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Deutschland-Bosnien: Srebrenica war kein Genozid.

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Die AfD zweifelt den Völkermord an und kritisiert die Erinnerungskultur an die serbischen Kriegsverbrechen

Die AfD bleibt sich treu. Es war nichts anderes zu erwarten. Bei der parlamentarischen Gedenkfeier an das serbische Massaker in Srebrenica vor 30 Jahren stellte die »Alternative für Deutschland« der serbischen Soldateska gute Noten aus. 

Es wurden ja nur Männer erschossen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Muslime. Ein Krieg gegen Multikulti, freute sich nachträglich Martin Sichert, Mandatar des deutschen Volkes. 

Sein Kamerad Alexander Wolf kritisierte die Einstufung des Massakers von Srebrenica als Genozid als »unklug«. Abenteuerlich, wie Wolf versucht, die serbischen Kriegsverbrechen kleinzureden. Fazit seiner Rede im Bundestag: Die Bosniaken sind selber schuld.

Die Opfer sind schuld

Eine unerträgliche Darstellung der Fakten. Geradezu obszön wird Wolf, wenn er über das Massaker von Srebrenica spricht. Immerhin hätten die serbischen Soldaten nur Männer ermordet, Mädchen und Frauen davongejagt. Diese wurden anderswo vergewaltigt, auch wieder von serbischen Soldaten.

All das ist belegt, die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dokumentierte ausführlich die serbischen Kriegsverbrechen in Bosnien. Massenvergewaltigungen, Massentötungen, »ethnische Säuberungen«, gezielte Zerstörung von Dörfern, Städten, Moscheen, Schulen und Bibliotheken. 

Wolf und seine Kameradschaft führen den Krieg in Bosnien auf die bosniakische Politik zurück. Sie hätten letztendlich den Krieg begonnen. Wie ähneln sich doch die AfD-Argumente. Die »Alternative für Deutschland« verteidigt — wie im Fall Bosnien die serbische Aggression — auch den russischen Krieg gegen die Ukraine. Die prorussische Propaganda der AfD ist sattsam bekannt.

NS-besoffen

Bekannt ist auch, was für Zeit-»Genossen« die AfD-Kamerad:innen sind. Beispiel: Der aus Leipzig stammende Wolf war einer der Gründer des Republikanischen Hochschulbundes, gehört der völkischen Burschenschaft Danubia an und war Gastautor der rechtsextremen Jungen Freiheit.

1994, nachzulesen auf Wikipedia, veröffentlichte Wolf eine Liedersammlung mit dem Titel Der Schlachtruf. Eine Sammlung von Wanderliedern, aber nicht nur: Zu finden war in diesem Buch auch das Lied der Hitlerjugend, Unsere Fahne flattert voran, Autor »Reichsjugendführer« Baldur von Schirach. Ein Wanderlied? »Wir marschieren für Hitler durch Nacht und durch Not mit der Fahne der Jugend für Freiheit und Brot.« Sie haben Osteuropa in Schutt und Asche gelegt.

Wolf und sein Gerede, in Srebrenica seien die Frauen ja verschickt worden, hat auch eine Vorgeschichte. Viele Deutsche verteidigten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges weiterhin ihre Wehrmacht, die Wehrmacht des Dritten Reiches. Denn: die Wehrmachts-Soldaten waren keine Kriegsverbrecher. Die Wehrmacht führte aber einen radikalen Vernichtungskrieg in Polen, in der Ukraine, in Belarus und in Russland. Das Hamburger Institut für Sozialforschung dokumentierte diesen entgrenzten Vernichtungskrieg mit zwei Wanderausstellungen.

Konservative und Rechtsradikale liefen gegen die Wehrmachtsausstellung Sturm. Damals schon mit dabei Götz Kubitschek, der rechtsradikale Verleger. Ihr Gegenargument war, es habe zweifelsohne »Übergriffe« der Wehrmacht wegen Stalins brutaler Kriegsführung gegeben, die Ausstellung verallgemeinere tatsächliche Verbrechen der Wehrmacht zum Pauschalvorwurf gegen alle ehemaligen Soldaten. Die Ausstellungsmacher wollten Millionen von Deutschen die Ehre absprechen, tönte es aus dem konservativen und rechten Lager. Die Ausstellung machte auf brutale Weise deutlich, dass die angeblichen »Übergriffe« an der Tagesordnung waren. 

Von Wolf zu Vučić

In diesem Sinne agierte Wolf im Bundestag, »unterstellte« der damaligen serbischen Führung — in Banja Luka wie auch in Belgrad — eine »saubere Kriegsführung«.

Und wie agierte die EU in den vergangenen 30 Jahren? Sie umschmeichelte Serbien, letzthin den Putin-Vertrauten Präsidenten Vučić, gegen den seit Monaten die »Zivilgesellschaft« protestiert. Die EU zeigte sich bis jetzt mit den Demonstranten nicht solidarisch. 

Vučić, so einer der Vorwürfe aus Bosnien, soll als Scharfschütze von den Bergen aus Menschen in Sarajewo beschossen haben. Das war dann wohl saubere Kriegsführung, ganz im Sinne des deutschen Volksvertreters Alexander Wolf.

Cëla enghe: Die AfD und ihre Netzwerke; GfbV und Bosnien; Die serbische Welt Srpski Svet; Serbien, EU-Kandidat oder Putins Vorposten?; Maximilian Krah, der hässliche Deutsche; Tibet adé; Die Linke und der serbische Krieg in Bosnien

 


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