Hoppala! Ende letzten Jahres hieß es noch, Südtirol würde Trentiner Müll in Zukunft »freiwillig« importieren und nicht etwa aufgrund des zentralstaatlichen Dekrets, das uns dazu zwingt. Genauso wie der Sohn, der, vom Vater dazu aufgefordert, sofort ins Bett zu gehen, schnippisch antwortet, sowieso früher schlafen gehen zu wollen — um sich selbst eine gewisse »Unabhängigkeit« vorzutäuschen.
Der Bozner Vizebürgermeister Christoph Baur (SVP) bezeichnet nun jedoch die Entscheidung, bald Abfälle der Nachbarn nach Südtirol zu holen, laut Dolomiten-Zeitung, als »eine der Absurditäten, mit denen wir leben müssen«.
Die Bestimmung, dass Müllöfen ausgelastet sein müssen, geht nämlich auf ein Staatsgesetz zurück. Seither muss sich das Land und vor allem auch die Gemeinde mit der Frage beschäftigen, wie man zusätzlichen Müll aufbringen kann, um den Müllofen auszulasten.
— Dolomiten, 6. Juli 2016
[Baur] jedenfalls befürchtet, dass es — sollte die Gemeinde nicht aktiv werden — eine Intervention von Seiten des Staates geben werde. “Und darauf haben wir dann keinen Einfluss mehr”, warnt Baur.
— Dolomiten, 6. Juli 2016
Heilige Vorzeigeautonomie!
5 replies on “Müll: Baur befürchtet »Intervention des Staates«.”
So langsam – nein, eigentlich schon lange – frage ich mich, ob man einem (Mehrheits)Politiker überhaupt noch ein einziges Wort glauben kann. Es wird immer von Transparenz gesprochen. Hinten herum wird jedoch jede Entscheidung, jeder Schritt einfach “passend” gemacht, um das Volk bei Laune zu halten. Und dann wundert sich die Kaste über die herrschende Politikmüdigkeit und darüber, dass das Volk sich immer öfter erdreistet, “falsch” zu wählen bzw. abzustimmen.
Der Verbrennungsofen ist meiner Meinung nach eine technische Frage und nicht eine politische Frage von Autonomie, Zentralstaat oder ähnlichem.
Entscheidend ist die Frage zu beantworten mit wieviel Last der Ofen betrieben werden muss, um ökonomisch zu arbeiten?
Wieviel Zentralheizungen werden durch den Verbrennungsofen ersetzt?
Ich glaube, einmal etwas von ca. 80% gelesen zu haben.
Was ich mich eher frage bzgl. der Überdimensionierung: mit welchem Müllaufkommen aus Südtirol ist in den kommenden Jahren zu rechnen? Wenn das Aufkommen in 20 Jahren so groß ist, dass der Ofen dann ökonomisch arbeiten kann, hat man doch alles richtig gemacht (weil man ja sogar noch eine Reserve für die Zukunft hat…und auf 50 Jahre sollte so eine Anlage doch mindestens ausgelegt sein!?). Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn es in 10 Jahren hieße “Tja, Kapazität reicht nicht mehr, Neubau muss her!”. Dann hieße es wieder, was für Stümper am Werk gewesen sein müssen, um nicht zu erkennen, dass die Müllmenge in Zukunft zunehmen könnte.
Und in der Zwischenzeit muss halt Müll importiert werden, bis genügend “eigener” Müll da ist…
Zur Betonung: ich erhebe nicht den Anspruch auf Richtigkeit meiner Ausführungen, diese stellen lediglich meine Gedanken zu dem Thema dar.
Es geht in dem Beitrag aber nicht darum, ob es sinnvoll ist, Abfälle zu importieren. Es geht um die x-te Autonomielüge, die da lautet, wir könnten selbst entscheiden, ob wir Abfälle importieren wollen oder nicht. Können wir offenbar nicht und sind auch in diesem Bereich von (guten oder schlechten) Entscheidungen aus Rom abhängig.
Interessant, dass sich derzeit sowohl Umbrien, als auch Latium weigern, Müll aus Rom zu »importieren« (obwohl Rom ja unzweifelhaft zur Region Latium gehört). In der italienischen Hauptstadt herrschen bald Zustände wie dazumal in Neapel, Zeitungsberichten zufolge wird überlegt, die Abfälle nach Deutschland und Österreich zu bringen.