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Schweizer Denkanstoß.

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ai

Die neue weltweite Ricola-Kampagne »Chrüterchraft« könnte auch die heimische Wirtschaft zum Nachdenken bewegen — schließlich glaubt man hierzulande immer häufiger, man könne nur durch Anpassung und Anbiederung punkten, also durch Verzicht auf unsere Eigenheiten.

Gerade bei für Südtirol typischen Produkten, einschließlich der Berge im Tourismus, wären wohl auch am italienischen Markt ladinische und (gar dialektale) deutsche Bezeichnungen viel öfter denkbar. Mit etwas Selbstbewusstsein und -ironie.



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Comentârs

20 responses to “Schweizer Denkanstoß.”

  1. a&a&a avatar
    a&a&a

    Ach, wenn dem nur so wäre…
    Bei uns in ST so scheint es, gilt jede dialektale Wortwahl- sollte sie je von der SMG kommen als “mit öffentlichen Geldern finanzierter Separatismus”.
    Da ist es doch viiieeeel flauschiger sich in voreiligem Gehorsam einfach zu fügen.
    Alles fügt sich in ein großes Ganzes, was sich wiederrum auf Zuckerbrot und Peitsche reduzieren lässt, mannigfach, immer und immer wieder:
    Ein bisschen bei den Sportlern (Candies wenn sie brav sind, die Apokalypse wenn es auch nur einer wagen würde auf dem Podest ein kleines ST-Fähnchen zu zücken).
    Ein bisschen bei der Etikettierung: Candies wenn es brav zweisprachig ist (was auch ok ist), Gleichgültigkeit wenn es nur auf Italienisch ist, eine Anzeige wenn es nur auf Deutsch ist.
    etc…
    Die Liste würde sehr sehr lang werden.
    Irgendwann fügt man sich eben in vorauseilendem Gehorsam, weil wir in diesem Land langsam überdrüssig und müde sind.
    Müde und überdrüssig eine Autonomie seit Jahrzehnten tagtäglich verteidigen zu müssen, ohne Aussicht auf ein Ende.
    Müde sich immer rechtfertigen zu müssen wer man denn sei, und für viele schon als halber “bombarolo” zu gelten, nur weil man sich eben als STer oder Ter und nicht als Italiener fühlt.
    Müde die Arroganz und die Bürgerferne der Politikelite des Landes zu sehen, welche das Land als Selbstbedienungsladen sehen und so tun als wäre es das Normalste der Welt.
    Müde immer die Floskeln über das mehrsprachige Land zu hören, in welchem de facto der großteil der Italiener einsprachig ist und der Großteil der deutschsprachigen STer besser Englisch als Italienisch spricht.
    Müde immer zu hören wie gut es uns doch geht, weil jeder Vergleich unseres Landes immer nach Süden orientiert ist und Österreich für uns eh nur die “Ösis” sind.
    Müde müde und überdrüssig.
    again & again & again…

    1. niwo avatar
      niwo

      Müde müde und überdrüssig.

      Die Müdigkeit, der Überdruss und die Gleichgültigkeit sind die engsten Verbündeten der nationalstaatlichen Logik. Der institutionalisierte Ausnahmezustand (krampfhaft immer anders sein müssen als die Titularnation, da ansonsten die Legitimität für den autonomen Sonderstatus fällt) verlangt nach Normalisierung.
      Normalisierung im Sinne einer nationalstaatlichen Nivellierung oder Normalisierung im Sinne von Eigenstaatlichkeit, die es nicht immer notwendig macht sich verteidigen und rechtfertigen zu müssen.
      Das Zeitfenster für letzteren Weg, der alleine langfristig die sprachlich/kulturellen Eigenheiten und die Mehrsprachigkeit unseres Landes garantiert, steht offen wie lange nicht mehr – wie lange ist ungewiss – es liegt an den SüdtirolerInnen die Energie für diesen Weg zu bündeln.
      Die nationalstaatlichen Beharrungskräfte benötigen keine positiven Energien, hierfür reichen Negativkräfte, wie Müdigkeit, Überdruss und Gleichgültigkeit.

      1. a&a&a avatar
        a&a&a

        Ich sehe das auch so. In den nächsten Jahren werden wir einer hop oder flop-Situation begegnen und Farbe bekennen müssen.

    2. Stefan H. avatar
      Stefan H.

      Stimme Deinem Kommentar vollkommen zu, mit Ausnahme der folgenden Passage: “….der Großteil der deutschsprachigen STer besser Englisch als Italienisch spricht”.
      Das glaube ich nicht, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Kannst Du diese Aussage belegen?

      1. Flo avatar
        Flo

        Ich kann nur aus meiner Oberschulzeit berichten, und da war es definitiv so, dass Englisch 1. viel lieber gelernt wurde* und damit natürlich 2. auch besser beherrscht wurde. Wobei besser als Italienisch relativ ist. Man kann aber sagen, dass man in den wenigen Jahren, in denen man einen englischen Unterricht geniest, bei mir war es glaub ich seit der 2. Mittelschule, man die Sprache im Vergleich zu Italienisch überproportional schnell lernt und natürlich auch beherrscht.

        * Alle historischen und politischen Gründe, die mit dem ungeliebten italienisch Lernen hier in ST sowieso immer zusammenhängen, ist es auch aus rationaler Sicht klar, dass man heutzutage in dieser globalisierten Welt Englisch viel eher braucht und auch beherrschen sollte als eine Sprache, die außerhalb eines Stiefels keiner versteht und braucht. Und die Wirtschaftskrise gibt diesen Argumenten noch mehr Schubkraft…

      2. a&a&a avatar
        a&a&a

        der Großteil der deutschsprachigen STer besser Englisch als Italienisch spricht

        Es handelt sich dabei um eine Behauptung die ich nicht belegen kann.
        Die älteren Generationen, welche nie Englischunterricht hatten, fallen Jahr für Jahr weg. Nachkommen tut eine Generation an “digital natives”, deren Zugang zu Englisch viel intensiver ist denn je.
        Weitere Gründe für meine Behauptung sind das leichte Erlernen des Englischen, die Vorverlegung des Englisch-Unterrichts in die frühen Volksschulklassen, die Unverzichtbarkeit des Englischen für eine höhere Ausbildung und Arbeit und die Dominanz des Englischen in Forschung und Informatik. Zuguterletzt behaupte ich, dass es in ST viele junge Menschen gibt die lieber Englisch als Zweitsprache lernen, da es zusätzlich zu den oben genannten Gründen “ethnisch” nicht vorbelastet ist.
        Wenn dem allerdings nicht so sein sollte, lass ich mich auf jeden Fall auch eines Besseren belehren.

      3. Libertè avatar
        Libertè

        Es ist halt auch so im Englischunterricht lernt man die Sprache, im ita. Unterricht war es zumindest bei mir immer so, eher wurden Bücher gelesen, Filme geschaut und Spiele gespielt als wirklich Grammatik zu lernen. Denn dies hatte man schon in der Grundschule “gemacht”…

  2. Libertè avatar
    Libertè

    Hierzu muss ich sagen den meisten Italienern (außerhalb Südtirols) ist es dermaßen egal ob man Sudtirolo sagt, oder die deu. Ortsnamen benutzt (solange sie nicht allzu kompliziert sind).

    1. m.gruber avatar
      m.gruber

      Ortsnamen sind auch nur Konvention. Ebenso Sprache.
      Seit 2006 ist Pluto kein Planet mehr.
      Johann Sebastian Bach – Giovanni Sebastiano Bach – John Sebastian bach – Иоганн Себастьян Бах

      Who cares?

  3. fabivS avatar
    fabivS

    E’ la dichiarazione di bancarotta del bilinguismo in Sudtirolo. Proprio non riesco ad entusiasmarmi per la perdita di interesse verso il tedesco o l’italiano a favore dell’inglese.
    Nemmeno quando si trattava di impararlo (e l’inglese è innegabilmente più facile da imparare del tedesco, per via della grammatica semplicissima) lo preferivo.
    A questo punto si potrebbe dire che alla fine basta che ognuno sappia la propria lingua ed il resto lo farà  Google Translate e qualche software di riconoscimento vocale fra qualche decennio. Tanto ormai son tutti schiavi del proprio Smartphone ed il passo non verrà  nemmeno avvertito… le scuse per la pigrizia son sempre tante.
    Posso capire le situazioni contingenti: un professore antipatico o incapace, la sensazione di un obbligo, il peso di una logica nazionalista. Ma il disinteresse di per sè non trova in me alcuna comprensione.
    Non son certo perfetto, ma il mio impegno al miglioramento è costante e provo imbarazzo quando vedo che i miei amici delle superiori non riescono a metter giù una frase comprensibile in tedesco o altri miei amici riescono a farsi capire a malapena a gesti in italiano.
    Ed il motivo lo so bene: perchè so che se anche son più o meno tutta gente che chiede solo di avere una scusa per andar a bere, quando chiederò agli uni di unirsi agli altri per una serata in compagnia, so che rifiuteranno perchè “tanto che ci vengo a fare, che non capisco un cavolo?”. Così uno, malgrado possa perfettamente skypare in inglese con un avvocato di Manhattan, si taglia fuori automaticamente una buona frazione dei propri conterranei.
    Poi l’inglese lo si impara. Non ci vuole una vita, SPECIALMENTE se uno conosce già  due altre lingue. Lo dico per esperienza. Ed ora mi imparo anche lo svedese anche se l’inglese lo parlan tutti.

  4. proEuregio avatar
    proEuregio

    … es sollte halt nicht so weit kommen, dass wir mit unseren italienischen Mitbürgern auf englisch verkehren!
    Dazu sind meiner Meinung nach folgende Punkte zu beherzigen:
    1. als Südtiroler deutscher Muttersprache sollten man sich ggf. eines Standard-deutsch befleißigen, – seien wir ehrlich, – wie viele von uns reden lieber italienisch als “hochdeutsch”? – Nicht alle italienische Mitbürger wollen in einem Tiroler Dialekt reden …
    2. die Bedeutung der jeweils zweiten Landessprache muss auf eine absolut gleichwertige Ebene gesetzt werden. – Die Ladiner bitte ich um Nachsicht!
    3. ein Dialog im Geschäfts- wie im Gastbereich hat im Zweifel und aus Höflichkeit immer in der der Sprache des Kunden/des Gastes zu erfolgen. – Nach meiner Erfahrung ist dies meist eine Einbahnstraße …
    4. die Bereitschaft zur Erlernung einer Fremdsprache sollte auch Europa-weit immer zuerst die Sprache des Nachbarn berücksichtigen …
    5. die Qualität der Didaktik zwischen italienisch- und englisch-Unterricht ist zu hinterfragen! – Seit wir Vergleiche ziehen können, müssen doch Lehren daraus zu ziehen sein!

    1. Libertè avatar
      Libertè

      Was wäre daran so schlimm?
      Es wäre absolut fair und keiner wäre benachteiligt, ich würde sogar soweit gehen zu sagen sämtlicher offizieller mündlicher Kontakt (Schaffner,Polizei usw.) sollten auf Englisch erfolgen!

      1. Steve avatar
        Steve

        Meine Oma aus dem hintersten Weitental wird sich bedanken.

  5. Senoner avatar
    Senoner

    Ich vermute mal, daß auch die Italiener hier in Südtirol einen Dialekt sprechen würden, wenn Mussolini sie nicht von überall her verfrachtet hätte, sodaß sie gezwungen waren ihr Dialekt aufzugeben um sich untereinander zu verstehen. Südtirol ist wohl die einzige Gegend Italiens, wo kein italienisches Dialekt gesprochen wird. Oder irre ich da?

    1. Steve avatar
      Steve

      Ich war eine Zeit lang beruflich zwischen Brescia und Bergamo unterwegs. Viele junge Leute sprechen dort untereinander “hochitalienisch”. Als ich sie einmal darauf angesprochen habe, ob sie das immer so machen, oder nur aus Rücksicht auf mich, meinten sie, dass es zwar einen lokalen Dialekt gebe, dieser von vielen jungen Leuten aber nicht mehr gesprochen werde, da er “troppo volgare” sei.
      In der Toskane hingegen sah es anders aus, dort sprach man mit einem Dialekt, den ich nur mehr ansatzweise verstand.

      1. a&a&a avatar
        a&a&a

        In honorem an den guten alten Dante… :-)

  6. pérvasion avatar

    Noch ein interessanter Aspekt: Der im Artikel eingefügte Werbespot ist nur für die rund 350.000 Einwohner zählende italienische Schweiz gedacht. Darin heißt es: »Noi la chiamiamo… Chrüterchraft!«

    In der für den staatsitalienischen Markt gedachten Fassung der Werbung heißt es hingegen: »Gli Svizzeri la chiamano… Chrüterchraft!«

    So viel Sensibilität auch für die kleine italienische Sprachgemeinschaft der Schweiz ist in der Konföderation selbstverständlich. Hierzulande ist es häufig so, dass nicht einmal Südtiroler Unternehmer (zum Beispiel bei der Etikettierung usw.) Rücksicht auf die Südtiroler nehmen — geschweige denn auswärtige.

    1. chilocapisce avatar
      chilocapisce

      So wie z.B. eine alteingesessene Bozner Kaufmannsfamilie den Winterschlussverkauf in ihrem Geschäft unter den Bozner Lauben mit großen Lettern “saldi” und “sale” auf den Auslagenfenstern bewirbt, wo man eine entsprechende Bezeichnung in deutscher Sprache aber vermisst.
      Wie übrigens bei gefühlten min. 80% der Laubengeschäfte…

      1. pérvasion avatar

        Darauf habe ich sogar schon mal einen Kaufmann angesprochen. Antwort: Das deutsche Wort »Winterschlussverkauf« sei zu lang und eigne sich deshalb nicht so gut für die kleinen Hinweiszettel, die er in sein Schaufenster gehängt hatte.

        Nun:

        • Ich wüsste nicht, dass jemals auf ein italienisches Wort verzichtet wurde, weil es zu unpraktisch ist (soll auch nicht!). Und es gibt durchaus Wörter, die im Italienischen sperriger sind, als im Deutschen.
        • Auch im Italienischen schreibt niemand »Saldi di fine stagione [invernale]«, also könnte man auch im Deutschen »Schlussverkauf«, »Ausverkauf« oder »Abverkauf« schreiben, was deutlich kürzer wäre, als »Winterschlussverkauf«.
        • In Deutschland und Österreich wird »Sommerschlussverkauf« mit »SSV« und »Winterschlussverkauf« mit »WSV« abgekürzt — dagegen sind sogar »Saldi« und »Sales« beinahe sperrig.
        • Wenn man befürchtet, dass die Abkürzung in Südtirol nicht verstanden wird, kann man ja drunter in kleiner Schrift das ausgeschriebene Wort hinzufügen.

        Hierzulande scheint einfach jede Ausrede gut, um die Minderheitensprache(n) auszubremsen… a bissl Kreativität ist da meist schon zuviel verlangt.

      2. hunter avatar
        hunter

        ich weiß, dass es nicht ganz das selbe ist, aber in österreich wird auch häufig mit “sale” geworben. marketingsprache. eh schon wissen.

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