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Territoriale Identität schwächelt.

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Im Zuge der Realisierung des Sprachbarometers wurde auch die »territoriale, ethnische und nationale Identität« der Südtirolerinnen erhoben. Konkret lautete die diesbezügliche Frage: »In Südtirol ist oft von territorialer und ethnischer Zugehörigkeit die Rede. Als was fühlen Sie sich?« Es gab elf Antwortmöglichkeiten, zudem die Kategorien »andere« und »interessiert mich nicht«.

Im Unterschied zum Sprachbarometer von 2004 waren im Jahr 2014 Mehrfachnennungen erlaubt, weshalb ein Vergleich der beiden Erhebungen nur sehr bedingt möglich und sinnvoll ist.

Es fällt jedenfalls auf, dass eine allgemeine territoriale Identifikation mit Südtirol nicht gegeben ist, wobei die Ergebnisse je nach Sprachgruppe der Befragten äußerst stark variieren.

Eine deutliche Mehrheit (59%) der Südtirolerinnen italienischer Muttersprache identifiziert sich ethnisch-national, nämlich als »Italienerin«. Dagegen ist die ethnisch-nationale Zuordnung der Südtirolerinnen deutscher Muttersprache verschwindend klein: Nur 4% definieren sich als »Deutsche« — obschon, wie bereits erwähnt, Mehrfachnennungen, also zum Beispiel die gleichzeitige Einordnung als »Südtirolerin« und als »Deutsche« möglich waren.

Ethnische/nationale Zuordnung.

Bei den Ladinerinnen ist die ethnische Identifikation zwar (mit über 80%) am ausgeprägtesten, doch muss man sich hier vor Augen halten, dass in diesem Fall die ethnische bzw. sprachliche und die territoriale Ebene (Ladinien) koinzidieren.

Dass die Autonomie nur sehr bedingt imstande ist, eine sprachgruppenunabhängige territoriale Identifikation mit Südtirol zu generieren, zeigt folgende Grafik:

Territoriale Zuordnung.

Nur die Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft identifizieren sich großmehrheitlich mit unserem Land. Aufgrund der Möglichkeit von Mehrfachnennungen ist allerdings selbst hier Vorsicht geboten: Die Grafik zeigt das, was ich eine »optimistische« Annahme nennen würde, also die Summe der Zuordnungsmöglichkeiten »Südtirolerin«, »italienischsprachige Südtirolerin«, »ladinischsprachige Südtirolerin« und »Altoatesina«. Höchstens 84,6% der Deutschsprachigen, höchstens 55,4% der Ladinerinnen und höchstens 43,2% der Italienischsprachigen ordnen sich (mindestens) einer dieser Kategorien zu. Es könnten auch noch sehr viel wenigere sein, die sich jeweils für zwei oder mehr der genannten Zuordnungsmöglichkeiten entschieden haben.

Nicht einmal bei Anwendung der »optimistischen« Annahme identifizieren sich die Hälfte der Südtirolerinnen italienischer Zunge mit Südtirol.

Aufsehenerregend ist jedoch insbesondere die Entwicklung bei der Zuordnung als »Südtiroler/in« im Vergleich zwischen 2004 und 2014:

Identität: Südtiroler/in.

Noch einmal: Im Jahr 2014 waren Mehrfachnennungen möglich, 2004 hingegen nicht. Also sind steigende Zuordnungszahlen bei einer speziellen Kategorie nicht erstaunlich. Umso überraschender ist dann jedoch, dass die Antwortmöglichkeit »Südtirolerin« bei den Deutschsprachigen — trotz der nunmehrigen Möglichkeit von Mehrfachnennungen — im Jahr 2014 abgenommen hat. Während sich also nicht einmal die Hälfte der italienischsprachigen Südtirolerinnen mit diesem Land identifiziert, nimmt selbst die territoriale Identifikation der Deutschsprachigen in zehn Jahren deutlich ab. Dies wirkt sich selbstverständlich auch auf das Gesamtergebnis aus, sodass sich nur etwas mehr als die Hälfte der insgesamt in Südtirol lebenden Menschen (55,4%) auch mit diesem Land identifizieren.

Das sind keine guten Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammenleben. Und die Autonomie scheint — wenigstens im Moment — außerstande, hier noch etwas zum Positiven zu verändern. Im Gegenteil.

Siehe auch: 01 02 03 || 01



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Comentârs

34 responses to “Territoriale Identität schwächelt.”

  1. Tirola Bua avatar
    Tirola Bua

    Interessant wäre zu wissen, wie viele Österreicher sich als Deutsche fühlen.
    Dass sich deutschsprachige Südtiroler nicht als Deutsche fühlen, liegt mit Sicherheit an der Geschichte.

    1. ola avatar
      ola

      Andererseits wäre interessant zu erfahren, wie viele Südtiroler sich als Österreicher ansehen.

      1. stonerblues avatar
        stonerblues

        Das ist ein wichtiger Punkt. Vielleicht liegt der Rückgang auch daran, dass man sich eben nicht als “SÜDtirolerIn” sieht, sondern sich eventuell vorzugsweise als “TirolerIn” oder “ÖsterreicherIn” beschreiben möchte. Man muss sich vor Augen halten, dass der Begriff “Südtirol” erst seit wenigen Jahrzehnten das bezeichnet, was wir heute darunter verstehen (davor hieß es Tiroler Etschland, Deutschsüdtirol, Zentraltirol usw.) Wie lange hat es gedauert, bis sich z.B. der Begriff “ÖsterreicherIn” für das Gebiet der Zweiten Republik im Bewusstsein durchgesetzt hat? Für manche mag der Begriff “Südtirol” mit der Konnotation einer italienischen Provinz verknüpft und damit nicht “aussagekräftig” genug sein.

      2. ProEuregio avatar
        ProEuregio

        … man sollte auch weiterfragen: “wie viele Südtiroler wollen inzwischen überhaupt noch Tiroler sein”?
        – Auch denen könnte man entgegen kommen: “Hochetscher”, damit wären wir beim Altoatesino und damit übersetzungskorrekt und aktualisiert-realitätsbezogen …! – Oder …?

      3. Simon avatar

        Andererseits wäre interessant zu erfahren, wie viele Südtiroler sich als Österreicher ansehen.

        Das kann ich dir schon sagen: Laut Astat genau 1,4%. Wahrscheinlich nicht mehr als die hier lebenden (zugewanderten) ÖsterreicherInnen.

      4. libertè avatar
        libertè

        Vielleicht ein Grund weshalb die SVP gegen die doppelte Staatsbürgerschaft ist, das Ergebnis wäre zu schämen!

    2. Steffl avatar
      Steffl

      Ich persönlich glaube, dass uns der “Südtirol-Fetischismus” eines Tages die Autonomie kosten könnte. Denn wenn wir uns von Anfang an klar zu Österreich bekannt hätten, kann ich mir nicht vorstellen, dass man uns keine doppelte Staatsbürgerschaft gegeben hätte. Dass sich nur 4% als Deutsche sehen und noch weniger als Österreicher, muss wie im Artikel angedeutet so interpretiert werden, dass deutschsprachige Südtiroler keine nationale Identität haben, sondern eine regionale. Das muss nicht immer schlecht sein (obwohl es auch als schleichende Assimilation interpretiert werden kann), aber das was offiziell ist zählt. Und offiziell haben wir sehr wenig in der Hand. Wir sind italienische Staatsbürger und Südtirol steht vollständig unter ital. Verwaltung mit einer Teilautonomie und einem gewissen Minderheitenschutz. Alles andere (Regionalbürgerschaft, Vollautonomie, Euregio, EU-Bürgerschaft) ist Schall und Rauch, bis wir eventuell einmal etwas Offizielles von einem anderen Staat in der Hand haben, wie die österr. Staatsbürgerschaft.

      1. Simon avatar

        Dass sich nur 4% als Deutsche sehen und noch weniger als Österreicher, muss wie im Artikel angedeutet so interpretiert werden, dass deutschsprachige Südtiroler keine nationale Identität haben, sondern eine regionale. Das muss nicht immer schlecht sein […]

        Nach meinem Dafürhalten (und aus BBD-Sicht) ist es ausgesprochen positiv. Wichtig wäre aber, dass die Entwicklung zu einer territorialen/regionalen Identität sprachgruppenunabhängig stattfindet. Das Problem ist ja, dass eher das Gegenteil der Fall ist und die regionale Identität selbst bei den Deutschsprachigen nachlässt.

      2. @Schierhangl avatar
        @Schierhangl

        Auch wenn ich mich wiederhole:
        Danke steffl für die Links
        http://archiviostorico.corriere.it/2006/febbraio/01/Bolzano_Italia_matrimonio_malriuscito_co_9_060201100.shtml

        und
        http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/4852100/Kann-Sudtirol-zum-Modell-fur-Europa-werden

        Die Chance einer Kondominiums- bzw. Zweistaatenlösung ist folgende: Durch die Gleichstellung der Österreicher in Südtirol und eine Aufweichung des Proporzes könnte frischer Wind in die öffentliche Verwaltung hin zu einer vermehrt nach Leistungskriterien vergebenen Posten kommen.

      3. Simon avatar

        Österreich rückt bislang nicht mal den Pass raus, was quasi mit null Kosten verbunden wäre. Die werden sich aber freuen, hier eine doppelte Verwaltung (mit allen damit einhergehenden Kosten und Fallstricken) aufzubauen, nur damit hier Posten »vermehrt nach Leistungskriterien« vergeben werden können.

        Posten vermehrt nach Leistungskriterien vergeben könnten wir schon heute…

      4. @Schierhangl avatar
        @Schierhangl

        Posten nach Leistungskriterien zu vergeben mit einer Relativierung der Proporzprinzipien ist also ein Minimalkonsens von bbd? Na ois dann!
        Wie könnte eine Reform in diesem Bereich aussehen?

      5. Simon avatar

        Hier einige interessante Überlegungen von Thomas Benedikter zu ebendiesem Thema — sowie die Zustimmung dreier BBDler in den Kommentaren. Eine italienisch-österreichische Doppelverwaltung ist dazu nicht nötig… warum auch?

        (Minimalkonsens? Was meinst du damit schon wieder?)

    3. Simon avatar

      Dass sich deutschsprachige Südtiroler nicht als Deutsche fühlen, liegt mit Sicherheit an der Geschichte.

      Mag sein. Das Problem ist für mich aber nicht eine zu geringe, sondern eine zu ausgeprägte nationale Identifikation. Die nationale Identifikation ist in Südtirol das Trennende, die regionale Identifikation das Einende und Inkludierende.

      1. ProEuregio avatar
        ProEuregio

        … der letzte Satz bringt die Befindlichkeit in Südtirol auf den Punkt! – Habe einen weiteren interessanten Ansatz gefunden: http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/4852100/Kann-Sudtirol-zum-Modell-fur-Europa-werden

      2. Simon avatar

        Nicht ganz mein Fall, aber durchaus ein interessanter und lesenswerter Denkanstoß.

      3. ProEuregio avatar
        ProEuregio

        … mit “interessant” im Die-Presse-Artikel meinte ich wie auch Du (nicht ganz)den Ansatz “nur-ja-nicht-ohne-Nationszugehörigkeit … dann lieber gleich Österreich UND Italien” (!)
        Also eine Europäische Region ohne Nationszugehörigkeit auch bei Politologen ein Schreckgespenst …? ! ? !

      4. Steffl avatar
        Steffl

        Das Problem ist für mich aber nicht eine zu geringe, sondern eine zu ausgeprägte nationale Identifikation

        Aber genau das haben die deutschsprachigen Südtiroler doch nicht laut Astat. Laut Astat fühlen sich nur 1,4% der dt. Südtiroler als Österreicher und 4% als Deutsche. Das sind meiner Ansicht nach Zahlen, die schwer in anderen Gebieten weltweit zu finden sind. Dabei kann ich noch nicht abschätzen, ob sich das sehr negativ auf die weitere Entwicklung der Autonomie auswirken kann. Ich weiß nicht ob man irgendwo auf der Welt Verständnis für eine finanziell gut ausgestattet Autonomie hat, wo die Minderheit sich mit nichts Konkretem ( im Sinne von: Südtirol ist kein Staat und Südtiroler kein Volk, laut Völkerrecht) identifiziert.

      5. Steffl avatar
        Steffl

        ProEuregio, die Zweistaatenlösung, die ich ja hier schon lange propagiere, ist in meinen Augen die einzig realitstische Lösung für Südtirol. Bei allen anderen Lösungen hat niemand in Europa auch nur das geringste Verständnis. Das sind die Fakten.

      6. Steffl avatar
        Steffl

        http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/4852100/Kann-Sudtirol-zum-Modell-fur-Europa-werden

        Diesen Artikel bitte alle nochmal lesen, der ist Gold wert und weist in Südtirols Zukunft.

      7. Simon avatar

        Aber genau das haben die deutschsprachigen Südtiroler doch nicht laut Astat.

        Weiß ich doch. Das Problem ist meiner Meinung nach, dass die italienischsprachigen SüdtirolerInnen — warum auch immer — mehrheitlich keine territoriale Identifikation entwickeln und dass sie unter den deutschsprachigen SüdtirolerInnen nachlässt. Aber nicht, dass sich die Deutschsprachigen nicht national definieren. Wie gesagt: Das Ethnisch-Nationale ist das Trennende, das Territoriale das Einende.

      8. Steffl avatar
        Steffl

        Ich hatte das falsch verstanden Simon, so kann ich deinen Post natürlich unterschreiben. Schauen wem die Geschichte recht geben wird bez. Modelle für Südtirol. Da kann man auch noch gerne 100 Minuspunkte unter meinen Post machen, realistisch ist nur die Zweistaatenlösung. Bei allen anderen Modellen willigt keiner in Europa ein und die Italiener Südtirols haben weiterhin ihre italienische Verwaltung und akzeptieren daneben die österreichische. Es verliert dabei keiner, was bei ALLEN anderen Modllen der Fall ist.

      9. @Schierhangl avatar
        @Schierhangl

        @proeuregio: Danke für den Link

        Hervorzuheben daraus:

        Die oft geforderte Volksabstimmung über die künftige staatliche Zugehörigkeit des ganzen Landes wäre demokratiepolitisch fragwürdig.

        Ein…noch besserer Lösungsansatz …, der auch Vorbildwirkung für andere … Regionen Europas hätte, wäre eine gemeinsame Verwaltung des Landes durch Italien und Österreich.

        P.S.: Endlich gibt es zu diesem Thema auch progressive Ansätze aus Österreich.

      10. ProEuregio avatar
        ProEuregio

        … der neue Ansatz “Zweistaatenlösung”, dass sich also die Bürger unseres Landes/Prov.BZ im selben Land unter den Schutzmantel/Fuchtel/Sozialsystem Italiens ODER Österreichs begeben können, – das kann ich mir in der Praxis wirklich nicht vorstellen! (!)
        Ist es so schlimm als Europäische Region OHNE nationale Zugehörigkeit in diesem Europa eine Berechtigung zu finden? (!)
        Und wenn “es nicht anders gehrt” dann halt eine neue Nation! – Wie Luxemburg, Liechtenstein, Malta, Monaco (?), Andorra (?), Vatikan (?) …

      11. Steffl avatar
        Steffl

        das kann ich mir in der Praxis wirklich nicht vorstellen

        Ich glaube es wäre gar nicht so kompliziert, jedenfalls nicht komplitzierter als ein eigener Staat oder eine staatenlose Region.
        Italien behält seine Kompetenzen, aber teilt sich Schritt für Schritt bestimmte Kernbereiche mit Österreich auf. Nebenbei würde es die österr. Staatsbürgerschaft für Südtiroler geben. Man wäre also auf gleicher Augenhöhe (italienische und deutsche Südtiroler) und das Einende wäre halt wieder Südtirol selbst. Also zwei Nationen (also mit Ladinien natürlich drei, das seinen Status auch gerne ausbauen soll) friedlich in einem Land. Ist das nicht europäisch?
        Und seien wir ehrlich, eine eigenständige Republik Südtirol (was ja schön und recht wäre) hat es historisch nie gegeben und wird es auch in Zukunft nicht geben, dafür sind die Bürokraten in Italien, Österreich, Brüssel und der Welt viel zu engstirnig eingestellt. Wenn der deutsche Außenminister Steinmair und seine europ. Kollegen immer wieder die Einheit eines Staates in den Vordergrund stellen (also bei den Kurden, Katalanen usw.) und vor Kleinstaaterei warnen, kann man sich vorstellen wie realistisch so ein Vorhaben ist. So sehr ich auch die BBD-Idee teile, eine einseitige Sezession von Italien als unabhängiger Staat ist derzeit nicht realistisch, auch wenn ich jetzt schon fast wie ein SVP-ler klinge. Die BBD-Idee wäre aber auch in einer Zweistaatenlösung umsetzbar, so ähnlich wie in dem Artikel des Schweizer Politologen in “Die Presse” beschrieben. Was man allerdings in meinen Augen aus pol. Sicht machen sollte, ist seine Wünsche klar zu äußern, also dass man sich etwa die Sezession wünschen würde, sich aber auf einen Kompromiss einigen würde. Eben die Kondominiumslösung.

      12. ola avatar
        ola

        Der “Kondominiumslösung” von Steffl kann ich zwar einiges abgewinnen – besonders wenn es um Realitätsnähe geht, nicht ganz unproblematisch sehe ich aber darin die Frage, wer dann konkret unter die österreichische Verwaltung “auszuwandern” hat – einfach wer es gerne möchte? Oder täten automatisch alle Südtiroler unter beiden “Staatshoheiten” stehen?

      13. Steffl avatar
        Steffl

        @ola
        Ich sehe es als ein zusätzliches Angebot, bei dem niemand “auswandern” (auch nicht im übertragenen Sinne, ich weiß schon wie du es meintest) müsste, sondern das “Kondominium” für alle da sein sollte, wie etwa in Andorra. Man hätte dann auch automatisch zwei Staatsoberhäupter, der symbolische Akt in Meran mit Fischer und Napolitano damals war eigentlich schon ein starkes Bild des Friedens. Wie das alles dann im Detail aussehen könnte, darüber würde man dann sicher ausführlich sprechen und dabei sollten ja auch die Wünsche der Bevölkerung nicht zu kurz kommen. Technisch wäre so ein Modell sicher möglich, genauso wie die doppelte Staatsbürgerschaft, die ja zu diesem Modell gehören würde. Doch da sind dann Experten gefragt und nicht Laien wie ich es einer bin der hier nur philosophisch tätig ist ;). Außerdem wurde das Modell ja von italienischer Seite schon einmal vorgeschlagen, auch schon mit technischen Angaben zur Verwaltungsaufteilung:

        http://archiviostorico.corriere.it/2006/febbraio/01/Bolzano_Italia_matrimonio_malriuscito_co_9_060201100.shtml

  2. Steffl avatar
    Steffl

    Sehr guter und ernüchternder Artikel, der vielleicht einigen Menschen wieder die Augen öffnet. Man bekommt es im täglichen Leben ja auch mit, wenn man nicht blind durch die Gegend läuft. Wer im städtischen Umfeld lebt oder arbeitet, sieht auch in welche Richtung die Zuwanderer (die ja mittlerweile einen beträchtlichen Teil der Südtiroler Gesellschaft ausmachen) gehen. Das kann ihnen aber niemand verdenken, denn sie kommen nun mal nach Italien. Es gibt keinen Staat mit dem Namen Südtirol, und Südtirol befindet sich auch nicht irgendwie teilweise (also “kondominial” verwaltet) im Hoheitsgebiet eines anderen Staates (Österreich). Und die Südtiroler aller Sprachgruppen, die hier leben und geboren werden, bekommen alle nur eine Staatsbürgerschaft, nämlich die italienische. Die österreichische Staatsbürgerschaft will man uns ja nicht geben, da wartet man lieber bis in alle Ewigkeit auf eine regionale Bürgerschaft, die es nie geben wird (halt typisch für Südtirol, “aktuell nicht der richtige Zeitpunkt”). Es gibt auch nicht irgendwie einen eigenständigen Polizeikorps oder Ähnliches, es ist das Gegenteil der Fall. In Südtirol haben wir es mit Heerscharen von italienschen Militärs, Carabinieri, Polizei, Gemeindepolizei zu tun wie sonst nirgends in Italien.
    Wir sind also rein verwaltungstechnisch gesehen die italienischste Provinz Italiens.
    Dass so eine Autonomie keine vernünftige Minderheit der Welt als Absicherung ihrer Rechte und Fortbestand ansehen kann, liegt auf der Hand. Muttersprachliche Schule und Proporz sind die Pfeiler der Autonomie, die man aus minderheitenrechtlicher Sicht noch am ehesten international präsentieren kann. Nachdem in der Stadt nun deutsch in den deutschsprachigen Einrichtungen immer mehr an den Rand gedrängt wird und die italienischsprachigen Mitbürger sich immer öfter als “deusch” erklären, wackeln auch diese letzten Pfeiler dieser in die Jahre gekommenen Autonomie gewaltig.
    Wer will uns heute noch weismachen, dass Südtirol die weitestgehendste Autonomie der Welt hat, wenn man Katalonien, Färöer, Aland, Quebec, Schottland usw. mit Kompetenzen wie Polizei, Sport und Gerichtsbarkeit vor Augen hat?
    Es gibt weltweit keinen Fall, wo sich eine Minderheit auf Dauer in einer Autonomie entwickeln bzw. fortbestehen kann (außer man führt Krieg wie die Kurden, aber das wollen wir hier sicher nicht haben!), wieso soll das bei uns so anders sein?

  3. ProEuregio avatar
    ProEuregio

    … nochmal: Luxembourg, Südtirol ist drei-mal so groß und hat fast so viele Einwohner, L lebt zwischen Frankreich und Deutschland ganz ordentlich, Junker, den wir wohl alle kennen, dürfte keinerlei Minderwertigkeitsgefühle haben L´s Außenminister gerade gestern wieder in einer TV-Gesprächsrunde erlebt, in Augenhöhe mit anderen EU-Größen … Bitte was haben wir den für Ängste ?

    1. Steffl avatar
      Steffl

      Du hast ja recht ProEuregio, aber die EU, NATO (und wie die ganzen Organisationen sonst noch heißen) und v.a. die Italiener in Südtirol und der Staat Italien werden die Sezession nicht zulassen. Wir müssen endlich aufhören mit unserem Nabel-der-Welt-Denken. Die Italiener wollen ihre nationale Identität behalten, sie wollen nicht Morgen wie wir identitätslos aufwachen. Das sollten wir endlich akzeptieren wenn wir schon Demokraten sein wollen. Die Europäer und die anderen Völker der Erde hängen an ihrer Nationalität. Nur weil wir Südtiroler keine Nationalität haben (außer dass sich die dt. Südtiroler als Südtiroler sehen, was es aber nirgends offiziell gibt), müssen wir das nicht von den Anderen voraussetzen. Und seien wir ehrlich, laut Astat geht sogar die Südtirol-Nationalität, die es in keinem Dokument offiziell gibt und nur in unserem Kopf existiert, ziemlich
      zurück. Was machen wir also in der Situation in der wir sind? Laut meinem Empfinden eine Volksabstimmung einleiten und darausfolgend (weil ich glaube dass dann die Differenzen zw. den Sprachgruppen nochmal zum Vorschein kommt) eine Zweistaatenlösung anpeilen, weil darin keiner etwas verliert. Wenn das die deutschen Südtiroler nicht wollen, weil sie weiter abgeschottet und identitätslos weiterleben wollen und Österreich nicht annehmen, dann sollen sie das machen und die komplette Aushöhlung der Autonomie und die Entwicklung wie im Elsass abwarten. Ohne Österreich können wir als kleines Südtirol nichts machen, wann leuchtet uns Kirchturmdenker das endlich ein?

      1. ProEuregio avatar
        ProEuregio

        … wir argumentieren offensichtlich aneinander vorbei, warum geht man auf den Luxembourg-Gedanken nicht ein?

      2. Steffl avatar
        Steffl

        @ProEuregio
        Luxemburg ist historisch ein eigenständiges Gebilde, Südtirol nicht. Im Prinzip könnte Südtirol genausogut en eigenständiger Staat wie L sein, auch auf die Größe usw. bezogen. Nur glaube ich, dass das nicht realisierbar ist, da wäre das Beispiel Andorra mit zwei Staaten in meinen Augen realiatischer.

      3. Ortler avatar
        Ortler

        Wir Südtiroler erreichen wenig weil wir viel zu oft schon von Anbeginn an nur an Kompromisse und an das Realistische denken. Wir haben keine Visionen sondern fahren mit angezogener Handbremse durch die Geschichte.

      4. Steffl avatar
        Steffl

        @Ortler
        Die von dir erwähnten Punkte stimmen sicher, doch v.a. ist es laut meiner Einschätzung heutzutage das Grundproblem, das wir nicht wissen was wir wollen und absolut keinen Plan haben.
        Das sollte in einer bindenen Umfrage oder Referendum herausgefunden werden. Dafür müsste natürlich die Politik den Rahmen vorgeben. Denn irgendwo haben die Zweifler schon recht. Bei Wahlen scheint die SVP sogar dann abzuräumen, wenn sie Skandal über Skandal liefert. Und mittlerweile dürfte es auch bis zum letzten Weiler bekannt sein, dass die SVP keine Selbstbestimmung will. Deshalb frag ich mich persönlich schon lange, was wir Südtiroler in der Mehrheit wollen. Eine Volksabstimmung zu dem Thema wäre also das Erste was anzupeilen ist, alles andere (Modelle) kommen dann hinterher, wenn die Diskussion richtig startet.

  4. ProEuregio avatar
    ProEuregio

    … ich geb’s nun auf: die Bewohner unserer Provinz fühlen sich am wohlsten mit weiterso und ambestesesbleibtallessowieesist! – Und wir in Italien weiterhin die Besten sind …

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