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»Vernichtet die Ukraine!«

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Timofei Sergeitsev ruft als Gastautor von Ria Novosti zur Tötung der widerstandsleistenden UkrainerInnen auf.

Autor Sergeitsev spricht in seinem Gastbeitrag für die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Novosti der Ukraine die staatliche Existenz ab. Laut dem Tagespiegel zählt Sergeitsev zur liberal-konservativen »Bürgerplattform« des Oligarchen Michail Prochorow.

Sergeitsev interpretiert die Putin-Parole »Entnazifizierung« als ein Programm zur Vernichtung der Ukraine. Er fordert die russischen Soldaten auf, zehntausende Menschen zu töten, die ihr Land verteidigen. Präsident Putin begründet seinen Eroberungskrieg mit dem Hinweis auf die angebliche »Naziregierung« in der Ukraine, die die russischsprachigen Menschen unterdrücke.

In seinem Kommentar wird Sergeitsev zu einem Lautsprecher seiner Regierung. Er formuliert aus, wie die »Entnazifizierung« umgesetzt werden soll. Der Tagesspiegel hält der LeserInnenschaft den russischen Artikel nicht vor (auch in englischer Übersetzung). Ungeniert schreibt Sergeitsev nieder, »was mit der Ukraine passieren muss«.

Sergeitsev ist überzeugt, dass die nationalsozialistische Politik die große Mehrheit des ukrainischen Volkes beherrscht. Für ihn ist die Annahme grundlegend falsch, dass das Volk gut ist, die Regierung aber schlecht. Volk und Regierung sind schlecht, schlussfolgert der angeblich liberal-konservative Sergeitsev.

Ein erheblicher Teil der Bevölkerung sei schuldig, schreibt der Gastkommentator, weil die Massen passive Nazis, Komplizen sind. Eine Mehrheit wählte immerhin diese Naziregierung, heißt es im Gastbeitrag: »Die gerechte Bestrafung dieses Teils der Bevölkerung ist nur möglich, wenn man die unvermeidlichen Härten eines gerechten Krieges gegen das Nazisystem erträgt, der so vorsichtig und umsichtig wie möglich gegenüber der Zivilbevölkerung geführt wird,« philosophiert der Kriegsbefürworter Sergeitsev.

Die zerbombten Dörfer und Städte sind der Beleg für diese »vorsichtige und umsichtige« Kriegsführung, wie auch die Vergewaltigungen und die Ermordung von Zivilisten. Folgt man der Logik des Kommentators, sind die Kriegsverbrechen die reale Bestrafung der ukrainischen Nazibevölkerung.

Der Krieg soll ergänzt werden, um die Entnazifizierung umzusetzen, wirbt Sergeitsev für eine ideologische Umerziehung der Bevölkerung. Die nationalsozialistische Gesinnung wird unterdrückt, auch mit Zensur, nicht nur in der Politik, sondern auch in der Kultur und im Bildungswesen.

Sergeitsev weiß auch, wer die von Putin gewünschte Entnazifizierung umsetzt: Die siegreiche russische Armee, die das Land absolut kontrolliert. Ein zu entnazifizierendes Land kann nicht souverän sein, so die Botschaft von Sergeitsev: »Der Name „Ukraine“ kann offensichtlich nicht als Titel eines vollständig entnazifizierten Staatsgebildes in einem vom Naziregime befreiten Gebiet beibehalten werden.«

Offensichtlich setzt die russische Armee dieses Programm in Zusammenarbeit mit tschetschenischen Killern und den russischen Neonazis von der Privat-Armee Gruppe Wagner um.

BBC-Reporter Francis Scarr bezeichnet die Rhetorik des Gastbeitrags von Sergeitsev auf Ria Novosti als »entsetzlich«. CNN-Reporter Neil Hauer spricht von einer »vollumfänglichen Genozid-Rhetorik«. Hauer vergleicht das Massaker von Butscha mit den Massakern in  Grosny im Tschetschenienkrieg. Der Unterschied zu Tschetschenien: Die russische Armee tötet Zivilisten, schreibt Hauer, die »ihre Verwandten sein könnten«.

Hunderttausende klickten den Aufruf von Sergeitsev zu massenhaften Kriegsverbrechen auf Ria Novosti an.

Wenige Tage nach Beginn der russischen Invasion veröffentlichte Ria Novosti bereits einen Artikel über den russischen Sieg. Der angestrebte russische »Blitzkrieg« samt Sieg findet nicht statt. Dafür rächen sich die Invasionstruppen, indem sie das Land in Schutt und Asche legen.

In Deutschland dürfen Putin-Fans und russische Kriegsbegeisterte den Ukraine-Krieg feiern. Männer »greifen« an den Bahnhöfen ukrainische Mädchen und Frauen auf, verschleppen sie, vergewaltigen sie. Ob sie an deutsche Bordelle verkauft werden? Liberales Deutschland? Nie wieder?

Ja, es ist zum Schämen, um einen russischen Diplomaten zu zitieren.

Nachdenkliches statt blanken Zynismus: zwei russische Wortmeldungen auf Dekoder über das russische Massaker in Butscha und über den Putinismus.


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