Kurz vor Weihnachten war auf den Überkopf-Leuchttafeln der Brennerautobahn A22 folgende Warnung zu lesen:
Der Hinweis ist ein paradigmatisches Beispiel für den Umgang zahlreicher Institutionen und öffentlicher Einrichtungen mit der deutschen Sprache:
- Die Leuchttafeln verfügen über Umlaute, da sie bei anderen Mitteilungen sehr wohl benutzt werden. Die Umschreibung von Ö mit OE und Ä mit AE muss demzufolge als Desinteresse gegenüber der deutschen Sprache gewertet werden;
- Das Wort »Glätte« hat keinen Plural — das Hauptwort »Glätten« ist die Substantivierung des gleichlautenden Verbs und ergibt hier keinen Sinn;
- Besser wäre freilich »Glatteisgefahr« gewesen, wodurch sich die Autobahn sogar die (Umschreibung der) Umlaute gespart hätte.
Ähnliches Desinteresse legt die Brennerautobahn bei den Schneewarnungen an den Tag, die auch in der deutschen Version vom einsprachigen Logo »NEVE« begleitet werden.
Und erst neulich hatte die Übersetzung von »rifiuti residui« (Restmüll) mit »Abfalltrennung« dafür gesorgt, dass zwischen Brenner und Modena Dutzende (!) von Abfalleimern neu beschriftet werden mussten.
7 replies on “Sprachpfusch bei der Brennerautobahn.”
Lächerlich finde ich auch den oft geschriebenen Hinweis: “Schneefall bis Staatsgrenze” auch wenns dann bis Innsbruck schneit…
Irgendwie kommt mir vor man will auf allen möglichen Wegen klar machen daß die Brennergrenze so stark wie eh und je ist.
Auf Nord-Tiroler Seite habe ich diesen Scheiß noch nie gelesen.
Das Gleiche kann man auch von der Beschilderung sagen, die sich in Südtirol (Richtung Nordtirol) fast ausschließlich auf »Österreich« bezieht, egal ob auf der Autobahn oder auf den Staats- und Landesstraßen.
Von Innsbruck bis Brenner werden dagegen schon seit etlichen Jahren »Bozen«, »Sterzing«, sogar »Gossensass« berücksichtigt, ohne Unterscheidung zwischen Ortschaften, die sich auf österreichischem Staatsgebiet befinden und denen in Südtirol.
Das ist eine deutliche Positionierung: Für Südtirol ist jenseits der Grenze »Nebel« — Österreich halt, differenziert wird da nicht.
Zu den Fehlern kann man nur sagen: das Beispiel und die unzähligen anderen ähnlichen Fälle beweisen nur, wie weit es mit der Zweisprachigkeit (Dreisprachigkeit) wirklich bestellt ist. Und man stellt sich natürlich die Frage: sind manche Menschen einfach nur zu dumm ein Wörterbuch zu benutzen oder jemanden zu fragen der die Sprache beherrscht? Oder steckt evt. sogar eine boshafte Absicht dahinter, um zu zeigen wie Wurscht ihnen die andere Sprache eigentlich ist??
”Schneefall bis Staatsgrenzeâ€? Na da soll noch jemand behaupten die Grenzen im heutigen Europa hätten keine Bedeutung und Einschränkung mehr! :D
Solche Sachen sind sicher manchmal reine Boshaftigkeit. Mit ein bissl guten Willen würde es solche Ausartungen in sprachlicher Hinsicht gar nicht geben. Aber mal im Ernst: was kann man von einem Land erwarten, dessen politisch linksstehender Staatspräsident posthum Faschisten (einem Polizeichef unter Mussolini) Orden verleiht und diese huldigt? So geschehen 2007 bei einer Gedenkfeier in Triest (posthum vergeben an Vincenzo Serrentino). Stellt euch mal vor Merkel würde posthum Generäle der Nazis glorifizieren…Von links bis rechts gibt es in Italien keine Aufarbeitung der Geschichte. Man kann sich vorstellen wie dies in Südtirol ausschaut zwecks faschistischer Relikte, geschweige denn Einhaltung der sprachlichen Bestimmungen.
Dafür können wir uns auch bei unseren eigenen Hudlern bedanken, denn über 28% der Brennerautobahn sind in öffentlicher Südtiroler Hand (Land, Gemeinde Bozen und Handelskammer). Aber ein Sprachenkonzept gibt es bei uns nicht und ist ja auch nicht notwendig!!?? Bei mir heißt so etwas Wurstelei.
Antwort der Brennerautobahn vom 09.02.2010:
Man kann also mit relativ wenig Aufwand etwas erreichen. Das sollte eigentlich auch für andere ein Ansporn sein, in solchen Fällen zur Feder bzw. zur Tastatur zu greifen.