Die Digitalianisierung hat auch in der Gemeinde Bruneck Einzug gehalten. Um dort zum Beispiel online auf Deutsch eine Durchfahrtsgenehmigung für die »verkehrbeschränkte Zone« zu beantragen, muss man der italienischen Sprache mächtig sein — was sowohl einen Gesetzesverstoß als auch einen Beitrag zur Marginalisierung der deutschen Sprache in Südtirol darstellt.
Im Grunde kann hier nicht mehr zwischen Deutsch und Italienisch, sondern (wie zum Beispiel auch beim Einheitsschalter für das Bauwesen – ESB) nur noch zwischen einem einsprachig italienischen und einem wackeligen zweisprachigen Verfahren gewählt werden.
Ich habe mir das Portal nach einem Hinweis in den Kommentaren einmal näher angesehen und zeige hier ein paar Beispiele.
Zunächst loggt man sich mit einem SPID (italienisches Akronym für »Öffentliches System der digitalen Identität« – ÖSDI) oder mit einem CIE-Account (italienisches Akronym für »Elektronische Identitätskarte« – EIK) ein. Ersteres geht nur auf Italienisch, zweiteres auch auf Deutsch.
Dann gibt man die sogenannten »anagrafischen« (gemeint ist: »meldeamtlichen«) Daten ein. Wenn es Fehlermeldungen gibt, sind sie auf Italienisch:
Einsprachig Italienisch ist — trotz Sprachwahl »Deutsch« — auch der Inhalt der Bestätigungsmail:
Wählt man als »Benutzertyp« etwas anderes als »natürliche Person«, muss unter »Repräsentanztyp« aus einer einsprachig italienischen Liste zwischen »Titolare«, »Rappresentante legale«, »Dipendente«, »Delegato« oder »Altro« gewählt werden:
Beim »Personalausweis« sieht es ähnlich aus. Gewählt werden kann zwischen »Carta d’identità«, »Patente« oder »Altro«. Dazu wird eine »Identifikationsnummer« (gemeint ist vermutlich die Ausweisnummer) abgefragt und es soll angegeben werden, von wem und wann der Ausweis »veröffentlicht« (gemeint ist: »ausgestellt«) wurde:
Das Datum (Geburts-, Ablauf-, Ausgabedatum…) ist jeweils über einen Kalender einzugeben, der nur auf Englisch verfügbar ist.
Beim Wohnsitz ist im Feld mit der Angabe »Digita il Comune« die Gemeinde einzutippen, doch — leiderleider — gibt es die Gemeindenamen nur auf Italienisch (wobei es sich bekanntlich in den meisten Fällen um faschistische Namenserfindungen handelt).
Noch nicht einmal Bruneck ist dem System, wie hier ersichtlich, mit seinem historisch gewachsenen Ortsnamen bekannt:
Der soganannte »Adressentyp« (Straße, Platz etc.) ist im Italienischen sinnvoll. Im Deutschen wird diese Angabe der Bezeichnung jedoch nicht vorangestellt, sondern bildet in vielen Fällen mit ihr eine Einheit (Hauptstraße, Dorfplatz etc.) weshalb das Feld kaum Sinn ergibt.
»Innenraum« ist eine falsche Übersetzung von italienisch »Interno«, womit die Wohnungsnummer (und eben ganz sicher kein Innenraum) gemeint ist.
Bei der Auswahl des Tarifs wird die »verkehrsbeschränkte Zone« einsprachig italienisch mit »ZTL« (zona a traffico limitato) abgekürzt:
Wer das nicht wissen sollte, hat Pech gehabt.
Nachdem der Antrag schließlich abgeschickt ist, kann unter »Liste [der] Genehmigungen« der Status eingesehen werden:
»In Verwaltung« soll vermutlich »in Bearbeitung« heißen.
Nicht zuletzt soll ja auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommen:
Wen kann es da schon stören, wenn bei den Etiketten a bissl was durcheinander gekommen ist? Hauptsache Digitalisierungsweltmeister.
Der soeben aus dem Amt geschiedene Brunecker Bürgermeister Roland Griessmair (SVP) könnte ja schon bald als Staatssekretär für Minderheitenangelegenheiten nach Rom wechseln. Von dort aus wird er dann ja vielleicht seinen grünweißroten Nachfolger dazu anspornen, die Plattform zur Ausstellung von Abonnements und Durchfahrtsgenehmigungen zu ver(schlimm)bessern. An technischer Expertise fehlt es ihm ja offenbar nicht.
Cëla enghe: 01
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