→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

  • Keine ›echten‹ Italienerinnen?
    Sprachgruppenzählung

    Die Nachricht, dass die italienische Sprachgruppe in Südtirol laut amtlicher Zählung (anteilsmäßig) zu Lasten der autochthonen Minderheitengruppen gewachsen ist, wird von nationalistischer italienischer Seite gefeiert, andererseits aber auch relativiert. Das muss kein Widerspruch sein. Interessant finde ich, wie es zum Beispiel Kommentatorinnen bei Salto einordnen, deren autonomie- und minderheitenfeindliche Gesinnung kein Geheimnis ist. So schreibt etwa Frau Lucchi, Landtagskandidatin der 5SB (2023):

    Wie wir wissen, tragen sich in die italienische [Sprach-]Gruppe viele Personen anderer Sprachen ein, auch weil die migrantischen Gemeinschaften wachsen.

    – 6. Dezember 2024 (Auszug)

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    Come sappiamo nel gruppo italiano si iscrivono molte persone di altre lingue, anche perché le comunità migranti sono in crescita.

    – 6 dicembre 2024 (stralcio)

    Lucchi lehrt eigenen Angaben zufolge unter anderem Italienisch und Geschichte an Südtiroler Oberschulen.

    Ein anderer Kommentator, der 2022 in einem Beitrag auf Salto eine Verbindung zwischen Proporz und Judenverfolgung hergestellt hatte, schreibt:

    Aus der Erhebung von 2023 gingen 50.000 im Land ansässige Zugewanderte hervor. Wer päppelt deiner Meinung nach (wenn auch nur in geringem Ausmaß) die italienische ethnolinguistische Gruppe auf?

    – 8. Dezember 2024 (Auszug)

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    [A]lla rilevazione del 2023 sono risultati residenti in provincia più di 50.000 immigrati. Secondo te, chi lo sta rimpolpando (seppur per entità minimali) il gruppo etnolinguistico italiano?

    – 8 dicembre 2024 (stralcio)

    Warum ich das erstaunlich finde: Einerseits soll die Sprachgruppenerhebung — wie es oft abfällig heißt — ja eine Conta etnica (ethnische Zählerei) sein, nicht selten kommt dann auch noch ein mehr oder minder offener Rassismusvorwurf dazu. Doch wenn das Ergebnis dann zugunsten der italienischen Sprachgruppe ausfällt, weisen genau dieselben, die diese Vorwürfe gebetsmühlenartig erheben, darauf hin, dass einige der italienisch Erklärten gar keine »echten« Italienerinnen seien.

    Sie entlarven damit ihre eigene Kritik am Rassismus der Maßnahme als unwahr. Denn jede kann sich unabhängig ihrer Herkunft als das erklären, was sie möchte — oder auch gar nicht teilnehmen. Gleichzeitig argumentieren sie — wennschon — selbst rassistisch, wenn sie italienisch Erklärte nach ihrer Herkunft beurteilen. Bei der Zählung geht es aber um die freie Zuordnung zu einer Sprachgruppe und nicht um angeborene Merkmale.

    Cëla enghe: 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Italien ehrt faschistische Gefallene in Spanien.

    Morgen soll in La Línea, einer andalusischen Gemeinde an der Grenze zu Gibraltar, eine Gedenkveranstaltung für drei Marinesoldaten der faschistischen Decima Flottiglia MAS stattfinden, die während eines Angriffs auf Gibraltar und die dort stationierten britischen Einheiten ums Leben gekommen sind. Wie spanische Medien berichten, werden zu der Ehrung neben Angehörigen der Soldaten auch der italienische Senator Roberto Menia (FdI), der Verteidigungsattaché der italienischen Botschaft in Madrid, Massimiliano Siragusa, Vertreter der italienischen Streitkräfte und Vertreterinnen der Gemeinden Rovigo und Taormina erwartet.

    Widerspruch gegen diesen revisionistischen Akt haben die Ortsgruppe der sozialistischen Partei (PSOE) von Präsident Pedro Sánchez, Podemos und das Foro por la Memoria angemeldet.

    Die PSOE von La Línea hat mitgeteilt, von der geplanten Veranstaltung aus den Medien erfahren erfahren zu haben und fordert den Bürgermeister dazu auf, sie zu untersagen. Podemos weist darauf hin, dass sich unter den Geehrten auch Licio Visintini befindet, der nicht nur an der Seite der Nazis im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat, sondern schon vorher als Freiwilliger im spanischen Bürgerkrieg war, um die Franquisten zu unterstützen. Laut der Bewegung widerspricht die Gedenkveranstaltung dem Gesetz zur demokratischen Erinnerung und ist somit illegal. Das positive Gedenken an diejenigen, die für ein totalitäres Regime und seine Ideologie gekämpft haben, dürfe nicht normalisiert und legitimiert werden. Stattdessen fordert Podemos die Gemeinde dazu auf, ihre Anstrengungen auf die Anerkennung der Opfer von Franquismus und Faschismus und auf die Ehrung der Verteidiger von Freiheit und Menschenrechten zu konzentrieren.

    Das Foro por la Memoria spricht von einem widerwärtigen Gedenkakt, der für die Opfer des Franquismus außerordentlich beleidigend sei. Die italienischen Truppen hätten einen maßgeblichen Beitrag zu den Massenmorden geleistet, die zur Etablierung des Franquismus geführt haben. Dass eine demokratische Institution wie die Gemeinde von La Línea eine derartige Veranstaltung decke, sei beschämend. Umso mehr, als Bombardements der italienischen Luftwaffe auf Gibraltar 1942 auch in La Línea selbst zu Todesopfern, Verletzten und großen materiellen Schäden geführt haben.

    Die Gemeindeverwaltung sollte vielmehr fordern, dass sich die italienische Regierung für die damaligen Verbrechen entschuldige, die ihre Einheiten in der Stadt und in ganz Andalusien verursacht haben.

    Der Bürgermeister von La Línea, Juan Franco Rodríguez, wird von einer Koalition seiner eigenen autonomistischen Liste, La Línea 100×100, mit der rechten PP getragen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Der Proporz und die armen Zugewanderten.
    Sprachgruppenzählung

    Seit gestern die Ergebnisse der amtlichen Sprachgruppenerhebung veröffentlicht wurden, war in manchen Kommentaren wieder einmal davon zu lesen, wie schrecklich es doch sei, dass sich auch Zugewanderte einer der drei autochthonen Sprachgemeinschaften zugehörig erklären oder zumindest zuordnen müssten. Das finde ich spannend, weil nur italienische Staatsbürgerinnen überhaupt an der Erhebung teilnehmen dürfen, dazu aber keineswegs gezwungen werden. So gibt es bei der Erhebung die Möglichkeit der Nichtbeteiligung, bei analoger Teilnahme kann darüber hinaus aber auch ein ungültiger oder weißer Zettel abgegeben werden.

    Instrumentalisierung

    Die Personen, die jetzt über diese Ungerechtigkeit so aufgebracht sind, echauffieren sich aber gleichzeitig nicht darüber, dass dieselben italienischen Staatsbürgerinnen mit Migrationsgeschichte, um italienische Staatsbürgerinnen werden zu können (oder auch nur eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten), tatsächlich dazu gezwungen wurden, Italienisch zu lernen und die entsprechenden Sprachkenntnisse nachzuweisen. Das ist nicht nur viel aufwändiger, als bei einer statistischen Erhebung ein Kreuzchen zu machen: Anders als bei der Sprachgruppenzählung besteht hier noch nicht einmal eine Wahlmöglichkeit zwischen Italienisch, Deutsch und Ladinisch. Friss oder stirb.

    Ich wage deshalb die Behauptung: Diese einseitigen Bedenken sind nur vorgeschoben, um die dahinterliegende Minderheitenfeindlichkeit zu verschleiern.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Minderheiten schrumpfen, italienische Sprachgruppe wächst überall.
    Amtliche Erhebung

    Die Ergebnisse der letzten Sprachgruppenerhebung (2024) sind da und zeigen im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten eine bedeutende Trendumkehr: Während sowohl die deutsche als auch die ladinische Sprachgemeinschaft anteilsmäßig schrumpfen, wächst jetzt die staatliche Mehrheitsbevölkerung auch in Südtirol.

    Konkret:

    • steigt der Anteil an Bürgerinnen, die sich der italienischen Sprachgruppe zugehörig erklärt oder angegliedert haben, von 26,06% im Jahr 2011 auf nunmehr 26,98% (+0,92 Punkte / +3,5%)
    • sinkt der Anteil an Bürgerinnen, die sich der deutschen Sprachgruppe zugehörig erklärt oder angegliedert haben, von 69,41% im Jahr 2011 auf nunmehr 68,61% (-0,80 Punkte / -1,15%) und
    • sinkt auch der Anteil an Bürgerinnen, die sich der ladinischen Sprachgruppe zugehörig erklärt oder angegliedert haben, von 4,53% im Jahr 2011 auf nunmehr 4,41% (-0,12 Punkte / -2,65%).

    Die italienische Sprachgruppe ist in 21 Gemeinden anteilsmäßig geschrumpft und in 95 gewachsen, während der Anteil der deutschen Sprachgruppe in 89 Gemeinden ab- und in nur 27 zugenommen hat.

    Am deutlichsten legte die italienische Sprachgruppe in der Gemeinde Sterzing zu, wo es eine fast schon unglaubliche Zunahme um 6,13 Punkte (von 25,95% auf 32,08%) gab.

    Die Landeshauptstadt Bozen wird zudem immer italienischer: Hier wuchs der bereits sehr hohe Anteil der italienischen Sprachgruppe um weitere 0,91 Punkte (von 73,80% auf 74,71%). In Leifers war der Anstieg noch deutlicher, womit die italienische Sprachgruppe hier anteilsmäßig mit 74,47% (+2,97 Punkte) fast gleichauf mit Bozen liegt.

    Auch die zweitgrößten Gemeinde Südtirols — Meran — ist jetzt mehrheitlich italienisch, da die italienische Sprachgruppe die deutsche hier überholt hat: Während die Italienerinnen von 49,06% auf nunmehr 51,37% (+2,31 Punkte) zulegten, schrumpften die Deutschen von 50,47% auf 48,26% (-2,27 Punkte).

    Obschon sich beharrlich der Mythos (01 02 03) hält, die Italienerinnen hätten die Täler längst verlassen, konstatiert die Zählung ähnlich wie 2011 das genaue Gegenteil: In jeder einzelnen Bezirksgemeinschaft nimmt der Anteil der italienischen Sprachgruppe zu, die deutsche Sprachgruppe schrumpft hingegen überall. Mit Ausnahme des Eisacktals schrumpft auch die ladinische Sprachgruppe in allen Bezirksgemeinschaften.

    Außerdem verringerte sich der Anteil der Ladinerinnen ausgerechnet in ihrem Kerngebiet, den ladinischen Tälern, und zwar von 90,85% auf nunmehr 88,27% (-2,58 Punkte). Dabei blieb der Anteil nur in Enneberg stabil, während er in allen anderen mehrheitlich ladinischen Gemeinden — teils sogar deutlich — zurückging.

    Emblematisch ist auch, dass die italienische Sprachgruppe in sieben und die deutsche Sprachgruppe in sechs von acht mehrheitlich ladinischen Gemeinden zulegt. Sechs der nur 27 Gemeinden, in denen die deutsche Sprachgruppe wächst, liegen somit in der Ladinia. Anders gesagt: Die größere, insgesamt leicht schrumpfende deutsche Minderheit, wächst hingegen zu Lasten der kleineren, ladinischen Minderheit.

    Insgesamt gehören jetzt in den ladinischen Tälern 6,86% der Einwohnerinnen der italienischen Sprachgruppe (2011 waren es 4,70%, +2,16 Punkte) und 4,87% der deutschen Sprachgruppe (2011 waren es 4,45%, +0,42 Punkte) an.

    In den Gemeinden, in denen mehrheitlich Italienerinnen leben, schrumpft die deutsche Sprachgruppe hingegen — mit Ausnahme von Pfatten, wo sie stabil bleibt — überall. Zudem ist jetzt nicht mehr Meran, sondern Brixen die einwohnerstärkste Gemeinde mit deutscher Bevölkerungsmehrheit.


    An der Zählung durften wie immer nur Bürgerinnen mit italienischer Staatsbürgerinnenschaft teilnehmen, weshalb das Ergebnis kein Gesamtbild der hier lebenden Bevölkerung ergibt. Es wurden 450.373 gültige und 1.841 (0,41%) weiße Erklärungen abgegeben. Bei der Validierung der Erklärungen in Papierform wurden 1.000 für ungültig befunden und 115 leere Umschläge gezählt.

    Somit haben sich 93,1% der Berechtigten (450.373 von 483.981 Bürgerinnen) an der Erhebung beteiligt.

    Viele Zugewanderte, für die Italienisch die weitaus wichtigste der hiesigen Amtssprachen sein dürfte, wurden von der Erhebung gar nicht erfasst, weil sie (noch) keine italienische Staatsbürgerinnen sind. Außerdem beherrschen die Deutschsprachigen viel öfter (nämlich fast immer) auch Italienisch, während dies umgekehrt häufig nicht der Fall ist. Und nicht zuletzt schwindet Deutsch als Kommunikationssprache zwischen Menschen unterschiedlicher Sprachgruppen immer mehr.

    In diesem Kontext verwundert die Trendumkehr bei der Sprachgruppenkonsistenz zwar nicht, bereitet aber umso mehr Sorgen, weil sie sich in ein Gesamtbild der immer weiteren Minorisierung einfügt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 | 05 || 01 02 03



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Mit Putin im Saal.
    Ganser und seine kruden Friedensthesen


    Daniele Ganser, laut Eigendefinition Konflikt- und Friedensforscher, hat einen übervollen Terminplan. Im neuen Jahr wird er in österreichischen und deutschen Städten seine Sicht auf die Welt kundtun. Es ist eine durch und durch antiamerikanische Sicht der Dinge. Die USA, kurz und kompakt seine These, sind an allem schuld.

    Einladende sind meist obskure Vereine und Organisationen, in Österreich beispielsweise die Menschheitsfamilie von Johann Peter Schutte, einst ein »Widerstandskämpfer« gegen die bürgerrechtseinschränkenden Anti-Corona-Maßnahmen und gegen die »Zwangsimpfungen« oder die Menschheitsfamilie in Deutschland, die gleichauf mit den beiden prorussischen Parteien AfD und BSW ein Ende der »anti-russischen« Sanktionen und einen Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine fordert.

    In Südtirol nennt sich die »Menschheitsfamilie« Wir-Noi-Südtirol/Sudtirolo, getragen von einer ganzen Reihe von Unternehmer:innen und Unternehmen, gemäß Selbstdarstellung eine Sozialunion, die Ende November Daniele Ganser in den Kursaal von Meran einlud. Es ging um nichts weniger als den Weltfrieden. Und: diesen Weltfrieden gefährden einzig und allein die USA. Ganser verweist dabei auf das Engagement der inzwischen abgewählten Biden-Administration zugunsten der überfallenen und vielerorts zerstörten Ukraine. 

    Zu den Gefährdern zählt der Historiker Ganser auch die NATO. Angeführt von den USA drängt die NATO auf eine Eskalierung des »Konflikts«, warnt der besorgte Ganser, in den auch die europäische Bevölkerung involviert werden soll. Bewusst gelogen, nicht die aktuelle US- und NATO-Führung will das, sondern der neue US-Präsident Donald Trump.

    Ganser vermeidet es bewusst, von einem russischen Eroberungskrieg zu sprechen. Lieber verwendet der »Friedensforscher« den verharmlosenden Begriff »Konflikt«. 

    In ihrem Krieg eskaliert ständig die russische Armee, die NATO liefert hingegen einem überfallenen Land nur Waffen zur Notwehr. Ganser, der Russland-Verharmloser, derer es auf der linken und rechten Seite viele gibt, findet, dass Russland keine Gefahr für Europa darstelle und die Ukraine keineswegs der Auftakt eines territorialen Feldzuges in Richtung Westen sei.

    Ganser kritisiert zwar den »Konflikt« Russlands mit der Ukraine als illegal, die Verantwortung dafür trage aber ausschließlich der Westen. NATO-Osterweiterung trotz anderslautender Versprechen, die es aber nie gab, westliche Unterstützung für die demokratische ukrainische Regierung, angebliche Einkreisung Russlands durch den Westen. Das ist die Erzählung des russischen Regimes, warnt Galia Ackerman, die den russischen Staat als Mafia-Unternehmen geißelt, als die vollendete Perfektion der organisierten Kriminalität.

    Ganser, stellvertretend für andere »Querdenker:innen«, ist ein Sprachrohr Wladimir Putins im Westen. Während in Russland tatsächliche Querdenkende verfolgt, eingesperrt und auch ermordet werden, kann Ganser im Westen — unter dem Schutzschirm der NATO — seine wirren Thesen grenzenlos verbreiten. Wie letzthin auch im Meraner Kursaal, Putin zur Freude.

    Das Massaker von Butscha fand laut Ganser gar nicht statt, er findet, die Ukraine inszenierte die Massenmörderei. Möglicherweise wird Ganser dafür von seinem Idol Putin mit dem »Sankt-Georgs-Band« geehrt. Zur Erinnerung: Im Bosnienkrieg behaupteten die serbischen Killer, die Bosniaken würden Anschläge auf die eigene Bevölkerung verüben, um dann Serbien dafür verantwortlich zu machen.

    Ganser und seine kruden Thesen sind ganz einfach unseriös, finden die Volksverpetzer. Auch Salto zerklaubte vor einem Jahr schon Gansers Sicht auf die Dinge. Das Schweizer Untergrund-Blättle verortet Ganser weit rechts. Nicht von ungefähr, denn Ganser vergleicht die Folgen der Corona-Pandemie mit dem Holocaust. Rebecca Seidler von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover nennt Ganser und seine Thesen gefährlich:

    Verschwörungserzählungen sind keine Meinung, sondern spalten die Gesellschaft und greifen unsere demokratischen Grundwerte an … Es kann Antisemitismus geben ohne Verschwörungserzählungen, aber nicht umgekehrt.

    Wir-Noi-Südtirol/Sudtirolo setzte sich über die zahlreiche fundierte Kritik an Ganser hinweg. Für Wir-Noi steht der friedensforschende Historiker für Deeskalation und Friedensgespräche. Dafür wird er von den Massenmedien diffamiert, wies die »Sozialunion« die wohl unfundierte Kritik der »Lügenmedien« an ihrem Gast zurück. Zu unrecht, findet Wir-Noi, gelte Ganser beim Mainstream als »Verschwörungstheoretiker«, als »Putinversteher« und »Holocaustverharmloser«.

    Damit würden die Leitmedien Daniele Ganser beschmieren, so der Vorwurf von Wir-Noi. Offensichtlich zählt Wir-Noi auch zu dieser Szene. Dabei wirbt diese »Sozialunion« für selbstbestimmte Menschen und für Menschenrechte, die aber beispielsweise für die Ukraine nicht gelten.

    Trotz dieser offenkundigen Schlagseite stilisierte Salto Wir-Noi zu Kämpfern für Grundrechte. Im Verbund mit der Menschenfamilie, mit der Plattform für mehr Meinungsfreiheit und mit dem Verein Frei-Netz, der für »mediale Aufklärung« wirbt, reiht sich Wir-Noi in die illiberale »Querfront« ein. Und mit dabei ist auch immer der russische Kriegspräsident Wladimir Putin, der sich über so viel westliche Unterstützung, auch aus Unternehmer:innenkreisen, tierisch freuen wird.


    Autor:innen- und Gastbeiträge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung oder die Position von BBD wider, so wie die jeweiligen Verfasser:innen nicht notwendigerweise die Ziele von BBD unterstützen. · I contributi esterni non necessariamente riflettono le opinioni o la posizione di BBD, come a loro volta le autrici/gli autori non necessariamente condividono gli obiettivi di BBD. — ©


    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Digitale Dokumente… guess what?

    Auch in Italien lassen sich jetzt (wie schon in Österreich) amtliche Dokumente digitalisieren, sodass etwa der Führerschein und die Gesundheitskarte nicht mehr mitgeführt werden müssen, sondern bei Bedarf am Handy abgerufen werden können. Dies hat Südtirol heute am heutigen Abend berichtet.

    Habe ich es mir also angesehen und — was soll ich sagen? — es ist leider wie immer: Zwar wurden in der IO-App letzthin ein paar Dinge ins Deutsche übersetzt, doch auch diese Funktion ist wieder nur auf Italienisch verfügbar. So wie die meisten Inhalte:

    Bildausschnitte aus der IO-App (Unschärfe von mir)

    Immer, immer und immer wieder, jedes Mal von neuem muss man erst darum kämpfen, dass die Zweisprachigkeit mehr schlecht als recht eingehalten wird. Bei jeder Aktualisierung eines Dienstes droht es dann mit der Einsprachigkeit wieder von vorne loszugehen.

    Über »Dicci cosa ne pensi«1Sag uns was du davon hältst (siehe Bild) habe ich bereits eine entsprechende Rückmeldung verschickt.

    Doch es ist genau so, wie es eine Baskin zusammengefasst hat, mit der ich mich jüngst kurz unterhalten habe: Als Mitglied einer Minderheit hat man zusätzlich zur eigenen Arbeit immer noch quasi einen weiteren Vollzeitjob, wenn man auf die eigenen Rechte nicht ganz verzichten will. Dazu kommt noch die emotionale Belastung, sich stets mit jemandem anlegen zu müssen oder aber die Frustration in sich hineinzufressen.

    Allein in den letzten fünf Tagen habe ich auf ähnliche Missstände beim Register der Beherbergungsbetriebe, bei der App des Verkehrsministeriums und jetzt bei IO hingewiesen. Abwechslungsreicher wird es heute leider nicht mehr.

    Cëla enghe: 01 02

    • 1
      Sag uns was du davon hältst


    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL