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Abgasskandal — alles paletti?

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Bereits frühzeitig hat auf die vermutlichen Abgasschwindeleien der Autohersteller hingewiesen, in Südtirol ist diese Diskussion aber bisher nicht wirklich angekommen; unverständlich, denn entlang der Brennerautobahn werden die Grenzwerte kontinuierlich überschritten und die Politik und Autobahngesellschaft unternehmen kaum etwas, diese Gesundheitsgefährdung zu beseitigen.

Nachdem VW zugegeben hat, durch Manipulationen die Emissionsgrenzwerte auf den Prüfständen erreicht zu haben, sind endlich auch die Behörden in einigen Ländern und Umweltorganisationen tätig geworden, die Abgaswerte im Realbetrieb, d.h. auf der Straße und nicht am Prüfstand, zu messen. Die deutsche Autozeitschrift Auto Motor und Sport, nicht gerade bekannt als Kampfpostille der Umweltbewegung, hat in ihrer Ausgabe 25/15 acht Fahrzeuge unter Realbedingungen getestet. Dabei wurden bei allen Fahrzeugen Überschreitungen festgestellt. Ein Fiat 500X überschritt den Grenzwert um das Zehnfache. Auch die übrigen Fahrzeuge wiesen z.T. mehr als das 5-fache der vorgeschriebenen Emissionen auf. Ein Benziner wurde auch getestet, dieser kam mit dem 1,6-fachen auf den geringsten Wert. Benziner haben übrigens im Vergleich zum Diesel (0,08g/km) einen niedrigeren Grenzwert (0,06g/km). Auch Prüforganisationen kommen zu ähnlichen Ergebnissen, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft Fiat vor, beim 500x den Grenzwert bis zum 22-fachen zu überschreiten. Renault und Mercedes liegen auch in der Kritik. Damit sind neue Euro-6-Dieselfahrzeuge in der Realität meist nicht sauberer als alte Euro-3-Modelle.

Ergebnisse Abgastest. Quelle: Auto Motor und Sport
Ergebnisse Abgastest. Quelle: Auto Motor und Sport

Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse im Zusammenhang mit der Brennerautobahn? Die Tests zeigen neben massiven Überschreitungen im Fahrmix vor allem auch sehr hohe Emissionen im Autobahnverkehr. Bei Autobahnfahrten bis 130 km/h stiegen die Emissionen bei den von Auto Motor und Sport getesteten Fahrzeugen nochmals signifikant an, ein Großteil erreichte mehr als das Zehnfache der vorgeschriebenen Grenzwerte. Es gibt Hinweise, dass die Abgasreinigungsanlagen im Autobahnverkehr zum Teil abgeschaltet werden, um nicht den Harnstoffverbrauch in die Höhe zu treiben. Die in vielen deutschen Städten gemessenen Stickoxidüberschreitungen sollen für ca. 10.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich sein, für Südtirol gibt es keine genauen Zahlen.

Völlig unverständlich ist es angesichts dieser neuen Erkenntnisse, dass die Politik zum Schutze der Gesundheit der Bevölkerung nicht reagiert. Der Autobahnpräsident und ein Großteil der Politiker lehnen Tempokontrollen ab, selbst Zahlen zu den tatsächlichen Geschwindigkeiten auf der Autobahn werden nicht veröffentlicht. Jeder kann selbst beobachten, dass die 110 km/h auf der Brennerautobahn nur eine theoretische Zahl darstellen, in der Praxis werden vielfach viel höhere Geschwindigkeiten gefahren, da eine effiziente Kontrolle ausbleibt. Konsequenterweise müsste ein Tutor installiert werden und bei Grenzwertüberschreitungen ein Fahrverbot für Diesel-Pkw erlassen werden, wahrscheinlich würde man aber für verrückt erklärt.



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Comentârs

9 responses to “Abgasskandal — alles paletti?”

  1. pérvasion avatar

    In Nordtirol wurden aufgrund des sogenannten Lufthunderters 2015 rund 160.000 Fahrzeuge geblitzt. Ein so konsequentes Vorgehen ist hierzulande leider bislang nicht vorstellbar. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass bei vielen das Bewusstsein für die »unsichtbare« Gefahr nach wie vor nicht vorhanden ist. Der Landtag hatte sich meines Wissens aber immerhin für eine Temporeduzierung ausgesprochen (kann jemand den entsprechenden Beschluss finden?), aber Rom war dagegen. Wobei man natürlich schauen muss, ob sich die Landespolitik nicht einfach auf den Staat herausredet.

    Positiv ist meiner Meinung nach, dass Fritz Gurgiser jüngst angekündigt hat, mit dem Transitforum verstärkt auch in Südtirol präsent sein zu wollen. Vielleicht trägt das zur Bewusstseinsbildung bei.

    Nicht zuletzt könnte eine positive Nebenwirkung von Grenzkontrollen die Reduzierung von Umwegverkehr sein. Gestern war in den Medien zu lesen, dass Frächter bei Wiedereinführung der Grenzkontrollen mit Mehrkosten von rund 250,- Euro pro Fahrt rechnen (das ist immer noch weniger als die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe in der Schweiz). Funktioniert aber auch nur, solange diese Kosten nur am Brenner entstehen und an anderen Grenzübergängen nicht kontrolliert wird.

  2. pérvasion avatar

    Erst vor wenigen Tagen hat übrigens das Europaparlament dem Druck der Autohersteller nachgegeben und im Vorfeld der Umstellung auf verpflichtende Abgastests unter Realbedingungen kurzerhand der Anhebung von NOx-Grenzwerten auf mehr als das Doppelte (+110%!) zugestimmt. Die ParlamentarierInnen setzten sich über eine gegenteilige Empfehlung des Umweltausschusses hinweg.

    1. pérvasion avatar

      Und laut Votewatch hat auch »unser« Herbert Dorfmann (SVP) zugestimmt.

      1. G.P. avatar
        G.P.

        Na ja, hat der gute Herr Dorfmann überhaupt mal gegen etwas gestimmt? Mehr als alles abnicken ist wohl nicht drin …

      2. Senoner avatar
        Senoner

        Wie sollte er auch – meines Wissens kann er ja kein Englisch. Oder wird da ALLES übersetzt?

  3. pérvasion avatar

    Widerlich: Wie heute Abend bei Frontal21 (im ZDF) berichtet wurde, emittieren PKWs inzwischen mehr NOx als LKWs. Und zwar nicht relativ, sondern absolut.

    Besonders eingängig das Beispiel eines Mercedes-PKWs, der um ein Vielfaches mehr ausstößt, als ein Mercedes-LKW. Dieser sei sauberer als ein Smart.

    1. succus avatar
      succus

      Danke, diese Vermutung hatte ich schon länger. LKWs haben viel aufwändigere Reinigungsanlagen. Umso deutlicher müsste nun ein Tutor auf der Autobahn gefordert werden. Konsequenterweise müssten bei Grenzwertüberschreitungen Diesel-Pkw auf 80 km/h gedrosselt werden. Dafür würde man dann gekreuzigt werden.

      1. pérvasion avatar

        Der Hund liegt angeblich vor allem darin begraben, dass die PKWs nur im genormten Abgastest genügend AdBlue beimischen, während das Mischverhältnis im Normalbetrieb extrem gering ist. Es wäre einfach höchste Zeit, dass auch PKWs ihre Werte nicht nur auf dem Prüfstand nachweisen müssen, sondern auf der Straße (wie wohl bei den LKWs längst der Fall).

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