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Auf dem Weg in die Unabhängigkeit.

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Trotz, oder gerade wegen der großen wirtschaftlichen und sozialen Probleme des Landes, hat sich die Wahlbevölkerung Grönlands am vergangenen 25. November für eine weitgehende Ausweitung der Autonomie der Insel ausgesprochen. Über drei Viertel der Wählerinnen entschieden, nur noch wenige Zuständigkeitsbereiche, wie Außen- und Währungspolitik, bei Dänemark zu belassen — dem Land, zu dem die größte Insel der Erde noch gehört.

Grönlands sozialistischer Premierminister, Hans Enoksen, hatte das Reformprojekt auf den Weg gebracht, um den knapp 60.000 Inselbewohnerinnen [vgl] vollen Zugriff auf die Rohstoffe des Landes zu sichern und die Bindungen zu Dänemark weiter zu lockern. Über den Status des Arktisriesen bis hin zur endgültigen Loslösung vom Königsreich sollen künftig seine Einwohner selbst befinden dürfen.

Im Gegenzug zum Verzicht auf die enormen Rohstoffreserven wird Dänemark die Zuschüsse an die Inselbevölkerung weitgehend einstellen. Die angenommene Vorlage setzt auf die Beendigung eines historischen Abhängigkeitsverhältnisses gegenüber dem vergleichsweise kleinen, aber reichen Mutterland, bei gleichzeitiger Ausweitung der eigenen Verantwortung.

Das Referendum, an dem sich 72% der Wahlberechtigten beteiligt haben, ist rechtlich nicht bindend. Die dänische und die grönländische Regierung hatten sich jedoch im Vorfeld darauf geeinigt, den Wahlausgang zu respektieren und die Reform bei positivem Ausgang am kommenden 21. Juni in Kraft treten zu lassen. An diesem Datum jährt sich die Autonomie der Insel zum 30. Mal.

“Wir haben ja zum Selbstbestimmungsrecht gesagt”, kommentierte Premier Hans Enoksen das Ergebnis, und dankte Dänemark dafür, den Urnengang ermöglicht zu haben.

Siehe auch: 01 02



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Comentârs

3 responses to “Auf dem Weg in die Unabhängigkeit.”

  1. dauergast avatar
    dauergast

    Die Grönländer sind nicht bedroht, es herrscht kein Krieg, und hungern müssen sie auch nicht. Sie haben sogar eine in vielen Aspekten weitergehende Autonomie als Südtirol (die z. T. die Außenpolitik umfasst).

    Trotzdem haben sie sich unter anderem auf’s Völkerrecht berufen, um ihre Selbstverwaltung zu vergrößern und den Weg zur Unabhängigkeit zu ebnen. Insgesamt zeugt das auch davon, dass sich Autonomie und Unabhängigkeit nicht ausschließen, wie uns hier einige Leute zu verstehen geben woll(t)en.

    Ausschlaggebend war aber auch die tief demokratische Tradition Skandinaviens.

  2. pérvasion avatar

    Aus dem Webauftritt der Vertretung der Färöer in Kopenhagen:

    Declaration by the Government of the Faroes

    ”All peoples have the right of self-determination. By virtue of that right they freely determine their political status and freely pursue their economic, social and cultural development.” This is stated in both Covenants of 1966, and reconfirmed as a general principle in the 1993 Vienna Declaration and Programme of Action. These provisions and the consistent practice of states and international organisations constitute the legal basis for the right of self-determination that the People of the Faroes have and retain, including the option of independence if and when the People so decide.

    […]

    Prime Ministers of the Kingdom of Denmark have on several occasions and also most recently declared that the Faroes shall be established as an independent state as soon as the People of the Faroes so decide. These declarations are reiterated in a corresponding decision by the Parliament of the Kingdom of Denmark in 2001.

    A new Constitution of the Faroes has been prepared and the Constitutional Committee of the Faroes submitted a draft proposal on 18 December 2006. The new Constitution will inter alia contain provisions with regard to a future referendum in respect of secession of the Faroes from the Kingdom of Denmark. This new Constitution will enter into force if and when endorsed at a referendum by the People of the Faroes.

    In summation, the People of the Faroes have and retain their inalienable and sovereign right to self-determination under international law.

    (Hervorhebungen von mir.)

    Ich finde es nach wie vor nicht angebracht, die Loslösung Südtirols in Berufung auf’s Völkerrecht anzustreben, doch ich finde es sinnvoll, ähnliche Prozesse (wie unvergleichlich und einmalig sie auch immer sein mögen) nach nützlichen Elementen zu durchforsten.

  3. niwo avatar
    niwo

    @
    Ausschlaggebend war aber auch die tief demokratische Tradition Skandinaviens.
    Ich finde diesen Punkt auch sehr bemerkenswert. Demokratie sollte eben auch bedeuten, dass jede Region oder sonstige Verwaltungseinheit völlig frei über jede Art von staatlicher Zugehörigkeit oder Nicht Zugehörigkeit entscheiden kann.

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