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Kaum Deutsch vor Gericht.

In einem Land, in dem knapp 70% der Bevölkerung der deutschen Sprachgruppe angehören, werden 80% bis 90% der Strafverfahren in der Staatssprache Italienisch geführt. Dies berichtet Rai Südtirol unter dem Titel Deutsch ist vor Gericht eine Seltenheit — in Berufung auf Stefan Tappeiner, Präsident der Strafsektion am Bozner Landesgericht.

Genauere Daten, wie sie für eine seriöse Sprachpolitik erforderlich wären, gibt es wohl auch in diesem Bereich nicht.

Jahrzehntelang war die Mehrheitssprache der Südtirolerinnen auch aus diesem sensiblen Feld ausgeschlossen.

Anlass für die Berichterstattung von Rai Südtirol ist, dass hierzulande (erst) seit dreißig Jahren — also fast ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs — wieder Prozesse in deutscher Sprache möglich sind.

Zudem gestalte[n] sich die Übersetzungen vieler Begriffe laut Richter Tappeiner oft als schwierig. “Bestimmte Nuancen werden vielleicht nicht ganz korrekt übersetzt. Gerade deswegen versuchen wir immer Prozesse so abzuwickeln, dass jeder in seiner Muttersprache aussagen kann und dass dann auf eine Übersetzung verzichtet werden kann.”

– Rai Südtirol

In konstitutiv mehrsprachigen Staaten mit mehrsprachig abgefassten Gesetzen und speziell geschultem Personal1z.B. Schweiz, Kanada, Belgien, Finnland…, wie auch Südtirol einer sein könnte, stellen derartige Herausforderungen keine besonderen Probleme dar. Auch die internationale Gerichtsbarkeit (EGMR, EuGH etc.) funktioniert völlig normal in mehreren Sprachen.

Dass die überwältigende Mehrheit der Strafprozesse hierzulande noch drei Jahrzehnte nach Wiedereinführung der deutschen Sprache auf Italienisch abgehalten wird, ist jedoch ein klares Symptom der fortdauernden Minorisierung der deutschen Sprache (vgl. ‹1 ‹2).

Laut Astat-Sprachbarometer2in der aktuellsten Fassung von 2014 gaben 9,2% der Deutschsprachigen an, dass ihnen in den zwölf Monaten vor der Befragung das Recht auf Gebrauch der Muttersprache vor Gericht verwehrt worden sei. Wenn man berücksichtigt, dass gar nicht so viele Menschen überhaupt je mit Gerichten in Berührung kommen, mutet dieser Anteil enorm an.

Vor einigen Jahren hatte es der frühere Gerichtspräsident Heinrich Zanon folgendermaßen auf den Punkt gebracht: Trotz Zweisprachigkeitsnachweis seien viele Richterinnen gar nicht imstande, ein Urteil auf Deutsch zu verfassen.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 | 1›

  • 1
    z.B. Schweiz, Kanada, Belgien, Finnland…
  • 2
    in der aktuellsten Fassung von 2014
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Mehrheits- und Minderheitensprache im Kontakt.
Katalonien (und Südtirol)

Das öffentliche katalanische Meinungsumfrageinstitut CEO (Centre d’Estudis d’Opinió) hat wieder eine seiner zahlreichen Studien zum Thema Sprache durchgeführt und veröffentlicht.

Dabei wurden diesmal auch Fragen zu Sprachwechsel und Sprachbeharrung gestellt.

Sechs von zehn Katalanischsprachigen geben an, ins Kastilische (Spanisch) zu wechseln, wenn sie auf eine unbekannte Person treffen, die Kastilisch spricht. Immerhin vier von zehn beharren jedoch auf Katalanisch. Unter den Zweisprachigen und den Anderssprachigen (deren Erstsprache weder Katalanisch noch Kastilisch ist) passen sich in diesem Fall rund neun von zehn Personen der Sprache des Gegenübers an:

Deutlich anders fällt das Verhalten offenbar aus, wenn Menschen auf eine unbekannte Person treffen, die Katalanisch spricht. Sechs von zehn Kastilischsprachigen beharren auf ihre Sprache, nur vier von zehn passen sich der Sprache des Gegenübers an. Interessant ist auch, dass auch Zweisprachige und Anderssprachige seltener Katalanisch mit Katalanischsprachigen als mit Kastilischsprachigen Kastilisch sprechen:

Sechs von zehn Katalanischsprachigen passen sich sprachlich ihrem Gegenüber an, während dies nur vier von zehn Kastilischsprachige tun.

Wenn die Sprache des unbekannten Gegenübers unklar ist, versuchen es Katalanischsprachige zwar mehrheitlich mit Katalanisch, alle anderen tendieren jedoch klar zur Staatssprache Kastilisch:

Dieses Verhalten hat wohl auch einen psychologischen Hintergrund. Kastilischsprachige finden es durchschnittlich sehr unhöflich, wenn ihnen auf Katalanisch geantwortet wird, während sie im Durchschnitt kaum Probleme sehen, Katalanischsprachigen auf Kastilisch zu antworten. Fragt man Katalanischsprachige, ist das Ergebnis viel weniger eindeutig:

Ich kann darin große Ähnlichkeiten zur Situation in Südtirol sehen, wo die Kommunikationssprache zwischen Deutsch- und Italienischsprachigen häufiger Italienisch als Deutsch ist.

Laut Astat-Sprachbarometer von 2014 (S. 153) sprechen über die Hälfte (54,9%) der Italienischsprachigen mit Personen anderer Muttersprache immer Italienisch, nur 9,9% wechseln immer in die Sprache der anderen. Dagegen sprechen nur 21,1% der Deutschsprachigen immer Deutsch, 24,4% passen sich immer der Sprache des Gegenübers an.

Auf 100 fehlende Prozentpunkte: andere Antworten.

Anders als in Katalonien wurde hier aber nicht spezifisch das Verhalten im Umgang mit Unbekannten abgefragt.

Auch die Frage zur Zukunft der katalanischen Sprache wird sehr unterschiedlich beantwortet. Während Katalanischsprachige ihre Sprache großmehrheitlich als gefährdet betrachten, wird diese Ansicht nur von 22% der Kastilischsprachigen geteilt:

Dies wirkt sich zum Beispiel auch auf die Bereitschaft aus, Minderheitenschutzmaßnahmen mitzutragen.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 | 1› 2›

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Català947, nuovo portale linguistico.

A fine marzo la Direcció General de Política Lingüística della Generalitat de Catalunya ha reso disponibile #català947, un portale dedicato alla situazione della lingua catalana in ciascuno dei 947 comuni della Catalogna, oltre a quella della lingua occitana nei nove comuni della Val d’Aran.

Tramite un’unica interfaccia è possibile cercare e filtrare tutte le informazioni e i dati statistici disponibili a livello comunale, per Comarca o Ambito territoriale. Ad ogni realtà corrisponde una sorta di perizia linguistica aggregata da un algoritmo, di 20-30 pagine, scaricabile e completa di analisi demografica e grafici illustrativi.

Si tratta, ovviamente, di uno strumento molto potente per poter calibrare le misure di politica linguistica sulla situazione reale nelle varie località catalane. Inoltre, #català947 offre un’ottima sintesi dei dati disponibili ad uso di cittadini, associazioni, ricercatori e tutte le altre persone interessate alla situazione linguistica della Catalogna.

In Sudtirolo non solo non esiste uno strumento paragonabile, ma c’è anche carenza di dati sulla situazione delle lingue tedesca e ladina. Solo dal 2004 l’istituto di statistica sudtirolese (Astat) pubblica un barometro linguistico, a cadenza decennale e senza informazioni dettagliate a livello comunale.

Inoltre, l’adozione di uno strumento come quello catalano consumerebbe memoria — e come sappiamo, ultimamente il Governo sudtirolese ritiene di doverlo risparmiare anche a scapito delle lingue.

Vedi anche ‹1 ‹2 ‹3

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Deutsche Schule: Entwicklung negativer als prognostiziert.
2002-2015

Vor knapp einer Woche hatte ich anhand von offiziellen Zahlen versucht, darauf aufmerksam zu machen, wie sich die Anteile der deutschen, italienischen und ladinischen Schulen an der Schulbevölkerung seit rund einem Vierteljahrhundert zu Lasten jener mit deutscher Unterrichtssprache entwickelt.

Diesbezüglich ist auch interessant, dass das Astat im Jahr 2005 eine Prognose über die Entwicklung der Schülerzahlen bis 2015 herausgegeben hatte, in der — unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung, einschließlich der zu erwartenden Zu- und Abwanderung — die negative Entwicklung für die Schulen mit deutscher Unterrichtssprache vorweggenommen wurde.

Allerdings läuft dieser Prozess in Wirklichkeit um ein Vielfaches (!) schneller ab, als es die Statistikerinnen vorhergesagt hatten.

Grundschule

Zum Vergrößern anklicken. Strichlinie: Prognose.

Das Statistikinstitut des Landes hatte damals beispielsweise progonostiziert, dass der Anteil an Schülerinnen, die eine Grundschule mit deutscher Unterrichtssprache besuchen, von 76,3% (2002) um 0,6 Prozentpunkte auf 75,7% (2015) sinken würde. Im selben Zeitraum hätte der Anteil der italienischen Grundschulen um ebenfalls 0,6 Punkte steigen sollen.

In Wirklichkeit jedoch war diese Entwicklung zu Lasten der deutschen und zu Gunsten der italienischen Schule über sechsmal so ausgeprägt, wie 2005 erwartet worden war.

Mittelschule

Zum Vergrößern anklicken. Strichlinie: Prognose.

Noch ausgeprägter war der Unterschied zwischen Progonose und Realität im Fall der Mittelschule: Um 0,8 Punkte hätte der Anteil der Einrichtungen mit deutscher Unterrichtssprache von 2002 (76,7%) bis 2015 (75,9%) fallen, der der italienischen um 0,5 Punkte (von 19,1% auf 19,6%) steigen sollen.

Stattdessen fiel der Anteil der deutschen Mittelschulen über sechsmal so stark (-5,0 Punkte), während der der italienischen Schulen gar knapp zehnmal (+4,9 Punkte) so stark stieg, wie das Astat vorhergesehen hatte.

Oberschule

Zum Vergrößern anklicken. Strichlinie: Prognose.

Völlig daneben lagen die Statistikerinnen bei der Oberschule: Hier war eigentlich bis 2015 sogar eine leichte Veränderung zugunsten der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache (+0,5 Punkte) vorgesehen.

In der Realität jedoch auch hier: deutliche Abnahme des Anteils der deutschen Oberschulen am Gesamtkuchen (-4,8 Punkte) bei gleichzeitiger Zunahme für die italienischen Schulen (+3,6 Punkte).

Mich würde an dieser Stelle interessieren, ob den zuständigen Politikerinnen diese Zahlen überhaupt bekannt waren — und falls ja, welche Schlüsse sie daraus ziehen. Aus einer sprach- und minderheitenpolitischen Perspektive müsste diese Entwicklung eigentlich Grund zur Sorge sein.

Wichtige Hinweise:

Einige Zahlen sind Rundungen, deshalb ergeben etwa die Summen aller Anteile nicht notwendigerweise genau 100%.

Die ladinischen Schulen wurden in diesen Betrachtungen nicht etwa aus mangelndem Interesse vernachlässigt, sondern weil es so etwas wie eine ladinische Schule streng genommen gar nicht gibt. In den ladinischen Ortschaften besuchen alle Schülerinnen dieselben, paritätischen Schulen (mit hauptsächlich deutscher und italienischer Unterrichtssprache), in denen Ladinisch eine eher geringe Rolle spielt. Aussagen über die Minderheit lassen sich daraus m. M. n. kaum extrapolieren.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8

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Deutsche Schule: Ein Aderlass.
1995-2019

Wir könnten behaupten, dass die deutsche Sprache in Südtirol eine dominante Rolle einnimmt und einer goldenen Zukunft entgegensieht. Dass sie eine Killersprache ist, vor deren unaufhaltsamer Expansion die anderen Sprachen im Land geschützt werden müssen. Dass es hier bald kein Italienisch mehr geben wird, schon gar nicht auf dem Lande. Und dass wir — auch deshalb — ganz dringend die Immersion in der Staatssprache Italienisch gewährleisten müssen.

Oder wir schauen die realen Zahlen an und erkennen, dass auch die deutschsprachigen Südtirolerinnen gegen die Entwicklungen, die die Zugehörigkeit zu einem monolingualen Nationalstaat für gewöhnlich mit sich bringt, keineswegs immun sind. Dass der Trend also in die genau entgegengesetzte Richtung läuft.

Das zeigen die Erhebungen zur Missachtung der Zweisprachigkeitspflicht und zu Status und Bedeutung der Sprachen — aber auch die für Minderheiten extrem wichtigen Zahlen über den Schulbesuch, die in Südtirol zu den wenigen für längere Zeiträume verfügbaren, offiziellen Daten zur Sprachentwicklung gehören.

Viele Erhebungen zum tatsächlichen Sprachgebrauch, wie sie in anderen multilingualen Gebieten üblich sind, werden hierzulande nämlich gar nicht oder erst seit wenigen Jahren durchgeführt. Die Datenlage ist dünn und die häufig zitierten Sprachgruppenzugehörigkeitszahlen sagen über die wirkliche Situation kaum etwas aus.

Ich habe mir also angeschaut, wie sich die Schülerzahlen in den letzten 24 Jahren (1995-2019) entwickelt haben. Das ist der Zeitraum, für den ich beim Astat umfangreiche Daten gefunden habe.

Grundschule

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Die Zahl der Kinder, die eine deutsche Grundschule besuchen, stagniert seit 24 Jahren (+1,6%), obschon heute rund 80.000 Menschen mehr in Südtirol leben als 1995. Gleichzeitig boomt die italienische Schule: sie hat heute fast 50% Schülerinnen mehr als zu Beginn des Zeitraums.

Dies hat dazu geführt, dass der Anteil der Grundschulen mit deutscher Unterrichtssprache an der Gesamtschülerzahl von 78,9% um fast 6 Punkte (bzw. 7,4%) auf 73% gefallen ist. Währenddessen ist der Anteil der italienischen Schulen von 16,9% um 6 Punkte (bzw. 35,4%) auf 22,9% gestiegen.

Dass eine derartige Entwicklung für eine Minderheit höchst verhängnisvoll ist, braucht hier wohl nicht gesondert ausgeführt werden.

Mittelschule

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In der Mittelschule ist die Entwicklung sogar noch akzentuierter: Die Schülerzahl in den Einrichtungen mit deutscher Unterrichtssprache ist seit 1995 bei steigender Bevölkerungszahl sogar um 3,8% gefallen. Die italienische Mittelschule ist hingegen nocht stärker gewachsen (+55,8%) als die italienische Grundschule.

Das bedeutet für die deutschen Mittelschulen, dass ihr Anteil in 24 Jahren von 79,3% um 7,9 Punkte (oder 10%) auf heute nur noch 71,4% gesunken ist. Dagegen konnte die italienische Schule ihren Anteil von 16,7% um 7,6 Punkte (bzw. 45,7%) auf 24,3% steigern.

Oberschule

Zum Vergrößern anklicken

Weniger aussagekräftig sind die Zahlen der Oberschulen, da der Besuch freiwillig ist. Die Anzahl der Schülerinnen ist sprachgruppenübergreifend gestiegen, was vermutlich mit der Verlängerung der Schulpflicht zusammenhängt. Die Zunahme war aber bei den italienischen Schulen (+47,5%) deutlich stärker als bei den deutschen Schulen (+11,4%).

Der Anteil der deutschen Schulen an den Oberschülerinnen ist von 71,1% um 5,7 Punkte (oder 8,1%) auf 65,4% gefallen. Gleichzeitig ist der der italienischen Schulen von 26,4% um 5,8 Punkte (bzw. 21,7%) gestiegen. Auch die Oberschulen fügen sich also ins Gesamtbild.

All dies geschieht, obwohl es ja heißt, dass angeblich so viele Italienerinnen wie nie zuvor ihre Kinder in eine deutschsprachige Schule schicken.

Das einzige Glück, das wir in Südtirol haben (bzw. hatten), ist, dass wir von einem aus Sicht des Minderheitenschutzes vergleichsweise günstigen Verhältnis zwischen den Sprachen gestartet sind, die Fallhöhe dementsprechend groß war und diese Entwicklung folglich länger dauert.

Umso weniger ernst wird sie genommen. Im Gegenteil, übermütig scheinen viele zu denken, Minderheitenschutz sei Luxus, uns sei nichts anzuhaben.

Wichtige Hinweise:

Einige Zahlen sind Rundungen, deshalb ergeben etwa die Summen aller Anteile nicht notwendigerweise genau 100%.

Die ladinischen Schulen wurden in diesen Betrachtungen nicht etwa aus mangelndem Interesse vernachlässigt, sondern weil es so etwas wie eine ladinische Schule streng genommen gar nicht gibt. In den ladinischen Ortschaften besuchen alle Schülerinnen dieselben, paritätischen Schulen (mit hauptsächlich deutscher und italienischer Unterrichtssprache), in denen Ladinisch eine eher geringe Rolle spielt. Aussagen über die Minderheit lassen sich daraus m. M. n. kaum extrapolieren.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8 | 1› 2›

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Vertrauen in die Institutionen 2018-2019.

Im Rahmen der Mehrzweckerhebung 2019, deren Ergebnisse vor wenigen Tagen veröffentlicht wurden, hat das Landesstatistikinstitut (Astat) auch nach dem Vertrauen der Südtirolerinnen in verschiedene Institutionen gefragt.

Grafik zum Vergrößern anklicken.

Wie schon im Vorjahr genießt dabei die Feuerwehr — wenn auch leicht rückläufig (-1,0) — bei weitem das größte Vertrauen. Auf Abstand folgen die Ordnungskräfte, denen immerhin noch 68,5% (+4,1) der Südtirolerinnen ziemlich oder sehr vertrauen. Für mich erstaunlich ist insbesondere der hohe Anteil (58,8% | +2,0) derer, die den Streitkräften vertrauen.

Unter den Regierungen genießt jene der jeweiligen Wohnsitzgemeinde (wenngleich es sich dabei streng genommen um keine Regierung handelt) das größte Vetrauen (60,4% | +0,5), gefolgt von der Landesregierung (55,9% | +0,1) und der italienischen Regierung (25,4% | +5,0).

Dem EU-Parlament (37,0% | +3,6) vertrauen deutlich mehr Südtirolerinnen, als seinem italienischen Pendant (27,7%), das allerdings — ebenso wie die italienische Regierung — klar zulegen kann (+5,3).

Zwischen 2018 und 2019 konnte auch das Rechtssystem — auf Italienisch wurde jedoch nach dem Justizsystem gefragt! — deutlich an Vertrauen gewinnen. Dennoch hat es mit 45,9% (+6,9) noch immer ein grobes Legitimierungsproblem.

Dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella vertrauen weniger als die Hälfte der Südtirolerinnen (45,5% | +0,2), den politischen Parteien weniger als ein Viertel (24,0% | +5,1).

Warum bei den Regierungen (Exekutivgewalt) die EU-Kommission und bei den Parlamenten (Legislativgewalt) der Landtag ausgelassen wurden, erschließt sich mir nicht. Die Euregio war ebenfalls nicht Teil der Erhebung.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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2016-19: 8.329 Einbürgerungen.

Wie das Landesstatistikinstitut (Astat) bekannt gibt, haben im Zeitraum 2016-2019 über 8.300 in Südtirol ansässige Bürgerinnen, die zuvor eine andere (oder gar keine) Staatsbürgerschaft hatten, die italienische Staatsbürgerschaft angenommen.

Fast die Hälfte von ihnen (48% oder knapp 4.000) hatte zuvor bereits die Staatsbürgerschaft eines anderen EU-Mitgliedslandes. Die restlichen Einbürgerungen verteilen sich auf Asien (18,9%), Afrika (18,1%), Resteuropa (8,9%) und Amerika (6,4%), während Australier-, Ozeanierinnen und Staatenlose (gemeinsam 0,1%) kaum ins Gewicht fallen.

Wie viele neben der neuen, italienischen, auch ihre alte Staatsbürgerschaft beibehalten haben — und somit Doppelstaatsbürgerinnen sind — geht aus den veröffentlichten Daten nicht hervor.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8 ‹9 ‹10 ‹11

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Einigermaßen zweisprachige Dauererhebung.
Nachbesserungsbedarf

Die sogenannte Volkszählung wurde von einer zehnjährigen statistischen Erhebung in eine Dauererhebung umgewandelt, weshalb fortan jedes Jahr ein Teil der Bevölkerung dazu aufgerufen ist, sich daran zu beteiligen. In Südtirol wird die Zählung vom Istat in Zusammenarbeit mit dem Landesstatistikinstitut (Astat) umgesetzt.

Wer Teil der Stichprobe ist, erhält einen Brief und folgendes Faltblatt auf Deutsch und Italienisch:

Ob es auch eine ladinische Fassung für Bewohnerinnen der entsprechenden Gemeinden gibt, ist mir nicht bekannt.

Sämtliche auf dem Faltblatt angegebenen Internetadressen und Hashtags sind nur in Italienisch — und auch die damit abrufbaren Informationen gibt es nicht auf Deutsch.

Tippt man die ellenlange Adresse www.istat.it/it/censimenti-permanenti/popolazione-e-abitazioni ein, landet man zum Beispiel auf einer Seite, die neben Italienisch auch auf Englisch (keine Amtssprache) verfügbar ist:

Erst die eigentliche Seite der Online-Erhebung ist auch in den Amtssprachen Deutsch, Französisch und Slowenisch verfügbar. Größere Minderheitensprachen wie Friaulisch und Sardisch bleiben ebenso unberücksichtigt, wie etwa Ladinisch:

Auffallend ist (hinsichtlich der Konsistenz), dass hier der Text zum Logo der Dauerzählung (links: »Dauerzählungen – Bevölkerung und Wohnungen«) auch auf Deutsch übersetzt wurde, während dies auf dem deutschsprachigen Faltblatt (s. erste Abbildung) nicht der Fall ist. Dafür wurde das Datum (»6 ottobre«) vergessen.

Die gute Nachricht ist aber, dass die deutsche Fassung der Webseite deutlich besser geworden ist, als noch bei der letzten zehnjährigen Erhebung von 2011. Und dennoch liegt noch immer einiges im Argen.

Weiterführende Informationen, wie hier zur Auskunftspflicht (unter der angegebenen URL) sind in den Minderheitensprachen nicht verfügbar, was sie zu Fassadensprachen für nicht gleichwertig zu behandelnde Bürgerinnen degradiert:

Selbst noch die vom Land (oder vom Astat) eingerichtete, einschlägige E-Mailadresse für Südtirol lautet erstaunlicherweise censimentipermanenti.popolazionelista@provinz.bz.it:

Der Anmeldevorgang zur Eingabe der Daten ist Englisch/Italienisch, wer das Passwort vergessen hat, muss (»ripristino password«) wiederum auf Deutsch (oder eine andere Minderheitensprache) verzichten:

Die Südtiroler Ortsbezeichnungen sind in den Ausklappmenüs stets in der Reihung Italienisch/Deutsch angeführt, werden aber im Unterschied zu 2011 wenigstens auch dann erkannt, wenn nur die »deutsche« Ortsbezeichnung eingetippt wird.

Bei der Angabe ausländischer Staatsbürgerinnenschaften oder eines ausländischen Geburtslandes scheitert man mit der deutschen Landesbezeichnung jedoch ganz:

Österreich wird etwa nicht gefunden, Austria schon.

Auch nach dem Ausloggen gelangt man wiederum auf eine einsprachige Mitteilung:

Wieder einmal bleibt also trotz offensichtlichen guten Willens (aber in Ermangelung ausreichender Sorgfalt) der nationalstaatliche Quellcode deutlich erkennbar. Ohne Kenntnis der lingua franca nazionale ist es in diesem Fall vielleicht nicht ganz unmöglich, aber zumindest schwierig, ans Ziel zu gelangen. Ob das nun mehr am Astat oder am Istat liegt, ist von außen schwer zu beurteilen. In jedem Fall herrscht weiterhin Nachbesserungsbedarf.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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