Kürzlich hatten unionistische und separatistische Kräfte der von Frankreich besetzten Inselgruppe Kanaky (aka Neukaledonien) mit der französischen Regierung einen Vertragsentwurf unterzeichnet, wonach das Land neben der französischen eine eigene Staatsbürgerinnenschaft erhalten und international als Staat anerkannt werden sollte, wiewohl es von Frankreich abhängig oder zumindest mit der Kolonialmacht assoziiert bliebe. Verteidigung, Sicherheit und öffentliche Ordnung wären nach wie vor in der Verantwortung von Paris, über alles andere könnte Kanaky selbst entscheiden.
Am 12. Juli wurde der Entwurf dieses sogenannten Bougival-Abkommens zwischen dem zuständigen Minister Manuel Valls und kanakischen Vertreterinnen unterzeichnet.
Doch schon am 31. Juli entschied die älteste kanakische Unabhängigkeitspartei Union Calédonienne, sich von weiteren Beratungen und von der endgültigen Verabschiedung zurückziehen würde.
Wenig später — am 9. August — kam auch die Parteiversammlung der Kanakischen und sozialistischen Front der nationalen Befreiung (FLNKS) zum Schluss, dass das Abkommen nicht ihren Vorstellungen entspricht. Dabei handelt es sich um die repräsentativste separatistische Kraft Kanakys, die nun stattdessen eine vollständige und bedingungslose Entkolonialisierung fordert, wie sie das Völkerrecht vorsieht.
Das Bougival-Abkommen sei mit den Grundlagen des kanakischen Befreiungskampfes inkompatibel, weshalb die FLNKS an keiner weiteren Verhandlung teilnehmen werde, die auf dessen Grundlage stattfinden werde.
Für die französische Kolonialmacht — insbesondere Präsident Emmanuel Macron und Minister Manuel Valls — stellt das Ausscheren von Union Calédonienne und FLNKS einen herben Rückschlag dar.
Der bereits wegen seiner mangelnden Klarheit in die Kritik geratene Entwurf verliert damit deutlich an politischer Legitimierung.
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