I.
Feldhockey ist eine der verbreitetsten Sportarten in Katalonien, 16 von 18 Spielern der spanischen Olympiamannschaft stammen aus der Region. Bei manchen internationalen Bewerben tritt Katalonien bereits mit einem eigenen Team an, bei den Spielen in London war das jedoch nicht möglich. Nun hat einer der Spieler, Alex Fabregas, öffentlich mitgeteilt, dass er zwar gerne mit der (spanischen) Mannschaft spiele, jedoch nicht »für Spanien«, sondern nur »für mich selbst, meine Teamkollegen und die Zuschauer«. Er fühle sich als Katalane, habe jedoch »keine Wahl« gehabt. Auf seine Aussagen folgte über die sozialen Netzwerke postwendend die Aufforderung, ihn aus der Mannschaft auszuschließen, es kam sogar zu Morddrohungen. Die spanische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Fremdenfeindlichkeit.
II.
Der Vater der Fußballstürmerin Eugénie De Sommer schwang während des Spiels zwischen Frankreich und den USA die Flagge der Bretagne. Umgehend wurde er von der Sicherheit aufgefordert, die Flagge wieder einzupacken; bei den olympischen Spielen seien ausschließlich die Flaggen der teilnehmenden Nationen gestattet. Man wollte ihn sogar des Stadions verweisen. Erst nach einer längeren Diskussion durfte er das Spiel seiner Tochter zu Ende sehen — ohne Flagge.
III.
Vor dem Fußballstadion von Glasgow, wo olympische Fußballbewerbe ausgetragen werden, weht ganzjährig die schottische Flagge. Im Juni befahlen die Organisatoren, sie abzunehmen und durch eine britische zu ersetzen. Erst die Proteste der Bevölkerung und eine sehr erfolgreiche Onlinepetition führten schlussendlich dazu, dass auch die schottische Flagge »im Namen der olympischen Werte, der internationalen Kameradschaft und des Respekts« hängen bleiben durfte.
Dem vielbeschworenen olympischen Geist zum Trotz hat es die kulturelle Vielfalt unseres Kontinents auch im 21. Jahrhundert schwer, gegen die verordnete Nationalstaatlichkeit zu bestehen. Die Tendenz zu Unterdrückung und Kriminalisierung ist so stark wie eh und je.
8 replies on “Olympia abseits der Nationen.”
… solange es Menschen gibt, die ihre Herkunftsregion verleugnen um IHRER Nation zu huldigen, wird unser Europa wohl weiterhin mit den Egoismen dieser Nationen beschäftigt sein! – Das Verhalten von Frau Gnecchi fällt logischerweise in diese Kategorie – und sie fühlt sich ihren Wahlgängern offensichtlich verpflichtet “Staat zu machen”!?
http://www.corriere.it/sport/olimpiadi-2016-rio/notizie/olimpiadi-rio-2016-francisca-quella-bandiera-dell-ue-primato-che-nessuno-battera-mai-b2623a1c-5f66-11e6-bfed-33aa6b5e1635.shtml
Bezeichnent, dass es sich dabei nicht um eine_n Südtiroler_in handelt…
Mal sehen, ob es wenigstens jemand aufgreift.
Wobei natürlich schon zu sagen ist, dass Südtiroler AthletInnen wohl zu besonderer nationalstaatlicher Loyalität »verpflichtet« und meist nicht gerade mutig sind.
Die ALDE hat einen gesponserten Facebook post geschaltet, auch mit einem Link zu dieser großartigen Website http://www.medaltracker.eu/
Aber wenn die EU als Ganzes antreten würde, wogegen ich nichts hätte, wären das wahrscheinlich weniger AthletInnen, als die Summe aller heutigen Teams aus der EU… oder?
Denke auch, aber es gewinnen ja die besten Athleten, von dem her müsste der Großteil der Gewinner immer noch dabei sein. Und wir sind ja bislang fast doppelt so stark wie die USA, da sollte es sich schon ausgehen
Eine genauere Analyse:
http://bruegel.org/wp-content/uploads/imported/articles/EU_Olympic_team____Is_there_strength_in_numbers___German_.pdf