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Il fascismo non finì con la Liberazione.
Quotation · Francesco Filippi

Quella che le leggi razziali italiane del 1938 siano una brutta copia imposta dai nazisti all’alleato italiano è una bufala. Al contrario, i fascisti sono i primi a legiferare in ambito razziale. Quelle del 1938 applicate in Italia sono emanazione diretta del sistema di leggi per la costruzione dell’apartheid nell’Africa orientale italiana che data 1937. Il diritto razzista italiano è totalmente made in Italy. Il fascismo nasce razzista, nasce xenofobo, nasce antidemocratico. E questo è un fatto perché fu lo stesso Mussolini a rivendicarlo.

Un altro esempio del primato fascista?
In Libia, dove l’Italia inaugurò l’uso dei campi di concentramento: la costruzione della cosiddetta “pacificazione” del Paese nordafricano fu in realtà un’operazione di pulizia etnica nei confronti delle popolazioni della regione del Fezzan e del Sud della Libia, dove il maresciallo Rodolfo Graziani, al comando in quelle aree, si guadagnò il soprannome di “macellaio del Fezzan” per i metodi brutali nella repressione della Resistenza in Tripolitania e Cirenaica. E pensare che al gerarca Graziani hanno recentemente eretto un mausoleo!

Non dobbiamo dimenticare che il fascismo fu un esperimento sociale che durò vent’anni. Non possiamo credere che possa finire con la Liberazione, con la firma della pace. La comunicazione, il racconto pubblico, l’identità costruita furono un brodo di coltura efficace che coinvolse 40 milioni di italiani. Ancora oggi, quando parliamo della nostra identità, abbiamo a che fare con parole che sono state inserite nella storia del Paese attraverso l’esperimento fascista. Il termine nazione, ad esempio, è sporcato da quel passato in un modo che non ha pari in altri Paesi e questo anche per la mancata epurazione del fascismo nel secondo dopoguerra. Per raccontare se stessa, una parte dell’Italia è costretta a utilizzare parole nate e cresciute all’interno del fascismo. E fino a quando non faremo i conti con le parole che circondano il nostro passato non saremo pienamente in grado di raccontarlo nel modo giusto, anche a noi stessi.

Francesco Filippi, storico e autore di libri sul fascismo, intervistato dal Fatto Quotidiano (stralci). Enfasi ripresa dall’originale.

Serie I II

Vedi anche ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8

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Foreign driver’s license.
Quotation

I did my first driver’s license and the only one I thought I’d ever need … in South Africa. When I moved to London, I was easily able to convert my license, the same was done in Thailand and Prague. When I moved to South Korea, I landed up re-doing my entire license again, but was offered it in English so the task wasn’t too tricky. Bring on Italy … I am not able to convert my license here as my licensed country does not have an agreement with Italy, however if I lived in our very close neighboring countries like Germany or Austria the conversion would be easy. So sadly, I hit the drawing board again – okay, I’ll just get my international license in the interim while I figure this all out. This luckily gave me one year of driving legally in Italy possessing my original drivers [sic] and international license even though my international license is valid for another three.
But once you get your permanent residency in Italy, it means you lose this perk of using your international license and are more illegal than when you drove around like a tourist. Where’s the sense in that? So, I’m now paying taxes, considered a lesser ‘alien’ and am legal here with a permanent doctor, and some benefits, but I can’t drive legally anymore?

Last resort, I will bite the bullet and do my drivers [sic] for the third time in my life. I’ve done it before, so it can’t be too bad, surely … WRONG! In Italy, the drivers [sic] license test is only offered in Italian or German and in some exceptional cases … French.

Excerpted from Italy, You’re Driving Me Mad! (Südtiroler Wirtschaftszeitung Nr. 11/23), written by Kira Lang-Pertoll, Kaltern.

See also ‹1 ‹2 ‹3

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Minderheiten brauchen endlich internationalen Schutz.

Kein Geringerer als Fernand de Varennes, seines Zeichens UN-Sonderberichterstatter betreffend Minderheiten, hielt gestern an der Eurac in Bozen die jährliche Vorlesung über Minderheitenrechte.1Annual Minority Rights Lecture Dabei zeichnete er ein relativ düsteres Bild über den aktuellen Zustand des Minderheitenschutzes und plädierte für neue, rechtlich bindende und einklagbare Maßnahmen.

Er verglich Minderheiten mit dem Harry-Potter-Charakter Lord Voldemort, dessen Namen fast niemand auszusprechen wagte, wohingegen er meist als »Der, dessen Name nicht genannt werden darf« bezeichnet wurde. Das Wort »Minderheit« sei — als ob es sich um ein gefährliches Konzept handle — sogar bei den Vereinten Nationen eine Art Lord Voldemort.

Wie er in einem Bericht angeprangert habe, sei es zum Beispiel im Zusammenhang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung vorsätzlich wieder aus der umfassenden Liste der vulnerablen Gruppen gestrichen worden. Doch genauso würden Minderheiten in vielen anderen Bereichen der Vereinten Nationen fehlen, weil viele Staaten grundsätzlich nicht über dieses Thema sprechen wollten.

Diskriminiert unter Diskriminierten

Minderheiten seien deshalb nicht in demselben Ausmaß durch internationales Recht geschützt, wie es die meisten anderen empfindlichen Gesellschaftsgruppen sind — und zwar durchaus auch in Europa.

In den späten 1980er und in den 1990er Jahren habe es noch viel Zuversicht gegeben. Aufgrund des Zusammenbruchs von Jugoslawien, des Kriegs in Bosnien, aber auch der gewaltsamen Auseinandersetzungen in Korsika, Baskenland oder Nordirland sei viel politische und intellektuelle Energie in die Frage des Minderheitenschutzes geflossen. Daraus seien die Deklaration über Minderheitenrechte2Erklärung über die Rechte von Personen, die nationalen oder ethnischen, religiösen
oder sprachlichen Minderheiten angehören
(UNO), das Rahmenabkommen zum Schutz nationaler Minderheiten, die Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (beide: Europarat) oder das Mandat des Hohen Kommissars für nationale Minderheiten (OSZE) hervorgegangen, aber auch das Kriterium des Minderheitenschutzes als Voraussetzung für die Aufnahme neuer EU-Mitgliedsstaaten.

Im damaligen historischen Kontext sei allen klar gewesen, dass Schritte gesetzt werden mussten. Damit sei ein Versprechen, eine Verheißung ausgesprochen worden, der damals viele vertraut hatten. Sie für Verpflichtungen zu halten, sei naiv gewesen — und auch er selbst sei darauf reingefallen.

Die UN-Deklaration sei kein rechtlich bindendes Dokument, kein Vertrag, sondern ein politisches Statement. Auch das Rahmenabkommen sei nur das: ein Rahmen. Und in der Charta der Minderheitensprachen stehe sogar ausdrücklich, dass kein Individuum und keine Gemeinschaft auf ihrer Grundlage Rechte geltend machen können. So könne beim EGMR keine der beiden Vorlagen des Europarats eingeklagt werden. Vielmehr gebe es leider langwierige, schwerfällige und letztendlich auch zahnlose Mechanismen, mit denen die Unterzeichnerstaaten lediglich unterstützt werden, ihre Verpflichtungen umzusetzen.

Zahlreiche Minderheiten beklagten sich darüber, dass sich Staaten über deren Rechte und über ihre eigenen Verpflichtungen so leicht hinwegsetzen können. Dies führe — laut de Varennes — zu einem großen Vertrauensverlust.

Viele hätten ihre Hoffnungen auch in die EU gesetzt, sich direkt und intensiv dort eingebracht, weil sie das Potenzial sahen, dass dadurch ihre Rechte geschützt würden. Doch erst kürzlich habe sich die Kommission einfach über die Minority-Safepack-Initiative und das EU-Parlament hinweggesetzt, weil es ihrer Meinung nach nicht nötig sei, weitere rechtliche Schritte zu unternehmen.

In den letzten 20 Jahren sei es zu bindenden Verträgen über die Rechte von Geflüchteten, Migrantinnen, Frauen, Kindern, Behinderten und anderen Gruppen gekommen. Für Minderheiten gebe es aber nach wie vor nichts — und während der letzten 20 Jahre seien in diesem Bereich bei den Vereinten Nationen nicht einmal symbolische Initiativen ergriffen worden.

Bei der UNO gebe es Allianzen und Netzwerke jeder Art, an denen neben Staaten auch NROs beteiligt seien und die die Unterstützung der Rechte von Kindern, indigenen Völkern, Migrantinnen, Menschen afrikanischen Ursprungs zum Ziel haben. Ja sogar für Bauern gebe es ein Netzwerk — jedoch nicht für Minderheiten.

Selbst von den freiwilligen Fonds, in die Staaten einzahlen können, um marginalisierte Gruppen zu fördern, seien Minderheiten ausgeschlossen. Es gebe welche für viele verschiedene Zwecke, aber eben nicht für diesen.

Vor allem für Menschen, die der LGBT-Community angehören, sei während der letzten Jahre von der UNO viel gemacht worden. Neben Kampagnen seien zum Beispiel auch Verhaltensstandards für Unternehmen veröffentlicht worden, um die Diskriminierung von LGBT-Personen zu bekämpfen. Das seien extrem wertvolle Ansätze und auch nötige Programme und Initiativen, von denen es während der letzten drei Jahrzehnte jedoch für Minderheiten keine einzige gegeben habe.

Trotz eines Leitfadens von 2013 ist der Versuch, die Rechte von Minderheiten bei den Vereinten Nationen zu etablieren und einzubinden, fast vollständig gescheitert. Minderheiten sind in großem Umfang und wie nie zuvor mit Ausgrenzung, Diskriminierung und sogar Aufrufen zu Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit konfrontiert. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass es einen Rückschritt bei der Anerkennung und beim Schutz der Menschenrechte von Minderheiten gegeben hat.

– Antonio Guterres, UN-Generalsekretär, September 2022

Übersetzung von mir

Viele Minderheiten würden aufgrund ihres sprachlichen, ethnischen oder religiösen Hintergrundes als »nicht dazugehörig« betrachtet, manchmal sogar als Gefahr. Die meisten Staatenlosen weltweit gehörten Minderheiten an. Und die Anzahl der Konflikte wachse in einem seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenen Ausmaß; die meisten davon seien innerstaatlich und davon wiederum beträfen die meisten Minderheiten.

Ferner gebe es durch die sozialen Medien einen Anstieg an Desinformation, falscher Berichterstattung und Hatespeech — sowie der Auswirkungen von Hatespeech auf die Realität. Denn Worte seien bedeutsam und könnten zu Taten führen. Da wo Daten verfügbar sind, zeigten sie, dass Minderheiten besonders häufig Ziel von Hassrede seien.

Er selbst sei aber zum Schluss gelangt, dass in der internationalen Gemeinschaft geleugnet werde, dass Minderheiten besonders betroffen sind.

Was nötig ist

Seiner Meinung nach gebe es jedoch — auch dank der klaren Stellungnahme des UN-Generalsekretärs — die Bereitschaft, über einen neuen Vertrag zumindest nachzudenken.

Zivilgesellschaftliche Organisationen, mit denen de Varennes sich intensiv ausgetauscht hat, seien ohnehin der einhelligen Meinung, dass rechtlicher Schutz für Minderheiten überfällig sei.

Schließlich seien Minderheiten die letzte große Gruppe in der UNO, für die es keine spezifischen Mechanismen oder Initiativen zur Stärkung ihrer Menschenrechte gibt. Es existieren kein permanentes Forum und kein freiwilliger Fonds. Menschen verzweifelten, verlören die Geduld und das Vertrauen in die Vereinten Nationen und in andere internationale Organisationen, weshalb ganz dringend gehandelt werden müsse.

Es brauche also einen rechtlich bindenden Vertrag über die Rechte von Minderheiten, um die Staaten und nichtstaatliche Akteure zu leiten. Das wäre eine Gelegenheit, den Aktivismus von Minderheiten, Diplomatie und Expertise zu kanalisieren. Dazu müsse der Ansatz übernommen werden, der auch im Falle der indigenen Völker gewählt wurde: Nichts über sie ohne sie. Minderheiten seien also in die Ausarbeitung von Normen, die ihr Leben beeinflussen, direkt einzubinden.

Wie im Falle der indigenen Völker oder der Menschen afrikanischer Abstammung sei zudem auch für Minderheiten ein permanentes Forum notwendig.

Natürlich müsse ferner über Autonomiearrangements gesprochen werden, wie zum Beispiel Südtirol bereits eines habe. Und nicht zuletzt sei das Problem der Intersektionalität zu berücksichtigen, weil etwa Menschen, die einer Minderheit und einer weiteren vulnerablen Gruppe (z.B. Frauen, LGBT…) angehören, für Diskriminierung noch anfälliger seien.

All das könne heute wie ein Traum erscheinen, da wir wieder in einer besonders dunklen Zeit lebten. Manche Staaten seien absolut dagegen, über Minderheiten auch nur zu reden. Und dennoch könne — in Anspielung wohl auf die 1980er und 1990er Jahre, als Gewalt zu Engagement geführt hatte — genau ein so schwieriger historischer Kontext der richtige Zeitpunkt sein, eine so wichtige Veränderung herbeizuführen.

Siehe auch 1›

  • 1
    Annual Minority Rights Lecture
  • 2
    Erklärung über die Rechte von Personen, die nationalen oder ethnischen, religiösen
    oder sprachlichen Minderheiten angehören
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Italien feiert 80 Jahre Schlacht von El Alamein.

Die Schlacht von El Alamein, wo Nazis und Faschisten gemeinsam kämpfend vom britischen Heer geschlagen wurden, jährt sich am 26. Oktober zum 80. Mal. Die italienischen Streitkräfte ließen sich auch heuer die Gelegenheit nicht entgehen, den Anlass zu feiern — und zwar wie immer (‹1 ‹2) nicht etwa die Tatsache, dass die Heere der beiden totalitären Regimes in die Knie gezwungen wurden, sondern dass die italienischen Faschisten angeblich mit großem Heldenmut und vorbildlicher Hingabe gekämpft haben sollen.

Zum runden Anlass hatte diesmal die Fallschirmspringereinheit Folgore aus Pisa den Oberschulen der gesamten Provinz sogar den Vorschlag unterbreitet, Militärs in den Schulklassen einen Vortrag über die angeblichen Heldentaten des faschistischen Kolonialheeres halten zu lassen. Zudem waren die Schülerinnen im Rahmen eines Open day in die Gamerra-Kaserne geladen, wo ihnen militärische »Tugenden« wie Pflichtbewusstsein, Opferbereitschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl nähergebracht werden sollten — die es den Angehörigen der damaligen Folgore ermöglichten, ihr Leben für zwei totalitäre, menschenfeindliche Regimes zu opfern.

Medienberichten zufolge beteiligten sich mehrere Schulen an dem Projekt.

Offiziell präsentiert wurde zum 80. Jubiläum aber auch das vom Heeresverlagshaus herausgegebene Comic Mancò la Fortuna non il valore – Eroismo italiano nel deserto egiziano di El Alamein1Es fehlte das Glück, nicht die Tapferkeit – Italienischer Heldenmut in der ägyptischen Wüste von El Alamein, dessen Titel bereits von den völlig inexistenten Anstrengungen zu einer wie auch immer gearteten kritischen Geschichtsaufarbeitung kündet.

Dazu passt die Aussage von Armeekorpsgeneral Salvatore Camporeale im Rahmen der offiziellen Feierlichkeiten, wonach

Inspiration und Vorbild, die die heutigen Fallschirmspringer nachahmen müssen, um ein Höchstmaß an Effizienz, Organisationsfähigkeit und Professionalität zu erlangen, in den Taten verborgen liegen, die im Sand von El Alamein vollbracht wurden, wo tausende Männer bis zur äußersten Opferbereitschaft, mit beharrlichem und heroischem Widerstand, zahlenmäßig und technologisch überlegenen Kräften entgegentraten.2Übersetzung von mir. Original: »L’ispirazione e l’esempio che i paracadutisti di oggi debbono seguire per raggiungere il più elevato grado di efficienza, organizzazione e professionalità si possano individuare nelle gesta compiute tra le sabbie di El Alamein, dove migliaia di uomini si sono opposti fino all’estremo sacrificio, con una caparbia ed eroica resistenza a forze numericamente e tecnologicamente soverchianti.«

— Armeekorpsgeneral Salvatore Camporeale

Dies ist der fruchtbare institutionelle Boden, auf dem der italienische Neofaschismus so prächtig wächst und gedeiht.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 | 1›

  • 1
    Es fehlte das Glück, nicht die Tapferkeit – Italienischer Heldenmut in der ägyptischen Wüste von El Alamein
  • 2
    Übersetzung von mir. Original: »L’ispirazione e l’esempio che i paracadutisti di oggi debbono seguire per raggiungere il più elevato grado di efficienza, organizzazione e professionalità si possano individuare nelle gesta compiute tra le sabbie di El Alamein, dove migliaia di uomini si sono opposti fino all’estremo sacrificio, con una caparbia ed eroica resistenza a forze numericamente e tecnologicamente soverchianti.«
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Englischkenntnisse im internationalen Vergleich.

Laut dem letzten English Proficiency Index (EPI – 2021) von Education First (EF), liegt Österreich bezüglich Englischkenntnissen unter den 112 berücksichtigten Ländern weltweit an zweiter Stelle nach den Niederlanden. Für den Bericht wurden die Ergebnisse von zwei Millionen Erwachsenen untersucht, die 2020 an Englischtests von EF teilgenommen haben. Im Städteranking erreichte Wien den vierten Platz nach Amsterdam, Kopenhagen und Helsinki.

Vorwiegend englischsprachige Länder wie Vereinigtes Königreich, USA, Kanada oder Australien blieben in der Untersuchung freilich unberücksichtigt.

Unter den 13 Staaten, deren Punktezahl als »sehr gut« eingestuft wurde, befindet sich mit Singapur (Rang 4) nur ein einziges Land, das nicht zur EU gehört.

Unter allen berücksichtigten EU-Ländern, und das sind fast alle, erreicht dagegen Italien (»mittlere Kenntnisse«) den letzten Platz. Europaweit schneiden nur Moldau, Belarus, Albanien, Ukraine, Georgien, Russland, Armenien, Türkei und Aserbaidschan noch schlechter ab. Da trifft es sich gut, dass die angehende Regierungspartei FdI den sprachlichen Isolationismus weiter vorantreiben möchte. Ohnehin hat Italien im Vergleich zur vorherigen Ausgabe der Studie bereits Punkte verloren.

Ich weiß nicht, ob es Daten zur Lage in Südtirol gibt. Jedenfalls schneiden die italienischsprachigen Schülerinnen des Landes laut Invalsi deutlich besser ab als ihre italienischen Altersgenossinnen.

Unter den Städten liegt Mailand vor Rom (beide mit »guten Kenntnissen«), während alle berücksichtigten Städte des deutschen Sprachraums (neben Wien sind das Berlin, Hamburg und Zürich) in der Kategorie »sehr gute Kenntnisse« liegen.

Weltweit liegen Deutschland auf Rang 11, Luxemburg auf 13 (beide »sehr gut«) und die Schweiz auf 25 (»gut«).

Unter den Weltregionen führt Europa nach Durchnittswerten relativ deutlich vor Asien, Afrika, Lateinamerika und Nahem Osten.

Siehe auch ‹1

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Blackfacing: Uneinsichtige Arena.

Letzten Freitag hatte die kalifornische Sopranistin Angel Blue bekanntgegeben, dass sie von ihrem geplanten Auftritt in der Arena von Verona zurücktreten würde, wo sie die Oper La Traviata hätte singen sollen. Sie begründete dies damit, dass sich die weiße russische Opernsängerin Anna Netrebko für eine Aufführung von Aida am 8. Juli in der Arena ihr Gesicht schwarz angemalt hatte, was zu Protesten und Polemiken geführt hatte.

Lasst es mich ganz klar sagen: der Gebrauch von Blackface-Makeup ist unter allen Umständen, ob künstlerisch oder nicht, eine zutiefst törichte Praxis, die auf archaischen Theatertraditionen zurückzuführen ist, die in der modernen Gesellschaft nichts zu suchen hat. Sie ist beleidigend, erniedrigend und unverhohlen rassistisch.

— Angel Blue auf Instagram

Übersetzung von mir

Es ist nicht das erste Mal, dass die Arena wegen Blackfacings in die Kritik gerät, und wie immer reagierten die Verantwortlichen auch diesmal mit Unverständnis. Bei der Aida handle es sich um eine historische Produktion, die vom Regisseur Franco Zeffirelli (der übrigens 1994-2001 für FI im italienischen Senat saß) entwickelt worden sei, als Blackfacing — angeblich — noch kein Problem war. Die verschiedenen Länder [der Erde] hätten unterschiedliche Wurzeln, auch ihr kulturelles und gesellschaftliches Gefüge habe sich auf historischen und kulturellen Pfaden entwickelt, die unterschiedlich sind. Deshalb gebe es zum selben Thema in verschiedenen Ecken des Planeten mannigfaltige Sensibilitäten und Herangehensweisen. Zu einer gemeinsamen Auffassung könne man nur durch jahrelangen Dialog und gegenseitiges Verständnis gelangen.

Die somalisch-italienische Schriftstellerin Igiaba Scego veröffentlichte dazu auf Twitter eine vehemente Stellungnahme: Blackfacing sei eine rassistische Praxis, die schwarze Körper herabwürdige, demütige und — als Vorhof zur Gewalt — nur auf ihr Fleisch reduziere.

Jeden Sommer gebe es in Italien Diskussionen zu Blackfacing — nicht als die rassistische Praxis, die es darstelle, sondern als Ausdruck von »politischer Korrektheit«. So werde Rassismus heruntergespielt.

Das geschehe, weil sich Italien in Bezug auf Rassismus trotz seiner brutalen Kolonialgeschichte unschuldig fühle. Über den Rassismus, den das Land verschuldet habe, werde wenig, zu wenig gesprochen.

Obschon sich die Dinge nun dank vieler Menschen afrikanischer Herkunft, Forscherinnen und Lehrender veränderten, gebe es leider immer noch die, die Rassismus und seine Praxis verniedlichten. Sie würden die Bevölkerung verwirren, anstatt Hilfe zum Verständnis bereitzustellen.

Niemand habe nach Angela Blues Rückzug versucht zu verstehen, warum Blackfacing schwarze Menschen verletzt. Weder die Geschichte noch die Gefühle seien berücksichtigt worden. Als Somalisch-Italienerin, Schriftstellerin und schwarze Frau mache sie diese Blindheit für Rassismus sehr traurig.

Um die Verbindung zwischen rassistisch-kolonialem Narrativ und Gewalt in Italien besser zu verstehen, empfiehlt sie abschließend drei Bücher: The Shadow King von Maaza Mengiste, in dem es um den Abessinienkrieg geht. L’Unica Persona Nera nella Stanza von Nadeesha Uyangoda über Rassismus in Italien. Und Colonia per maschi von Giulietta Stefani über die »männliche« Praxis italienischer Kolonisation.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8

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Graziani-Ehrenmal, Verurteilung kassiert.

Im Jahr 2012 wurde für den faschistischen Kriegsverbrecher Rodolfo Graziani in Affile (Latium), wo er begraben liegt, mit öffentlichen Geldern ein Mausoleum errichtet, das sich seitdem zur Pilgerstätte für Nostalgiker- und Neofaschistinnen entwickelt hat.

Graziani (»der Schlächter«) war unter anderem in koloniale Eroberungs- und Vernichtungskriege in Libyen und Äthiopien verwickelt, wurde Vizekönig von Äthiopien und war noch bis zum bitteren Ende Kriegsminister der sogenannten Republik von Salò. Im Jahr 1950 für seine Verbrechen zu 19 Jahren Haft verurteilt, wurde er bereits vier Monate später begnadigt und — später — zum Ehrenpräsidenten der rechtsextremen MSI ernannt.

Im November 2017 war der für die Errichtung des Schandmals verantwortliche Bürgermeister von Affile, Ercole Viri (FdI), wegen Faschismusverherrlichung zu acht Monaten Haft, 120.000 Euro Geldstrafe und einem fünfjährigen Ämterverbot verurteilt worden. Seine beiden Referenten Giampiero Frosoni und Lorenzo Peperoni (ebenfalls FdI) kamen glimpflicher davon.

Zwei Jahre später wurde das Urteil in zweiter Instanz bestätigt. Doch im März 2021 hob es das römische Kassationsgericht (mit Urteil Nr. 11576) schon wieder auf, weil keine Verherrlichung des Faschismus nachgewiesen worden sei und diese, um strafbar zu sein, wennschon konkret dazu in der Lage sein müsste, die Wiedergründung der aufgelösten Faschistischen Partei herbeizuführen. Dass die Hürden für eine Verurteilung von Neofaschistinnen in Italien absurd hoch sind, ist bekannt.

Im Juni 2018 wurde Ercole Viri — wie schon durchgehend seit 2008 — als Bürgermeister von Affile wiedergewählt, wo er bis heute seines Amtes waltet. Sein Vize ist Giampiero Frosoni. Auf der offiziellen Webseite der Gemeinde heißt es, Graziani sei zu sehr in Vergessenheit geraten, obschon er seine gesamte Existenz dem Wohle und der Größe seines Vaterlandes geopfert habe.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7

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Unmenschliche Grenzen.

Wie es in unregelmäßigen Abständen immer wieder geschieht, hatten am vergangenen Freitag rund 2000 Menschen vesucht, den Grenzzaun der spanischen Exklave Melilla zu überwinden, die gemeinsam mit Ceuta ein Überbleibsel spanischen Kolonialgebiets auf afrikanischem Boden darstellt. Die spanische und vor allem die marokkanische Polizei gingen mit roher Gewalt gegen die afrikanischen Migrantinnen vor, die »europäischen« Boden erreichen wollten. Ein Vorgehen, das 37 von ihnen mit dem Leben bezahlt haben sollen.

Pedro Sánchez (PSOE), Chef der — Eigenbezeichnung: — progressivsten spanischen Regierung aller Zeiten, lobte den Einsatz anschließend und bedankte sich ausdrücklich bei den marokkanischen Behörden. Die zahlreichen Opfer erwähnte er mit keinem Wort.

Das gute Verhältnis mit Marokko dürfte auch auf die neue Position von Sánchez in Bezug auf die ehemalige Kolonie Westsahara zurückzuführen sein, die von Marokko beansprucht und nach dem Abzug Spaniens Mitte der 1970er Jahre in weiten Teilen besetzt gehalten wird. Entgegen der Auffassung der UNO, derzufolge das Gebiet bis heute ein nicht autonomes Gebiet Spaniens ist, das seiner Entkolonialisierung harrt, hat sich der spanische Regierungschef kürzlich auf die Seite von Rabat geschlagen und den territorialen Anspruch von Marokko unterstützt, wie es US-Präsident Donald Trump kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt vorgemacht hatte. Schon damals hieß es, dass sich Spanien von dem Kurswechsel wohl mehr Unterstützung von Marokko beim Schutz der Grenzen von Ceuta und Melilla erhofft.

Heute wurde eine gemeinsame Recherche von Guardian, Lighthouse Reports, Spiegel, ARD Report München und Le Monde öffentlich, mit der nachgezeichnet wird, wie griechische Grenzbehörden syrische und marokkanische Geflüchtete dazu zwangen, andere Geflüchtete in die Türkei abzuschieben. Sie sollen gefangen gehalten, erpresst und wie »Sklaven« dazu missbraucht worden sein, Asylsuchende illegal mit einem Schlauchboot über einen gefährlichen Fluss ins Nachbarland zurückzubringen, nachdem diese zuvor von der griechischen Polizei ihrer Habseligkeiten beraubt und verprügelt worden sein sollen.

Nahezu zeitgleich wurde von den Behörden in Texas gestern ein verlassener Sattelzug mit 46 Toten aufgefunden, 16 weitere Menschen mussten in nahegelegene Krankenhäuser gebracht werden. Sie waren »illegal« in die USA eingereist.

Es ist wohl nur einem Zufall geschuldet, dass so viele aufsehenerregende Fälle gleichzeitig in den Medien sind. Gestorben wird an den EU- und an den us-amerikanischen Außengrenzen aber täglich.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8 ‹9

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