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Relikte und Museen.
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[È] possibile che il ‘problema’ del fregio di Mussolini abbia davvero ancora uno spessore tale da spingere il presidente Kompatscher a porre la questione in una maniera così decisa?
Quanto c’entrano in tutti ciò i complessi equilibri interni alla Svp, ufficialmente e plebiscitariamente lanciata verso il futuro, ma in realtà  impegnata a fare i conti con gli aspetti più radicali della propria essenza, legati all’eterna ‘rivalsa per il torto subito’?

Dies schreibt Luca Sticcotti — übrigens in einem unzweifelhaft nicht als Kommentar gekennzeichneten redaktionellen Beitrag bei Salto — über die Entscheidung des Landeshauptmanns, die Eröffnung des Dokumentationszentrums unter dem Bozner Siegesdenkmal an einen neuen Umgang mit den faschistischen Relikten zu knüpfen. Ich halte diese Vorgangsweise von Arno Kompatscher (SVP) für äußerst klug, umsichtig und konsequent. In einem unterirdischen Verlies eine Ausstellung zu eröffnen, die noch dazu unter Ausschluss der Öffentlichkeit gestaltet wurde, und an der Oberfläche, im Tageslicht, alles so zu belassen, als hätte man das Problem (wie Sticcotti durch die Anführungszeichen selbst nahelegt) nicht erfasst, kann man keinesfalls als zukunfstgewandt (»lanciato verso il futuro«) bezeichnen. Entweder das Dokumentationszentrum ist in eine klare Gesamtstrategie eingebettet, die auch einen gesellschaftlichen Rückhalt hat — was Kompatscher und Spagnolli wenigstens kommunizieren — oder das Dokumentationszentrum agiert völlig losgelöst von der es umgebenden Realität. Dann aber ist es ein Feigenblatt, das man sich gleich sparen kann. Wenn er Geschichtsaufarbeitung und Historisierung als Revanchismus und Gestrigkeit interpretiert, hat zumindest Herr Sticcotti herzlich wenig davon verstanden.

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Sonntagsfrage: Alcune considerazioni.

Il quotidiano sudtirolese Tageszeitung ieri ha pubblicato i risultati di un sondaggio rappresentativ o (Sonntagsfrage — ovvero: «che cosa votereste se domenica si celebrassero le elezioni?») per cercare di capire se e come gli elettori sanzionerebbero il comportamento dei politici nel cosiddetto «scandalo pensionistico».

Più che il risultato stesso del sondaggio è interessante come viene recepito dai media, soprattutto se paragonato al comportamento (a dir poco scettico e distanziato) che hanno tenuto nei confronti del sondaggio di Süd-Tiroler Freiheit sulla secessione.

Secondo l’istituto Dr. Gruber & Partner, che ha effettuato la rilevazione, la SVP perderebbe 6,8 punti percentuali (p.p.) rispetto alle ultime elezioni alla Dieta Sudtirolese — ma perderebbero anche i Freiheitlichen (-10,4 p.p)., i Verdi (-4 p.p.), Süd-Tiroler-Freiheit (-3,7 p.p.), il PD (-2,1 p.p.) e BürgerUnion (-1,9 p.p.). Gli unici a guadagnare sarebbero i pentastellati con un’impennata pari a 9 punti.

Tutti questi dati vengono analizzati e commentati, sia da Tageszeitung che da Salto e Corriere, come se fossero «reali» e senza considerare il potenziale errore (la cosiddetta deviazione standard) indicata da Dr. Gruber & Partner nella misura di ben ±3,48 punti. Che cosa significa? — In parole povere vuol dire che fra il valore minimo realistico e quello massimo può sussistere una forbice massima di quasi sette punti percentuali, dovuti alla dimensione del campione (700 intervistati). A questa forbice andrebbero aggiunte altre possibili fonti di errore, come la mancata risposta, le risposte non veritiere o eventuali imprecisioni dovute all’incomprensione della domanda o alla sua formulazione poco chiara e suggestiva.

Tutto ciò, aggiunto al fatto che né Tageszeitung, né Salto sanno distinguere fra percentuale (%) e punti percentuali (p.p.), la dice lunga sulla capacità (di auto-)critica dei media.

Due pesi e due misure

Ma non è tutto: Infatti nel caso del sondaggio ‘secessionista’ di Süd-Tiroler Freiheit praticamente tutti i media hanno constatato come i dati non fossero sicuri e verificabili. Ebbene: premesso che esistono tecniche sondaggistiche molto affidabili, anche i sondaggi telefonici (a campione rappresentativo) come quello effettuato da Dr. Gruber & Partner non sono per nulla più «sicuri» di quel che fu il sondaggio (non rappresentativo) di Süd-Tiroler Freiheit. In entrambi i casi è necessaria una buona dose di fiducia (nell’istituto di ricerca e, rispettivamente, nel partito organizzatore del sondaggio), perché in sostanza potrebbero essersi inventati i risultati. Di sana pianta.

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Casarini e il federalismo radicale.

L’ex leader no global e portavoce dei «disobbedienti» all’epoca del G8 di Genova, Luca Casarini, oggi candidato alle europee per la lista Tsipras, si riconosce nei movimenti indipendentisti, tra cui quello veneto. Lo riferisce Salto appellandosi a un’intervista rilasciata da Casarini alla Nuova Vicenza, nella quale afferma:

Sono un europeista radicale e l’Europa non è pensabile se non in termini di federalismo di comunità, principio che è anche alla base dell’indipendentismo. In questo Paese, l’elemento del federalismo radicale viene messo da parte e storpiato, in primis dalla Lega, che ha trasformato questo sentimento in modo orrendo, dandogli connotazioni xenofobe e razziste che con l’indipendenza dei popoli ben poco hanno a che fare.

Con queste affermazioni Casarini si pone al fianco della sinistra europea, a partire da quella spagnola, e di Ska Keller, candidata verde alla presidenza della Commissione. A questo punto sarebbe interessante capire la posizione di Oktavia Brugger, candidata della lista Tsipras in Sudtirolo.

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Der große Graben bzw. Schaden.

In Zeiten wie diesen ist man gezwungen, Dinge zu tun, von denen man nie geglaubt hätte, dass man sie tun muss. Zunächst hätte ich nie gedacht, dass ich einmal einen Artikel mit der mir verhassten Phrase “In Zeiten wie diesen” beginnen würde. Das klingt so nach “früher war alles besser, früher war alles gut”. Ich hätte des Weiteren nie geglaubt, dass ich mich auf bemüßigt fühle, die SVP und die Freiheitlichen zu verteidigen. So unpopulär das in Zeiten wie diesen auch erscheinen mag – ich werde es jetzt einfach tun. Nicht, weil sie die armen Unschuldslämmer sind, die sich nicht selbst verteidigen können, sondern weil ein verstörendes Ungleichgewicht entstanden ist. Weil einiges aus den Fugen geraten ist. Weil die Kirche mittlerweile nicht bloß nur nicht mehr im Dorf ist, sondern weit über alle (Hoch-)Häuser.

Seit ein paar Tagen komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sämtliche Medien sind voll von Absurditäten, wogegen sich manche Ergüsse der Bild-Zeitung wie T.S. Eliots “The Waste Land” lesen. Diskussionskultur? Fehlanzeige! Verhältnismäßigkeit? Fehlanzeige! Sachinformation? Fehlanzeige! Auf meine Fragen hab ich nach wie vor keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Mehr noch, das eingangs kritisierte Niveau der Diskussion ist noch tiefer gesunken, als man es für möglich hielt.

Verhältnismäßigkeit verloren?
Noch einmal zum Mitschreiben: Ich möchte die Zahlungen an die Politiker nicht bagatellisieren und es ist – übrigens seit Jahrzehnten – Handlungsbedarf gegeben, aber was jetzt passiert steht in überhaupt keinem Verhältnis. Der Einmalbetrag (!!!) von 90 Millionen Euro, um den es hier geht, ist ungefähr so hoch wie jener, den die Südtiroler in diesen ach so schweren Zeiten alle 45 Tage (!!!) jahraus jahrein für Glücksspiel, das in Österreich pikanterweise als “Trottelrente” bezeichnet wird, ausgeben. Die gleiche Summe an Südtiroler Steuergeld versickert derzeit alle 15 Tage (!!!) irgendwo in nicht nachvollziehbaren Kanälen im Zentralstaat.

Fast noch lustiger – um nicht zu sagen trauriger – ist die Tatsache, dass uns die jetzt verabschiedete Regelung trotz der enormen Zahlungen nach derzeitigem dürftigen Wissenstand (man spricht sogar von Einsparungen von mehreren Millionen Euro) ja nicht mehr kostet, als die seit Jahrzehnten bestehende. Und fest steht auch, dass in einigen Jahren jene, die von nun an neu in die 2800-Euro-Regelung fallen, dem Steuerzahler einen Bruchteil von dem kosten, was für Magnago und Co. ausgegeben wurde, der bekanntlich rund € 7000 Rente erhielt.

Beim ominösen “Dildoskandal” der Freiheitlichen geht es gar um 65 Euro. Natürlich, jeder missbräuchlich verwendete Steuereuro gehört beanstandet. Wobei in diesem Fall noch kein rechtswidriges Verhalten festgestellt wurde, sondern lediglich eine Vermutung im Raum steht. Und ich unterstelle jetzt einfach auch mal, dass wenn statt des Sexspielzeugs ein Blumenstrauß verschenkt worden wäre, kein Hahn danach gekräht hätte. Selbst bei “Beraterhonoraren” und “Repräsentationsspesen” in Höhe mehrerer Tausend Euro war es in den vergangenen Jahren ja komischerweise immer recht ruhig.

Moralische Überlegenheit?
Der Organisator der Demonstration vor dem Landhaus, Hansjörg Kofler, meinte laut stol.it in Richtung Ulli Mair: “Die größte Schande ist es, wenn ein Politiker den Bürger angreift.” Leider wird nicht zitiert, was Mair gesagt hat. Aber es ist schwer vorstellbar, dass es beleidigender und verleumderischer war, als das, was auf einigen der Plakate stand, mit denen sie sich konfrontiert sah. Alle Politiker werden pauschal als Räuber dargestellt, man drohte ihnen sogar körperliche Gewalt an und bewarf sie – ebenfalls laut Medienberichten – mit Papierkugeln und dergleichen. In einer solchen Situation seinem Gegenüber jenes Verhalten vorzuwerfen, das man selbst in weitaus schwerwiegenderem Maße an den Tag legt und sich dabei offensichtlich auch noch in moralischer Überlegenheit zu glauben, ist bizarr. Zudem wurde im Gegensatz zu anderen Skandalen beim “Dildo- und Pensionsskandal” noch nicht einmal eine Gesetzwidrigkeit festgestellt.

Spiel mit dem Feuer?
Wenn man, so wie das seit Jahren versucht, sachlich und auf demokratischem Wege über Zukunftsszenarien für Südtirol diskutieren möchte, wird einem nicht selten ein “Spiel mit dem Feuer” vorgeworfen. Wenngleich ich den Weg und das Ziel von STF und Schützen nicht teile, so muss man dennoch anerkennen, dass sie es geschafft haben, über 60.000 Menschen zur Teilnahme an ihrer Umfrage zu bewegen bzw. mehrere Tausend Leute bei Demonstrationen auf die Straße zu bringen. 5000 Schützen haben bereits auf dem Magnago-Platz protestiert. All das ging unaufgeregt und friedlich vonstatten. Dennoch wurden die Aktionen und somit die Willensbekundung zehntausender Menschen von den Medien weitestgehend ignoriert. Nun “unterschreiben” 18.000 Leute eine Avaaz-Petition und rund 600 Bürger am Landhausplatz artikulieren sich in bisweilen niveauloser und unangebrachter Weise und die Medien sind voll davon. Von wegen “Spiel mit dem Feuer”. Das Feuer wird sogar noch geschürt. Selten wurde eine Aktion so massiv medial begleitet wie diese. Und selten wurde der Demokratie sowie der Informations- und Diskussionskultur in Südtirol so geschadet, wie jetzt.

Beweis für den Verfall?
Das einzige, was die derzeitige Situation beweist, ist, dass die Bevölkerung sensibler geworden ist, was Missstände betrifft. Anders lässt es sich nicht erklären, dass eine Regelung, die nicht teurer ist als die seit Jahrzehnten bekannte und bestehende, für derartiges Aufsehen sorgt.

Der “Dildo- und Pensionsskandal” ist aber bei Gott kein Beweis dafür, dass Südtirol und die gesamte Autonomie gescheitert sind, die Korruption ein unlösbares Problem darstellt und die Qualität der Verwaltung hierzulande sich mittlerweile von jener Siziliens nicht mehr unterscheidet – wie einige Kommentatoren suggerieren. Dagegen spricht nicht nur jede statistische Erhebung in diesem Bereich, sondern auch die Tatsache, dass es die perfekte Verwaltung nicht gibt. “Südtirol ist Italien” schreibt beispielsweise Gerhard Mumelter auf salto.bz in Anlehnung an den STF-Spruch. Abgesehen davon, dass man Italien nicht als Schimpfwort gebrauchen sollte, indem man impliziert, dass man nun ebenso tief gesunken sei, könnte man auch genauso gut schreiben “Österreich ist Italien” (Buwog-Affäre um Karl-Heinz Grasser) oder “Deutschland ist Italien” (CDU-Spendenaffäre).

Wir haben uns unsere Politiker speziell in der Vergangenheit einiges kosten lassen. Aber wir haben auch einiges dafür bekommen – und zwar nicht bloß Skandale. Südtirol wurde – und das zeigt beinahe jeder Vergleich – nicht schlechter verwaltet als andere Regionen. Im Gegenteil, das Land steht verhältnismäßig gut da. Und das ist auch ein Verdienst der Politik. Von einem Haufen Taugenichtse und Nichtstuern, die sich nur bereichern, wie es jetzt den Anschein hat, kann keine Rede sein.

Exkurs: Ein Plädoyer für die Politik oder Mach’s dir doch selbst!
Seit jeher reißen Politiker einen Spagat, den ich nicht machen möchte. Dabei ist Politiker einer der wenige Berufe, für die es keine Zugangsvoraussetzung braucht. Jeder kann Politiker werden (und es besser machen). Es müsste also jedermanns Traumberuf sein: man muss nix können und bekommt noch dazu hervorragend bezahlt. Dafür darf man sich lediglich vorhalten lassen, dass man sich bei jeder Gelegenheit – speziell auch an den Wochenenden, die andere im Kreise der Familie verbringen – anlässlich von Feiern und Eröffnungen den Wanst voll schlägt. Lässt man sich hingegen nicht blicken und spendet man beim obligatorischen Begrüßungsschnapserl nicht gleich ein Scheinchen in grün, gilt man als bürgerfern, abgehoben und knausrig. Überspitzt formuliert wünschen wir uns Politiker, die möglichst wenig verdienen und dennoch sehr großzügig sind. Politiker, die sich nicht in den Mittelpunkt drängen aber bei jeder Konservenbüchseneröffnung präsent sind. Ob wir die je bekommen – sprich wählen – werden?

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Il futuro è monolingue?

La nuova campagna pubblicitaria della Libera Università di Bolzano (LUB), esposta alle fermate degli autobus in tutto il Sudtirolo, afferma che «il futuro è trilingue». Apparentemente però la stessa LUB si sta muovendo nella direzione opposta, appiattendosi su quella che abbiamo definito la «lingua franca nazionale», cioè l’italiano. Questo almeno è quel che affermano i rappresentanti degli studenti Armin Unterhauser, Michéle Pardatscher e Barbara Brioni, intervenuti all’inaugurazione dell’anno accademico. A tal proposito Salto.bz scrive:

Per Barbara, infatti, “i corsi non sono perfettamente bilanciati, se fino a qualche anno fa si seguivano corsi per il 60% in inglese, per il 20% in italiano e per il 20% in tedesco, ora non è più così. Gli studenti germanici, per esempio, sottolineano come si ritrovino a sostenere otto o nove esami in italiano e solo tre o quattro in tedesco. Un processo di “italianizzazione” che non danneggia solo i germanici, ma anche gli italiani che hanno meno possibilità di praticare il tedesco”.

La dinamica descritta è interessante anche per capire quale verosimilmente potrebbe essere uno dei problemi di una scuola «plurilingue» nel contesto di uno stato nazionale (come l’Italia). Non a caso la LUB viene spesso citata come un esempio per la scuola pubblica.

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Was die Medien wollen.

Unterschriftenkampagnen mögen zwar konkret nicht unmittelbar etwas erreichen, doch sie schaffen eine kritische Öffentlichkeit und es tut gut, auf diese Weise seinen Protest loszuwerden.

Besser als Christine Helfer auf Salto hätte man es kaum zum Ausdruck bringen können — dabei hatten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres Artikels gerade einmal 3.500 Bürgerinnen die Petition gegen überhöhte Politikergehälter und Pensionsansprüche unterschrieben. Von »Unterschriften« kann bei Avaaz-Petitionen freilich nur bedingt die Rede sein, nicht nur, weil sie rechtlich bedeutungslos sind, sondern auch, weil das Portal über so gut wie gar keine sicherheitstechnischen Vorkehrungen verfügt, die einen Missbrauch verhindern könnten.

Auch die großen Südtiroler Print- und Onlinemedien berichteten begeistert von der Petition, die inzwischen (über zwei Wochen nach ihrer Veröffentlichung am 19. Februar) rund 17.100 Unterstützer zählt. Wenn den Medien ein Thema also in den Kram passt — um nicht zu sagen: wenn es von ihnen gesteuert wird — dann sind nicht nur Sicherheitsbedenken plötzlich kein Thema mehr. Auch vergleichsweise geringe Teilnehmerzahlen werden völlig anders beurteilt, als in ähnlich gelagerten Fällen.

Wir erinnern uns: 56.395 Südtirolerinnen hatten erst kürzlich in einer selbstverwalteten Befragung zum Ausdruck gebracht, dass sie eine amtliche Abstimmung über die staatliche Zugehörigkeit wünschen. Unisono argumentierten die etablierten Medien, dass sich 85% der Wahlberechtigten gar nicht an der Materie interessiert hätten — wenn sie nicht gar pauschal als Selbstbestimmungsgegner gewertet wurden. Nirgends war jedoch zu lesen, dass sich (bislang) nur 4,2% der Südtirolerinnen an der Avaaz-Petition beteiligt haben — obschon:

  • der Aufwand und vor allem die Hemmschwelle geringer sind, als bei der SB-Befragung;
  • die Teilnahme weder auf Südtirolerinnen, noch auf die Wahlberechtigten (ab 18 Jahren) beschränkt ist;
  • die SB-Befragung von Medien und Parteien torpediert und kritisiert worden war, während die jetzige Avaaz-Petition von der Politik ignoriert (und erduldet), von den Medien aber deutlich gepusht wurde und wird.

Wenige Wochen nach Beendigung der selbstverwalteten Befragung zum politischen Status unseres Landes präsentieren uns also die Medien selbst den Beweis für ihre durch und durch ideologische Berichterstattung. Anders als durch Ideologie lässt sich die diametral entgegengesetzte Rezeption und Bewertung des Bürger-Engagements rational nicht erklären:  Und dieser Machtmissbrauch, diese Willkür in der Beurteilung von Fakten wirft einen sehr sehr dunklen Schatten auf die gesamte etablierte Medienlandschaft unseres Landes.

Einfache und völlig logische Erkenntnisse wie die eingangs zitierte Feststellung Christine Helfers waren zum Thema Selbstbestimmung leider weit und breit nicht zu lesen. Während sich 17.100 Bürgerinnen (wie es richtig ist) der geballten Aufmerksamkeit sicher sind, werden 56.395 andere nach wie vor totgeschwiegen.

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Klar und deutlich.
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Gestern, 10. Februar 2014 — Salto kommentiert:

Da ist es also. Das Ergebnis des Referendums zur Direkten Demokratie. Das Volk ist zu den Urnen gegangen und hat entschieden. Klar und deutlich, das Nein unüberhörbar, doch es gibt die, die auf Durchzug schalten. Nicht hinhören wollen, oder nicht können.

Was ist geschehen? 67.122 Südtirolerinnen (16,70% der Stimmberechtigten) haben per Referendum das neue Gesetz zur Bürgerbeteiligung abgelehnt.

56.395 Südtirolerinnen (14,03% der Stimmberechtigten) hatten sich neulich ausdrücklich für die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts ausgesprochen — bislang weitgehend ignoriert, auch von Salto.

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‘Epic Fail’ bei den Grünen?

Die Vorwahlen der Grünen für die Europawahl haben sich zum Fiasko entwickelt. Nur 22.676 Stimmen bei 380 Mio. Wahlberechtigten wurden abgegeben. Das sind 0,005% Wahlbeteiligung. Hierzulande wird eine direktdemokratische Initiative mit 15% Wahlbeteiligung entweder totgeschwiegen, herabgewertet oder gar diffamiert.

Die Initiative der Grünen ist für mich eigentlich vorbildhaft, da sich erstmals auf europäischer Ebene die Spitzenkandidaten einer Online-Wahl stellten. Das Interesse war geradezu beschämend und sagt viel über den derzeitigen Zustand der Europapolitik aus. Es ist aber auch nicht verwunderlich, zu sehr klammern sich die Grünen und noch viel mehr die übrigen Parteien an nationale Interessen, statt die Zukunft in einem gemeinsamen europäischen Modell ohne Nationalstaaten zu suchen. Hier rächt sich die derzeitige Visions- und Mutlosigkeit.

Besonders pikant aus Südtiroler Sicht ist der Umstand, dass offensichtlich die Vorwahlen nicht manipulationssicher waren. Laut übereinstimmenden Medienberichten war es möglich mit unterschiedlichen Mobiltelefonen mehrfach Stimmen abzugeben, deshalb haben sich die österreichischen Grünen aus Datenschutzgründen nicht an den Vorwahlen beteiligt.

Doch auch datenschutzrechtliche Bedenken könnten bei der Enthaltung der weit überwiegenden Mehrheit der Stimmberechtigten eine Rolle gespielt haben. Wer abstimmen will, muss Vor- und Nachname, Handynummer und E-Mail-Adresse sowie das Herkunftsland auf einer Website hinterlassen, um sich zu registrieren. Die Daten, so beteuern die Grünen, lagern auf einem europäischen Server in Barcelona, sie seien also sicher vor – beispielsweise amerikanischen – Spähangriffen. Angeblich setzten die europäischen Grünen sogar einen Hacker auf ihre Primary an, um deren Sicherheit zu testen. Dennoch beteiligten sich zum Beispiel die österreichischen Grünen nicht am Verfahren – aus Angst vor mangelnder Datensicherheit.

Interne Zahlen der Grünen zeigen zudem, dass nur jeder Zweite, der den Weg auf die Primary-Website findet, auch abstimmt. Nicht ausschließen kann die Partei zudem, dass es Mehrfachabstimmungen gibt. Um doppelt abzustimmen, muss man lediglich zwei Handys haben. Auch muss kein Teilnehmer beweisen, dass er bereits 16 Jahre alt ist. Zentrale Wahlgrundsätze dürften damit verletzt sein.

Die Zeit, 28. Januar 2014  15:32 Uhr

Gleichzeitig schwadroniert einer der Südtiroler Grünen-Exponenten über die Datensicherheit der Vorwahlen auf salto.bz:

Bis dorthin muss aber als bewusste “Krücke” zur eindeutigen Identifizierung eines Wählers ein anderer Mechanismus verwendet werden: die Europäischen Grünen setzen auf die SMS-Autorisierung: Der Zugangscode zur Wahlurne wird damit nur per Mobiltelefon zugestellt, und nur nachdem die anagrafischen Daten manuell überprüft worden sind. Klar – wer Zugriff auf mehr als ein Mobiltelefon hat, kann theoretisch auch die Möglichkeit erlangen, mehr als eine Stimme abzugeben. Das ist Fakt, und genauso war es bei den Vorwahlen der Grüne Verdi Verc. Hier gilt aber das eingangs erwähnte Prinzip der Verhältnismäßigkeit, die Auswirkungen sind ja eher gering: Ein massiver Mißbrauch ist nicht möglich, da niemand in der Lage ist, Tausende oder Zehntausende von Mobiltelefonen zu kontrollieren. Und der vereinzelte Mißbrauch (jemand besitzt zwei Mobiltelefone) kann als nicht maßgeblich Ergebnisverändernd durchaus akzeptiert werden.

Dieses Prinzip der Verhältnismäßigkeit ist für mich natürlich nur im Rahmen dieser Vorwahl akzeptabel. Für eine parlamentarische Wahl würde ich höhere Ansprüche stellen.

Ein Fazit?

Aus meiner Sicht ein klares Thumbs up: Gut gemacht, European Greens, bei dieser Online Wahl kann ich ruhigen Gewissens mitmachen. Und, wer weiß, vielleicht werden wir uns in Zukunft tatsächlich häufiger an digitalen Wahlsystemen herantrauen. Es wäre wahrlich kein Beinbruch, solange es “richtig” gemacht wird.

— Christoph Moar auf Salto am 22.12.2013

Hier wird wieder einmal augenscheinlich, wie unterschiedlich selbst ’Moralapostel’ wie die Grünen, die sich für direkte Demokratie stark machen, bei der politischen Konkurrenz jeden Fehler in geradezu epischer Manier ankreiden, aber bei denselben Schwächen bei der eigenen Online-Abstimmung plötzlich keine Probleme mehr sehen. Hier wäre es einfach an der Zeit, dass unabhängig von Anliegen und politischer Coleur neutral und in angemessener Art und Weise auf Fehler aufmerksam gemacht wird und selbst bei eigenen Missständen mehr Selbstkritik geübt wird.

Ich bin noch gespannt, wie unsere hiesigen Medien reagieren, werden sie auch — analog zur STF-Befragung — die Frage stellen, ob nun 379.977.324 Wahlberechtigte gegen das Anliegen der europäischen Grünen waren?

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