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Integration… im Alpenzoo.

Neulich waren wir mit der ukrainischen Frau und ihren beiden Kindern im Pflichtschulalter, die im Frühling 2022 vom Krieg nach Südtirol geflüchtet waren und über die ich hier ab und an geschrieben habe, in Innsbruck.

Es geht dabei um jene Frau, die vom italienischen Staat bis Ende Oktober 2022 genau 900 Euro an finanzieller Unterstützung erhalten hatte, obschon ihr 1.800 Euro zugestanden hätten. Nicht monatlich, sondern in Summe wohlgemerkt. Inzwischen sind auch die fehlenden 900 Euro eingetroffen, womit sich die Unterstützung auf schwindelerregende 42,86 Euro im Monat (1.800 Euro ÷ 14 Monate ÷ 3 Personen) beläuft.

Dass mit diesem Budget keine großen Sprünge möglich sind, selbst wenn die Unterkunft kostenlos ist und der in der Ukraine nach wie vor einer Arbeit nachgehende Ehemann und Vater finanziell unterstützen kann, liegt auf der Hand.

Alpenzoo

Mehrmals konnten wir sie wenigstens zu Ausflügen überreden — so wie diesmal eben nach Innsbruck, wo wir den Kindern unter anderem den Alpenzoo zeigen wollten.

Als wir dort an der Kassa die Eintritte bezahlen wollten, fragte die freundliche Angestellte nach dem Alter der Kinder. Da selbst der Jüngere knapp über der Altersgrenze für eine Ermäßigung lag1was ich bei nachträglicher Überprüfung auf der Webseite des Alpenzoos nicht nachvollziehen kann, fiel mir noch ein, zu erwähnen, dass sie ukrainische Flüchtlinge sind.

Wenn sie ihre Aufenthaltserlaubnis dabei hätten — und das hatten sie — gäbe es da schon was. »Sie leben aber in Südtirol«, wandte ich noch ein, doch das erwies sich als unerheblich: die Mutter und beide Kinder konnten völlig kostenlos in den Zoo. Mit einem strahlenden Gesicht wie in diesem Moment habe ich die Mutter in diesen Monaten entsetzlicher Anspannung und Ungewissheit noch selten gesehen.

Sie hat uns dann noch mehrmals erzählt, wo in Südtirol sie schon überall nach einer Ermäßigung — von einem vollständigen Preisnachlass gar nicht zu reden — gefragt und nicht erhalten hatte. In der Gemeinde, in der sie in Südtirol gemeldet ist, hat sie meist noch nicht einmal Zugang zu den Ermäßigungen, die grundsätzlich allen Ansässigen zustehen. Als ihr einmal trotzdem eine gewährt wurde, hat man ihr sogar ins Gewissen geredet, dass das Geld jetzt für andere fehlen würde.

Diese Knausrigkeit hier bei uns finde ich beschämend und im Vergleich zur unbürokratischen Großzügigkeit, die wir in Innsbruck erleben durften (wiewohl sie vielleicht nicht repräsentativ ist), herzzerreißend.

Wieder einmal habe ich mich aufrichtig für unser Land geschämt.

Der kleinere Sohn hat irgendwann gefragt, ob Nordtirol viel reicher sei als Südtirol, weil sie »eingeladen« worden seien. Dies ist zwar auf dem Papier nicht der Fall, doch die Institutionen in Südtirol scheinen mir in vielen Fällen tatsächlich häufiger von Gier und Kaltherzigkeit geleitet zu sein.

Ein Land, dem bewusst ist, dass die Teilhabe aller am kulturellen, sportlichen und gesellschaftlichen Leben für eine funktionierende Gemeinschaft essenziell ist, macht hingegen schon vieles richtig. Und spart vielleicht unterm Strich sogar noch Geld.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3

  • 1
    was ich bei nachträglicher Überprüfung auf der Webseite des Alpenzoos nicht nachvollziehen kann
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Grönländische Abgeordnete weigert sich Dänisch zu sprechen.

Die Abgeordnete zum dänischen Parlament (Folketing) Aki-Matilda Høegh-Dam hat kürzlich für Aufsehen gesorgt, weil sie eine sieben Minuten lange Rede ausschließlich auf Grönländisch gehalten hat. Die Vertreterin der sozialdemokratischen Siumut ist eines von nur zwei grönlandischen Mitgliedern des Folketings. Mit ihrem Engagement und der bewussten Konfrontation will sie auf die Minorisierung der Sprache aufmerksam machen und ihr mehr Würde und Gleichberechtigung verschaffen.

Grönländisch ist seit 2009 alleinige Amtssprache Grönlands und mit dem Dänischen nicht verwandt. In den Schulen der Insel ist Grönländisch Hauptunterrichtssprache, Dänisch wird nur als Fremdsprache gelehrt.

Høegh-Dam, die in Dänemark geboren und in Grönland aufgewachsen ist, will eigenen Angaben zufolge nicht weiter hinnehmen, dass sie im Folketing nicht die Sprache ihres Wahlbezirks sprechen darf. Dementsprechend folgte sie der Einladung des Parlamentsvorsitzenden nicht, ihre Stellungnahme wie in solchen Fällen üblich auf Dänisch zu wiederholen.

Die grönländische Partei Siumut setzt sich für die staatliche Unabhängigkeit der heute unter dänischer Hoheit stehenden Insel ein. Eine allfällige dahingehende Entscheidung will Dänemark respektieren.

Aki-Matilda Høegh-Dam (*1996), die zwei dänische und zwei grönländische Großeltern hat, ist die jüngste Abgeordnete zum Folketing. Im Alter von 15 Jahren wurde sie ehrenamtliches Mitglied des UNICEF-Projekts Nakuusa zur Unterstützung grönländischer Kinder.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6

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L’Istria aperta e il Sudtirolo chiuso.

Il giornalista Massimiliano Boschi è stato in Istria, nella parte sotto giurisdizione slovena, e in seguito ha scritto un pezzo sulla minoranza italiana ivi residente per il settimanale sudtirolese ff.

Nell’Istria slovena sembrano, innanzitutto, rendersi conto che difficilmente sarà il mondo ad adattarsi a comunità piccole e di confine e che rinunciare a utilizzare il passato come una clava e scegliere di dialogare invece che recriminare, migliora la qualità della vita ancor prima che della convivenza.

– Massimiliano Boschi (ff n. 19/23)

Ritengo che quella appena citata sia la frase dell’articolo che meglio riassume il Boschi-pensiero:

  • Primo, la minoranza italiana in Istria è «realista» e «buona», perché arrendevole; essa ha capito che non bisogna aspettarsi troppo, che il mondo se ne frega delle minoranze e —ritornello — non si adatterà certo alle realtà plurilingui.
  • Secondo, i sudtirolesi di lingua tedesca (e ladina, forse) invece sono ottusi, non vogliono dialogare e utilizzano il passato come una clava, mentre sarebbe ora di finirla, di rinunciare e far finta di nulla.

Altrimenti detto: un membro della maggioranza nazionale italiana, tutelata al 100%, su un settimanale in lingua tedesca scrive — liberamente dialogando, e in italiano — che la minoranza nazionale tedesca non è disposta a dialogare, e che invece sarebbe meglio se la smettesse di rompere le scatole.

Come d’altronde pare facciano gli italiani in Istria, ammesso e non concesso che sia vero.

[P]er due mandati consecutivi, tra il 2010 [e] il 2018, è stato eletto sindaco di Pirano Peter Bossmann, nato in Ghana con il nome Kweku. È stato il primo sindaco nero dell’intera Slovenia. Quando potrà capitare anche in Alto Adige?

– Massimiliano Boschi (ff n. 19/23)

Domanda retorica, alla quale c’è un’unica risposta: mai, perché i sudtirolesi sono arretrati, chiusi e razzisti.

Il suo giudizio positivo sulla convivenza tra lingue diverse in Istria, Boschi lo motiva citando una conversazione tra due signore in un locale di Izola/Isola, che passano senza problemi dallo sloveno al veneto e viceversa. Come se questo in Sudtirolo, col tedesco e l’italiano, non fosse all’ordine del giorno.

E come già nei suoi articoli sull’Ostbelgien, poi, anche in questo caso fa notare con una certa insistenza che la toponomastica in Istria è bilingue. Fingendo di non capire (o non capendo davvero) che praticamente nessuno in Sudtirolo si oppone alla toponomastica bilingue nei casi in cui, come in Istria, entrambe le versioni sono storicamente fondate, ma solo dove quella «italianeggiante» è stata inventata da Ettore Tolomei e imposta dai fascisti.

Infine, presumibilmente per sottolineare il pragmatismo istriano, cita il caso dei poliziotti del territorio monolingue sloveno che, in quanto «possono sorgere problemi di comunicazione», si sono «attrezzati per fare in modo che chi parla italiano possa spiegarsi nella sua lingua potendo sempre comunicare via radio con un operatore in centrale in grado di tradurre».

Forse sbagliando deduco che:

  • i poliziotti del territorio bilingue in Istria sono veramente bilingui, cosa che in Sudtirolo non è per nulla garantito;
  • in Slovenia perfino i poliziotti del territorio monolingue si attrezzano per garantire il bilinguismo, pura fantascienza in Italia fuori dal Sudtirolo (se non eventualmente per i turisti);
  • in Istria, diversamente dal Sudtirolo, si è capito che nonostante il bilinguismo diffuso degli istriani di lingua italiana, descritto da Boschi, l’eventuale monolinguismo della polizia può creare difficoltà.

Ma io che ne so, probabilmente starò usando l’Istria come una clava. E me ne scuso.

Ad ogni modo, mentre en passant riferisce che (nonostante l’apertura mentale) anche in Istria le scuole sono separate per lingua e che gli sloveni di lingua italiana, per eleggere rappresentanti italiani, devono iscriversi in apposite liste (qui da noi si griderebbe alla schedatura etnica), Massimiliano Boschi «dimentica» che gli italiani di Slovenia hanno diritto alla doppia cittadinanza (qui da noi si griderebbe alle opzioni), dispongono di passaporti sloveni in lingua italiana e godono di servizi statali plurilingui che i sudtirolesi si sognano.

Sono comunque già curioso di sapere quale minoranza molto più aperta e avanzata della nostra (praticamente tutte) Boschi sceglierà la prossima volta per dimostrare quanto arretrati siamo.

Vedi anche ‹1 ‹2

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Autorinnen und Gastbeiträge

Gatterers Geist lebt.

Der gebürtige Südtiroler Journalist Claus Gatterer stößt noch immer Engagement an

Claus Gatterer machte sich als ORF-Journalist einen Namen, mit seinem Magazin teleobjektiv. Sein Journalismus war parteiisch, für die Menschen, für die Ausgegrenzten und Diskriminierten. Gatterer ließ die »Stummen« und »Verstummten« zu Wort kommen, miserabel bezahlte Arbeitende, Rechtlose, Angehörige der minderheitlichen nationalen Volksgruppen in Österreich.

Der gebürtige Südtiroler war einst Mitarbeiter der SVP, beschäftigte sich als Historiker mit den vielen Minderheiten in Italien, wurde in Österreich zum ausgewiesenen Fachmann für Minderheiten. Gleich mehrere österreichische Regierungen holten seine Ratschläge ein. Ob sie umgesetzt wurden? Wohl eher nicht.

Der 1984 verstorbene Gatterer und sein Journalismus wirken immer noch nach. Dafür sorgte auch der österreichische Journalistenclub, später der Journalistenclub Concordia mit dem Prof. Claus-Gatterer-Preis für sozial engagierten Journalismus. Inzwischen gibt es für den »Nachwuchs« den Claus-Förderpreis.

Für die 24-jährige slowenischsprachige Ana Grilc aus dem österreichischen Bundesland Koroška/Kärnten ist Gatterer zweifelsohne ein journalistischer Bezugspunkt. Die junge Literatin machte mit ihrem Erstlingswerk Wurzelreisser:innen auf sich aufmerksam, politisch als Vorsitzende des Klubs slowenischer Studentinnen und Studenten in Wien/Dunaju. Ana Grilc schreibt für die slowenische Wochenzeitung Novice, in der burgenländisch-kroatischen Zeitung Novi Glas widmete sie Claus Gatterer einen engagierten Artikel, Herr Gatterer im Schatten der Karawanken.

Daraus einige Auszüge:

Journalismus wird Widerstand

In gewissen Kreisen Koroška/Kärntens sagt man, man solle um Widerstandsgeist oder Journalismus zu lernen, ins Baskenland/Euskadi oder zu den Südtiroler:innen reisen. Dies ist kein Zufall, denn aus Sexten/Sesto erhob sich einst ein Vorreiter des bi- und interkulturellen Feldes, eine Journalistenlegende, die neue Maßstäbe im Umgang mit vulnerablen sozialen Gruppen setzte – und das im nationalen österreichischen Fernsehen: Claus Gatterer.

– Ana Grilc

Für Gatterer waren die Kärntner Sloweninnen und Slowenen eine Herzensangelegenheit, wundert sich fast Ana Grilc:

Er berichtet über die schlechten Lebensbedingungen ethnischer Minderheiten und deren Ausgrenzung in Österreich, nimmt sich einer internationalen Perspektive an, schockt den deutschsprachigen Raum mit der Aussage, es gäbe 38 Millionen Minderheitenangehörige in Europa.

– Ana Grilc

Parteiischer Gatterer

Gatterer berichtet solidarisch, ja — nochmals — parteiisch, über die nationalen Minderheiten, in Österreich als Volksgruppen definiert. Gatterer wuchs als ausgegrenzter deutschsprachiger Südtiroler im italienischen Faschismus auf. »Dass ich selber ein Angehöriger einer Minderheit und als solcher drangsaliert wurde, als solcher wirklich ein Fremder in der Heimat war, weil ich in der Schule nicht einmal Deutsch lernen konnte und die Verweigerung der Muttersprache ist ja ein wesentliches Element jeder Entfremdung, trägt bei mir dazu bei, dass ich vielleicht ein besonders offenes Ohr habe für Anliegen für Minderheiten,« erklärte Gatterer seine Minderheiten-Solidarität.

»Aus den eigenen Repressionserfahrungen«, schreibt Grilc, »formt er Empathie und kämpft für das Erstellen und Bestehen minoritärer Allianzen.«

Ana Grilc stellt fest, dass das Reden über Minderheiten in Österreich noch immer notwendig ist, besonders in Kärnten/Koroška zeitlos bleibt. »Antislowenismus grassiert noch immer im Lande. 2022 Jahr organisierten die Studierendenvereinigungen KSŠŠD (Klub slovenskih študentk in študentov na Dunaju), KSŠŠK (Klub slovenskih študentk in študentov na Koroškem) sowie der Schüler:innenverband KDZ (Koroška dijaška zveza) den Minderheitenaktionstag M.A.D., um auf die Geschichte sowie die Folgen des Ortstafelsturms (1972) aufmerksam zu machen. Von den Demoschildern der Jugendlichen prangt noch immer aphoristisch Gatterers Argumentation zu der Legimität der Minderheitenrechte. Nach dem Credo: Haček tuat nit weh. Eine weitere Parallele besteht in der Reaktion der Mehrheitsbevölkerung auf die Forderungen basaler Rechte durch Minderheiten,« klagt Grilc den weitverbreitenten Antislowenismus an.

Slowenisierung von Koroška/Kärnten?

Schon 1975 geißelte Claus Gatterer in der Diskussionsrunde Fremde in der Heimat die österreichische Minderheitenpolitik. Für ihn keine Politik für die Minderheiten, sondern dagegen. Eine respektlose Politik: »Seit Abschluss des Staatsvertrages (damit wurde Österreich 1955 von den Besatzungsmächten USA, SU, Frankreich und GB in die staatliche neutrale Unabhängigkeit entlassen) und seit dem Schulkampf (die Zerschlagung der zweisprachigen Schule) haben die Deutschkärntner eine neue Linie gefunden, die recht geschickt ist. Sie fühlen sich durch die Minderheit bedroht, obwohl diese Minderheit so minimal und klein ist, sie sehen die Gefahr eine Slowenisierung Südkärntens, die überhaupt nicht gegeben ist und die Gefahr könnte auch nicht gegeben sein, wenn die Ortstafel (zweisprachig deutsch-slowenisch) dort stünde, und mit dieser larmoyanten Aggressivität appellieren sie an das Mitleidsgefühl der restlichen Österreicher und auch des deutschsprachigen Auslandes.«

Diese Analyse ist noch immer gültig. Beim jüngsten Landtagswahlkampf in Kärnten/Koroška hetzten die Freiheitlichen ungeschminkt gegen die slowenische Minderheit. Der folgende Stimmenzuwachs ließ die Rechtsradikalen zur zweitstärksten Partei werden.

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Schule: Wertschätzung für mehrsprachige Kompetenzen.
Quotation · Andrea Abel im Podcast von Wolfgang Mayr

Ein CLIL-Unterricht mit Sachfachunterricht auf Deutsch und Italienisch berücksichtigt natürlich die sprachlichen Bedürfnisse der Kinder nicht oder wenig, die andere Sprachen in den Unterricht mitbringen. Deshalb bin ich ganz stark der Meinung, dass wir sehr viel mehr diese größere Mehrsprachigkeit, die in den Klassen vorhanden [ist], in den Blick nehmen [sollten] und nicht sozusagen diese Herausforderung, der wir jetzt begegnen müssen, verschlafen, weil wir immer noch in dieser Dualität von Deutsch und Italienisch denken. Ich glaub, das ist einfach zu wenig in einer modernen Gesellschaft.

Es gibt einige Schulen in Südtirol, an denen CLIL seit vielen Jahren angewandt wird, die Programme werden auch [wissenschaftlich] begleitet, dort funktionieren die Modelle sehr gut. Mitzuberücksichtigen ist auch dort, dass an einigen dieser Schulen natürlich auch wieder eine bestimmte Bildungselite ihre Kinder dorthin schickt, weil es eben den Eltern wichtig ist, die Kinder in besondere Schulen, in besondere Schulzüge zu schicken.

[Die] Schule kann sehr viel machen und ich möchte auch nochmal wiederholen, dass die Schule im Prinzip auch schon sehr viele Angebote zur Verfügung stellt. Es gibt Sprachförderkräfte, die die Schulen beantragen können, es gibt Mehrsprachigkeitscurricula — auch die deutsche Schule hat sich in den letzten Jahren eigentlich sehr explizit einer Förderung der Mehrsprachigkeit verschrieben und sich da sehr explizit dazu bekannt […]. Natürlich ist es eine Herausforderung, gerade in Minderheitengebieten dafür zu sorgen, dass man allen Sprachen gleichermaßen gerecht wird.

Es gibt verschiedene Modelle der Mehrsprachigkeitsdidaktik, in denen man bewusst versucht, alle Sprachen in irgendeiner Weise mit in den Unterricht hineinzubringen. Es ist ja auch wichtig, allen Kindern das Gefühl zu geben, dass die Kompetenzen, die sie in die Schulen mitbringen, auch wertgeschätzt werden, und dass es nicht sozusagen einige Sprachen gibt, die hochwertiger oder auf dem »Sprachenmarkt« irgendwie mehr wert sind — wie Deutsch, Italienisch, Englisch und Französisch —, aber andere Sprachen aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen als weniger wertvoll erscheinen, nur weil sie jetzt in unserem Kontext vielleicht in der Wirtschaft weniger gefragt sind.

Andrea Abel, Sprachwissenschafterin (Eurac/Uni Bozen), im SaltoPodcast von Wolfgang Mayr mit dem Titel »Kann Schule Mehrsprachigkeit?« – Transkription und Linksetzung von mir

Serie I II III

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Autorinnen und Gastbeiträge

SVP-FdI: Operation Weichspülen.
Teil 2

Es wächst zusammen, was nicht zusammengehört. SVP und Fratelli d’Italia. Wirklich nicht?

Das Unternehmen Athesia hat der SVP mit der Meloni-Wahlpropaganda den Hinweis gegeben, mit einem großen Zaunpfahl, wohin es nach den Landtagswahlen im Herbst gehen soll.

Wolkig äußerte sich dazu — ganz in diesem Sinn — Landeshauptmann Arno Kompatscher im Corriere della Sera.

Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen  […] Mit wem wir reden können, hängt dann auch vom Wahlverhalten der Bürger ab.

— LH Arno Kompatscher (SVP)

Vor fünf Jahren wurde die Lega zur stärksten italienischen Partei, laut SWZ-Umfrage werden aber die Fratelli die Lega ablösen. Die Italiener in Südtirol wählen meist nach dem gesamtstaatlichen Trend. Der liegt laut Umfragen für Fratelli d’Italia derzeit bei 30 Prozent der Stimmen.

Die Operation Weichspülen ist deshalb schon voll im Gange. Die SVP-Parlamentarier enthielten sich bei der Abstimmung über die Bildung der Regierung Meloni der Stimme. Meloni versprach, die angeknabberte Autonomie wieder herzustellen. Ein ernsthaftes Unterfangen? Als wohlwollend galt auch die Stimmenthaltung der SVP-Vertreter in der Sechserkommission, die damit die Wahl von Alessandro Urzì, gewählt im Kammerwahlkreis Vicenza, zum Präsidenten ermöglichten. Diese Kommission ist für den Ausbau der Autonomie zuständig.

Ohne sich mit dem zuständigen Landesrat abzusprechen, sicherte Landeshauptmann Arno Kompatscher dem Landtagsabgeordneten Marco Galateo von den Fratelli zu, den Ordnungs- und Streitkräften sowie den Bediensteten des Zivilschutzes Wohnungen billiger zur Verfügung zu stellen. Außerdem sollen sie den öffentlichen Personennahverkehr kostenlos nutzen können. Warum dieses Privileg? Das hätte sich das Pflegepersonal wohl auch verdient.

Landesrat Massimo Bessone von der Lega fühlt sich zurecht übergangen, ist er doch für den Bau von vergünstigten Wohnungen zuständig. Vom Deal Kompatscher-Galateo erfuhr Bessone aus den Medien. Respektvoll ist das keineswegs. Der Mohr hat offensichtlich seine Schuldigkeit getan, um den großen englischen Literaten Shakespeare zu zitieren.

Galateo kann gleichzeitig beim Besuch des Südtirol-Ausschusses in Wien gegen die österreichische Schutzmacht poltern und deren Aufhebung fordern. Weil — ja weil Südtirol eine inneritalienische Angelegenheit sei. Der Widerspruch der Volkspartei blieb aus.

Wahrscheinlich wird die SVP den Wunsch von Galateo unterstützen, das faschistische Siegesdenkmal bombastisch zu beleuchten. Möglicherweise wird diesem Anliegen auch die geschrumpfte italienische Linke zustimmen. Galateo möchte auch, dass in den 115 Gemeinden des Landes — dem Beispiel Bozens folgend — Gedenkstätten an die jugoslawischen Karsthöhlenmassaker an den italienischen Istriern nach 1945 errichtet werden.

In seiner Eigenschaft als Vertreter der italianità versuchte Galateo auch, die Vorstellung des Buches »Kann Südtirol Staat?« des Vereins Noiland Südtirol-Sudtirolo im Landtag zu verhindern.  Galateo bezeichnete die Studie über eine mögliche Eigenstaatlichkeit Südtirols als »Schlag für die Autonomie und das friedliche Zusammenleben«. Als besonders verstörend empfand er die Tatsache, dass der Verein für sein Buch eine Landesförderung erhielt.

Galateo, ein ethnischer Einpeitscher? Urzì, inzwischen ein Südtirol-Versteher? In mehreren Interviews mit der Tageszeitung skizzierte Urzì seine Grundzüge für ein Koalitionsprogramm mit der SVP. Er gibt sich autonomiefreundlich — die Autonomie ist ja immerhin in der italienischen Verfassung verankert. Kein Wort aber zum Pariser Vertrag, zur internationalen Dimension der Autonomie. Urzì lässt die SVP wissen, dass die Autonomie nicht ihr gehört, sondern allen. Wer kann da auch schon was dagegen haben?

Urzì und seine Thesen

Urzì wirbt auch mit angeblich alle verbindenden Werten wie Familie, unternehmerische Freiheiten, Wettbewerb und weniger Steuern. »Wir treten für eine stolze Idee ein: den Wiederaufbau Italiens«, sagte Urzì in einem Interview mit der Tageszeitung.

Die unverblümten Worte von Urzì vor den Parlamentswahlen scheinen in der Brennerstraße angekommen sein. Er ließ die SVP in der Tageszeitung wissen, wenn sie ihr Verhalten nicht ändere, seien die Bedingungen für eine Zusammenarbeit schlecht, falls FdI in Rom regieren sollte. Eine Zusammenarbeit, um das von der SVP unterstützten Mitte-Links-Regierungen heruntergewirtschaftete Land wieder aufzubauen, schob er hinterher. Diese Töne freuen hier im Land besonders die Wirtschaft, wie schon Professor Pallaver auf Salto angedeutet hatte.

Urzì sucht zwar die Nähe zur SVP, wirft ihr aber gleichzeitig Opportunismus vor. Hätte seine Partei bei den Landtagswahlen vor fünf Jahren mehr Mandate erhalten als die Lega, gäbe es bereits eine Koalition aus SVP und FdI.

Grundlage für eine solche Koalition müsste eine Vereinbarung sein, ergänzte Urzì in der Tageszeitung, »die nicht nur in der Brennerstraße geschrieben werden darf«. Als eine weitere Grundlage beschreibt der rechte Rechtspolitiker eine mehrsprachige Schule, gegen die sich die SVP noch versperrt.

Und Urzì rammte im Tageszeitungs-Gespräch eine weitere Leitplanke ein: Einen Ausbau der Autonomie wird es nicht geben, sondern eine Verbesserung der Autonomie, eine unmissverständliche Botschaft an den möglichen Koalitionspartner SVP.

Die Autonomie muss allen Bürgern Möglichkeiten bieten, unabhängig von der Sprachgruppe. Derzeit wird die italienische Sprachgruppe aufgrund von ideologischen Vorurteilen benachteiligt. Wir brauchen kein System von Herren und Sklaven, sondern gegenseitigen Respekt. Damit dies gelinget, muss die SVP, was ihr demokratisches Bewusstsein betrifft, reifen.

— Alessandro Urzì (FdI) in der Tageszeitung

Urzì stellt der SVP ein undemokratisches Zeugnis aus, sie diskriminiere mit ihrem Sklavensystem die italienische Sprachgruppe. Warum will Urzì mit einer solchen Partei unbedingt in eine Koalition? Magnago wird angesichts dieser Entwicklung die Reste seines Sarges vollkotzen.

Serie I II

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»Die Schule wird das dann schon richten.«
Quotation · Andrea Abel im Podcast von Wolfgang Mayr

Was wir [im Rahmen der zweiten Kolipsi-Studie] auch gesehen haben — und da möchte ich wieder auch die Eltern stärker in die Pflicht nehmen — ist, dass tendenziell die Eltern natürlich daran interessiert sind, dass:

  • ihre Kinder die zweite Sprache gut lernen [und dass] sie ihre Kinder dabei unterstützen möchten, dass Freundschaften außerhalb der Schule mit Personen der anderen Sprache geschlossen werden;
  • für den Zweitspracherwerb etwas gemacht wird.

Wenn wir die Eltern dann aber gefragt haben, was sie persönlich dafür machen, wie sie sich dafür einsetzen, dann fallen die Antworten sehr, sehr bedenklich aus — nämlich der persönliche Einsatz ist einfach sehr, sehr gering. [Das] heißt für uns: »Okay, bitte, da ist die Schule, macht das!« oder »die anderen sollen das machen, wir haben Interesse gezeigt«, aber das ist es auch. Also da muss man schon auch die Mehrsprachigkeit, die Zweisprachigkeit vorleben und sich selbst auch ein bisschen einsetzen dafür und nicht nur alles an die Schule abschieben. Das ist ja auch ein bisschen die Tendenz jetzt, Kinder auch aus einsprachigen Elternhäusern in das andere Schulsystem zu schicken, mit dem Wunsch »die Schule wird das dann schon richten«. Ist ja jetzt aktuell auch sehr stark diskutiert, die Medien berichten ja ausführlich darüber.

Andrea Abel, Sprachwissenschafterin (Eurac/Uni Bozen), im SaltoPodcast von Wolfgang Mayr mit dem Titel »Welche Schule braucht das Land?« – Transkription und Hervorhebungen von mir

Serie I II III

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3

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Federico Steinhaus sull’antisemitismo in Sudtirolo.
Quotation

In Alto Adige come siamo messi oggi con l’antisemitismo?

Bene. L’Alto Adige ha una storia di antisemitismo, persecuzioni, deportazioni; poi c’è stata l’era Magnago. Siamo alla terza generazione di presidenti della provincia e l’atteggiamento è cambiato. Il rapporto con Kompatscher è eccellente. Stiamo ristrutturando completamente il Museo ebraico di Merano con un finanziamento totale della Provincia. Era anche stato istituito con soldi della provincia all’epoca di Durnwalder. Di conseguenza il lavoro sulla memoria e sulla lotta contro il pregiudizio lo stiamo facendo con le istituzioni. Il Museo Ebraico di Merano sono trent’anni che viene visitato dalle scuole proprio su sollecitazione della Provincia e delle istituzioni scolastiche. L’era Magnago è stata difficile ma si è chiusa. In un mio libro precedente «Una giornata della memoria. 364 giornate dell’indifferenza» (Raetia), elenco tutto l’antisemitismo che c’è stato in Alto Adige. Anche con la Chiesa Cattolica i rapporti sono eccellenti. Il vescovo Egger è stato un amico; quando abbiamo inaugurato il Museo ebraico a Merano nel 1995 lui è venuto, ha fatto un discorso e poi al pomeriggio a un certo punto concluse le celebrazioni per l’inaugurazione, una volta che gli invitati se n’erano andati, allorché dovevamo raccoglierci per la preghiera pomeridiana, Egger ha chiesto di poter pregare con noi: è entrato in Sinagoga, si è preso il libro di preghiere in ebraico e ha pregato con noi. Più di così…

Dall’intervista con Federico Steinhaus, presidente della Comunità ebraica di Merano per 40 anni, pubblicata sull’inserto sudtirolese del Corriere del 23 aprile 2023.1La confusione tra minuscole e maiuscole (Provincia/provincia, Museo Ebraico/Museo ebraico) è dell’originale.

Vedi anche ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7

  • 1
    La confusione tra minuscole e maiuscole (Provincia/provincia, Museo Ebraico/Museo ebraico) è dell’originale.
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