Die Financial Times Deutschland thematisiert in einem eigenen Artikel die neue Rolle Südtirols als Melkkuh Italiens. Das ist, darauf sei hingewiesen, nicht das letzte Provinzblatt (womöglich noch mit Sympathien für die Unabhängigkeit), sondern eine der angesehensten Fachzeitungen des Kontinents.
Es ist interessant, dass selbst ein Wirtschaftsblatt bemängelt, dass Monti kein gewählter Politiker ist und ihm politische Überlegungen fremd sind.
Der ungewählte Technokrat Monti bringt ein austariertes Machtgleichgewicht zwischen Südtirol und Rom durcheinander. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern interessieren den Ex-EU-Kommissar politische Erwägungen nicht.
Vielleicht überdenken nun angesichts des Widerspruchs auch manche Zweifler ihre Position. Vielfach wurde bislang ja behauptet, Südtirol könne sich aufgrund der Sparmaßnahmen kein Verständnis erhoffen. Doch ausländische Beobachterinnen sind offensichtlich zu weit differenzierteren Betrachtungen imstande, als man dachte.
Die im Artikel zitierte Aussage des Südtiroler Stanford-Professors Roland Benedikter könnte man Reinhold Messner widmen, der im gestrigen F.A.S.-Interview behauptet hatte, der Zerfall der Nationalstaaten wäre für Europa »verheerend«:
Die Ära der Nationalstaaten, die im 19. Jahrhundert begann, ist im Grunde ja eigentlich schon zu Ende, sie machen in der Finanzkrise ihre letzten Zuckungen.
Benedikter prognostiziert, Südtirol werde mittelfristig so autonom wie Liechtenstein sein, also ein unabhängiger Staat.
7 replies on “FTD über Südtirol.”
Prof. Benedikter ist wohl der endgültige Beweis, dass die Unabhängigkeit längst nicht mehr das Thema einiger Hinterwäldler und »Tschöggl« ist.
… na endlich! – Da kann man ja zuversichtlich sein, dass zunehmend der Hausverstand zum Einsatz kommt! – Wir sind nicht die Ersten! – Wers nicht glaubt möge sich kundig machen: Von A wie Andorra, über L wie Luxembourg, M wie Malta und Monaco, K wie eventuell auch die Schweizer Kantone innerhalb der Schweiz, S wie San Marino bis Z wie Zypern! Siehe u. A. http://www.kleinstaaten.de/ !
Ich lese in einigen Internetdiskussionen schon, es wäre nicht wünschenswert, wie Lichtenstein zu werden, also ein Fürstentum bzw. eine Steueroase. Dem schließe ich mich an. Doch man muss schon auch lesen können:
Benedikter sagt, wenn man den ganzen Satz liest, dass Südtirol mittelfristig so autonom wie Liechtenstein wird. Also ein unabhängiger Staat. Er sagt nicht, dass Südtirol in jeder Hinsicht so wird, wie Liechtenstein: Weder wird also die Fläche unseres Landes auf jene Liechtensteins zusammenschrumpfen oder Bozen in Vaduz umbenannt, noch werden wir ein Fürstentum oder eine Steueroase. Wer der Progonose Benedikters etwas anderes entnimmt, stellt sich also bewusst dumm.
na gut, wenn man diese Aussage dahingehend interpretiert, dass Benedikter behaupte, Südtirol solle eine Steueroase werden, dann sollte man die “Primär-Kompetenz Lesen” mal auf den Prüfstand bringen. Benedikter spricht von “unabhängig, wie Liechtenstein”. Von Steueroase und Monarchie keine Silbe, aber mangels stichhaltiger Argumente und in diesem konkreten Falle mangels entsprechender Lese-Kompetenz, greift bei einigen Unionisten häufig der Mechanismus der (vorsätzlichen) Falschinterpretation.
Wenns soweit ist glaub ichs, nicht vorher.
Und zu oben:Süd-Tirol hats auch nicht nötig zu einem Steuerparadies zu werden. Wir kämen gut mit unsrem Geld zurecht wenn sichs Rom nicht immer nehmen würde.
R. Messner dixit:
Dann verstehe ich nicht, warum man nicht endlich ein Referendum zulässt, wo die Südtiroler Italien mit großer Mehrheit absegnen würden. Vielleicht ist man sich doch nicht so sicher?
Soeben hat mir succus den Link zu diesem Artikel von Roland Benedikter geschickt.