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Italien stärkt den (banalen) Sportnationalismus.

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Der Minister für Unternehmen und Made in Italy mit dem schönen Vornamen, Adolfo Urso von den neofaschistischen Fratelli d’Italia, hat ein Verzeichnis von Sportereignissen veröffentlicht, die als von allgemeinem — um nicht zu sagen: nationalem — Interesse zu gelten haben und daher nicht im sogenannten Pay-TV gezeigt werden dürfen, sondern nur auf unverschlüsselten, frei zugänglichen Kanälen.

Dies berichtete kürzlich unter anderem Rai Südtirol, wo der Fokus auf die Aufnahme von Tennisereignissen in die Liste gelegt wurde. Die Existenz eines solchen Verzeichnisses sei nicht neu, nur habe seine Ausgestaltung bisher im Verantwortungsbereich der Regulierungsbehörde AGCOM gelegen, während es nun in die unmittelbar politische Sphäre verschoben wurde.

Die jetzt eingeführten Neuerungen greifen jeweils erst, sobald die laufenden Verträge mit den Sendeanstalten ablaufen und neue abgeschlossen werden.

Sport und Politik, Wir und Sie

Solange das gesetzlich verankerte Interesse den Ereignissen an sich zukäme, könnte man das Verzeichnis für eine einigermaßen neutrale Maßnahme halten — wobei sich allein schon die Auswahl der Sportarten daran orientiert, wohin das Augenmerk der Bevölkerung gelenkt werden soll bzw. wo »italienische« Erfolge zu erwarten sind. So ist auch die Aufnahme von Tennisereignissen zu bewerten, da für Italien antretende Spielerinnen in letzter Zeit hier besonders erfolgreich sind.

Doch darüber hinaus gilt die Verpflichtung zur Übertragung im sogenannten Free-TV in der Regel nur, sofern italienische Nationalmannschaften oder italienische Athletinnen involviert sind oder falls sie in Italien stattfinden.

Solche Verzeichnisse gehören zu den Werkzeugen, mit denen Nationalstaaten den banalen Sportnationalismus befördern und sich Loyalität sichern. Menschen, die Sportlerinnen aus anderen Ländern die Daumen drücken oder sich gar unabhängig von Staatsangehörigkeiten für einen Sport interessieren, werden vom Staat indirekt zu Exzentrikern und Außenseitern gestempelt, für die natürlich keine Vorzugsbehandlung zu gelten hat.

Speziell in einem Gebiet wie Südtirol wirkt sich ein derartiges Verständnis nivellierend und — im Sinne des Nationalstaates — disziplinierend aus.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08



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