2010 wurde Guido Bocher überraschend zum Bürgermeister von Toblach gewählt. Er ist der erste italienischsprachige Bürgermeister in einer mehrheitlich deutschsprachigen Gemeinde Südtirols. Nun gewann Bocher noch überraschender die offenen SVP-Vorwahlen, obwohl er gar nicht für die SVP kandidiert, ja sogar seinen Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur ankündigte. Eine skurrile Episode. Eine Watsche für die Volkspartei. Ein Triumph für Bocher.
Diese Wahlergebnisse sind jedoch nicht nur ein Sieg Bochers, sondern ein Sieg des “demos” über das “ethnos”. Erstmals in Südtirol wurde die Identität von “Ethnie” und Wahlverhalten gebrochen – in der “Peripherie”, der vermeintlichen Provinz wohlgemerkt. Dabei passierte einfach demokratische Normalität: Bürgerinnen und Bürger wählten ihren Bürgermeister. Dennoch war die Wahl eine demokratische Sternstunde, die die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft dazu bewog, Bocher (zusammen mit dem Toblacher “demos”) 2011 zur politischen Persönlichkeit des Jahres zu küren.
Die neuerliche SVP-Schmach bei den Vorwahlen war freilich ein Fressen für die Südtiroler Medien, wenngleich stol.it die Nachricht bislang ignorierte. Allen voran die Tageszeitung bewies dabei jedoch, dass sie überhaupt nichts verstanden hat bzw. dass sie unfähig ist, sich von einem ethnozentrierten Denken zu lösen. Ausgerechnet das Südtiroler Symbol für das “demos”, der Toblacher Bürgermeister, wird anlässlich des Vorwahlsieges in einen ethnischen Kontext – Tricolore inklusive – hineingezerrt und vorgeführt wie ein bunter Hund. Es ist hoffnungslos.
6 replies on “Ethnos vs. Demos.”
großstädtisches Kontrastprogramm zu Bocher
http://www.salto.bz/article/11032015/das-fi-wunschkonzert-fur-den-bozner-burgermeister
Ja, die Capitale ist einfach ein paar Jahrzehnte weiter als die sogenannte Periferia.
Attenzione però che non stiamo parlando di tutta la “periferia” (uso il termine ironicamente), ma di un solo, limitatissimo esempio. Ripetibile? A mio avviso molto difficilmente. Un Bocher non fa (ancora) primavera. Purtroppo.
Also ungefähr das, was ich damals nach Bochers Wahl geschrieben hatte:
Wobei ich ehrlich gesagt nicht davon ausgegangen wäre, dass er die gesamte Amtsperiode überlebt.
Sono d’accordo con te. Una curiosità . Per il Corriere dell’Alto Adige ho commentato questo “nuovo” exploit di Bocher in un pezzo che uscirà sabato. Mi ricordavo di aver già scritto di lui per l’appunto cinque anni fa, ma non sono andato a rileggere il pezzo perché temevo troppo di ridire in sostanza le solite cose. E infatti è proprio così: più o meno ci si trova sempre a ripetere le solite cose (ma intanto sono passati – direi abbastanza inutilmente – altri cinque anni). Faccio notare solo che la nota apparentemente ottimistica che usavo in quel pezzo (e che uso di nuovo in quello che uscirà sabato) non corrisponde al mio vero sentire (vero sentire che infatti è più in linea con quello che dici tu), ma è – diciamo così – funzionale a un ottimismo della volontà necessario per controbilanciare l’abitudine al lamento che ci prenderebbe se osservassimo le cose solo per quello che sono, e non cercando di farle assomigliare a quello che vorremmo che fossero.
Voglia di normalità
Una bolla fa sperare