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Tag+Nacht: Das leistbare Wohnen und der ›Freistaat‹.
Stauder gegen Stauder

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Auf der Titelseite der heutigen TAZ heißt es, die SVP und die italienischen Koalitionsparteien würden sich über den »Freistaat-Vorstoß« der Freiheitlichen »lustig machen«:

Titelseite Tageszeitung 16. September 2025 (Ausschnitt)

Was ich von der Politik der Freiheitlichen — einschließlich ihrer Glaubwürdigkeit in Sachen Unabhängigkeit — halte, dürfte bekannt sein: nämlich gar nichts. Es sei hier aber der Vollständigkeit halber wiederholt.

Auf Seite 3 der TAZ schreibt Matthias Kofler dann, SVP-Landessekretär Harald Stauder habe den Vorstoß seines Bruders Roland als »eine bizarre Rückkehr ins 20. Jahrhundert« bezeichnet.

Während die Freiheitlichen von Grenzänderungen träumen, arbeite die Volkspartei »massiv an der Weiterentwicklung der Autonomie in Rom und an der Lösung der Probleme, die die Menschen spüren«. Dazu zähle, so [Harald] Stauder, leistbares Wohnen, kürzere Wartezeiten im Gesundheitswesen, die Stärkung der deutschen Schule, mehr Sicherheit, eine stärkere Kaufkraft für alle Generationen und die Rückkehrmöglichkeiten für Auslandssüdtiroler. Ziel sei es, Südtirol »zukunftsfit« zu machen. Der Fokus liege momentan auf dem Konkreten und dem, was vor uns liege.

– Matthias Kofler (Tageszeitung)

Per se ironisch ist, dass die meisten der genannten Probleme, die die SVP angeblich »lösen« will:

  • durch die Zugehörigkeit zu Italien verursacht werden und aufgrund derselben Zugehörigkeit nur schwer lösbar sind, während sie von einem unabhängigen Staat Südtirol oder mit einer wirklich starken Autonomie viel effektiver angegangen werden könnten;
  • schon seit langem einer Lösung harren und die Landespolitik — zumal die Volkspartei selbst — seit Jahren daran scheitern, sie mit den Mitteln dieser Autonomie zu lösen.

Die Autonomiereform, die derzeit im italienischen Parlament diskutiert wird, greift übrigens in keinen dieser Bereiche ein, weshalb man sich auch davon keine diesbezügliche Verbesserung erhoffen darf.

Unfreiwillige Komik

Wie viel das ewige Gelaber von dem »Fokus aufs Konkrete« (Realismus!) wert ist und wie sehr die Forderung nach Unabhängigkeit ein »Witz« ist, zeigt sich aber lustigerweise direkt in der TAZ. Während man sich nämlich auf Seite 3 über die Eigenstaatlichkeit lustig macht, lautet die Schlagzeile auf Seite 2 direkt gegenüber: Luis knickt ein. Auf diese unfreiwillige Komik hat mich Noiland-Autor Marco Manfrini aufmerksam gemacht. Denn mit dem vielsagenden Titel ist der Rückzieher von Landesrat Luis Walcher (SVP) gemeint, der seine — vom Landtag bereits abgesegneten — Pläne zur Einschränkung von Airbnb überhastet zurücknehmen musste, weil die angebliche Vorzeigeautonomie nicht hergibt.

Ganz »konkret« ist das also wieder einmal eines der »Probleme, die die Menschen spüren«, die Südtiroler Politik jedoch nicht lösen darf, weil Rom etwas dagegen hat. Stichwort »leistbares Wohnen«.

Offiziell spricht Ausschussvorsitzender Harald Stauder (SVP) von „notwendigen Anpassungen“ infolge von Beanstandungen der Ministerien in Rom. Inoffiziell bedeutet es: Südtirols Spielraum ist enger, als es die Landesregierung gerne darstellt.

Walchers Rückzieher reiht sich ein in eine Serie kleiner und größerer Korrekturen am Omnibusgesetz, die nun im Eilverfahren repariert werden mussten – von mehr Autonomie für die Uni Bozen, die zurückgenommen wurde, bis zu technischen Detailfragen im Ehrenamtsgesetz. Rom droht, und Bozen knickt ein.

– Matthias Kofler (Tageszeitung)

Ich frage mich, welcher von den beiden Stauder-Brüdern hier der größere Träumer ist.


Nachtrag vom 22. September 2025: Hier ist der Link zum inzwischen online erschienenen Artikel.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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