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Suicidi, il Sudtirolo nel contesto internazionale.
Nella media europea

[Questa] è la terra dei suicidi, del più alto tasso di suicidi perché qui ci si annoia, perché non c’è niente da fare, questa è la verità drammatica, è la terra della sonnolenza e i modelli che vengono proposti sono i modelli dei territori sonnolenti, quelli che chiudono, quelli del nulla, del vuoto. Vi ricordate com’era la città di Bolzano qualche anno fa? Io sono di Bolzano, era un mortorio, era il nulla, oggi è una città modestissima, di periferia, ma che comunque ha una sua dignità, una sua vita.

– Alessandro Urzì

Certamente non sarebbe stato necessario citare questa vera e propria schifezza, pronunciata da Alessandro Urzì (AAnC/FdI) nel Landtag il 16 maggio, per occuparmi — dal solo punto di vista statistico, beninteso — di suicidi. Se ho deciso di farlo è perché i dati ufficiali dimostrano come, oltre a essere un’enorme sciocchezza mettere in relazione i suicidi con le aperture domenicali dei centri commerciali (e non sto nemmeno qui dimostrarlo), sia un’enorme stupidaggine anche lo stesso ritornello della «terra dei suicidi».

Seguono i dati standardizzati di tutti i Länder della Germania e dell’Austria, oltre che delle regioni italiane e di alcune altre realtà europee, riferite al triennio 2014-2016 (Eurostat, suicidi per 100.000 abitanti):

RegioneDonneUominiTotale
Eszak-Alföld (H)9,1245,5124,55
Bretagne*10,3337,6223,15
Vallonia (BE)11,1431,0620,31
Lubuskie (PL)4,8038,0220,16
Kärnten8,1532,9619,59
Alentejo (P)7,2833,9618,99
Steiermark7,9128,4217,14
Açores (P)3,7431,3115,93
Niederösterreich6,4627,5715,03
Salzburg7,1824,3714,88
Sachsen5,9623,4113,83
Sachsen-Anhalt5,2723,6613,58
Nord-/Osttirol6,6621,5513,43
Bayern6,7321,0813,26
Oberösterreich5,4822,4213,20
Islanda5,7920,4613,15
Schleswig-Holstein6,8120,7313,00
Zürich7,1919,6112,86
Algarve (P)4,9122,3912,75
Thüringen4,2622,4912,57
Praha (CZ)5,3920,6712,51
Hamburg7,0319,0812,43
Helsinki-Uusimaa7,4118,1912,38
Vallée d'Aoste3,5222,2112,36
Wien6,7219,1612,22
Rheinland-Pfalz5,1020,0812,05
Hessen6,0218,8611,97
Svizzera Centrale6,0420,1911,83
Vorarlberg3,9320,6511,78
Alsazia*5,6319,0611,75
Baden-Württemberg5,7718,7111,74
Bruxelles7,3816,6711,56
Sjælland (DK)5,2918,2911,49
Saarland4,4519,3011,41
Asturias (ES)6,4617,6411,41
Berlin6,5417,1711,37
Niedersachsen5,2518,5111,27
Brandenburg5,8117,7811,27
Galicia5,9117,3611,24
Bremen6,3017,3811,17
Ø Media UE4,7617,7710,83
Burgenland4,5317,8410,67
Südtirol/o5,5416,5310,62
Mecklenburg-Vorpommern4,2117,9510,55
Corsica*6,3415,5210,51
Stockholm6,7714,6810,48
Scotland5,5015,6110,37
Lisbona4,7215,199,15
Ticino5,8412,669,09
Trentino2,5116,169,07
Nordrhein-Westfalen4,7513,959,00
Sardigna3,0215,418,95
Northern Ireland3,5014,438,83
Andalusia3,5914,848,74
La Rioja (ES)3,4713,508,33
Wales2,7913,788,13
Friûl VG4,2812,388,07
Umbria3,7213,328,05
Marche3,4913,087,97
Piemonte3,4912,807,75
Navarra5,3910,317,69
Euskadi4,1411,827,69
Emilia-Romagna3,4512,207,42
Malta2,4512,347,08
Île de France3,8511,017,06
Veneto2,7411,296,82
Catalunya3,6810,586,82
Toscana2,5411,706,70
Creta1,3811,566,22
Lombardia2,8110,026,18
Basilicata1,3710,485,64
Calabria2,028,845,21
Sicilia2,088,815,18
London2,448,115,17
Madrid (Comunidad)2,837,765,04
Puglia1,928,024,75
Lazio1,887,624,50
Cipro1,866,914,28
Molise1,776,694,05
Liguria1,986,564,03
Campania1,515,693,44
Istanbul0,501,831,13
Ankara0,240,810,49

*) Francia: triennio 2013-2015

Prescindiamo pure dal fatto che le statistiche su questo delicato tema devono fare i conti con un’enorme mole di dati sommersi e sono quindi da prendere con le pinze. Anche lo stolto ritornello della «terra dei suicidi» si basa infatti sul medesimo dato statistico, con tutti i problemi che ciò comporta. Tuttavia, inserito nel contesto europeo, anche tale dato ne esce ridimensionato: il Sudtirolo si trova leggermente al di sotto della media UE.

Questo senza volere minimizzare alcunché, perché ogni morte che avvenga per suicidio è una di troppo. Ma allora, e a maggior ragione, che se ne parli con il giusto rispetto.

Info Prävention | Info prevenzione

Sollten Sie selbst dringend Hilfe benötigen, können Sie sich an die Caritas-Telefonseelsorge wenden: täglich rund um die Uhr — auch sonn- und feiertags — unter der Nummer 0471 052 052 oder online unter https://telefonseelsorge-online.bz.it (Erstantwort innerhalb von 48 Stunden) erreichbar.
Vertrauliche und kostenlose Beratung für junge Menschen: Young+Direct
Whatsapp: 345 081 70 56, Tel.: 840 036 366 (Grüne Nummer), Montag-Freitag: 14.30-19.30 Uhr, E-mail: online(at)young-direct.it

Se avete bisogno di aiuto, potete rivolgervi a Telefono Amico (ascolto rispettoso, anonimo e gratuito) al numero verde 800 851 097 (ore 15.00-24.00), sito www.telefonoamico.it.
Servizio di consulenza per giovani, confidenziale e gratuito: Young+Direct
Whatsapp: 345 081 70 56, tel. 840 036 366 (numero verde) dal lunedì al venerdì, 14.30-19.30, mail: online(at)young-direct.it

Quelle | Fonte: Caritas Südtirol.

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QoG: Korruptionsindex Europa regional.

Der European Quality of Government Index (EQI) ist eine Erhebung des Quality of Government Institute (QoG) der Universität Göteborg und wurde in den Jahren 2010 und 2013 mittels Befragung von 85.000 Bürgerinnen in 206 europäischen Regionen durchgeführt. Das Projekt wird von der Europäischen Union finanziert und ist Teil von ANTICORRP, einem Forschungsnetzwerk zur Korruptionsbekämpfung.

Die hier wiedergegebenen Daten beziehen sich auf das Gesamtergebnis Korruption (ein aggregierter Wert aus den fünf Bestandteilen Fremdeinschätzung Korruption, Eigenerfahrung Bestechung, Korruption im Bildungssystem, Korruption im Gesundheitswesen und Polizeikorruption) im Jahr 2013:

QoG: Korruptionsindex regional.

Grafik zum Vergrößern anklicken.

Zum guten Abschneiden unseres Landes muss relativierend festgehalten werden, dass Südtirols Wert zwischen 2010 (1,1140) und 2013 (0,8825) geradezu eingebrochen ist.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5

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Nationaler Airport.

In der ff Nr. 35 vom 9.07.2015, äußert sich Oswin Maurer, Marketingprofessor an der Uni Bozen und ab Oktober 2015 Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, zum Erfolgsrezept des Tourismuslandes Südtirol.
Unter anderem kommt auch der Flughafen Bozen zur Sprache. Und alle, die bisher nicht recht verstehen wollten, warum dieser notwendig ist, werden spätestens nach der Lektüre der nächsten Zeilen wissen, warum dieser absolut notwendig ist.

Oswin Maurer: […] Das Kernproblem aber ist folgendes: Leute, die international anreisen, die wissen nicht, wo Südtirol ist, das sind Länder, da ist Südtirol nicht auf der Karte. Um nach Italien zu kommen, muss ich nach Österreich fliegen. Das ist die psychologische Hemmschwelle.

ff: Für wen ist das eine Hemmschwelle?

Oswin Maurer: Für potentielle Gäste. Lange Fahrten vom Flughafen in die Innenstadt haben sich etabliert. Ein solcher Anschlusstransport von zwei Stunden ist kein Problem. Aber ich fliege nicht nach Österreich, um in Italien Urlaub zu machen. Die Leute sagen nicht Südtirol. Für die ist das Italien. Die gedanklichen Realitäten sind international andere als in Südtirol. Stellen Sie sich vor, Sie müssten nach Sardinien fahren, um nach Korsika zu kommen. Warum sollten Sie das tun? Für jemanden, der nicht genau weiß, wo er hinfährt, ist das schwierig.

Ich frage mich nach diesen Aussagen ernsthaft, für wie blöd uns unsere Marketingexperten eigentlich halten. Ich buche soeben Hotels für eine Wanderreise ins Tessin. Interessanterweise ist es für die Tessiner Tourismuswirtschaft überhaupt kein Problem, die Mailänder Flughäfen als die logistisch beste Anreisemöglichkeit für Flugtouristen anzupreisen. Vom Tessin nach Mailand Malpensa wird soeben an einer direkten Bahnverbindung gebaut. Die Mailänder Flughäfen liegen bekanntlich in Italien und das Tessin in der Schweiz. Die Tessiner Tourismuswirtschaft erkennt in der Promotion der Mailänder Flughäfen für ihre Gäste kein psychologisches Problem, da diese Flughäfen logistisch die naheliegendste Lösung darstellen.
Gar nicht wenige internationale Fluggäste fliegen über die österreichische Hauptstadt Wien, um in die slowakische Hauptstadt Preßburg (Bratislava) zu gelangen oder umgekehrt. Gar nicht zu reden vom Flughafen Kopenhagen, der dank Öresundbrücke auch für Südschweden zum wichtigsten Flughafen geworden ist. Etliche ähnliche Beispiele aus Grenzregionen ließen sich auflisten.
Nicht so unser Marketingguru von der Uni Bozen. Logistisch naheliegend wäre eine Zusammenarbeit mit Innsbruck oder im Interkontinentalbereich sogar mit München. Aber von Logistik scheinen Marketingleute oder Menschen des Spitzenmanagements, die die Welt vielfach auf Flughäfen reduzieren, teils wesentlich weniger zu verstehen als ein Rucksacktourist.
Eine Episode: Im Dezember 1996 gab der Sänger Zucchero am Kronplatz ein Konzert. Eine junge Journalistin wollte mit ihm ein unangemeldetes Interview machen. Sie war der Meinung, dass ich als Türöffner geeignet wäre. So begaben wir uns zum Hotel, wo Zucchero logierte. Der Manager von Zucchero ließ uns tatsächlich vor. Mein Job war es, nun den Manager von Zucchero so lange wie möglich in ein Gespräch zu verwickeln, um die Interviewzeit für meine Begleiterin so lange wie möglich zu gestalten. Ich fragte unter anderem, wie das Team um Zucchero vom vorhergehenden Konzerttermin am 13.12.1996 in Stuttgart nach Bruneck angereist sei, wo das Konzert am 15.12.2015 stattfand. Flug von Stuttgart nach Zürich, dort eine mehrstündige Umsteigezeit und dann Flug von Zürich nach Innsbruck. Von dort dann per Hubschrauber ins Pustertal. Die Flugverbindung Stuttgart-Zürich-Innsbruck wurde damals tatsächlich angeboten. Damals verkehrte ebenfalls noch ein Eurocity-Zug von Dortmund über Stuttgart, München und Südtirol nach Mailand. Die Fahrzeit von Stuttgart nach Franzensfeste war kürzer als die komplexe Flugroute des Zucchero-Managements. Wenn man für den Sänger und sein Team mehrere 1.-Klasse-Abteile gebucht hätte, sicher auch komfortabler als der Check-In-Firlefanz und die Warterei an den Flughäfen. Logistisch also keine sehr sinnvolle Lösung, aber durchaus typisch für die Welt des Managements, die unsere Erde gerne auf Flughäfen reduziert und im Falle unseres Marketinggurus von der Uni Bozen sogar auf Nationalstaaten. Derart ungeschickt hat sich nicht mal das Management von Zucchero angestellt, ansonsten hätte man ja Verona, Venedig oder Mailand anfliegen müssen – aber selbst dieses hat Innsbruck als geeigneten Airport für das Pustertal erkannt.

Wird Südtirol derart unprofessionell vermarktet, dass man beispielsweise nicht in der Lage ist, über eine App den jeweils besten Flughafen aufzulisten? Diese Lösung würde nicht einmal eine institutionelle Zusammenarbeit mit irgendeinem Flughafen notwendig machen. Es geht lediglich darum Daten zu verknüpfen. Anscheinend denkt die SMG tatsächlich darüber nach.
Dass man auch auf institutioneller Ebene außerhalb des (logistisch) einengenden Horiziontes der Nationalstaaten sinnvolle Lösungen aufbauen kann, beweist der trinationale Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg. Dieser Flughafen wird weltweit einmalig von zwei Staaten (Schweiz, Frankreich) betrieben. Da er auch für den südwestdeutschen Raum große Bedeutung hat, bekam er den Zusatz Freiburg. Südbadische Vertreter sind im Verwaltungsrat und im trinationalen Beirat, allerdings ohne Stimmrecht, vertreten (siehe Wikipedia). Wäre ein Euregio-Flughafen Innsbruck-Bozen völlig abwegig?
Für Oswin Maurer wohl die geografische Verwirrung schlechthin. Internationale Flugpassagiere, und solche dürfte der Industriestandort Basel gar einige haben, müssen, ach wie verwirrend, im grenzenlosen Europa nach Frankreich fliegen, um in die Schweiz zu gelangen. Oder von Deutschland über Frankreich in die Welt fliegen.
Wohl alles unvorstellbar für unsere Marketinggurus, die gerne Wasser predigen, aber Wein trinken, sprich viel von Weltoffenheit und Blick über den Tellerrand predigen, um danach nicht einmal in der Lage zu sein, für eine Region logistisch sinnvolle Lösungen zu entwickeln, die sich nicht von nationalstaatlichen Grenzen einengen lassen.

Übrigens, wie ist dieser Ausspruch zu interpretieren? Die Leute sagen nicht Südtirol. Für die ist das Italien. Und ich dachte immer die SMG ist dazu gegründet worden, eine starke Marke Südtirol zu kreieren und zu promoten.
Trotzdem, ganz unrecht hat Oswin Maurer in seiner Annahme nicht. Deshalb ist dies durchaus ein gewichtiges Argument für die Eigenstaatlichkeit Südtirols. Sie würde Südtirol automatisch auf den internationalen Landkarten sichtbar machen. Und gar nicht wenige BesucherInnen werden Luxemburg, Malta, Estland oder andere Kleinstaaten unter anderem deshalb besuchen, da sie aufgrund ihrer Eigenstaatlichkeit international sichtbar sind und nicht nationalstaatlich von einem großen Nachbarn vereinnahmt werden, der sie ihrer Eigenheiten, Erkennbarkeit und Sichtbarkeit beraubt. Auch eine Südtiroler Sportautonomie würde für internationale Sichtbarkeit sorgen und einen entsprechenden Werbeeffekt generieren.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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Hollande riconoscerà le minoranze?

Il presidente francese François Hollande ha annunciato, lunedì scorso, la prossima ratifica della Carta Europea delle lingue regionali o minoritarie, e lo ha fatto con una lettera indirizzata a un deputato bretone del suo stesso partito, quello socialista.

Il primo tentativo di ratifica risale a fine 2012, ma allora il Consiglio Costituzionale francese giudicò impraticabile la semplice attuazione della Carta, in quanto il suo contenuto contrasterebbe con la costituzione del paese.

Ora invece François Hollande avrebbe deciso di intraprendere la strada ben più difficoltosa dell’approvazione tramite legge costituzionale, della cui preparazione ha ora incaricato il governo.

Mentre il presidente francese cerca seriamente di introdurre i meccanismi di tutela delle minoranze previsti dalla Carta nel suo paese, tradizionalmente fra i più centralisti e meno propensi alla valorizzazione delle diverse culture che lo compongono, l’Italia non ha ancora intrapreso passi concreti in tal senso. Le conseguenze si notano anche in Sudtirolo e nelle regioni circostanti, come il Veneto ed il Friuli, dove i diritti delle comunità linguistiche (friulane, ladine, slovene, germanofone…) sono al lumicino.

Non a caso l’Italia, qualche mese fa, era stata strigliata a livello europeo proprio per la mancata ratifica della Carta, che la mette agli ultimi posti a livello continentale.

Anche il senatore sudtirolese Francesco Palermo tempo fa si era attivato per la ratifica, non trovando per ora alcuno sbocco concreto. Pare che il rifiuto di attuarne i precetti sia dovuto anche e soprattutto all’ampia resistenza nei confronti delle minoranze nomadi. Una pura vergogna.

In Germania, lo Schleswig-Holstein si sta preparando a riconoscere il danese, il frisone e la varietà locale del Plattdeutsch come lingue ufficiali in ossequio alla Carta.

Vedi anche ‹1 ‹2

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Elsass »verelsässert« — und wir?

Das ultrazentralistische Frankreich ist gerade im Begriff, von Paris aus eine Gebietsreform umzusetzen, die die bisherigen 22 Regionen auf 13 reduziert. Wie im Hexagon üblich, wird dabei wenig Rücksicht auf geschichtliche und kulturelle Aspekte genommen. Trotz massiver Widerstände aus Elsass, Bretagne und Nordkatalonien — Korsika bleibt als Region erhalten — wurde Präsident Hollandes Projekt am 19. November von der Nationalversammlung gutgeheißen. Abänderungsanträge, die den historischen Gebieten ihre sehr eingeschränkte »Autonomie« als eigene Region auch weiterhin gesichert hätten, wurden abgewiesen. Nun wird das Elsass mit den bisherigen Regionen Lothringen und Champagne-Ardennen zusammengelegt; Nordkatalonien bildete bereits mit dem Languedoc eine Region, die jetzt jedoch zusätzlich mit Midi-Pyrenées und künftiger Hauptstadt in Tolosa (Toulouse) fusioniert wird. So werden Elsässer und Nordkatalanen zusätzlich marginalisiert. Die Bretagne bleibt zwar als eigenständiges Gebiet erhalten, doch die historische Hauptstadt Naoned (Nantes), die schon vor Jahrzehnten — vom kollaborationistischen Vichy-Regime — einfach einer anderen Region zugeschlagen wurde, kehrt auch diesmal nicht »zurück«. Kleine Hoffnungsschimmer bilden einerseits neue Zuständigkeiten, die die neuen Regionen im Vergleich zu den alten etwas aufwerten und in das europäische Subsidiaritätssystem integrieren sollen; andererseits die Möglichkeit, einen Regionenwechsel anzustreben. Allerdings wird letzteres durch sehr hohe Hürden quasi unmöglich gemacht.

Schon wird in Italien, auch im PD, über eine ähnliche Zusammenlegung von Regionen nachgedacht — und zwar teilweise mit dem ausdrücklichen Ziel, die Sonderautonomien aufzuheben und in größere Regionen mit Normalstatut einzubinden. Einige der bereits im Netz herumschwirrenden Vorschläge sehen etwa die Wiedererrichtung der faschistischen Region Triveneto vor, die Südtirol-Trentino, Friaul-Julien und Venetien zusammenfasst. Selbstverständlich steht derartigen Absichten das Gruber-Degasperi-Abkommen im Weg, doch selbst wenn die Absichten kaum umsetzbar sind

  • zeigt sich einmal mehr sehr deutlich, dass die Tendenz in Italien nicht in eine Richtung geht, die der Autonomie unseres Landes zuträglich wäre, sondern wennschon in die entgegengesetzte;
  • rückt der Wunsch nach einer Region Südtirol jetzt wohl noch weiter in die Ferne;
  • wird deutlich, wie wenig Sensibilität in einem national ausgerichteten Zentralstaat für die Erfordernisse sprachlich-kultureller Minderheiten vorhanden ist;
  • bestätigt sich, dass wir ohne völkerrechtlichen Vertrag wohl schon längst den assimilatorischen Gelüsten (und Automatismen) des Nationalstaats zum Opfer gefallen wären.

Siehe auch 1›

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Südtiroler Swissness.

Eine kuriose Umfrage mit repräsentativem Charakter ließ das Schweizer Nachrichtenportal bluewin.ch (Swisscom) durchführen: Unter anderem wurde unter den befragten Schweizerinnen zwischen 15 und 74 Jahren erhoben, welche Nachbarregion sie am ehesten als neuen Kanton in die Eidgenossenschaft aufnehmen würden. Die meisten Nennungen erzielte dabei der ohnehin bereits teilweise in die Schweiz integrierte »monarchistische Kanton«, das Fürstentum Liechtenstein. An zweiter Stelle aber landete mit 15% der Nennungen Südtirol, noch vor den sprachlich-kulturell affineren alemannischen Regionen Baden-Württemberg (12% der Nennungen), Vorarlberg und Elsass (beide 10%).

Durchgeführt wurde die Umfrage zwischen 31. Juli und 11. August in den drei großen Sprachregionen der Schweiz.

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Entscheidungshilfe Parlamentswahl.

Was ist in letzter Zeit vorgefallen, woran sollten wir uns mit Blick auf die Wahlen erinnern? Eine Zusammenschau, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Die Südtiroler Volkspartei lehnte im Landtag — gemeinsam mit Grünen und Demokratendas Menschenrecht auf Selbstbestimmung ab, und zwar grundsätzlich. Sie stimmte im Regionalrat mit dem Argument für die Beibehaltung der sinnentleerten Region Südtirol-Trentino, dass man doch blöd wäre, Rom zu einer Abänderung des Autonomiestatuts aufzufordern. Genau dies tut die SVP jedoch in ihrem Koalitionsabkommen mit den Demokraten, mittels dessen sie uns Südtiroler sogar zur anteilsmäßigen Übernahme der Zinsen auf die Staatsschulden verpflichtet. Die Causa SEL, die auch einen großen Teil der unbeteiligten Politiker im Lande »bindet«, braucht gar nicht gesondert erwähnt zu werden. In zahlreichen Gemeinden regierte die Sammelpartei nach wie vor mit Selbstherrlichkeit, während sie nach außen hin kaum imstande war, die Interessen des Landes zu wahren. So gelang es nicht, die Gleichstellung der deutschen Sprache, etwa bei der Integration von Zuwanderern, zu erreichen; letzteres ist ein Thema, das für die Überlebensfähigkeit einer Minderheit nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Die großmundig angekündigte Entfernung oder Historisierung der Monumente aus faschistischer Epoche scheiterte und wurde vom staatlichen Verhandlungspartner boykottiert. Selbst die Einrichtung einer Dokumentationsstätte unter dem Bozner Siegesdenkmal wurde kürzlich sang- und klanglos auf bessere Zeiten verschoben (einen SVP-Bürgermeister wird es womöglich freuen).
Der Plünderung des Landeshaushalts durch Mario Monti musste man weitgehend tatenlos zusehen, obwohl das Mailänder Abkommen zuvor in höchsten Tönen (Durnwalder: »sichere Finanzierung«, »Einnahmenplus«) gelobt wurde. Auch sonst mochte sich die Volkspartei nicht an alte Versprechungen erinnern, etwa hinsichtlich der Selbstbestimmung im Falle eines Vertragsbruches. Vielmehr wurden Unabhängigkeitsbefürworter — während in Europa mehrere Sezessionsprozesse fortschritten — von LH Durnwalder noch Anfang 2011 pauschal als Kriegstreiber diffamiert.

Bezeichnend auch, dass die SVP mit Mauro Minniti einen verkappten Neofaschisten mit gefährlichen Ansichten in das demokratisch wichtige Amt des Landtagspräsidenten hievte — und jetzt mit Vezzali einen Nachfolger wählte, der nicht davor zurückschreckte, die Entscheidungen des Hauses zu hintertreiben.

Die Demokraten unterstützten das Ansinnen der Regierung Mario Monti, das Prinzip des nationalen Interesses wiedereinzuführen und sogar noch zu verstärken. Überhaupt trug der PD im Laufe der letzten Monate die Politik von Mario Monti, einschließlich sämtlicher Autonomieverletzungen, bewusst mit: In dubio pro natione. Die Verabschiedung eines Gesetzes, das auch an Südtirols Schulen die anachronistische italienische Nationalhymne einführt, während der Minderheitenschutz unterminiert wird, macht die Demokraten nicht gerade zu glaubhaften Autonomisten. In der Gemeinde Brixen taten sie sich außerdem durch die anachronistische Forderung hervor, einer Militäreinheit eine Straße zu widmen — der Buchstabe »k« in der Bezeichnung einer Kletterhalle wurde hingegen als Affront dargestellt.

Der gemeinsame Kandidat von Volkspartei und Demokraten im Senatswahlkreis Bozen-Unterland, Francesco Palermo, der auch von den Grünen unterstützt wird, sprach sich mehrfach gegen die Wiedervereinigung der ladinischen Minderheit aus. In den Gemeinden Anpezo, Col und Fodom, die nach der Annexion Südtirols zum Zwecke der Assimilierung an die Region Venetien geschlagen wurden, hatte sich bei einem Referendum eine breite Bevölkerungsmehrheit für die Wiedervereinigung ausgesprochen. Palermo bezeichnete diesen Wunsch als wirtschaftlichen Opportunismus einer bereits assimilierten Minderheit — obschon etwa in Fodom Erhebungen zufolge nach wie vor mehr Ladinisch gesprochen wird, als in Ghërdeina und Badia.

Palermo sprach sich für einen dezidierten Autonomieausbau aus, stellte in einem Leitartikel für die Tageszeitung A. Adige aber auch die These auf, Südtirol müsse sich seine Autonomie verdienen. Diese abwegige Ansicht vertrat — indirekt — auch der grüne Kandidat Florian Kronbichler, der auch sonst allerlei vielsagende Abstrusitäten von sich gab. So stellte er zum Beispiel Parallelen zwischen Selbstbestimmung und Judenfeindlichkeit (wer lacht, macht sich mitschuldig) her und warnte die Grünen, man würde sie mit den Rechten identifizieren, wenn sie über die Selbstbestimmung auch nur diskutierten. Dies käme einem Bündnis mit dem »Falken« Karl Zeller gleich. Ironie des Schicksals: Nicht nur, dass Kronbichler selbst für die Grünen in die Wahl geht, nachdem diese einen Unabhängigkeitsbefürworter zu ihrer Ideenwerkstatt geladen hatten — sondern: er tritt in der Koalition aus PD, SVP und SEL auch noch als Verbündeter von Karl Zeller an.
Darüberhinaus verglich Kronbichler die Verlängerung der Landebahn am Bozner Flughafen mit der Enteignung von Obstwiesen durch den faschistischen Unrechtsstaat, bezeichnete die Deutschen pauschal als »spacconi, smaniosi di viaggiare, arricchiti e di discutibili gusti« und tat seine Sympathie für die Alpini kund. Im Falle seiner Wahl möchte er — als Vertreter Südtirols — wichtige Schutzmechanismen ersatzlos zur Disposition stellen.

Die Grünen nahmen weder in der Ortsnamenfrage, noch im Zusammenhang mit den faschistischen Relikten eine überzeugende Rolle ein. Während die Ungereimtheiten bei der Toponomastik inhaltlicher Natur waren — die Partei machte sich im öffentlichen Bereich für die Beibehaltung sämtlicher im Faschismus eingeführter Erfindungen stark und erfand dafür einen neuen, faschistisch anmutenden Slogan (ubi nomen, ibi patria) — schienen die Grünen bei den Denkmälern aus faschistischer Zeit auf Reaktion beschränkt: Konstruktive, durchaus gute Vorschläge waren nur zu hören, als eine Entfernung der Bauwerke im Raum stand.

Grüne und parteinahe Vertreter ließen durch sonderbare Auffassungen aufhorchen: Renate Holzeisen bezeichnete die Südtirolfrage als inexistent. So weit waren selbst italienische Rechtspolitiker nur selten gegangen. Die Aussage erinnert an eine ähnlich gelagerte Diagnose von Sepp Kusstatscher: Eine deutsche Minderheit könne es in Europa per Definition nicht geben, da Deutsch die meistgesprochene Muttersprache der EU sei. Damit wischte er nicht nur die Südtiroler, sondern auch die Ansprüche von Siebenbürgern, Elsässern, Schlesiern und Nordschleswigern vom Tisch. Unabhängigkeitswünsche bezeichnete er als »ewiggestrig« und »rassistisch«.

Im Zusammenhang mit dem Aufmarsch der Alpini 2012 in Bozen ist sowohl der Volkspartei, als auch PD und Grünen Verharmlosung vorzuwerfen. Sie verordneten sich — und gleich der gesamten Bevölkerung mit — Nachsicht gegenüber alten Kriegsverbrechen und nationalistischem Gehabe, wenn sie es nicht sogar befeuerten. Hauptsache Feierlaune, Ordnung, Sauberkeit und: Zusammenleben um wirklich jeden Preis.

Die Freiheitlichen legten einen Verfassungsentwurf für ein unabhängiges Südtirol vor, mittels dessen sie vorschlagen, alles zu ändern, damit alles beim Alten bleibt. Im Zusammenhang mit dem feigen Anschlag auf ein Asylantenheim in Vintl machten freiheitliche Gemeindepolitiker Aussagen, die als völlig deplaziert und menschenverachtend zu beurteilen sind. Wes Geistes Kinder sie sind, bewiesen die Blauen — falls dies denn nötig gewesen wäre — auch durch die Erhebung von Michael Demanega zum Generalsekretär: Dieser hatte erst 2011 in einem Anflug von Deutschnationalismus erklärt, er fühle sich zuerst als Deutscher und dann erst als (Süd-)Tiroler. Anstatt dringend nötige Arbeit zur vorurteilsfreien, positiven Integration von Zuwanderern zu leisten, setzten die Blauen wie gehabt auf Angst und Panikmache, womit sie dem Ziel sogar noch schadeten. Ihre nunmehr fünf Landtagsabgeordneten konnten sie indes nicht für spürbar konstruktivere Oppositionsarbeit nutzen.

Die Fünfsternbewegung (5SB) von Beppe Grillo machte in Südtirol auch damit auf sich aufmerksam, dass sie im Bozner Gemeinderat die Neofaschisten von CasaPound und CasaItalia unterstützte. Ihre Vertreter waren dagegen, die rechtsextremistischen Vereine von der Liste förderungswürdiger Organisationen zu streichen. Dass dies kein Versehen war, zeigt die Tatsache, dass 5SB CasaPound auch in der Gemeinde Bologna unterstützt hat und dass Beppe Grillo selbst keine Berührungsängste zu den Faschisten hat. Der Respekt von 5SB für öffentliches und fremdes privates Gut äußert sich unter anderem dadurch, dass sie ihre Bürgerinformationen in Bozen einfach an fremde Hauswände pappen. Im Gegensatz zu den Piraten, mit denen sie oft verglichen wird, ist die Partei von Beppe Grillo keine Bottom-Up-, sondern eine Top-Down-Bewegung mit einem starken Mann an ihrer Spitze, der ohne Angabe von Gründen und ohne Einspruchsmöglichkeit Mitglieder hinauswirft, wenn sie ihm persönlich nicht in den Kram passen. Weniger bekannt ist auch, dass 5SB für den Euroaustritt und gegen die Vergabe der Staatsbürgerschaft an Kinder von Zuwanderern eintritt.

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»Nature« für die Sprachenvielfalt.

Vor wenigen Wochen hat die französische Assemblée Nationale beschlossen, den ersten Artikel der Verfassung zu ändern. Laut ihrem Vorstoß sollten die Minderheitensprachen (Korsisch, Bretonisch, Okzitanisch, Katalanisch, Baskisch, Deutsch…) erstmals ausdrücklich anerkannt werden. Die Reform wurde jedoch vorläufig vom Senat aufgehalten, nachdem die Académie française — oberste Wächterin über die französische Sprache — mit einem scharfen Communiqué auf angebliche Gefahren für die Staatssprache aufmerksam gemacht hatte: Das Ansinnen sei demnach nichts weniger als ein »Attentat« auf die nationale Identität, obwohl Artikel 2 des Grundgesetzes unverändert geblieben wäre. Und der besagt, dass

la langue de la République est le français.

Das prestigeträchtige britische Fachblatt Nature stellt sich nun mit einem ungewohnt beherzten Leitartikel auf die Seite der sprachlichen und kulturellen Vielfalt:

‘Comédie-Française’

‘Quelle horreur’! The 40 élite members of the Académie française are jumping out of their ‘fauteuils’, incensed that legislation passed by France’s National Assembly would put regional languages such as Breton, Occitan, Corse, Alsatian, Catalan and Basque into the constitution as part of the national heritage. The members are particularly outraged that the regional languages would get a mention in the first article of the constitution — which defines France as an “indivisible, lay, democratic and social republic” — ahead of the second article, which designates French as the official language. The academy, created in 1635 to guard the purity of the French language, voted unanimously this month to condemn the move as “defying logic”, and being a threat to the nation.

Actually, “defying logic”, is an apt description of the vote itself. Globalization is already threatening to extinguish half the world’s 6,000–7,000 languages. That would be a tragic loss to humanity and our understanding of it, if only because knowledge and culture are inescapably interwined with the languages within which they evolved. Languages also enrich each other, and provide a trove of data for research in linguistics and history. The other main French academy, the Académie des Sciences, should make itself heard on the matter.

Multilingualism has other practical benefits. French scientists who speak regional languages in addition to the national tongue testify that early bilingualism has helped them go on to master English and other languages. Some even argue that the thought processes involved have helped them to be better and more creative scientists.

The Académie française argues that France’s regional languages are so obviously part of its heritage that there is no need for constitutional safeguards. That is disingenuous. It is precisely the lack of constitutional recognition that has blocked France from ratifying key international treaties to conserve minority languages: the courts have ruled that ratification is forbidden by existing constitutional principles, such as the indivisibility of the Republic and the unity of the French people.

Indeed, if earlier French governments had had their way, Breton, which is spoken in Brittany, would have been eradicated long ago. Only stubborn Breton persistence has prevented this from happening, notably through the creation of the Diwan Breton-language schools from the 1970s onwards.

‘Yec’hed mat’ (to your health) to that — because regional and minority languages, like endangered species, merit protection. Languages that aren’t revitalized through constant exercise die out. It’s hypocritical that France, which is one of the first to staunchly defend its own elegant national language, should deny that same right to regions that wish to keep their own languages alive and vibrant. The National Assembly’s legislation was rejected last week by France’s conservative Senate. But it could yet be reintroduced, and should be: for the sake of both science and its own rich heritage, France should remove the constitutional obstacles as quickly as possible, and ratify the European Charter for Regional or Minority Languages.

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