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›Gemischtsprachigkeit‹ gefährdet ladinische Sprache.
Sprachbarometer 2025

Autor:a

ai

Im Rahmen des kürzlich vom ASTAT veröffentlichten Sprachbarometers 2025 wurden sowohl die Muttersprache der Befragten als auch ihr Zugehörigkeitsgefühl zu einer Sprachgruppe erhoben. Ungefähr neun Prozent von ihnen gaben mehr als eine Muttersprache an, wobei auch ausländische Staatsbürgerinnen befragt wurden. Deutsch und Italienisch betrachten rund sechs Prozent der Bevölkerung als ihre Muttersprache.

Dies wird in Südtirol häufig als »Gemischtsprachigkeit« bezeichnet und von einigen unkritisch als nahezu uneingeschränkt positive Entwicklung angesehen, die es in jeder Hinsicht zu fördern gelte. Eine zwei- bzw. mehrsprachige Gesellschaft wird manchmal damit gleichgesetzt, dass möglichst viele Individuen zwei oder mehrere Sprachen quasi auf muttersprachlichem Niveau beherrschen müssen. Doch insbesondere für minorisierte Sprachen bergen diese Auffassung und dieser Wunsch auch existenzielle Risiken und große Herausforderungen, wie wir hier mehrmals auch anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse aufzuzeigen versucht haben (vgl. 01 02 03 04).

Dass die ladinische Minderheit in Südtirol dieser Erosion noch deutlich mehr ausgesetzt ist als die deutsche, versteht sich von selbst. In den ladinischen Ortschaften gibt es ausschließlich paritätische Schulen mit Unterricht in deutscher und italienischer Sprache, wo die ladinische Sprache nur eine marginale Rolle spielt. Zudem gibt es noch immer keine amtlich anerkannte Standardsprache, ist die absolute Sprecherinnenzahl gering, kann die Sprache nur in einem begrenzten Gebiet in nur wenigen Kontexten benutzt werden, bleibt die faschistische Dreiteilung aufrecht und haben die Ladinerinnen auch keinen echten Kin-State, wiewohl Rätoromanisch in der Schweiz offizielle Landessprache ist.

Inzwischen geben knapp ein Viertel der Ladinerinnen auch Deutsch als Muttersprache an, was selbst das ASTAT zu folgender Aussage bewogen hat:

Da auch 24 % der Ladinerinnen und Ladiner Deutsch als eine ihrer Muttersprachen betrachten, nimmt das Phänomen der sog. “Gemischtsprachigkeit” zu. Diese Entwicklung hat bei anderen Minderheiten zu deren Schwächung geführt und sollte deshalb beobachtet werden.

– Sprachbarometer 2025 (S. 15)

Nachdem auch bei der amtlichen Sprachgruppenerhebung ein Rückgang der ladinischen sowie der deutschen Sprachgruppe konstatiert werden musste, ist dies ein weiteres Alarmsignal für den Fortbestand der minorisierten Sprachen in Südtirol.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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