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Vorgeschobenes Patientenwohl.

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Zu Jahresbeginn nahm die römische Kassation einen Rekurs der Hausärztegewerkschaft Fimmg an, mit dem diese forderte, das Recht des Landes Südtirol drastisch einzuschränken, eigene Kollektivverträge abzuschließen. Fortan soll es demzufolge nur noch möglich sein, Zusatzverträge zu beschließen, die die staatlichen ergänzen, ohne jedoch von ihnen abzuweichen.

Der außer Kraft gesetzte Südtiroler Kollektivvertrag sah vor, dass jede Hausärztin die Verantwortung für bis zu 2.000 Patientinnen übernehmen darf. Mit dem Entscheid des Kassationsgerichts wurde diese Beschränkung um ein Viertel auf 1.500 Bürgerinnen abgesenkt, was ein Hauptziel des Fimmg-Rekurses war — was die Gewerkschaft mit dem Patientinnenwohl begründete.

Was für ein Patientenwohl gemeint war, zeigt sich in der nunmehrigen Forderung Dr. Luigi Rubinos, seines Zeichens Fimmg-Vorsitzender: Zur Erfüllung der staatlichen Vorgaben laut Kassationsurteil bedürfe es mindestens 30 neuer Basisärztinnen. Und um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, regte er an, die Zweisprachigkeitspflicht außer Kraft zu setzen.

In einem mehrsprachigen Land wie unserem ist eine solche Forderung — gerade in der ärztlichen Grundversorgung — völlig unannehmbar. Dies mit dem Patientinnenwohl zu begründen ist, da die Qualität im Gesundheitsbereich wesentlich von der Kommunikation mit dem Patienten abhängt, nicht nur heuchlerisch, sondern geradezu fahrlässig. Umso mehr, als die Auslastung der Ärztinnen und die geographische Weitläufigkeit unseres alpinen Territoriums die freie Ärztinnenwahl erschweren.



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Comentârs

3 responses to “Vorgeschobenes Patientenwohl.”

  1. Manni avatar
    Manni

    Passt irgendwie auch zum Thema:
    Kleine Krankenhäuser sollen geschlossen werden. Laut stol.it sollen keine Südtiroler Krankenhäuser betroffen sein, “blitz quotidiano” weiß aber anderes zu berichten, nämlich daß die Spitäler von Sterzing u. Innichen geschlossen werden.
    Mag sein, daß alles nur heiße Luft ist und am Ende doch noch alles zurückgezogen wird, wie des Öfteren bereits geschehen. Aber selbst wenn das der Fall sein sollte – wenn man bedenkt, mit welcher Selbstverständlichkeit die “autonomiefreundliche” Regierung Renzi beschließt in unsere Kompetenz der Sanität einzugreifen, dann macht unsere “Vorzeigeautonomie” keine besonders gute Figur. Mario Monti läßt grüßen….

    Quelle:http://www.blitzquotidiano.it/salute/i-mini-ospedali-che-chiudono-lelenco-e-ticket-meno-caro-1867865/

  2. niwo avatar
    niwo

    Südtirols Ärztegewerkschaften zeigen nicht zum ersten Male ihre autonomiefeindliche Fratze. Stichwort Anaao.

  3. succus avatar
    succus

    Die oben genannte Gewerkschaft vertritt nur einen sehr kleinen Teil der Hausärzte, wahrscheinlich italienischsprachige Hausärzte im Raum Bozen und Meran. Ich glaube nicht, dass ihre Forderungen auf Resonanz stossen, sind aber bezeichnend, wie diese Leute ticken.
    Versuche, die Patientenzahl zu drücken, hat es schon mehrfach gegeben, scheiterte aber auch am Widerstand der Patienten, die es ablehnten, den Hausarzt zu wechseln. In Zukunft wird es wahrscheinlich bei den 1500 Patienten bleiben, wobei es auch schwer wird, genügend Ärzte zu finden. Die grössere Herausforderung wird es sein, die Leistungen auszuweiten. Im Vergleich zu Österreich, wo Ärzte vom EKG über Blutproben eine Vielzahl an Leistungen durchführen (müssen), gibt es hier Hausärzte, die bei einem Topgehalt, nicht mal einen Verbandswechsel machen und die Patienten ins Krankenhaus schicken. Die Bozner Ärzte leisten nicht mal einen Nacht- und Wochenenddienst, hier wird bereits heute auf provinzfremdes Personal zurückgegriffen, mit zum Teil schlechten Sprachkenntnissen.

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