Autorinnen und Gastbeiträge →

Die ganz alltägliche Stigmatisierung.

Autor:a

ai

Dieser Tage hat Amnesty International dazu aufgerufen, einschlägiges EU-Recht zur Nichtdiskriminierung von Roma endlich flächendeckend zur Anwendung zu bringen, denn auf dem Kontinent müssten die Mitglieder der Volksgruppe immer stärker in Angst vor Übergriffen und Anschlägen leben. Vielfach könnten sie sich von den Behörden keinen Schutz erwarten, gegen Täter werde oft nicht ernsthaft ermittelt, mitunter gehe gar die Polizei mit rassistischer und antiziganistischer Gewalt gegen Roma vor.

Zur ganz alltäglichen Stigmatisierung gehört auch ein Detail des kürzlich vom Astat veröffentlichten Berichts zur »Sicherheit der Bürger«. Im Rahmen der sogenannten »Mehrzweckerhebung«, die das Landesstatistikamt im Auftrag des Istat durchführt, wurde unter anderem erhoben, wie sicher sich die Südtirolerinnen in ihren Wohnquartieren fühlen. Dabei sollten die Befragten auch »soziodemographische Merkmale« nennen, die ihnen in ihrer unmittelbaren Wohngegend aufgefallen sind — neben Rauschgiftsüchtigen, Rauschgiftdealern und Vandalenakten (!) war hier auch die Wahlmöglichkeit »Nomaden« gegeben. Damit wird zwar nicht ausdrücklich, aber doch auf kaum subtile Weise nahegelegt, dass »Nomaden« (auch noch pauschal) etwas mit Sicherheit zu tun hätten. Bei Befragten und Leserinnen der Studie fördern Astat und Istat so das Vorurteil, die Anwesenheit von Nomaden sei per se ein Risiko. Das ist — nur um die Dimension zu veranschaulichen — als würde man sich im Rahmen einer Sicherheitserhebung nach Ausländerinnen, Arbeitslosen oder Schwarzen erkundigen.

Übrigens ist laut Senator Francesco Palermo die Weigerung, die Sprache der Roma anzuerkennen, der Hauptgrund, warum Italien noch immer nicht die Charta der Minderheitensprachen ratifiziert hat.



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

6 responses to “Die ganz alltägliche Stigmatisierung.”

  1. hunter avatar
    hunter

    sie hätten auch nach männern fragen können:

    Ein Männerproblem?

  2. Libertè avatar
    Libertè

    Es ist Falsch Nomaden mit Rauschgiftsüchtigen, Rauschgiftdealern und Vandalenakten in einen Topf zu werfen.
    Vielmehr hätte man gezielt fragen müssen inwieweit die Anwohner von ihnen Gefährdet fühlen und (in einem A/B Test) sie schon einmal von ihnen Gefährdet wurden und wenn ja wie. Dann könnte man konkrete Aussagen darüber Treffen inwieweit dieses Vorurteil falsch ist.
    Mit Nomaden sind sicher alle Personen gemeint die keine feste Bleibe haben:Bettler, Schausteller, Landstreicher und eben auch Roma.
    Des weiteren möchte ich anmerken dass ich von einem Polizeibeamten weiß das Während der Zirkus in einem Ort ist es dort zu mehr Einbrüchen kommt, einen Schelm wer böses denkt.

    1. pérvasion avatar
      • Männer sind — um bei hunters Beispiel zu bleiben — überdurchschnittlich gewalttätig. Dennoch wäre es falsch, Männer pauschal als sicherheitsgefährdend einzustufen und zu stigmatisieren.
      • In Quartieren mit überdurchschnittlich vielen Arbeitslosen gibt es mehr Kriminalität… eine Gleichung »arbeitslos = kriminell« ist aber ebenfalls irreführend und diskriminierend.
      • Jüngst gab es einen Aufschrei, weil Italien Auslandeinkünfte als mögliche Geldwäsche oder Steuerhinterziehung unter Generalverdacht stellen und pauschal besteuern wollte — das geht nicht, auch dann nicht, wenn Auslandseinkünfte erfahrungsgemäß häufiger aus illegaler Quelle kommen oder nicht ordnungsgemäß versteuert werden.
      1. Libertè avatar
        Libertè

        Ja die Gleichungen : “arbeitslos = kriminell”; Männer = sicherheitsgefährdend; Auslandeinkünfte = illegale Quelle
        sind absolut Falsch allerdings gibt es eine Tendenz dazu, der Gesetzgeber sollte darauf nicht eingehen, wir sollten stets Bedenken dass dies nur Vorurteile sind aber in einer Umfrage darf durchaus, wie ich finde, in einer neutralen (wie hier nicht geschehen) Art und Weise nachgefragt werden, inwieweit diese Vorurteile stimmen (Gruppe B) und ob diese Existieren(Gruppe A).

        Desweiteren verstehe ich nicht ganz wieso du auf meinen Kommentar geantwortet hast, es sei dich der Hinweis auf den Zirkus hat dich gestört. Und wenn er dich gestört hat so gebe ich zu bedenken, sollte er den Überhaupt den Fakten entsprechen (vergleiche wie oft ist ein Zirkus da und es passiert nichts, wie oft ist keiner da und es passiert etwas), dann muss man davon Ausgehen das diese Daten nicht bloss korrelieren. Sei dem so sollten wir uns davon nicht Stören lassen, sondern einfach (angebracht s.o) reagieren.

      2. pérvasion avatar

        Es kann natürlich sein, dass statistisch gesehen während eines Zirkusaufenthalts mehr Einbrüche verzeichnet werden, als sonst. Damit verhält es sich aber nicht anders, als mit Arbeitslosen und Männern. Dass die Polizei dann während eines Zirkusaufenthalts die Ohren steif hält, ist übrigens legitim, solange nicht Unbescholtene aufgrund von Wahrscheinlichkeiten schikaniert werden.

        Ein Statistikamt darf auch Erhebungen über das Vorhandensein von Vorurteilen durchführen — dann muss dies bei Veröffentlichung der Ergebnisse auch so kommuniziert werden. Hier war dies nicht nur nicht der Fall, sondern Astat und Istat haben sich das Vorurteil sogar zueigen gemacht.

  3. hunter avatar
    hunter

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL