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Québec: Regierung will Rückgang des Französischen aufhalten.
Interministerielle Aktionsgruppe

Neue Daten des kanadischen Statistikinstituts hatten kürzlich ergeben, dass der Anteil an Frankophonen in Québec zwischen 2016 und 2021 um anderthalb Punkte von 79,0% auf 77,5% gefallen ist. Dagegen hatten Anglophone und Allophone (d.h. Anderssprachige) jeweils Zuwächse zu verzeichnen.

Das ist für Ministerpräsident François Legault (Coalition Avenir Québec – CAQ) Grund genug, eine »Aktionsgruppe für die Zukunft der französischen Sprache« (Groupe d’action pour l’avenir de la langue française – GAALF) ins Leben zu rufen, in der gleich sechs Ministerinnen seiner Landesregierung ressortübergreifend einen Plan ausarbeiten sollen, um den Negativtrend zunächst zu stoppen und dann umzukehren. Es sind dies Jean-François Roberge (zuständig für die französische Sprache), Mathieu Lacombe (Kultur und Kommunikation), Bernard Drainville (Bildung), Pascale Déry (Hochschulen) Christine Fréchette (Zuwanderung) und Martine Biron (Internationale Beziehungen).

Sie sollen mit Expertinnen und gesellschaftlichen Akteuren zusammenarbeiten, um eine regelrechte Sprachoffensive auf die Beine zu stellen — und zwar bis Herbst dieses Jahres.

Erst kürzlich hatte das Parlament von Québec bereits deutliche Verschärfungen am Gesetz 101 beschlossen, das seit 1977 die Grundlage für den Schutz der französischen Sprache in der Provinz bildet.

Minister Roberge bezeichnete den Zustand der französischen Sprache in Québec aufgrund der neuen Statistiken als »beunruhigend«. Die Ministerien seien nun aufgefordert, Ideen und Vorschläge einzubringen, die gemeinsam abgestimmt und dann von jedem Ressort im eigenen Zuständigkeitsbereich umgesetzt werden müssten, um die Vitalität des Französischen anzukurbeln. Dass dazu unter anderem der Anteil an Frankophonen unter den Zuwandernden erhöht (vgl. ‹1) und die Inanspruchnahme französischsprachiger kultureller Angebote gefördert werden müsse, nahm er bereits vorweg.

Vor Jahresende soll der neue Aktionsplan vorgestellt und bereits mit der Umsetzung begonnen werden.

Zum Vergleich

Dass in Südtirol

scheint bei unserer Landesregierung hingegen noch nicht einmal ein Achselzucken zu verursachen.

Siehe auch ‹1 ‹2

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Französisch in Québec rückläufig.

Das kanadische Statistikinstitut hat 2022 die Ergebnisse der Volkszählung 2021 veröffentlicht, die auch wichtige Daten zur Sprachsituation beinhalten. Wie das Office québécois de la langue française (OQLF) auf dieser Grundlage schon im vergangenen August konstatierte, ist die französische Sprache in Québec auf dem Rückzug.

Zuhause

Seit der vorhergehenden Volkszählung 20161Erhebungen werden mit doppelt so hoher Frequenz durchgeführt wie in Südtirol sind die Frankophonen2definiert als diejenigen, die zuhause am häufigsten Französisch sprechen von 79,0% auf 77,5% der Bevölkerung gesunken. Gleichzeitig hat der Anteil an Anglophonen3definiert als diejenigen, die zuhause am häufigsten Englisch sprechen von 9,7% auf 10,4% und der an Allophonen4definiert als diejenigen, die zuhause am häufigsten eine andere Sprache als Französisch oder Englisch sprechen von 7,3% auf 7,9% zugenommen.

In der Metropolregion Montréal ist der Prozentsatz an Frankophonen von 65,9% auf 63,8% gesunken, jener an Anglophonen von 15,3% auf 16,3% und der der Allophonen von 12,2% auf 13,2% gestiegen. Auch in Gatineau, dem zu Québec gehörenden Vorort der Bundeshauptstadt Ottawa, ist der Rückgang der Frankophonie überdurchschnittlich.

Gar doppelt so hoch wie im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung ist der Rückgang an Frankophonen unter den Jüngeren (Alter 15 – 34 Jahre), wo der Anteil in fünf Jahren von 77,0% auf 74,0% um drei Punkte gesunken ist.

Diese Daten wurden von der Politik mit größter Besorgnis aufgenommen und als Bestätigung für die Notwendigkeit von strengeren Maßnahmen gewertet, wie sie zum Teil erst kürzlich beschlossen wurden.

Dies umso mehr als der Anteil an Anglophonen, die angaben, eine Konversation auf Französisch führen zu können, von 68,8% auf 67,1% gesunken ist.

Bei der Arbeit

Einer Auswertung des OQLF vom Dezember zufolge muss Französisch aber auch unter den bei der Arbeit gesprochenen Sprachen Federn lassen. So gaben 2021 nur noch 79,7% an, im Beruf hauptsächlich die Sprache von Molière zu benutzen. Zehn Jahre zuvor waren es noch 81,9%, 2016 schon nur noch 79,9% gewesen.

Dabei ist es erklärtermaßen ein wichtiges politisches Ziel der Regierung von Québec, Französisch durch entsprechende gesetzgeberische Maßnahmen als wichtigste Arbeitssprache abzusichern.

Gleichzeitig nahm der Anteil derer, die im beruflichen Umfeld hauptsächlich Englisch gebrauchten, von 11,7% (2011) über 11,9% (2016) auf 13,9% (2021) zu — während auch der Prozentsatz von Personen, die beide Sprachen etwa gleich häufig benutzten, von 5,6% (2011) nach einem Anstieg auf 7,4% (2016) wieder deutlich auf 5,4% (2021) sank.

Auch diesbezüglich ist die Entwicklung insbesondere in Gatineau prononcierter als im Rest der frankophonen Provinz.

◊ ◊

Wiewohl das insgesamt noch immer Werte sind, von denen wir in Südtirol nur träumen können, ist der Trend eindeutig negativ: So wie die Frankophonie in ganz Kanada auf dem Rückzug ist, trifft dies auch auf Québec zu. Damit folgt die Provinz einer allgemeinen Entwicklung von Minderheiten weltweit.

Eine weitreichende, spezielle Autonomie und das Vorhandensein einer Standardsprache sind für Minderheiten ein wichtiger, aber noch lange kein hinreichender Schutz vor Assimilierung.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 / ‹6 ‹7 ‹8 | 1› 2›

  • 1
    Erhebungen werden mit doppelt so hoher Frequenz durchgeführt wie in Südtirol
  • 2
    definiert als diejenigen, die zuhause am häufigsten Französisch sprechen
  • 3
    definiert als diejenigen, die zuhause am häufigsten Englisch sprechen
  • 4
    definiert als diejenigen, die zuhause am häufigsten eine andere Sprache als Französisch oder Englisch sprechen
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Québec: Kein Eid auf König Charles.

Durch zivilen Ungehorsam und Durchhaltevermögen konnten die nur noch drei Abgeordneten des Parti Québécois (PQ) zur Assemblée Nationale du Québec kürzlich eine Änderung der Eidesformel bei der Amtseinführung erwirken.

Obschon sie dadurch zwei Monate lang von den Arbeiten im Landesparlament ausgeschlossen wurden, weigerten sich die Pequistinnen nach der Wahl vom letzten Oktober beharrlich, ihren Eid auf König Charles III. zu leisten. Nicht nur die linksseparatistische Québec Solidaire (QS) schlug sich auf ihre Seite — letztendlich sahen sich auch die regierende CAQ sowie die oppositionelle, unionistische Parti libéral du Québec (PLQ) zum Einlenken gezwungen, da die Monarchie in der frankophonen Provinz auf wenig Gegenliebe stößt.

Am 9. Dezember verabschiedete die Nationalversammlung daher ein Gesetz, das Artikel 128 der kanadischen Verfassung von 1867 abändert und es den Abgeordneten gestattet, ihren Eid nur noch auf Québec zu leisten. Ab sofort können also auch die Abgeordneten des PQ wieder an den Sitzungen des Parlaments teilnehmen.

Siehe auch 1›

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Autorinnen und Gastbeiträge

Ein Geschichtenerzähler mit Kamera.

Der Cree Ernest Webb aus Chisasibi zählt zu den erfolgreichen Regisseuren des Indian Country

Ernest Webb stellt im Bozner Filmclub (12. Dezember 2022, ab 20.00 Uhr) den Film Reel Injun vor, einen Dokumentarfilm (2009) mit Ausschnitten aus klassischen und zeitgenössischen Darstellungen von Ureinwohnern in Hollywood-Filmen und Interviews mit Filmemachern, Schauspielern und Filmhistorikern.

Webb ist Produzent, Regisseur und Geschichtenerzähler. Er wurde in James Bay, Ontario geboren und wuchs in der Cree-Gemeinde Chisasibi in der autonomen kanadischen Provinz Québec auf.

Regisseur Neil Diamond und Co-Regisseur Webb, beide Angehörige der Cree, untersuchen in Reel Injun die übelsten Stereotypen über Ureinwohner im Film, vom »edlen Wilden« bis zum »betrunkenen Indianer«. Der Film wurde zum Teil von Diamonds eigenen Erfahrungen als Kind in Waskaganish (Québec) inspiriert, wo er und andere indigene Kinder nach Vorführungen von Western »Cowboys und Indianer« spielten. Diamond erinnert sich, dass die Kinder, obwohl sie Indianer waren, alle Cowboys werden wollten. Diamond wurde von weißen Kanadiern immer wieder gefragt, ob sein Volk in Tipis lebte und Pferde ritt, was ihn zu der Erkenntnis führte, dass ihre Vorurteile über Ureinwohner auch aus Filmen stammten. 2010 wurde Reel Injun mit dem Canada Award für seine »Multikulturalität« ausgezeichnet.

Im Jahr 2001 gründete Ernest Webb mit Catherine Bainbridge die preisgekrönte Produktionsfirma Rezolution Pictures. Er schaffte es, seine Dokumentarfilme über die Kulturen, Probleme und Geschichten indigener Völker Kanadas in die Mainstream-Medien zu bringen, genauso seine Reportagen über »indianischen« Aktivismus und über das Geschichtenerzählen.

Auszeichnungen und Kritikerlob folgten, für seine Co-Regie (Reel Injun), für seine Hauptrollen in einigen der Rezolution-Filme, für seine Produktionen und TV-Moderationen. Dazu gehören die Dokumentation Rumble: The Indians Who Rocked the World, Down the Mighty River sowie die Comedy-Serie Mohawk Girls. Webb überzeugt mit seinem Charisma und seiner Leidenschaft für das Geschichtenerzählen, zu sehen in der von ihm redaktionell betreuten und moderierten Dokumentarserie Indians and Aliens.

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Offre active: Niederschwelliges Sprachangebot.

In Kanada sind Bundesbehörden in Gebieten, wo Minderheiten leben, dazu angehalten, ihre Dienste zweisprachig anzubieten, während Lokalbehörden auch einsprachig arbeiten können — wie zum Beispiel in der mehrheitlich frankophonen Provinz Québec, wo vielfach nur Französisch Amtssprache ist. Dabei sind die Bundesbehörden in den zweisprachigen Teilen von Québec verpflichtet, ihre schriftliche und mündliche Kommunikation in der Sprachreihung Französisch-Englisch (in den zweisprachigen Teilen anderer Provinzen: Englisch-Französisch) abzuwickeln.

Aktives Angebot

Dienste passiv zweisprachig anzubieten, reicht aber nicht aus, denn das könnte dazu führen, dass sich faktisch großteils eine Sprache durchsetzt. Um die Inanspruchnahme des Rechts auf Gebrauch der bevorzugten Sprache durch die Bürgerinnen niederschwellig zu ermöglichen und sicherzustellen, müssen Bundesbehörden in zweisprachigen Gebieten ein entsprechendes aktives Angebot machen.

Das Kommissariat für offizielle Sprachen schreibt hierzu, dass zur Offre active eine zweisprachige Begrüßung (Bonjour! Hello! in Québec, Hello! Bonjour! außerhalb) gehört. Sie ist mit visuellen Informationen zu ergänzen, um die Einladung zur Nutzung der bevorzugten Amtssprache zu verstärken.

Das aktive Angebot führe zu einem Positivkreislauf: Es werde offen kommuniziert, dass die Regierung die Verwendung der Amtssprachen unterstützt und dass sie die Bürgerinnen dazu ermuntert, die Sprache ihrer Wahl tatsächlich zu benutzen. Ohne aktives Angebot könne sich im Gegenteil leicht ein Teufelskreis ergeben: Die Öffentlichkeit würde von ihrem Recht auf Sprachwahl weniger Gebrauch machen und die Behördenmitarbeiterinnen könnten dadurch im Gegenzug den Eindruck gewinnen, dass gar kein wirklicher Bedarf nach einem mehrsprachigen Dienst vorhanden sei.

In zweisprachigen Ämtern hätten Bürgerinnen aber das Recht, in der Sprache ihrer Wahl bedient zu werden, das aktive Angebot gehöre folglich zum Respekt für die Rechte der Menschen dazugehöre. Ohne Offre active sei es äußerst schwierig, die bevorzugte Sprache des Gegenübers in Erfahrung zu bringen.

Ausdrücklich weist das Kommissariat in seinen Anweisungen darauf hin, dass sich Beamte nicht dadurch in die Irre führen lassen sollen, dass sie Bürgerinnen untereinander in einer bestimmten Sprache sprechen hören. Jemand könnte für die Abwicklung eines Amtsgeschäfts trotzdem eine andere Sprache bevorzugen.

Die Pflicht zur Offre active gelte außerdem unabhängig davon, ob es sich um einen besonders arbeitsreichen Tag mit vielen Bürgerinnen in der Warteschlange handelt, da die Überlastung eines Amtes nichts an den Rechten der einzelnen Kundin ändere.

Ablauf

Auf eine zweisprachige Begrüßung muss eine kurze Pause folgen, damit das Gegenüber die Gelegenheit erhält, in der gewählten Sprache zu antworten. Diese Sprache ist von der Beamtin dann beizubehalten.

Eine Bürgerin, der ein Dienst nicht spontan in ihrer bevorzugten Sprache angeboten wird, könnte davon ausgehen, dass der Dienst (trotz Verpflichtung) in dieser Sprache nicht verfügbar ist bzw. dass die eigene Sprachwahl

  • zu Verzögerungen führen
  • sie in eine peinliche Situation bringen

könnte.

Selbstverständlich sei das aktive Angebot auch bei Anrufen und im schriftlichen Verkehr einzuhalten.

Zudem müssen auch einsprachige Beamte, die für eine zweisprachige Behörde arbeiten, das aktive Angebot machen. So viel von der jeweils anderen Sprache müssen sie also beherrschen, dass sie imstande sind, Bürgerinnen konsequent zweisprachig zu begrüßen und ihnen gegebenenfalls mitzuteilen, dass sie — unaufgefordert — eine Person herbeiholen, die der gewünschten Sprache mächtig ist.

In Südtirol

Hierzulande gibt es insbesondere im mündlichen Verkehr mit Behörden weder eine Verpflichtung noch eine allgemeine Empfehlung, den Bürgerinnen aktiv ein zwei- oder dreisprachiges Angebot zu unterbreiten. Das führt häufig dazu, dass Menschen auf ihr Recht auf Gebrauch der Muttersprache vorauseilend verzichten, wenn die Beamtin eine Sprachwahl vorwegnimmt.

Dies geht natürlich insbesondere zu Lasten der deutschen und ladinischen als minorisierte Sprachen, da einsprachige Mitarbeiterinnen öffentlicher Dienste großmehrheitlich nur Italienisch sprechen und da die Bevorzugung der italienischen Sprache als lingua franca auch einem etablierten gesellschaftlichen Reflex (‹1 ‹2) entspricht.

Insbesondere bei Diensten oder in speziellen Situationen, wo es ein großes (tatsächliches oder gefühltes) Machtgefälle gibt — wie bei einer Polizeikontrolle etc.1Die entsprechenden Behörden sind meist staatlich und überdies nur insgesamt zu einem zweisprachigen Dienst verpflichtet, während die einzelnen Beamtinnen keine Zweisprachigkeitspflicht trifft. —, fällt es trotz Rechts auf Gebrauch der Muttersprache schwer, ohne aktives und niederschwelliges Angebot die bevorzugte Sprache zu wählen.

Als Bürgerin neigt man ganz selbstverständlich dazu, unangenehme Situationen zu meiden und natürlich auch Vor- und Nachteile abzuwägen, die durch eine selbstbewusste Sprachwahl entstehen könnten. Wird eine Polizistin, die gegen ihren Willen (und ohne mir ein entsprechendes Angebot gemacht zu haben) Deutsch sprechen muss, beim defekten Licht genauer hinsehen? Wird sie im Rahmen ihres Ermessensspielraums weniger kulant sein?

Die Offre active ist deshalb ein Beispiel guter Praxis, das auch in Südtirol gut aufgehoben wäre — und zwar so wie in Kanada insbesondere bei gesamtstaatlichen Behörden oder in Ortschaften, wo die staatliche Mehrheitssprache vorherrscht. Auch die Vorgabe, in Québec die Sprachreihung Französisch-Englisch (statt landesweit Englisch-Französisch) zu verwenden, könnte analog2Deutsch-Italienisch bzw. Ladinisch-Deutsch-Italienisch auf Südtirol angewandt werden.

Siehe auch ‹1 ‹2

  • 1
    Die entsprechenden Behörden sind meist staatlich und überdies nur insgesamt zu einem zweisprachigen Dienst verpflichtet, während die einzelnen Beamtinnen keine Zweisprachigkeitspflicht trifft.
  • 2
    Deutsch-Italienisch bzw. Ladinisch-Deutsch-Italienisch
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Gli scarsi risultati della scuola bilingue.

Oggi su Salto è apparso un editoriale in cui il caporedattore Fabio Gobbato cerca di riassumere e analizzare le ragioni del fallimento della scuola bilingue — ovvero della bilinguizzazione della scuola italiana — in Sudtirolo negli ultimi anni. Lo fa, anche lui, dati Invalsi alla mano, che certificano risultati scarsi in italiano e matematica.

[È] un dato di fatto che da oltre un decennio in Alto Adige-Südtirol, per rispondere alla fame di bilinguismo dei centri urbani, la scuola italiana abbia nobilmente reagito cercando una soluzione, prima con Luisa Gnecchi, l’iniziatrice, poi con Christian Tommasini, l’attuatore, e ora con Giuliano Vettorato, che sta proseguendo praticamente nella stessa direzione dei predecessori del PD.

— Fabio Gobbato

Reagire per soddisfare le richieste della popolazione a volte può non bastare. Dalla sua prima introduzione in Québec negli anni ’70 del secolo scorso, l’inventore dell’immersione linguistica, il professor Wallace Lambert della rinomata università McGill, aveva sempre sottolineato l’importanza fondamentale di un continuo accompagnamento scientifico di ogni singolo progetto, con una preparazione meticolosa delle insegnanti e valutazioni puntuali e regolari lungo tutto il percorso.

Allertava, inoltre, del pericolo di un bilinguismo sottrattivo, che nuoce alla prima lingua, in luogo del bilinguismo additivo, che funge da moltiplicatore.

In Sudtirolo invece l’immersione (o CLIL, che dir si voglia) è quasi sempre stata un’improvvisazione, sia nelle scuole italiane che in quelle tedesche.

Infatti anche Gobbato fa notare che

i genitori che in quegli anni avevano figli in età pre-scolare sono andati in ansia sommergendo di richieste le scuole e la Soprintendenza, la domanda è decuplicata, gli insegnanti CLIL, però, non c’erano e ci si è inventati l’insegnamento in compresenza (che raddoppia semplicemente i costi di un’ora tenuta da un insegnante linguisticamente preparato/a), si sono aperte le sezioni bilingui anche ai bimbi non provenienti dal Kindergarten, l’ansia “sociale” è aumentata ancora a dismisura, si sono create le sezioni potenziate, gli insegnanti a quel punto erano ancora meno e si è reagito come si poteva, prendendo giovanissimi neo laureati o anche non laureati

— Fabio Gobbato

Insomma, si è continuato a correre dietro alle richieste dei genitori a scapito del rigore e di una programmazione seria, per pura volontà di accontentare tutti.

A un certo punto però anche Gobbato si rende conto che a Bolzano quel che manca, rispetto alla Scuola Da Vinci di Monaco (la cui direttrice ha recentemente intervistato), è imprimis il contesto linguistico:

In Baviera fra le mura domestiche parlano sì tutti in italiano, ma poi i ragazzi sono in qualche modo costretti a frequentare associazioni sportive tedesche, vanno agli scout con coetanei tedeschi, in cortile hanno amici tedeschi, guardano la Tv germanica, vanno al cinema a vedere film in tedesco, ascoltano musica germanica. In un concetto: assorbono gradualmente la lingua e la cultura germaniche, mentre i ragazzini altoatesini si fermano generalmente alle 9-12 ore in tedesco e per il resto vivono in un ambito integralmente italiano.

— Fabio Gobbato

E questo è un bel passo avanti, perché mentre qui su — modestamente — da molti anni facciamo notare che l’immersione ha una componente individuale e una sociale, questo fatto in Sudtirolo normalmente è sempre stato «dimenticato».

Tra l’altro serve anche a far comprendere perché possiamo certamente fare paragoni con le scuole bilingui di Innsbruck e Monaco, ma in realtà con la situazione del Sudtirolo c’entrano poco.

Tuttavia le conseguenze che Gobbato trae dalle sue constatazioni sono a mio avviso almeno parzialmente sbagliate: in più di un’occasione accenna alla reciprocità con le scuole tedesche. Certo, se le scuole italiane potessero semplicemente attingere al personale delle scuole tedesche, alcuni problemi delle prime si potrebbero risolvere — ma a che prezzo? Il rischio sarebbe quello di un semplice travaso di insegnanti, che già mancano da tutte le parti, finendo per danneggiare anche le scuole tedesche senza peraltro risolvere i problemi degli istituti italiani.

Ancora una volta allora sarebbe una scorciatoia che non porta al risultato auspicato.

Sulla base delle esperienze che si osservano in altre zone plurilingui con presenza di minoranze nazionali (Québec, Catalogna o Finlandia), invece, se davvero si volesse dar forza alla lingua tedesca specialmente a Bolzano, si dovrebbe investire prima di tutto sul contesto linguistico, cosa che invece in Sudtirolo viene puntualmente ignorata e derisa o addirittura osteggiata. Vi rientrano banalità come etichette o bugiardini dei medicinali bilingui, diritto dei consumatori a venir serviti nella lingua che preferiscono o misure vere e proprie di affirmative action.

Ma soprattutto penso che le varie sperimentazioni CLIL andrebbero sostituite con una full immersion tedesca con poche ore di italiano, simile alla french immersion in Canada o alle scuole pubbliche catalane. In soldoni: per compensare ciò che a Bolzano manca, rispetto a Innsbruck e Monaco, chi vuole davvero imparare il tedesco dovrebbe frequentare una scuola tedesca o, forse, una sezione tedesca per non madrelingua. Penso che per fare una politica linguistica seria si dovrebbero eliminare almeno alcune scuole italiane a Bolzano, sostituendole con scuole tedesche.

L’odierna «pioggia» (o «tempesta tropicale») serve a poco o nulla se, come scrive Gobbato, i ragazzi stanno seduti in classe e non capiscono niente.

Chi ne ha la possibilità provi a parlare informalmente con i ragazzi delle medie e scoprirà che molti di loro se la ridono dicendo che capiscono pochissimo durante le lezioni veicolari, ancora in terza!

— Fabio Gobbato

Mi verrebbe da dire che sono troppe per lo scarso risultato e troppo poche per imparare davvero la lingua in un contesto ormai largamente monolingue italiano come quello di Bolzano.

E’ davvero poco consolatorio scoprire nella vita reale che ormai gli studenti italiani arrivano in quinta superiore con un tedesco migliore rispetto all’italiano della gran parte dei ragazzi di lingua tedesca che non vivono nelle città (per quelli delle città resta in gran parte valido il luogo comune degli Anni Ottanta che “i tedeschi sanno molto meglio l’italiano di quanto gli italiani sappiano il tedesco”).

— Fabio Gobbato

Non so se sia vero, non conosco i dati, ma anche se così fosse il «problema» è che per chi è di lingua tedesca, lingua minorizzata, spesso il percorso di bilinguizzazione alla fine della scuola è appena agli inizi, sul posto di lavoro, a contatto con i colleghi, i clienti e le migliaia di turisti italofoni. Tutte le statistiche paiono confermarlo, anche se il risultato non sarà certo perfetto.

Mentre invece per molti sudtirolesi di lingua italiana quello scolastico è il punto d’arrivo, ché nella vita reale non saranno quasi mai costretti a esprimersi nell’altra lingua.

Quindi, lo ribadisco, non penso che la soluzione possa essere la reciprocità ma, anzi, modelli differenziati per esigenze e contesti linguistici diversi. Certo, rimane il grande problema del personale, che bisognerebbe risolvere gradualmente facendo: formazione. Le formule magiche non esistono.

Vedi anche ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8

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Additive und subtraktive Zweisprachigkeit.

Schon der Erfinder des Immersionsunterrichts, Wallace »Wally« Lambert (1922-2009) von der renommierten McGill-Forschungsuniversität in Montréal, der die ersten Versuche mit der neuen Methodik in den 1970er Jahren — an der englischsprachigen Schule von Saint-Lambert — wissenschaftlich begleitete und sich über Jahrzehnte weiter mit der Materie beschäftigte, warnte vor den negativen Folgen der Immersion für sprachliche Minderheiten.

Er sprach in diesem Zusammenhang von additiver und subtraktiver Zweisprachigkeit, wobei letztere dann zu beobachten sei, wenn Mitglieder einer Minderheit bei zunehmender Zweisprachigkeit ihre eigene Muttersprache verlassen, um immer mehr zur Zweitsprache (also zur Mehrheitssprache) zu wechseln.

Deshalb ist es wohl auch kein Zufall, dass es in Kanada zwar eine französische Immersion für Anglophone, aber keine englische Immersion für Frankophone gibt — so wie der Immersionsunterricht auch in Europa vor allem Angehörigen der nationalen Mehrheitsgesellschaften empfohlen wird (‹1 ‹2), damit sie eine Minderheitensprache erlernen. Und nicht umgekehrt.

Übrigens machte Wallace Lambert auch immer wieder darauf aufmerksam, dass die Immersion niemals den Fortschritt in anderen Fächern aufhalten dürfe, wie dies offenbar in Südtirol der Fall ist:

No time has to be taken from the major task of developing competence in the critical content subjects that make up a solid and demanding educational curriculum. The development of skills in two languages and two cultures need not get in the way of providing a thorough education in science, math, creative language arts, etc.1Wallace E. Lambert, Issues in Foreign Language and Second Language Education, 1990

Er betonte ferner die enorme Wichtigkeit einer dauerhaften, nahen und akribischen wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation jedes einzelnen Immersionsprojekts. Auch damit nimmt es Südtirol leider nicht so ernst.

Zwei Wissenschafter der Universität Moncton (New Brunswick), Rodrigue Landry und Réal Allard, gingen in einer Studie, die sie in mehrheitlich anglophoner und mehrheitlich frankophoner Umgebung in Kanada durchführten, auf die Entwicklung der sogenannten additiven und subtraktiven Zweisprachigkeit ein. Die Ergebnisse stellten sie in Ethnolinguistic Vitality and the Bilingual Development of Minority and Majority Group Students (1992) vor, wo sie beschreiben, dass die L2-Leistungen der Frankophonen mit abnehmender Vitalität der Erstsprache (Französisch) steigen, wobei bessere Kenntnisse der Zweitsprache (Englisch) zu einem subtraktiven Bilingualismus führten. Letzterer wirke sich nicht nur — wie vermutet — auf Sprachkompetenz und Sprachverhalten aus, sondern auch durch die Schwächung der ethnolinguistische Identität (ergo Assimilation).

Individuum und Gesellschaft seien in Vergangenheit typischerweise unabhängig als isolierte Facetten des Zweisprachigkeitsphänomens analysiert worden. Es sei jedoch wichtig, die sogenannte Makro-Mikro-Dichotomie zu erforschen.

Dabei sei der Weg zur Erlangung einer additiven Form von Zweisprachigkeit für Mehrheits- und Minderheitengruppen jeweils unterschiedlich. Nur für Individuen, die der (anglophonen) Mehrheit angehören, sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Kontakte mit der Zweitsprache zu additivem Bilingualismus führen. Für Individuen der Minderheit sei hingegen ein starkes L1-Umfeld in Schule und Familie ausschlaggebend, damit sich die Zweisprachigkeit additiv und nicht subtraktiv entwickelt und die Identität der Minderheit nicht kippt.

In der wissenschaftlichen Literatur zur Zweisprachigkeit sei bekannt, dass die meisten Individuen einer Minderheitengruppe die Mehrheitssprache erlernen und zweisprachig werden, während dies umgekehrt in deutlich geringerem Maße der Fall sei. Die Erlernung der Mehrheitssprache sei aber häufig nur ein Zwischenschritt hin zur Assimilierung oder wenigstens zur Schwächung der Erstsprache (also der Minderheitensprache). Angehörige von Minderheiten hätten insbesondere durch muttersprachliche Schulen Zugang zu additivem Bilingualismus.

Ihre Erkenntnisse vertief(t)en und verfeiner(te)n Landry und Allard bis heute weiter, indem sie etwa der Frage nachgingen2Rodrigue Landry, Réal Allard, Kenneth Deveau, Sylvain St-Onge, Minority Language Learning and Use: Can Self-Determination Counter Social Determinism? (2021), DOI: 10.1177/0261927X211041153, ob Minderheiten durch eigenes Zutun (sogenannte Selbstbestimmung) die negativen Auswirkungen objektiver Faktoren wie einer allfälligen begrenzten ethnolinguistischen Vitalität bekämpfen können. Auch diesbezüglich kommt jedoch der (einsprachigen) minderheitensprachlichen Schule eine wichtige Rolle zu.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 | 1› 2› 3›

  • 1
    Wallace E. Lambert, Issues in Foreign Language and Second Language Education, 1990
  • 2
    Rodrigue Landry, Réal Allard, Kenneth Deveau, Sylvain St-Onge, Minority Language Learning and Use: Can Self-Determination Counter Social Determinism? (2021), DOI: 10.1177/0261927X211041153
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Riformata la legislazione linguistica in Québec.

Con 78 voti favorevoli e 29 contrari l’Assemblea nazionale del Québec martedì ha approvato il progetto di legge n. 96 di aggiornamento della Carta della lingua francese, la famosa legge n. 101 del 1977.

Proposta dal ministro competente Simon Jolin-Barrette, la riforma è stata sostenuta da Coalition avenir Québec (CAQ), al governo della provincia canadese dal 2018, e dalla sinistra di Québec solidaire (QS), mentre vi hanno votato contro l’indipendentista Parti québécois (PQ), che ritiene le misure troppo blande per combattere il «declino linguistico», ed il Parti libéral du Québec (PLQ), che le ritiene troppo invasive. Astenuto il Parti conservateur du Québec (PCQ).

le novità

Le modifiche introdotte riguardano ambiti molto diversi tra di loro, ma sono tutte volte a rafforzare la posizione della lingua francese. Ad esempio:

  • Costituzione canadese: grazie alla facoltà di modificare la costituzione federale negli ambiti che riguardano il Québec, inserimento della specificità della provincia come «nazione» francofona.
  • Lavoro: dal 2025 anche le imprese oltre 25 dipendenti (e non più solo quelle con più di 50) dovranno comunicare con loro in francese, se lo desiderano, e dovranno poter dimostrare all’Office québecois de la langue française (OQLF) che il francese venga utilizzato «in maniera generalizzata» a livello aziendale. Inoltre, non sarà permesso chiedere la conoscenza dell’inglese nell’assunzione di personale nuovo, se non si dimostra che tale lingua sia indispensabile per le mansioni da svolgere.
  • Affichage: nello spazio pubblico le «affissioni» (pubblicitarie e non) e le insegne commerciali a partire dal 2025 dovranno prevedere un’apparenza «nettamente predominante» del francese rispetto all’inglese, se presente.
  • Giustizia: il Ministero della giustizia del Québec avrà il potere di limitare i requisiti di conoscenza della lingua inglese per i giudici della Cour du Québec e dei tribunali di rango inferiore.
  • Immigrazione: a partire da maggio 2023 chi risiede da più di 6 mesi in Québec potrà comunicare con lo Stato esclusivamente in francese. La regola non si applica ai servizi sanitari, alla giustizia e alla sicurezza.
  • Istruzione: le lezioni in francese e di francese nei Cégeps (l’istruzione preuniversitaria) francesi e inglesi verranno aumentate ed il numero complessivo di posti nei Cégeps di lingua inglese verranno limitati al 17,5% del totale. Questo mentre la scuola dell’obbligo è e rimane esclusivamente in lingua francese per tutti, con poche eccezioni per i membri della comunità anglofona storica. Per ottenere il diploma finale verrà definito un livello minimo di conoscenza del francese, che varrà indistintamente per chi frequenta un Cégep francese o inglese.
  • Comuni bilingui: le municipalità bilingui diventeranno automaticamente monolingui francesi se non rispettano il criterio (già introdotto nel 1977) di una popolazione residente maggioritariamente (50%+1) anglofona. Potranno comunque opporsi alla perdita dello status bilingue con una richiesta approvata a maggioranza dal Consiglio comunale.
  • Nuove istituzioni: Verranno creati un Ministero della Lingua francese, l’organismo Francisation Québec ed il Commissariat à la langue française.

Il voto contrario del PQ è dovuto soprattutto ai Cégeps, in quanto il partito indipendentista vorrebbe estendervi le regole vigenti per la scuola dell’obbligo, che ne limitano la frequentazione ai membri della comunità inglese.

Visti l’ambito e l’entità della riforma è comunque quasi certo che sarà chiamata ad esprimersi anche la Corte costituzionale canadese.

Vedi anche ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8 | 1› 2›

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