Südtirol wird nun schon seit Längerem von einer Epidemie heimgesucht, die komplett aus den Fugen zu geraten droht. Das in Fachkreisen als “Kleberitis-Syndrom” bekannte Aufkleben aller nur möglichen und unmöglichen Hinweise mittels Klebestreifen grassiert mit zunehmender Intensität – allen Gegenmaßnahmen zum Trotz.
Beispielsweise installierte die Landesverwaltung mit einem Millionenaufwand mittlerweile fast flächendeckend schmucke Wartehäuschen inklusive Glasschaukästen an den Bushaltestellen. Dennoch werden Fahrpläne und dergleichen nach wie vor mittels Klebestreifen außen (!) an die Scheibe geklebt. “Derartige Aktionen zeugen von einem bereits sehr weit fortgeschrittenen Krankheitsbild”, bestätigt ein Sachbearbeiter des Amtes für Mobilität, der anynoym bleiben möchte.
Auf einen besonders schwerer Fall von Kleberitis wurden die Behörden erst unlängst aufmerksam. Am Parkplatz “Priel” in Brixen steht ein Parkscheinautomat, der kaum mehr als solcher zu erkennen ist. Die für die Krankheit typischen geschwürartigen Fresszettel haben sich nämlich bereits über die gesamte Oberfläche ausgebreitet. Besorgniserregend sei, dass sich solche Fälle von Kleberitis im Endstadium seit mittlerweile fast zwei Jahren häufen würden, ergänzt der anonyme Sachbearbeiter auf Nachfrage von . Probleme bereitet den Behörden auch, dass nicht immer sofort zu erkennen ist, um welche Ausprägung von Kleberitis es sich handelt. “Es ist eine heimtückische Krankheit. Vom relativ harmlosen Tixo-Band bis zum gefürchteten Duct Tape ist alles dabei. Auch der Gebrauch unterschiedlichster Schriftarten auf den Fresszetteln erschwert die Diagnose. Bei Comic Sans ist der Fall natürlich klar. Aber es gibt mittlerweile sogar schon Kleberitis-Stämme, die Myriad Pro verwenden. Diese bislang eher seltene Hässlichkeitsresistenz bereitet uns zunehmend Sorge”, bestätigt auch Landeshauptmann Arno Kompatscher, der die Kleberitis-Epidemie zur Chefsache erklärt hat.
Nachtrag:
Der aufgeklebte Fahrplan wurde mittlerweile in die Vitrine verfrachtet. Ganz leicht dürfte das nicht gewesen sein. Der Fahrplan hat sich ganz offensichtlich heftig gewehrt. Doch alles Drehen und Wenden nützte nichts. Zurück blieben nur hübsche Klebestreifenreste, die noch von dem Gemetzel zeugen.
11 replies on “Kleberitis-Epidemie.”
Danke! Ich dachte schon, ich wäre der einzige, der sich an diesem widerwärtig/schlampigen und respektlosen Phänomen stößt. Respektlos deshalb, weil die Leute aus Faulheit (ja, Klebestreifen ist erstmal sehr bequem) ihren Zettelkram einfach irgendwo hinpappen, von wo er aber anschließend kaum noch rückstandslos zu entfernen ist. Das Ergebnis sind grauslige Streifen und Flecken (an denen auch noch Staub hängen bleibt), meist in öffentlichen Einrichtungen, die mit teurem (Steuer-)Geld errichtet wurden. Einige weitere Beispiele:
Und das zweite “Problem” dabei ist, dass diese ganzen Zettel aufgrund deren Fülle von niemandem mehr gelesen werden.
Habe auch noch ein Beispiel:
schön!
Aufzug im Rathaus Bozen, diese Woche: Eine vorläufige und eine »dauerhafte« Mitteilung sowie — im roten Kreis — ein Klebestreifenrest.
Achtung mögliche Stufe?
Sie hätten auch schreiben können: »Bitte beachten Sie den (möglichen) Niveauunterschied!«
Das mit den Klebestreifen stimmt vollstens. Das ist dumm, faul und schlampig. Was mich aber auch stört sind die neuen Busfahrpläne, die kaum noch lesbar sind. Vor ein paar Monaten waren diese einfach zu lesen und auf einem Blick verständlich. Nun hat fast jede Fahrzeit (in Minuten) daneben noch eine Vermerknummer die auf die Ausnahmen hinweisst. Manchmal sind die Fahrzeiten zweimal angegeben um verschiedene Ausnahmen anzugeben.
Ich musste dreimal hinschauen bis ich verstand um welche Zeit der nächste Bus kommt. Ist das sonst niemand störend aufgefallen?
Postamt Brixen:
In der Notaufnahme des Krankenhauses Brixen, da wo es sauber sein (und möglichst auch sauber aussehen) sollte.
Auf Sizilien, wo sonst einiges chaotisch ist, kriegen sie es besser hin, als in Brixen: