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Kaiser von Kärnten.

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Seit 1989 war Kärnten — mit einer achtjährigen Unterbrechung — von rechtspopulistischen Parteien (FPÖ, BZÖ, FPK) regiert worden, seit 1999 sogar durchgehend. Blaue und Orange, die angetreten waren, aus dem südlichsten Bundesland eine »entfilzte« Vorzeigeregion zu machen, haben den Karren schlussendlich wirtschaftlich, politisch und moralisch an die Wand gefahren. Am meisten musste jedoch die slowenische Minderheit unter den Landeshauptleuten Haider und Dörfler leiden. Ihre Politik war ein Frontalangriff auf die Mehrsprachigkeit des Landes, der im Kampf gegen zweinamige Ortstafeln seine medienwirksamste Phase erlebte.

Nun soll sich alles ändern: Seit gestern hat Kärnten mit Peter Kaiser einen sozialdemokratischen Landeshauptmann, der eine breite Koalition aus SPÖ, ÖVP und Grünen anführt. Seine Regierung erhielt gestern die Zustimmung von 30 der 36 Landtagsabgeordneten und bekennt sich ausdrücklich zur Mehrsprachigkeit des Landes. Erstmals sprach gestern mit Peter Kaiser, der noch vom Bundespräsidenten angelobt werden muss, ein Landeshauptmann bei der Antrittsrede auch einige Worte auf Slowenisch. Bleibt zu hoffen, dass diese neue, erfrischende Symbolik in konkrete Maßnahmen zur Förderung der slowenischen Sprache und Kultur mündet.

Siehe auch: 01 02



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Comentârs

19 responses to “Kaiser von Kärnten.”

  1. bzler avatar
    bzler

    endlich! und wir können Kärnten wieder lieb haben…

  2. Alberto.stenico avatar
    Alberto.stenico

    Bel risultato, nuove speranze per le regioni plurietniche. Considerazioni:
    1) Kaiser viene lodato per aver detto alcune parole in sloveno (noi in Sudtirolo non andiamo,poi così male…);
    2) l’Spö ha formato una coalizione con Övp e verdi ed ha ottenuto il voto di 30 consiglieri su 36. Un bell’esempio per i partiti italiani….;

  3. otto avatar
    otto

    Für mich ist interessant, dass Kärnten de facto zur politischen Konstellation VOR HAIDER zurückgekehrt ist. Es war ja ansich immer ein rotes Land. Nur hat es eben 25 Jahre gedauert und es hat den Tod des blauen Rattenfängers von Hameln gebraucht. Und das ist das erschreckende: offensichtlich ist auch in einer vernetzten und informationsüberfüllten Welt immer noch die Figur des LEADER MAXIMO ein wichtiges politisches Element! Wir erleben es gerade mit Benito Grillo. Auch er schart seine Getreuen um sich und lässt ihnen keine persönliche Aktionsfreiheit, nur ER zählt. Insofern liegen jene Stimmen, die Benito Grillo als gefährlichsten Mann Europas bezeichnen, doch nicht so falsch. Das Gleiche haben wir ja mit Berlusconi erlebt: erst sein physisches Ende wird Italien von seinem Spuk befreien, Aufklärung hin oder her!

  4. Wolfgang avatar
    Wolfgang

    Es überrascht mich immer wieder, wie sich Vertreter aus allen Gesellschaftsbereichen, vom Landeshauptmann bis zum Schriftsteller, plötzlich deutlich vernehmbar zu Wort melden, u.a. Unterschriftenlisten kursieren (siehe Link unten), wenn es darum geht, den politischen Umgang mit den Kärntner Slowenen zu kritisieren. Nicht, dass ich die Kritik generell ablehne, aber es wird leider dabei ausgeblendet, dass der Vergleich Südtirol und Kärnten aus historischer Sicht, aufgrund der Ausgangslage, weitgehend unpassend ist.
    Die meisten dieser Personen sind aber von der Bildfläche verschwunden, wenn es darum geht, in Südtirol Missstände zu verurteilen, die mindestens ebenso zu kritisieren sind wie die Situation in Kärnten. Diese schizophrene Haltung ist teilweise bei den Grünen besonders ausgeprägt, offenbart sich aber auch in ihrem ganzen Widersprüchlichkeit, wenn der LH im Ausland “seine Vorzeigeautonomie” lobpreist, während zuhause gerade wieder an ihrem Fundament gesägt wird.

    In diesem Zusammenhang verweise ich auf den BBD-Artikel von 2011 (und auch auf den Kommentar von pérvasion) der mit seiner spezifischen Sicht die Relationen etwas zurechtrückt.

    Volksgruppengesetz: Offener Brief.

    1. pérvasion avatar

      Nicht, dass ich die Kritik generell ablehne, aber es wird leider dabei ausgeblendet, dass der Vergleich Südtirol und Kärnten aus historischer Sicht, aufgrund der Ausgangslage, weitgehend unpassend ist.

      Es reicht, den Rückgang der slowenischen Minderheit in Kärnten zu beachten, um zum unzweifelhaften Schluss zu gelangen, dass da etwas schief läuft. Ganz egal, welches die historische Ausgangslage war.

      1. Rosanna avatar
        Rosanna

        Es reicht, den Rückgang der slowenischen Minderheit in Kärnten zu beachten, um zum unzweifelhaften Schluss zu gelangen, dass da etwas schief läuft.

        Tut mir leid, pérvasion, aber man darf nicht außer Acht lassen, dass die Kärnter Slowenen mehrheitlich für die Zugehörigkeit zu Österreich gestimmt haben. Viele Kärntner Slowenen hatten tatsächlich den Wunsch “ganz normale Österreicher” zu werden, die slowenische Identität war für sie eher eine familiäre Angelegenheit. Man kann das natürlich bedauern.
        Auch wenn man die kritische Haltung an der Kärnter Poliitk teilt, der Kern meiner Aussage ist ohnehin ein anderer: Kärnten wird gern als großer minderheitenpolitischer Sündenfall gesehen, die Situation in Südtirol hingegen auf seltsame Weise verklärt.

      2. pérvasion avatar

        Dass die Slowenen für die Zugehörigkeit zu Österreich gestimmt haben, rechtfertigt nicht ihre Assimilierung. Jede Minderheit ist selbstverständlich frei, sich selbst aufzugeben: Doch die Forderungen der Slowenenverbände und die Reaktionen von deutschnationaler Seite lassen nicht auf eine generalisierte Selbstaufgabe schließen.

      3. Rosanna avatar
        Rosanna

        Dass die Slowenen für die Zugehörigkeit zu Österreich gestimmt haben, rechtfertigt nicht ihre Assimilierung.

        Diesem Argument ist losgelöst vom betreffenden historischen Zusammenhang eigentlich nichts entgegenzusetzen. Sollte aber eines Tages die BBD-Vision Wirklichkeit werden und eine postethnische, bilinguale Gesellschaft entstehen, dann hätten wir auch eine Form der Assimilierung als Ergebnis.

      4. niwo avatar
        niwo

        man darf nicht außer Acht lassen, dass die Kärnter Slowenen mehrheitlich für die Zugehörigkeit zu Österreich gestimmt haben.

        Die Siebenbürger Sachsen haben sich nach dem ersten Weltkrieg auch zugunsten Rumäniens und gegen Ungarn ausgesprochen. Dies rechtfertigt keineswegs die zentralistisch/nationalistische Politik Rumäniens, die sich auch gegen die Siebenbürger Sachsen richtete.
        Vielmehr muss man sich in Kärnten und in den meisten anderen Nationalstaaten (Italien. Frankreich, Rumänien usw.) die Frage stellen, ob überhaupt der Wille vorhanden ist Minderheiten mit geeigneten Mitteln wirksam zu schützen und zu fördern.

      5. Rosanna avatar
        Rosanna

        Dies rechtfertigt keineswegs die zentralistisch/nationalistische Politik Rumäniens, die sich auch gegen die Siebenbürger Sachsen richtete.

        Natürlich, aber ich bin nicht der geeignete Ansprechpartner, ich rechtfertige keine nationalistische, zentralistische Politik. Jedoch frage ich mich schon, ob man als Südtiroler besorgt nach Kärnten schauen – und dabei gleichzeitig schweigen sollte, wenn man die Präsenz faschistischer Relikte und die flächendeckende künstliche Italianisierung der Ortsnamen sowie die Unberechenbarkeit der Politk des nationalen Interesses bedenkt.

      6. pérvasion avatar

        Deine Kritik ist völlig deplaziert, da BBD in Südtirol genausowenig wegschaut, wie in Kärnten.

      7. Rosanna avatar
        Rosanna

        Deine Kritik ist völlig deplaziert, da BBD in Südtirol genausowenig wegschaut, wie in Kärnten.

        Ich meinte auch nicht mal in zweiter Linie BBD.

      8. Rosanna avatar
        Rosanna

        Klarstellung: Dass BBD sich kritisch mit der Situation in Südtirol auseinandersetzt, ist mir völlig bewusst.

  5. Richard avatar
    Richard

    Kärnten mit Südtirol kann nur jemand vergleichen, der nie in seinem Leben die östliche Grenze von Südtirol überschritten hat, und die Verhältnisse in Kärnten nur aus den bekannten links-liberalen Zeitungen kennen.
    Während alle Sozialdemokratischen Regierungen nach dem 1.WK eine Lösung des Ortstafelproblems versagt blieb, konnte die böse FPK den Gordischen Knoten durchtrennen.
    Peinlich für alle linken Gutmenschen.
    PS:
    “Wer die Welt verbessern will, kann gleich bei sich selbst anfangen.”
    (Pearl Buck)

    1. pérvasion avatar

      Bruno Kreisky (SPÖ) hatte 1972 die Aufstellung von 205 zweinamigen Ortstafeln beschlossen. Das sind mehr, als jetzt nach vier Jahrzehnten tatsächlich aufgestellt wurden! Gescheitert ist die Umsetzung damals am skandalösen und rechtsstaatlich inakzeptablen Ortstafelsturm, der unter tatkräftiger Mitwirkung von Altnazis durchgeführt wurde und von einigen Historikern nicht zufällig als Pogrom bezeichnet wird.

      1. Richard avatar
        Richard

        ja ja, die bösen Altnazis…
        selbst mit der absoluten Mehrheit in Kärnten wussten die Sozialdemokraten nichts anzufangen.
        Allerdings: Wenn es die Altnazis nicht gegeben hätte … dann natürlich schon…

      2. Rosanna avatar
        Rosanna

        Verzeihung, wenn ich mich einmische, ich mag die Worte “linke Gutmenschen” nicht, will also nur bedingt Partei ergreifen. Aber “Pogrom” ist schon ein starkes Wort, das man ganz vorsichtig einsetzen sollte. Die Slowenen in Kärnten sind seit Jahrhunderten eine Minderheit in Kärnten, also Österreichs. Es gibt sie nach wie vor wie auch die Kroaten in Burgenland, Südtirol wäre aber ohne Intervention von außen und ohne massiven Widerstand von innen heute mehr Alto Adige als irgend etwas anderes.

      3. Richard avatar
        Richard

        Zu dumm, dass Buschkowsky und Sarrazin der SPD angehören, sonst hätte man sie problemlos den menschenverachtenden Alt- oder Neonazis von der […..] unterjubeln können

  6. Richard avatar
    Richard

    Deine Kritik ist völlig deplaziert, da BBD in Südtirol genausowenig wegschaut, wie in Kärnten.

    Waren Sie schon einmal in Unterkärnten, ehemals Südkärnten?
    Die Slowenen ihrerseits haben das Problem mit der deutschen Minderheit bekanntlich etwas anders gelöst. Acht Jahre nach dem ersten WK wurden die letzten Deutschen (Altösterreicher) aus Slowenien und Kroatien vertrieben. Die Allerletzten konnten sich 1948 über die Karawanken in Sicherheit bringen. Das soll keine entschuldigung für versäumtes sein, aber ein klein wenig zum nachdenken sollte es schon anregen. Revanchismus ist keine Erfindung der Deutschen, was wir mittlerweile alle wissen sollten!

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