Die rechtsrechte italienische Regierung plant die nächste autoritäre und rückwärtsgewandte Reform im Schulbereich. Nach der repressiven Neuregelung des Betragens, dem Verbot geschlechtergerechter Sprache und der Einführung von Nationalismus als Bildungsziel soll nun auch noch die Sexualbildung an Grund- und Mittelschulen verboten werden. Ein Abänderungsantrag der Lega, der im zuständigen Ausschuss des Parlaments genehmigt wurde, sieht vor, dass alles andere als die rein biologischen Aspekte der Sexualität erst in der Oberschule unterrichtet werden darf — und selbst dort nur mit Zustimmung der Eltern.
Aufklärung über Verhütung oder sexuell übertragbare Krankheiten und Vorbeugung etwa gegen sexualisierte Gewalt wären somit im Kindesalter ausgeschlossen. Eltern können dies selbst übernehmen, doch ohne Fachleute wird manches nicht zu schaffen sein.
In einem Zeitalter, wo Kinder und Jugendliche dem Thema Sexualität allein schon wegen dem Internet so stark ausgesetzt sind wie wohl noch nie zuvor, wäre ein Verbot, wie es auch der (»demütigende«) Bildungsminister Giuseppe Valditara (Lega) unterstützt, eine regelrechte Katastrophe.
Auch hier erweist sich aber: Rechtsradikale und Rechtsextreme zu wählen, bleibt nicht folgenlos.
Der Südtiroler Schullandesrat Philipp Achammer (SVP) hat sich glücklicherweise klar gegen die geplante Maßnahme ausgesprochen und will alle Spielräume nutzen, um das allfällige Verbot in Südtirol zu übergehen. Ob die schwache Landesautonomie dies überhaupt zulässt, ist aber noch unklar.
Klar ist jedenfalls, dass wieder einmal Energie aufgewendet werden muss, um etwas abzuwenden, was es so gar nicht gäbe, wenn wir unabhängig — oder tatsächlich autonom — wären. Dieser Aufwand wäre in die Frage, wie wir die Schule zukunftsfit machen können, wesentlich besser investiert als in die Verhinderung von Rückschritten.
Zudem zeigt sich einmal mehr, dass die deutsche Schule in Südtirol sich nicht nur sprachlich von der italienischen unterscheidet. Der italienische Schullandesrat Marco Galateo von den neofaschistischen Fratelli d’Italia wird die römischen Vorgaben voraussichtlich sofort und gerne übernehmen, wie er es — sogar gegen den Willen des Landtags — schon beim Verbot der geschlechtergerechten Sprache gemacht hat.
Von wegen »Glück«, dass Südtirol Italien sei.
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