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Gay Pride: Nationalistische Vereinnahmung.

Im Jahr 2014 soll in Bozen eine Regenbogenparade stattfinden, wozu sich bereits positiv geäußert hatte. Die Hoffnung jedoch, dass die Veranstaltung ein — in jeder Hinsicht — grenzüberschreitendes Projekt werden könnte, schwindet. So berichtet Südtirol Online (Stol), dass sich die Südtiroler LGBT-Vereinigung Centaurus aus der einschlägigen Arbeitsgruppe zurückgezogen habe. Neben finanziellen Schwierigkeiten und organisatorischen Einwänden werden für diese Entscheidung auch folgende Gründe genannt:

  • Centaurus sei von den Promotoren nicht in die Entscheidungen eingebunden worden;
  • Das zunächst geplante ‘Pride der Minderheiten’ sei kurzerhand in ein ‘nationales Gay-Pride’ umgewandelt worden;
  • Die fehlende Vertretung der Sprachminderheiten im Komitee.

Es ist höchst erstaunlich, wie wenig den Organisatoren der Veranstaltung offensichtlich die Einbindung lokaler Akteure bedeutet, wo es doch bei einer Regenbogenparade auch um die Sensibilisierung der ortsansässigen Bevölkerung gehen sollte. Dass Vertreter sexueller Minderheiten darüberhinaus die sprachliche und kulturelle Vielfalt im Lande unberücksichtigt lassen und stattdessen der »nationalen« Ebene Vorrang einräumen, lässt tief blicken: Respekt und Toleranz fördern wir nicht, indem wir unterschiedliche Formen von Vielfalt gegeneinander ausspielen*, sondern nur durch gegenseitige Solidarität.

Umso wichtiger ist, dass Centaurus diese Widersprüche derart deutlich anspricht und in der Öffentlichkeit thematisiert, was in Südtirol leider nicht selbstverständlich ist. Dafür verdient die Vereinigung Dank und Respekt.

*) Dies gilt übrigens im umgekehrten Sinn genauso, wenn Vertreter sprachlicher Minderheiten kein Verständnis für sexuelle Minderheiten aufbringen.

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«Gay Pride» e minoranze solidali.

Negli ultimi giorni ha preso forza la proposta di organizzare a Bolzano un Gay Pride (o Christopher Street Day), incontrando aperture importanti da parte del sindaco Luigi Spagnolli (PD), del vicesindaco Klaus Ladinser (SVP) e del candidato Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) — e alle quali, anche in nome di , mi sento di aggiungere un «Sì» forte e chiaro.

Dopo la nostra critica all’adunata degli Alpini, identificabili con la violenza militare e la sopraffazione (nonostante il loro impegno anche umanitario), il benvenuto all’iniziativa rivendicativa di una minoranza sociale ancora troppo spesso «sopraffatta» non è solamente logico, ma consente anche di ribadire e di provare la non-pregiudizialità nei confronti di ciò che proviene da e ci collega allo stivale. Ovvero: il rifiuto degli Alpini era rivolto agli Alpini (e a ciò che — volenti o nolenti — rappresentano), e non ‘agli italiani’, mentre il sostegno convinto delle istanze LGBT è un valore universale e assoluto.

Da parte nostra c’è la speranza che la festa, se (come speriamo) si svolgesse a Bolzano, possa trasformarsi da un avvenimento (‘solo’) trans-sessuale in un’occasione pure trans-culturale e trans-frontaliera. Vladimir Luxuria ha salutato l’eventuale organizzazione di un Gay Pride in Puglia e uno in Sudtirolo affermando che così si unirebbe l’Italia «dal tacco all’estremo nord». Sarebbe invece auspicabile una maggiore consapevolezza e solidarietà — bidirezionale — fra minoranze sessuali e linguistico-culturali; il ‘corsetto’ nazionale, infatti, alla pari di quello eterosessuale, ad alcuni può risultare troppo stretto.

Vedi anche ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 | 1›

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Freiheitliche Homophobie.

Eine Pressemitteilung von Pius Leitner zu diesem Thema — zerstückelt und kommentiert:

Es ist erschreckend zu sehen, wie linke Homoaktivisten bereit sind, Kinder für ihren einseitigen, ideologischen Kampf zu missbrauchen. Da versuchen einzelne Aktivisten, aus dem jüngsten Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte im Fall der Adoptionswünsche eines lesbischen Pärchens politisches Kapital zu schlagen.

Versuchen sie das? Oder versuchen sie, die Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung abzubauen? Vielleicht will ja Leitner als rechter »Aktivist« politisches Kapital aus dieser Angelegenheit schlagen.

Im Urteil ist klar festgehalten, dass das Kindeswohl an erster Stelle stehen muss.

Es ist darin aber auch festgehalten, dass dieses Kindeswohl nicht zwingend damit zusammenhängt, welchen Geschlechts die Eltern sind.

Kinder haben ein Anrecht auf ihre Eltern und das sind eine Frau und ein Mann.

Das steht nicht im Urteil. Und: Was ist mit Alleinerziehenden? Die entsprechen dieser Leitner’schen Anforderung ja genausowenig.

Es wäre mir nicht bekannt, dass Homosexuelle Kinder zeugen und damit zu Eltern werden können.

Das hat niemand behauptet. Sie können aber auf anderem Wege zu Eltern werden, nämlich durch Adoption. Darum geht es in dem Urteil und in der daraus hervorgegangenen Debatte. Ist Leitner auch gegen das Adoptionsrecht zeugungsunfähiger heterosexueller Paare? Denn das müsste man davon ableiten.

Wie wichtig beide Elternteile – eine Mutter und ein Vater – für das Kindeswohl sind, lässt sich aus zahlreichen Studien zu diesem Thema entnehmen.

Wirklich? Dies entspricht nicht dem aktuellen Forschungsstand. Außerdem werden meist nicht Kinder adoptiert, die natürliche Eltern haben, sondern solche, die sonst im Waisenhaus wären. Leitner müsste uns also wennschon beweisen, dass Kinder in Waisenhäusern besser aufgehoben sind, als bei homosexuellen Eltern.

Die jetzige Kampagne linker Aktivisten ist ein weiterer Versuch, die Institution der Familie anzugreifen und zu zerstören. Familie ist für diese linken Aktivisten eine reaktionäre Einrichtung, die es zu zerschlagen gilt.

Finde ich ein klein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Hielten die Linken die Familie für eine reaktionäre »Einrichtung«, würden sie wohl kaum dafür plädieren, noch mehr Menschen (nämlich auch Homosexuellen) zu gestatten, eine Familie zu gründen. Es geht nicht um Zerschlagung, sondern um Erweiterung — und zwar in völligem Einklang mit dem, was in der gesamten westlichen Welt (mit Ausnahme Italiens und Polens…) geschieht.

Diesen Versuchen werden wir Freiheitlichen uns mit allen Mitteln entgegenstellen. Die Familie ist schließlich die wichtigste Keimzelle unserer Gesellschaft.

Viel Spaß.

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Südtirol ist Vielfalt.

Vor knapp einem Monat hat Centaurus eine hervorragende und intelligente Sensibilisierungs-Kampagne gegen Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender gestartet. Die in je einer der drei Landessprachen abgefassten Plakate wurden, auf ganz Südtirol verteilt, an 69 Bushaltestellen angebracht. Anlass war unter anderem der homophobe Übergriff von Anfang Mai in Bozen.

Einerseits ist es traurig, dass solche Kampagnen überhaupt noch nötig sind. Andererseits bewerte ich ihre Durchführung äußerst positiv. Es spricht übrigens für die Südtiroler Gesellschaft, dass die bewusst provokativen Slogans — und die Anlehnung an das Tourismus-Marketing — keine ernstzunehmenden Kontroversen, sondern größtenteils Zustimmung hervorgerufen haben

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Homophobie stoppen!

Am Wochenende wurde in Bozen ein gleichgeschlechtliches Paar wegen eines öffentlichen Kusses brutal zusammengeschlagen. Bis jetzt handelt es sich um einen — erschreckenden — Einzelfall in einem einigermaßen friedlichen Land, doch wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen werden, könnte die Situation schnell kippen. Die Politik trägt meines Erachtens eine deutliche Mitschuld daran, dass Schwule und Lesben nach wie vor als eine Normabweichung gesehen und diskriminiert werden. Der Staat war, von der Kirche beeinflusst, bisher außerstande, homosexuellen Paaren eine angemessene rechtliche Anerkennung zuteil werden zu lassen. Doch auch auf Landesebene wurden kaum Versuche unternommen, die offensichtliche Diskriminierung gleichgeschlechtlich Liebender zu beheben oder auch nur wirksam einzudämmen.

Spätestens jetzt bedarf es einer klaren gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Anerkennung der Homosexualität, damit sich die — tatsächlich abnormen — Schläger und Intoleranten nicht indirekt in ihrem Hass bestätigt fühlen.

Die Brennerbasisdemokratie spricht hiermit dem betroffenen Paar und allen Homosexuellen in Südtirol ihre Solidarität aus und ruft die Politik zum Handeln auf!

Nachtrag vom 13.05.2010: Die Homosexuellenvereinigung Centaurus organisiert am heutigen Abend einen Fackelumzug gegen Homophobie. Treffpunkt ist der Kornplatz (Nähe Waltherplatz) um 20.30 Uhr. Die gesamte Bevölkerung ist eingeladen, daran teilzunehmen. Mehrere Politiker haben ihre Anwesenheit angekündigt.

Siehe auch ‹1 / ‹2 ‹3 | 1›

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Gesamttiroler Gesamtgesellschaft.

Ich mache auf den beachtlichen Leitartikel von Norbert Dall’Ò in der aktuellen ff aufmerksam und danke Valentin[o] für den Hinweis:

Landesüblich 2009

Der Festumzug zum Tiroler Gedenkjahr wirft reizvolle Fragen auf: Was ist die Visitenkarte unseres Landes? Wer ist würdig und wer nicht, durch die Straßen von Innsbruck marschieren zu dürfen?

Beim Gedenkjahr 2009 sollen Geschichte, Gegenwart und Zukunft verbunden und dabei alle Bürger einbezogen werden.” Dieses Versprechen von Landeshauptmann Luis Durnwalder im November vergangenen Jahres machte Hoffnung. Wenn “alle Bürger” miteinbezogen werden, dann darf auch ich mich angesprochen fühlen. Dann dürfen sich nicht nur die Schützen auf den Landesfestumzug freuen, sondern auch die Studenten unserer Universitäten. Dann wird nicht nur Bruno Hosp um einen Beitrag gefragt, sondern sicher auch Hans Heiss. Dann werden vor oder hinter der rosengeschmückten Dornenkrone die Gewerkschafter, die Arbeiter der Industriezonen, ja vielleicht sogar eine Delegation der Tiroler Schwulen und Lesben mitmarschieren.

Weiterlesen bei ff-Online.

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Das Land, wo die Zitronen blüh’n.
Italienische Krisen, Skandale & Besonderheiten

Gammelkäse-Skandal (Juli 2006): Die Gesundheitspolizei deckt in Sizilien die systematische Wiederverwertung verfallenen Käses auf, der neu verarbeitet und erneut auf den Markt gebracht worden sein soll.

Prozess-Stopp (Sommer 2008): Gegen klare Vorbehalte des Staatspräsidenten, des Rats der Staatsanwälte und trotz eines Aufrufs von 100 Verfassungsexperten hält Berlusconi an seinen Plänen fest, per Dekret hunderte von Strafprozessen anzuhalten. Dies kommt vor allem einem zugute: Ihm selbst. Außerdem sollen die höchsten Amtsträger des Landes Immunität genießen.

Wahlkrise (April 2008): Die Kleinstpartei Nuova Democrazia Cristiana des Giuseppe Pizza hält das gesamte Land einige Tage in Bann. Sie hat es in der Hand, die Neuwahlen aufschieben zu lassen, weil sie davon laut einem Gericht ungerechtfertigt ausgeschlossen wurde. – Umberto Bossi, ehemaliger Minister und Chef der Lega Nord droht mit Waffengewalt, sollten die missverständlichen Wahlzettel nicht abgeändert werden. Sie entsprechen jedoch den Vorgaben des Porcellum (s. weiter unten).

Velenitaly (April 2008): Das Wochenmagazin l’espresso deckt Weinpanscherei in großem Stil auf, die den Ruf des italienischen (und Südtiroler) Weines zu zerstören droht. ‹1

Regierungskrise(n): Anfang 2008 zerbricht die 59. italienische Regierung der Nachkriegszeit: Standesgemäß an einem Justizskandal, in den der Justizminister verwickelt ist. Anstatt zurückzutreten, zieht er das gesamte Kabinett mit ins Verderben.

Alitalia-Konkurs: Die nationale italienische Fluggesellschaft ist insolvent und soll veräußert werden. Nach inakzeptablen Forderungen der Gewerkschaften bricht der einzige Interessent Air France die Verhandlungen ab.

Müllnotstand: Seit rund 15 Jahren ungelöstes Problem der Müllbeseitigung in der Region Kampanien. Hunderte Mio. Euro in den Sand gesetzt. Zivilschutz und Heer vergeblich in großem Stil eingesetzt. Größtes zusammenhängendes bodenverseuchtes Areal der Welt, keine einzige Bonifizierung eingeleitet. Vergiftete pflanzliche und tierische Lebensmittel, erhöhte Krebsraten, der Ruf eines ganzen Landes wiederholt international strapaziert.

Italia.it: Rund 45 Mio. Euro für ein Tourismusportal in den Sand gesetzt, das nie richtig gestartet und heute schon nicht mehr online ist. Wieviel von dem Geld tatsächlich ausgegeben wurde, ist noch heute unklar. [b] ‹1

Telecom-Sismi-Skandal: Im September 2006 werden die breit angelegten illegalen Abhörpraktiken der italienischen Telecom aufgedeckt, die vor allem im Auftrag der eigenen Firmengruppe und der Firma Pirelli agiert hat. Verwickelt sind auch Mitglieder von Polizei, Carabinieri und Finanzwache. Es wurden enorme Mengen sensibler Daten gesammelt, gespeichert und archiviert.

Fußballskandal 2005/06: Die Manipulation der italienischen Meisterschaft in großem Stil (Calciopoli) wird aufgedeckt. [W]

Porcellum: Die Mitterechts-Regierung verabschiedet ein neues Wahlgesetz mit der klaren Absicht, der Opposition zu schaden. Vorzugsstimmen werden abgeschafft, die Wahllisten stellen die Zentralparteien zusammen. Dem Wähler bleibt »keine Wahl«. Roberto Calderoli von der Lega Nord, Erstunterzeichner des Gesetzes, nennt es nachträglich »eine Schweinerei«. Breiter Protest oder die Abstrafung durch die Wähler bleiben aus. [Y]

Maßgeschneiderte Gesetze: Regierungschef Silvio Berlusconi verabschiedet während seiner Regierungszeit zahlreiche ad-personam-Gesetze, die seine Situation in zahlreichen Prozessen wesentlich verbessert. Zu nennen sind besonders: Ex-Cirielli-Gesetz (Verminderung der Verjährungsfristen), Cirami-Gesetz (sog. legitimer Verdacht), Schifani-Gesetz (Prozessfreiheit für die fünf höchsten Staatsämter), Herabsetzung der Strafen im Falle von Bilanzfälschung. [Y]

Verjährungen: Italien ist eines der wenigen westlichen Länder, wo Verjährungsfristen nicht enden, wenn ein Verfahren aufgenommen wird. Dies hat u. a. zur Folge, dass der Angeklagte kein Interesse an einem raschen Prozess hat und dessen Abwicklung zu behindern sucht.

Laziogate (2005): Der damalige Präsident der Region Latium soll seine beiden Konkurrenten Piero Marrazzo und Alessandra Mussolini illegal bespitzeln lassen haben; bei letzterer ließ er auch die Echtheit der für die Aufstellung nötigen Unterschriften illegal überprüfen. Im Anschluss an seine Wahlniederlage wurde er zum Gesundheitsminister befördert.

Steuern (November 2004): Bei einem offiziellen Treffen mit der Finanzpolizei rechtfertigt Regierungschef Berlusconi die Steuerhinterziehung. Eine Steuerlast von über 30% sei eine Form von »Überwältigung« – das sei ein Naturgesetz. Wenn die Besteuerung diese Grenze übersteigt, sei es normal, dass die Bürger Auswege suchen.

Der Minister und die Schwulen (Oktober 2004): Mirko Tremaglia, Minister für Auslandsitaliener und ehemaliger Freiwilliger der Sozialrepublik Italien [!], reagiert empört auf die Zurückweisung Rocco Buttigliones als EU-Kommissar. Auf Briefpapier seines Ministeriums schreibt er: Armes Europa, die Schwuchteln (culattoni) sind schon in der Mehrheit.

Zurückweisung Buttigliones (2004): Rocco Buttiglione, designiertes italienisches Mitglied der EU-Kommission (mit Zuständigkeit für die Bereiche Justiz, Freiheit und Sicherheit) unter José Durão Barroso gerät nach einer Anhörung durch das Europäische Parlament scharf in die Kritik, weil er u. a. die Homosexualität als Anzeichen »mentaler Unordnung« und als Sünde bezeichnet hatte. Einige Tage darauf bestätigt er seine Aussagen und fügt hinzu: »I bambini che hanno solo una madre e non hanno padre sono figli di una madre non molto buona. E i bambini che hanno solo un padre non sono bambini perché un uomo da solo può fare un robot. Ma non può fare bambini.« Vor Buttiglione war noch nie ein angehender Kommissar zum Verzicht gezwungen worden.

Parmalat-Betrug (2003): Einer der größten Unternehmensskandale der Geschichte wird Ende 2003 aufgedeckt. Firmengründer Callisto Tanzi soll dabei – vor seiner Verhaftung wegen Bilanzfälschung und Geldwäsche – enorme Geldsummen in Steuerparadiesen in Sicherheit gebracht haben.

Stefano Stefani und die Deutschen (2003): Kurz nach dem Eklat im Europaparlament erneut ein Zwischenfall, der die deutsch-italienischen Beziehungen belastet. Ausgerechnet der Staatssekretär für Tourismus bezeichnet in einem Interview an die eigene Parteizeitung (la Padania) die deutschen Urlauber pauschal als blonde Supernationalisten, die Jahr für Jahr »lärmend unsere Strände überfallen«. Daraufhin sagt der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder seinen geplanten Italienurlaub ab.

Eklat im Europaparlament (Juli 2003): Berlusconi beleidigt als angehender Ratspräsident den Vorsitzenden der sozialdemokratischen Fraktion mit einem haarsträubenden Nazivergleich. [Y]

Bulgarisches Edikt (18.04.2002): Während eines Staatsbesuchs in Bulgarien nennt Regierungschef Berlusconi die Namen zweier unangenehmer Journalisten und eines Komikers. Enzo Biagi, Michele Santoro und Daniele Luttazzi werden von einer politisch eingefärbten Intendanz aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunkunternehmen RAI geworfen. [Y]

Schwarzarbeit (Dezember 2002): Anlässlich der Krisensituation bei Fiat äußert sich Regierungschef Berlusconi gegenüber Rete4 zuversichtlich, die Mitarbeiter des Konzerns könnten Zweitjobs finden, notfalls auch »inoffiziell«.

Nigergate (2002): Der italienische Geheimdienst SISMI liefert den USA zeitgerecht einen gefälschten Bericht, wonach der Irak in Niger Uranium für Massenvernichtungswaffen gekauft hätte. Es wird einer der wichtigsten Beweise, mit denen US-Außenminister Colin Powell den Angriff auf den Golfstaat vor dem UNO-Sicherheitsrat zu legitimieren versucht. [W]

G8-Gipfel in Genua (Juli 2001): Während des Gipfels kommt es in der Hafenstadt zu bürgerkriegsähnlichen Vorfällen. Die italienische Polizei trägt maßgeblich zur Eskalation bei, bedient sich martialischer Methoden und wendet auch gegen friedliche Demostranten massiv Gewalt an. Amnesty International spricht in diesem Zusammenhang von der weitestgehenden Außerkraftsetzung demokratischer Grundrechte durch Staatsorgane seit dem zweiten Weltkrieg. In der Kaserne von Bolzaneto sollen Festgenommene in großem Stil gefoltert und misshandelt worden sein. Bei einer Razzia in der Diaz-Schule wurden schlafende Globalisierungskritiker und akkreditierte Journalisten offenbar grundlos von der Polizei angegriffen. Es wird nachgewiesen, dass die Polizei Beweismaterial gefälscht hat. Im Anschluss an den Gipfel wurde gegen zahlreiche Polizeibeamte Anklage erhoben, es ist jedoch bis heute zu keinem Urteil gekommen. Eine angekündigte parlamentarische Untersuchungskommission ist ebenfalls ausgeblieben. ‹1 ‹2 ‹3 [W]

Regenbogen-Mission (1999): Die Mission sollte den arg gebeutelten Kosovo retten helfen, doch eine Solidaritätswelle ohnegleichen endetet im Desaster. Mehr als die Hälfte von Geld und Gütern sind nie am Balkan angelangt, wurden veruntreut, abgelagert, verfallen lassen. Das Wochenmagazin Panorama deckt den Skandal auf, es kommt zu einem Prozess mit 24 Angeklagten und 19 Schuldsprüchen.

Interessenskonflikt (1994 bis heute): Nach Tangentopolis tritt Medienzar Silvio Berlusconi in die italienische Politik ein und wird unmittelbar zum Regierungschef gewählt. Durch Gefälligkeiten des ehemaligen Sozialistenchefs Bettino Craxi hatte er in den 80er-Jahren sein Medienimperium am Gesetz vorbei aufgebaut – dies galt es nun zu verteidigen. Selbst die Mittelinksregierungen schafften es in der Folge nicht, ein Gesetz zu verabschieden, das den Interessenskonflikt regelt.

Tangentopolis: Durch mutige Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die jahrzehntelang an der Ausübung ihrer Arbeit gehindert wurde, wird fast eine gesamte Politikergeneration weggefegt. Die daraus resultierende neue Politik enttäuscht die Erwartungen der Bürger abermals.

Politikergehälter: Italienische Politiker beziehen im internationalen Vergleich geradezu astronomische Gehälter. Dies steht im Widerspruch zur erbrachten Leistung, zur Glaubwürdigkeit, die italienische Abgeordnete im Schnitt bei ihren Wählern genießen und zur durchschnittlichen Kaufkraft der Bürger. Südtirols Politik spielt übrigens gerne mit, wenn es um Selbstbedienung im großen Stil geht, auch weil sie auf vergleichsweise gute Ergebnisse verweisen kann.

Ich bitte die Leser, mir beim Erinnern behilflich zu sein.

Allgemeine Links: Spreconi, Report, Beppegrillo, [Y] Marco Travaglio
Allgemeine Artikel: ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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Familienförderung.

We are family.

Übermorgen Freitag, den 23.03.07 organisiert die Schwulen- und Lesbenorganisation Südtirols (Centaurus) an der Uni in Brixen eine Podiumsdiskussion mit dem Titel We are family – gleiches Recht für gleich viel Liebe über ihre Forderungen nach einer längst überfälligen gesellschaftlichen und rechtlichen Anerkennung. ruft zu einer regen Teilnahme an der Veranstaltung auf, damit die Instanzen der Organisatorinnen von einem möglichst breiten Publikum hinausgetragen und multipliziert werden können. Beginn ist um 20.00 Uhr im Raum 2.14 der Fakultät für Bildungswissenschaften, Brixen.

Siehe auch ‹1 | 1›

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