Auch Leifers will am Karsthöhlen-Revisionismus teilhaben, der am 10. Februar, dem sogenannten Tag der Erinnerung, seinen jährlichen Höhepunkt erreicht. Daher wird in der Stadt heute Abend um 19.30 Uhr feierlich ein neues, öffentlich finanziertes Denkmal für die »Märtyrer« der Karsthöhlen enthüllt. Mit dabei wird auch der Präsident der Vertriebenenvereinigung für Julien und Dalmatien sein — der ehemalige Bozner Bürgermeisterkandidat von CasaPound Giovanni Benussi.
Interessant ist, dass die Opfer der Karsthöhlen als Märtyrerinnen bezeichnet werden. Das ist kein Leiferer Spezifikum. Laut Duden sind Märtyrerinnen Menschen, die entweder für den christlichen Glauben oder für eine Überzeugung Verfolgungen auf sich nehmen. Da es ersteres nicht sein kann, muss zweiteres gemeint sein, und da bleibt relativ wenig Interpretationsspielraum: Es wird offiziell — wenngleich nicht offen — anerkannt, dass hier Menschen geehrt werden, die für ihre faschistischen und nationalsozialistischen Überzeugungen verfolgt wurden.
One reply on “Leifers und die Märtyrerinnen.
Karsthöhlen”
Dass die Vertreibungen sowohl in Osteuropa, aber auch in Jugoslawien die Folge der eigenen vorherigen ungeheuren Verbrechen gegenüber den anderen waren, wird im politischen Italien bewusst ausgeblendet. Mehr noch. Man stilisiert sich stattdessen weiterhin als Opfer.
Weiterhin kein Bedauern für die tatsächlichen Opfer durch das nationalfaschistische Italien (1922-1945) von den Alpen bis Afrika. Dabei wäre doch dies die eigentliche Herausforderung und der Auftrag einer sich selbst ehrlich machenden Erinnerungskultur gegen das Vergessen. Wer z.B. in der breiten Öffentlichkeit Italiens, Südtirols erinnert sich, dass nicht nur das nationalfaschistische, sondern auch das demokratische Italien noch, den Ethnozid, die Politik der Vertreibung der deutschen Minderheit aus dem Kanaltal durch Hiltler und Mussolini, anders als in Südtirol, einfach fortgeführt hat?
Wo sind denn da die Gedenktage, die Gedenkstätten in Rom, Berlin, Bozen?