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Ladinischer Fahrplan kommt.

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Die von Brennerbasisdemokratie mit Nachdruck geforderten ladinischen Fahrpläne werden ab Sommer 2010 Wirklichkeit. Dies hat mir ein Mitarbeiter des Südtiroler Mobilitätsressorts heute bestätigt. Allerdings wird es sich dabei lediglich um ein Heft mit dem binnenladinischen Bezirksfahrplan handeln, der alle Buslinien in Val Badia und Gherdëina zusammenfasst:

  • Das Heft ist nicht dreisprachig (L/D/I) sondern einsprachig Ladinisch…
  • …bzw. zweisprachig Grödnerisch/Gadertalisch, denn die Haltestellen werden im jeweiligen Talidiom benannt, talübergreifende Verbindungen werden beide Bezeichnungen (z.B. Jëuf de Frara/Jouf de Frea für Grödner Joch) führen.
  • Im ladinischen Heft berücksichtigte Bahnverbindungen des Puster- und Eisacktals werden dagegen auch weiterhin nur auf Deutsch und Italienisch angeführt werden.
  • Ladinische Busverbindungen, die in den Fahrplanheften des Puster- und Eisacktals berücksichtigt werden, bleiben wie bisher zweisprachig Deutsch/Italienisch.

Daraus ergeben sich folgende Bewertungen:

  • Grundsätzlich begrüßt die Veröffentlichung ladinischer Fahrpläne. Besser spät als nie.
  • Erstmals wird es einen einheitlichen ladinischen Fahrplan geben, Val Badia und Gherdëina bleiben nicht auf Eisack- und Pustertal aufgeteilt.
  • Die ladinischen Idiome werden vom Land auch weiterhin gegeneinander ausgespielt — sogar in der Toponomastik, wo sinnvollerweise die Ortsnamen nur in der jeweiligen offiziellen Variante gebraucht werden sollten. Es wird streng genommen ein zweisprachiges (Grödnerisch/Gadertalisch) und nicht ein einsprachig ladinisches Heft.
  • Ladinische Exonyme in den Fahrplänen außerhalb Ladiniens bleiben Tabu, während gleichzeitig deutsche und italienische Exonyme innerhalb Ladiniens zur Anwendung kommen.
  • Es bleibt zu überprüfen, wie die Aushänge an den Bushaltestellen gestaltet werden, ob und inwiefern die ladinische Sprache auch dort und im Online-Fahrplan berücksichtigt wird.

Insgesamt ein (längst überfälliger) Schritt in die richtige Richtung, meiner Einschätzung nach aber noch immer zu kleine Brötchen für ein mehrsprachiges Land wie dem unseren. Man wird den Eindruck nicht los, dass Fahrgäste außerhalb der ladinischen Täler sowie möglicherweise »Gäste« auch in Ladinien selbst so wenig wie möglich mit dem Ladinischen »belästigt« werden sollen.

Siehe auch: 01



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Comentârs

3 responses to “Ladinischer Fahrplan kommt.”

  1. Lex avatar
    Lex

    Die Lösung mit einsprachig ladinischen Heften ist wirklich eine Böswilligkeit weil somit die ladinischen Ortsnamen nur den Leuten “vorbehalten” bleiben, die auch die Sprache verstehen. Wenn ich als Deutschsprachiger einen Fahrplan will wird man mir die deutsch-italienische Version aushändigen wo die ladinischen Ortsnamen nicht aufscheinen. Wie schon Pervasion schreibt: Ja niemanden mit “La Ila” oder “Urtijei” belästigen. Kopfschüttel.

  2. Amich di Ladins avatar
    Amich di Ladins

    Hier ein paar ladinische Exonyme:
    Bozen – Bulsan, Bruneck – Bornech, Brixen – Persenon, Sand in Taufers – Türesc, Innichen – Sanćiana, Sexten – Le Sest, Welsberg – Valsperch, Olang – Valdaora, Sankt Lorenzen – San Laurënz, Kiens – Chiens, Vintl – Vandoies, Brenner – Prëner, Franzensfeste – Furtëza, Villanders – Olaneres, Afers – Eores, Ritten – Renon, Lüsen – Lijun, Lajen – Laion, Kastelruth – Ciastel, Waidbruck – Pruca, Barbian – Pèrbian, Kaltern – Ciudar, Tiers – Tires, Weißenstein – Baissiston, Meran – Maran, Schlanders – Solaneres.
    Die Beispiele stammen aus verschiedenen Taldialekten (Ciudar und Baissiston sind meines Wissens weder gadertalisch (badiot) noch grödnerisch (gherdëina), sondern fassanisch (fascian)). Klar, manche der aufgeführten Formen finden sich auch als italienische Namen für diese Orte wieder. Tolomei und seine Mitarbeiter haben ja bewußt auch einige der ladinischen Exonyme für die Namensitalianisierung Südtirol mitverwendet.

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