Autorinnen und Gastbeiträge →
  • Und die Frecce kommen doch.

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    Wie der Corriere heute in seiner Südtirolbeilage berichtet, kommt die nationalistische italienische Kunstflugstaffel Frecce Tricolori nun offenbar doch nach Bozen. Zunächst hatte es danach ausgesehen, als könnte der Kelch wenigstens diesmal — wegen eines tragischen Unfalls, bei dem am 16. September in Turin ein unbeteiligtes Mädchen getötet wurde —, an uns vorübergehen, da die italienische Luftwaffe in der Folge mehrere Veranstaltungen aus Respekt absagte. Nur wenige Tage später steht aber doch schon wieder im Raum, dass die Staffel, deren Flüge seit 1961 bei 14 Unfällen 84 Todesopfer und rund 1.000 Verletzte gefordert haben, am 25. September auch Südtirol zwangsbeglückt. Weiterhin wegen des Unfalls, bei dem auch der Bruder und der Vater des fünfjährigen Opfers zu Schaden gekommen sind, soll angeblich auf den akrobatischen Teil verzichtet werden, sodass über der Landeshauptstadt lediglich grünweißroter Qualm abgeladen wird.

    Während der Bürgermeister von Pisa, Michele Conti (Lega), immerhin dafür gesorgt hat, dass die am 1. Oktober über seiner Stadt vorgesehene Darbietung auf 2024 verschoben wurde, weil jetzt nicht die nötige Unbeschwertheit herrsche, dürfte Ähnliches von der Bozner Stadtverwaltung nicht zu erwarten sein. Und da der Respekt selbst für ein zu Tode gekommenes Mädchen und eine zerstörte Familie nur wenige Tage reicht, darf man natürlich auch nicht hoffen, dass noch ein wenig davon für eine Minderheit übrig bleibt. Hierzulande wäre es ja — wenn so anachronistische Shows schon nicht ganz verhindert werden können — eher angebracht, die (gefährliche) Akrobatik beizubehalten und die nationalistische Symbolik wegzulassen.

    Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5

  • Kann Südtirol Staat?
    Neuerscheinung

    Buchvorstellungen

    • Tramin: Do 28. September – 20.00 Uhr – Bürgerhaus
    • Andrian: Fr. 6. Oktober – 20.00 Uhr – Pfarrsaal
    • Brixen: Di 17. Oktober – 19.30 Uhr – Cusanus-Akademie
    • Karneid: Do 9. November – 20.00 Uhr – Vereinshaus Steinegg
    • Latsch: Di 14. November – 20.00 Uhr – Bildungshaus Schloss Goldrain
    • St. Pankraz: Di 19. September – 20.00 Uhr – Bürgersaal
    • Sarntal: Mi 30. August – 20.00 Uhr – Turm Kränzelstein
    • Gais: Do 3. August – 20.00 Uhr – Feuerwehrhalle
    • Meran: Mi 2. August – 19.30 Uhr – OstWestCountryClub
    • St. Leonhard i. P.: Sa 15. Juli – 19.30 Uhr – Jaufenburg
    • Weißenbach/Ahrntal: Do 6. Juli – 19.30 Uhr – Vereinshaus
    • Eppan: Di 4. Juli – 19.30 Uhr – Tannerhof, Girlan
    • Schlanders: Mo 12. Juni – 20.00 Uhr – Bibliothek Schlandersburg
    • Bozen: Fr 9. Juni – 14.30 Uhr – Palais Widmann (Gedenken an Silvius Magnago)
    • Nals: Do 8. Juni – 20.00 Uhr – Kulturtreff Sonne
    • Partschins: Mo 5. Juni – 19.30 Uhr – Bibliothek
    • Vahrn: Mi 31. Mai – 19.30 Uhr – Bibliothek
    • Bozen: Di 23. Mai – 19.30 Uhr – Bibliothek Haslach
    • Eppan: Mo 8. Mai – 20.00 Uhr – Bibliothek St. Michael
    • Kurtatsch: Mi 19. April – 20.00 Uhr – Kulturhaus
    • Bozen: Do 13. April – 14.00 Uhr – Filmsaal des Landtags

    Angaben ohne Gewähr · Infos: noiland.org

    Der Verein Noiland Südtirol – Sudtirolo hat am 23. März im Rahmen einer Pressekonferenz bei der Eurac in Bozen sein Weißbuch zur Südtiroler Eigenstaatlichkeit vorgestellt.

    Kann Südtirol Staat? — so der Titel der umfangreichen Publikation — entstand in Zusammenarbeit mit zahlreichen Expertinnen und unter der Aufsicht eines wissenschaftlichen Beirats. Die Autorinnen der insgesamt 40 Kapitel gingen der Frage nach, ob Südtirol als eigenständiger Staat bestehen kann und gelangten zum Schluss, dass das Land die politisch-demokratischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen hat, als unabhängiger Staat erfolgreich zu sein, so wie Luxemburg, Malta, Island oder die drei baltischen Staaten.

    Beitrag zur Versachlichung

    Der europäische Einigungsprozess spielt dabei eine wichtige Rolle, da sich im Zuge dieser Entwicklung für die europäischen Regionen neue Spielräume eröffnen. Im Buch wird nachvollziehbar aufgezeigt, welche Schritte erforderlich wären, um einen unabhängigen Staat zu gründen. Dargelegt werden Chancen, aber auch Risiken, Bedingungen und mögliche Strategien.

    Noiland bekennt sich ausdrücklich zur Rechtsstaatlichkeit und gibt an, dass ein Prozess zur Erlangung der Unabhängigkeit bevorzugt in Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem italienischen Staat erfolgen sollte. Dadurch wäre ein rechtlich und politisch unstrittiges Ergebnis gewährleistet.

    Die Autorinnen — mit unterschiedlicher Haltung zur Eigenstaatlichkeit — beschäftigten sich eingehend mit der Frage, wie weit die politische Mitbestimmung gehen kann und was Demokratie darf. Soll es in einem geeinten Europa möglich sein, einen neuen Staat zu gründen, wenn die Mehrheit der betroffenen Bevölkerung es wünscht?

    Das Autorenteam unterstreicht, dass ein Südtiroler Staat nur als gemeinsame Anstrengung aller hier lebenden Sprachgruppen gelingen kann. Ein unabhängiges Südtirol soll und muss allen offenstehen und zur Heimat werden.

    Kann Südtirol Staat? ist ein Blick in eine vielleicht gar nicht so entfernte Zukunft. Die Idee zu dieser Publikation entstand vor fast zehn Jahren, als die Regionalregierungen in Schottland und Katalonien in Weißbüchern wichtige Fragen zur Unabhängigkeit einfach und verständlich erklärten.

    Kann Südtirol Staat?
    Noiland (Hrsg.)
    Bozen, 2023 – UVP € 19,90
    ISBN 979-12-210-0918-7
    www.noiland.org

    Siehe auch 1› 2› 3› 4› 5›

  • Anche l’occitano al Congresso spagnolo.
    Nuovo regolamento

    Oggi il Congresso spagnolo con i voti contrari di PP e Vox ha approvato la riforma del proprio regolamento, ratificando la possibilità che i deputati vi facciano servire le lingue co-ufficiali, grazie all’introduzione di un servizio di traduzione simultanea e anche di sottotitoli. In realtà però si tratta di un diritto di cui i membri di questo ramo del parlamento hanno già fatto ampiamente uso nelle ultime settimane, dato che un accordo preliminare lo aveva reso possibile sin dalle prime sedute della nuova legislatura. Tra l’altro, Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) ha deciso che tutti i propri eletti d’ora in poi si esprimeranno solo in catalano nell’emiciclo.

    Vari esperti interpellati dall’Agència Catalana de Notícies (ACN) recentemente avevano confermato che l’introduzione del plurilinguismo nel luogo più alto della democrazia avrebbe potuto avere effetti rilevanti sull’autopercezione dello Stato e delle singole comunità linguistiche.

    Oltre alle lingue basca, catalana e galiziana il regolamento appena varato consente ora anche l’utilizzo dell’occitano, lingua ufficiale in Aran. Si tratta di una valle appartenente alla Catalogna che conta approssimativamente 10.000 abitanti, di cui circa 4.000-5.000 di lingua occitana. Oggi stesso Montse Bassa, deputata di ERC, pur non essendo di lingua occitana, ha voluto fare un primo intervento in questa lingua, in modo da darle «visibilità» in questa fase così importante per le lingue minoritarie in parlamento. Presto anche Amador Marqués (PSC), unico membro del Congresso di provenienza aranese, avrà occasione di esprimervisi nella sua lingua.

    Il fatto che — grazie ai («cattivi») indipendentisti catalani — nel parlamento centrale, dove fino a pochi mesi fa era vietato l’uso di ogni lingua diversa dal castigliano, ora sia possibile far servire una lingua parlata da pochissime migliaia di persone, ha quasi dell’incredibile. A maggior ragione se pensiamo che in Italia l’occitano conta circa 60.000-70.000 parlanti, ma non è comunque consentito parlarlo alla Camera o al Senato. Lo stesso ovviamente vale per il ladino (circa 40.000 parlanti), come per tutte le altre lingue minoritarie, che a livello statale sono del tutto invisibilizzate — pur avendo spesso molti più parlanti dell’occitano in Spagna.

  • Primariate: Südtirol als Makro-Gemeinde?
    Aushöhlung der Autonomie

    Mit Urteil 139/2022 hatte das italienische Verfassungsgericht das bis 2021 in Südtirol geltende Verfahren zur Ernennung von Primarinnen für nicht verfassungskonform erklärt, was für das Südtiroler Gesundheitswesen zu riesigen Problemen, Kosten und Ungewissheit geführt hat. Seit Monaten argumentiere und bemängle ich, dass insbesondere die Südtiroler Medien, aber auch die Politik, außerstande sind, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen und herauszuarbeiten, dass es sich dabei um eine nachträgliche, absurde und natürlich völlig arbiträre Einschränkung der autonomen Gesetzgebungsbefugnisse gehandelt hat — und gerade nicht um einen skandalösen Versuch des Landes, irgendwelche unumstößlichen Grundsätze konspirativ zu umgehen (vgl. ‹1 ‹2 ‹3). Die Fähigkeit, in solchen Fällen nicht das »Opfer« (den Landesgesetzgeber) mit dem »Täter« (das immer zentralistischere Verfassungsgericht) zu verwechseln, ist von grundlegender Bedeutung, um nicht einem autonomiefeindlichen Diskurs zu erliegen.

    Dass ich als juristischer Laie mit meiner Interpretation nicht ganz falsch gelegen habe, belegen folgende Ausführungen von Prof. Matteo Cosulich, seines Zeichens Vizedekan der juristischen Fakultät an der Universität Trient:

    Die […] Beschränkung der Ermessensspielräume der Gesetzgebung der Region bzw des Landes im Bereich der sekundären Zuständigkeiten kann für das Land Südtirol zu äußerst unbefriedigenden Ergebnissen führen. So hat der VfGH beispielsweise im kürzlich ergangenen Urteil Nr 139/2022 zur Gesetzgebung der Autonomen Provinz Bozen festgestellt, dass das sehr detaillierte Verfahren zur Bildung der Prüfungskommission bei der Vergabe von Führungsaufträgen für komplexe Organisationseinheiten [sog. Primariate, Anm.], in der Staatsgesetzgebung geregelt durch Art 15 Abs 7-bis GvD 502/1992, in seiner Gesamtheit einen wesentlichen Grundsatz der Materie darstellt, der als solcher durch eine nachfolgende Landesgesetzgebung nicht angegriffen werden kann und im Urteil für verfassungswidrig erklärt wurde.

    aus »Autonome Handlungsspielräume Südtirols in Gesetzgebung und Verwaltung: ausreichend abgesichert oder (zu) leicht einschränkbar?«, in Südtirols Autonomie gestern, heute und morgen (S. 148), Nomos 2023, Hrsg. Obwexer, Happacher

    Prof. Cosulich kritisiert, dass »die Tendenz des Staates, ganze, auch sehr detaillierte Regelungen als Grundsatzgesetzgebung zu definieren« mit Billigung des Verfassungsgerichts dazu geführt habe, »dass der Umfang der Gesetzgebungsautonomie der Regionen und Länder im Bereich der konkurrierenden Gesetzgebungsbefugnis zunehmend eingeschränkt wurde.«

    Ganz grundsätzlich bemängelt Prof. Cosulich, dass die Regionen in Italien, durch das Eindringen des Staates in regionale Gesetzgebungsbefugnisse, immer mehr zu Verwaltungskörperschaften, »eine Art Makro-Gemeinden« und »bloßen Umsetzerinnen des Willens des staatlichen Gesetzgebers« degradiert würden, womit sie »ihrer politischen Autonomie beraubt im Wettbewerb mit den Gemeinden« stünden.

    Wer sich also zum Beispiel im Fall der Primariate unkritisch auf die Seite des Verfassungsgerichts stellt, spielt letztendlich dem (Ultra-)Zentralismus in die Hand.

  • Lumbee-Country ist Trump-Land.

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    Die um ihre Anerkennung kämpfenden Lumbee wählten gleich drei Mal den Populisten.

    Das Land der Lumbee im südöstlichen Teil von North Carolina ist fest in republikanischer Hand. Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 und 2022 stimmten die Angehörigen des Lumbee Tribe of North Carolina mit übergroßer Mehrheit für Donald Trump. Der weiße Suprematist aus New York kommt bei dieser Volksgruppe offensichtlich gut an.

    Das Lumbee-Land wurde zu einer republikanischen Hochburg, zu einer Festung der harten rechten Trump-Republikaner. Das Polit-Magazin Politico widmete nach den Präsidentschaftswahlen 2020 eine breite Analyse diesem Phänomen. Das zwei Jahre später nochmals bestätigt wurde.

    Bei den Midterms 2022 wählten die Lumbees in vier Counties mit deutlichem Vorsprung wieder republikanische Kandidaten, in nur zwei Counties kreuzten die Lumbee die Demokraten ein.

    Die Lumbee wechselten Seite, von den Demokraten zu den Republikanern. Warum? Das Polit-Magazin Politico versuchte Antworten zu finden. Die Lumbee, die Outsiders, die auch von den demokratischen Bundesregierungen im Stich gelassen wurden, aber auch von ihren westlichen Nachbarn in den Blue Ridge-Mountains, von den Cherokees.

    Mit mehr als 55.000 Angehörigen zählen die Lumbee zur größten indigenen Volksgruppe östlich des Mississippi. Sie sind die Nachfahren der von den Engländern und Schotten überrannten First Peoples, die entlaufenen Sklaven und verarmte Weiße bei sich aufgenommen haben. Die Lumbee sind die Überlebenden der europäischen Invasion im 16. Jahrhundert. Sie behaupteten sich als distinct group, beharren darauf, die Erben der Ureinwohner zu sein und drängen seit bald zwei Jahrhunderten auf die bundesstaatliche Anerkennung als Federal Tribe.

    Seit 1885 sind die Lumbee vom Staat North Carolina als Ethnie anerkannt, nicht aber vom Bund. Seitdem versuchen sie hartnäckig, von Washington als indigene Volksgruppe anerkannt zu werden. Für US-weite Schlagzeilen sorgten die Lumbees in den 1950er Jahren. Der rechtsradikale Ku Klux Clan beschimpfte die Lumbee als »Mischlinge«, ein »Produkt der Rassenmischung«.

    Ende Jänner 1958 rief der KKK in den Lumbee-Counties zum Protest gegen die angebliche »Rassenmischung« auf, 500 bewaffnete Lumbee vertrieben die rassistischen Klan-Anhänger. Eine deutliche Positionierung, eine klare Ansage gegen den Clan. Die Lumbee wählten deshalb auch demokratisch, gegen die Rassisten.

    Eine demokratische Hochburg wird republikanisch

    Seitdem scheint viel passiert zu sein, gab es offensichtlich viele Brüche. Im Lumbee Tribal Council engagieren sich republikanische Aktivisten des rechten Flügels. Sind sie der Ausdruck des Protests gegen die angebliche, gefühlte oder tatsächliche Benachteiligung der ländlichen Gebiete durch die städtische Elite?

    In seiner Reportage verweist das Magazin Politico auf großflächig brachliegende Sojabohnen- und Maisfelder, auf verrostende Silos, auf auch verwahrloste Wohnwägen und Ziegelblockhäusern. Robeson-County verarmt, ein ländliches Ghetto, das das Herz der Lumbee-Region ist. Das südöstlich gelegene Binnenland der Lumbee scheint vergessen worden zu sein, wie viele andere ländliche Regionen auch.

    Das Lumbee-Country steht stellvertretend für das ländliche Amerika, einst zutiefst demokratisch, inzwischen republikanisch, sehr weit rechts. Politico spricht von einem Loyalitätswechsel, die Pro-Trump-Stimmen der Lumbee verhalfen 2016 Trump in North Carolina zum Wahlsieg.

    Robeson ist das größte County in North Carolina, entspricht flächenmäßig dem Bundesstaat Rhode Island. Es ist einer der ärmsten Bezirke dieses Staates, der Bildungsstand ist erschreckend niedrig. Das County ist bevölkerungsmäßig sehr divers, von den 130.000 Einwohnerinnen und Einwohnern stellen die Lumbee mehr als 42 Prozent, die Weißen 30 Prozent, 24 Prozent sind Schwarze. Gleichzeitig wächst der »hispanische« Bevölkerungsanteil, Mittelamerikaner, inzwischen meist indigen.

    Lange Zeit widerspiegelte die Demokratische Partei das Einwanderungsland USA, die multiethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in den Metropolen plus Umland. Divers sind inzwischen auch die ländlichen USA, wie eben Robeson-County in North Carolina. Die Trump-Republikaner punkteten und punkten ausgerechnet auf dem divers gewordenen Land, das bevölkerungsmäßig keineswegs schrumpft. Außer die Wirtschaft.

    In Robeson-County wählte die übergroße Mehrheit der Weißen Trump, auch in den schwarzen Bezirken legten die Republikaner zu. Völlig überraschend für die Demokraten auch der Trump-Siegeszug im Lumbee-Country. Seine Themen kamen an: für Waffen, für das Militär, gegen Abtreibung, gegen das Freihandelsabkommen NAFTA. Warum? NAFTA führte zu geschlossenen Fabriken und zu einem sinkenden Lebensstandard, antworteten die Republikaner. Die republikanischen Hyper-Nationalisten kündigten an, sich für die bundesstaatliche Anerkennung der Lumbee einzusetzen. Das kam bei den Lumbee gut an. Trump versprach dies 2020 auf einer Kundgebung in der Kreisstadt Lumberton. Ein Großereignis, noch nie hatte sich ein amtierender Präsident zu den Lumbees verirrt. 

    Trump für Lumbee-Anerkennung

    Und deshalb stimmten sie für Trump, schreibt Politikwissenschaftler Tom Eamon von der East Carolina University über die politische Geschichte des Staates. Sie, die Lumbee, waren wahlentscheidend. »Die Lumbee verhalten sich jetzt bei den Wahlen wie weiße Wähler auf dem Land, ohne College-Abschluss«, sagte der Demokrat Morgan Jackson. Offensichtlich passen sich die ethnischen Minderheiten der weißen Mehrheit an.

    Das ländliche Amerika und seine konservativen Werte scheinen zu einem Bindemittel für die multiethnische Bevölkerung geworden zu sein, zitiert Politico den Politikwissenschaftler Steve Greene von der North Carolina State University. Das belegen auch die Wahlergebnisse von Texas bis nach Florida. Die ethnische Blockbildung zugunsten der Demokraten bröckelt, die Lumbee sind das Beispiel schlechthin. Sie sind Christen und sehr konservativ, obwohl Angehörige der Arbeiterklasse. Diese Zugehörigkeit war lange prägend, deshalb zählten die Lumbee-Wählerinnen und Wähler jahrzehntelang als demokratisches Wählerreservoir.

    George W. Bush brach in den 2000er Jahren die demokratische Dominanz bei den Lumbee. Er war gegen Abtreibung, ein wiedergeborener Christ. Mit seinem Wahlsieg bei den Lumbee legte er den Grundstein für den späteren Triumph von Trump. Der wirtschaftliche Abschwung verstärkte den Trend hin zu den Republikanern. Im gesamten Lumbee-Landkreis machten Fabriken dicht. Hunderte Arbeitnehmende wurden entlassen, die schon geringen Löhne schrumpften, ebenso die Sozialleistungen, wirtschaftliche Alternativen gab es kaum. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen im Landkreis liegt bei weniger als 19.000 Dollar im Jahr. Das County verarmte rapide. 

    2010 übernahmen die Republikaner zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrhundert die Macht im Bundesstaat North Carolina. 2016 konnte Trump dann ernten, mehr als 51 Prozent. »Der Grund, warum Robeson County republikanisch gewählt hat, ist, dass die indianische Bevölkerung republikanisch gewählt hat«, sagte ein Lumbee-Republikaner zu Daniel Allott, der in seinem Buch On the Road in Trump’s America Robeson-County als einen der entscheidenden Bezirke für den republikanischen Wahlsieg beschrieb. Seitdem hält die republikanische Welle an. Die Ursache dafür, die Menschen im County wurden vergessen, erklärte der Demokrat Dan McCready Politico.

    Abgehängtes Lumbee-Country

    »Die Menschen kämpfen nicht nur mit steigenden Gesundheits- und Bildungskosten, mit prekären Arbeitsplätzen, von denen viele aufgrund von NAFTA und anderen Handelsabkommen verloren gegangen sind – sie erhalten nicht die Katastrophenhilfe, die ihnen von Politikern in Washington und Raleigh versprochen wurden. Und dann sind die Lumbee mit einer unerträglichen Ungerechtigkeit konfrontiert, nämlich mit der fehlenden bundesstaatlichen Anerkennung,« führte McCready aus.

    »Die Lumbee sind kulturell konservativ, religiös und unternehmerisch. Und immer mehr von uns sind beunruhigt über den Linksruck der Demokratischen Partei«, analysierte Jarrod Lowery, Mitglied im Stammesrat und Republikaner, die politische Entwicklung bei den Lumbee. 

    Nicht von ungefähr schickte Trump enge Mitarbeiter zum Wahlkampf 2020 nach North Carolina zu den Lumbee. Seinen Auftritt dort nutzte Trump für sein angeblich pro-indianisches Image, er warb für die bundesstaatliche Anerkennung der Lumbee. Trump war nicht der erste Politiker, der sich dafür aussprach. Republikanische Senatoren aus North Carolina unterstützen seit Jahren das Anliegen, genauso Mitglieder des Repräsentantenhauses beider Parteien, die die Lumbee-Counties vertreten. Den Lumbee Tribe of North Carolina Recognition Act brachte der Demokrat G.K. Butterfield ins Repräsentantenhaus von North Carolina ein. Trump war nicht einmal der erste Präsidentschaftskandidat 2020, der sich dafür aussprach. Demokrat Biden hatte es zwei Wochen zuvor getan. Aber Trump tat es in der Öffentlichkeit am lautesten.

    »Die Lumbee kämpfen seit mehr als einem Jahrhundert für die Anerkennung durch den Bund«, tönte Präsident Trump am 21. Oktober bei einer Kundgebung in Gastonia. »Werde ich wiedergewählt, werde ich den Lumbee Recognition Act genehmigen«, versprach er, »und wir werden es schaffen.«

    Drei Tage später war Trump in Lumberton und der Lumbee-Republikaner Lowery bedankte sich in seiner Eröffnungsrede auf der Kundgebung bei Trump. Der Präsident wiederholte publikumsgerecht sein Versprechen, für die bundesstaatliche Anerkennung zu sorgen. Die Fotos der Unterstützer mit »Lumbees for Trump«-Plakaten überraschten auch das Indian Country. Das schlug sich dann auch in den Wahlergebnissen im Lumbee-Country für die Republikaner nieder. 

    In den überwiegend von Schwarzen bewohnten Bezirken war die Wahlbeteiligung fast ausnahmslos deutlich gestiegen. Zugunsten von Trump, Stimmen gegen die »Sozialisten«, gemeint sind damit die Demokraten. In den mehrheitlich von Lumbee bewohnten Gebieten kletterte die Zustimmung für Trump auf Rekordhöhen, bis zu 70 Prozent.

    In diesen Bezirken mit sehr hohen Anteilen an Minderheiten stimmte eine Mehrheit für einen Mann, der vom halben Land als Rassist wahrgenommen wird, kommentierte die Tageszeitung Robesonian die republikanischen Wahlergebnisse. Das ländliche Amerika entscheidet über die US-Zukunft?

    Ländlich und divers

    Das urbane Amerika ist bevölkerungsreicher und vielfältiger als das ländliche Amerika, dieses ländliche Amerika gibt es aber in vielen Variationen. Jede/r fünfte US-BürgerIn lebt in einer ländlichen Gegend, und jeder fünfte Landbewohner ist nicht weiß.

    »Die Demokratische Partei hat einen großen Teil des ländlichen Amerikas verloren und dazu gehört auch das ländliche Amerika der Minderheiten«, analysierte Sarah Treul, Politikwissenschaftlerin an der University of North Carolina in Chapel Hill. 

    »Wir wurden von verschiedenen Regierungen im Stich gelassen«, sagte Harvey Godwin, der ehemalige Vorsitzende des Lumbee-Rates. Seit mehr als 130 Jahren warten die Lumbee auf die geforderte und erhoffte bundesstaatliche Anerkennung. Trump bekannte sich überlaut in aller Öffentlichkeit zu diesem Wunsch. Das US-Repräsentantenhaus verabschiedete ganz in diesem Sinne im November 2020 den Anerkennungsakt. Seitdem ist es still geworden, den Senat erreichte er nicht.

    Politico wirft den Republikanern vor, ihr Versprechen gebrochen zu haben. Wie auch die Versprechen zugunsten der Bergleute in West Virginia oder der Autobauer in Ohio. Trotzdem, in West-Virginia und in Ohio legten die Republikaner bei den letzten Wahlen abermals zu, auch in den Lumbee-Bezirken bei den Wahlen für den zu besetzenden offenen Senatssitz 2022. 

    Die Lumbee sind keine Ausnahme. In Oklahoma wählen die Cherokee traditionell republikanisch, es war ein Demokrat, der sie 1838 aus ihrer Heimat in den Appalachen vertrieb. Aber auch in den Reservaten der Rocky-Mountain-Staaten wächst die Zustimmung für die Republikaner. Die Demokraten, einst auch die Partei der Minderheiten, scheint die Minderheiten zu verlieren. Aus dem Indian Country wird zusehends ein Trump-Country.

  • Geflüchtete: Italien ist nicht überlastet.
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    0 Comentârs → on Geflüchtete: Italien ist nicht überlastet.
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    Laut dem italienischen Innenministerium sind bis gestern 130.000 Menschen in Italien angekommen. Vergleichen wir das mal mit Deutschland zum Beispiel: Im gleichen Zeitraum wurden in Deutschland 204.000 Asyl-Erstanträge gestellt, also deutlich mehr als was hier überhaupt erst angekommen ist und vielleicht einen Asylantrag stellt. Dennoch fordert Italien vehement den Solidaritätsmechanismus, der bedeutet, dass andere EU-Staaten ihnen die Geflüchteten, die hier ankommen über See, abnehmen sollen — zumindest zum Teil. Wenn man mal genau schaut, rechnerisch, müsste es genau umgekehrt sein. Italien ist nicht überlastet, Italien will es nur nicht organisieren, weil das ist natürlich immer das Einfachste, wenn ich meine eigene Politik nicht auf die Reihe kriege, brauche ich einen Sündenbock und das Thema Migration dient ganz hervorragend zum Populismus und zum Schaffen von Sündenböcken, die ablenken von den eigentlichen Problemen.

    Und wir müssen endlich weg von diesem Bild der zu schützenden Nation. Wir müssen Menschen schützen, so wie wir ja auch geschützt werden wollen, wenn es einmal nötig wird.

    Auszüge aus dem hörenswerten heutigen Morgengespräch von Rai Südtirol mit Judith Gleitze von Borderline Europe – Transkription von mir

    Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3

  • I Verdi contro le Frecce Tricolori.
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    0 Comentârs → on I Verdi contro le Frecce Tricolori.
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    Alla domanda di David Parenzo (L’Aria che tira, La7, oggi) che le chiedeva se, anche in seguito all’incidente di Torino, le esibizioni delle Frecce Tricolori andrebbero vietate, la deputata Luana Zanella (Federazione dei Verdi) risponde:

    Guardi, non lo dico solo io: già nel 2012 — vi ricordate? — il presidente della [associazione] delle vittime militari, Falco Accame, lo disse. A fronte del fatto, egli sosteneva, che non solo non servono e non hanno senso, ma anche non corrispondono ai compiti dell’aeronautica militare, perché queste esibizioni sono praticamente fini a se stesse. Anche dal punto di vista simbolico sono molto discutibili.

    Trascrizione mia

    Sarebbe bello se anche i Verdi sudtirolesi, in un contesto molto più sensibile per quanto riguarda la simbologia, battessero un colpo.

    Vedi anche ‹1 ‹2 | ‹3 || 1›

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