Categories
BBD

Sprachliche Integration auf Katalanisch.

Während die offizielle Integrationssprache hierzulande die Staatssprache ist, Zuwandererkinder (auch auf einheimische Empfehlung) überdurchschnittlich oft die nationalsprachliche Schule besuchen und im Übrigen vor allem viel Improvisation vorherrscht, werden in Katalonien seit langem Nägel mit Köpfen gemacht. Im Jahr 2008 hat die Generalitat de Catalunya (katalanischer Staat) in Zusammenarbeit mit der Plataforma per la llengua (Plattform für die katalanische Sprache) einen Leitfaden für Fachleute herausgegeben, um Katalanisch zur Integrationssprache zu machen. Ich habe damit begonnen, weite Teile dieses Handbuchs ins Deutsche zu übersetzen, weil sein Inhalt — für eine Minderheitensprache — sehr interessante Ansätze und Hinweise enthält. Es verdeutlicht außerdem, was unsere Landesregierung bislang völlig verschlafen hat. Vielleicht kann das eine oder andere Argument über diesen Umweg Eingang in die Südtiroler Integrationsarbeit finden — wenngleich selbstverständlich nicht alles übernommen werden kann und soll. Manches wird, auf den Südtiroler Kontext übertragen, übertrieben erscheinen.

Ein nicht unwichtiges Detail: Im Jahr 2008, als diese Publikation herausgegeben wurde, waren in Katalonien Sozialisten, Republikanische Linke und Grüne an der Regierung. Das wird einige Südtirolerinnen beim Durchlesen des folgenden Textes erstaunen.

Leitfaden zur sprachlichen Integration von Zuwanderern

Einleitung

Der »Leitfaden zur sprachlichen Integration von Zuwanderern« richtet sich an Lehrer, Sozialarbeiter, Freiwillige, Fachleute der öffentlichen Verwaltung und — im Allgemeinen — an all jene Personen, die mit dem Empfang von neu zugereisten Kindern und Jugendlichen im Schulalter sowie deren Familien zu tun haben. Er enthält Überlegungen und praktische Hilfe, um den Gebrauch der katalanischen Sprache bei der Arbeit, diese Bevölkerungsmitglieder zu Begleiten und in die Gesellschaft einzuschließen, bewusst zu fördern.

Der Ausgangspunkt zur Erstellung der vorliegenden Unterlagen war die Überzeugung, dass die Grundlage für kulturelle Vielfalt und Integration der Respekt für die Eigenheiten des Individuums sein muss; dies macht jedoch einen gemeinsamen Rahmen erforderlich, um eine Gesellschaft zu schaffen, die allen die gleichen Chancen und Freiheiten garantiert. Diese Chancen können ohne sprachliche Inklusion nur schwerlich wahrgenommen werden.

Letzthin sind zahlreiche sehr innovative Ideen und Integrationsansätze in katalanischer Sprache entstanden. Doch in der kompexen und pluralistischen Gesellschaft, in der wir leben, können Lehrer und Schulzentren die Bildungsarbeit — die zur gesellschaftlichen und sprachlichen Entwicklung der heranwachsenden Generationen nötig sind — nicht mehr alleine leisten. Deshalb ist heute die Koordinierung von Zielsetzungen und Vorgangsweisen wichtiger denn je, um die Arbeit im sozialen und im Bildungsbereich — beim Empfang und bei der gesellschaftlichen Inklusion von neu zugereisten Mitbürgern — aufeinander abzustimmen. Sie sind die ersten sprachlichen Bezugspunkte dieser Personen (in den Freizeiteinrichtungen, den Sportzentren, den öffentlichen Diensten, den Elternvereinigungen usw.).

Der Leitfaden bietet also eine Sammlung an Vorschlägen und Empfehlungen für verschiedene Fachleute. Sie verfolgen ein konkretes sprachliches Ziel und können in verschiedenen Bereichen angewandt werden. Ebenso sind Inhalte vorhanden, die die Plataforma per la Llengua (Plattform für die katalanische Sprache) bereits im Rahmen ihres eigenen Engagements für die sprachliche Integration von Zuwanderern ausgearbeitet hatte. Es handelt sich dabei vor allem um Erkenntnisse aus der Studie »die neu zugereisten Schüler und die katalanische Sprache: eine transversale Perspektive« (Plataforma per la Llengua, 2005) und um die Bündelung von Erfahrungen, welche verschiedenste Vereine im Bereich der Migration gesammelt haben. Diese Vereine haben Projekte durchgeführt, um den neuen Katalaninnen und Katalanen die katalanische Sprache näherzubringen und mit ihnen unseren Willen zur gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung zu teilen.

Aus rechtlichen und soziolinguistischen Gründen ist dieser Leitfaden auf den Gebrauch in Katalonien (Verwaltungsbereich der Generalitat de Catalunya) ausgerichtet. Trotzdem sind wir der Auffassung, dass einige der Überlegungen und Vorschläge auch für andere Gebiete, in denen die katalanische Sprache gesprochen wird, nützlich sein werden.

Der Aufbau des Handbuchs

In den ersten drei Blöcken sind die Inhalte so strukturiert, dass die drei grundlegenden Etappen der sprachlichen Integration zur Geltung kommen: Der Erstkontakt, der Spracherwerb und die gesellschaftlichen Beziehungen.

Der Erstkontakt betrifft die Gesamtheit der Prozesse, die sich zwischen Voreinschreibung und Eingliederung des Schülers in die neue schulische Umgebung bzw. in die Freizeitaktivitäten abspielen. Die Aufnahme junger Zuwanderer in ihre Arbeitsumgebung fällt auch in diese erste Phase. Im zweiten Abschnitt wird sowohl der Spracherwerb fokussiert, der in der Schule und bei außerschulischen Tätigkeiten stattfindet, als auch die Lernerfahrung der Eltern. Im dritten Abschnitt geht es um die Entwicklung gesellschaftlicher Beziehungen, konkret um die Interaktionen mit den zugewanderten Schülern auf der einen und mit ihren Familien auf der anderen Seite.

Zu jedem Thema werden Hilfsangebote und empfohlenes Arbeitsmaterial aufgezählt [wird auf ausgelassen, da nur für Katalonien von Interesse, Anm.], die wir unter dem Titel »Werkzeuge« zusammengefasst haben. Sie beziehen sich vor allem auf jene Bereiche, wo deren Gebrauch besonders sinnvoll sein wird: Die formale Schulbildung (Grund-, Mittel- und Oberschule), die informelle Bildung (Freizeit- und Sportvereine usw.) sowie die öffentliche Verwaltung (Integrationsdienststellen von Gemeinden und Bezirken, soziale Wohlfahrt, Ambulatorien usw.).

Im letzten Teil werden sechs Erfolgsmethoden [best practices, Anm.] vorgestellt: Das sind Projekte von Schulen, Vereinen, Unternehmen oder der öffentlichen Verwaltung, die der kurz- oder mittelfristigen Förderung der katalanischen Sprache dienen. Jede Erfolgsmethode ist mit einer Evaluation versehen; sie enthält Kommentare und Ratschläge, wie man die interessantesten Aspekte der jeweiligen Erfahrung je nach Anwendungsgebiet noch verstärken könnte.

1. Der Erstkontakt

1.1. Die Sprachgewohnheiten der Bildungs- und Sozialarbeiter

Wenn wir als Personen, die die neue Bevölkerung empfangen — ob dies nun in Gemeindeämtern, Ambulatorien, Schulen, Freizeit- oder Sporteinrichtungen etc. ist — die katalanische Sprache im Umgang mit ihnen beibehalten, erfüllen wir bereits eine wichtige Aufgabe der Inklusion von Zuwanderern, weil:

a) …wir ihren gesellschaftlichen Ausschluss verhindern. Sicherlich wurden wir schon mehrmals mit der Überlegung konfrontiert, dass »die neuen Katalanen die katalanische Sprache nicht lernen brauchen, weil ohnehin jeder in Katalonien Kastilisch [Spanisch] versteht«. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Integration nicht mit der Möglichkeit der Kommunikation erschöpft ist: Die Integration beinhaltet die Möglichkeit, in Gleichheit mit allen anderen Bürgern an einem Ort zu leben. Deshalb ist die Aufnahme von Schülern und Familien in einem Gebiet, dessen Landessprache Katalanisch ist, ohne ihnen Zugang zu dieser Sprache zu gewähren, eine zusätzliche Form des gesellschaftlichen Ausschlusses.

b) …wir ihnen die Gelegenheit bieten, die katalanische Sprache zu erlernen. Fachleute, die in Bildungs- und Sozialeinrichtungen in Ortschaften arbeiten, wo der gesellschaftliche Gebrauch der katalanischen Sprache geringer ist, haben noch mehr als anderswo die Aufgabe, den Zuwanderern die Gelegenheit zum katalanischen Spracherwerb zu bieten.

c) …wir die Bedingungen für unsere Sprache verbessern können. Im Rahmen unseres Aufgabenbereichs können wir dazu beitragen, dass die katalanische Sprache gestärkt wird. Die neue Bevölkerung hat das sprachliche Panorama unseres Landes verändert: Aus einer Situation der Zweisprachigkeit sind wir zu einer mehrsprachigen Situation übergegangen (allein in Katalonien werden über 200 Sprachen gesprochen). In diesem neuen Kontext kann die katalanische Sprache ein »Treffpunkt« zwischen Bürgern unterschiedlicher Ursprungskulturen sein.

d) …wir die Chancengleichheit fördern. Die derzeitige Gesetzgebung beinhaltet den Gebrauch der katalanischen Sprache als Recht aller Bürger, im katalanischen Autonomiestatut ist zudem die Pflicht verankert, sie zu beherrschen. Wenn wir uns also auf Katalanisch an neue Mitbürger wenden, ist dies eines der Mittel, über die wir verfügen, um sie bei der Ausübung ihrer Rechte und Pflichten zu unterstützen.

Um die katalanische Sprache beizubehalten, müssen wir uns eine neue Gewohnheit aneignen: Jene, dem Gebrauch der Sprache in allen Situationen treu zu bleiben, unabhängig von der Herkunft des Gesprächspartners. Wenn wir nicht verstanden werden, können wir einige Vorkehrungen treffen, welche die Kommunikation erleichtern, unter anderem:

  • Langsamer sprechen als gewöhnlich.
  • Das Gespräch mit Gesten oder Bildern unterstützen.
  • Den Wortschatz und den Satzbau vereinfachen.

Wir sollten nicht Sprache wechseln, es sei denn, wir werden von unserem Gesprächspartner ausdrücklich dazu aufgefordert. Falls wir gebeten werden, Sprache zu wechseln und gleichzeitig überzeugt sind, dass dies hilfreich sein könnte, sollten wir jene Sprache benützen, die dem Gesprächspartner – und nicht uns selbst — am nächsten ist (das wird also nicht immer die kastilische [spanische] Sprache sein).

[…]

1.2. Die Notwendigkeit, Katalanisch zu lernen

Die neu zugewanderten Personen wissen vielleicht noch nicht, welch positive Auswirkungen das Erlernen der katalanischen Sprache hat. Deshalb sollten wir uns als Fachleute in den unterschiedlichsten Bereichen des Empfangs positive Argumente vergegenwärtigen und sie den Zuwanderern vermitteln, um den Spracherwerb zu fördern (dies soll jedoch nicht eine Quelle von Spannungen werden). Im Folgenden stellen wir einige Gründe vor, welche beweisen, dass das Katalanische in unserem Land zur Überwindung von Grenzen beiträgt:

a) Die Sprache ist für Mütter und Väter erforderlich, da es die wichtigste Schulsprache ihrer Kinder sein wird.

b) Sie erlaubt es, mit dem Schulzentrum zu kommunizieren und dessen Aktivitäten mitzuverfolgen.

c) Sie verleiht Selbstvertrauen, weil man damit wie die meisten anderen Bürger in der Landessprache kommunizieren kann (im Gemeindeamt, im Gesundheitssprengel, am Markt, in der Freizeit usw.)

d) Sie trägt zur Empathie mit den Einheimischen bei, welche den Gebrauch der katalanischen Sprache — bewusst oder unbewusst — positiv einstufen.

e) In zahlreichen Kursen, die Zuwanderern angeboten werden, werden Sprachdiplome verliehen, die bei der Arbeitssuche hilfreich sein können.

f) Die katalanische Sprache ist als Instrument der gesellschaftlichen Inklusion wirksamer als andere Sprachen an anderen Orten. Ein Zuwanderer marokkanischen oder ecuadorianischen Ursprungs wird in Madrid größere Schwierigkeiten haben, als Einheimischer akzeptiert zu werden, bloß weil er Kastilisch spricht.

Wir können den neuen Mitbürgern Informationen über Sprachkurse erteilen, die ihren Erfordernissen gerecht werden.

[…]

1.3. Die öffentlichen Hilfsmittel für die Orientierung und die Unterstützung zum Sprachempfang

Häufig stößt man auf die falsche Auffassung, dass der Sprachempfang bzw. die Sprachvermittlung ausschließliches Gebiet von Sprachlehrern und Tutoren an den Schulen sind. Vielmehr stimmt, dass die Programme und Instrumente, die von der Generalitat [katalanischer Staat, Anm.], vor allem über den »Plan für die Sprache und den gesellschaftlichen Zusammenhalt« zur Verfügung gestellt werden (Integrationskurse, sprachlicher Empfang etc.), so ausgelegt sind, dass die Sprachvermittlung ein globales und von allen Fachleuten mitgetragenes Ziel wird, um die neuen Mitbürger bei uns aufzunehmen.

Aus diesem Grund können wir uns — stets freundlich — an Kollegen wenden, die wenig Sensibilität für die katalanische Sprache im Umgang mit Zuwanderern an den Tag legen, um sie dahingehend aufzuklären, dass ihr Verhalten:

a) …die Effektivität von öffentlichen Programmen und Instrumenten schwächen könnte, welche darauf abzielen, dass die neuen Katalanen die Landessprache erlernen.

b) …dem Engagement anderer Kollegen abträglich sein könnte, welche sich zur sprachlichen Integration der Kinder verpflichtet haben.

Andererseits können wir sie darauf aufmerksam machen, dass wir im Internet zahlreiches Material und Instrumente vorfinden können, welches die öffentlichen Verwaltungen sowie andere Institutionen und Organisationen zur Verfügung stellen, mittels derer die Sprachvermittlung an Kinder und Erwachsene erleichtert wird:

  • Allgemeine Informationen und Sprachangelegenheiten: Büro für Sprachangelegenheiten.
  • Orientierung im Bildungsbereich: Bildungsdienste und Materialsammlungen im Internet auf den Webseiten des Bildungsdepartements der Generalitat.
  • Für die Kommunikation mit den Familien: Übersetzungsdienste, Onlineübersetzer usw.

[…]

1.4. Der Erstkontakt in der Schule oder bei Freizeitaktivitäten

Beim ersten Kontakt mit den Familien ist es besonders wichtig, dass die Kommunikation so fließend wie möglich ist, weil wir auf der einen Seite möglichst viele Informationen vermitteln müssen (im Falle von Schulen und Instituten müssen wir außerdem allgemeine Informationen über unser Schulsystem erteilen), während es andererseits unerlässlich ist, bei dem Gespräch mit der Familie die Ausgangslage des neuen Schülers gut kennenzulernen, sein Schulniveau und die bereits beherrschten Sprachen in Erfahrung zu bringen. Die Kenntnis dieser Informationen über den künftigen Schüler wird auch zur Bekämpfung von Fehlern und Stereotypen (etwa: »alle Marokkaner sind arabischer Muttersprache«) beitragen.

Gleichzeitig sollten wir darauf achten, dass das Katalanische ab diesem ersten Kontakt die Umgangssprache mit der Familie und dem Schüler wird:

a) Eingangs empfiehlt es sich, immer die katalanische Sprache zu benutzen. Falls die Kommunikation schwierig ist, sollte man auch auf Bilder, Gesten, kurze und vereinfachte Sätze zurückgreifen (vgl. Thema 1.1.).

b) In einigen Fällen könnte die Priorität, ein fließendes Gespräch mit der zugewanderten Familie zu führen, Schwierigkeiten bereiten, der katalanischen Sprache treu zu bleiben; in diesen Fällen wird unsere Reaktion variieren, je nachdem, wie gut uns unser Gesprächspartner versteht.

c) Im Falle, dass wir uns genötigt sehen, Sprache zu wechseln, werden wir jene Sprache gebrauchen, die dem Gesprächspartner (und nicht uns selbst) am nächsten ist. Die kastilische [spanische] Sprache ist der naheliegendste, aber nicht unbedingt der beste Kanal. Falls wir Kastilisch wählen, sollte der oder die SchülerIn bestenfalls nicht anwesend sein, damit er oder sie nicht als erstes den Eindruck erhält, dass die katalanische eine nicht erforderliche Sprache ist.

d) Wir können auch einen Übersetzungsdienst benutzen. Es ist wichtig, als Ausgangssprache Katalanisch zu wählen, um die Vollwertigkeit dieser Sprache zu unterstreichen.

e) Es ist unerlässlich, der Familie die Wichtigkeit zu vermitteln, dass ihre Kinder die katalanische Sprache lernen und auch gebrauchen. Außerdem sollten wir darauf hinweisen, welche Vorteile es auch für die übrigen Familienmitglieder hätte, wenn sie Katalanisch lernen und ihnen Orientierungshilfe zu Sprachkursen anbieten.

[…]

1.5. Die sprachliche Integration im Arbeitsumfeld

Die Kenntnis der katalanischen Sprache ist eine für die berufliche Laufbahn der neuen Katalanen sehr wichtige Kompetenz.

a) Sowohl in der Fortbildung, als auch beim Zugang zum Arbeitsmarkt ist sie häufig die wichtigste Kommunikationssprache.

b) Sie ist ein zentrales Element der Entfaltung von persönlicher Unabhängigkeit, die bei jeder Arbeit sehr geschätzt wird.

c) Sie bietet Perspektiven gesellschaftlichen Aufstiegs: Bei höher qualifizierten Berufen sind Sprachkenntnisse wichtiger, als bei weniger qualifizierten.

d) Sie erleichtert die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz.

e) Ihre Kenntnis ist ein Grundrecht der Arbeiter, welches den Zugang zu anderen Grundrechten, wie Gesundheit, Bildung etc. erweitert und erleichtert.

f) In Katalonien müssen Unternehmen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind, die Verbraucher in deren Muttersprache (Katalanisch oder Kastilisch) bedienen. Es ist deshalb notwendig, dass die Mitarbeiter die katalanische Sprachen beherrschen; andernfalls werden sie ihre Arbeit nicht gesetzeskonform erfüllen können.

Es ist empfehlenswert, diese Zusammenhänge sowohl den jungen Zuwanderern, als auch ihren Familien zu erklären, um ihnen die Inklusion am Arbeitsmarkt zu erleichtern. Außerdem ist es wichtig, den Lehrern, Ausbildern und unseren Mitabeitern zu vermitteln, dass wir, wenn wir jungen Zuwanderern den Zugang zur und die Praxis in katalanischer Sprache nicht erleichtern, zu deren Benachteiligung beitragen, wenn es darum geht, am Arbeitsmarkt neben Einheimischen zu bestehen.

[…]

2. Erwerb der katalanischen Sprache

2.1. Die Didaktik der katalanischen Sprache

Um die katalanische Sprache zu vermitteln, empfiehlt es sich, außer die Methodik, die wir anwenden werden, auch die Art der Schülerschaft und das Unterrichtsmaterial zu berücksichtigen.

a) Methodik

Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass der kommunikative Ansatz die effektivste Methodik ist, um einem Fremdsprachler eine Sprache zu vermitteln (sämtliche Programme, die vom Europarat ausgearbeitet wurden, gehen von dieser Erkenntnis aus). Diese Methodik verlangt, dass die Inhalte mit der Motivierung, den Interessen und den persönlichen Charakteristiken der Schülerschaft in Verbindung stehen; dass die Aktivitäten, die in der Klasse durchgeführt werden, realitätsnah sind; dass sie eine kommunikative Absicht verfolgen, während derer die zu erlernende Sprache das Interaktionsmedium und nicht ein Studienobjekt ist; und dass die vier Sprachkompetenzen sowohl einzeln, als auch integriert vertieft werden (mündliches und schriftliches Verständnis, mündlicher und schriftlicher Ausdruck), und zwar mittels Aktivitäten, bei denen die Schüler ein vorher klar definiertes Ziel erreichen.

Gemäß kommunikativem Ansatz lernt man eine Sprache vor allem durch ihren Gebrauch. Deshalb ist es wichtig, dass die Didaktik von einem möglichst breiten Gebrauch der Sprache begleitet wird. Den Lehrern muss ihre diesbezügliche Verantwortung klar sein.

Lehrer und Ausbilder können ihr Sprachniveau den Fähigkeiten der Schüler anpassen, Fehler sollten während der Konversation auf möglichst subtile Weise korrigiert werden. Die Kenntnis der Muttersprache des Schülers kann die Effektivität des Spracherwerbs erleichtern.

b) Art der Schülerschaft

Falls die Schüler noch alfabetisiert werden müssen, muss berücksichtigt werden, dass:

  • …vor der schriftlichen Kompetenz eine gewisse mündliche Kompetenz erreicht werden muss. In dem Maße, wie die Kenntnisse fortschreiten, werden sich beide Kompetenzen verweben.
  • …vor allem visuelles Schulmaterial mit altersgerechtem Inhalt benutzt werden muss.

Was die übrigen Schüler betrifft, muss berücksichtigt werden:

  • …dass der Erwerb der katalanischen Sprache problemloser verläuft, wenn Schüler in den Kindergarten oder in die Grundschule integriert werden, als wenn sie in die Mittelschule einsteigen. Dies ist vor allem auf die katalanische Immersion [siehe] zurückzuführen.
  • In der Mittelschule sind die Fachkenntnisse bereits sehr wichtig für die Unterrichtsteilnahme. Um gleiche Zugangsvoraussetzungen zu schaffen, wird deshalb empfohlen, Schülern, die direkt in die Mittelschule einsteigen, parallele Sprach- und Unterstützungskurse anzubieten, die auch Fachsprachen (Mathematik, Sozial- und Naturwissenschaften…) vermitteln.

c) Material

Im Internet stehen umfassende Bibliographiesammlungen zur Verfügung, insbesondere auf der Homepage des Bildungsdepartements der Generalitat, wo auch eine Klassifizierung nach Zielpublikum möglich ist.

[…]

2.2. Der Umgang mit kultureller und sprachlicher Diversität

Die Vielfalt an Kulturen und Herkunftssprachen, die wir in Schulklassen, Freizeit- und Sporteinrichtungen usw. vorfinden, sollten aus dem Gesichtspunkt der Sprachvermittlung nicht als Problem, sondern als Bereicherung und Chance verstanden werden. Die Aufnahme von Personen mit sehr unterschiedlicher Herkunft:

a) …ist eine Herausforderung, die zur Verbesserung unserer Arbeitsweise beitragen kann.

b) …ermöglicht es uns, Kulturen und Sprachen aus fernen Ländern sowie neue Denk- und Problemlösungsansätze kennenzulernen.

Im Bereich der Sprachvermittlung ist es von grundlegender Wichtigkeit, die interkulturelle Bildung zu praktizieren, d.h., wir sollten den Schülern Werte vermitteln, die es ermöglichen, fremde Sichtweisen zu verstehen und sie mit den unseren in Beziehung zu setzen. Dies kann durch die folgenden Vorschläge erreicht werden:

a) Wir können Aktivitäten organisieren, welche Gewohnheiten, Traditionen und kulturelle Besonderheiten der Herkunftsländer der Mitschüler vermitteln.

b) Wir sollten die unterschiedlichen Kulturen aber auch nicht übermäßig unterstreichen, um nicht Distanz zu schaffen. Während jeder Aktivität, die mit der Schülerschaft organisiert wird, sollten stets Unterschiede und Ähnlichkeiten gleichzeitig im Vordergrund stehen. So gibt es etwa Traditionen, welche vielen Kulturen und Religionen gemein sind, obwohl sie sich anders äußern — etwa die Sonnenwendfeieren oder die Neujahrsfeierlichkeiten.

c) Wir sollten den Schülern möglichst viel über die kulturelle und sprachliche Diversität in unserem Land vermitteln. Die Wichtigkeit von Spanisch und Englisch sollte genauso unterstrichen werden, wie jene des Arabischen, des Chinesischen, des Wolof, Urdu usw. Die Sprache, welche diese so unterschiedliche Gesellschaft zusammenhält, ist die katalanische.

d) Es ist empfehlenswert, über die Wichtigkeit von landeseigenen Sprachen zu reden, um über die Situation von Sprachen zu sensibilisieren, welche — wie das Katalanische — in einer Minderheitensituation waren oder sind. Wir sollten darauf aufmerksam machen, dass in Katalonien viele Menschen leben, deren Muttersprache eine Berbersprache oder Quechua sind, welche ebenfalls »minorisiert« werden. Dies stärkt das Selbstwertgefühl ihrer Sprecher und erweitert den Horizont der — einheimischen wie zugewanderten — Schülerschaft über die vielen Sprachen, die in Katalonien gesprochen werden.

2.3. Die Teilnahme am Unterricht und der schulische Erfolg

Im Schulunterricht könnte der Schüler, der die katalanische Sprache nicht ausreichend beherrscht, das Interesse am gesamten Unterrichtsinhalt verlieren, wodurch das Risiko des schulischen Scheiterns steigt. Alle Lehrer müssen sich bewusst sein, dass:

a) …der Migrationshintergrund, für sich alleine, keine Ursache für Rückstände im Spracherwerb ist. Der zugewanderte Schüler hat selbstverständlich dieselben kognitiven Fähigkeiten, wie die einheimischen; im Falle von Schülern, die aus einem mehrsprachigen Kontext stammen, können sie mitunter sogar eine überdurchschnittliche Veranlagung mitbringen, eine neue Sprache zu lernen.

b) …häufig die Tatsache, dass seine Bedürfnisse und Besonderheiten nicht adäquat berücksichtigt werden eine emotionale Distanzierung des zugewanderten Schülers verursachen, wodurch das Misserfolgsrisiko steigt.

Deshalb müssen Lehrer — als Hauptakteure der sprachlichen Integration von Schülern — nicht nur Sprachkenntnisse fördern, sondern auch dafür sorgen, dass eine emotionale Bindung zur katalanischen Sprache entsteht. Einige Strategien können folgende sein:

a) Das Selbstbewusstsein der Schüler stärken, ihre Anerkennung unterstützen und ihre Motivation bestärken. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, kann es sein, ihrem persönlichen kultuerellen und sprachlichen Reichtum Wertschätzung entgegenzubringen.

b) Den Konktakt mit den Familien nicht verlieren, und ihnen die Wichtigkeit der katalanischen Sprache für die Zukunft ihrer Kinder zu vermitteln. Die Einstellung der Eltern wirkt sich stark auf die Motivation der Schüler aus.

c) Den Unterricht an die Schüler anpassen und nicht umgekehrt. Man muss sich bewusst sein, dass uns Lernerfolge und Fortschritte oft nur deshalb gering erscheinen, weil wir unsere Ziele bzw. Erwartungen zu hoch gesteckt hatten. Dies kann sich wiederum negativ auf die Motivation des Schülers auswirken. Manchmal kann es wichtig sein, die wesentlichen Unterschiede zwischen Katalanisch und der Ursprungssprache des Schülers zu kennen: Wenn wir beispielsweise wissen, dass Arabisch, Chinesisch oder Urdu keine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben kennen, dass die arabische Sprache nur einen Artikel hat, der weder nach Genus noch nach Anzahl unterscheidet, oder dass Wolof ein Fünfer-Zählsystem benutzt (sieben entspricht »fünf plus zwei«), können wir einige Schwächen der Schüler besser einstufen und bewerten.

2.4. Der Spracherwerb in den Freizeiteinrichtungen

Es ist wichtig, dass in Freizeiteinrichtungen (Sportanlagen, Freizeitclubs, Jugendzentren…) eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet und klare Richtlinien über den Gebrauch der katalanischen Sprache festgelegt werden, weil…

a) …diese Einrichtungen eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen und sprachlichen Integration einnehmen, und diese nicht von den Aufgaben der Schulen getrennt werden können.

b) …sie eine bevorzugte Umgebung für die sprachliche Integration anbieten: Den Erwerb der katalanischen Sprache erreicht man auf eine natürliche und spontane Weise noch leichter, beim Zusammenleben, Sprechen und Spielen. Dies zu vernachlässigen würde bedeuten, den Kindern eine Gelegenheit zur rascheren und besseren Integration vorzuenthalten.

Es ist wichtig, dass der Verein oder die Freizeiteinrichtung diese Erkenntnis auch den Freiwilligen vermittelt. Zeitmangel führt besonders bei Freiwilligen manchmal dazu, dass sie auch die Wichtigkeit der Sprachwahl nicht vertiefen können.

Im Folgenden zählen wir einige Vorschläge auf, wie sich Erzieher, Tutoren, Trainer oder Freiwillige verhalten können, um den Kindern mit Migrationshintergrund den Kontakt mit der katalanischen Sprache zu erleichtern:

a) Eine hohe Treue zur katalanischen Sprache einhalten (vgl. Thema 1.1). Es empfiehlt sich, stets die katalanische Sprache beizubehalten, ganz unabhängig davon, was die Ursprungssprache des Gesprächspartners ist, es sei denn sie oder er fordert uns ausdrücklich zu einem (zeitlich begrenzten) Sprachwechsel auf.

b) Speziell im sportlichen Umfeld sollten Trainer/Lehrer die jeweilige Fachsprache benutzen, damit sich bestimmte Ausdrücke nicht ausschließlich in kastilischer [spanischer] Sprache durchsetzen. Gegebenenfalls können auch katalanische Fachwörterbücher nützlich sein, die großteils kostenlos im Internet zugänglich sind.

c) Spiele auswählen, die den Spracherwerb unterstützen. Im Internet gibt es zahlreiche Bibliographien und Unterlagen zu diesem Thema.

d) Aktivitäten organisieren, die sich außerhalb der Freizeiteinrichtung im direkten Kontakt mit der katalanischen Gesellschaft abspielen, indem wir darauf achten, dass die Sprache beibehalten wird.

[…]

3. Die gesellschaftlichen Beziehungen

3.1. Beziehung zu den neuen Schülern

Die Schul- und Freizeiteinrichtungen sind Räume, in denen sich menschliche Beziehungen entfalten. Deshalb kann das Interesse, eine Sprache zu lernen, zunehmen, wenn ein der Integration und Inklusion zuträgliches Klima vorherrscht. Einige Empfehlungen:

a) In der Beziehung zu den neuen Schülern müssen Lehrer, Ausbilder usw. wissen, dass weder exzessiv paternalistisches, noch übermäßig distanziertes Verhalten von Vorteil sind. Dies gilt auch während des Sprachunterrichts. Häufig werden die Fähigkeiten der zugewanderten Kinder unterschätzt (»die Armen, und jetzt sollen sie auch noch Katalanisch lernen«), oder es wird aufgrund von Vorurteilen vermieden, sie auf Katalanisch anzusprechen (»sie wollen es ja gar nicht lernen«). Es ist wichtig zu wissen, dass Kinder mit Migrationshintergrund häufig bereits mehrere Sprachen beherrschen, weshalb es für sie nichts besonderes ist, die Landessprache des Aufnahmelandes zu erlernen.

b) Allgemeinplätze über das Phänomen der Migration müssen entkräftet werden, da sie in manchen Fällen rassistische oder ausgrenzende Verhaltensweisen fördern können. Das Vorurteil, dass »sie sich nicht integrieren wollen« kann Exklusion rechtfertigen. Doch die verfügbaren Daten beweisen, dass das Vorurteil nicht der Realität entspricht: Die steigenden Einschreibungen zu Katalanischkursen zeigen etwa, dass es eine immer größere Integrationswilligkeit gibt. Es ist sehr wichtig, die Vorurteile als solche zu erkennen und sowohl den Schülern als auch unseren Mitarbeitern die falschen Annahmen zu erklären, auf denen sie beruhen. Hierfür ist auch die Faktensammlung »Daten zur Entkräftung von Vorurteilen« der Generalitat de Catalunya nützlich.

c) Wir können Kommunikationsstrategien anwenden, welche die kulturelle und sprachliche Herkunft der Kinder berücksichtigen, zum Beispiel:

  • Ihre Namen korrekt aussprechen.
  • Grußformeln der Herkunftssprache benutzen.
  • Themen auswählen, die mit ihrer Herkunft oder ihrem Leben in Verbindung stehen.

[…]

3.2. Beziehungen zu den Familien

Im Laufe des Schuljahres ist es wichtig, dass wir die Erwartungen und die Perzeption der Familie im Zusammenhang mit den Lernfortschritten ihrer Kinder in Erfahrung bringen:

a) Mit den Eltern von Kindergarten- und Grundschulkindern können wir informell in Kontakt treten, wenn sie ihre Kinder von der Schule abholen (wenn sie sie bringen, während eines gemeinsamen Ausflugs etc.).

b) Mittelschulkinder werden nur noch selten von den Eltern abgeholt, deshalb müssen Treffen während des Schuljahres vereinbart werden. Aufgrund der Arbeitszeiten der Eltern könnte es u.U. schwierig sein, einen Termin während der Schulzeit zu finden. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, das einheimische Schulsystem und die Besonderheiten der jeweiligen Schule zumindest am Anfang gut zu erklären (vgl. Thema 1.4).

Andererseits müssen die Familien die Wichtigkeit der Sprache erkennen, die ihre Kinder lernen, damit sie sie beim Spracherwerb direkt unterstützen bzw. motivieren.

Die Elternvereine können in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle einnehmen:

a) Abkommen mit Sprachbüros oder örtlichen Sprachschulen abschließen, damit Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund ebenfalls die Gelegenheit bekommen, Katalanisch zu lernen.

b) Die Zuwandererfamilien bewusst in die Elternvereine einbinden und den Gebrauch der katalanischen Sprache im Umgang mit ihnen fördern.

c) Gemeinsame Aktivitäten (Koch-, Näh- oder andere Kurse für Eltern) auch dafür nutzen, um sich einerseits über die Herkunftskultur der Familien zu informieren und andererseits die katalanische Sprache und Kultur zu vermitteln. Es ist sehr wichtig, sowohl die Unterschiede, als auch die Gemeinsamkeiten wertzuschätzen.

[…]

Siehe auch ‹1 | 1›

Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
Categories
BBD

Katalanische Immersion, europäisches Modell.

Katalonien hat ein Schulsystem, das ich hier schon mehrmals als vorbildlich für den Minderheitenschutz und die Gewährleistung gesellschaftlichen Zusammenhalts bezeichnet und als Ideallösung — auch für Südtirol — vorgeschlagen hatte. Das System wird offiziell »katalanische Immersion« genannt und besteht in einer sehr stark asymmetrischen Sprachverteilung, um den Automatismen und Schieflagen des Nationalstaats entgegenzuwirken (affirmative action): Fast alle Fächer werden in katalanischer Sprache unterrichtet, einige wenige auf Spanisch (Kastilisch). Der Erfolg bei Spracherwerb und Kohäsion gibt den Katalaninnen recht.

Immer wieder versuchen in Katalonien einzelne Eltern mithilfe nationalistischer Vereine einsprachig kastilische Schulen gerichtlich durchzusetzen, obwohl das Verfassungsgericht schon mehrmals die Rechtmäßigkeit der »katalanischen Immersion« festgestellt hat. Die Zahl der Eltern, die ihre Kinder in eine solche einsprachige Schule (wie es sie in Südtirol gibt) einschreiben würden, ist Umfragen zufolge unterhalb der statistischen Relevanz.

Interessant ist, dass die »katalanische Immersion« auf internationaler Ebene regelmäßig als Modell bzw. als best practice ausgezeichnet wird, und dass Vorstöße, das Modell einzuschränken, in ganz Europa Widerspruch ernten. Die Töne, die dabei zur Verteidigung des katalanischen Systems angeschlagen werden, sind auch für uns Südtiroler interessant:

Die europäischen Institutionen würdigen erneut das katalanische Bildungssystem, welches auf die »katalanische Immersion« aufbaut, nachdem sie es mehrmals — vor allem was die Sprachvermittlung betrifft — als Modell bezeichnet hatten. Diesmal ist es die Vorsitzende der Kultur- und Bildungskommission des Europäischen Parlaments, Doris Pack (EVP), welche betont, dass »die Trennung der Schüler nach Muttersprache zu einer Teilung des Landes führen würde.« Für Pack »[ist] es gut, dass Menschen, die nach Katalonien zuwandern, die katalanische Sprache sprechen und verstehen, [nicht nur] aus Respekt«; »wir haben in Deutschland auch keine türkischen Schulen«. Pack hat sich an Eltern gewandt, die von anderen spanischen Regionen oder aus dem Ausland nach Katalonien kommen und ihren Kindern eine kastilische Schulbildung geben möchten, dass »sie sich daran gewöhnen sollten, die Sprache ihres Viertels, ihrer Stadt und des neuen Landes zu sprechen, in dem sie leben«.

Pack, Pädagogin und langjährige Europaparlamentarierin, findet es positiv, dass »Madrider, die nach Katalonien ziehen, Katalanisch lernen« und lobt die Katalanen »für ihre Mehrsprachigkeit«. Die Kommissionsvorsitzende betont, dass »keine der beiden Sprachen fallen gelassen werden darf und beide zu fördern sind, doch das kann man nicht nur durch getrennte Schulen erreichen«. Pack geht noch weiter und ruft außerdem dazu auf, noch eine weitere Sprache, zum Beispiel Englisch oder Französisch, »gut« zu lernen.

Außerdem wendet sich Pack an die jungen Spanier außerhalb Kataloniens, welche (gemäß Statistik) oft keine Fremdsprache gut genug beherrschen, um etwa im Ausland zu arbeiten. »Südamerika ist weit weg; Frankreich, Deutschland und Italien befinden sich hingegen in unmittelbarer Nähe«. »Wir haben einen gemeinsamen Markt, der große Gelegenheiten bietet, doch wenn wir nicht die erforderlichen [sprachlichen] Fähigkeiten ausbauen, ist es schwierig, davon zu profitieren«. In diesem Zusammenhang erwähnt sie die Überraschung, welche in Deutschland herrsche, wo händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften gesucht wird, während die arbeitslose Jugend in manchen EU-Ländern nicht angezapft werden könne, da sie über keinerlei Fremdsprachkompetenzen verfügt.

Bereits 2009 hatte das Europaparlament die »katalanische Immersion« als »wirksamstes Modell zur Förderung der Mehrsprachigkeit« bezeichnet. Die bei dieser Gelegenheit verabschiedete Vorlage lehnte das Recht der Eltern, die Schulsprache der Kinder zu wählen, grundsätzlich ab, da dies der Kohäsion schade.

Andere gemeinschaftliche Institutionen haben das katalanische Bildungssystem ebenfalls gewürdigt. Die Europäische Kommission ging sogar so weit, es als »best practice« offensiv für mehrsprachige Gebiete in der EU vorzuschlagen. Im Jahr 2008 teilte die Kommission außerdem mit, es gebe in Katalonien [aufgrund der »katalanischen Immersion«] keine Diskriminierung der kastilischen Sprache. Ein Jahr zuvor hatte auch der Europakommissar für Mehrsprachigkeit, Leonard Orban, das Bildungssystem als vorbildlich und nachahmenswert bezeichnet. Er stützte sich auf ein Gutachten von Sprachexperten der Europäischen Kommission.

Der Europarat, der für die Charta der Regional- und Minderheitensprachen zuständig ist, bezeichnete das katalanische System 2008 als das bestmögliche und empfahl sogar eine noch stärkere Asymmetrie. Zuvor hatte der Rat 2005 bereits València und den Balearen empfohlen, dasselbe Bildungsmodell einzuführen.

Quelle: Racó Català.
Übersetzung:

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 | 1›

Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
Categories
BBD

Ladinerinnen bestraft?

In einer Landtagsanfrage haben die grünen Landtagsabgeordneten Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba darauf hingewiesen, dass das Land der ladinischen Wochenzeitung Usc di Ladins und der Ladinervereinigung Union Generela die finanzielle Unterstützung im letzten Jahr radikal (um über 20 respektive 80%) zusammengestrichen habe. Sie wollten von der Landesregierung den Grund für diese ungewöhnlichen Kürzungen erfahren.

Gerade die Usc (welche der Generela gehört) wurde von Durnwalder schon mehrmals angegriffen und zurechtgewiesen, weil sie Politik betreibe, obwohl sie mit öffentlichen Mitteln gefördert wird. Gestört hat den Landeshauptmann freilich, dass Entscheidungen seiner Regierung (bezüglich ladinischer Dachsprache etwa) kritisiert wurden oder die Ladins in der Berichterstattung oft besser wegkommen, als die SVP Ladina. Wenn ein Medium aber ebenfalls vom öffentlichen Geldtopf abhängt, aber — wie das Tagblatt der Südtiroler — eine der Landesregierung genehmere politische Meinungsmache betreibt, stößt sich offensichtlich niemand daran.

Im Auftrag der Landesregierung wies der zuständige Landesrat Mussner darauf hin, dass die Förderung des Landes zurückgeschraubt wurde, weil zeitgleich beschlossen wurde, jene der Region hochzufahren. Insgesamt sei damit die Unterstützung für Usc und Generela lediglich um 9% gefallen, was dem allgemeinen Spartrend entspreche.

Selbst wenn diese Zahlen stimmen sollten, bleiben jedoch zwei Einwände aufrecht:

Erstens: Warum wird die Minderheitenförderung vom Land zur Region verschoben, wo doch mittlerweile Konsens ist, dass die Region abzuschaffen wäre? Sollen neue Zuständigkeiten verhindern, dass es dazu kommt?

Zweitens und viel wichtiger: Selbst wenn man bei 9% nicht mehr von einer Strafmaßnahme gegen unliebsame Medien sprechen könnte, ist es völlig unverständlich, dass eine so kleine Minderheit wie die ladinische anteilsmäßig gleich stark am Sparzwang beteiligt wird, wie die größeren Sprachgemeinschaften. Das widerspricht dem Prinzip der positiven Diskriminierung. Grundsätzlich wären die Förderungen für die Ladinerinnen im zweifelsfall sogar anzuheben: Dass es — anders als in Graubünden — in Südtirol keine ladinische Tageszeitung gibt, zeugt davon, dass die derzeitigen finanziellen Mittel keine Gleichberechtigung der Sprachen gewährleisten.

Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
Categories
BBD

Suomi.

Soeben von einer Reise zurückgekehrt, die mich unter anderem nach Finnland geführt hat, möchte ich kurz über die Situation der dort lebenden schwedischen Minderheit berichten, wie ich sie kennengelernt und beobachtet habe.

Rund 5,5% der Landesbevölkerung ist schwedischer Sprache, was bei einer Gesamtbevölkerung von 5,3 Millionen (Stand: 2008) etwa 291.500 Individuen entspricht (zum Vergleich: ca. 348.000 Südtirolerinnen haben sich 2001 der deutschen Sprachgruppe zugehörig erklärt). Von dieser Anzahl müsste man eigentlich die rund 28.000 Bewohnerinnen von Åland wegzählen, weil die Inseln einen eigenen, halbsouveränen Status (mit regionaler Staatsbürgerinnenschaft, spezifischen Schutzmechanismen, teilweise eigener Außenpolitik etc.) besitzen.

Finnland bezeichnet sich als zweisprachiges Land, der samischen Bevölkerung im Norden (mit nur ~1.800 Sprecherinnen) kommen noch einmal gesonderte Rechte zu. Anders als Italien hat Finnland die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen unterzeichnet und ratifiziert.

Grundsätzlich gelten Gemeinden in Finnland als zweisprachig, wenn die kleinere Sprachgruppe mindestens 8% der Gesamtbevölkerung stellt; fällt dieser Anteil unter 6%, wird die Gemeinde einsprachig. In Abweichung von dieser Regelung darf eine Gemeinde auch dann den zweisprachigen Status aufrecht erhalten, wenn die jeweils anderssprachige Bevölkerungsgruppe unter 6% liegt. Dies bedarf der Zustimmung aus Helsinki und wurde bereits in mehreren Gemeinden erprobt.
Als vor wenigen Jahren mit Turku/Åbo die Schweden erstmals in einer größeren zweisprachigen Stadt unter die 6%-Marke zu fallen drohten, wurde der Mechanismus dahingehend erweitert, dass eine Gemeinde auch dann zweisprachig bleibt, wenn die kleinere Sprachgruppe mindestens 3.000 Mitglieder zählt, was in der 177.000-Einwohnerinnen-Stadt der Fall ist.

Selbstverständlich bedarf die Prozentlösung wie in Südtirol einer amtlichen Erhebung der Sprachzugehörigkeit, was — laut von mir befragten Finninnen — noch nie politisch beanstandet wurde. Ebensowenig war angeblich jemals ein Thema, dass diese Erhebungen im Widerspruch zu EU-Recht stehen könnten, wie dies in Südtirol immer wieder zu hören ist.

Die Zweisprachigkeit einer Gemeinde wirkt sich auf zahlreiche Bereiche aus, so auf die Schulsprache, die örtliche Amtssprache¹, den Konsumentinnenschutz oder die Ortsnamen. Letztere sind aber nur dann zweinamig, wenn in beiden Sprachen historische Bezeichnungen zur Verfügung stehen — sonst bleiben sie einnamig. Produkte, insbesondere Medikamente, sind meinen Beobachtungen zufolge im gesamten Land (also selbst in einsprachig finnischen Gemeinden) de facto immer zweisprachig beschriftet. Auch die Durchsagen an den Bahnhöfen waren selbst in einsprachig finnischen Ortschaften immer dreisprachig (auf Finnisch, Schwedisch und Englisch).

Das Schulmodell sieht — ähnlich wie in Südtirol — finnische und schwedische Schulen vor, wobei die Schülerinnen auf dem gesamten Staatsgebiet verpflichtet sind, die jeweils andere Sprache zu erlernen. Laut Informationen, die ich noch nicht hinreichend verifizieren konnte, wird der Zweitsprachunterricht in der Regel erst ab dem dritten Schuljahr eingeführt. Immersionsunterricht gibt es ausschließlich für finnischsprachige Schülerinnen in solchen Gegenden, wo sie nicht die Möglichkeit haben, breiten direkten Kontakt zur schwedischen Bevölkerung zu haben. Die Kenntnisse der »anderen einheimischen Sprache«, wie Finnisch und Schwedisch als Zweitsprache genannt werden, seien jedoch in wirklich zweisprachigen Gemeinden² im Schnitt so gut, dass man — laut einhelliger Meinung von mir befragter Finninnen — nicht heraushören könne, welches die Muttersprache ist. Dies, obschon die Unterschiede zwischen den Sprachen wesentlich größer sind, als zwischen Deutsch und Italienisch, welche beide der indogermanischen Sprachfamilie angehören.
Aufgrund des staatsweit erdrückenden Anteils an Finnischsprachigen habe die perfekte Zweisprachigkeit jedoch auch den Nachteil, dass die schwedische Sprache im Laufe der letzten Jahrzehnte zurückgegangen ist, obwohl jetzt allgemein von einer Stabilisierung gesprochen wird.

Den Finnlandschwedinnen kommen Quotenregelungen zugute, die (im Sinne der affirmative action) anders als im Falle des Südtiroler Proporzes nicht auch der finnischen Mehrheitsbevölkerung zustehen. So stehen schwedischsprachigen Studenten zum Beispiel eine Mindestanzahl an Studienplätzen zu, die Quote darf aber zu Lasten der Mehrheitsbevölkerung auch übererfüllt werden.

Siehe auch ‹1 | 1› 2›

1) an staatliche Behörden dürfen sich Bürger immer in der eigenen Sprache wenden, das gilt auch für die Gerichte;
2) es hat sich in den Gesprächen herauskristallisiert, dass amtlich zweisprachige Gemeinden nicht automatisch als voll zweisprachig empfunden werden, weil bei zu geringer Repräsentation der kleineren Sprachgemeinschaft keine breite Möglichkeit zum direkten Sprachkontakt besteht.

Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
Categories
BBD

(Tatsächliche) Schieflage.

Obwohl die Kette (außerhalb Österreichs) nur in Südtirol vertreten ist, werden in MPreis-Märkten derzeit für Treuepunkte nur Sammelpässe in italienischer Sprache ausgegeben. MPreis teilt dazu mit, es handle sich um ein Versehen, man werde nachbessern. Zurückzuführen sei dieses Missgeschick auf eine »Behörden-Ermahnung«, die Pässe müssten »auch die italienische Beschreibung beinhalten«.

Es gibt also nicht nur Gesetze, die (nicht für Inhaltsangaben oder Gefahrenhinweise, sondern vergleichsweise belanglose Dinge wie Sammelpässe) die italienische Sprache vorschreiben — sie werden auch sehr emsig auf Einhaltung überwacht. In Südtirol geschieht dies zu Lasten der deutschen und der ladinischen Sprache, da diese im Privatsektor von keinem Gesetz geschützt werden. Gleichzeitig sorgen die Behörden auch dort nicht für Gleichberechtigung, wo eine Verpflichtung dazu bestünde. Als Beispiel sei wie immer der eklatante Fall der Packungsbeilagen von Medikamenten genannt, der dem Vergleich mit einem Sammelpass wohl problemlos standhalten dürfte.

hat regelmäßig auf die Notwendigkeit eines Konsumentenschutzgesetzes hingewiesen, das sämtliche Landessprachen berücksichtigt. Bislang wurde dies unter anderem mit dem Hinweis abgelehnt, man dürfe Privaten nichts vorschreiben, der Markt regle das von selbst. Wie der beschriebene Vorfall zeigt, werden Privaten jedoch — einseitig! — bereits strikte Vorschriften gemacht, der Markt wäre also selbst dann nicht frei, sich selbst zu regeln, wenn er es könnte und wollte.

Das ist weder positive Diskriminierung (affirmative action) noch Gleichberechtigung, sondern schlicht und ergreifend: eine Benachteiligung der Minderheitensprachen.

Siehe auch ‹1 ‹2 | 1›

Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
Categories
BBD

Kurzbericht Katalonien: Etikettierung.
Vergleich mit Südtirol

In Katalonien ist es längst gestattet, Produkte zu verkaufen, die ausschließlich auf Katalanisch beschriftet sind. Damit ist die Sprache in dieser Hinsicht rechtlich dem Spanischen gleichgestellt. Zwei Sprachen mit gleicher Würde.

Und es gibt sie, diese ausschließlich auf Katalanisch beschrifteten Produkte — obwohl die Katalaninnen, anders als wir, nichts einfach aus dem Ausland importieren können, das schon in ihrer Sprache etikettiert wäre, sondern die ganze Arbeit selbst leisten müssen.

Fotos von Produkten mit ausschließlich katalanischer Etikettierung:

Bei uns ist dagegen bei nur auf Deutsch beschrifteten Produkten nach wie vor die italienische Nachetikettierung vorgeschrieben, bei der großteils der ursprüngliche deutsche Text mit unleserlichen italienischen Etikettchen überklebt wird. Umgekehrt gilt diese Pflicht für italienisch beschriftete Produkte nicht. Das ist nach wie vor ein kolonialistisches Selbstverständnis, das die Überlegenheit der Staatssprache beinhaltet (»Excoluimus…«) und anderen grundsätzlich nicht die gleiche Würde zugesteht.

So sieht dann im Supermarkt aus, was einige als Vorzeigeautonomie bezeichnen:

Diese anachronistische Vorschrift fördert nicht nur nicht den Verkauf von deutsch beschrifteten Produkten, sondern hemmt ihn aktiv durch massive Mehrkosten und dadurch, dass die Zusatzetiketten auch noch Käuferinnen abschrecken. Wer möchte sich schon Produkte mit lauter hässlichen und haptisch unangenehmen Etikettchen in den Kühlschrank stellen?

Das ist das Gegenteil von affirmative action. Jedes einzelne dieser nervigen Pickerln ist ein Armutszeugnis für ein mehrsprachiges Land.

Siehe auch ‹1 ‹2 / ‹3

Vertiefung: Associació en Defensa de l’Etiquetatge en Català (ADEC).

Die Fotos wurden im Brixner M-Preis und bei Orangutan in Olot (Katalonien) aufgenommen.

Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
Categories
BBD

Ladinische Ortstafeln: Sëlva.

Heute morgen ist die erste Antwort auf die Anfragenserie [siehe] zu den ladinischen Ortstafeln eingegangen, und zwar vom Ambolt von Sëlva:

Selva.

Schwärzungen von uns

Siehe auch 1›

Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
Categories
BBD

Estatut06.

Ich werde hier versuchen so viele Informationen wie möglich über die neue katalanische Landesverfassung zusammenzutragen und möglichst in deutscher Sprache verfügbar zu machen. Denn was man nicht kennt, kann man sich schwer zum Vorbild machen – ein weiterer bescheidener Beitrag zur Überwindung unserer Lage als Jünger der Vorzeigeautonomie:

• Die katalanische Tageszeitung El Periodico de Catalunya hat themenweise und stichpunktartig die wichtigsten Neuerungen des neuen »Estatut« aufgeschlüsselt. Meine erste Anstrengung wird sein, diese Aufschlüsselung des Textes an dieser Stelle wiederzugeben:

Identitat: El text recull literalment el reconeixement de Catalunya com a nació

Identität: Der Text nimmt wörtlich die Anerkennung Kataloniens als Nation auf

Der erste Titel des »Estatut« vereint die grundlegenden identitären Definitionen des Textes auf sich. Katalonien wird als Nationalität bezeichnet, es wird die Pflicht aufgestellt, die katalanische Sprache zu kennen, es werden Beziehungen zum Staat bezüglich Autonomie, Bi- und Multilateralität festgeschrieben und außerdem wird die Besonderheit des aranesichen Volkes anerkannt.

Der erste Artikel nimmt wörtlich Bezug auf die Anerkennung Kataloniens als Nation.

Das Katalanische erhält die gleiche Behandlung wie das Kastilische. Der Text umfasst die Pflicht, die katalanische Sprache zu beherrschen.

Es wird festgestellt, dass die Beziehungen zum Staat sich auf dem Grundsatz stützen, dass »die Generalitat der Staat ist« und zwar durch die Prinzipien der Autonomie, der Bi- und Multilateralität.

Der erste Artikel stellt fest, dass die Eigenregierung Kataloniens als Nation sich auf das Grundgesetz und die historischen Rechte des katalanischen Volkes stützt.

Des politischen Zustandes als »Katalanen« erfreuen sich die Bürger des Staates, die ihren Wohnsitz in Katalonien haben.

Der erste Artikel verfügt, dass die Symbole Kataloniens die Flagge (die traditionelle mit vier roten Streifen auf gelbem Hintergrund), das Fest des Elften September und die Hymne (Els Segadors) sind.

Der Text bestimmt, dass das aranesische Volk seine Eigenregierung mittels dieses Statuts ausübt. Weitere Artikel anerkennen Aran als »nationale Realität« und schützen seine Eigenheit durch spezielle juridische Normen.

Model social: La proposta especifica principis rectors en politiques sobre vivenda, infà ncia o foment de la llengua catalana

Sozialmodell: Die Vorlage beschreibt die Grundprinzipien in Wohnbau, Jugendpolitik oder Förderung der katalanischen Sprache

Das »Estatut« beinhaltet neuartige Wege im zivilen, sozialen und sprachlichen Bereich, die den Geist des neuen Statuts in Angelegenheiten wie »würdevoller Tod«, Recht auf Wohnung oder Umweltschutz widerspiegeln.

Ziviler Bereich

Die Senioren haben ein Recht auf würdevolles Leben, ohne dass sie aufgrund ihres Alters diskriminiert werden dürfen.

Die Jugend hat Recht auf die nötige und umfassende Aufmerksamkeit, die für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihr Wohlergehen im sozialen Kontext vonnöten ist.

Die Frauen haben Anrecht auf die freie Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer Fähigkeiten, würdevoll zu leben, auf Sicherheit und Autonomie, frei von Diskriminierung. Die Frauen haben ein Recht darauf, dass die öffentlichen Institutionen für die Durchsetzung des Chancengleichheitsprinzips zu sorgen haben.

Es gibt ein Recht, »den Sterbeprozess würdevoll zu leben« und eigene Absichten vorab kundzumachen, die über (erwünschte) Eingriffe und ärztliche Behandlung klarheit verschaffen.

Sozialer Bereich

Die öffentlichen Institutionen haben Maßnahmen zu ergreifen um sicherzustellen dass Menschen mit unzureichenden (finanziellen) Mitteln Zugang zu einer würdevollen Wohnmöglichkeit erhalten.

Recht auf Leben in einer ausgeglichenen, nachhaltigen und gesundheitsverträglichen Umwelt.

Förderung und Verbreitung der Sprache

Die öffentlichen Institutionen Kataloniens haben die katalanische Sprache in sämtlichen Bereichen und Sektoren zu schützen und ihren Gebrauch, Verbreitung und Kenntnis zu fördern.

Die Sprachförderungspolitik muss auf das gesamte Staatsgebiet, auf die Europäische Union und die restlichen Länder ausgeweitet werden.

Die öffentlichen Institutionen Kataloniens müssen fördern, dass die Daten von Etikettierung und Verpackung sowie die Bedienungsanleitungen von Produkten, die in Katalonien hergestellt und verteilt werden, mindestens auf Katalanisch abgefasst werden.

Institucions: Es millora la regulació sobre el poder local, s’introdueix el concepte de vegueria i es reforça el Tribunal Superior de Justicia de Catalunya

Institutionen: Die Regulierung lokaler Institutionen wird verbessert, die »Vegueria« (historische katalanische Verwaltungseinheit, Anm.) eingeführt und der Katalanische Oberste Gerichtshof gestärkt

Die Vorlage vertieft die institutionelle Struktur der Generalitat, indem sie der lokalen Administration und deren Beziehungen zur Generalitat eine wichtigere Rolle zuspricht. Das neue Statut schreitet außerdem zur territorialen Organisation Kataloniens in »Vegueries« und Kommunen.

Die Figur des »Conseller Primer« wird eingeführt und zudem die grundlegenden Aspekte des Rates für Statutsgarantien, des Beschwerdegerichts und des Rechnungshofes geregelt.

Der Text bindet die Lokalkörperschaften (direkt) ins Statut ein, indem eine unmittelbare Beziehung zwischen Kommunalverwaltungen und Generalitat gefördert wird. Katalonien strukturiert seine neue Territorialorganisation in Kommunen und »Vegueries«.

Die autonome Regierung und Verwaltung einer »Vegueria« kommt dem Rat der Vegueria zu, der sich aus dem Präsidenten und den Räten zusammensetzt. Der Vegueria-Rat ersetzt außerdem die (bisher auf kastilischem Modell bestehenden) Diputationen.

Die »Comarca« (Kreis) wird als Lokalkörperschaft anerkannt, die Ausdruck des Zusammenarbeits- und Zusammenschlusswillens der Kommunen ist und die Schaffung weiterer übergemeindlicher Körperschaften ermöglicht.

Ein spezieller Status ist für die Gemeinde Barcelona vorgesehen, »herzustellen durch ein Gesetz des (katalanischen) Parlaments«.

Die Position des Katalanischen Obersten Gerichtshofs wird – als letzte Instanz sämtlicher in Katalonien begonnener Prozesse – gestärkt.

Competencies: S’amplien les competències de la Generalitat i es demana a l’Estat la delegació en la gestió de noves matèries

Zuständigkeiten: Die Kompetenzen der Generalitat werden erweitert. Vom Staat wird die Delegierung in der Verwaltung weiterer Bereiche verlangt.

Eines der wichtigsten Ziele des Estatuts ist die Erweiterung der Zuständigkeiten. Außer die Bereiche festzuschreiben, die Kompetenz der Generalitat sind, beinhaltet der Text die Forderung an den Staat, weitere Bereiche zu delegieren.

Zuständigkeit über die Bestimmungen zu Aufenthalt und Wohnsitz von Ausländern sowie die Sanktionen in diesem Bereich.

Führung der Häfen und Flughäfen von öffentlichem Interesse, die sich in Katalonien befinden.

Zuständigkeit für die Einberufung von Referenda und Volksbefragungen.

Verwaltung der Telekommunikationsinfrastruktur auf dem Gebiet Kataloniens.

Umsetzung der staatlichen Gesetzgebung im Transit, Fahrzeugverkehr und Verkehrssicherheit.

Umsetzung der staatlichen Gesetzgebung zu Überwachung und Kontrolle von Ein- und Ausfuhr sowie Ein- und Ausreise von Gütern und Personen aus dem Staatsgebiet, Überwachung und Kontrolle von Küste, Häfen und Flughäfen, sowie die Prävention, Ermittlung und Verfolgung von Delikten die mit dem organisierten Verbrechen und dem Terrorismus in Verbindung stehen.

Die Regulierung der Ausstellungs- und Anerkennungsbedingungen akademischer und professioneller Titel.

Die Ausübung dieser Zuständigkeiten wird durch »reduktionistische« Interpretationen über die Definition ausschließlicher, gemeinsamer und exekutiver Zuständigkeiten garantiert.

Finançament: Es demana la capacitat normativa i fiscal sobre els impostos que suporta Catalunya. Es reforça l’Agència Tributà ria de Catalunya i la solidaritat amb altres autonomies es determinarà  mitjançant una comissió mixta

Finanzierung: Es wird die gesetzgeberische und steuerrechtliche Zuständigkeit über die in Katalonien bezahlten Steuern beantragt. Die Katalanische Steuerbehörde wird gestärkt und die Solidarität mit anderen Regionen über eine gemischte Kommission festgelegt.

Das Finanzierungsmodell war das Schlachtross unter den Ansprüchen verschiedener Parteien im Vorfeld der Statutsreform. Die genehmigte Vorlage legt eine höhere wirtschaftliche Unabhängigkeit Kataloniens fest und bestimmt eine steuerliche Beziehung zwischen Katalonien und dem Zentralstaat, die paritär (gleichberechtigt) und bilateral ist.

Die Generalitat erhält die gesetzgeberische Zuständigkeit und die steuerrechtliche Verantwortung über sämtliche staatliche Steuern, die in Katalonien eingetrieben werden, sowie auch über die Teilnahme an den Einnahmen.

Die Generalitat erhält Eingriffsrecht bei der Festlegung der wichtigsten Steuerelemente und, speziell, bei der Ermittlung der Sätze.

Die Katalanische Steuerbehörde wird für die Verwaltung, Eintreibung, Auszahlung und Inspektion sämtlicher eigener und überlassener (delegierter) Steuern verantwortlich.

Ein Teil der Steuereinnahmen Kataloniens werden dem Staat für die Finanzierung seiner Dienste und Zuständigkeiten übergeben. Eine gemischte Kommission wird den Beitrag Kataloniens zum Staatshaushalt ermitteln.

Die Generalitat wird zur Solidarität mit den restlichen Regionen beitragen. Dieser Beitrag wird unter Kriterien der Gerechtigkeit stattfinden, gemessen an der Bevölkerungsstärke und der Wirtschaftskraft.

Der Text bestimmt, dass es der Generalitat zusteht, die Grenzen und Bedingungen zur Erlangung der Haushaltskonsolidierung festzulegen, und zwar im Rahmen der Prinzipien, die der Staat und die Europäische Union festlegen.

Quelle: El Periodico de Catalunya
Links: ‹1 ‹2

Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL