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Vorarlbergerinnen »belohnen« Antisemitismus.

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Im Vorfeld der Vorarlberg-Wahl vom vergangenen Sonntag war der freiheitliche Spitzenkandidat, Dieter Egger, mit antisemitischen Äußerungen in die Schlagzeilen geraten. Bei seinem Wahlkampfauftakt hatte er den Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, der die politische Linie der FPÖ kritisiert hatte, als “Exil-Juden aus Amerika” beleidigt. In die Innenpolitik habe der sich nicht einzumischen. Diese unerhörte Verbalattacke war von allen anderen Parteien im Ländle scharf kritisiert worden, LH Sausgruber (ÖVP) kündigte sogar das Ende einer langjährigen schwarz-blauen Koalition im westlichsten Bundesland an.

Bei der Wahl selbst belohnten die Vorarlberger jedoch offensichtlich die judenfeindlichen Aussagen des F-Spitzenkandidaten. Während die SPÖ nur noch die viertstärkste Fraktion im Landtag stellt, konnten die Freiheitlichen ihre Stimmen fast verdoppeln und auf Platz zwei aufgestiegen. Wenigstens bleibt Wahlsieger Sausgruber bei seinem Versprechen, mit den Rechtsaußen keine Regierung mehr zu bilden.

Es ist schon bedauerlich, dass ein Spitzenkandidat nach einem derartigen Sager nicht den Hut nehmen muss. Das Wahlverhalten der Vorarlberger ist aber geradezu unerhört.



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Comentârs

12 responses to “Vorarlbergerinnen »belohnen« Antisemitismus.”

  1. SoSigIs avatar
    SoSigIs

    Du solltest überlegen ob es dir wirklich zusteht, dass Wahlverhalten von Menschen in einer Demokratie als “unerhöhrt” zu bezeichnen.

  2. DSW avatar

    Die Vorarlberger haben die Volkspartei gewählt. In dem Wissen, dass diese eine Zusammenarbeit mit der FPÖ ausgeschlossen hat.

  3. werner avatar
    werner

    Die >>ungebildeten Verunsicherten>>

    FPÖ Partei der jungen Männer
    Die FPÖ erzielt ihren Erfolg vor allem durch Re-Mobilisierung von NichtwählerInnen (20.000 Stimmen). Da die FPÖ 2004 sehr starke Verluste an die Nichtwähler erlitten hat, kann man davon ausgehen, dass ein erheblicher Teil dieser Mobilisierung ein Rückgewinn von früheren FPÖ-Stimmen ist. Zugewinne hat die FPÖ auch von der ÖVP (7.000 Stimmen), den Grünen (1.000 Stimmen) und den sonstigen bei der Landtagswahl 2004 angetretenen Parteien (4.000 Stimmen).
    Während Frauen sich überdurchschnittlich für die ÖVP entschieden, wählten Männer überdurchschnittlich die FPÖ. Besonders bei Wählerinnen über 60 Jahren erhielt die ÖVP Stimmen, sie erzielte in dieser Gruppe rund 70 Prozent. Umgekehrt schaffte die FPÖ bei Männern unter 30 rund 41 Prozent, was sie zur stärksten Partei in dieser Wählerschicht machte.
    Hinsichtlich der Wahlmotive gab es bei der FPÖ neben der Interessenvertretung keine dominierenden Einflüsse. Die medial stark präsente Debatte um die Aussagen von FP-Spitzenkandidat Dieter Egger samt des Ausschlusses aus der Regierungszusammenarbeit durch die ÖVP war kein entscheidender Faktor für die FPÖ-WählerInnen.

    http://www.sora.at

  4. pérvasion avatar

    @SoSigIs: Stell dir vor, so anmaßend bin ich. Das geht für mich schon ein bisschen in Richtung »es gibt nie zu viel Demokratie«. Vergleiche.

    @DSW: Die Vorarlberger haben nicht stärker VP gewählt, als bei der letzten Wahl. Dafür hat die FPÖ ihre Landtagssitze von 5 auf 9 fast verdoppelt.

    @werner: Mich empört eben gerade, dass die Aussagen des Spitzenkandidaten kein entscheidender Faktor waren — nämlich weder ein Rücktrittsgrund, noch ein Grund, die Partei nicht zu wählen.

  5. DSW avatar

    Naja.
    75% der Vorarlberger, die wählen gegangen sind haben nicht die FPÖ gewählt. Sie haben sogar Parteien gewählt, die sich explizit gegen die FPÖ ausgesprochen haben.
    Dann davon zu sprechen “die Vorarlberger hätten Antisemitismus belohnt”, finde ich etwas hart.

  6. wiesion [ch] avatar
    wiesion [ch]

    unerhört an der aussage ist, dass loewy gar nicht ein “exil-jude aus amerika” ist, sondern in deutschland aufgewachsen ist und seit 5 jahren (auf einladung) in hohenems arbeitet – und beide sich sogar persönlich kennen (!). der rest ist business as usual… einer sagt seine meinung und ein anderer spricht ihm das recht ab diese kundzutun – egal mit was für einer rechtfertigung bzw. ausrede, also wozu die ganze aufregung, ist doch nur hundsgemeine alltagspolitik.

    und nur weil ein jude als ein exil-jude betitelt wird, ist das schon antisemitismus? zb: wenn ich in der schweiz als ein exil-atheist aus südtirol bezeichnet werde, weil ich mich in deren politik einmische, dann sollte ich gerechtfertigterweise auch mit der nazikeule um mich schlagen, oder? man tut grade so als ob jude ein schimpfwort wäre, dabei hat es bloss denselben stellenwert wie christ, moslem, buddhist, atheist… wie ich diesen lebensmüden gesinnungskitsch nicht mehr ausstehen kann…

  7. dauergast avatar
    dauergast

    Na hör mal, zwischen den Bezeichnungen (Exil-Jude und Exil-Atheist) gibt es wohl einen Unterschied. Erstere ist eine eindeutige Anspielung auf die Nazizeit, wo die Juden sich prinzipiell nicht in die Politik einzumischen hatten. Spätestens wenn diese Aussage auch noch von einem FPÖler kommt sollte man wissen, wie der Hase läuft. Diese Assoziationen auf das Niveau einer normalen politischen Debatte herunterzuspielen verbitte ich mir.

    Dieser Herr soll meinetwegen Stammtischreden schwingen, aber bitte nicht in einem Landtag sitzen.

  8. wiesion [ch] avatar
    wiesion [ch]

    “eindeutige anspielung”… für einige schon. genauso wie für einige “jedem das seine” ein “eindeutiger nazispruch” ist, für andere wiederum ist es ein ganz normaler spruch. wahrscheinlich bin ich zu wenig indoktriniert um automatisch zu solchen schlussfolgerungen zu kommen.

    wie herr loewy selber auf die frage “warum ist ‘exiljude aus amerika’ so beleidigend für sie?’” antwortete “wenn man es ist, wäre nichts dagegen einzuwenden. aber wenn man keiner ist und der, der das sagt, das weiss, wird es interessant.”

    ich stelle hier nicht in frage dass herr egger sich in so einiger hinsicht für verantwortung disqualifiziert hat – aber nicht durch den ihm unterstellten antisemitismus, sondern einfach der tatsache wegen, dass er herrn loewy kennt und er trotzdem bewusst gelogen hat, anstatt die u.a. von pountney und loewy an sich und seiner partei gerichteten kritik a) totzuschweigen oder b) sich mit ihr auseinanderzusetzen und seine eigene position zu erklären, bzw. seinen kritikern aufzuzeigen womit sie im unrecht wären – dies ist ein gewaltiger mangel an rechtschaffenheit und zeigt dass es sich lediglich um einen unkultivierten hitzkopf handelt. trotzdem kann ich die antisemitismus-vorwürfe gegenüber ihm nicht teilen.

    für mich ist es eine “normale politische debatte”, weil es mittlerweile ganz normal zu sein scheint, dass man seine politischen positionen nicht verteidigen und erklären muss, sondern einfach den gegner mit allen mitteln versucht zu verleumden oder blosszustellen.

    (ps: ich wohne in der nähe von hohenems im schweizer rheintal, habe also die geschichte ein wenig mitverfolgen können)

  9. Roman avatar
    Roman

    Die klare Abgrenzungspolitik der Vorarlberger ÖVP gegenüber dem Antisemtismus der Freiheitlichen hat sich für sie bewährt – die absolute Mehrheit, die mehr als fraglich war, hat sie dank dieser Linie gerettet. Mit den Rechtsextremisten darf man nicht kuscheln und beschwichtigen und sie sogar in die Regierung holen. Dass sich eine klare demokratische Ausgrenzungspolitik gegenüber Nichtdemokratischem durchaus auszahlt, hat die Vorarlberger Wahl gezeigt. Die Freiheitlichen haben gar nicht so sehr neue Stimmen hinzugewonnen, sondern ins Nichtwählerlager abgedriftete Exwähler mobilisiert – um den Preis, dass sich die Freiheitlichen nun von allen Machtpositionen (was auch Geld und mediale Präsenz bedeutet) ausgeschlossen haben. So kann man es auch sehen.

  10. pérvasion avatar

    Durchaus schlüssig, Roman. Dann wiederum beunruhigt mich, dass es anscheinend Menschen gibt, die nur dann zur Wahl gehen, wenn richtig gegen Ausländer und sonstige Minderheiten gehetzt wird.

    Aber hoffen wir, dass das Wahlergebnis wenigstens teilweise auch signalisiert, dass sich Rechtsextremismus nicht lohnt.

  11. hello avatar
    hello

    Aber hoffen wir, dass das Wahlergebnis wenigstens teilweise auch signalisiert, dass sich Rechtsextremismus nicht lohnt.

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein so hoher Prozentanteil von Menschen “rechtsextrem” eingestellt ist. Mittlerweile sind maßgebliche Politiker der ÖVP und SPÖ auf einem so hohen Ross, dass es kein Wunder ist wie die Wahlen ausgehen.
    Münzen wir das Ergebnis doch einmal auch auf die vergangenen Wahlen in Südtirol um.
    Hier war es ein bemerkenswertes Ergebnis: trotz 100% Medien, die dauernd gegen die patriotischen deutschsprachigen Parteien wetterten und ihnen alles nur erdenklich schlechte dieser Welt wünschten, haben 21,5% der Südtiroler selbstbestimmt ohne der Manipulation aus den Medien auf den Leim zu gehen etwas gewählt, das die hier erscheinenden Medien schlecht geredet haben. Das denk ich ist auch eine Form der persönlichen Selbstbestimmung, da man gesehen hat, dass die eigenen Gedanken zumindest noch frei sind.
    In Südtirol ist was die Medienvielfalt anbelangt wie man weiß einiges im Argen.
    Es erscheinen hier in Südtirol jeweils 2 Medien der Tagespresse in deutscher (“Dolomiten” und “Tageszeitung”) und zwei Medien in ital. Sprache (“Corriere dell’ A.A. und “Alto Adige”); und ein Woschenmagazin (“FF”), die eine breitere Leserschaft ansprechen.
    Jede dieser 5 Zeitungen ( bzw. Zeitschriften) schreibt in regelmäßigen Abständen gegen 21,5 % der Wählerschaft in Südtirol und verbreitet Unwahrheiten. Darüber sollte man sich einmal Gedanken machen und sich damit befassen, denn demokratieförderlich kann man ein solches Verhalten wohl auch nicht mehr nennen. Noch einmal: täglich bekommen 21,5 % (!) der Wähler in Südtirol Meinungen in den Medien (100%) suggeriert, die sie nicht teilen und die sie schlecht machen.

  12. wiesion [ch] avatar
    wiesion [ch]

    was sehr gerne ausser betracht gelassen wird ist, dass eu-feindlichen wählern praktisch keine alternative bleibt, als extrem zu wählen – die “mitte” von links bis rechts sind priester der eu.

    aber anstatt sich der berechtigten feindschaft zu stellen, ist es einfacher, der noch vom 2.WK und der shoah eingeschüchterten europäischen bevölkerung die eu-gegner subversiv als genau diejenigen zu präsentieren, die so etwas nochmal möchten bzw. es “geradezu provozieren”. ein absolut lächerlicher und unhaltbarer vorwurf, das sind im wesen dieselben märchen welche die nazis über die schlechten juden oder den bösen iwan erzählt haben. noch lächerlicher an der sache ist die behauptung, dass uns gerade die eu vor so etwas beschützen kann.

    ich verteidige hiermit keine bekennenden nazis wie horst mahler und konsorten, sondern die, welche sich immer mit derartigen vorwürfen beleidigen lassen müssen obwohl sie sich in erster linie gegen fremdbestimmung und (macht)monopolismus stellen – im prinzip ein ur-anliegen der selbstbestimmung und der hemmschuh für allzu gierige und deren unendlichen begierden.

    aber was solls, wenn man nicht rad im system sein will, kommt man halt unter die räder, das ist schon lange so und wird sich, wenn überhaupt, auch nicht so schnell ändern.

    http://www.focus.de/finanzen/news/money-debatte-tyrannis-oder-despotie_aid_427414.html

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