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Deutsch im Gesundheitswesen wird verschrottet.

Am 10. Jänner hatte die Landesregierung die sprachlichen Anforderungen an Ärztinnen im öffentlichen Gesundheitswesen zum wiederholten Mal aufgeweicht.1BLR Nr. 4/2023 Zur »befristeten Einstellung von sanitären Leiterinnen als Ärztinnen in der Facharztausbildung« reicht demnach ab sofort der Zweisprachigkeitsnachweis B2 (nach GERS) statt C1.

Nur eine Woche später fasste die Landesregierung2BLR Nr. 37/2023 den nächsten folgenschweren Beschluss: Insgesamt 310 befristete und unbefristete Vollzeitstellen im Gesundheitsbetrieb3Ärztinnen, Biologinnen, Chemikerinnen, Physikerinnen, Psychologinnen, Apothekerinnen, Pflegekräfte, Technikerinnen, Präventions- und Reha-Mitarbeiterinnen, Fach- und Verwaltungsmitarbeiterinnen darf der Gesundheitsbetrieb schon wieder am Proporz vorbei an Bewerberinnen der italienischen Sprachgruppe vergeben.

Die Befristung der privatrechtlichen Werk- und Arbeitsverträge im Gesundheitswesen — und somit auch die Frist zur Erlangung des Zweisprachigkeitsnachweises — war erst 2019 drastisch (von drei auf fünf Jahren4L.G. Nr. 8/2019, Art. 29) angehoben worden. Sabes-Generaldirektor Florian Zerzer war damals erfreut, weil gar manche Fachkraft den Nachweis in drei Jahren nicht zu erlangen imstande schien.

Doch nun ist es schon wieder so weit: Die Ärztegewerkschaften BSK und Anaao fordern bereits, die erst am 10. Jänner für das Personal in Facharztausbildung beschlossene Absenkung des Sprachniveaus auf alle Ärztinnen auszudehnen. Gleichzeitig wollen sie die Frist zur Erlernung der zweiten Sprache noch einmal verdoppeln — im Vergleich zu 2019 wäre das dann mehr als eine Verdreifachung.

Das Recht auf Gebrauch der Muttersprache ist für die deutschsprachige Bevölkerung in einem der sensibelsten Bereiche des öffentlichen Diensts (vgl. ‹1 ‹2 ‹3) auf dem Weg der Abschaffung.

Dazu kommt noch erschwerend, dass auch

  • die Pflicht zu zweisprachigen Packungsbeilagen missachtet wird (vgl. ‹1 ‹2), was nicht mit dem Personalmangel begründbar ist;
  • die Einführung eines Dolmetschdiensts abgelehnt wurde;
  • die überbordende Anerkennungsbürokratie die Zuwanderung aus dem deutschsprachigen Raum einseitig erschwert;
  • Apotheken ihre Rolle als Nahversorgerinnen im Gesundheitswesen in sprachlicher Hinsicht oft nicht ernstnehmen (vgl. ‹1 ‹2).

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 / ‹7 / ‹8

  • 1
    BLR Nr. 4/2023
  • 2
    BLR Nr. 37/2023
  • 3
    Ärztinnen, Biologinnen, Chemikerinnen, Physikerinnen, Psychologinnen, Apothekerinnen, Pflegekräfte, Technikerinnen, Präventions- und Reha-Mitarbeiterinnen, Fach- und Verwaltungsmitarbeiterinnen
  • 4
    L.G. Nr. 8/2019, Art. 29
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Sabes: Zweisprachigkeit Thema im Landtag.

Die STF hat heute bei der aktuellen Fragestunge einen -Beitrag thematisiert, mit dem ich auf Zweisprachigkeitsmängel beim Gesundheitsbetrieb aufmerksam gemacht hatte. Aus der entsprechenden Pressemitteilung des Landtags:

Die Zweisprachigkeit lässt im Sanitätsbetrieb immer wieder zu wünschen übrig, urteilte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) mit Verweis auf einen Internet-Artikel. Konkret geht es in diesem um Ausdrucke, mit denen man zu einem Schalter geschickt wird, um die Ticketgebühr zu begleichen. Die Landesbezeichnung „Provincia autonoma di Bolzano“ ist nur einsprachig italienisch angeführt. Auch, dass es sich um eine bereits erbrachte Leistung handelt, wird nur einsprachig aufgedruckt („EROGATA“). Ebenfalls nicht zweisprachig ist die Monatsbezeichnung auf dem Datumsstempel. Und auch sonst nimmt man es mit der Zweisprachigkeit nicht genau. Dazu stellte [Knoll] folgende Fragen: Wer überprüft die Formulare hinsichtlich ihrer sprachlichen Korrektheit, und weshalb wurde in diesem konkreten Fall die Zweisprachigkeit vernachlässigt? Warum bekommt es der Sanitätsbetrieb mit der Zweisprachigkeit grundsätzlich nicht auf die Reihe? Wie gedenkt die Landesregierung das Problem ein für alle Mal zu lösen?
Der Bericht stamme vom August [2020], präzisierte LR Waltraud Deeg, inzwischen seien Korrekturen vorgenommen worden. Der Sanitätsbetrieb achte darauf, dass auf den Formularen die korrekten Bezeichnungen verwendet werden. Er müsse aber auch darauf achten, dass die Dienste aufrecht erhalten blieben. Sie verwahrte sich gegen den Vorwurf, der Sanitätsbetrieb würde es “grundsätzlich nicht auf die Reihe bringen”, man sei nicht perfekt, arbeite aber ständig an Verbesserungen.

Ergänzungen in eckigen Klammern von mir. Verlinkung aus dem Original.

Mich würde brennend interessieren, inwiefern die Berücksichtigung der Zweisprachigkeit (bzw. der »korrekten Bezeichnungen«) eine Gefahr für die Aufrechterhaltung der Dienste darstellt, wie Frau Deeg (SVP) suggeriert. Aber um seltsame Ausflüchte (‹1 ‹2) ist man beim Land bezüglich Sabes ja offenbar selten verlegen.

Hinsichtlich des Vorwurfs, gegen den sich die Landesrätin verwahrt, darf daran erinnert werden, dass der Gesundheitsbetrieb laut Astat-Sprachbarometer der Landesdienst mit der schlechtesten Zweisprachigkeitsperformance ist. Trotzdem sagte Generaldirektor Florian Zerzer 2019 zur TAZ, dies sei »absolut nicht« ein vordringliches Problem.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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Gehört das KH Bozen »zu den besten der Welt«?

Laut einer Pressemeldung des Gesundheitsbetriebs findet sich das Krankenhaus Bozen dieses Jahr in der »renommierten Liste« der weltbesten Krankenhäuser, die vom US-Magazin Newsweek erstellt wird. Generaldirektor Florian Zerzer wird mit folgenden Worten zitiert:

Unter den ausgezeichneten Krankenhäusern finden sich klingende Namen wie die Mayo Clinic aus Minnesota, die Cleveland Clinic, das Johns Hopkins Hospital oder die Charit[é]-Universitätsmedizin Berlin. Dass sich das Krankenhaus Bozen unter den Ausgezeichneten befindet, ist für mich ein Beweis, dass sich unser medizinischer und pflegerischer Standard auf welthöchstem Niveau bewegt. Diese Anerkennung ist das Verdienst aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern [sic] des Sanitätsbetriebes und insbesondere des Krankenhauses Bozen für ihren tagtäglichen Arbeitseinsatz.

– Florian Zerzer

Was ist an der Geschichte dran? Nicht ganz so viel, wie hier suggeriert wird. In der allgemeinen Wertung der World’s Best Hospitals (Top 250) befindet sich etwa die Universitätsklinik Innsbruck auf Rang 57, das Krankenhaus Bozen sucht man dort jedoch — im Umfeld der von Zerzer erwähnten »klingenden Namen« — vergeblich.

Neben der Hauptwertung gibt es noch für jeden einzelnen der 27 berücksichtigten Staaten eine Landesliste. Erst dort »befindet sich 2022 das Landeskrankenhaus Bozen auf dem beachtenswerten 22. Platz von den 125 Krankenhäusern Italiens«, wie der Sabes auch richtig schreibt.

Doch »beachtenswert«? Nun ja, das liegt im Auge der Betrachterin. Wir reden von Rang 22 in Italien. Bei 19 Regionen plus zwei autonomen Ländern bedeutet dies, dass jede Region und jedes Land ein Krankenhaus unter den ersten 20 haben sollte, wenn die Gesundheitsversorgung überall gleichmäßig gut wäre. Wahr ist aber auch, dass vor allem große Krankenhäuser gut abschneiden, nur nord- und mittelitalienische Spitäler vor Bozen liegen und dass das Südtiroler Zentralkrankenhaus vor dem von Trient (Platz 28) liegt.

Ein insgesamt solides und okayes Ergebnis im inneritalienischen Vergleich, für das mir die triumphale Aussendung des Gesundheitsbetriebs dann aber doch ein paar Nummern zu groß — und irreführend — scheint. Von Südtiroler Medien wurde sie aber quasi eins zu eins übernommen, samt Rechtschreibfehler und falschem Link.

Genauso wie ich regelmäßig widerspreche, wenn Südtirols Gesundheitssystem zu Unrecht miesgemacht wird, gilt es in diesem Fall auch die übertriebene Überschwänglichkeit des Sabes etwas zu dämpfen.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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Autorinnen und Gastbeiträge

Hätten wir Müllsäcke verteilen sollen?
Masken-Ausschuss

von Brigitte Foppa, Landtagsabgeordnete der Grünen

Ein Jahr Anhörungen zur Sanität während der Pandemie. Ich habe tiefen Einblick in ein labyrinthisches System erhalten. Hier mein Fazit.

(Das Fazit ist zu großen Teilen in den Bericht des Präsidenten Franz Ploner eingeflossen. Der Bericht wurde von SVPLega Salvini abgelehnt und wird die Grundlage für den Minderheitenbericht des Ausschusses bilden.)

Nach einem Jahr, in dem der Ausschuss einen Großteil der Akteur:innen, die in Beschaffung und Verteilung der Schutzmasken von Oberalp involviert waren, angehört hat, fasse ich die für mich wichtigsten Erkenntnisse für den Abschlussbericht des Ausschusses zusammen. Ich komme zu einer Feststellung, zu einer Vermutung und zu einer bis zuletzt ungelösten Frage.

1. „Ein guter Geist hat diese Mail geschickt.“ – Die Feststellung

Die Spitze des Sanitätsbetriebs hat es versäumt, das Personal sofort über die Problematik der Schutzmasken zu informieren. Damit hat man das Sanitätspersonal einer Gefahr ausgesetzt.

Nachdem sie in Kenntnis gesetzt wurde, dass die aus China gelieferten Schutzmasken nicht den nötigen Qualitätsstandards entsprachen, hat die Sabes-Spitze die Informationen darüber nicht unmittelbar an die Verantwortlichen in den Bezirken weitergegeben. Die Information ist durch die Einzelinitiative einer Angestellten an die ärztlichen Leiter der Krankenhäuser gegangen und es wurde versucht, dies rückgängig zu machen, zu verschleiern, bzw. den Adressat:innen das Gebot der Vertraulichkeit aufzuerlegen. „Ein guter Geist hat diese Mail geschickt“. In dieser Aussage eines der angehörten Mediziner lässt sich diese Aktion zusammenfassen. Die Problematik liegt auf der Hand. Es obliegt dem Arbeitgeber, für die Arbeitssicherheit zu sorgen. Falls diese aus offensichtlichen Gründen (z.B. eine Pandemie?) nicht gewährleistet werden kann und der/die Angestellte einem besonderen Risiko ausgesetzt ist, so muss der Arbeitgeber jedenfalls die Angestellten über diese mögliche Gefahr umgehend in Kenntnis setzen – auch damit sie darauf, wie auch immer, reagieren können. Genau das wurde versäumt. Die Aussage des Landesrates: „Aber der Schutz war gegeben und das beweisen auch die Infektionszahlen“ (Anhörung vom 09.04.2021) ist das zynische Gegengewicht zu einer verantwortungsvollen und transparenten Haltung, die gerade in schwerer Zeit angeraten wäre.

2. „Es war eine große Not.“ – Meine Vermutung

Wer sich zu Helden stilisiert, tut sich schwer, Fehler zuzugeben. Beziehungsweise man wollte keine Panik erzeugen.

In einer ganzen Reihe von Anhörungen wurde eine ähnlich lautende Grunderzählung wiederholt. Im März 2020 wurde das Gesundheitswesen in Südtirol, wie viele andere Gesundheitssysteme weltweit, von einer nicht vorhersehbaren Katastrophe überrollt. Das stimmt zweifelsfrei, wenngleich wir in den Anhörungen auch mehrfach zu hören bekamen, dass es Warnungen gab, dass sehr frühzeitig auf zu erwartende Engpässe hingewiesen wurde, dass nachgefragt wurde, ob die Schutzausrüstung gesichert sei etc. Im Rahmen dieser Katastrophe trat schnell der Mangel an Schutzausrüstung zutage, und dieser Mangel wird als große Notlage beschrieben. Man musste sich behelfen. In dieser Situation griff man auf Bekanntschaften zurück (Oberrauch, Engl) und so war man imstande, Schutzausrüstung zu beschaffen. Einzelne Protagonisten dieser Operation ließen sich die Chance zur Heroisierung nicht entgehen. Kriegsmetaphorik („Luftbrücke“) untermalte die medial hochgespielte Inszenierung. Die Tatsache, dass das Material nicht verwendbar war, hätte die Rettungsnarration kläglich platzen lassen. Das konnte man sich nicht leisten. Das ist die erste Hypothese, warum man nicht sofort die Flucht nach vorn angetreten hat, nachdem klar wurde, dass die PSA nicht den Anforderungen entsprachen.
Die zweite Hypothese — alternativ, aber sehr viel wahrscheinlicher in Überlagerung zur ersten — geht davon aus, dass man den Ernst der Lage nach Einlangen der negativen Gutachten zu den China-Schutzmasken sofort richtig eingeschätzt hat, sich aber für den Grundsatz „Nur keine Panik auslösen“ entschieden hat. Die Spitze des Sanitätsbetriebes könnte abgewogen haben, dass es zu Verunsicherung bis hin zu Verweigerung des Dienstes hätte kommen können, wenn die mangelhafte Qualität der PSA bekannt würde. Also hat man sich dafür entschieden, die Wahrheit zu verschweigen. Die defensive Haltung, zusammenfassbar in der immer wieder getätigten Aussage „Hätten wir Müllsäcke verteilen sollen?“ (sie lässt im Übrigen auf ein gemeinsames Wording innerhalb der Spitze der Sanität schließen) bestätigt diese Annahme. Eine derartige Haltung kann menschlich nachvollziehbar sein, ja, vielleicht gilt auch der Grundsatz des geringeren Schadens. Tatsache ist, dass kein einziger der Verantwortlichen je eine solche Überlegung zugegeben hat. Vielmehr blieb man dabei: Hätten wir Müllsäcke verteilen sollen? Und: Es war eine große Not.

3. „Es war nur meine Wunschliste.“ – Die bis zuletzt ungelöste Frage

Es bleibt unklar, wie die zweite Oberalp-Bestellung im Wert von ca. 25 Mio. Euro zustande kam.

Am 23. März 2020 kam die erste Lieferung der Oberalp-Bestellung in Wien an. Noch bevor sie in Bozen eintraf, am Abend des 23. März um 23.12 Uhr, beschloss der Sanitätsbetrieb (oder jemand im Sanitätsbetrieb oder auch jemand in der politischen Führung des Landes) eine weitere Bestellung zu machen. („Um 23.12 Uhr kommt von Dr. Kaufmann die Bestellung über einen weiteren großen Auftrag. Um 23.19 Uhr bestätigt Engl den Auftrag via Mail.“ – so die Version von Heiner Oberrauch). Heute wird die Bestellung von allen Beteiligten im Sanitätsbetrieb, im Ressort, in der Landesregierung bestritten. Es gibt dazu auch kein offizielles Dokument. Die nie bestellte Bestellung hatte ein immenses finanzielles Ausmaß, nämlich rund 25 Millionen Euro. Innerhalb des Untersuchungsausschusses konnte bis zuletzt nicht geklärt werden, wie es dazu kommen konnte, dass aus der „Wunschliste“ („Mein letzter Stand zu dieser zweiten Folgebestellung, das ist ja die Kernfrage, endet mit dieser Wunschliste oder dieser Bedarfsliste, die ich abgegeben habe. Alles weitere weiß ich nicht, da war ich nicht involviert. Ich kann deshalb auch keine schlüssigen Informationen dazu liefern.“ – Marc Kaufmann bei der Anhörung am 19.11.20) ein Auftrag in dieser Größenordnung wurde. Dazu weiß weder der Generaldirektor des Sanitätsbetriebes, noch der Landesrat, noch der Leiter der Task-Force, noch die für die Beschaffung Zuständigen, noch der Landeshauptmann etwas. Kann es Missverständnisse zu 25 Millionen geben? Wenn ja, was für ein Nahverhältnis musste bestehen, damit ein Unternehmer rein auf Vertrauensbasis, ohne jeglichen Vertrag in Vorschussleistung ging? Das Verhältnis Sabes-Oberalp ist auch im Hinblick auf die erste Bestellung nicht ganz eindeutig, da auch diese offenbar auf einem nicht gegengezeichneten Vertrag fußt – was ziemlich unüblich für eine öffentliche Verwaltung ist.

Dieser Schauplatz mit seinen sehr bedauernswerten Folgen für das Unternehmen Oberalp lässt einen tiefen Blick in das Management und die politische Führung des Sanitätswesens in Südtirol zu.

Klare Führung, demokratisch gefestigte Abläufe, Transparenz und eindeutig übernommene Verantwortung zeichnen einen gut funktionierenden Betrieb im Normalfall aus. Eine solche Kultur bewährt sich auch im Notfall. Davon kann, im Licht der Anhörungen in diesem Ausschus, für den Südtiroler Sanitätsbetrieb in der Causa Covid-Schutzausrüstung 2020 nicht die Rede sein.

Brigitte Foppa/BZ/19.05.2021

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3

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Gesundheitssystem im hinteren Mittelfeld.
+++ 5SB deckt auf +++

Die 5SB ist wieder einmal etwas ganz Großem auf der Spur: Dem italienischen Blatt ItaliaOggi zufolge liegt das Südtiroler Gesundheitssystem nur an 75. Stelle unter den 107 italienischen Provinzen. Ein wahres Desaster!

Gestriger FB-Eintrag der 5SB

Mehrere Kommentatorinnen unter dem Facebook-Eintrag haben auch schon die Hauptschuldige parat: die Zweisprachigkeitspflicht.

Die muss neuerdings wohl auch im Trentino gelten, denn die Nachbarprovinz mit dem immer wieder als vorbildlich bezeichneten Gesundheitssystem landet laut… ähm… »Studie« von ItaliaOggi gar an letzter Stelle: 107. von 107.

Ob da vielleicht die Kriterien des Rankings etwas durcheinandergeraten sind? Aber nein, bitte nicht zu viel hinterfragen…

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6

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Logischer Reinfall.
Interpretation der Ergebnisse des Massentests

An dem dreitägigen Massenscreening (sowie an den Antigen-Schnelltestungen am 18. und 19. November) haben 343.227 Menschen (davon 332.410 in Südtirol ansässige Personen) teilgenommen. Das sind rund 62 Prozent der ansässigen Bevölkerung und 64 Prozent, wenn man alle durchgeführten Tests auf die Einwohnerzahl Südtirols bezieht. Die Schnelltests, die in den kommenden drei Tagen durchgeführt werden, sollen zu dieser Quote noch dazugerechnet werden. 350.000 Testungen hatte sich der Sanitätsbetrieb zum Ziel gesetzt. Mit ihrer regen Teilnahme hat die Südtiroler Bevölkerung ein schönes Zeichen der Reife, Mitverantwortung und Solidarität gesetzt.

Unerwarteterweise lag der Anteil der positiv Getesteten nur bei 0,93 Prozent (3185 Personen). Bei den in Südtirol ansässigen Personen waren es 0,91 Prozent (3035 Personen). Sanitätsdirektor Florian Zerzer hatte nämlich im Vorfeld der Aktion sogar bis zu zehn Prozent Positive prognostiziert und von 35.000 Personen gesprochen.

Die Verantwortlichen sind mit ihren Einschätzungen tatsächlich weit daneben gelegen. Dieser Umstand veranlasste UnserTirol24 zur hämischen Schlagzeile “Zerzers Reinfall” und angesichts der niedrigen Positivitätsrate fordern unzählige Kommentatoren in den Online-Foren und sozialen Netzwerken die sofortige Aufhebung sämtlicher Einschränkungen (Geschäfte auf, Masken ab usw.). Sie feiern das Testergebnis und sprechen davon, dass das der Beweis dafür sei, dass die Politik nur Panikmache betreibe.

Also entweder hab ich jetzt einen kompletten Aussetzer und bin einem kolossalen Denkfehler aufgesessen oder aber all jene, die meinen, dass die niedrige Rate ein Grund zum Aufatmen sei, liegen mit ihrer Einschätzung völlig daneben.

Wir können zunächst davon ausgehen, dass das Ergebnis aufgrund der enorm großen Stichprobe einigermaßen repräsentativ ist. Verfälschungen können sich aber durch das Phänomen der Falsch-Positiven und Falsch-Negativen ergeben. Das Ausmaß dessen zu berechnen, überlasse ich den Statistikfreaks.

‹1 David Gruber errechnet auf Basis von Sensitivität (96,52 %) und Spezifität (99,68 %) der verwendeten Testkits rund tausend Falsch-Positive und weniger als 100 Falsch-Negative.
‹2 Markus Falk hingegen wird auf Salto zitiert, dass er von bis zu 30 Prozent Falsch-Negativen ausgehe, da der Antigen-Schnelltest im Gegensatz zum PCR-Test erst bei einer höheren Virenlast anspricht und Personen, die sich erst kurz vor dem Test infiziert haben somit durch den Rost fielen.

Weiters könnte es sein, dass jene Gruppe von Menschen, die den Hygienemaßnahmen skeptisch gegenübersteht und sich nicht daran hält, und somit ein höheres Infektionsrisiko hat, ziemlich deckungsgleich mit jener ist, die den Test verweigert. Wenn diese Annahme stimmt, würde das die Positivitätsrate etwas erhöhen.

Die hohe Zahl negativer Befunde mag für den jeweils Einzelnen eine gute Nachricht sein, aber was die Rückschlüsse auf die einschränkenden Maßnahmen und die Natur der Krankheit betrifft, ist die niedrige Positivitätsrate doch eine verdammt schlechte Nachricht.

  • Es bedeutet nämlich, dass die Infektion wohl viel gefährlicher ist, als angenommen, weil es das große Heer der Asymptomatischen offenbar gar nicht gibt. Die Zahl der symptomatischen Fälle (Ich gehe davon aus, dass ein Großteil der derzeit durch PCR-Tests bestätigten 11.624 aktiven Fälle symptomatisch ist.) übersteigt jene der asymptomatischen (Wiederum mit der Annahme, dass der Großteil der bei den Massentests infizierten Fälle asymptomatisch ist, da ja nur solche Menschen an den Tests teilnehmen sollten. Hochgerechnet auf alle Ansässigen wären das 4.900.) derzeit um ein Vielfaches. Wobei wiederum die 11.624 aktiven über einen längeren Zeitraum “gesammelt” wurden, was die Rechnung wieder etwas relativiert. Der Trugschluss “wenige (asymptomatische) Fälle = gutes Zeichen” war bereits bei vorhergehenden großangelegten Testungen (z. B. Grödner Studie zu Antikörpern) medial allgegenwärtig. Meist hieß es bezüglich der Infektionen/Antikörper in den Schlagzeilen: “Dunkelziffer niedriger als befürchtet”. Dabei wäre doch eine hohe Dunkelziffer (also Menschen, an denen die Infektion spurlos vorübergeht/vorübergegangen ist und die man nur durch Massenscreenings findet) ein gutes Zeichen.
  • Es bedeutet auch, dass bereits eine niedrige einstellige Zahl an Infizierten das Südtiroler Gesundheitssystem – wie gegenwärtig der Fall – an seine Belastungsgrenze bringt. Das ist erschreckend. Falls wir eine Situation wie die jetzige hätten, weil 10 bis 20 Prozent aller Südtirolerinnen und Südtiroler infiziert sind, wäre das ein Hinweis darauf, dass es eine hohe Durchseuchung bräuchte, um dem System seine Grenzen aufzuzeigen und dass ein Großteil der Menschen die Infektion unbeschadet und unbemerkt übersteht. Dem ist aber offensichtlich nicht so.
  • Gleichzeitig wird es jetzt wahrscheinlich auch so sein, dass viele dem obigen Trugschluss zum Opfer fallen und die Maßnahmen nicht mehr mittragen wollen bzw. sie nicht mehr einhalten, was zu einer neuerlichen Verschärfung der Situation in den Krankenhäusern führen könnte. (Aber genau um das zu verhindern, veranstalten wir ja diesen Zirkus).
  • Zudem könnten sich die Menschen zu sehr in Sicherheit wiegen. Zwar werden durch die Tests tausende positiv Getestete in häusliche Isolation geschickt, aber dennoch kursieren weiterhin etliche tausend Infizierte – darunter auch Falsch-Negative – unbemerkt.

Der einzig positive Aspekt der Geschichte ist, dass wir die Infektionsketten mit relativ wenigen Menschen in Quarantäne/Isolation durchbrechen und somit – falls die Zahlen in absehbarer Zeit sinken – eine vorsichtige Öffnung in vielen Bereichen wagen könnten. Das frustrierende daran ist wiederum, dass die grundlegende Organisation sowie Kommunikation und in Folge das Contact-Tracing in Südtirol überhaupt nicht funktionieren und wir somit die notwendige, nahezu lückenlose Identifikation und Nachverfolgung positiver Fälle – wenn nicht schleunigst nachgebessert wird – komplett vergessen können.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6

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Covid: UNO gegen Sanktionen, Einschüchterung.
Quotation // Klagewelle in Südtirol

Die Vereinten Nationen haben schon im Mai ein kleines Vademecum für den Umgang mit Hassreden im Kontext der Pandemie veröffentlicht.

Die Mitgliedsstaaten werden dort unter anderem auch dazu aufgerufen:

Seite 4:

Uphold the freedom to seek, receive and impart information as a corner-stone of building trust in measures taken to contain the pandemic.

(Die Freiheit, Informationen zu suchen, zu erhalten und zu verbreiten hochzuhalten. Dies ist ein Eckstein, um Vertrauen in die Maßnahmen herzustellen, die zur Eindämmung der Pandemie ergriffen wurden.)

Seite 5:

Ensuring the safety of journalists and the protection of sources, including that journalists and whistle-blowers who have raised legitimate concerns about COVID-19 and responses to it do not face criminal prosecution, civil penalties, intimidation or harassment

(Die Sicherheit von Journalistinnen sowie den Quellenschutz zu gewährleisten. Dies schließt ein, dass Journalistinnen und Whistleblower, die legitime Sorgen über Covid-19 und die dagegen ergriffenen Maßnahmen geäußert haben, nicht mit strafrechtlicher Verfolgung, zivilrechtlichen Sanktionen, Einschüchterung oder Schikane konfrontiert werden.)

Deutsche Übersetzung:

Irgendwas davon scheint in Südtirol nicht angekommen zu sein: ‹1 ‹2

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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Il M5S vuole un «Supercommissario».

Il membro della Dieta sudtirolese Diego Nicolini (M5S) esige

le dimissioni immediate del Direttore Sanitario, la nomina di un Supercommissario esterno e indipendente [insinuazione mia: 🐓] e un’audizione urgente dell’Assessore competente [Thomas Widmann, SVP].

— Facebook M5S AA-S, 8 aprile 2020

Non starò certo a difendere Florian Zerzer, che sembrerebbe essersi macchiato di una gestione più che discutibile — per non dire peggio. D’altronde anche qui su abbiamo chiesto che vengano presi provvedimenti.

Tuttavia, a fronte di mascherine «sudtirolesi» non rispondenti alla qualità dichiarata dal produttore cinese, quelle inviate dalla Protezione civile statale (anche al Sudtirolo, a quanto pare) risultano totalmente inadeguate se non per pulirsi… gli occhiali, come suggerito dal pur controverso presidente della Campania, Vincenzo De Luca (PD).

Foto di Luciano Caveri (Twitter).

Ministro aff. reg. Francesco Boccia (PD) con mascherina – Foto: Giornalettismo.

Non risulta, per contro, che Diego Nicolini né altri nel M5S a Roma abbiano chiesto le dimissioni di chicchessia. Lungi da me pensare che questo sia dovuto al conflitto di interessi ricondiucibile al fatto di essere forza di governo. E allora a maggior ragione un po’ di coerenza non farebbe male.

Vedi anche 1› 2›

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