Temposünder sind in Südtirol bislang eine besonders geschützte Spezies:
- Die italienische Straßenverkehrsordnung verbietet es seit Jahren auch in Südtirol, Geschwindigkeitskontrollen ohne Vorwarnung (Kennzeichnung mit einem Schild) durchzuführen.
- Staatliche Verordnungen erschweren zudem die Installation fester Radarmesstationen, die nur mit Zustimmung des Präfekten und nur auf besonders gefährdeten Strecken aufgestellt werden dürfen.
- Auch Ex-Landeshauptmann Luis Durnwalder hatte sich noch durch seine Aversion gegen Geschwindigkeitskontrollen hervorgetan.
- Zu allem Überfluss wurden Unfallzahlen vom zuständigen Landesrat systematisch schöngeredet.
Diese Voraussetzungen machen unser Land — im Zusammenspiel mit der Attraktivität bestimmter Bergstrecken — zu einem internationalen Raserparadies. In einschlägigen Internetforen wird das sogenannte Pässeblasen besungen und auf die äußerst »kundenfreundlichen« Geschwindigkeitskontrollen hingewiesen.
Die neue Landesregierung und der alte Landesrat Florian Mussner scheinen der Raserei nun auch aufgrund schlechter Unfallstatistiken endlich doch einen Riegel vorschieben zu wollen. Dazu soll vorerst ein »Pilotprojekt« an der Mendelstraße gestartet und dann möglicherweise auch auf andere besonders gefährdete Strecken ausgeweitet werden. Dass es dafür auch Ausnahmen von der absurden Vorwarnungspflicht für Radarmessungen geben wird, scheint allerdings unwahrscheinlich. In jedem Fall ist — die Landesautonomie lässt wieder einmal grüßen — die Zustimmung des Präfekten erforderlich.
Schritte, endlich die hohen Opferzahlen auf Südtirols Straßen zu senken, sind aber mit Sicherheit zu begrüßen.
7 replies on “Aus fürs Pässeblasen?”
Wobei auch gesagt werden muss, dass sich der Wahnsinn mit den Motorradunfällen viel zu lange schöngeredet wurde und zu lange auf “Aufklärung” (no credit) gesetzt wurde. Die Verantwortlichen hätten sich nur die Unfallstatistiken anschauen sollen, bei den Verunglückten waren 477 Motorradfahrer und 983 Pkw-Fahrer. Schaut man sich nun den durchschnittlichen Tagesverkehr im Jahre 2014 über alle Messstellen des Landes an, dann machen die Motorräder mit 24.763 gezählten Einheiten im Vergleich zum gesamten durchschnittlichen Tagesverkehr von 631.901 Fahrzeugen nur knapp 4% aus. Bei der Zahl der Verunglückten mit Kraftfahrzeugen liegen die Motorradfahrer allerdings bei einem Drittel. Es muss endlich effizient kontrolliert werden, so darf und kann es nicht weitergehen.
Als überzeugter Anarchist, Individualist und Befürworter des Libertarismus und des Anarcho-Kapitalismus (und deswegen auch Unabhängigkeitsbefürworter für unser Südtirol) komme ich zu folgendem Schluss zu diesem Artikel:
Die Sozialistische Ideologie (auch für linke Unabhängigkeitsbefürworter) tendiert immer wieder zu einem Zwangskollektivismus wenn auch auf demokratischer Weise. Diese Ideologie versucht die Mehrheit zu Gesetzen für die Allgemeinheit, zum anscheinend besseren Zusammenleben zu überzeugen. Jedes Minimum an individueller Freiheit wird dabei zu Füssen getreten und man denkt nie an Erziehungs- und Überzeugungsmethoden, als Alternative, die zu einer besseren volontären Eigenverantwortung gegenüber unserem Nächsten führen können. Immer mehr Gesetze, Strafen, Kontrollen und Bürokratie führen uns zu einer von uns selbst bestimmten und gewollten “Diktatur”. Lernen wir endlich wieder unser Selbst zu sein und gleichzeitig den Nächsten zu respektieren mit mehr Eigenverantwortung. Mein Motto deswegen: “Leben und leben lassen!”
Ein Gruß an die Redaktion diese Blogs!
Genau das was du anmahnst hat ja nicht funktioniert. Zuerst versuchte man es mit Sensibilisierung, genutzt hat es nichts. Viele Motorradfahrer haben keinen Respekt, gefährden sich und andere Verkehrsteilnehmer und belästigen mit ihren Lärm andere Menschen. Das mit der Anarchie hat funktioniert, nur nicht so, wie es auch für alle tragbar wäre. Was ist für dich die Alternative? Allein Hoffen auf Besserung kann es wohl nicht sein.
Sie haben vollkommen recht, der Kommentar ist jedoch an dieser Stelle falsch.
Vom “Rasen” entsteht eine unmittelbare Gefährdung gegenüber Mitbürgern. Es ist deshalb notwendig dies zu regulieren.
An und für sich stimme ich mit dem Kommentar auch überein. Die Eigenverantwortung wird immer öfter “übertragen”. Auf Schutzausrüstung, Versicherungen oder Dritte (Klagen). In Bezug auf die Raserei, die jährliche zig Menschenleben allein in Südtirol kostet, sehe ich das aber ähnlich wie liberte. Es gibt tatsächlich Dinge, wo regulierend eingegriffen werden muss.
Es braucht eigentlich keine neuen Gesetze, sondern vor allem die Einhaltung der bestehenden. Geschwindigkeitsbegrenzungen empfinde ich nicht als “Diktatur”, sondern als eine Notwendigkeit, um das Leben harmloser Verkehrsteilnehmer zu schützen. Es ist ja auch zu Recht verboten, bei Trockenheit im Wald Feuer zu entfachen, und ich finde dieses Gebot durchaus in Ordnung. Warum soll es erlaubt sein, andere Menschen durch rücksichtsloses Verhalten im Verkehr zu gefährden oder umzubringen?
Aus der Dolo vom 31. Mai bezüglich gezielter Kontrollen im Passeiertal: