Autorinnen und Gastbeiträge →

Täglich 6 Millionen pfutsch.

Autor:a

ai

»Es geht um viel Geld, um sehr viel Geld«, oder »Die Volksseele kocht«. So tönte Rai Südtirol in den Abendnachrichten vom 26.02.2014 bzw. im heutigen Morgentelefon. Das Vokabular des A. Adige möchten wir hier besser nicht wiedergeben, es bewegt sich teilweise zwischen Kanaldeckel und dem was darunter entsorgt wird. Auf subtile und weniger subtile Art und Weise will man dort wohl suggerieren, dass zwischen Südtirols politischer Klasse und den gravierenden institutionellen Problemen des Zentralstaates und seiner politischen Klasse kein Unterschied mehr bestünde.

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema. Bei den soeben reformierten Politikerpensionen geht es tatsächlich um viel Geld, aber nicht um so viel Geld, dass Südtirols Zukunft auf dem Spiel steht. Diese wird auf einer ganz anderen Ebene in Frage gestellt, aber darüber verlieren Südtirols Mainstream-Medien keine Worte, obwohl die Daten spätestens seit der »porta a porta« Sendung mit Südtirols LH bekannt sind.

Seit 2003 ist Südtirol Nettozahler, das heißt das Land Südtirol bezahlt, abzüglich aller öffentlichen Ausgaben, einschließlich der Leistungen des Zentralstaates, mehr Geld an Italien, als hier ausgegeben wird. Im Jahre 2011 belief sich diese Summe auf 1,4 Milliarden Euro, heuer dürfte sie sogar auf über 1,5 Milliarden Euro steigen. Dieses Geld wird vom Zentralstaat eingestrichen, ohne jegliche Gegenleistung und nur geringen Möglichkeiten der Mitsprache über die Verwendung dieser Summen. hat sich immer für Solidarität ausgesprochen. Aber auch Solidarität muss demokratisch legitimiert sein und die Verwendung der hierfür eingesetzten Mittel muss einem nachvollziehbaren Zweck dienen. Derzeit verschwindet das von Südtirols BürgerInnen erwirtschaftete Geld sprichwörtlich in einem Schwarzen Loch.

Damit nicht genug: Die Staatsverschuldung des Zentralstaates wächst munter weiter. 2012 gab es 50 Milliarden Euro und 2013 gar 80 Milliarden Euro Neuverschuldung. Dies sind im Schnitt 65 Milliarden Euro. Auf Südtirol herabgebrochen ist dies eine Neuverschuldung von ca. 600 Millionen Euro jährlich.

Im Klartext: Pro Jahr verschlechtert sich die volkswirtschaftliche Lage Südtirols um ca. 2,1 Milliarden Euro. Das sind gute 11% des in Südtirol erwirtschafteten BIP. All das was bis Mitte Februar erwirtschaftet wird ist sprichwörtlich verloren, oder anders ausgedrückt, täglich kostet Südtirol die Zugehörigkeit zu Italien knappe 6 Millionen Euro, 240.000 Euro stündlich oder jeden Bürger Südtirols (vom Kleinkind bis zum Greis) 4.200 Euro jährlich.

Diese dramatische Situation zehrt mittelfristig unsere Substanz auf. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Entweder über die schnellstmögliche Umsetzung einer vollständigen Steuer- und Finanzhoheit, die das Schicksal Südtirols von der des zentralstaatlichen Haushaltes und der Staatsverschuldung vollständig abkoppelt, oder den Weg in die Unabhängigkeit.

Unter diesen Rahmenbedingungen wäre unser Land in 10 bis 20 Jahren völlig schuldenfrei, was beinahe traumhafte Perspektiven und Gestaltungsspielräume eröffnen würde.

LandespolitikerInnen, die glaubwürdig an der Umsetzung dieser Ziele arbeiten, sollen auch angemessene Bezüge erhalten — freilich, Leibrenten, nach römischem Vorbild, soll es zu Recht keine mehr geben, hierfür muss selbst vorgesorgt werden.



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

37 responses to “Täglich 6 Millionen pfutsch.”

  1. succus avatar
    succus

    Stimme dir voll zu. Interessant ist für mich der Umstand, dass es jetzt (zu Recht) einen Riesenaufschrei gibt. Ich habe dafür nur eine Erklärung. Die Summen, die die Politiker erhalten, sind begreifbar und können einer einzelnen Person zugeordnet werden. Das Jonglieren mit Milliarden entzieht sich für einen großen Teil der Bevölkerung jeder Nachvollziehbarket.
    Was auch gesagt werden muss, die Politikerpensionen folgten einer Logik, die das römische Parlament vorgegeben hat, hier haben wir wieder einmal die schlechten italienischen Angewohnheiten verinnerlicht. Wenn jetzt Summen ausbezahlt werden, die effektiv eine Ersparnis zum bisherigen System bringen, aber in ihrer ganzen Höhe von einem Normalbürger nicht mehr nachvollzogen werden können, dann ist es auch für mich der Beweis, dass die Krise längst angekommen ist. Die Bürger spüren täglich, wie das Geld weniger wird, endlich ist mal hier eine gewisse Sensibilisierung gegenüber der Verschwendung feststellbar.
    Der zweite Aspekt ist, wie du schreibst, noch viel bedeutender. Was mit der Staatsverschuldung abläuft, gefährdet akut unsere Zukunft, vor allem die Zukunft unserer Kinder. Ähnlich wie bei den Politikerpensionen versagen hier aber Politik und Medien, die so tun, als ob in kurzer Zeit die Krise vorbei wäre. Nichts ist vorbei, die Verschuldung ist ausser Kontrolle, bezahlen werden sie aber unsere Kinder und Nachfahren. Dieser Aspekt wird uns alle noch einmal sehr leid tun.

    1. Obervinschger avatar
      Obervinschger

      Succus : Stimme zu.
      Ich denke Herr Niederhofer, sie haben hier relevant, das aufgezeigt was wirklich die Quintessenz in Süd-Tirol wäre. Sie haben mir hier eine Perspektive aus einem anderen, gar nicht zu unterschätzenden Blickwinkel für Süd-Tirol aufgezeigt.
      Ich präferiere den Weg in die Unabhängigkeit!

  2. ola avatar
    ola

    Winzige Ergänzung, um über unseren Tellerrand hinauszuschauen: unserer ‚‚Steuerbilanz’’ nach kann man den gesamten Text locker – und sogar zutreffender wirkend – auf Lombardei, Venetien und Emilia-Romagna übertragen. http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=18126
    Ob dort den Bürgern genauso wie hierzulande der Kragen dadurch plätzt?

    1. niwo avatar
      niwo

      Das müssen die Bürger dort entscheiden, ob ihnen der Kragen platzt oder nicht. Bisher haben sie zumindest niemanden gewählt, der ernsthaft eine Föderalisierung Italiens vorantreibt.
      Und einen kleinen, aber feinen Unterschied gibt es schon zwischen den aufgelisteten Regionen und Südtirol. Südtirol hatte nie die Möglichkeit über die Zugehörigkeit zu diesem Staat abzustimmen.

      1. ola avatar
        ola

        Bei dem Wahlargument darf man natürlich Deiner Meinung nur zustimmen, obwohl schon einzelne (nicht flächendeckende) Bürgerbewegungen langsam im ganzen Staatsgebiet entstehen, die nach einer Art Föderalisierung streben, siehe z.B.: http://goo.gl/sWdT4R
        Bei der Frage der Abstimmung bin ich mir nicht ganz sicher: ich bin da natürlich kein Historiker, aber ich wage es zu bezweifeln, dass im Zuge der italienischen Vereinigung unter den Piemontesen alle angeschlossenen Völker nach ihrer Meinung dazu befragt wurden. Wohlgemerkt, meine Meinung war nur als Verallgemeinungsversuch der schon ausführlich argumentierten Schlußfolgerung im Artikel gemeint und nicht als Ablenkung vom Artikel selbst!

      2. m.gruber avatar
        m.gruber

        Randbemerkung:
        In diesem Sinne hat Südtirol auch nie jemanden gewählt, der die Föderalisierung Italiens vorantreibt und die anderen Regionen hatten auch nie die Möglichkeit über die Staatszugehörigkeit abzustimmen.

      3. pérvasion avatar

        Stimmt nicht — es ist zwar umstritten, wie fair damals die Abstimmungsbedingungen waren, es haben aber Abstimmungen stattgefunden.

      4. m.gruber avatar
        m.gruber

        @pervasion:
        Danke für die Geschichtsnachhilfe. Das meine ich so, wie ich es sage.

        Die von dir angesprochenen Plebisziten waren aber keine Abstimmung über die Staatszugehörigkeit, darauf bezieht sich aber niwo. Italien in seiner politischen Urform gibt’s ja erst seit 1861. Italien als Republik erst seit 1946.

        Weiters waren damals, gemäß dem Wahlrecht des sardischen (!) Königreichs nur Bürger wahlberechtigt, die einen entsprechend hohen Anteil an Steuern zahlen Wahlberechtigt. Von etwa 22 Millionen Einwohnern waren das knappe 400.000.

        Ich halte es aufgrunddessen weiterhin für abwegig zu behaupten, andere Regionen hätten die Möglichkeit gehabt über die Staatszugehörigkeit abzustimmen. Das stimmt einfach nicht.

      5. hunter avatar
        hunter

        ich denke, die geschichtliche diskussion ist völlig irrelevant. wenn heute ein territorium über seine zukunft befinden möchte, dann sollte das möglich sein. egal ob man sich vor 150 für eine zugehörigkeit zu italien ausgesprochen hat oder nicht (die möglichkeit dazu hatte).

      6. Senoner avatar
        Senoner

        Von etwa 22 Millionen Einwohnern waren das knappe 400.000.

        Vor 1860 hatte das Regno di Sardegna noch keine 22 Mio. Einwohner. Auch sehe ich über 5 Mio. Wahlberechtigte (und die Daten auf Wikipedia sind unvollständig). Woher also deine Zahlen kommen, verstehe ich nicht. Kraut und Rüben?

      7. m.gruber avatar
        m.gruber

        Es war ja nicht nur das Regno di Sardegna. Nach und nach haben sich andere Königreiche angeschlossen. Die Bevölkerungszahl ist deshalb nur eine Momentaufnahme, die aufgrund der ständigen Grenzverschiebungen nach 1860 stark variiert.

  3. Steffl avatar
    Steffl

    Ich habe hier schon voreilig auf dieses Thema geantwortet:

    Option — und Selbstbestimmung.

    Möchte noch gerne was hinzufügen. Dass das ganze Land Südtirol mittlerweile finanziell büßen muss, dass es zu Italien gehört steht außer Frage. Das bezeugen nicht nur die Zahlen die hier Herr Niederhofer aufwirft, sondern auch die Situation in den Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen, öffentlichen Ämtern usw. Weiters steigt die Jugend- und Gesamtarbeitslosigkeit wegen der Zugehörigkeit zu Italien exponentiell an, auch wenn der Trend fast in ganz Europa spürbar ist.
    Das Grundproblem bei Südtirol ist, wie niwo treffend schreibt, dass die Symptome Südtirols, nie aber die Wurzel des Problems (Abstimmung über die Zugehörigkeit) behandelt wurde. Mittlerweile sind wir hier schon so weit “assimiliert”, dass im Internet auf deutscher wie auf italienischer Seite besonders jene Prügel einstecken müssen, die sich für die Loslösung von diesem Staat einsetzen und jetzt rund eine Million an Pension bekommen. Hauptargument ist immer wieder, dass man sonst gerne Los von Rom schreit, jetzt aber “italienisches” Geld nehmen würde. Und in der Tat wird der Zentralstaat Italien auch durch Hilfe der Medien wie “Dolomiten” usw. weiter gestärkt, weil nun eben Vespa und co. zusätzliche Argumente von uns selbst (unseren intelligenten Volksvertretern) geliefert bekommen, die Autonomie weiter zu beschießen. Und seien wir ehrlich. Die SVP hat die Autonomie mittlerweile auf das finanzielle reduziert, allerdings “kassiert” die Opposition jetzt auch und ist laut Ottonormalbürger im selben Boot. Und klar ist auch, Italien steht jetzt sogar als “Wohltäter” da, dem die SVP in Zukunft sicher noch “dankbarer” sein muss wie jetzt schon. Anders als in Ländern wie der Ukraine werden Sezessionisten hierzulande heute nicht mit Waffengewalt bekämpft, man bezahlt sie auch noch fürstlich und nimmt ihnen somit wie jetzt zu sehen ist die Argumente. Gleich wie beim “Frosch” interessiert man sich in Südtirol viel mehr über solche Nebenschauplätze als für das Kernproblem. Wie ich schon im anderen Beitrag schrieb. Cui Bono?

  4. proEuregio avatar
    proEuregio

    … traurig, wenn unsere Politiker und Mandatare sich wohl auf die eigene und persönliche “Sicherung” verstehen, den römischen Sog offensichtlich nicht wahrnehmen (wollen)!
    Eine vernünftige, halbwegs kalkulierbare Zukunft wird für unsere Jugend wohl nur dann möglich sein, wenn sie als “Südsterne-Südtirolerinnen im Ausland” eine Existenz aufbauen!

    1. Steve avatar
      Steve

      Eine vernünftige, halbwegs kalkulierbare Zukunft wird für unsere Jugend wohl nur dann möglich sein, wenn sie als ”Südsterne-Südtirolerinnen im Ausland” eine Existenz aufbauen!

      Du wirst lachen (obwohl es eigentlich zum Weinen ist), aber ich bereite mich bereits mental darauf vor, dass ich meinen heute fünfjährigen Sohn einmal zu diesem Schritt ermutigen werde…

  5. Knickerbocker avatar
    Knickerbocker

    …täglich kostet Südtirol die Zugehörigkeit zu Italien knappe 6 Millionen Euro…

    Eine gewaltige Summe, die kein Südtiroler jemals sieht. Bis jetzt konnte er es höchstens erahnen. Die SVP- Politiker versuchen diese Summe zu verheimlichen, oder wenn das nicht mehr möglich ist, zu ihren Gunsten irgendwie zu erklären und zu verharmlosen.

    Täglich kostet jenem Südtiroler, egal ob Kleinkind oder Kreis, Italien ca. 12 Euro.
    Ohne den geringsten Gegenwert überweist somit eine fünfköpfige Familie jeden Tag 60€ nach Rom.
    Alles halb so tragisch, denn diese fünfköpfige Familie weiß nichts davon!
    Manchmal ist Unwissenheit wirklich ein Segen!

    Was wäre, wenn ein ital. Beamter täglich bei dieser fünfköpfigen Familie vorbeikommen würde, und an Ort und Stelle bar auf die Hand 60€ verlangen würde?
    Das kann jeder für sich selbst beantworten, indem er sich als Bettler verkleidet und beim Nachbar um einige Euros bettelt…Einmal kann es sogar gelingen, vielleicht 2 Euros zu erbetteln. Aber ein zweites Mal….hahahaha…
    Gotts sei Dank, kommt niemand täglich vorbei und verlangt 60€ …

  6. Wolfi avatar
    Wolfi

    Also heisst das, dass jeder Normalverdiener im Jahr ca.3 Monate für Nix und wieder Nix bugglt, nur wegen der Zugehörigkeit zu Italien? Na Donkschian sog i do lei mehr …

    1. Knickerbocker avatar
      Knickerbocker

      Der Durchschnittsverdienst in Ö beträgt 2.718€ Brutto oder ca. 1.770 Netto
      Umgerechnet auf Südtirol würde das bedeuten, dass jeder arbeitende (!) Tiroler ca. eine Stunde täglich für Wien arbeiten würde. Wenn das in Tirol bekannt werden würde, gebe es eine Revolution! Den Südtirolern ist es anscheinend wurscht wenn sie für Rom arbeiten …

  7. Waldgänger avatar
    Waldgänger

    Bei alldem medial inszenierten Aufschrei um die Pensionen sollte man wohl nicht vergessen, dass es bestimmte Interessensgruppen gibt, die davon profitieren:
    – Die “neue Generation” in der SVP-Führung (Kompatscher, Achammer,…) die sich von den “Alten” geschickt distanzieren können.
    – Rom, wo inzwischen unbemerkt neue Einschnitte in unsere finanzielle Überlebensfähigkeit, aber auch in unsere demokratischen Grundrechte erfolgen werden.
    – LR Tommasini, über dessen Millionengrab “Kulturregion Triveneto” nun niemand mehr redet.
    – Alle Kräfte, welche gegen die Unabhängigkeit arbeiten, indem vor allem Persönlichkeiten wie Eva Klotz angegriffen werden.

    Zu letzterer ist zu sagen, dass sie einer der bescheidensten und genügsamsten Menschen ist, die ich kenne. Da fließen die allerallermeisten Mittel in die Arbeit für die Selbstbestimmung. Eine wie sie wird auch nie “in Pension” gehen, sondern immer weiterkämpfen – und finanzieren.
    Zum Glück!

    1. Steffl avatar
      Steffl

      meine rede, die meisten bürger südtirols regen sich immer über nebenschauplätze (auf die sie allerdings gekonnt “hingelockt” werden, denken wir nur an m.ebner, was man da alles aufzählen könnte, aber aus dieser ecke wird ja auf andere gezeigt!) auf, die südtirol nicht nachhaltig ändern können. die zwar im moment für jeden normalen angestellten eine schweinerei sind, aber auch wiederum nur den umstand geschuldet sind, dass wir in italien sind. die punkte die waldgänger aufzählt, werden in erfüllung gehen, hoffen wir, dass es noch eine umkehr gibt und die wahrheit dahinter einmal mehr ans tageslicht kommt.

  8. Senoner avatar
    Senoner

    12 Euro pro Kopf und Tag nach Rom?!?
    Das kann nicht stimmen, denn dann müsste ein Familienvater mit 2 Kindern (12*4*365) 17.520 Euro pro Jahr nach Rom schicken – soviel “verdient” ja kaum jemand (nach Abzug aller Spesen).

    1. m.gruber avatar
      m.gruber

      Auch im Artikel finden sich einige Ungereimtgeiten bzw. Logikfehler, die die Zahlen unglaubwürdig erscheinen lassen.

      Wolfgang Niederhofer tut so als würden die 1,4 bzw. 1,5 Milliarden im Nichts verschwinden. Diese Annahme ist deshalb Falsch, weil Geld nicht einfach verschwindet, es wechselt nur den Besitzer. Weiters unterschlägt er, dass diese Summe Teil des BIP ist. Die Neuverschuldung ihrerseits wird aber gerade aus dem BIP eines Landes berechnet. Meist wird sie in Prozent und im Verhältnis zum BIP angegeben.

      Dann macht er den Fehler, diese Neuverschuldung (600 Mio €) mit den 1,5 Milliarden zu addieren und kommt so auf die Summe von 600 Mio + 1,5 Mill. = 2,1 Milliarden. Die 1,5 Milliarden sind aber bereits Teil des BIP und damit auch Teil der Neuverschuldung.

      Niederhofer rechnet also die 1,5 Milliarden doppelt. Einmal als Überschuss, den das Land Südtirol an den Staat weiterleitet und einmal in Form der Neuverschuldung, die ja aus dem BIP errechnet wird.

      Die Zahlen im Artikel sind deshalb falsch. Ich finde, eine Korrektur wäre angebracht.

      1. pérvasion avatar

        Ich will nicht an Wolfgangs statt antworten, aber erklär mir bitte, wo der Fehler liegt. Am BIP gemessen wird nicht die absolute, sondern die relative Verschuldung — und letztere ist hier ja nicht wirklich relevant. Dass die Gelder nicht verschwinden, wenn sie nach Rom überwiesen werden, leuchtet mir ein, aber aus Südtiroler Sicht sind sie weg. Mag sein dass sie jemand anderem nützen, was ja wenigstens zu hoffen wäre, doch so sicher wäre ich mir da nicht: Während das Land seine Hausaufgaben macht, geht in Rom eine muntere »Ausgabenpolitik« weiter, wie auch die SWZ kürzlich schrieb.
        Die (absolute) Staatsverschuldung steigt weiter an — um jährlich 65 Mrd., wie Wolfgang sagt. Nun, irgendwann wird man die möglicherweise zurückzahlen müssen, wenn es nicht zu einem allgemeinen Kollaps oder zu einem Schuldenschnitt kommt. Der auf Südtirol entfallende Anteil an den 65 Mrd. beträgt rd. 600 Millionen, zudem werden 1,4 Mrd. nach Rom geschickt, die diese 600 Mio. nicht abgelten. Beides ist aus Südtiroler Sicht futsch. Oder nicht?

      2. niwo avatar
        niwo

        im Nichts verschwinden. Diese Annahme ist deshalb Falsch, weil Geld nicht einfach verschwindet, es wechselt nur den Besitzer.

        Wenn dir jemand die Brieftasche klaut, dann verschwindet das Geld auch nicht einfach, es wechselt den Besitzer, aber du hast hierfür keine Gegenleistung. Deine Aussage ist formal richtig, aber irrelevant. Und dieser Blog möchte sich mit der Relevanz der Dinge beschäftigen, nicht mit formalistischen iTüpfteleien.

        Die 1,5 Milliarden sind aber bereits Teil des BIP und damit auch Teil der Neuverschuldung.

        Die 1,5 Milliarden sind Teil des Südtiroler BIP, das steht so auch im Artikel. Ob die 1,5 Milliarden Teil der italienischen Neuverschuldung sind ist irrelevant. Irgendwann wird Südtirol über den zu schulternden Anteil an der Staatsverschuldung verhandeln müssen. Heutige Nettoüberschüsse werden in den morgigen Verhandlungen aber nicht zu unseren Gunsten gegengerechnet werden können. Außer Südtirol wird von ganz cleveren Verhandlungsführern vertreten.
        In diesem Sinne ist die Addition im Artikel korrekt, da sich um diese Größen die volkswirtschaftliche Situation Südtirols verschlechtert.
        Heute Geld weg (1,5 Milliarden), morgen trotzdem einen Teil (600 Millionen) eines Schuldenstandes übernehmen müssen, für den ich nicht verantwortlich bin.
        Das einzige was wir nicht wissen ist, wie diese hypothetischen Verhandlungen ausgehen. Aber da ist es besser konservativ zu rechen. Also kein Denkfehler, sondern ein Gedankengang von jemandem der sich über die Zukunft unseres Landes Sorgen macht und nicht Beistriche und i-Punkte interpretieren geht.

      3. Steve avatar
        Steve

        Der auf Südtirol entfallende Anteil an den 65 Mrd. beträgt rd. 600 Millionen, zudem werden 1,4 Mrd. nach Rom geschickt, die diese 600 Mio. nicht abgelten. Beides ist aus Südtiroler Sicht futsch. Oder nicht?

        Ich glaube, das ist teilweise eine Milchmädchenrechnung. Bei den 600 Mio. gehe ich davon aus, dass diese niemals zurückbezahlt werden (wie auch von kaum einem anderen Staat auf der Welt, Schuld ist das nicht umlaufgesicherte Zinsgeldsystem, aber das ist eine andere Geschichte…) und somit nicht schlagend werden. Höchstens indirekt über die Altersvorsorge, wenn diese aus Staatsanleihen besteht und diese dann weniger bis nichts mehr wert sind.
        Von den 1,4 Mrd. werden staatliche Dienste bezahlt, die Südtirol als eigenständiger Staat selbst bezahlen müsste (Militär, Staatsbahnen, Botschaften, diverse Mitgliedschaften bei UNO, NATO,…).
        Fraglich ist auch, ob beispielsweise der Tourismus durch die Zugehörigkeit zu Italien auf der anderen Seite auch profitiert. Dieses Effekt wäre wohl schwer zu beziffern.
        Aber summa summarum würde Südtirol alleine wohl besser dastehen, wenn auch nicht in dem hier genannten Ausmaß.

      4. niwo avatar
        niwo

        “Von den 1,4 Mrd. werden staatliche Dienste bezahlt, die Südtirol als eigenständiger Staat selbst bezahlen müsste (Militär, Staatsbahnen, Botschaften, diverse Mitgliedschaften bei UNO, NATO,…).”
        Diese Ausgaben sind von den 1,5 Milliarden schon abgezogen. Und als eigenständiges Land brauchst du nicht in allen Ländern eine Botschaft. Da schließt du mit Nachbarländern Vertretungsabkommen. Viele Kleinstaaten (z.B.) Island haben gar keine eigene Armee – natürlich ist ein Anteil für ein wie auch immer austariertes europäisches Sicherheitssystem zu bezahlen.

        “Fraglich ist auch, ob beispielsweise der Tourismus durch die Zugehörigkeit zu Italien auf der anderen Seite auch profitiert. Dieses Effekt wäre wohl schwer zu beziffern.”

        Stichwort Tourismus: Ein kleines Land hat schon mal über die Geografie einen erhöhten Marketingwert, da man überall weltweit als eigenes Land aufscheint. Siehe Luxemburg. Wäre Luxemburg ein Teil Belgiens, Frankreichs oder Deutschlands, viel weniger Leute würden mit dem Namen Luxemburg etwas anfangen können.
        Weiteres Beispiel: Unsere SportlerInnen könnten Südtirol nach außen vertreten. Ein Marketingwert, der durchaus mit einem zweistelligen Millionenwert jährlich zu beziffern wäre.
        Über die Färöerinseln (50.000 EinwohnerInnen), die eine eigene Fußball(national)mannschaft haben wird immer seitenweise berichtet, und eigene Filmberichte bereitgestellt, wenn sie in den Qualifikationspielen gegen große Teams, wie Deutschland, England, Frankreich, Italien, Spanien usw. spielen. Als bezahlte Werbung beinahe unbezahlbar.

      5. m.gruber avatar
        m.gruber

        Egal, ob man die Neuverschuldung relativ, oder absolut betrachtet. Südtirols 1,5 Milliarden sind in beiden Fällen schon mit eingerechnet.

        Niederhofer betrachtet sie absolut. Das hab ich übersehen.

        […] aber aus Südtiroler Sicht sind sie weg.

        Wenn sie weg wären, dürfte sie Niederhofer auch nicht für die Berechnungen verwenden (!).

        Er macht das aber:
        Das Geld ist beim Staat und Niederhofer rechnet die Neuverschuldung vom Staat ausgehend auf Südtirol herab. Die Summe wird bei der Addition (600 Mio. + 1,5 Milliarden = 2,1 Milliarden ) durch die Hintertür doppelt verwendet und das obwohl behauptet wird, das Geld wäre im Nirvana.

    2. Steve avatar
      Steve

      Das kann nicht stimmen, denn dann müsste ein Familienvater mit 2 Kindern (12*4*365) 17.520 Euro pro Jahr nach Rom schicken – soviel ”verdient” ja kaum jemand

      Dann schau einmal auf deinen Lohnstreifen, vergleiche Brutto mit Netto und du wirst erkennen, wieviel du VOR STEUERN verdienst.

    3. Tussl avatar
      Tussl

      Es gibt auch Personen, wo 2 Leute arbeiten, dann gibts noch Singles, dann gibts noch viel Verdiener, und dann gibts noch die Wirtschaft…..

  9. Tussl avatar
    Tussl

    Schöne Zahlenspielerei:
    Wegen der Zugehörigkeiten zu Italien verlieren wir pro Kopf ca. 4100€ /Jahr.

    Würden wir monatlich also 340 € sparen, das Geld in einen sicheren Fond mit 2% 65 Jahre anlegen dann hätte man eine Renteneinzahlung von 540.000
    http://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php

    Dann könnten wir eine Zusatzrente von monatlich fast 2.000 € ohne eine Finger zu krümmen ausbezahlen für 30 Jahre (2% gerechnet)
    http://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php

    Und von den Personen die vor 95 Jahren sterben sind die Gelder nicht dazugerechnet, könnte ja die Verwaltungskosten decken….

    Dann hätte Jeder Mensch in Südtirol eine solch hohe Pension und nicht nur 70 Politiker

  10. Steffl avatar
    Steffl

    Man kann hier über Geld streiten oder nicht. Ich denke die Grundsatzfrage ist eine andere. Wenn ich mir die ganzen Hass-Kommentare auf Südtirol-News oder Stol.it anschaue, die gegen die Selbstbestimmung gerichtet sind, dann wird mir Angst und Bange. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass sowohl eher Linksgerichtete (Claus Gatterer: “Schöne Welt, böse Leut”) als auch Rechte (Neubauer von der FPÖ: “Glückliche Sklaven”) uns Südtiroler ziemlich gut beschreiben.
    Das mag für den einen oder anderen jetzt vielleicht ein wenig extrem klingen, aber wenn ich in Österreich leben würde (also direkt österr. Staatsbürger wäre) oder unterhalb von Salurn, ich möchte uns Südtiroler nicht einmal nachgeworfen haben. Es sollte ein für allemal eine Abstimmung über die Zugehörigkeit gemacht werden, wenn sich die Mehrheit für einen Verbleib bei Italien ausspricht, soll die dynamische Autonomie (also finanzielle Zugeständnisse auf gut deutsch gesagt, weil anderes gibt es bei der SVP nicht) aufhören und es soll mit der Sonderbehandlung aufgehört werden. Denn ich möchte wissen, weshalb es hier bei uns Steuererleichterungen geben soll und in Venetien zum Beispiel nicht(was hat das mit der historischen Situation zu tun?).
    Wenn sich die Mehrheit für die Unabhängigkeit ausspricht, kann endlich ernsthaft über zukünftige Modelle diskutiert werden. Aber bitte liebe Millionen-Politiker, schaut zu dass diese Sache endlich geklärt wird, weil die Gossensprache in den Foren lässt keinen anderen Schluss zu, als seien die Südtiroler geschichtslose Genossen, die nicht einmal wissen weshalb die Autonomie da ist und woher sie kommen. Dieses Zwitterdasein und Abkassierertum kann man wirklich nicht mehr ertragen, und es hat die Südtiroler zu neidischen, undankbaren und geschichtslosen Zeitgenossen gemacht (und die meisten Politiker leider auch, besonders in der Regierungspartei), die weder in Österreich noch in Italien gern gesehen sind.

    1. Knickerbocker avatar
      Knickerbocker

      …. ich möchte uns Südtiroler nicht einmal nachgeworfen haben….

      Das ist jetzt wirklich stark übertrieben, aber es ist schon richtig, dass sich die Sympathiewerte für Südtirol in einem historischen Tief befinden.
      Schlechter waren sie nur in den 80/90er Jahren, als man sich in ST die bösen Österreicher-Witze erzählten (lieber Landstreicher als Österreicher)

      1. jober avatar

        … (lieber Landstreicher als Österreicher) …

        Der ist gut, den kannte ich gar nicht! ;-)

  11. Waldgänger avatar
    Waldgänger

    Mich erschreckt vor allem, wie sich der Hass auf deutschsprachige Oppositionspolitiker entlädt, die sich seit vielen Jahren anspucken, verleumden, bespitzeln und lächerlich machen lassen müssen, weil sie sich für die Unabhängigkeit einsetzen, während die unzähligen SVP Hinterbänkler und rechten Italienervertreter relativ ungeschoren davon kommen.

  12. Steffl avatar
    Steffl

    Eines möchte ich noch nachreichen. Ich denke was das Geld anbelangt, sollten wir etwas vorsichtig sein. Denn zumindest vor 2003 und seit 1972, haben wir für den öffentlichen Bereich und den sog. Protzbauten überdurchschnittlich viel bekommen. Natürlich mussten unsere Vorfahren zuerst “bluten”, denn Italien beutete uns und vor allem unsere Stromversorgung extrem aus. Aber ich wiederhole meine Provokation und sage nochmal dasselbe wie ein gewisser Herr Vespa. Wieso bekommen wir 9/10 unserer Steuern zurück und haben gegenüber anderen Regionen Italiens wie dem Veneto Standortvorteile? Das kann nie und nimmer HISTORISCH gerechtfertigt werden. Fakt ist, dass Südtirol eigentlich Tirol (Schloss Tirol bei Meran) und somit Österreich ist und wir nur deshalb die Autonomie haben. Was hat das ganze überschüssige Geld und z.B. die Politikerpensionen aber damit zu tun? Wir werden noch stauen, was uns die SVP alles verpatzt hat, siehe jetzt, wie sie jetzt wieder alle aus ihren Löchern hervorgekrochen kommen, siehe Vespa neulich wieder. Und unsere Politiker geben diesem Staat tagtäglich mehr Argumente, die Autonomie komplett abzuschaffen. Auf was warten unsere Millionen-Politiker also noch, stimmen wir endlich über die Selbstbestimmung ab anstatt immer nur zu reden und neues Geld und Kompetenzen von Rom zu fordern.

    http://www.tageszeitung.it/2014/03/01/vespas-comeback/

  13. fabivS avatar
    fabivS

    Essendo all’estero, la grande discussione sulle pensioni dei politici, io la vivo solo da facebook. Comunque voglio dire una cosa. A me non me ne frega nulla.
    Il Sudtirolo è una regione in cui fino a poco fa si rinnovava la Feuerwehrhalle o la Kulturhaus quasi a turno tra paesi vicini. Nel giro di una quindicina d’anni ci si è ridotti a spulciare tra le pensioni dei politici e ci si è abituati all’idea che emigrare faccia parte del corso normale delle cose per chi non ha genitori facoltosi ed influenti.
    E allora una cosa la voglio dire: c’è un sacco di gente che prende gettoni di presenza per non aver combinato un cavolo. Dai più improbabili partiti della prima repubblica trapiantati in Sudtirolo, agli imbucati SVP, che altro non facevano se non limitarsi a dare sempre la fiducia alla giunta, fino agli oppositori più intransigenti. E’ un sistema che va adeguato, perchè non rispecchia i tempi.
    Tutto quel che volete. Ma a me francamente non frega granchè.
    Poi ho sentito molti sciocchi commenti contro la signora Klotz, perchè prenderà  un’ottima pensione. Beh, si da il caso che sia in politica da una trentina d’anni (prima che io nascessi) e dunque se fosse stata dirigente così a lungo di qualche importante azienda, avrebbe comunque preso una pensione molto alta.
    A me di tutta questa propaganda non me ne frega nulla. Anzi, se la incontrassi mentre son a casa, la inviterei anche a cena, pur essendo uno studente che fa la spesa solo da Lidl; perchè di sicuro ha fatto ciò per cui gli elettori l’hanno votata. E non c’è da discutere. L’unica cosa che mi rammarica è che non sia riuscita nel suo principale intento!

  14. Steffl avatar
    Steffl

    @fabivS
    Condividuo. Nel frattempo sono molto piú deluso dei vari commentari nei forum se non del fatto che i pensioni dei politici siano così alto.
    Mittlerweile ist es wirklich so, die Kommentare der Südtiroler stoßen mich viel mehr ab als die Ungerechtigkeit der hohen Pensionen. Dieser “Skandal” könnte Südtirol einiges Kosten, sei es bei der Perspektive auf Unabhängigkeit sei es bei seinem Image. So wie es z.Z. aussieht, wird die SVP (sic!) viel mehr geschont als die Opposition, die für die Unabhängigkeit ist. Wer steckt hinter diesem Aufbauschen wirklich?

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL