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Scharfe Kritik für »Ladins Dolomites«.

Auf Seite eins ihrer neuen Ausgabe befasst sich die Usc di Ladins damit, dass Alessandro Urzì (FdI) angeblich von den Ladins Dolomites zum Ansprechpartner im italienischen Parlament erkoren worden sein soll. Das findet das ladinische Wochenblatt alles andere als lustig. Die Bewegung, die diese Anerkennung ausgesprochen haben will, existiere faktisch nicht mehr, so wie es auch ganz allgemein keine unabhängige politische Vertretung der Ladinerinnen mehr gebe. In dem Leitartikel wird denen, die mit dem in Venetien gewählten italienischen Rechtsradikalen kuscheln, folgerichtig die Legitimität abgesprochen, dies im Namen der Ladinis Dolomites zu tun, einer historischen Bewegung, die — so die Redaktion — vielleicht eines Tages wieder auferstehen könnte.

Nicht nur weist die Usc in diesem Zusammenhang auf die »faschistische Flamme« im Parteisymbol von FdI hin; sie stellt auch klar, dass der Vorfall keineswegs nur als Provokation verstanden werden könne. Vielmehr handle es sich bei der Stellungnahme der angeblichen Ladins Dolomites um eine handfeste Beleidigung für alle Aktivistinnen, die sich in der seit dem Faschismus zerrissenen Ladinia leise engagieren.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3

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Die Verlierer der Wahl.

Sämtliche Listen und Parteien, die bereits 2013 angetreten sind, haben bei den Landtagswahlen 2018 Stimmen und Stimmanteile verloren. Zwar ist ein Vergleich zwischen den beiden Urnengängen nur bedingt machbar, da die beiden “neuen” Gewinner aus bestehenden Listen hervorgegangen sind. Das Team Köllensperger ist eine Abspaltung des M5S und die Lega war 2013 noch zusammen mit Forza Italia und dem Team Autonomie der Elena Artioli angetreten. Auch die Bürgerunion schloss 2013 ein Bündnis mit Ladins Dolomites und Wir Südtiroler. Der PD ist zwar eine Verbindung mit Bürgerlisten eingegangen, musste aber auch die Abspaltung des Bizzo-Projektes Noi per A.A. Südtirol verkraften. AAnC hat sich hingegen 2018 mit den postfaschistischen Kollegen von FdI zusammengetan.

Dennoch lohnt ein Blick auf die absoluten Zahlen und die prozentuellen Verluste, um die medial wie mir scheint oft recht unbedachten Kategorisierungen in Gewinner und Verlierer besser bewerten zu können.

absoluter Stimmenverlust

  1. Die Freiheitlichen -33.885
  2. SVP -12.118
  3. PD -8.404
  4. Grüne -5.678
  5. Forza Italia -4.295

prozentueller Stimmenverlust

  1. Die Freiheitlichen -65,56%
  2. Forza Italia -60%
  3. PD -43,28%
  4. Bürgerunion -38,10%
  5. Grüne -21,84%

Die Freiheitlichen sind in allen Belangen die großen Verlierer dieser Wahl. Daran gibt es nichts zu rütteln. Die SVP hingegen hat zwar absolut am zweitmeisten Stimmen verloren (was wenig verwundert, da sie von der höchsten Ausgangsbasis ausgeht), anteilsmäßig hält sich ihr Verlust mit 8,32% der Stimmen aber in Grenzen. Prozentuell hat nur der M5S weniger verloren (-4%). Die vielfach – wohl auch aufgrund der vorangegangenen positiven Prognosen – als eine große Wahlverliererin gehandelte STF hat weder absolut (-3.813) noch prozentuell (-16,67%) extrem viele Stimmen verloren. Sie hatte lediglich das Pech, dass die Wahlarithmetik gegen sie sprach und die Verluste genau an der Grenze zwischen zweitem und drittem Mandat lagen. Genau umgekehrt liegt der Fall bei den Grünen: rein rechnerisch zählen sie zu den großen Verlierern der Wahl. Obwohl sie ihren Mandatsstand halten konnten, haben sie über ein Fünftel ihrer Wähler verloren. Noch schlechter erging es der Bürgerunion, dem PD und der Forza Italia. Letztere verlor prozentuell fast so viele Wählerinnen und Wähler wie die Freiheitlichen.

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Landtagswahlumfragen 2013 und 2018.

Heute veröffentlichten die Athesia-Medien die Ergebnisse einer vom Market-Institut in Linz durchgeführten Sonntagsfrage zur anstehenden Landtagswahl.

Hier ist eine Gegenüberstellung von:

Wie man sieht, gab es zwischen der Sonntagsfrage von 2013 und dem Landtagswahlergebnis teils erhebliche Unterschiede. Dies bedeutet nicht, dass die Studie »falsch« war oder daneben lag, denn es handelt sich dabei nicht um eine Prognose, sondern um eine Momentaufnahme.

Sicher ist jedenfalls, dass etwa die SVP und die STF 2013 bei der LTW13 ein deutlich besseres Ergebnis erzielen konnten, als bei der — bereits Anfang 2013 veröffentlichten — M13-Umfrage. Umgekehrt schnitten Freiheitliche, Grüne und PD schlechter ab. Das kann zum Beispiel auf den Wahlkampf, auf Skandale oder auf die Auswahl der Kandidatinnen zurückzuführen sein.

Zu den Erkenntnissen:

  • Die SVP schneidet bei der aktuellen M18-Umfrage mit 39% besser ab, als bei der M13-Umfrage (38%). Das sind rund sieben Prozentpunkte weniger, als bei der letzten Landtagswahl.
  • Im Vergleich zu M13 schrumpft die Zustimmung der Blauen laut M18 um ein Drittel auf 16%. Das sind rund zwei Prozentpunkte weniger, als bei der LTW13.
  • Die Zustimmung zur STF ist im Vergleich zu M13 mehr als doppelt so hoch (von 4% auf 11%). Das sind circa 4 Prozentpunkte mehr, als bei der LTW13.
  • Eine Überraschung ist das Team Köllensperger, das kurz nach seiner Gründung auf 8% kommt.
  • Die Grünen liegen derzeit laut M18 bei 7%, während sie bei der M13-Umfrage noch 11% und bei der LTW 8,7% erzielt hatten.
  • Die Lega kann ihr M13-Ergebnis (1%) verfünffachen und jenes der LTW13 — 2,5% in der Wahlallianz mit Team Autonomie und Forza A. Adige — auf 5% verdoppeln.
  • Der PD schrumpft von 10% (M13) beziehungsweise 6,7% (LTW13) auf 4% (M18).

Siehe auch 1› 2›

Detailliertere Daten, Erhebungsmethoden und -zeitraum sowie Größe des jeweiligen Stichprobenfehlers können in den Herkunftsmedien nachgelesen werden.

*) Das Team Köllensperger ging im Juli 2018 aus der 5SB hervor und wurde demnach nur in der Market-Umfrage berücksichtigt. Die Grünen bildeten 2013 mit SEL; die Lega mit Team Autonomie und Forza A. Adige; die BürgerUnion mit LadinsDolomites und WirSüdtiroler eine Wahlallianz. Andere: mathematischer Rest auf 100%, beinhaltet alle nicht gesondert angeführten Listen.

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Autorinnen und Gastbeiträge

La flama ladina se destuda?
Erlischt die ladinische Flamme?

Erwin Valentini (via noeles.info)

La enconteda sun Jouf de Sela é steda na bela gran festa y perchel se merita i organisadours, la UGLD y si colaboradours, na gran lauda y bel dilan da pert de duc i ladins. Ma a la festa él ence sté n valgunes nioles scures da vedei, sciche al é vegnù auzé fora te deplù comentars sun La Usc di Ladins. La pruma fova l’assenza dla gran poltica: degun president de provinzia o region y demé puec raprejentanc dles istituzions se à tout la bria de se lascé vedei. I trei raprejentanc politics ladins se à dantaldut laudé se enstesc y contenté de n valgunes declarazions generiches, se stravardan de jì ite tl tema zentral dla manifestazion: l’unité di ladins. La politica di pici varesc propagandeda dal assessour Mussner a inom de na “Realpolitik” ladina sonova plucheauter sciche na vertola per ne messei nia fé de gran varesc, sciche ghirassa enveze la situazion politica, linguistica y culturala dla Ladinia. L’autra niola fova l’assenza dla Val Badia: sun Jouf de Sela ne manciòvel nia demé i ombolc y les unions ma na valeda entiera, sciche à scrit l president dla Union di ladins dla Val Badia, Michael Moling. L’assenza dla Val Badia ti à fat demarevueia ai organisadours dla enconteda enstesc, sciche ai ne se l essa nia aspeté, sciche al se tratassa de valch da nia da creie, feter da se daudé, sceben che i segnals che la flama ladina é debla  fova da vedei bele da n pez ence tla “valeda ladina plu grana y intata”. N ejempl rezent: tamben la jent che les lies é restedes fina sen feter daldut demez da la Convenzion sun la reforma dl Statut de Autonomia dl Trentin-Südtirol, da chela che depenarà en pert ence l davegnì dla Ladinia.

L president dla Union di ladins dla Val Badia à proé de chirì na resposta a chesta apatia politica o almanco de se fé n valgunes domandes.  Pòl ester che la jent é resteda a ciasa ciuldì che de tel festes ne vegn nia plu sentides y vegn vedudes sciche na forma juda ju de moda per manifesté sia identité? Vuel la jent vive la ladinité te na maniera plu personala empede messei la mostré su? Se damana la popolazion na cultura ladina plu senziera, plu reala, plu umila, azessibla y vivuda da duc? Michael Moling ne dà nia na resposta direta ma sia minonga me per che vae de chest vers. Sie rejonament à dessegur na fondamenta ma al ne nes spliga nia coche an é ruvés a chesta situazion y cie che an podessa fé per atizé l enteres dla jent per sie lingaz, per sia cultura, per mioré la situazion dla mendranza ladina entiera.

Na resposta a chestes domandes podéssen se aspeté emprumadedut dai responsabli dles istituzions culturales: scola, Istitut cultural ladin, Museum ladin; la senta de chestes does ultimes é per auter tla Val Badia. Ne é nia l fin de chestes istituzions chel de promueve la cultura ladina te dutes sies dimenjions? Promozion culturala ne vuel nia demé dì publiché vigni tant valch liber scientifich o leterar o organisé conzerc y de beles mostres artistiches, al auda ence da renforzé la coscienza y l’identité (inter)ladina tres azions de sensibilisazion y de relazions publiches, ence a livel politich, mostran, reclamisan, “placatan” l’esistenza y les rejons dla comunité ladina. Chest fova avisa l fin dla enconteda sun Jouf de Sela.

Reunificazion di ladins y gambareles dla politica

L’assenza dla Val Badia sun Jouf de Sela mess avei ence d’autres gaujes che cheles ipotisedes da M. Moling. I badioc ne se à mai cis cruzié dles condizions generales dla comunité ladina, de siei bujegns y de sies rejons sciche mendranza autonoma, sibe tl contest dl Tirol storich che tl cheder costituzional y aminitratif nuef sot a la Talia. Les iniziatives panladines é feter dagnora piedes via da les autres valedes, o da foradecà sciche da Dispruch (Union di Ladins) y da Bulsan (Moviment politich “I Ladins”), olache la ladinité fova y é plu manaceda y olache l bujegn de unité, de reunificazion teritoriala é plu sentì. La gran enconteda ladina dl 1946 sun Jouf de Sela ova abù sciche protagonisć doi gran idealisć de Ampez y Fascia, Sisto Ghedina y Guido Iori, y ence a la festa dl 2016 àn vedù dantaldut jent y lies de Fascia y de Souramont; la Val Badia é, sciche i savon, resteda a ciasa. L fat che la ladinité é manco manaceda ilò pò splighé almanco en pert l’apatia di badioc dlvers de de tel manifestazions: chi che se sta o mina de se sté ben ne à nia bria de jì a protesté.

Ma se tràtel demé de na sort de “sacro egoismo” natural o él via dedo ence d’autres gaujes che ti é consié ai badioc de resté a ciasa? Ne él nia ence sté la politica che à endormedì l entusiasm di badioc – y no demé di badioc- per la reunificazion, per l ideal de unité ladina, per na cultura entenuda sciche patrimone comun de dutes les valedes dla Ladinia. Nosc raprejentac politics à abù – ence sun Jouf de Sela – de beles paroles per les aspirazions ladines, ma fat ne ài praticamenter nia per mete a jì l prozes politich-costituzional che va d’uega per ruvé al travert dl referendum de Souramont dl 2007. Nia puec é decontra ence sce ai ne pò nia l dì fora per rejons de “political correctness”. Nostes autorités politiches se cruzia plu gen de sie pice velin provinzial o local arferan ju organisazions, ativités y projec interladins. La Union Generela di Ladins é vegnuda agn alalongia scraieda fora de ester filotaliana o filo-Ladins, i jornalisc de La Usc à abù l onour de vegnì batiés dal assessour provinzial ladin “talibans” ciuldì che ai se ova enfidé de critiché sia poltica y chela de sie partit; ales lies ti él vegnù “consi锝 de ne se cruzié nia de politica; i posć che conta tles istituzions é tles man de jent che ti sta a mus al “dret” partit; l projet interladin de lingaz scrit unifiché é vegnù sepolì con n decret dla jonta provinziala de Bulsan. Cie se fé perchel demarevueia sce la jent pesimeia a mostré sia identité te manifestazions panladines sciche chela sun Jouf de Sela. La dreta spligazion nes l’à fosc deda David Lardschneider: “La viertla, la scusa che l se trata de na manifestazion partitica, ideologica belau taliana, ne va nia bën. La iniuranza y la nia cusciënza che n fova usei a avëi te Gherdëina a sën pià man, y l semea mo deplù, monce tla Val Badia” (La Usc dl 22.6.16, pl.3).

Unificazion linguistica y sconaza dla mendranza

Se scluje ite te sie velin, te sia valeda, te sie idiom local ne é nia, ne pò nia ester la soluzion. La mendranza ladina à debujegn, per se svilupé, de modei y de valours de referiment comuns, metan man con n lingaz scrit unitar o standard da adoré te duta la Ladinia. L prof. Max Haller à dit te na sia intervista sun l Dolomiten (5 de agost 2016, pl. 23) che la standardisazion dl ladin fossa n vantaje per i ladins, ma al mina che l ladin souravivessa ence zenza n lingaz scrit standard ciuldì che al ne jissa nia sot tla todesch o tl talian (“würde sich weder ins Deutsche noch ins Italienische einschleifen”). Ie ne sé nia da olache al tol de tel convinzions; sce an ti ciala a la realté linguistica en Ampez, a Moena o a Urtijei, ma ence a Al Plan o a Corvara, veiden dut valch d’auter: l ladin ne vegn ilò nia demé mescedé con vigni sort de germanisms y talianisms ma gonot remplazé dal talian y dal todesch sciche lingaz de comunicazion soziala y ence sciche lingaz de familia. L’afermazion  dl prof. Haller fej ciamò deplù demarevueia sce an pensa che a degugn dl assessorat a la cultura todescia a Bulsan ne ti tomàssel ite de dì che l todesch podessa florì y se svilupé te Südtirol ence zenza na “deutsche Schriftsprache”. Mia minonga é che i l ladin podarà souravive n pez, ma zenza n lingaz standard y zenza valch sort de unité politica é la cultura ladina condaneda, alalongia, à na esistenza spidiceda, folcloristica o, piec, archeologica. La archeologia à da fé, sciche an sà, con cosses vedles o mortes fora y no con l davegnì de na cultura.

Se destuda bel plan la flama ladina tla Val Badia? Feter duc, dessegur chi dla politica y dles istituzions, dijarà, scandalisés, de no y proarà de desmostré l contrar. Ma l’assenza dla Val Badia sun Jouf de Sela sona sciche n segnal d’alarm!

Cëla enghe ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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Leitfaden zur Landtagswahl.

Wie schon zur Parlamentswahl will auch zur Landtagswahl keine Wahlempfehlung geben, sondern durch ein Medley die nach unserer Auffassung wichtigen Aspekte zu jeder Partei zusammenfassen.

A. Adige nel Cuore:

  • Die Partei des Ex-MSI-, AN-, PDL- und FLI-Politikers Alessandro Urzì spricht sich gegen die Selbstbestimmung aus. Für A. Adige nel Cuore ist die in der Verfassung verankerte »Einheit Italiens« vorrangig.
  • Auch das »neue Grenzen im vereinten Europa«-Argument wird strapaziert.
  • Die vollständige Gleichstellung der deutschen Sprache, etwa im Konsumentenschutz, kommt nicht in Frage.
  • Mehrsprachigkeit ist aber dort wichtig, wo es um die Betonung nationalstaatlicher Identität geht: zum Beispiel bei den Ortsnamen, wo Tolomeis Prontuario das Maß aller Dinge bleiben soll.

Bündnis Südtirol (Ladins Dolomites / BürgerUnion / Wir Südtiroler):

  • Thomas Egger, Chef von Wir Südtiroler, hat sich — aus angeblichem »Realismus« — gegen die Selbstbestimmung ausgesprochen. Dies, obschon das Bündnis als Ganzes die gegenteilige Position eingenommen hatte.

Freiheitliche:

  • Obschon sie dem Thema etwas Zentralität genommen haben, sind die Freiheitlichen nach wie vor eine grundsätzlich ausländerfeindliche Partei. Dies ist nicht nur mit den Grundwerten von unvereinbar, sondern läuft auch einer tatsächlichen Integration der neuen Mitbürgerinnen zuwider.
  • Sie vertreten außerdem homophobe und deutschnationale Positionen.
  • Ihr Konzept des »Freistaates« stellt eine reine Umkehr der Istsituation unter Beibehaltung der »nationalstaatlichen Logik« dar — Italiener- und Ladinerinnen werden dabei zu nationalen Minderheiten und benötigen abermals Schutz: Alles ändern, damit alles gleich bleibt. ‹1 ‹2

Grüne:

  • Zum Thema Selbstbestimmung und Unabhängigkeit hat sich bei den Grünen eine Vielfalt der Positionen durchgesetzt, die noch vor wenigen Jahren undenkbar schien: Listenführerin Brigitte Foppa hat sich in einem Interview mit positiv zur Möglichkeit einer Abstimmung geäußert, Sigmund Kripp (der jedoch nicht kandidiert) spricht sich sogar aktiv für die Unabhängigkeit ‹1 ‹2 ‹3 aus. Leider hat sich die Partei als Ganzes offiziell (programmatisch) gegen die Selbstbestimmung ausgesprochen.
  • Die Grünen haben zudem im Landtag gegen das Menschenrecht auf Selbstbestimmung gestimmt.
  • Mit Riccardo Dello Sbarba waren die Grünen maßgeblich an der Aufdeckung des SEL-Skandals beteiligt.

Fünfsternebewegung:

  • Die sogenannte Grillo-Partei spricht sich für die Abhaltung eines Selbstbestimmungsreferendums aus.
  • Allerdings befürwortet sie die Abschaffung des Proporzes und die Einführung der mehrsprachigen Schule ohne geeignete Gegenmaßnahmen, die für eine Minderheit in einem Nationalstaat erforderlich sind.

Partito Democratico:

  • Keine Partei ist derzeit ein größerer Garant für die Bindung Südtirols an Rom, als die PD. Er profitiert von der Zersplitterung der italienischen Rechtsparteien und nutzt seine Stärke auf Staatsebene, um der SVP Bedingungen für die Mitregierung auf Landesebene zu diktieren.
  • Ein Selbstbestimmungsreferendum lehnt die PD selbstverständlich ab, er hat im Landtag sogar das entsprechende Menschenrecht abgelehnt.
  • Die Partei steht für Postenschacher und Freunderlwirtschaft wie keine zweite in diesem Land; gemessen an der politischen Repräsentation (Wahlergebnis) ist sie dabei sogar wesentlich erfolgreicher und skrupelloser, als die SVP.
  • Bei ethnischen Themen unterscheidet sich die PD kaum von den italienischen Rechtsparteien: So wird dem Militär gehuldigt, die zweinamige Toponomastik bis zum letzten Hof gefordert und (dem sonst gerne vorgeschobenen Thema Mehrsprachigkeit zum Trotz) sogar die Gleichstellung der deutschen Sprache — etwa in der Produktetikettierung — abgelehnt.
  • Obschon sie angeblich für Autonomie und Mehrsprachigkeit stehen will, hat die Partei ihre privilegierte Rolle als Ableger einer römischen Regierungspartei noch nie dafür genutzt, diese Ziele gegenüber dem Nationalstaat durchzusetzen. Auf staatlicher Ebene fällt die PD sogar immer wieder unangenehm als minderheitenfeindliche Partei auf ‹1

Süd-Tiroler Freiheit:

  • Die STF ist die einzige Partei, die auch im Wahlkampf aktiv mit dem Thema Unabhängigkeit wirbt. Wie sie dies angeht, ist leider fragwürdig, auch eine tatsächliche Einbindung der italienischen Sprachgemeinschaft wird nicht in Angriff genommen. Konkrete Aussagen zum Ziel der Abspaltung von Italien werden nicht gemacht.
  • Bedenklich ist die Vereinnahmung der Selbstbestimmung für den Wahlkampf. Dies könnte dazu führen, dass sie von einem gesellschaftlichen wieder zu einem parteipolitischen Thema wird.

Südtiroler Volkspartei:

  • Die Volkspartei ist der Garant für den Verbleib beim Status Quo mit all seinen Vor- und Nachteilen. Sie lehnt es ab, die Bürgerinnen über den institutionellen Status unseres Landes frei und demokratisch befinden zu lassen. Wie Grüne und PD hat sie im Landtag sogar das entsprechende Menschenrecht abgelehnt.
  • Sie hat nicht nur zum Boykott der selbstverwalteten Befragung der Süd-Tiroler Freiheit aufgerufen, sondern während der zu Ende gehenden Legislatur zweimal ganz massiv den Mitbestimmungsrechten der Südtiroler Bürgerinnen geschadet: Einmal durch den Boykottaufruf im Rahmen der Landesreferenda 2009, die schlussendlich knapp am Quorum scheiterten, und kürzlich erneut durch die Verabschiedung eines Bürgerbeteiligungs-Verhinderungsgesetzes, gegen das nun das Referendum ergriffen wird.
  • Die beschleunigte Einbürgerung der schwedischen Kandidaten Marie Måwe war ein unwürdiges Beispiel von Freunderlwirtschaft in und mit Rom. Zudem wurde Wahlwerbung teils als institutionelle Information getarnt und mit Steuermitteln finanziert.
  • Die Partei lässt sich in Bozen bei zentralen Themen (Ortsnamensgebung, mehrsprachige Schule, Gleichstellung der Sprachen) vom kleinen Koalitionspartner PD vor sich hertreiben.
  • Der Unabhängigkeit setzt sie — angeblich aus »Realismus« — die sogenannte Vollautonomie entgegen. Das Konzept ist jedoch unausgegoren und mit keinem konkreten Zeitplan versehen. Gleichzeitig erweckt die Partei den Anschein von akuter Realitätsverweigerung, wenn es darum geht, die Istsituation zu beurteilen.
  • Ungeachtet der Tatsache, dass diese Autonomie in noch nie da gewesenem Ausmaß ausgehöhlt wurde, präsentiert sich die SVP als ihre Garantin und Behüterin. Selbstverständlichkeiten, wie die Einhaltung von Vereinbarungen durch Rom, werden regelmäßig als »Erfolge« gefeiert.

Alle Artikel über: [BU] [F] [Grüne] [LD] [5SB] [PD] [PDL] [STF] [SVP]

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Parteipositionen: Selbstbestimmung.

Um das Wahllokal einrichten zu können, hat der Jugendring die Positionen aller für den Landtag kandidierenden Parteien gesammelt. Zur Frage

Soll ein Referendum über den Verbleib Südtirols bei Italien abgehalten werden?

haben sie sich folgendermaßen geäußert:

BürgerUnion – LadinsDolomites – Wir Südtiroler: Ja. Den Ladinern muss die eigene Selbstbestimmung über ein vereintes Ladinien und deren Staatszugehörigkeit zugestanden werden.

Demokratische Partei: Nein.

Die Freiheitlichen:
Ja. Südtirol hat nie seiner Zugehörigkeit zu Italien zugestimmt. Südtirol soll das Selbstbestimmungsrecht nutzen und darüber abstimmen, ob es Teil Italiens bleibt oder unabhängig wird.

Forza Italia*: Nein. Wir haben keine Angst vor einem Referendum. Über 70% der Südtroler/innen [sic] würden für den Erhalt der Privilegien stimmen die durch Rom ermöglicht wurden und somit bei Italien bleiben wollen.

Fratelli d’Italia: Nein.

Fünfsternebewegung: Ja. Ja zum Referendum, die Entscheidung sollen die Bürger/innen tragen.

Grüne: Nein. Bedingung für die Abhaltung einer Volksabstimmung wäre für uns in jedem Fall die mehrheitliche Zustimmung aller drei Sprachgruppen zur Abhaltung.

Italia dei Valori: Ja. Durch ein Referendum würde den “Freistaat”-Propagandisten der Wind aus den Segeln genommen.

L’Alto Adige nel Cuore: Nein. Die Verfassung der Republik Italien gibt die Antwort bereits vor. Und was hätte es für einen Sinn im Herzen Europas neue Grenzen zu schaffen?

La Destra: k.A.

Partito dei Comunisti Italiani: Nein.

Rifondazione Comunista: Nein.

Scelta Civica: Nein. Wir glauben an die Autonomie, die die Alternative zur Abspaltung ist.

Süd-Tiroler Freiheit:
Ja. Die Selbstbestimmung zur Entscheidung über die politische Zukunft eines Volkes ist in den UN-Menschenrechtspakten vorgesehen und gehört zu den demokratischen Grundrechten.

Südtiroler Volkspartei: Nein. Die Selbstbestimmung ist derzeit keine gangbare und realistische Alternative, eine externe Selbstbestimmung unter den gegebenen Voraussetzungen völkerrechtlich nicht durchsetzbar. Die SVP setzt auf die Vollautonomie, den Ausbau der Selbstverwaltung und die Stärkung der Europaregion Tirol.

Team Artioli*: Nein.

Unitalia: Nein. Die Einheit des Staates kann nicht zur Diskussion gestellt werden, besonders nicht von einer sprachlichen Minderheit.

Siehe auch ‹1 2› 3›

*) Forza Italia und Team Artioli haben inzwischen zu einer Liste fusioniert.

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D’Hondt und die Ladinerinnen.

Welche Auswirkungen hätte das d’hondtsche Sitzzuteilungsverfahren für die ladinische Minderheit? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat auch Albert Pizzinini (Ladins Dolomites) befragt, der behauptet, dass die Ladiner durch das geplante Wahlgesetz stark benachteiligt wären. De facto, so Pizzinini, wäre lediglich die Vertretung der Ladinerinnen gewährleistet, die Stimmen von Wählern der anderen Sprachgruppen erhalten. Die SVP wäre also auch in dieser Hinsicht die wahre Begünstigte dieses Zuteilungsverfahrens. Unter Umständen könne es sogar soweit kommen, dass der Kandidat, der in Ladinien am meisten Stimmen erhält, von einer ladinischen Kandidatin verdrängt wird, die in Ladinien keine einzige Stimme bekommen hat.

Für eine endgültige Lösung der ladinischen Vertretung im Landtag wäre es laut Pizzinini erforderlich, einen eigenen Wahlkreis zu bilden, damit die Ladinerinnen ihre Vertreterin selbst auswählen können. Im ebenfalls ladinischen Fassatal (Trentino) sei diese Forderung bereits umgesetzt. Den Ladinerinnen, die außerhalb der ladinischen Täler leben, sollte es laut Pizzinini gestattet sein, im ladinischen Wahlkreis zu wählen.

Ferner wäre es wichtig, die Vertretung der Ladinerinnen auf zwei Landtagsabgeordnete aufzustocken, damit eine davon Landesrätin werden könne.

Leider kümmere sich die Landespolitik aber nur um die Wahrung ihrer eigenen Interessen, während die Ladinerinnen gespalten und deshalb nicht imstande seien, sich selbst zu wehren. Paradox sei, dass Ladinervertreter Florian Mussner gegen die Interessen der eigenen Sprachgruppe das Wahlgesetz der SVP unterstütze, so Pizzinini abschließend.

Siehe auch ‹1 ‹2

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Ladinerinnen bestraft?

In einer Landtagsanfrage haben die grünen Landtagsabgeordneten Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba darauf hingewiesen, dass das Land der ladinischen Wochenzeitung Usc di Ladins und der Ladinervereinigung Union Generela die finanzielle Unterstützung im letzten Jahr radikal (um über 20 respektive 80%) zusammengestrichen habe. Sie wollten von der Landesregierung den Grund für diese ungewöhnlichen Kürzungen erfahren.

Gerade die Usc (welche der Generela gehört) wurde von Durnwalder schon mehrmals angegriffen und zurechtgewiesen, weil sie Politik betreibe, obwohl sie mit öffentlichen Mitteln gefördert wird. Gestört hat den Landeshauptmann freilich, dass Entscheidungen seiner Regierung (bezüglich ladinischer Dachsprache etwa) kritisiert wurden oder die Ladins in der Berichterstattung oft besser wegkommen, als die SVP Ladina. Wenn ein Medium aber ebenfalls vom öffentlichen Geldtopf abhängt, aber — wie das Tagblatt der Südtiroler — eine der Landesregierung genehmere politische Meinungsmache betreibt, stößt sich offensichtlich niemand daran.

Im Auftrag der Landesregierung wies der zuständige Landesrat Mussner darauf hin, dass die Förderung des Landes zurückgeschraubt wurde, weil zeitgleich beschlossen wurde, jene der Region hochzufahren. Insgesamt sei damit die Unterstützung für Usc und Generela lediglich um 9% gefallen, was dem allgemeinen Spartrend entspreche.

Selbst wenn diese Zahlen stimmen sollten, bleiben jedoch zwei Einwände aufrecht:

Erstens: Warum wird die Minderheitenförderung vom Land zur Region verschoben, wo doch mittlerweile Konsens ist, dass die Region abzuschaffen wäre? Sollen neue Zuständigkeiten verhindern, dass es dazu kommt?

Zweitens und viel wichtiger: Selbst wenn man bei 9% nicht mehr von einer Strafmaßnahme gegen unliebsame Medien sprechen könnte, ist es völlig unverständlich, dass eine so kleine Minderheit wie die ladinische anteilsmäßig gleich stark am Sparzwang beteiligt wird, wie die größeren Sprachgemeinschaften. Das widerspricht dem Prinzip der positiven Diskriminierung. Grundsätzlich wären die Förderungen für die Ladinerinnen im zweifelsfall sogar anzuheben: Dass es — anders als in Graubünden — in Südtirol keine ladinische Tageszeitung gibt, zeugt davon, dass die derzeitigen finanziellen Mittel keine Gleichberechtigung der Sprachen gewährleisten.

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