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Schon im Prozess gewonnen.
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Arnaldo Otegi, historisches ETA-Mitglied, maßgeblich für die Friedensstrategie der Untergrundorganisation verantwortlich, Anführer der unabhängigkeitsbefürwortenden Linken im Baskenland und voraussichtlicher Kandidat als nächster Lehendakari (baskischer Präsident) in seinem ersten Interview mit einem spanienweit ausgestrahlten TV-Kanal (La Sexta; Salvados vom 17. April 2016) nach seiner jüngsten Haftentlassung:

Wenn man es [das Unabhängigkeitsreferendum, Anm.] verliert, arbeitet man weiter, um es irgendwann zu gewinnen — nichts weiter. Wir, die wir glauben, dass man die Gesellschaft aus einem anderen Blickwinkel heraus aufbauen kann, verlieren nie, wenn wir den gesamten Prozess durchlaufen, der darin besteht: Ich habe einen Vorschlag, ich konfrontiere die Menschen damit, ich diskutiere ihn mit jenen, die nicht damit einverstanden sind und am Ende bestimmen die Leute. Dann habe ich schon gewonnen — weil die Leute entscheiden. Wenn dieses Land abstimmt und entscheidet, Teil des spanischen Staates bleiben zu wollen, habe ich schon gewonnen… denn wir sind [dann] Teil des spanischen Staates, weil es unsere Leute so beschlossen haben. Ich werde mit meiner subjektiven Option verloren haben, die »ich ziehe es vor, dass wir einen unabhängigen Staat gründen« lautet… doch ich habe schon im Prozess gewonnen, und das ist, was einige nicht verstehen wollen. Mir würde es gefallen, dass jemand im spanischen Staat dieselben Überlegungen anstellt.

(Si se pierde se sigue trabajando para ganarla alguna vez, y ya. Es que los que creemos que la sociedad se puede construir desde otro punto de vista nunca perdemos, si hacemos todo el proceso que consiste en: Yo tengo una propuesta, la contrasto con la gente, la debato con los que no està¡n de acuerdo, y al final es la gente la que decide… yo ya he ganado. Porque quien decide es la gente. Si este paà­s vota y decide que quiere seguir formando parte del estado español, yo ya he ganado… porque nosotros estamos siendo en el estado español porque asi lo ha decidido nuestra gente. Yo habré perdido mi opción partidaria que es «oye, yo prefiero que seamos un estado independiente»… pero yo ya he ganado en el proceso, y es lo que algunos no acaban de entender. Entonces me gustarà­a que alguien en el estado español hiciera la misma reflexión.)

Ich glaube, es ist notwendig, im Ausmaß unserer Möglichkeiten einen ähnlichen Unabhängigkeitsprozess wie in Katalonien zu starten, und ich glaube, dass wir das auch umsetzen müssen.

(Creo que tenemos la necesidad de lanzar un proceso independentista similar al català¡n, en la medida de las nuestras posibilidades, y creo que tenemos que hacerlo.)

Ich bin dazu bereit, demokratisch alles zu verlieren. Das Problem ist, dass der spanische Staat nicht aufhört, diese Vorschläge zu bekämpfen, weil er zum Beispiel Abstimmungen verhindert. Das Argument ist also nicht »du kannst eine Abstimmung präsentieren und du kannst verlieren« — klar, das wäre ja noch schöner, und es passiert nichts [Schlimmes], das akzeptiert man in einer Demokratie. Das Problem ist, wenn du diese demokratische Übung vollziehen willst und sie dir sagen: »Nein! Du darfst das nicht machen! Wir akzeptieren es nicht! Wir lassen es nicht zu! Wir tolerieren es nicht! Wir werden es verbieten! Und außerdem: Vorsicht… denn ich werde die ganze Macht des Rechtsstaats einsetzen, damit du es nicht umsetzen kannst.« Mein Freund, damit stärkt man die Argumente derer, die sagen: »Siehst du, man kann es nicht [ohne Gewalt erreichen]!«

(Yo estoy dispuesto a perder democraticamente todo. El problema es que el estado español no deja contrastar estas propuestas con la gente, porqué impide por ejemplo las consultas. Entonces el argumento no es «tu puedes presentarte a una consulta y puedes perder» – efectivamente, faltarà­a mà¡s, y no pasa nada, eso se acepta en democracia. El problema es cuando tu quieres hacer este ejercicio democratico y te dicen «no! no lo puedes hacer! no lo aceptamos! no lo consentimos! no lo toleramos! lo vamos a prohibir! y ademà¡s: cuidadà­n… porqué voy a aplicar toda la fuerza del estado de derecho para que no lo puedas hacer.» Ah, amigo, es que entonces eso refuerza el argumento de quien dice «ves, no se puede [conseguir sin violencia]»!)

Letzteres ist nicht als Drohung zu verstehen, da Otegi auch im Rahmen des hier auszugsweise zitierten Interviews mehrmals betont hat, dass das Ende der Gewalthandlungen der ETA nicht reversibel ist und nicht vom Verhalten des spanischen Staates abhängt.

Für eine (nicht eingetretene) vorzeitige Haftentlassung Otegis hatten sich Persönlichkeiten wie der ehemalige Präsident Uruguays, José Mujica, die Friedensnobelpreisträger Mairead Maguire, Adolfo Pérez Esquivel und Desmond Tutu, Noam Chomsky, die afroamerikanische Aktivistin Angela Davis, der ehemalige Generalstaatsanwalt der USA, William Ramsey Clark sowie Mitglieder von ERC, SNP, CUP, Die Linke und viele mehr eingesetzt.

Transkription und Übersetzung:



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