Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) lehnt einen Rücktritt von Landesrat Laimer (SVP) ab, obwohl der ihn gar nicht angeboten hatte. Er begründet dies mit der Unschuldsvermutung. Nun werden dem Landesrat wie berichtet grobe Fehler, Übervorteilung und nicht zuletzt Falschaussagen (gegenüber dem Landtag) vorgeworfen, weshalb politische Konsequenzen dringend nötig wären. Ein Rücktritt oder eine Suspendierung würden es dem Regierungsmitglied gestatten, sich auf seine Verteidigung zu konzentrieren und überdies den politischen Schaden eindämmen. Falls ihm der Nachweis seiner Unschuld gelänge — was derzeit unwahrscheinlich scheint —, stünde einer Rückkehr in die Politik nichts im Wege.
Merkwürdig an der plötzlichen Leidenschaft für die Unschuldsvermutung ist aber, dass noch vor einigen Wochen alles sehr schnell gehen musste, als es darum ging, die Politik reinzuwaschen und etwas Tatkraft zu demonstrieren: Da haben Durnwalder und Laimer den gesamten SEL-Verwaltungsrat entlassen, einschließlich der Mitglieder, denen gar nichts vorgeworfen wurde. Es sei eine Frage der Glaubwürdigkeit, hieß es damals. Von Unschuldsvermutung war nicht die Rede.
Siehe auch 1›
2 replies on “Unschuldsvermutung. Unschuldsvermutung?”
bravo pervasion. es ist immer wieder ein vergnügen, wie du sprüche der mächtigen anhand ihrer eigenen worte entzauberst. gleichzeitig ist es mir ein rätsel, wie man die widersprüchlichkeit der aussagen nicht erkennen kann – mehr noch, sie sogar als “dogmen” hinstellt.
WAR IS PEACE
FREEDOM IS SLAVERY
IGNORANCE IS STRENGTH
ich darf hier ein bisschen eigenwerbung machen. in meiner diplomarbeit “words from above – the language of george w. bush” hab ich mich im epilog spaßeshalber und als auflockerung der sprachwissenschaftlichen öde, die eben diesem epilog vorausgeht, mit newspeak im bush’schen kontext befasst. die (nicht wissenschaftlichen) erkenntnisse sind jedoch – wie ich meine – sehr gut auf die allgemeine politische diktion dieser tage umzulegen. wen’s interessiert:
http://thehhk.bplaced.com/Words_from_Above/Words_from_Above.html
ab seite 146
George Orwell, 1984