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Verbote und Repression? Antifaschismus bleibt unsere Pflicht!

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von Antifa Meran

Die derzeitigen Entwicklungen rund um das Verbot der Antifa sind nicht ein Angriff auf wenige, sondern der Vorgeschmack auf eine autoritäre Wende, die schon längst begonnen hat und uns alle betreffen wird. 

Das Verbot ist mehr als leere Symbolpolitik

Es reicht nicht zu sagen, »die Antifa« gibt es nicht, daher läuft das Verbot ins Leere. Es ist eben nicht nur reine Symbolpolitik für seine rechtsextremen Anhänger. Das ist sicher ein Teil der Wahrheit, aber eben nicht nur.
Antifaschistische Gruppen, so vielfältig sie sind, sind gut organisierte und vernetzte Akteur:innen der außerparlamentarischen Linken und der Zivilgesellschaft. Sie sind eine konkrete Bedrohung der faschistischen Mobilisierung. Ein Hindernis für den Staatsumbau und die soziale Zerstörung, die Trump — ebenso wie Rechtsextreme in Europa — vorantreibt. 

Eine Kampfansage gegen antifaschistische Gruppen

Antifa-Gruppen legen rechte Netzwerke offen, mobilisieren zu Demos und stellen sich rechtsextremen Gruppen auf der Straße in den Weg. Und sie sind oft ziemlich gut darin. In Österreich und Deutschland verhindern sie immer wieder sehr erfolgreich, dass Neonazis aufmarschieren oder ungestört Veranstaltungen abhalten können. Ohne die Antifa wären die Identitären längst eine Massenbewegung.

Die Repression gegen Antifas ist nicht neu

Aus diesem Grund werden antifaschistische Gruppen pauschal kriminalisiert. Diese Versuche gibt es schon lange. Lina E. wurde heuer von einem deutschen Gericht rechtskräftig zu über fünf Jahren Haft verurteilt. Gegen die antifaschistische Person Maja wird derzeit in Budapest ein Schauprozess geführt. In Graz kam es zu zahlreichen Hausdurchsuchungen, weil ein Burschenschafter sein Kappl verloren hat. Und in Kärnten gab es im Sommer eine Razzia bei einem antifaschistischen Sommerzeltlager. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Antifa-Verbot ist die Zuspitzung einer jahrelangen repressiven Praxis.

Rechte versuchen, Selbstorganisierung zu verhindern

Außerdem ist Antifaschismus nicht nur der Kampf gegen Faschisten. Es ist eine politische Haltung und eine historische Verantwortung, eine Gesellschaft aufbauen zu wollen, die auf Solidarität fußt, nicht auf Vernichtung und weißer Vorherrschaft. 
Das Verbot ist nicht nur eine Kampfansage an konkrete Gruppen, sondern auch ein antisozialistischer Vorstoß zum autoritären Umbau des Staates. Antifaschismus war und ist auch immer eine Selbstorganisierung der Menschen gegen autoritäre Staaten und ein Schritt in die Selbstbestimmung, um die Gesellschaft selbst zu gestalten. Das Verbot ist auch ein Versuch, diese Selbstorganisierung zu kriminalisieren. 

Ohne konkretes Ziel wird jede*r zum Feind

Und da ist noch eine weitere Ebene. Das Verbot erscheint willkürlich. Aber gerade weil es »die Antifa« nicht gibt, ist es so gefährlich. Die gesamte Linke versteht sich als antifaschistisch, und Teile der Koservativen und Liberalen auch. Das Verbot ist daher ein Instrument, um gegen progressive Kräfte insgesamt vorgehen zu können. Die Politologin Natascha Strobl hat es gut auf den Punkt gebracht:

Jede Person kann zum Feind erklärt werden. Der Staat bekommt mit so einem Verbot die Mittel in die Hand, gegen jede unliebsame Person vorzugehen.

– Natascha Strobl

Auch die FPÖ fordert nun ein solches Verbot. In Südtirol hat Jürgen Wirth-Anderlan mit seiner »Gesinnungsliste« klar gemacht, wohin die Reise geht, wenn er die Mittel dazu hat. Ein Verbot »der Antifa« ist ein Angriff auf uns alle: Wer gegen Antifaschismus ist, öffnet dem Faschismus Tür und Tor. Klar ist aber auch, dass wir uns auch durch ein Verbot nicht kleinkriegen lassen. Unsere Solidarität ist stärker als ihre Repression.


Autor:innen- und Gastbeiträge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung oder die Position von BBD wieder, so wie die jeweiligen Verfasser:innen nicht notwendigerweise die Ziele von BBD unterstützen. · I contributi esterni non necessariamente riflettono le opinioni o la posizione di BBD, come a loro volta le autrici/gli autori non necessariamente condividono gli obiettivi di BBD. — ©


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Comentârs

6 responses to “Verbote und Repression? Antifaschismus bleibt unsere Pflicht!”

  1. Simon avatar

    Den Fall »Lina E. und andere« finde ich jetzt allerdings kein gutes Beispiel für »pauschale Kriminalisierung«. Das will ich hier trotz des Disclaimers, dass Gastbeiträge nicht notwendigerweise die Meinung oder die Position von BBD wiedergeben, unbedingt anmerken. Insgesamt bin ich mit dem Tenor des Beitrags jedoch einverstanden, sehr sogar.

    1. Simon avatar

      Hier eine interessante und differenzierte Radiosendung über das Lina-E.-Verfahren vom SWR.

  2. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Wenn die Antifa auf das beliebte “Abfackeln” von Kraftfahrzeugen verzichten würde, dann würde sie sicher mehr Sympathien genießen. Der Antifaschismus ist auf jeden Fall zu begrüßen, aber das Anzünden von Autos ist eher kontraproduktiv, abgesehen von der enormen Umweltbelastung.

    1. Simon avatar

      Ich glaube nicht, dass die Antifa Meran Autos anzündet. Doch selbst wenn, halte ich es da mit dem Känguru.

      1. Hartmuth Staffler avatar
        Hartmuth Staffler

        Auch ich halte die Antifa Meran für gewaltfrei und harmlos. Meine Worte bezogen sich auf die bewiesenen Antifa-Brandstiftungen in Deutschland und Österreich, wobei der jüngste Vorfall in München ausdrücklich auszuklammern ist. Da muss man die Ermittlungen abwarten, aber das sogenannte Antifa-Bekennerschreiben ist wohl mit größter Wahrscheinlichkeit eine widerwärtige Trittbrettfahrer-Aktion.

  3. Cicero avatar
    Cicero

    Was man von der Antifa Meran halten soll, weiß man nicht, ist es doch nicht bekannt wer dahintersteckt. Die Aussendungen erfolgen aus dem Untergrund.
    Und das was sie anderen nicht zugestehen nämlich sich mit Gleichgesinnten zu treffen um sich auszutauschen, das praktizieren sie sicherlich selber, nämlich sich mit Antifa Deutschland, Österreich oder anderen zu vernetzen. Niemand weiß es, ist aber wahrscheinlich.
    Nun ist grundsätzlich zu sagen: Werte Antifa, die GESINNUNG anderer Leute geht weder euch noch den Staat etwas an, solange keine Straftaten begangen werden (genauso wie anderen Leuten eure Gesinnung egal zu sein hat).
    Solange eben keine Straftaten begangen werden, und da kommen wir zum springenden Punkt: Eure Methoden von “doxxing” bis zu “outung” und vom gewaltsamen Behindern von Versammlungen aller Art zum Zweck des Meinungsaustauschs von Leuten deren Gesinnung euch nicht passen, sind nicht nur mies (lingg) sondern sicherlich in Teilen auch strafbar.
    Außerdem ist der Respekt vor der Demokratie, indem ihr vom Volk GEWÄHLTEN Vertretern den Zutritt zu Räumlichkeiten verunmöglicht und mit Ausschreitungen droht, falls gewisse Versammlungen stattfinden, mitnichten vorhanden.
    Von den Anschlägen auf die Infrastruktur angekündigt auf eurer Seite “Indymedia” und vom Bedrohen von Leib und Leben bzw. Eigentum von Menschen ganz zu schweigen.
    Wie gesagt alles ausgeführt unter der Flagge der Antifa, einer Vereinigung der ihr offensichtlich angehört und es auch nie zu Distanzierungen eurerseits gekommen ist.
    Anständige Leute stellen sich dem demokratischen Diskurs, einfach Menschen mit euch nicht genehmen Gesinnungen bzw. Weltbild kurzerhand zu Faschisten, Nazis, Rechtsextremen zu erklären um sie danach mit faschistischen Methoden zu verfolgen ist simpel, steht euch aber nicht zu. Zu behaupten dies und jenes wäre “Faschismus” das kann jeder.
    Wenn ihr gesellschaftliche Veränderungen wollt, dann stellt euch Diskussionen bzw. Wahlen, wie in einer Demokratie üblich.
    Ignazio Silone hatte recht: “Wenn der Faschismus wiederkommt wird er nicht sagen ich bin der Faschismus, sondern ich bin der Antifaschismus”.

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