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Kolonialismus ist ein Verbrechen.
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Zum ersten Mal anerkennt eine frühere Kolonialmacht, dass in einer ihrer damaligen Kolonien ein Genozid stattgefunden hat, dass sie sich offiziell dafür entschuldigen sollte und dass finanzielle Beiträge geschuldet sind, um einen Teil der Folgen dieses Verbrechens zu beseitigen.

– Prof. Jürgen Zimmerer

Die Fokussierung auf den Genozid an den Herero und Nama macht aber auch einen blinden Fleck im Umgang mit dem Kolonialismus sichtbar. Es wird nun zur Kenntnis genommen, dass im Kolonialismus einzelne Fälle von Gewalt und Verbrechen gegen die Menschlichkeit stattgefunden haben. Wir müssen jedoch erkennen, dass es im Kolonialismus keine Fälle von Gewalt gegeben hat — sondern, dass der Kolonialismus [selbst] Gewalt und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist.

– Prof. Jürgen Zimmerer

Jürgen Zimmerer, Professor für Globalgeschichte mit Schwerpunkt Afrika an der Universität Hamburg und Leiter der Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe, im Gespräch mit Professor Richard Toye vom Centre for Imperial and Global History

Übersetzung aus dem Englischen und Linksetzung von mir

Siehe auch: 01 02 03 04 05



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7 responses to “Kolonialismus ist ein Verbrechen.
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  1. Walter+Kircher avatar
    Walter+Kircher

    … immer auch dann, wenn man sich sagen lassen muss “siamo in Italia” …
    man ist immer noch dabei, das Kernland Tirols zu kolonisieren!
    Gegenseitiger Respekt, aber auch Kenntnis der Geschichte würde helfen, die Vorbehalte zu überwinden!
    DANK für den stets gewissenhaften bbd-Jornalismus und Blog-Führung!

  2. Domprobst avatar
    Domprobst

    Dass eine Entschuldigung für einen Genozid zum ersten Mal abgegeben wird, stimmt nicht.
    Bereits 2016 entschuldigte sich der deutsche Bundestag ausdrücklich beim armenischen Volk für die Haltung des Deutschen Reichs, das damals nichts unternommen hatte, um die Vernichtung der armenischen Minderheit zu verhindern. Es war vielen zu wenig, aber immerhin.
    Vor einigen Monaten konnte sich Frankreich unter der Regierung Macron durchringen eine Teilschuld am Genozid in Ruanda (ein Teil des ehemaligen Deutsch-Ostafrika) einzugestehen und die historischen Archive öffnen zu lassen. Eine durchwegs bigotte Haltung, “schützt” Frankreich doch seit rund 3 Jahrzehnten die dorthin geflüchtete Ehefrau des damaligen Machthabers Juvénal Habyarimana, die mit ihrem Akazu-Clan wesentlich zu einem der größten Genozide der jüngeren Geschichte überhaupt beigetragen hatte. Deutschland im Übrigen, das am Genozid in Ruanda eine wesentliche Schuld mitträgt, schweigt bis heute dazu.

    1. Simon avatar

      Es ist, so wie ich Prof. Zimmerer verstehe, nicht die erste Entschuldigung für einen Genozid, sondern die erste für einen Genozid, der während der eigenen Kolonialzeit in einer Kolonie stattgefunden hat.

      1. Domprobst avatar
        Domprobst

        Gut, dann mag das so sein, es ist aber ein bisschen Haarspalterei. Denn ob man sich für einen Genozid entschuldigt, der während der eigenen Kolonialzeit oder ex post stattgefunden hat, ist meistens einerlei.
        Ich habe auch aus diesem Grund verschiedene Verweise angeführt, bei welchen Deutschland einen erheblichen Teil der Schuld trägt, diesen jedoch nie anerkannt hat bzw. nur ex post eine Teilschuld eingeräumt hat. Frankreich, Belgien, Italien, USA und etliche andere ebenso.
        Ich finde die Statements sowieso mehr als bigott, denn das Beste wäre gar keinen Genozid zu verursachen, dann muss man sich danach auch nicht dafür entschuldigen. Gerade Deutschland kommt hier sehr schlecht weg, denn während für andere Kolonialmächte ökonomische Interessen vordergründig waren, war es im Falle von Deutschland oft nur reiner Rassismus, der zur Anwendung kam. So eben im Beispiel von Ruanda.

      2. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        ich orte schon auch einen qualitativen unterschied zwischen einem mord und dem nicht-einschreiten bei einem solchen.

        es steht außer zweifel, dass die deutschen kolonialverbrechen begangen haben. jedoch die anderen kolonialmächte hier zu schonen, indem man ihnen vordergründig wirtschaftliche interessen unterstellt, halte ich nicht für adäquat. stichwort leopold II. von belgien und andere mehr.

      3. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        logisch wäre “kein genozid” das beste. aber das rad der zeit lässt sich nun einmal schwer zurückdrehen und somit haben die europäer heute halt diese historische verantwortung, für die sie individuell nichts können, die sie aber dennoch wahrnehmen müssen.

      4. Domprobst avatar
        Domprobst

        ich orte schon auch einen qualitativen unterschied zwischen einem mord und dem nicht-einschreiten bei einem solchen

        Nun, ganz so einfach ist es nicht, das müsstest Du als Rechtslehrer eigentlich wissen. Aber ohne uns in juristischen Spitzfindigkeiten zu verlieren, wurden von mir bewusst Belgien, Italien, Frankreich und USA zitiert; ich dachte man erkennt worauf ich hinaus möchte.
        Dass ein Genozid immer verwerflich ist, dürfte klar sein. Wir sollten hier jedoch nicht den Fehler begehen zu kategorisieren, ob dies aus wirtschaftlichen Interessen oder aus reiner Mordlust geschah.
        Das was ich am Deutschen Reich vor rund 100 Jahren am Beispiel Ruanda besonders kritisiere, ist hingegen das Aufoktroyieren des vom Deutschen Reich postulierten Rassenwahns, der sogar ohne wirtschaftliche Interessen erfolgt ist (damals wusste man noch nicht um die Reichtümer in Ruanda). Ich finde das extrem verwerflich und kann das Eingestehen von Teilschuld usw. in anderen Belangen aus deutschen Mündern nicht mehr hören. Gerade Deutschland, sogar mehr als andere Nationen, müsste hier viel mehr die eigene Vergangenheit aufarbeiten.

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