinschaft von Nationalstaaten fixierten Modell ist durchaus zulässig (bzw. erwünscht).
  • Selbstbestimmung: Gruppierungen oder Einzelpersonen, mit denen wir zusammenarbeiten, müssen nicht zwangsläufig für die Unabhängigkeit sein; sie müssen jedoch dafür sein, dass sich die Menschen in Südtirol (und zwar alle, unabhängig von ihrer Sprache, Hautfarbe etc.) demokratisch und verbindlich zu diesem Thema äußern dürfen. Es geht hier ausdrücklich nicht um das Selbstbestimmungsrecht der Völker, wie es in den Menschenrechtspakten enthalten ist, sondern um ein demokratisches Entscheidungsrecht.
  • Ablehnung von Gewalt: Gewalt darf bei der Lösung von gesellschaftlichen und politischen Konflikten keine Rolle spielen. Gesprächspartner, die hier nicht eindeutig eine Grenze ziehen, sind für inakzeptabel.

B14) Warum seid ihr gegen eine »Rückkehr« Südtirols zu Österreich?

Österreich ist zwar nicht in jeder Hinsicht ein Nationalstaat, da es nie den Anspruch erhoben hat, alle Bürger:innen ein und derselben Sprache in einem Staat zu vereinigen. Trotzdem definiert sich Österreich sprachlich und kulturell ähnlich wie ein Nationalstaat, italienische und ladinische Südtiroler:innen wären in Österreich wiederum »nationale« Minderheiten. Das -Projekt zielt jedoch auf die Schaffung eines politisch-institutionellen Rahmens ab, in dem sich kein:e Südtiroler:in als Mitglied einer sprachlichen bzw. nationalen Minderheit fühlen muss. Eine Angliederung Südtirols an Österreich wäre dagegen eine reine Umkehrung der heutigen Situation (die Deutschsprachigen wären fortan Teil der Mehrheit, Italiener:innen und Ladiner:innen Minderheiten), weshalb diesen Weg für nicht sinnvoll hält. Vergleiche auch Frage A1.

B15) Was wenn sich die Mehrheit der Südtiroler:innen für eine Angliederung an Österreich aussprechen würde?

spricht sich für die demokratische Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes aus. Dies bedeutet, dass die Bürger:innen friedlich und frei über die institutionellen Rahmenbedingungen entscheiden sollen. Jedes aus einem solchen Entscheid hervorgehende Ergebnis ist nach unserer Auffassung zu akzeptieren, auch wenn wir es nicht befürworten. Dies gilt also ohne Unterschiede für die Beibehaltung des Status Quo, die staatliche Unabhängigkeit, die Angliederung an einen bestehenden Staat und selbst für die freiwillige Aufgabe der Autonomie innerhalb Italiens.

B16) Die Österreicher:innen wollen euch sowieso nicht haben. Ihr seid die »Terroni« des deutschen Sprachraums.

spricht sich ausdrücklich gegen einen Anschluss Südtirols an einen bestehenden Nationalstaat aus. Nichtsdestotrotz beweisen repräsentative Umfragen immer wieder, dass die Österreicher:innen alles andere als geschlossen gegen eine Wiederangliederung Südtirols wären. Eine den Zielen und der politischen Ausrichtung von nicht affine Partei wie die FPÖ macht sich in Österreich für eine solche Angliederung sowie für die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Südtiroler:innen stark.
Von beleidigenden und diskriminierenden Pauschalisierungen distanzieren wir uns. Und im deutschen Sprachraum gibt es keinen analogen Begriff zum italienischen »Terroni«. Wenn man jedoch ein Wohlstandsgefälle ausmachen kann, geht dieses im deutschen Sprachraum eher von einem reichen Süden in Richtung eines weniger wohlhabenden Nordens — und eines historisch durch den eisernen Vorhang bedingten geringeren Wohlstands im Osten.



C1) Gibt es denn keine wichtigeren Probleme als die Selbstbestimmung?

Auf eine Hierarchisierung möchte sich bewusst nicht einlassen, denn es gibt immer gleichzeitig wichtigere und unwichtigere Probleme. Würde man grundsätzlich nach Wichtigkeit vorgehen, anstatt mehrere Probleme unterschiedlicher Gewichtung parallel anzugehen und zu lösen, müssten weniger wichtige Probleme nahezu »für immer« auf die lange Bank geschoben werden. Im Grunde sind Klimawandel, Überbevölkerung oder Ressourcenverteilung so wichtige Probleme, dass wir bis zu ihrer Lösung — gingen wir nach dem hierarchischen Prinzip vor — fast die gesamte Gemeinde-, Landes- und Staatspolitik ruhend stellen müssten.
Dass »die Menschen« in Südtirol wichtigere Probleme hätten, als die Selbstbestimmung, steht übrigens im Widerspruch zum unter Punkt C2 behandelten, ebenso häufig vorgebrachten Argument.

C2) Uns geht es doch gut! Warum sollten wir uns von Italien abspalten?

Das -Modell basiert nicht nur auf wirtschaftlichem Wohlstand (vgl. Frage A5), sondern vor allem auf gesellschaftlichem Wohlstand durch Überwindung der nationalstaatlichen Ebene und Schaffung eines dezidiert mehrsprachigen Staates. Vergleiche auch Frage A4. Trotzdem darf die wirtschaftliche Komponente, die auch die Grundlage für einen funktionierenden Sozialstaat darstellt, selbstverständlich nicht vernachlässigt werden.
Das Argument, uns gehe es (wirtschaftlich) gut, ist für die Unabhängigkeitsgegner ein zweischneidiges: Denn erstens müssten sie dann, sobald es Italien (und Südtirol bei Italien) wirtschaftlich nicht mehr so gut geht, konsequenterweise die Unabhängigkeit befürworten — jedenfalls stärker, als zuvor. Und zweitens bedienen sie sich mit dem wirtschaftlichen Wohlstand eines Arguments, bei dessen Benutzung den Unabhängigkeitsbefürwortern normalerweise »Egoismus« vorgeworfen wird. Selbst wenn es uns »gut geht« bedeutet dies übrigens nicht, dass wir nicht danach trachten sollten, unsere Situation weiter zu verbessern, denn dies ist Ziel und Zweck von Politik und menschlichen Strebens im Allgemeinen. Vergleiche auch Frage C5.

C3) Ihr sagt, dass ihr für die Unabhängigkeit Südtirols von Italien seid, aber das italienische Geld nehmt ihr gerne.

nimmt kein Geld, weder von Italien noch von anderen Staaten und Ländern. Trotzdem ist es in der Politik durchaus legitim, auch dann — wie alle anderen — ein Politikergehalt anzunehmen, wenn man sich für die Selbstbestimmung bzw. für die Unabhängigkeit einsetzt, denn Selbstbestimmung und Unabhängigkeit sind völlig demokratische Optionen, die in einem Parlament verteidigt werden dürfen.
Darüberhinaus tragen die Südtiroler:innen mit ihrem Steuern auch zum »italienischen Geld« bei. Unabhängigkeitsbefürworter:innen zahlen ebenso ihren Teil wie Unabhängigkeitsgegner:innen. Alle finanzieren in einem modernen Staat mit ihren Steuern Dinge, die ihrer Überzeugung widersprechen. Ein:e Pazifist:in finanziert das Militär mit und ein:e militante:r Abtreibungegner:in leistet ebenso einen Beitrag zur Finanzierung von Schwangerschaftsabbrüchen.

C4) Südtirol nimmt mehr Geld von Italien, als es an Italien abgibt — ihr seid also undankbar. Ohne Italien wäre Südtirol nie so wohlhabend geworden, wie es heute ist.

Es gibt unterschiedliche Ansichten und Rechnungen darüber, ob Südtirol mehr Geld von Italien bekommen oder an Italien abgegeben hat. Werte wie die jahrzehntelange Abschöpfung der Wasserkraft durch den Staat bleiben hier jedoch meist unberücksichtigt.
Dass Südtirol derzeit ein Nettozahler ist, ist hingegen weitgehend unbestritten. Außerdem wäre es aus Sicht von eine Schande, wenn ein reiches Land wie das unsere von einem hochverschuldeten Staat wie Italien finanziert würde. Sollte dies also der Wahrheit entsprechen, wären wir für eine sofortige Änderung unseres Zustands als Nettoempfänger — und dies hat mit Undankbarkeit nichts zu tun.
Sollte Südtirol ein Nettoempfänger sein, müsste es darüberhinaus zumindest im wirtschaftlichen Interesse Italiens liegen, sich seiner zu entledigen.
Dass Südtirol nur durch Italien und die Autonomie so wohlhabend werden konnte, kann man wohl verneinen. Es reicht ein Blick jenseits der Grenzen, in jene affinen Regionen, die nicht von Italien annektiert wurden (speziell das restliche Tirol), um zu sehen, dass sie nicht am Hungertuch nagen.

C5) Warum Unabhängigkeit? Die Südtiroler:innen aller Sprachgruppen sind heute freier als je zuvor.

Welche Gesellschaft in Mitteleuropa ist heute nicht freier und wohlhabender als noch vor 50 Jahren? Freiheit und Wohlstand sind relativ. Die Tatsache, dass Südtirol im Verhältnis zu vielen anderen Ländern auf der Welt ein freies und wohlhabendes Land ist, kann nicht bedeuten, dass eine weitere Verbesserung der Situation nicht wünschens- und erstrebenswert wäre. In manchen Bereichen ist Italien — und somit auch Südtirol — im internationalen Vergleich sogar verhältnismäßig »unfrei« (vgl. Rankings für Pressefreiheit und Gleichberechtigung, den »Democracy Index«, den »Index of Economic Freedom« oder den »Freedom in the World«-Index).
Zum Vergleich: Dass Frauen heute einen besseren Stand in der Gesellschaft haben, als jemals zuvor und Frauen in Südtirol freier sind als in manchen anderen Ländern, würde man ja ebenfalls nicht zum Anlass nehmen, das Engagement für Frauenrechte und Gleichberechtigung grundsätzlich zu hinterfragen und anzuzweifeln.

C6) Laut Völkerrecht steht die Selbstbestimmung nur Kolonien und unterdrückten Minderheiten zu.

Das Völkerrecht selbst macht dazu keine konkreten Aussagen, vielmehr ist dies die am weitesten verbreitete, aber nicht unumstrittene Auslegung.
Trotzdem beruft sich zur Erlangung der Selbstbestimmung für Südtirol nicht in erster Linie auf das Völkerrecht, das einer Logik folgt, die der -Idee diametral entgegensteht. Vielmehr sieht die Legitimierung eines solchen Prozesses in demokratischen und basisdemokratischen Grundsätzen, die sich darin äußern, dass ein demokratischer Rechtsstaat den Willen einer breiten — und im Falle Südtirols sprachgruppenübergreifenden — territorialen Bevölkerungsmehrheit nicht dauerhaft übergehen bzw. unterdrücken kann. Selbst wenn es zunächst juristische Schranken (wie die in der italienischen Verfassung verankerte »nationale Einheit« – vgl. Frage B1) zu geben scheint, muss auf dem Verhandlungswege eine Lösung gefunden werden. Verfassungen und Gesetze sind (anders als physikalische Gesetze) menschgemacht und veränderlich; sie müssen sich in Demokratien dem Bevölkerungswillen unterordnen. Der erste Schritt muss in jedem Fall eine breite Konsens- und Willensbildung sein.

C7) Nicht die kollektive Selbstbestimmung ist wichtig, sondern die individuelle Selbstbestimmung jeder einzelnen Bürgerin, jedes einzelnen Bürgers.

Wir halten es grundsätzlich für wenig sinnvoll, zwei Ideen gegeneinander auszuspielen, die einander nicht ausschließen. In diesem speziellen Fall ist es sogar absurd: In einer Demokratie kann nämlich die individuelle Selbstbestimmung nur selbstbewusste, eigenständig denkende und mit allen demokratischen Rechten ausgestattete Bürger:innen hervorbringen. Wenn eine breite Mehrheit selbstbestimmter Individuen in einem Gebiet die territoriale Selbstverwaltung wünscht, wird ihnen in einer Demokratie über kurz oder lang aber niemand verbieten können, dies auf demokratischem Weg umzusetzen. Andernfalls hätte dies — über die Einschränkung der kollektiven Selbstbestimmung — auch die Einschränkung der individuellen Selbstbestimmung zur Folge.

C8) Wer sich für die Selbstbestimmung einsetzt ist ein:e Antiautonomist:in. Sie verliert daher auch die Berechtigung, an der Fortentwicklung der Autonomie mitzuwirken.

Selbstbestimmung bedeutet (vgl. Frage A3), dass die Bürger:innen selbst über den institutionellen Status (Autonomie, Zentralismus, Unabhängigkeit, Angliederung an einen anderen Staat…) befinden sollen. Wer die Selbstbestimmung befürwortet, spricht sich also lediglich für einen Weg aus, der kein konkretes Ziel vorwegnimmt. Die Südtiroler:innen könnten z.B. mittels Volksabstimmung auch beschließen, den Status Quo der Autonomie beizubehalten.
Selbst wer aber (im Rahmen eines Selbstbestimmungsprozesses) die Unabhängigkeit befürwortet, verliert keineswegs die Berechtigung, den Autonomieausbau zu fordern und zu gestalten. Für die meisten Separatist:innen dürfte die heutige Autonomie eine Mindestforderung (und nicht ein per se zu bekämpfendes »Übel«) sein, deren historischen und gegenwärtigen Vorzüge im Vergleich zu staatlichem Zentralismus nicht in Frage gestellt werden. Die Eigenstaatlichkeit ist darüberhinaus nichts anderes als eine besonders starke Form von Autonomie (= Selbstverwaltung); zwischen der heutigen Autonomie und staatlicher Unabhängigkeit gibt es also einen fließenden Übergang.
Gerade Forderungen nach staatlicher Souveränität ziehen im Übrigen häufig die Ausweitung innerstaatlicher Autonomie nach sich. Auch in Südtirol war die Autonomie unter anderem ein Zugeständnis, um den Wunsch nach Unabhängigkeit (bzw. damals vor allem Angliederung an Österreich) zu schwächen. Siehe auch Frage E3.

C9) Das -Projekt ist wunderbar — es setzt aber eine sehr aufgeklärte Gesellschaft voraus und wird deshalb eine Utopie bleiben.

Vor wenigen Jahrzehnten gab es europaweit ähnliche (tatsächliche oder vorgeschobene) Einwände gegen die Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Schon kurz darauf waren das allgemeine und das Frauenwahlrecht aus den westlichen Demokratien nicht mehr wegzudenken. Die Gesellschaften haben sich als reifer erwiesen, als die damaligen Zweifler je vermutet hätten.

C10) Ihr habt ein fertiges, starres und unverhandelbares Modell entwickelt, womit es unmöglich ist, sich auf Diskussionen einzulassen.

Das -Modell ist alles andere als fertig, starr und unverhandelbar. Vielmehr stellt es ein mögliches, in sich schlüssiges Modell dar, anhand dessen aufgezeigt werden kann, wie sich ein unabhängiges Südtirol unserer Auffassung nach entwickeln könnte. Es wurde als Diskussionsgrundlage konkretisiert, um glaubhaft machen zu können, dass es zumindest einen Lösungsweg für eine nicht mehr von ethnischen Grundsätzen geleitete Entwicklung gibt, bei der keine der heutigen Sprachgemeinschaften Benachteiligungen zu befürchten hat.
Die Ausarbeitung einer konkreten Verfassung muss unserer Auffassung nach in einem partizipativen, direktdemokratischen Prozess stattfinden und sollte in ihren wesentlichen Grundzügen bereits vor einem etwaigen Selbstbestimmungsreferendum abgeschlossen sein (vgl. Frage A2).
Ein für nicht verhandelbares Prinzip ist, dass die Unabhängigkeit, um unsere Zustimmung zu erlangen, auf nicht ethnozentrischer Grundlage erfolgen und für alle heutigen Sprachgemeinschaften von Vorteil sein muss.

C11) vergleicht Südtirol manchmal mit der Schweiz, doch in der Schweiz leben die Sprachgemeinschaften in jeweils einsprachigen Kantonen.

Wir nennen die Schweiz als »naheliegendes« Beispiel für einen nicht national (also nicht aufgrund einer einheitlichen Sprache und Kultur) definierten Staat, in dem sich niemand als Sprachminderheit fühlen muss. Dies um aufzuzeigen, dass es dafür schon heute funktionierende Beispiele gibt. Selbstverständlich wäre das Schweizer Modell nicht einfach auf Südtirol übertragbar, vielmehr müssten wir mittels einer Verfassung ein auf Südtirol maßgeschneidertes Modell entwickeln und etablieren. Einige mögliche, aber keineswegs unverhandelbare Grundzüge für ein solches Modell will aufzeigen.
Über die Schweiz hinaus gibt es noch weitere, völlig unterschiedliche und ebenfalls nicht direkt auf Südtirol übertragbare Modelle für nicht national definierte Staaten, wie etwa Luxemburg oder Kanada.
Im Übrigen stimmt es jedoch nicht, dass die Sprachgemeinschaften in der Schweiz grundsätzlich getrennt und in unterschiedlichen Kantonen leben. Es gibt in der Eidgenossenschaft weitgehend einsprachige Kantone wie St. Gallen, Neuchâtel oder Tessin, aber auch mehrsprachige Kantone wie Freiburg/Fribourg, Bern/Berne oder das an Südtirol angrenzende Graubünden/Grischun/Grigioni. Zudem funktionieren Legislative, Exekutive und Judikative auf Bundesebene mehrsprachig.

C12) Die Südtiroler:innen sprechen gar kein richtiges Deutsch, niemand im deutschen Sprachraum versteht sie. Sie haben daher nichts mit einem wie auch immer gearteten deutschen Kulturraum zu tun.

Der deutsche Sprachraum ist von einer Vielzahl von Dialekten geprägt. Es ist die Norm, dass deutsche Muttersprachler:innen nicht jeden Dialekt verstehen, der irgendwo im gesamten Sprachraum gesprochen wird. Die Existenz eines eigenständigen Südtiroler Dialekts im sprachwissenschaftlichen Sinne ist umstritten. Die Dialekte (es sind mehrere), die in Südtirol gesprochen werden, werden den hochdeutschen Mundarten — und darunter den südbairischen — zugerechnet. Das südbairische Dialektkontinuum hält sich auch nicht an Staats- und schon gar nicht an Landesgrenzen. Der südbairische Sprachraum reicht von Augsburg bis Salurn und von der Südsteiermark bis zum Arlberg. Die Unterschiede zwischen den Mundarten innerhalb Südtirols können bisweilen größer sein als jeweils zu anderen Varianten des Südbairischen in Nord- oder Osttirol. Desweiteren zeichnet die meisten Südtiroler:innen deutscher Muttersprache eine Diglossie aus. Das heißt, Dialekt und Standardsprache (bzw. überregionale Umgangssprache) koexistieren nebeneinander und werden der Situation entsprechend verwendet.

Das Land Südtirol ist gemeinsam mit Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und der deutschsprachigen Gemeinschaft (Belgien) Gründungs- und Vollmitglied des 2004 gegründeten Rat für deutsche Rechtschreibung (RdR), der obersten Regulierungsbehörde (Sprachgesellschaft) der deutschen Sprache und ist somit aktiv an der sprachlichen Definition und Entwicklung beteiligt.

C13) Ihr behauptet, überparteilich zu sein, ergreift dann aber doch immer wieder Partei!

Wir sind überparteilich, aber nicht unparteiisch. Das ist ein wichtiger Unterschied. Wir haben klare politische Positionen, für die wir engagiert einstehen, ohne einer etablierten Partei nahezustehen. Vielmehr betrachten wir es als unsere (selbst auferlegte) Pflicht, Äußerungen von Medien und maßgeblichen Persönlichkeiten aus -Sicht zu kommentieren.

C14) Ihr werft anderen Medien vor, parteiisch zu sein — dabei seid ihr es doch selbst.

ist kein Medium mit einem allgemeinen Informationsauftrag (wie etwa eine Tageszeitung, ein Nachrichtenmagazin, ein News-Portal…) sondern das Sprachrohr einer politischen Plattform, vergleichbar mit der Webpräsenz einer Partei oder eines Vereins. Hierfür gelten selbstverständlich unterschiedliche Maßstäbe. Dennoch haben faktische Richtigkeit, Nachvollziehbarkeit und transparente Quellenangaben auf hohe Priorität.



D1) Bei einem Selbstbestimmungsreferendum würde die Mehrheit über die Minderheit bestimmen (»drüberfahren«).

Wie bei jedem demokratischen Entscheid würde eine zahlenmäßige Mehrheit über eine zahlenmäßige Minderheit an Bürger:innen entscheiden. Es geht hier nicht um sprachliche oder kulturelle, sondern um zahlenmäßige politische Mehrheiten und Minderheiten.
Um eine möglichst breite Zustimmung zu erlangen, werden Unabhängigkeitsbefürworter und -gegner:innen Angebote machen, die möglichst vielen »Skeptiker:innen« und »Gegner:innen« entgegenkommen. Zudem kommen den jeweils »Überstimmten« unabhängig des Ausgangs keine demokratischen Rechte abhanden. Dasselbe gilt für allgemeine und unveräußerliche Rechte (z.B. Menschenrechte), die in jedem Fall garantiert werden müssen.
Wie bekannt, spricht sich nur dann für die Unabhängigkeit aus, wenn sie allen Menschen im Lande — ungeachtet ihrer Sprache und angeborener Eigenschaften — eine Verbesserung der Lebensumstände verspricht. Unter diesen Voraussetzungen ist unserer Ansicht nach auch den ggf. unterlegenen Unabhängigkeitsgegner:innen die Loslösung von Italien zuzumuten.
Dass zahlenmäßige Mehrheiten über zahlenmäßige Minderheiten bestimmen, entspringt übrigens dem demokratischen Konsens, dass dies zwar nicht optimal, aber jedenfalls besser ist, als die Herrschaft der Minderheit über die Mehrheit. Und unsere (»westlichen«) Gesellschaften haben sich auf die Demokratie als »die beste aller schlechten Regierungsformen« geeinigt.

D2) Wie kann verhindert werden, dass sich zahlenmäßige und sprachliche Mehr- und Minderheiten (Frage D1) entsprechen, dass also »die Deutschen« über »die Italiener:innen« entscheiden?

Dass die zahlenmäßigen Mehr- und Minderheiten genau (oder auch nur annähernd) den sprachlichen Mehr- und Minderheiten entsprechen, kann nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden. Die Annahme, dass die deutschsprachigen Südtiroler:innen die Unabhängigkeit grundsätzlich befürworten, während sie von den italienischsprachigen Südtiroler:innen grundsätzlich abgelehnt wird, kann durch Daten nicht bestätigt werden, da zum Beispiel auch viele Deutschsprachige gegen eine Abspaltung sind.
Es besteht aber die Möglichkeit, dass die Mehrheit der deutschsprachigen über die Mehrheit der italienischsprachigen Südtiroler:innen entscheidet. Obschon dieses Risiko in einer geheimen Abstimmung nicht ganz ausgeschlossen werden kann, wird es nötig sein, es möglichst gering zu halten: Dies darf jedoch nicht ein Grund sein, die Diskussion über die Unabhängigkeit grundsätzlich zu scheuen oder vorzeitig zu beenden (da dann übrigens das umgekehrte Risiko besteht, dass die Mehrheit der italienischsprachigen Südtiroler:innen die Wünsche einer Mehrheit von deutschsprachigen Südtiroler:innen blockiert), sondern gerade, sie offen zu führen, um nach — für alle befriedigenden — Mechanismen zu suchen, um die Übereinstimmung von zahlenmäßiger und sprachlicher Mehrheit weitestgehend auszuschließen. (In dieser Antwort wurden die Ladiner:innen nicht berücksichtigt, da ihnen gewöhnlich keine einheitliche Meinung zum Thema Unabhängigkeit zugeschrieben wird. Gleichwohl wären sie selbstverständlich gleichberechtigt in die Verhandlungen um die technischen Fragen zum Referendum einzubinden.)

D3) Was geschieht im unabhängigen Südtirol mit der italienischen und der ladinischen Minderheit?

Grundsätzlich soll es laut in einem unabhängigen Südtirol gar keine Minderheiten als solche mehr geben: Selbstverständlich sind die Bürger:innen italienischer und ladinischer Sprache zunächst zahlenmäßig in der Minderheit; es handelt sich dabei jedoch nicht um »nationale« Minderheiten, da sich der neue Staat nicht national (z.B. aufgrund der deutschen oder italienischen Sprache) definiert. Beim unabhängigen Südtirol sollte es sich nicht um einen neuen Nationalstaat handeln, sondern um den Staat einer dezidiert mehrsprachigen Willensgemeinschaft, dessen Quellcode wenigstens alle drei autochtonen Sprachen in sich trägt. Dieses Ziel kann durch eine Verfassung erreicht werden, die diesem Wunsch Rechnung trägt (vgl. Fragen B6 und D6).
In der Schweiz etwa würden sich die Romands (französischsprachige Schweizer:innen) oder die italienischen Schweizer:innen, obwohl anteilsmäßig in der Unterzahl, niemals als nationale Minderheit bezeichnen, weil sie gleichberechtigt Teil des Staatsvolkes sind und keine Assimilierung befürchten müssen. Ähnlich ist es in Luxemburg, ein Land, das sich ebenfalls nicht »national« definiert.
Laut -Manifest bleibt darüberhinaus das Selbstbestimmungsrecht der Ladiner:innen mit ihrem geschlossenen Siedlungsgebiet ausdrücklich aufrecht. Sie sollten also jederzeit frei entscheiden dürfen, ob sie Teil Südtirols bleiben möchten oder nicht.

D4) Die Italiener:innen hängen aber an Italien.

  • Einwohner:innen des Kantons Tessin verstehen sich politisch als Schweizer:innen und kulturell als Italiener:innen. Dies ist kein Widerspruch, wenn man nicht vom nationalistischen Grundsatz ausgeht, dass jede Kultur einen eigenen Staat benötigt und jedem Staat eine einheitliche Kultur entspricht (vgl. Frage B6).
  • Niemand braucht seine Lebensart zu ändern, wenn Südtirol unabhängig im Sinne von wäre. Pizza und Pasta werden nicht verschwinden und Juve- oder Inter-Fans bleiben Juve- oder Inter-Fans. Auf nationalistische, turbopatriotische oder gar italofaschistische Gefühle soll in einem postethnischen Südtirol jedoch keine Rücksicht genommen werden.

D5) Wenn es euch hier nicht gefällt, dann geht doch nach Österreich (bzw. woanders hin)!

Unser politisches Engagement hat nichts damit zu tun, dass es uns hier nicht gefällt oder nicht passt. Im Gegenteil: Es gefällt uns hier so gut, dass wir mit den hier lebenden Menschen ein gemeinsames politisches Projekt umsetzen möchten, um Probleme zu überwinden, die unser Zusammenleben heute noch kennzeichnen. Wir sind der Auffassung, dass es in einer Demokratie möglich sein muss, politische Projekte zu verfolgen und ggf. demokratisch über die Zukunft unseres Gemeinwesens abzustimmen. Jemanden aufgrund ihrer/seiner politischen Ziele des Landes verweisen zu wollen, hat mit Demokratie nichts zu tun. Übrigens strebt nicht den Anschluss Südtirols an einen anderen Staat — z.B. Österreich — an (vgl. Frage B14).

D6) Was ist eine postethnische Gesellschaft? Setzt sie den postethnischen Menschen voraus?

In einer postethnischen Gesellschaft ist die Zugehörigkeit zu einer Ethnie oder Sprachgruppe — anders als in der heutigen Autonomie, welche die Sprachgruppe zu ihrem Kern hat — kein relevantes Merkmal mehr; sie tritt, ähnlich wie die Religion, in den Hintergrund und wird weitgehend Teil der Privatsphäre. Genauso, wie der laizistische Staat nicht voraussetzt, dass seine Bürger:innen Atheist:innen sind, setzt ein postethnisch ausgerichteter Staat nicht einen utopischen, ethniefreien neuen Menschentypus voraus. Vergleiche auch Frage D7.

D7) ‘Postethnisch’ gibt es nicht. Die Ethnie ist eine der am tiefsten verwurzelten menschlichen Eigenschaften.

hat sich nicht zum Ziel gesetzt, eine menschliche Eigenschaft (besser gesagt: ein gesellschaftliches Konstrukt) wie die Ethnie abzuschaffen. Vielmehr schlagen wir die Einführung eines institutionellen Modells vor, das — anders als unsere heutige Autonomie — die Ethnie nicht zu einer der wichtigsten Eigenschaften erhebt, um Arbeitsplätze zu vergeben, Kulturfördergelder zu verteilen, Sozialwohnungen zuzuweisen und vieles mehr. Noch präziser (aber umständlicher) könnte man also von »Post-Ethnozentrismus« oder einem »nicht ethnozentrischen Modell« sprechen, und solche Modelle existieren weltweit. Um nicht zu sagen: Ethnozentrische Modelle, wie jenes, das in Südtirol vorherrscht, sind die absolute Ausnahme. Vergleiche auch Frage D6.

D8) Ich glaube nicht, dass die Trennung nach Sprachgruppen in einem unabhängigen Südtirol überwunden werden kann. Es wäre besser, wenn wir hier und jetzt daran arbeiten.

Der Wille, hier und jetzt für ein besseres Zusammenleben zu arbeiten, steht nicht im Widerspruch zu Bestrebungen, durch die Absage an das nationalstaatliche Modell bessere Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Beide Ziele können, ja sollen sogar, parallel verfolgt werden.
Allerdings schafft die Autonomie durch ihre — in einem Nationalstaat erforderlichen — Schutzbestimmungen (getrennte Schulen, Sprachgruppenzugehörigkeit, Proporz etc.) Anreize, die einer ethnisch ungeteilten Gesellschaft letztendlich im Wege stehen; während ein unabhängiges, nach den Vorstellungen von konstruiertes Südtirol Anreize für die Überwindung der Trennungen schaffen würde. Wer glaubt, dass diese Anreize nicht ausreichen, um das Zusammenleben drastisch zu verbessern, kann auch nicht glauben, dieses Ziel im Rahmen der derzeitigen Autonomie — also mit Anreizen, die dem Ziel zuwiderlaufen — zu erreichen. Vergleiche auch Frage A4.



E1) Die Forderung nach Selbstbestimmung ist ein gefährliches Experiment.

Der Status Quo und dessen Beibehaltung bergen auch Risiken. Es ist nicht gesagt, dass das Beharren auf etwas automatisch sicherer ist als das Wagen von Neuem. Das Leben ist lebensgefährlich. Keine politische oder gesellschaftliche Errungenschaft wurde völlig risikolos erreicht. Wichtig ist nur, dass der Prozess demokratisch, offen und transparent verläuft.

E2) Die Selbstbestimmung, also die Abhaltung einer Volksabstimmung über die Zukunft Südtirols, wäre eine zweite Option!

Die Option war eine von zwei totalitären Diktaturen aufgezwungene Entscheidung zwischen Teufel und Beelzebub. Zwischen Zwangsassimilierung (zumindest der Propaganda nach konnte sogar die Aussiedlung in den Süden Italiens drohen) und Aufgabe der Heimat. Die Selbstbestimmung wäre ein freier und demokratischer Entscheid zwischen zwei guten Alternativen (aus -Sicht: »zwischen einer guten und einer besseren«): Autonomie und Eigenstaatlichkeit.
In der Option entschied der Familienvater für die gesamte Familie, während bei einer demokratischen Abstimmung jeder einzelne frei und eigenverantwortlich entscheiden kann.
Die Option führte zu schwersten Konflikten, weil sie Verwandtschaften und Dorfgemeinschaften »physisch« zerriss (bzw. zu zerreißen versprach). Die Selbstbestimmung führt hingegen zu einem Ergebnis (Verbleib oder Unabhängigkeit) für das ganze Land. Es gibt keine Dableiber und keine Optanten, ganz Südtirol »bleibt« oder löst sich vom Nationalstaat und in beiden Fällen werden die »anderen« nicht ausgeschlossen. Es geht nicht um Umsiedlungen, sondern um den institutionellen Rahmen Südtirols. Unabhängig vom Ergebnis bleiben also alle Südtiroler im Lande.
Bei der Option musste sich jeder völlig öffentlich deklarieren, da die gesamte Gemeinschaft nachvollziehen konnte, ob jemand wegzieht bzw. die Vorbereitungen dafür trifft. Bei der Selbstbestimmung muss niemand, der es nicht freiwillig möchte, öffentlich Stellung beziehen. Entschieden wird frei und geheim in der Wahlkabine.

E3) Die Selbstbestimmung ist ein zweischneidiges Schwert: Wenn sich die Bevölkerung in einer Abstimmung gegen die Unabhängigkeit entscheidet, wird uns Italien auch noch die Autonomie wegnehmen.

Obwohl dies einige Politiker in Südtirol behaupten, gibt es keine rechtlichen oder politischen Anhaltspunkte für eine solche »Bestrafung«. Im Bundesstaat Québec, wo im Laufe der letzten Jahrzehnte schon zweimal erfolglos über die Unabhängigkeit von Kanada abgestimmt wurde, ist nichts derartiges eingetreten. Ganz im Gegenteil: Québec konnte seine Zuständigkeiten seitdem sogar ausbauen. In Schottland ist davon die Rede, dass im Falle eines Verbleibs beim Vereinigten Königsreich die sogenannte devolution max (maximale Autonomie) umgesetzt werden könnte, während Spanien den Unabhängigkeitswillen der Katalanen schon jetzt u. a. damit zu brechen versucht, dass der Zentralstaat für den Fall eines Verbleibs neue Zuständigkeiten anbietet.

Eine etwaige Drohung des Mutterstaates, bei Scheitern der Sezessionsbestrebungen die Autonomie zu streichen, wäre nichts anderes als Wahlwerbung für die Unabhängigkeit — und somit aus Sicht des Mutterstaates völlig kontraproduktiv. Vergleiche auch Frage C8.

E4) Das Beispiel Jugoslawien sollte uns gelehrt haben, wohin Unabhängigkeitswünsche führen können (Balkanisierungsgefahr).

Interessant ist zunächst, dass solcherlei Vergleiche meist von denselben Personen gezogen werden, die auch darauf hinweisen, dass Südtirol nicht mit Kosovo, Montenegro oder den baltischen Republiken verglichen werden darf.
Mal davon abgesehen, dass die Voraussetzungen aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Sicht in Jugoslawien völlig andere waren, als die, die heute in Südtirol herrschen, zeigt das jugoslawische Beispiel vor allem, was passieren kann, wenn man demokratische Entscheide verweigert bzw. nicht zur Kenntnis nimmt.
Zudem verfolgten die Teilgebiete der Föderation Anfang der 1990er Jahre Ziele, die jenen von diametral gegenüberstehen: Während wir die freiwillige Errichtung eines konstitutiv mehrsprachigen Landes bei Überwindung der Nationalismen verfolgen, wollten die (Kriegs-)Parteien am Balkan die Auflösung einer (nicht demokratisch zustandegekommenen) Föderation zugunsten kleiner, homogener Nationalstaaten. Gekoppelt mit dem Expansionismus Restjugoslawiens (Serbien) und Kroatiens, die unter nationalistischen Vorzeichen Gebietsansprüche geltend machten, führte dies zudem zu brutalen ethnischen Säuberungen.

E5) Südtirol ist doch zu klein, um als eigenständiges Land zu überleben.

Dies ist falsch. Es gibt weltweit – und auch in Europa – zahlreiche Staaten, die fast genauso klein oder noch kleiner sind als Südtirol. Die allermeisten davon haben damit kein Problem, im Gegenteil. Wäre dies nicht so, würden sie eine Eingliederung in größere Staaten anstreben, doch sie tun dies nicht.
Ferner sind Kleinstaaten durchschnittlich wirtschaftlich erfolgreicher und erzielen bessere Governance-Ergebnisse, als große Staaten. Es besteht auch keine Notwendigkeit, dass Kleinstaaten sämtliche Aufgaben selbst übernehmen: Es ist gängige Praxis, dass manche sekundäre Bereiche (wie die diplomatische Vertretung im Ausland) befreundeten Nachbarländern anvertraut werden.

E6) Südtirols Wirtschaftskraft reicht nicht aus, um als unabhängiges Land zu überleben.

Das stimmt nicht. Südtirol wird vom Europäischen Statistikamt Eurostat regelmäßig als eine der reichsten Regionen des gesamten Kontinents eingestuft. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum sich dies nach Vollzug der Unabhängigkeit ändern sollte. Im Gegenteil hätte die Loslösung voraussichtlich sehr positive Folgen, weil wir eine schlankere Gesetzgebung, effizientere Dienstleistungen (Bürokratie, Justiz, Post, Bahn etc.) und eine auf Südtirols Bedürfnisse zugeschnittene Wirtschafts- und Steuerpolitik hätten. Zusätzlich hätte die Unabhängigkeit die Ansiedlung eigener Niederlassungen von ausländischen Unternehmen zur Folge. All dies würde die Ökonomie eher ankurbeln als beschädigen.

E7) Südtirol müsste anteilsmäßig die italienischen Staatsschulden übernehmen, könnte diese aber niemals abzahlen.

Welchen Anteil der italienischen Staatsschulden Südtirol übernehmen müsste bzw. ab welchem Zeitpunkt Südtirol für die Schulden mitverantwortlich ist, müsste erst ausgehandelt werden. Auch die Berücksichtigung der jahrzehntelangen Abschöpfung der einheimischen Wasserkraft durch den Staat wäre einzufordern.
Selbst wenn Südtirol seinen Anteil an den italienischen Staatsschulden in vollem Umfang übernehmen müsste, würde das keine Verschlechterung der Istsituation darstellen: Auch als Teil Italiens hat Südtirol diese Schulden nämlich bereits. Da Südtirol jedoch ein höheres BIP als das restliche Staatsgebiet, zudem traditionell eine bessere Haushaltsdisziplin aufweist, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Südtirol diese Schulden abtragen kann, als dass sie Italien jemals abtragen wird können.
Da ausgeglichene öffentliche Haushalte die aktive Gestaltung eines Staates wesentlich erleichtern, birgt die Unabhängigkeit diesbezüglich wesentlich mehr Spielraum.

E8) Würde Südtirol nicht aus der EU fliegen?

Rechtsexperten aus Katalonien oder Schottland sind zum Schluss gekommen, dass dies nicht der Fall wäre — es käme vielmehr zu einer »internen Erweiterung«. Diese Ansicht ist jedoch nicht unumstritten. Gewissheit hätte man letztendlich nur, sobald es soweit ist. Im Augenblick sieht es danach aus, als könnte Schottland zum Präzedenzfall werden; sollten sich die schottischen Bürger:innen jedoch gegen die Unabhängigkeit von Großbritannien entscheiden, spräche das nicht dagegen, dass Südtirol den ersten Schritt macht. Falls Südtirol unabhängig würde, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Italien zusätzlich zum Gotthardpass mit dem Brenner eine weitere wichtige Alpenquerung außerhalb der EU lassen möchte. Rom würde demnach sicherlich kein Veto gegen einen Verbleib bzw. einen Beitritt Südtirols zur Union einlegen, sondern vielmehr jede diesbezügliche Absicht tatkräftig unterstützen.

E9) Müsste ein unabhängiges Südtirol nicht die Eurozone verlassen?

Es wäre denkbar, dass Südtirol nicht von Anfang an aktives Mitglied der Eurozone wäre. Es gibt aber die Möglichkeit einer vorübergehenden passiven Nutzung der Gemeinschaftswährung — ohne Mitgliedschaft in der Europäischen Zentralbank, wo wir schon heute nicht bzw. nur über Italien vertreten sind. Die Kleinstaaten Andorra und Monaco oder die jungen Staaten Kosovo und Montenegro sind schon heute Beispiele für Länder, welche den Euro passiv nutzen (sogar ohne EU-Mitglieder zu sein). Siehe auch: 01
Sollte sich Südtirol gegen die passive Euronutzung entscheiden, bestehen mindestens zwei weitere (allerdings weniger attraktive) Optionen, wie man die Zeit bis zum offiziellen Eintritt in den Euro überbrücken könnte: 1. Passive oder aktive Nutzung einer anderen Währung (z.B. Schweizer Franken); 2. Einführung einer eigenen Übergangswährung.

E10) Ich möchte nicht in einem unabhängigen Land leben, in dem eine einzige Partei so viel Macht hat.

Die Stärke einer einzigen Partei, wie wir sie heute in Südtirol erleben, ist im Wesentlichen auf die Situation der deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler:innen als Minderheiten in einem Nationalstaat zurückzuführen. Diese Situation bedingt die — tatsächliche oder gefühlte — Notwendigkeit, »zusammenzuhalten«, eine Notwendigkeit, die die Sammelpartei regelmäßig beschwört. In einem unabhängigen, nicht national definierten Südtirol käme die Rechtfertigung für einen derartigen ethnischen Zusammenhalt in Gesellschaft und Politik abhanden. Die wahrscheinlichste Folge: Eine Normalisierung der politischen Landschaft (Ausrichtung nach ideologischen und nicht nach ethnischen Grundsätzen) und die Aufspaltung der Sammelpartei in ihre konservativen und sozialdemokratischen Bestandteile.

E11) Ich will mich doch nicht von Freiheitlichen und Süd-Tiroler Freiheit regieren lassen.

Auch im unabhängigen Südtirol wird der Landtag (bzw. das Parlament) von allen Bürger:innen gewählt und nicht nur von jenen, die die Unabhängigkeit befürwortet haben. Die Befürchtung, dass dann Parteien, die sich heute für die Unabhängigkeit einsetzen, stärker im Landtag vertreten sein werden, als dies jetzt der Fall ist, ist unbegründet. Eher im Gegenteil: Ihnen kommt eines ihrer wichtigsten Wahlkampfthemen, die Loslösung Südtirols von Italien, abhanden.

Zuletzt bearbeitet am 11. Jänner 2023.




A1) Quali sono i fini di ?

In breve: proponiamo la creazione di un Sudtirolo plurilingue e non più organizzato in modo etnocentrico, impegnato per l’unificazione europea e indipendente rispetto a qualsiasi stato nazionale. Cfr. il manifesto di e la domanda A4.

A2) Brennerbasisdemokratie si batte per l’autodeterminazione o per l’indipendenza?

In primo luogo difende il diritto ad autodeterminarsi. Ciò significa che la popolazione deve avere la possibilità concreta di decidere il proprio futuro in modo libero, attraverso una votazione democratica.
Una volta raggiunto tale scopo, si schiererà a favore di una soluzione di indipendenza dallo stato nazionale italiano (e da qualsiasi altro stato nazionale). Siamo convinti che tale opzione sia quella di gran lunga migliore per questa terra plurilingue, perché ci permetterebbe di decidere liberamente e consensualmente come sviluppare e realizzare un modello di convivenza pacifica e di pari diritti per tutti. Roma e Vienna, lo hanno dimostrato, non sono in grado di risolvere i nostri problemi, perché molto specifici e difficilmente comprensibile a chi non li ha vissuti. Inoltre, difficilmente potremo trovare una soluzione soddisfacente in seno ad uno stato nazionale. Cfr. domanda A6.

A3) Qual’è la differenza fra autodeterminazione e indipendenza?

L’autodeterminazione è un atto o un processo singolo, attraverso il quale la popolazione può decidere quale sarà la cornice istituzionale del proprio territorio. Tale atto o processo può concretizzarsi tramite un referendum, una votazione parlamentaria o un processo partecipativo — ovvero una combinazione di queste forme decisionali.
L’indipendenza statuale (accanto all’autonomia, l’annessione a un altro stato ecc.) è uno dei possibili traguardi da raggiungere tramite l’atto o processo di autodeterminazione.

A4) Per quale ragione pensate che la realizzazione del modello di necessiti dell’indipendenza? Non sarebbe attuabile anche all’interno dell’autonomia?

Il modello di contiene, ovviamente, anche una visione per il futuro dell’Europa: Desideriamo un’Europa delle regioni, costruita secondo le regole della sussidiarietà e alternativa all’odierno club degli stati nazionali. Ovviamente non saremo noi sudtirolesi a decidere quale sarà l’Europa di domani, ma contribuiremo a decidere, alla pari di tutte le altre cittadine e di tutti gli altri cittadini europei.
Oltre a ciò ci sono ragioni molto concrete per le quali, a nostro avviso, è necessaria l’indipendenza: le minoranze linguistiche non potranno mai fare a meno dei meccanismi di tutela finché faranno parte di uno stato nazionale — ma proprio questi meccanismi «necessari» contribuiscono attivamente al perpetuamento e alla riproduzione della separazione fra i gruppi linguistici.
Le/i sudtirolesi di lingua tedesca e ladina hanno diritto all’autonomia perché e finché si distinguono dalla restante popolazione dello stato, cioè, perché sono diverse/i da un punto di vista «nazionale». Questo fatto rappresenta uno stimolo costante alla separazione fra le minoranze tedesca e ladina da un lato e le/i loro concittadine/i di lingua italiana. Qualora infatti le differenze fra le minoranze e la maggioranza nazionale diminuissero sensibilmente, verrebbe a mancare la legittimazione per il mantenimento dell’autonomia. Questo tipo di condizionamento, ovviamente, non rappresenta una buona premessa per la convivenza.
Infine, per attuare un nuovo modello di società avremo bisogno di margini d’azione più ampi direttamente sul territorio, che l’autonomia non concede in quanto necessita di una protezione sovraordinata. La protezione (ancoraggio costituzionale e internazionale), come sappiamo, implica rigidità: anche se tutti quanti ci mettessimo d’accordo su una determinata soluzione, non avremmo il diritto di intervenire o di operare i necessari aggiustamenti (alla nostra «costituzione» o al sistema scolastico, ad esempio) senza il consenso di Roma e di Vienna.

A5) Indipendenza = egoismo?

L’indipendenza può certamente essere sinonimo di egoismo, ma le motivazioni di sono tutt’altre. Il nostro manifesto, infatti, parla chiaramente di solidarietà  interna ed esterna. Ciò significa che pensiamo di contribuire anche in futuro, possibilmente in forma più consistente rispetto al presente, allo sviluppo di regioni meno abbienti, in Europa e nel mondo. Lo faremmo però in maniera più libera, decidendo le priorità e le condizioni, e magari prestandoci anche al ruolo di forza di mediazione alla stregua della Svizzera o di altri paesi neutrali.

A6) Siete favorevoli all’indipendenza ad ogni costo?

No, l’indipendenza è chiaramente legata a determinate e chiare condizioni. A nostro avviso è giustificato perseguirla nella misura in cui ci si possano attendere miglioramenti per la convivenza, il plurilinguismo e una società veramente solidale. Rifiuteremmo un salto nel buio: nel caso di un addio allo stato nazionale è bene disporre di una costituzione vincolante che favorisca uno sviluppo nella direzione auspicata.
D’altronde è difficilmente immaginabile che i sudtirolesi «comprino a scatola chiusa» un modello indefinito o perfino avverso alla pacifica convivenza, in quanto la maggioranza certamente non sarebbe disposta ad accettare un peggioramento rispetto alla situazione attuale (in senso sociale, ma anche economico ecc.). Cfr. domanda B8.

A7) Quali, secondo voi, sono le conseguenze e i vantaggi concreti dell’indipendenza?

  • L’indipendenza (contrario di dipendenza) avrebbe come prima conseguenza il superamento dell’attuale stato d’emergenza perpetua, che viene artificialmente mantenuto in essere da decenni: questo stato d’emergenza è conseguenza di uno statuto d’autonomia poco flessibile e difficilmente modificabile, ma anche dalla diffidenza reciproca e dalla separazione tra i gruppi linguistici. Rappresenta il capitale politico di intere generazioni di politici, ma è difficilmente superabile all’interno di uno stato nazionale, senza rinunciare a essenziali strumenti di tutela.
  • Ne consegue un’anomalia politica caratterizzata da un comportamento elettorale etnicizzato. Un partito di raccolta di tipo «etnico» non sarebbe più giustificabile in un Sudtirolo indipendente; ideali e progetti politici avrebbero finalmente la precedenza sull’appartenenza etnico-linguistica. La prima conseguenza sarebbe dunque innanzitutto una normalizzazione della vita politica.
  • L’indipendenza ci fornirebbe tutti gli strumenti per risolvere i nostri problemi in loco, e allo stesso tempo renderebbe queste soluzioni ineludibili ed improrogabili. Eventuali responsabilità o ritardi non sarebbero più attribuibili a Roma e a Vienna.
  • La politica sudtirolese risponderebbe pienamente delle sue azioni. Oggi la colpa degli sviluppi negativi viene sovente addossata a eventi e attori esterni.
  • Si renderebbe necessario un patto sociale (creazione di una base di consenso e di fiducia) tra i gruppi linguistici.
  • I temi specifici della nostra terra troverebbero considerazione in qualsiasi atto pubblico. Infatti, il Sudtirolo sarebbe una «collettività volontaria» costitutivamente plurilingue come la Svizzera e non più la periferia estrema di uno stato nazionale: il Sudtirolo ha bisogno di una maggiore centralità per le sue necessità specifiche in tutti gli ambiti della vita, e queste sono difficilmente comunicabili, comprensibili e risolvibili al di fuori del contesto locale.
  • Verrebbe a mancare il presunto o reale «nemico esterno», e con ciò la giustificazione per numerose misure protettive – anacronistiche ancorché irrinunciabili per una minoranza, ma d’ostacolo al libero sviluppo della società e delle persone.
  • Il servizio pubblico farebbe un salto d’efficienza; il Sudtirolo potrebbe liberarsi definitivamente e a vantaggio di tutti i suoi cittadini, della giustizia, della posta, delle ferrovie, della burocrazia (ecc.) italiane.

A8) Siete xenofobi?

No. Anzi, il manifesto di si riferisce espressamente ad una soluzione territoriale e inclusiva che definisca come sudtirolese chiunque abiti questa terra, a prescindere dalla provenienza, lingua, religione ecc.

A9) Siete antiitaliani?

No. Brennerbasisdemokratie riconosce espressamente il passato ed il presente plurilingue (tedesco, italiano e ladino) del Tirolo e lo considera un valore importante da preservare ed incentivare nel futuro, tenendo presente anche l’afflusso di persone da altri ambiti linguistici e culturali.

A10) Odiate l’Italia?

No. La convinzione che un futuro indipendente da qualsiasi stato nazionale possa offrire opportunità di sviluppo di gran lunga migliori alla nostra terra non ha nulla a che vedere con un’ipotetica riserva nei confronti dell’Italia. Un Sudtirolo libero ed indipendente potrebbe portare avanti senza pregiudizi contatti e scambi di ogni natura con l’Italia, e anzi intensificarli ulterioremente in veste di partner con pari dignità.



B1) Le vostre proposte sono incostituzionali.

Le costituzioni non sono leggi naturali; sono state scritte da uomini e donne e in una democrazia possono venire modificate nuovamente da uomini e donne. Inoltre, le visioni politiche non dovrebbero considerare solo la cornice legale contingente, bensì anche il traguardo di una società migliore. Se tale fine (attualmente) fosse incostituzionale, vanno ricercate vie percorribili renderlo legale. Ad ogni modo, clausole costituzionali che prevedano l’indissolubilità (dello stato) e l’immodificabilità (della costituzione) sono altamente problematiche da un punto di vista democratico. preferisce richiamarsi a un principio espresso dai Verdi catalani: la legalità non è immodificabile e deve adattarsi alla volontà democratica — non viceversa.

B2) Il Sudtirolo è stato conquistato con il sangue dei soldati italiani (con il sangue dei nostri padri/nonni…).

Non solo non ci interessano argomenti marziali e ispirati all’ideologia del sangue e suolo — ma li rifiutiamo in quanto antidemocratici. Sangue e violenza non aumentano la legittimazione di un confine, ma semmai la riducono. E da un punto di vista democratico è inimmaginabile che nell’Europa del 21° secolo un confine eretto col sangue si possa modificare solo con ulteriori spargimenti di sangue.

D’altronde anche in Libia o in Eritrea sono periti molti soldati italiani, e ciononostante tali territori oggi giustamente non appartengono più all’Italia.

B3) In Europa non si possono creare nuovi confini. I confini non esistono più.

Che in Europa oggi non ci siano più confini è una forte semplificazione. Piuttosto sono stati in gran parte aboliti i controlli alle frontiere e attenuate le ripercussioni dei confini. Tuttavia l’impatto che i confini hanno sulla nostra vita quotidiana rimangono rilevanti: gli stati continuano a definire diritti e doveri, tasse e tariffe, l’istruzione e molto altro in maniera indipendente l’uno dall’altro.
Ma perfino se un giorno venisse fondato uno stato unico europeo, sarebbe necessario disporre di confini amministrativi tra i vari territori (regioni o Länder…) che lo compongono; infatti è impensabile che tutto il territorio, dalla Lapponia alla Sicilia, dall’Algarve al Mar Nero, possa venire amministrato centralmente da un unico governo. Dunque, per quanto i nostri confini potranno diventare permeabili, saranno sempre necessari. E più l’Europa si unirà, più semplice diventerà lo spostamento di un confine amministrativo all’interno dell’Unione. Quindi, il cosiddetto «abbattimento» dei confini non va contro, ma a favore di una maggiore flessibilità nel loro adeguamento.

B4) Il secessionismo è contrario all’unificazione europea.

Non necessariamente. Dipende dalle motivazioni ideologiche di chi persegue l’indipendenza. Ad esempio i movimenti indipendentisti in Scozia e in Catalogna (diversamente dalla Lega Nord, espressione del populismo di destra, e dal Vlaams Belang di destra radicale) sono decisamente più pro-europei e sarebbero disposti a rendere i propri confini più permeabili che non gli stati, dai quali vorrebbero separarsi. Tendenzialmente gli stati di dimensione ridotta sono più interessati all’integrazione europea, perché ne dipendono maggiormente, che gli stati di ampie dimensioni. Il secessionismo nella cornice europea è federalismo.

B5) Che significato può avere l’indipendenza nell’Europa odierna?

L’indipendenza nella cornice europea significa innanzitutto non fare passi verso l’incertezza. E significa che possiamo decidere noi stessi quale sarà il nostro futuro, eccetto negli ambiti che noi stessi decidiamo di delegare ad altri. Non ultimo però significa anche contare di più nell’Unione e fungere da esempio ad altre regioni promuovendo un modello federale e solidale di Europa unita.

B6) Che cosa distingue lo stato da voi proposto da uno stato nazionale?

Lo stato nazionale (lat. «natio» = nascita) rivendica l’omogeneità della propria popolazione relativamente alle sue caratteristiche ritenute «immutabili» — normalmente la lingua e la cultura. In seguito a questo «ideale» la Francia unirebbe tutte le persone di lingua e cultura francese, l’Olanda tutte le persone di lingua e cultura olandese (ecc.) in uno stato. Secondo questa concezione, che raggiunse il suo apice nel 19° secolo, una lingua e una cultura unitarie legittimerebbero la fondazione di uno stato indipendente e delimitato da stati di altra lingua e cultura. Questa finzione allo stesso tempo crea «minoranze nazionali» (e spesso, volontariamente o involontariamente, una pressione assimilatoria) laddove parte della popolazione si distingue dalla popolazione maggioritaria dello stato. Inoltre ne possono scaturire dispute territoriali (fino alla guerra) laddove un territorio non fosse ascrivibile in modo univoco a una sola comunità linguistica. A questo vecchio modello, che presuppone una purezza culturale che in realtà non esiste quasi mai, contrapponiamo un modello democratico e pluralistico: ogni territorio, la cui popolazione — senza alcuna necessità di omogeneità sulla base di caratteristiche suppostamente immutabili — voglia autogovernarsi su base democratica, a nostro avviso deve avere il diritto di farlo. Questa concezione previene le ingiustizie dovute all’eterodeterminazione e promuove l’inclusivismo: infatti, quando a decidere sull’appartenenza a una comunità statuale sono le caratteristiche presuntamente oggettive (e date dalla nascita), questo è spesso motivo di discriminazione ed esclusione.

B7) Perché non atendere che l’UE si regionalizzi? Perché non aspettare la fine degli stati-nazione?

Dove può iniziare tale processo, se non in quelle regioni, dove la predominante logica nazionale fallisce in maniera più evidente? Il Sudtirolo è predestinato ad assumere un ruolo di avanguardia in tal senso. Invece di attendere di potersi accomodare in un nido già pronto, la nostra terra potrebbe fare da battistrada per la regionalizzazione europea. Gli stati nazionali, che tuttora detengono il potere nell’Unione Europea, per un semplice istinto di autoconservazione non saranno mai interessati al proprio superamento. Non saranno loro ad abolirsi spontaneamente e senza pressioni esterne.

B8) Davvero siete convinti che l’indipendenza metta in moto un automatismo in grado di superare i nazionalismi?

Ovviamente non c’è nessun automatismo. L’indipendenza può dispiegare questo suo potenziale solamente se per il Sudtirolo indipendente saremo in grado di mettere in campo regole e meccanismi che ci permettano di posizionarci al di fuori delle logiche nazionaliste. Chiaramente non si tratta di un’impresa facile, perché il costrutto della «nazione», per quanto giovane, ha permeato il nostro modo di pensare. Un passo nella direzione auspicata è la formulazione di una proposta costituzionale che illustri la possibile cornice giuridica per uno stato «postetnico». Ma solo se la popolazione, tramite votazione, darà il proprio consenso in maniera libera e consapevole a un iter di questo tipo, impegnandosi a sostenerlo attivamente, questo sviluppo potrà avere successo. Financo la proposta costituzionale di deve tener conto delle tempistiche di una tale evoluzione, prevedendo scadenze chiare per decostruire in modo graduale le caratteristiche etniche (o nazionali) dal punto di vista giuridico e sociale.

B9) Una nazione senza nazione? Ma sarebbe la quadratura del cerchio!

La «nazione senza nazione» è un abile gioco di parole per indicare quello che propone , ma non è così paradossale come sembrerebbe a prima vista. Infatti, contiene due accezioni completamente differenti del sostantivo «nazione», che di volta in volta viene usato come sinonimo di «stato» o per descrivere una comunità di persone che per nascita condividono caratteristiche naturali e culturali e per questo sarebbero destinate a vivere insieme. Ecco, quando si dice che propone una «nazione senza nazione», in realtà si sottintende che questo progetto caldeggia la creazione di uno «stato» che non si basi sul concetto filosofico della «nazione». Tra l’altro, esistono già molti stati che non sono delle vere e proprie nazioni, con esempi così differenti tra di loro come la Svizzera, il Lussemburgo o gli Stati Uniti. Il Sudtirolo non sarebbe costretto a seguire nessuno di questi modelli, ma rappresenterebbe un’ulteriore esempio di uno stato non-nazionale.

B10) Un diritto di autodeterminazione generalizzato e democratico non porterebbe direttamente a un mondo di microstati?

In linea di massima né gli stati piccoli né quelli grandi sono migliori o peggiori, entrambi hanno la loro ragion d’essere ed entrambi hanno i loro vantaggi e i loro svantaggi. Oggi gli stati di piccole dimensioni sono molto più funzionli che non 50 anni fa, ad esempio per la facilità con cui possono accedere ai mercati internazionali. Nonostante ciò ci saranno limiti ragionevoli alla secessione di piccoli territori, che potranno venir determinati dalle cittadine e dai cittatini dei relativi territori, se informate/i in maniera trasparente. Quest’ultima è una condizione per una decisione democratica. Come descritto al punto B11 la disponibilità libera del diritto democratico ad autodeterminarsi in molti casi eviterà che tali velleità si concretizzino.

B11) Ammesso che il Sudtirolo diventi uno stato indipendente: che cosa succederebbe se una sua parte volesse secedere a sua volta?

Se una parte del Sudtirolo — la Ladinia, la parte maggioritariamente italofona o un qualsiasi altro distretto — volesse a sua volta rendersi indipendente, questa possibilità dovrebbe ovviamente venir concessa. difende un diritto democratico all’autodeterminazione, ossia che le cittadine e i cittadini possano decidere liberamente la cornice istituzionale e la forma di governo di cui dotarsi. In un’ipotetica costituzione sudtirolese ciò dovrebbe essere espressamente possibile.
Se il diritto di autodeterminarsi fosse realmente accessibile, a nostro avviso ciò rappresenterebbe un’ottima garanzia a favore di una convivenza di qualità e duratura. Se ogni regione ed ogni distretto avessero la possibilità di secedere, sarà nell’interesse di tutti non svantaggiare nessuno. Se il Sudtirolo già oggi avesse un diritto esplicito ad autodeterminarsi garantito dall’attuale costituzione italiana, l’interesse dello stato centrale a risolvere in maniera giusta i conflitti, a rispettare l’autonomia, a non negare le competenze autonome e a trattare sarebbe molto maggiore.

B12) L’Italia ci ha portato cose positive, ad esempio ha arricchito la nostra cucina.

Questo è vero. Ma con la dichiarazione dell’indipendenza pasta, pizza e caffè italiano non sparirebbero dalle nostre tavole. L’arricchimento è iniziato in epoca absburgica, si è intensificato negli ultimi decenni e all’interno della cornice europea non sarebbe certamente destinato a interrompersi. Il Cantone del Ticino in Svizzera è molto più italiano del Sudtirolo, benché non appartenga all’Italia e nemmeno all’Unione Europea. Gli scambi culturali non necessitano dell’appartenenza formale ad uno stato.

B13) Perché non vi alleate con altre forze sudtirolesi favorevoli all’autodeterminazione e/o all’indipendenza (Freiheitliche, Süd-Tiroler Freiheit ecc.)?

Il confronto è possibile con tutti gli attori politici della nostra terra che si muovono nell’ambito del consenso democratico — dunque anche con Freiheitliche e Süd-Tiroler Freiheit. Tuttavia l’autodeterminazione, e a maggior ragione l’indipendenza, per noi non è fine a se stessa, ma un mezzo per realizzare una visione postetnica/postnazionale e federale, per cui esistono alcune posizioni non trattabili alle quali subordiniamo qualsiasi ipotesi di collaborazione concreta:

  • Antirazzismo, antifascismo e antitotalitarismo: attori politici con i quali collaboriamo non devono essere scalfiti da alcun dubbio che non si distanzino chiaramente da razzismo, fascismo e totalitarismi e che addirittura li combattano attivamente. Ad esempio, sarebbe fatale collaborare (anche solo puntualmente) con associazioni o partiti che fossero favorevoli all’autodeterminazione ma al contempo xenofobi.
  • Sostegno all’unificazione europea: non è fondamentale che gli attori con i quali collaboriamo sostengano l’attuale Unione Europea, ma che in linea di massima si riconoscano in un processo di unificazione europea. È ovviamente accettabile (e anche gradita) la critica all’attuale modello di Unione, problematico dal punto di vista democratico e fissato su una mera unione di stati nazionali.
  • Autodeterminazione: I gruppi o i singoli con i quali collaboriamo non devono necessariamente essere favorevoli all’indipendenza; però devono sostenere il concetto che le persone residenti in Sudtirolo (indipendentemente dalla loro lingua, dal colore della pelle ecc.) possano esprimersi in maniera democratica e vincolante su questa tematica. Non si tratta di dare attuazione al diritto di autodeterminazione dei popoli previsto dal diritto internazionale, bensì di un diritto democratico a decidere.
  • Rifiuto della violenza: La violenza non ha spazio nella risoluzione dei conflitti sociali e politici. Un partner che non condividesse chiaramente questo principio sarebbe inaccettabile per .

B14) Per quale ragione siete contrari a una riannessione del Sudtirolo all’Austria?

L’Austria non è uno stato nazionale a tutti gli effetti, in quanto non ha mai rivendicato di rappresentare tutte le cittadine e i cittadini della stessa lingua in un unico stato. Da un punto di vista linguistico e culturale però l’Austria si definisce in maniera simile a uno stato nazionale e quindi in Austria le ed i sudtirolesi di lingua italiana e ladina sarebbero a loro volta minoranze «nazionali». Il progetto di invece prevede la creazione di una cornice politico-istituzionale nella quale nessun/a sudtirolese debba sentirsi parte di una minoranza linguistica o nazionale. Un’annessione del Sudtirolo all’Austria non sarebbe altro che il capovolgimento della situazione odierna (i germanofoni diventerebbero maggioranza, gli italofoni ed i ladini sarebbero le nuove minoranze), per cui non riteniamo utile tale traguardo. Si confronti anche la domanda A1.

B15) E se la maggioranza delle/dei sudtirolesi si esprimesse a favore di un ritorno all’Austria?

è favorevole all’esercizio del diritto democratico ad autodeterminarsi. Ciò significa che le cittadine ed i cittadini debbono avere la possibilità di decidere pacificamente e liberamente circa la cornice istituzionale da darsi. Qualsiasi risultato scaturisse da un tale processo decisionale a nostro avviso va accettato e rispettato, anche se non corrispondesse alle nostre aspettative. Ciò vale sia per il mantenimento dello status quo, l’indipendenza statuale, l’annessione a uno stato esistente e perfino per un’eventuale rinuncia all’attuale autonomia in seno all’Italia.

B16) Gli austriaci non vi vogliono. Siete i «terroni» dell’area tedesca.

si oppone espressamente a un’annessione del Sudtirolo a uno stato nazionale esistente. Nonostante ciò ci sono vari sondaggi rappresentativi che dimostrano quanto le cittadine e i cittadini austriaci siano tutt’altro che compattamente contrari a un’eventuale riannessione del Sudtirolo. Un partito non affine alle ambizioni e agli orientamenti politici di come l’FPÖ è favorevole sia alla riannessione sia al riconoscimento della cittadinanza austriaca alle/ai sudtirolesi.
Prendiamo le distanze da generalizzazioni offensive e discriminatorie. E nell’area di lingua tedesca non c’è un termine analogo a quello di «terrone». Se però si vuole andare alla ricerca di differenze di ricchezza, queste nell’area tedesca vanno piuttosto da un meridione più benestante verso un settentrione meno ricco — oltre ovviamente a una zona orientale meno sviluppata per ragioni storiche (cortina di ferro).



C1) Ma non ci sono problemi più urgenti dell’autodeterminazione?

Non siamo interessati a una gerarchizzazione, in quanto ci sono sempre problemi più e meno importanti. Se si procedesse sempre per importanza invece di occuparsi contemporaneamente di problemi con peso differente, i problemi di minore entità dovrebbero venir rimandati «per sempre». Sostanzialmente il cambio climatico, la sovrappopolazione mondiale o la distribuzione delle risorse sono problemi talmente fondamentali che fino a una loro risoluzione dovremmo rinunciare a qualsiasi politica comunale, regionale e statale — se procedessimo secondo una logica gerarchica.
Che le e i sudtirolesi abbiano problemi molto più gravi dell’autodeterminazione, tra parentesi, è in contrasto con l’argomento trattato nella domanda successiva.

C2) Stiamo così bene! Perché dovremmo separarci dall’Italia?

Il modello di non si basa solo sul benessere economico (egoismo), ma soprattutto sul benessere sociale da raggiungere tramite il superamento dello stato nazionale e la creazione di uno stato decisamente plurlingue. Confronta anche la domanda A4. Ciononostante non va certo sottovalutata la componente economica, fondamentale per il funzionamento dello stato sociale.
L’argomento che stiamo bene (economicamente) per i contrari all’indipendenza è un’arma a doppio taglio: infatti allora dovrebbero essere favorevoli all’indipendenza qualora l’Italia (e il Sudtirolo, parte dell’Italia) entrasse in una crisi economica; inoltre utilizzando il benessere economico come ragione per non perseguire la secessione entrano anch’essi in quella sfera dell’egoismo che spesso e volentieri viene rinfacciata agli indipendentisti.
Infine, anche se «stiamo bene» questa non è una ragione per cercare di migliorare ulteriormente la nostra situazione, giacché è questo il fine ultimo della politica. Si confronti anche la domanda C5.

C3) Dite che siete favorevoli all’indipendenza dall’Italia ma i soldi italiani li prendete volentieri.

non riceve soldi né dall’Italia né da altri stati o territori. Ciononostante in politica è legittimo accettare un compenso — come tutti gli altri — anche se ci si impegna a favore dell’autodeterminazione e/o dell’indipendenza. Autodeterminazione e indipendenza sono opzioni pienamente democratiche che possono legittimamente venir difese in un parlamento.
Inoltre, anche le/i sudtirolesi contribuiscono con le loro tasse a ciò che vengono definiti «soldi italiani». Persone favorevoli all’indipendenza pagano quanto coloro che si oppongono a tale proposta. Ognuna/o con le sue tasse finanzia cose che non corrispondono alle proprie convinzioni. Le/i pacifiste/i contribuiscono a finanziare l’esercito. Le/i contrari/e all’aborto contribuiscono a finanziare le interruzioni di gravidanza.

C4) Il Sudtirolo riceve più soldi dall’Italia di quanti ne paga — siete degli ingrati. Senza l’Italia il Sudtirolo non sarebbe mai diventato così benestante.

Ci sono opinioni e calcoli divergenti; alcuni dicono che il Sudtirolo ha ricevuto più di quanto ha dato, altri che ha dato più di uanto ha ricevuto. Va però detto che in quasi tutti questi casi non vengono considerati valori come il pluridecennale utilizzo dell’energia idroelettrica da parte dello stato.
Che però il Sudtirolo attualmente stia pagando più di quanto riceve è largamente riconosciuto. Inoltre, dal punto di vista di sarebbe vergognoso che una terra ricca come la nostra si faccia finanziare da uno stato profondamente indebitato. Se dunque fosse così, noi saremmo favorevoli a sospendere immediatamente questo status — e l’ingratitudine non c’entra affatto.
Ma se il Sudtirolo fosse veramente un beneficiario al netto dovrebbe essere nell’interesse almeno economico dello stato permetterne la secessione.
Che però il Sudtirolo è diventato così benestante solo grazie all’Italia e all’autonomia si può tranquillamente negare. È sufficiente uno sguardo oltreconfine verso quelle zone affini non annesse dall’Italia (il Tirolo rimanente imprimis), per rendersi conto che non stanno certo morendo di fame.

C5) Perché volete l’indipendenza? Le/I sudtirolesi oggi sono più liberi che mai.

Quale società mitteleuropea oggi non è più libera e benestante di 50 anni fa? Libertà e benessere sono relativi. Il fatto che il Sudtirolo è un paese libero e benestante se raffrontato a molte altre realtà del mondo non può significare che un ulteriore miglioramento non sia auspicabile. In alcuni ambiti l’Italia — e quindi anche il Sudtirolo — è perfino relativamente «poco libera» (cfr. rankings internazionali su libertà di stampa e pari opportunità, «Democracy Index», «Index of Economic Freedom» oppure l’indice «Freedom in the World»).
Un paragone: Che oggi le donne abbiano più diritti nella nostra società che mai prima d’ora e/o che le donne in Sudtirolo siano trattate meglio che in molti altri paesi non può essere una giustificazione per limitare l’impegno a favore di ulteriori miglioramenti delle pari opportunità .

C6) Secondo il diritto internazionale l’autodeterminazione è riservata alle colonie e alle minoranze oppresse.

Il diritto internazionale non si esprime concretamente in tal senso. Piuttosto si tratta dell’interpretazione forse più diffusa ma sicuramente non incontestata.
Ad ogni modo, non si richiama principalmente al diritto internazionale per richiedere l’autodeterminazione del Sudtirolo. Riteniamo più importanti la legittimazione democratica (rappresentativa e diretta), nel senso che uno stato di diritto democratico non potrà ignorare e/o opprimere l’eventuale volontà maggioritaria della popolazione sudtirolese di tutte le comunità linguistiche. Anche se sembrano esistere ostacoli legali (come il principio costituzionale di unità e indivisibilità), si dovranno trovare soluzioni tramite le trattative. Le costituzioni e le leggi (diversamente dalle leggi fisiche) sono fatte dall’uomo e quindi modificabili; nelle democrazie devono adeguarsi alla volontà popolare. Il primo passo, in ogni caso, dev’essere la ricerca di un vasto consenso a livello territoriale.

C7) Non è tanto importante l’autodeterminazione collettiva, quanto quella individuale di ogni cittadina e cittadino.

Le due idee non si escludono e quindi è un ragionamento che non ha molto senso. Anzi, è quasi assurdo: in democrazia l’autodeterminazione individuale non può che dar luogo a cittadine e cittadini sicure/i di sé, pensanti e munite/i di tutti i diritti democratici. Se una larga maggioranza di individui «autodeterminati» si esprime a favore di un autogoverno territoriale, in una democrazia nessuno potrà vietar loro di cercare le vie democratiche per realizzare le loro ambizioni. Altrimenti — tramite la limitazione dell’autodeterminazione collettiva — si limiterebbe anche l’autodeterminazione individuale.

C8) Chi si impegna per l’autodeterminazione è un antiautonomista. Perde quindi il diritto a impegnarsi per lo sviluppo dell’autonomia.

Autodeterminazione significa (cfr. domanda A3) che le cittadine e i cittadini possono scegliere lo status istituzionale (autonomia, centralismo, indipendenza, annessione a un altro stato…) del proprio territorio. Quindi chi sostiene l’autodeterminazione si dice favorevole a una strada, ma non a un traguardo — le/i sudtirolesi, tramite ad esempio un referendum, potrebbero anche decidere di mantenere lo status quo dell’autonomia.
Ma anche chi (nell’ambito di un processo di autodeterminazione) parteggia per l’indipendenza non perde in nessun caso la legittimazione di chiedere e di contribuire all’estensione dell’autonomia. Per la stragrande maggioranza dei separatisti l’attuale autonomia è una richiesta minima (e non già di per se un male da combattere), i cui vantaggi nei confronti di un eventuale centralismo statale non vengono minimamente messi in dubbio. Inoltre va detto che l’indipendenza statuale non è altro che una forma particolarmente estesa di autonomia (= autogoverno); dunque, fra l’odierna autonomia e l’indipendenza non c’è un confine semantico netto.
Del resto sono spesso le pulsioni secessioniste a portare all’ampliamento dell’autonomia; anche in Sudtirolo l’autonomia fu una concessione fatta per venire incontro a una volontà d’indipendenza (ovvero di «riannessione» all’Austria). Si veda anche la domanda E3.

C9) Il progetto di è ottimo — ma presuppone una società molto illuminata ed è quindi destinato a rimanere un’utopia.

Pochi decenni or sono in Europa si udivano obiezioni simili (sincere o interessate) contro l’introduzione del suffragio universale, il diritto al voto per tutti i cittadini maggiorenni. Pochi anni dopo, invece, il diritto di voto delle donne era ormai parte integrante di quasi tutte le democrazie occidentali. Le società si sono rivelate molto più mature di quanto gli scettici di allora potessero immaginare.

C10) propone un modello predefinito, inflessibile e non trattabile, quindi è inutile discuterne.

Il modello proposto da è tutt’altro che predefinito, inflessibile e non trattabile. Piuttosto rappresenta un modello possibile e coerente, sulla cui base è dimostrabile, quale sviluppo futuro preferiremmo per il Sudtirolo. È stato concretizzato come base di discussione per poter comunicare in modo credibile che esiste almeno una soluzione per un futuro non più sottoposto a princí­pi etnici, nel quale nessuna comunità linguistica dovrebbe temere di venire svantaggiata.
L’elaborazione di una costituzione a nostro avviso deve avvenire tramite un processo partecipativo e di democrazia diretta e dovrebbe essere concluso nei suoi tratti fondamentali prima dell’indizione di un referendum.
L’unico principio che non riteniamo trattabile è che la secessione, per ottenere il nostro appoggio, non debba avvenire su base etnica e che invece debba essere vantaggiosa per tutte le odierne comunità linguistiche.

C11) Spesso su si leggono paragoni con la Svizzera, ma in Svizzera le comunità linguistiche vivono separate in cantoni monolingui.

A volte citiamo la Svizzera come esempio per uno stato non definito secondo criteri nazionali (cioè non in base a una lingua o a una cultura unitaria), nel quale nessuna comunità si debba sentire una minoranza linguistica. Questo per dimostrare l’esistenza e la funzionalità di un tale modello. Ovviamente però il modello svizzero non sarebbe semplicemente trapiantabile in Sudtirolo. Piuttosto sarebbe necessario sviluppare e attuare un modello proprio adeguato alle nostre specificità, del quale propone alcuni tratti fondamentali.
Oltre alla Svizzera, peraltro, esistono anche altri modelli di stati non definiti «nazionalmente» e diversissimi tra di loro, come ad esempio il Lussemburgo e il Canada. Tuttavia, nessuno di questi modelli è direttamente applicabile al Sudtirolo senza i necessari adeguamenti.
Infine però va detto che non corrisponde alla realtà che le comunità linguistiche della Svizzera vivano separate in cantoni differenti. Infatti, come esistono cantoni monolingui (S. Gallo, Neuchâtel o Ticino, per nominarne alcuni) ci sono anche cantoni plurilingui come Fribourg/Freiburg, Bern/Berne o i Grigioni/Graubünden/Grischun, quest’ultimi confinanti al Sudtirolo. A livello federale inoltre le istituzioni di potere legislativo, esecutivo e giudicativo funzionano in maniera plurilingue.

C12) Le/i sudtirolesi non parlano tedesco e nessuno nei paesi di lingua tedesca li capisce. Non hanno nulla a che fare con l’area culturale tedesca.

L’area linguistica tedesca è caratterizzata da numerosi dialetti, ed è normale che una persona di madrelingua tedesca non comprenda tutti i dialetti che si parlano nell’insieme dell’area linguistica. Da un punto di vista scientifico un dialetto sudtirolese non esiste nemmeno; i dialetti (sono più d’uno) parlati in Sudtirolo vengono classificati come dialetti del tedesco «alto» (hochdeutsche Mundarten) — e qui fra quelli del bavarese meridionale (Südbairisch). L’area dialettale del bavarese meridionale (Südbairisch) non coincide con i confini statali né tantomeno con quelli regionali e si estende da Augsburg fino a Salorno/Salurn e dalla Stiria meridionale fino all’Arlberg. Le differenze fra le parlate presenti in Sudtirolo a volte sono maggiori che fra le stesse parlate ed altre varianti del bavarese meridionale (Südbairisch) del Tirolo settentrionale e/o orientale (Austria). Inoltre la stragrande maggioranza delle/dei sudtirolesi di madrelingua tedesca sono contraddistinti da una situazione di diglossia. Ciò significa che il dialetto e la lingua standard (ovvero la lingua di comunicazione interregionale) coesistono uno accanto all’altra e vengono usati a seconda della situazione e del contesto.

Il Sudtirolo, assieme a Germania, Austria, Svizzera, Liechtenstein e Comunità germanofona del Belgio è membro fondatore e a pieno titolo del Rat für deutsche Rechtschreibung (RdR), il massimo organismo di regolamentazione della lingua tedesca, partecipando dunque alla definizone e allo sviluppo linguistici.

C13) Vi dichiarate apartitici — ma siete comunque di parte!

Siamo apartitici, ma non di certo imparziali, e questa è una differenza sostanziale. Abbiamo posizioni politiche chiare, per le quali ci battiamo con entusiasmo ma senza essere vicini ad alcun partito prestabilito. Più che altro riteniamo nostro dovere (autoassegnatoci) commentare dal punto di vista di le affermazioni di media e personalità di spicco.

C14) Accusate i media di essere faziosi, ma lo siete anche voi!

non è un «medium» con un incarico d’informazione generale (come invece lo sono i quotidiani, le riviste d’informazione, i portali di notizie…), bensì una piattaforma politica, piuttosto paragnoabile al sito web di un partito o di un’associazione.



D1) In caso di referendum di autodeterminazione la maggioranza deciderebbe sulle sorti della minoranza.

Come in ogni decisione democratica una maggioranza numerica deciderebbe sulle sorti anche di una minoranza di cittadine e cittadini. Non si tratta di maggioranze e minoranze linguistiche o culturali, bensì di maggioranze e minoranze politiche.
Per conseguire un consenso il più ampio possibile, sia i favorevoli che le contrarie all’indipendenza sottoporranno alla popolazione proposte moderate che possano convincere un grande numero di «scettici» e «contrari». Inoltre, indipendentemente dall’esito, coloro che usciranno «sconfitti» non perderanno alcun diritto democratico. Lo stesso si dica di tutti i diritti generali e inalienabili (come i diritti umani), che dovranno essere garantiti in ogni caso.
Come risaputo si dice favorevole all’indipendenza solo qualora sia in grado di promettere un miglioramento sostanziale delle proprie condizioni di vita a tutte le personi residenti in questa terra — indipendentemente dalla loro lingua e dalle loro caratteristiche immutevoli. A tale condizione l’indipendenza, a nostro avviso, sarebbe senz’altro accettabile anche per i contrari.
Che maggioranze numeriche decidano sulle sorti delle minoranze numeriche fa parte del consenso democratico — certamente non ottimale, ma meno preoccupante che l’imperio della minoranza sulla maggioranza. E le nostre società (cosiddette «occidentali») hanno scelto la democrazia come «migliore fra tutte le cattive forme di governo».

D2) Come si può evitare che maggioranza e minoranza numerica coincidano con maggioranza e minoranza linguistica (domanda D1) e che quindi «i tedeschi» decidano sugli «italiani»?

Che la maggioranza e la minoranza numerica della votazione possa coincidere esattamente (o anche solo approssimativamente) alla maggioranza e alla minoranza linguistica lo si può praticamente escludere. L’ipotesi che tutte/i le/i sudtirolesi di lingua tedesca siano favolervoli all’indipendenza mentre tutte/i le/i sudtirolesi di lingua italiana la rifiutano non viene confermato dai dati ad oggi disponibili. Molte/i cittadine/i di lingua tedesca ad esempio sono contrari/e alla secessione.
Però sussiste certamente la possibilità che la maggioranza delle/i cittadine/i di lingua tedesca decida sulla maggioranza delle/i cittadine/i di lingua italiana. Nonostante questo rischio non possa venire escluso in una votazione segreta, sarà comunque necessario cercare di minimizzarlo. Questo però non può essere un motivo per rifiutare in linea di principio la discussione sull’indipendenza o di chiuderla anzitempo (anche perché in tal caso vi sarebbe il rischio inverso che la maggioranza delle/i sudtirolesi di lingua italiana blocchi un eventuale desiderio della maggioranza delle/i cittadine/i di lingua tedesca), ma dovrebbe essere una ragione per portarla avanti in maniera aperta e quindi per cercare meccanismi condivisi per minimizzare il rischio di «identità» fra maggioranza numerica e linguistica. (In questa risposta non si è tenuto conto delle/i ladine/i in quanto normalmente non viene ascritta loro un’opinione «collettiva» riguardo l’indipendenza. Nonostante ciò, ovviamente, dovrebbero venire coinvolte/i con pari dignità nelle trattative sulle questioni tecniche di un eventuale referendum).

D3) Che cosa accadrebbe con le minoranze italiana e ladina nel Sudtirolo indipendente?

Fondamentalmente, secondo la proposta di , in un Sudtirolo indipendente non esiste alcuna minoranza: ovviamente i cittadini di lingua italiana e ladina rappresenterebbero, inizialmente, delle minoranze numeriche, ma non si tratterebbe più di minoranze «nazionali», in quanto il nuovo stato non si definirebbe in modo nazionale (ad esempio in base alla lingua tedesca). Il Sudtirolo indipendente non sarebbe uno stato nazionale, bensì lo stato di una collettività volontaria e costitutivamente plurilingue, il cui codice genetico porta in se almeno le tre lingue autoctone. Questo fine può venir raggiunto tramite una costituzione adeguata.
In Svizzera i romandi (svizzeri francesi) o gli svizzeri italiani non si definirebbero mai come minoranze nazionali, pur rappresentando delle minoranze numeriche. La ragione è che sono parte integrante della cittadinanza, con pari diritti rispetto a tutti gli altri e non devono temere alcuna assimilazione. Una situazione simile si trova in Lussemburgo, che parimenti non si definisce in maniera «nazionale».
Inoltre, secondo il manifesto di rimane intatto il diritto all’autodeterminazione dei ladini. Potrebbero decidere in qualsiasi momento di abbandonare il Sudtirolo.

D4) Le cittadine e i cittadini di lingua italiana sono attaccate/i all’Italia.

  • Le/Gli abitanti del Canton Ticino si considerano politicamente svizzere/i e culturalmente italiane/i. Non si tratta di una contraddizione se non si parte dal presupposto nazionalistico che ogni cultura ha bisogno di uno stato e che a ogni stato corrisponde una cultura univoca.
  • Se il Sudtirolo diventa indipendente nessuno deve cambiare il proprio modo di vivere. La pizza e la pasta non spariranno e tifosi della Juve o dell’Inter rimangono tifosi della Juve o dell’Inter. Chi però coltivasse sentimenti nazionalistici, turbopatriottici o fascisti non avrà soddisfazioni in un Sudtirolo coeso e postetnico.

D5) Se qui non vi piace andatevene in Austria (oppure: altrove)!

Il nostro impegno politico non c’entra col fatto che qui non ci piace — al contrario: qui in Sudtirolo ci piace così tanto che insieme alle persone che ci abitano vorremmo realizzare un progetto politico per superare i problemi che connotano la nostra convivenza. Siamo dell’avviso che in una democrazia debba essere possibile avere progetti politici ed eventualmente indire una votazione sul futuro della nostra collettività. Voler mandare all’estero chi ha opinioni politiche diverse non ha nulla a che vedere con la democrazia. Tra l’altro, non ambisce all’annessione del Sudtirolo ad un altro stato (p. es. all’Austria).

D6) Che cos’è una società postetnica? Presuppone l’uomo postetnico?

Diversamente da quanto accade nell’odierna autonomia, che è costruita attorno ai gruppi linguistici, in una società postetnica l’appartenenza a un’etnia o a un gruppo linguistico non è una caratteristica rilevante, ma destinata a tornare alla sfera privata, analogamente all’appartenenza religiosa. Esattamente come lo stato laico non presuppone che i suoi cittadini siano atei, lo stato postetnico non presuppone un utopico homo novus privo di etnia.

D7) Il ’postetnicismo’ non è realizzabile. L’etnia è una delle caratteristiche umane più profondamente radicate.

non si prefigge l’abolizione di una caratteristica umana (o meglio: un costrutto sociale) come l’etnia. Piuttosto proponiamo un modello statuale che — differentemente dall’attuale autonomia — non contempli più l’etnia come una delle caratteristiche più importanti per assegnare posti di lavoro, sovvenzioni culturali, abitazioni sociali e via discorrendo. Più precisamente potremmo dunque parlare di un «modello post-etnocentrico» o di un «modello non etnocentrico» e modelli di questo tipo esistono già in tutto il mondo. Anzi, potremmo dire che è il nostro attuale modello etnocentrico a essere peculiare ed eccezionale. Cfr. domanda D5.

D8) Non credo che la separazione fra i gruppi linguistici possa venire superata in un Sudtirolo indipendente. Sarebbe meglio perseguire questo fine qui e ora.

La volontà  di lavorare fin da subito per migliorare la convivenza non è in contrasto con la volontà  di predisporre una cornice più favorevole grazie al superamento del modello nazionale. Entrambi i fini possono e anzi devono venire perseguiti parallelamente.
Tuttavia, l’autonomia con i suoi meccanismi di tutela (scuole separate, appartenenza linguistica, proporzionale ecc.) — necessari all’interno di uno stato nazionale per assicurare la sopravvivenza delle minoranze — crea degli stimoli che sono d’ostacolo a una società etnicamente indivisa; un Sudtirolo indipendente costruito secondo le proposte di , al contrario, creerebbe degli stimoli per il superamento delle divisioni. Chi non ritenesse questi stimoli sufficienti a ottenere un drastico miglioramento della convivenza, non potrà pensare seriamente di poter raggiungere questo traguardo all’interno dell’attuale cornice autonomistica — con i suoi stimoli diametralmente opposti. Cfr. domanda A4.



E1) L’autodeterminazione è un esperimento pericoloso.

Anche lo status quo e il suo mantenimento possono essere rischiosi. Non ci sono garanzie che la conservazione sia automaticamente meno pericolosa del cambiamento. La vita cela sempre il pericolo di vita. Nessuna evoluzione politica o sociale è mai stata raggiunta senza rischi. Però ci sembra importante che il processo sia assolutamente democratico, aperto e trasparente.

E2) L’autodeterminazione ovvero l’indizione di un referendum sul futuro del Sudtirolo sarebbe una ripetizione delle opzioni.

Le opzioni furono una scelta forzata fra la peste e il demonio, imposta alle e ai sudtirolesi da due dittature totalitarie. Una scelta fra la totale assimilazione (che almeno secondo la propaganda poteva significare anche il trasferimento nell’Italia meridionale) e la rinuncia alla propria terra. L’autodeterminazione sarebbe una decisione libera e democratica fra due buone alternative (dal punto di vista di : «fra una buona e una migliore»): autonomia e indipendenza statuale.
Durante le opzioni il padre di famiglia decideva per tutto il nucleo, mentre in una votazione democratica ognuno decide per sé e liberamente.
Le opzioni portarono con sé enormi conflitti, perché crearono (o minacciavano di creare) fratture «fisiche» nella parentela e nelle comunità locali. L’autodeterminazione invece porta a un risultato chiaro (autonomia o indipendenza) per il Sudtirolo intero. Non ci sono Dableiber e optanti, tutto il Sudtirolo «rimarrebbe» o si separerebbe dallo stato nazionale, e in entrambi i casi gli «altri» (quelli che hanno votato diversamente) non verrebbero emarginati. L’indipendenza non porta con sé alcun trasferimento, bensì un eventuale cambiamento dello status istituzionale di questa terra. Indipendentemente dal risultato dunque tutte le abitanti/tutti gli abitanti rimarrebbero dove sono.
Durante le opzioni era necessario dichiararsi pubblicamente, in quanto tutta la comunità si rendeva conto se qualcuno si trasferiva o comunque si preparava a farlo. Nel caso dell’autodeterminazione nessuno (che non voglia farlo di sua spontanea volontà) è obbligato a rendere pubblica la propria opinione. La decisione viene presa nella segretezza dell’urna.

E3) L’autodeterminazione è un’arma a doppio taglio: Se la popolazione in un referendum si esprimesse contro l’indipendenza, l’Italia ci toglierebbe anche l’autonomia.

Nonostante in Sudtirolo ci siano politici che lo affermano, non esistono ragioni giuridiche o politiche per una tale «punizione». Nel Québec, dove negli ultimi decenni è stata rifiutata due volte la possibilità di staccarsi dal Canada, non si sono verificate rappresaglie di questo tipo. Al contrario, il Québec è riuscito ad aumentare il proprio grado di autogoverno. In Scozia, nel caso i cittadini decidessero di rimanere parte del Regno Unito nel referendum del 2014, si prevede l’attuazione della cosiddetta devolution max (massima devoluzione), mentre in Spagna il governo centrale già ora tenta di far desistere i catalani dalla richiesta d’indipendenza promettendo loro nuove competenze autonome.
Uno stato che al contrario minacciasse di eliminare l’autonomia in caso di mancata secessione non farebbe altro che portare acqua al mulino degli indipendentisti, una tattica del tutto controproducente. Cfr. anche la domanda C6.

E4) L’esempio della Yugoslavia dovrebbe averci insegnato a cosa portano le velleità indipendentiste (pericolo di balcanizzazione).

Prima di tutto è interessante osservare che tali comparazioni sovente vengono fatte da persone che allo stesso tempo affermano che è inammissibile paragonare il Sudtirolo al Kosovo, al Montenegro o alle repubbliche baltiche e i relativi processi d’indipendenza.
A prescindere che la Yugoslavia presentava condizioni economiche, sociali e politiche molto diverse rispetto a quelle odierne in Sudtirolo, l’esempio yugoslavo dimostra soprattutto che cosa può accadere se le decisioni democratiche non vengono permesse e/o quando vengono ignorate.
Inoltre le parti della confederazione yugoslava negli anni ’90 perseguivano un traguardo diametralmente opposto a quello di : mentre noi aspiriamo alla fondazione di uno stato costitutivamente plurilingue, le parti in guerra nei balcani si prefiggevano la dissoluzione di una federazione (non nata democraticamente) a favore di piccoli stati nazionali omogenei. Assieme all’espansionismo della rimanente Yugoslavia (la Serbia) e della Croazia che rivendicavano parti delle altre regioni sotto aspetti nazionalistici ciò comportò brutali episodi di pulizia etnica.

E5) Il Sudtirolo è troppo piccolo per sopravvivere come entità indipendente.

Ciò è falso. Ci sono al mondo (e anche in Europa) numerosi stati di dimensioni paragonabili o minori del Sudtirolo. Quasi nessuno ne ricava degli svantaggi, al contrario. Se così non fosse potrebbero puntare all’unione con uno stato maggiore. Il fatto che ciò non avvenga conferma l’assoluta validità del modello di «piccolo stato».

E6) La forza economica del Sudtirolo non è sufficiente a garantirci la sopravvivenza come stato indipendente.

Non è vero. Dalle classifiche dell’Ufficio Statistico europeo (Eurostat) risulta che il Sudtirolo è una delle regioni più ricche dell’intero continente. Non esiste una ragione per la quale ciò dovrebbe cambiare dopo l’eventuale proclamazione dell’indipendenza. Al contrario, la secessione avrebbe, con ogni probabilità , conseguenze molto positive, perché disporremmo prevedibilmente di una legislazione più agile, di servizi più efficienti (burocrazia, giustizia, posta, ferrovie…) e di una politica economica e fiscale adeguata alle esigenze della nostra terra. Inoltre, l’indipendenza renderebbe probabile l’insediamento di sedi distaccate di aziende internazionali. Tutto ciò avrebbe effetti positivi piuttosto che negativi sull’economia sudtirolese.

E7) Il Sudtirolo dovrebbe accollarsi la sua parte del debito sovrano italiano, ma non sarebbe in grado di estinguerlo.

L’entità del debito che il Sudtirolo dovrebbe assumersi e da quale momento storico in poi il Sudtirolo ne è corresponsabile, dovrà essere oggetto di trattativa. Andrebbe tenuto in considerazione anche lo sfruttamento pluridecennale del nostro territorio, da parte dello stato, per la generazione d’energia idroelettrica.
Anche se il Sudtirolo fosse costretto ad accollarsi la sua parte di debito sovrano in maniera strettamente proporzionale, ciò non rappresenterebbe un peggioramento dello stato di fatto: come parte dello stato italiano, infatti, questo debito lo abbiamo già. Avendo però un PIL superiore e una disciplina finanziaria migliore rispetto al resto dello stato, le probabilità di riuscire a far diminuire il debito sono maggiori in Sudtirolo che in Italia.
Considerando che un bilancio pubblico equilibrato facilita l’azione di uno stato, l’indipendenza in questo senso comporta più opportunità che rischi.

E8) Ma il Sudtirolo non sarebbe espulso dall’UE?

Giuristi catalani e scozzesi sono giunti alla conclusione che questo non avverrebbe — piuttosto si andrebbe incontro a un cosiddetto «allargamento interno». È vero, però, che quest’opinione non è condivisa da tutti gli esperti. La certezza, dunque, si avrebbe solamente nel momento in cui l’indipendenza si realizzasse. Attualmente parrebbe che la Scozia possa assumersi l’onere di sperimentare per prima che cosa avverrebbe in una tale eventualità; ma anche se i cittadini scozzesi decidessero di non separarsi dalla Gran Bretagna, non sarebbe una ragione perché il Sudtirolo non debba fare questo passo. Nel caso in cui il Sudtirolo diventasse uno stato sovrano, sarebbe altamente improbabile che l’Italia abbia un interesse a lasciare il Brennero, asse viario di prim’ordine, al di fuori dell’Unione, assieme al Gottardo (Svizzera). Perciò non solo Roma non interporrebbe alcun veto alla permanenza o all’entrata del Sudtirolo nella UE, ma probabilmente si farebbe promotrice di un tale proposito.

E9) Il Sudtirolo indipendente dovrebbe lasciare la zona Euro?

È possibile che il Sudtirolo non possa diventare, sin dall’inizio, membro attivo della zona Euro. Tuttavia esiste la possibilità di utilizzare la moneta unica in modo passivo — quindi senza essere membri ufficiali della Banca Centrale Europea, dove però già oggi non siamo rappresentati direttamente, se non tramite l’Italia. Stati di dimensioni ridotte come Andorra e Monaco, assieme a stati di recente fondazione, come il Kosovo e il Montenegro già oggi sono esempi di paesi che utilizzano l’Euro passivamente (perfino senza essere membri dell’Unione Europea).
Se invece il Sudtirolo decidesse di non voler utilizzare l’Euro in maniera passiva, vi sono, inoltre, almeno altre due opzioni (tuttavia, a nostro avviso, meno attraenti) per il tempo tra l’indipendenza e l’eventuale reinserimento attivo nell’Euro: 1. Utilizzo passivo o attivo di un’altra valuta (es. Franco Svizzero); 2. Istituzione di una moneta propria.

E10) Non voglio vivere in una terra indipendente nella quale un unico partito ha un tale potere.

La forza di un unico partito, come lo conosciamo nel Sudtirolo attuale, è riconducibile fondamentalmente alla situazione di minoranza dei concittadini tedeschi e ladini all’interno dello stato nazionale italiano. Questa situazione comporta la necessità — reale o sentita — di «tenere assieme», una necessità che il partito di raccolta ripete regolarmente. Nel Sudtirolo indipendente e non definito in base ad alcuna nazione la giustificazione per una tale unità politica sarebbe superata. La conseguenza più probabile: una normalizzazione del paesaggio politico (secondo principi ideologici e non più etnici) e la suddivisione del partito di raccolta nelle sue componenti conservatrici e socialdemocratiche.

E11) Non voglio farmi governare da Freiheitliche e Süd-Tiroler Freiheit.

Ovviamente anche nel Sudtirolo indipendente il consiglio (cioè il parlamento) verrà eletto da tutti i cittadini e non solo da chi ha sostenuto l’indipendenza. Il timore che i Freiheitlichen e Süd-Tiroler Freiheit possano avere un peso maggiore dopo l’indipendenza è infondato. Al contrario, perderanno uno dei loro punti programmatici più importanti e attrattivi, la secessione.

Aggiornato al 11 gennaio 2023.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL