Für den Wiederaufbau der Morandi-Brücke in Genua gab es einen, für Olympia-Infrastrukturprojekte gibt es welche, für andere Vorhaben ebenso. Es ist paradox: Zuerst ersinnt die Politik hochkomplexe und hochbürokratische Prozeduren, um Betrügereien zu unterbinden, dann werden ebendiese Prozeduren mit Sonderkommissaren ausgehebelt, weil nichts weitergeht.
– Chefredakteur Christian Pfeifer in SWZ Nr. 14/23
Tema: Bürokratismus/
Bürokratische Exzesse.
Eccessi burocratici.
Der Kommissar umgeht.
Foreign driver’s license.
Quotation
I did my first driver’s license and the only one I thought I’d ever need … in South Africa. When I moved to London, I was easily able to convert my license, the same was done in Thailand and Prague. When I moved to South Korea, I landed up re-doing my entire license again, but was offered it in English so the task wasn’t too tricky. Bring on Italy … I am not able to convert my license here as my licensed country does not have an agreement with Italy, however if I lived in our very close neighboring countries like Germany or Austria the conversion would be easy. So sadly, I hit the drawing board again – okay, I’ll just get my international license in the interim while I figure this all out. This luckily gave me one year of driving legally in Italy possessing my original drivers [sic] and international license even though my international license is valid for another three.
But once you get your permanent residency in Italy, it means you lose this perk of using your international license and are more illegal than when you drove around like a tourist. Where’s the sense in that? So, I’m now paying taxes, considered a lesser ‘alien’ and am legal here with a permanent doctor, and some benefits, but I can’t drive legally anymore?
Last resort, I will bite the bullet and do my drivers [sic] for the third time in my life. I’ve done it before, so it can’t be too bad, surely … WRONG! In Italy, the drivers [sic] license test is only offered in Italian or German and in some exceptional cases … French.
Excerpted from Italy, You’re Driving Me Mad! (Südtiroler Wirtschaftszeitung Nr. 11/23), written by Kira Lang-Pertoll, Kaltern.
„Auch wenn sie sich noch so bemühen, sich minderheitenfreundlich zu geben, zeigen die Brüder Italiens immer wieder ihr wahres Gesicht“, meint [Senatorin Julia Unterberger (SVP)]. Mit deren nationalistischen Selbstverständnis sei es nämlich nicht vereinbar, dass die Südtiroler Österreich als ihre Schutzmacht sähen. Ihr Bestreben sei es, „aus uns überzeugte italienische BürgerInnen zu machen, die ihr Schicksal vertrauensvoll in die Hände des italienischen Staates legen“. Gerade wegen politischer Kräfte wie FdI sei die Schutzmachtfunktion alles andere als unzeitgemäß. Dass viele deutschsprachige Südtiroler im Ausland blieben, wie es [LAbg. Marco Galateo (FdI)] anmerke, hänge auch damit zusammen, dass Italien bei der Anerkennung von Studientiteln [sic] und Berufsbefähigungsnachweisen „auf dem Nährboden eines überholten Nationalismus absurde Hürden vorsieht“.
– Quelle: Tageszeitung
Über ein halbes Jahr für einen Reisepass.
Auch die STF weist auf unfassbar lange Wartezeiten für die Beantragung und den Erhalt eines neuen italienischen Reisepasses in Südtirol hin. Allein auf einen entsprechenden Termin müsse man derzeit in der Landeshauptstadt länger als ein halbes Jahr warten, in Meran sogar über sieben Monate. Anschließend vergingen noch einmal drei Wochen, bis der Pass abholbereit ist.
Die Onlineplattform, über die der Termin für den Antrag gebucht werden muss, sei ferner teils einsprachig italienisch.
Aufgrund der chronischen Inneffizienz des Staates fordert die STF unter anderem eine Intervention der Landesregierung. Auch wenn Südtirol in dem Bereich nicht zuständig ist, solle sich das Land für eine Reform einsetzen.
In Österreich, so die Bewegung, würden Reisepässe innerhalb von fünf Tagen ab Beantragung zugestellt, in dringenden Fällen — gegen Aufpreis — sogar schon am nächsten Tag. Ein Termin sei nicht erforderlich.
Ich schlage mich nun seit zwei Jahren mit meiner Berufstitelanerkennung als Psychologin herum. Ich kann meinen Beruf, für den ich fünf Jahre studiert und in dem ich acht Jahre Berufserfahrung [in Österreich, Anm.] habe, derzeit in Südtirol aufgrund bürokratischer Hürden nicht ausüben.
Mit den bürokratischen Schwierigkeiten, die ich nach meiner Rückkehr vorfand, könnte ich ein Buch füllen. Ich hatte Kontakt zum Ministerium, zu Anwälten, zur Gemeinde- und Landespolitik, musste mich in komplexe Gesetzestexte einlesen und häufig auf die Antwort von Behörden warten.
Die Aussagen der Landesregierung, es gäbe einen Psychologenmangel in diesen schwierigen Zeiten, waren für mich, die ich den Beruf nicht ausüben darf, ein Schlag ins Gesicht.
In unserer Grenz- und Europaregion ergeht es vielen ähnlich wie mir, vor allem in den Gesundheits- und Sozialberufen. In meinem Umfeld gibt es Psychologinnen, Psychotherapeuten, Pädagoginnen, Hebammen, selbst Ärztinnen, die nach ihrer Rückkehr Schwierigkeiten mit der Titelanerkennung und folglich dem Jobeinstieg hatten. Aufgrund meiner Erfahrungen warne ich jeden, der an eine Rückkehr denkt.
Auszüge aus “Ich warne jeden”, einem Gastbeitrag von Tamara Plass in ff 1/2023
Die Autorin bemängelt ferner die unzureichende Kinderbetreuung, niedrige Gehälter, überteuertes Wohnen und — »schlimmstenfalls« — Diskriminierung.
Tatsache ist: die Grenzenlosigkeit ist nichts als eine nette Erfindung, die Anerkennungsbürokratie in vielen Fällen nach wie vor eine hohe Hürde für Rückkehr oder Zuzug aus dem deutschsprachigen Raum (und darüber hinaus) — die es übrigens für Rückkehr und Zuzug aus Italien nicht gibt.
Wundern wir uns dann aber bitte unbedingt, wenn es hierzulande einen Personalnotstand und einen Mangel an Akademikerinnen gibt.
Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 | 1› 2›
Kennzeichen: Rechtsunsicherheit.
Ein Freund von mir hat in Bayern einen Gebrauchtwagen gekauft und lässt ihn nun in Südtirol zu. Er hat das Fahrzeug selbst beim Autohaus abgeholt und mit einem deutschen Zollkennzeichen (das mit dem roten Rand und Datumsfeld) hierhergebracht.
Da er mir davon erzählt hat, dass er hier mit dem deutschen, auf ihn lautenden Kennzeichen so lange fahren wird, bis das Südtiroler Nummernschild da ist, habe ich ihm empfohlen, sich sicherheitshalber noch einmal bei der Agentur zu informieren, die die Zulassung hierzulande für ihn abwickelt.
Die Auskunft war dabei landestypisch: Genau wisse man es nicht, denn man habe sich sowohl bei der italienischen Straßenpolizei als auch bei den Carabinieri informiert und zwei völlig gegensätzliche Informationen erhalten. Während die Polizei der Agentur gesagt habe, dass mit dem Kennzeichen »problemlos« gefahren werden dürfe, insbesondere wenn nachweisbar ist, dass die sogenannte »Nationalisierung« bereits eingeleitet wurde, hätten die Carabinieri gesagt, das dürfe man auf keinen Fall.
Da seit Salvinis tollem Dekret, das der EuGH bereits als vertragswidrig eingestuft hat, bei Zuwiderhandlung möglicherweise sogar die Beschlagnahme des Fahrzeugs droht, lässt mein Freund sein Auto — auf das er privat und beruflich dringend angewiesen wäre und für das er mit dem Zollkennzeichen auch KfZ-Steuer und Versicherung bezahlt hat — nun lieber stehen. Und zwar drei Wochen lang, denn so lange dauert laut der Autoagentur ungefähr das Zulassungsverfahren.
Hier geht es aber weniger um Autos und um die Mobilität eines Einzelnen als um die miserable Rechtssicherheit in diesem Staat, an die wir uns zwar weitgehend gewöhnt haben, die aber aus Bürgerinnen Untertaninnen und Bittstellerinnen macht.
Ogni ri-ordino [dei corsi universitari] va fatto per gradi, compatibilmente con il sistema italiano che ha una rigidità medievale del tutto antistorica e contraddittoria rispetto a come vanno le cose nel mondo.
Paolo Lugli, rettore uscente dell’Università di Bolzano, intervistato da Fabio Gobbato per Salto
Da aggiungere alla lista delle cose che sarebbe molto facile far meglio se il Sudtirolo fosse indipendente (o se avessimo una vera autonomia).
Vedi anche ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7
Digitaler Bürokratiewahnsinn.
Quotation
Unter dem vielsagenden Titel Tut doch endlich etwas! thematisierte Chefredakteur Christian Pfeifer auf Seite 1 der letztwöchigen SWZ die Themen Bürokratie und Digitalisierung.
Zwei Auszüge:
Eine erschreckende Bestätigung lieferte unlängst der KVW-Vorsitzende Werner Steiner: Viele Menschen, so reklamierte er bei der KVW-Landesversammlung, hätten Schwierigkeiten, die Unterstützungsangebote von Land und Staat zu durchblicken, die bürokratischen Auflagen selbstständig abzuwickeln und ohne Hilfe durch Dritte Zugang zu den Beiträgen zu erlangen.
Volksanwältin Gabriele Morandell kritisierte unlängst auf Rai Südtirol, dass viele Menschen mit den digitalen Diensten und Webseiten der öffentlichen Verwaltung überfordert seien. Wenn die Digitalisierung verkompliziert statt vereinfacht, dann fehlt es offensichtlich an Dienstleistungsmentalität.